Der Allerhöchste oder El-Elyon

Aus Bibelwissen
Version vom 16. Juni 2016, 18:27 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge) (e) Erben der göttlichen Natur)

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nach dem gleichnamigen Buch von Andrew Jukes
erschienen erstmals in England 1888

in Bearbeitung

Die Namen Gottes

1. Die Namen Gottes - Einleitung
2. Gott oder Elohim
3. Herr oder Jehova
4. Der allmächtige Gott oder El-Schadai
5. Der Allerhöchste oder El-Elyon
6. Herr oder Adonai
7. Der ewige Gott oder El-Olam
8. Herr der Heerscharen oder Jehova Zebaoth
9. Vater, Sohn und Heiliger Geist
10. Teilhaft der göttlichen Natur
11. Die Namen Gottes - Nachtrag

5. Der Allerhöchste oder El-Elyon

Wir sahen, wie die Seite Gottes, welche in dem Namen El-Schadai, der Allmächtige geoffenbart wurde, wo weit es die Auserwählten betrifft, den scheinbaren Widerspruch aufhebt, der durch die ersten beiden Namen mit ihren verschiedenen Darstellungen hervorgerufen wird. Der Name des Allerhöchsten, den wir jetzt betrachten, wirft weiteres Licht auf den Namen, indem er Gott in Beziehung zu jenen offenbart, die nicht zu Abrahams Nachkommen gehören, die aber ebenso ein Priestertum besitzen, dessen Ordnung älter und größer ist, als das der Auserwählten und dabei doch nicht im Widerspruch zu diesem steht.

I. Die Offenbarung des Namens

Der Name Allerhöchster wird in Verbindung mit Melchisedek offenbart, der zu Abrams Zeit König in Salem war. Es heißt von ihm: Er war Priester Gottes des Höchsten, und durch ihn wurde auch Abram mit diesem Namen Gottes bekannt gemacht. Denn erst n a c h der Begegnung mit Melchisedeck spricht Abram: Ich hebe meine Hände auf zu dem Herrn, dem höchsten Gott, der Himmel und Erde besitzt (1Mo 14:22). Aus diesem Grund muss Abrams Kenntnis dieses Namens aus seiner Begegnung mit Mechisedek und der besonderen Art seines Priestertums des Allerhöchsten herstammen.

Dass etwas sehr Tiefes und Eigenartiges in der Erkenntnis dieses Namens und dieses Priestertums liegt, geht aus der Art und Weise hervor, in welcher der Hebräerbrief Hebr 5.-7. davon spricht. Dort wurde vorher von Gott als dem Schöpfer aller Dinge geredet, der alles durch den Sohn gemacht hat (Hebr 1:2 - Hebr 3:4), dessen Wort lebendig und kräftig ist und den Er zum Erben über alles gesetzt hat (Hebr 4:12 - Hebr 1:2). Weiter wird von dem "Herrn" bezeugt, dass Er derselbe bleibt und dass Seine Jahre nicht enden (Hebr 1:12); dass Er wahrhaftig das ist, was Er ist, weshalb wir des Wortes, das wir hören, desto mehr wahrnehmen sollen, damit wir nicht am Ziel vorbei gleiten (Hebr 2:1). Drittens wird auch von dem geredet, der den Menschen Seinen Geist gibt, so dass die Auserwählten Seines Lebens teilhaftig werden, wenn es heißt: So wie sie alle von Einem kommen, der da heiligt und die geheiligt werden (Hebr 2:1), welches im Namen des Allerhöchsten uns kundgewordene Wahrheit ist, der durch die Kraft Seines Odems die Auserwählten Seiner Natur teilhaftig macht.

Nachdem der Schreiber des Briefes in solcher Weise auf die drei von uns betrachteten Namen "Gott" "Herr" und der "Allerhöchste" Bezug genommen, spricht er den Wunsch aus, nun von dem reden zu dürfen, der als Priester nach der Ordnung Melchisedeks zugleich der Priester des "Allerhöchsten ist (Hebr 5:6.10 - Hebr 7:1), und fügt hinzu: Davon hätten wir wohl viel zu reden, aber es ist schwer, weil ihr so unverständig seid. Und die ihr schon längst Meister sein solltet, bedürfet wiederum, dass man euch die ersten Buchstaben des göttlichen Wortes lehrt und dass man euch Milch gibt und nicht starke Speise.

a) Anfänge der Unterweisung

Bei diesem Punkt angekommen, geht der Schreiber, bevor er sein Thema vom Priestertum des Melchisedek wieder aufnimmt, plötzlich auf einen anderen Gegenstand über und diese Abweichung umfasst des Schluss des fünften, sowie den ganzen Inhalt des sechsten Kapitels. Was er darin den Lesern zu beherzigen gibt, ist in der Hauptsache Folgendes: Wenn ihr bedenkt, wie lange ihr schon gläubig seid, solltet ihr jetzt imstande sein, von den Anfängen christlichen Lebens, die wie Milch für Säuglinge sind, in die tieferen Wahrheiten der Offenbarung einzudringen, die als starke Speise dem Mannesalter gebühren. Die "ersten Anfänge" bestehen aus dreierlei: Buße der toten Werke, Glaube an Gott, und Belehrung über Taufen, Hände auflegen und ewiges Gericht. Von diesen Stücken steht die Buße in Beziehung zu "Jehova", dem gerechten und heiligen Herrn; der Glaube an Gott führt uns zu "Elohim's" unveränderlicher Liebe, die auf Bundestreue beruht, zurück. Das dritte Stück, welches eine vierfache Lehre enthält, nämlich von den Taufen, welche Reinigung bedeuten, von der Handauflegung, d.h. Mitteilung geistlicher Gaben, von Auferstehung und ewigen Gericht, die verschiedene Wirkungen des Heiligen Geistes im Menschen sind - steht in direkter Verbindung mit der Erkenntnis "El-Schadais's", der Sein eigenes Leben hingibt, damit seine Geschöpfe fruchtbar gemacht werden.

Diese Wahrheiten, welche die Mehrzahl der Christen unserer Tage als den Hauptbestandteil christlichen Lebens betrachten, werden hier vom Apostel einfach als Anfänge desselben bezeichnet. Diese wollen wir jetzt lassen und zur Vollkommenheit übergehen, sagt er, fügt aber dann hinzu: So es Gott anders zulässt. Denn es liegt eine besondere Gefahr in der fleischlichen und ungeheiligten Aufnahme der höchsten Wahrheit, welche in dem Namen der "Allerhöchste", sowie in der Lehre vom Priestertum Melchisedeks, die mit dieser Offenbarung in Verbindung steht, enthalten ist.

b) Gefahren der Erkenntnis

Darum sagt der Apostel weiter: Es ist unmöglich, dass die einmal so erleuchtet sind und geschmeckt haben die himmlische Gabe und teilhaftig geworden sind des Heiligen Geistes und geschmeckt haben das gütige Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt, wo sie abfallen und wiederum ihnen selbst den Sohn Gottes kreuzigen und für Spott halten - dass sie nochmals erneuert werden zur Buße. Denn diese Erkenntnis kann dem Regen gleichgesetzt werden, der nicht allein schafft, dass die Erde für die, welche sie bauen, nützliches Kraut aufwachsen lässt, sondern auch bewirken kann, dass sie um so mehr Dornen und Disteln hervorbringt. Ebenso ist es möglich, das Menschen durch höhere Erkenntnis schlimmer werden als zuvor, "dem Fluche nahe, welche man zuletzt verbrennt". Daraus erhellt, dass mit der Erkenntnis dieses Namens der Allerhöchste ebenso eine besondere Gefahr wie auch ein Segen verbunden ist. Ein grauenvoller Hochmut kann Folger einer ungeheiligten Aufnahme dieser Erkenntnis sein.

Wenn unser Eigenwille durch dieselbe gezüchtigt wird, so können wir mehr erleuchtet und gefördert werden. Wenn hingegen unser Wille zu vermehrtem Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen aufgestachelt wird durch höhere Erleuchtung, so kann nur ein um so schrecklicheres Gericht die Folge davon sein. Daher antwortet John Bunyan in seiner bekannten "Pilgerreise" auf die frage, welches die schädlichste Lehre sei: Ich kenne nichts Gefährlicheres, als die göttliche Wahrheit fleischlich aufzunehmen. Die Erkenntnis des "Allerhöchsten" ist also ein Geheimnis (so Ps 91:1 nach engl. Übersetzung), und wir bekommen von der göttlichen Barmherzigkeit eine Warnung, indem wir demselben nähertreten. Mit dieser Warnung, welche der Apostel seiner Rede über den Priester des Allerhöchsten voranschickt, fahre ich fort in dem, was ich über den Namen und die Umstände unter denen er in der heiligen Schrift offenbart worden, zu sagen vermag. Sowohl der Name selber, als auch seine Verbindung mit Dingen und Personen, die außerhalb der Erwählung liegen, ist voll tiefen Sinnes, wenn wir ihre Bedeutung herauszulesen vermögen.

II. Die Bedeutung des Namens

Was zunächst den Namen der "Allerhöchste" betrifft, so heißt derselbe im Hebräischen El-Elyon. Das "El" hat hier die gleiche Bedeutung, wie in El-Schadai, d.h. es bedeutet "Macht" oder "Gewalt" Gottes. Weiter wird uns erklärt, dass El oder Gott der Allerhöchste ist und als solcher Himmel und Erde besitzt (1Mo 14:10.22). Gleich manch anderen von Gott gebrauchten Namen wird auch der Name Elyon oder der Allerhöchste in der Schrift zuweilen von Personen und Dingen dieser Welt gebraucht. Überall aber, wo dies der Fall ist, tritt deutlich hervor, dass die Personen oder Gegenstände, die so benannt werden, an der Spitze g l e i c h a r t i g e r Ordnungen oder Gattungen stehen. So wird z.B. dieses Wort angewandt, wenn die Rede ist von dem obersten Korb einer Reihe von Körben (1Mo 40:17), von dem höchsten Volk über alle Völker (5Mo 26:19), von dem allerhöchsten unter den Königen auf Erden (Ps 89:28. Weitere Beispiele finden wir in Hes 41:7 - Hes 42:5 - 2Chr 32:30 - 2Kö 18:17 - 2Kö 15:35 - Jer 36:10 - Neh 3:25).

Heißt es dagegen, dass der Himmelhöher sei, als die Erde (Jes 55:9), oder dass die Wolken dem Menschen zu hoch sind (Hi 35:5), so wird ein anderes Wort gebraucht. demnach offenbar das hier mit Gott verbundene Wort Elyon, der Allerhöchste, dass, obgleich Er der Höchste ist, doch andere Geschöpfe unter Ihm stehen, denen Er die gleiche Natur gegeben, die daher etwas Ihm Verwandtes an sich tragen. Er aber, als der Höchste hat allein Gewalt, alle zu regieren, und die, welche Ihm ungehorsam sind oder sich wider Ihn erheben, seinem Willen zu unterwerfen. Denn der Allerhöchste macht es wie Er will, beides mit den Heeren im Himmel und den Bewohnern der Erde und niemand kann Seiner Hand wehren, noch zu Ihm sagen: Was machst du? (Dan 4:32).

a) Die Natur des Menschen

Wer sind aber diejenigen unter Ihm, welche die göttliche Natur haben? (Hi 38:7 - Ps 29:1 - Ps 89:7); sogar die abgefallenen Engel sind auch auf der tiefsten Stufe ihres Falles noch einer von Gott stammenden Natur teilhaftig (Hi 1:6 - Hi 2:1). Das gerade ist es, was ihren Fall so Schrecken erregend macht. Dies sind die Fürsten und Gewaltigen (Eph 6:12), die sich überhoben und die in den Königen von Tyrus und Babylon abgebildet sind, deren Herz sich erhob wegen ihrer Schönheit, und denen ihre Weisheit zum Verderben wurde, weil ihre Herrlichkeit sie so stolz machte. Denn sie sprachen: Ich bin Gott, ich sitze im Thron Gottes. Ich will meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen (Hes 28:2-17 - Jes 14:12-14). Ich will über die hohen Wolken fahren und gleich sein dem Allerhöchsten.

Andere hingegen gibt es, die für eine kleine Zeit unter die Engel erniedrigt wurden (Hebr 2:7), aber doch auch "Kinder des Höchsten" sind. Auf diesen Punkt wird in den Psalmen, die von dem Allerhöchsten sprechen, fortwährend Bezug genommen, namentlich in Ps 82:6, wo die Menschen "Götter" genannt werden. Steht nicht geschrieben in eurem Gesetz: Ich habe gesagt, ihr seid Götter und allzumal Kinder des Höchsten (Joh 10:34)? Denn der Mensch wurde im Bilde Gottes geschaffen. Er mag dies nicht mehr wissen, denn er ist gefallen und bis zum Vieh herabgesunken (Ps 49:13.21). Für eine Zeit lang ist er seines rechtmäßigen Erbes verlustig gegangen, doch ist er auch im gefallenen Zustand noch ein gefallener S o h n; denn Adam war "Gottes" (Sohn) (Lk 3:38), und Gottes Gaben und Berufungen mögen Ihn nicht gereuen (Röm 11:29). Daher konnte Paulus sogar unbekehrten Heiden die Worte ihres Dichters: Wir sind seines Geschlechts, als Wahrheit vorhalten und zu fleischlichen Korinthern sagen: Christus ist eines jeglichen Mannes Haupt, und der Mann ist das Bild und die Ehre Gottes, weil er, gleich dem verlorenen Groschen, etwas von dem Bild seines Schöpfers an sich trägt, so entstellt und unklar dieses Bild durch die Sünde auch geworden ist.

Ja, wenn wir daran denken, was der Mensch vermag, auch in seinem gefallenen Zustand und in einem Leben, das dem Dunst gleicht, das eine kleine Zeit währt, danach aber verschwindet, wie er die Erde beobachten, die Gestirne messen, den Zeitpunkt berechnen kann, wann ein Planet in seinem Lauf zwischen uns und die Sonne tritt, auch anzugeben vermag, an welcher Stelle auf der Oberfläche unserer Erde dies wahrzunehmen, an welchen Punkten dagegen es nicht wahrnehmbar ist; wie er den Blitz zum Träger seiner Worte unter dem Meer oder über die Erde hin machen kann, wie er kraft des Sonnenlichts von allen sichtbaren Gegenständen Bilder herzustellen weiß; ja mehr noch, wie er sogar die Worte Gottes zu reden vermag, denn Gott redet sowohl d u r c h ihn als z u ihm: wenn wir dies alles nur vorübergehend betrachten, müssen wir da nicht erkennen, dass es ein Zeugnis davon ist, wie der Mensch sogar hier auf Erden als Sohn des Allerhöchsten dasteht! Wohl ist er ein abgefallener, sogar toter Sohn, aussätzig, gelähmt, wahnsinnig oder blind, der seinen Vater nicht kennt und dennoch ein S o h n, und weil er dies ist, auch nimmer verlassen von dem, dessen Geschlechts er ist. Denn es sollen nicht die Kinder den Eltern Schätze sammeln, sondern die Eltern den Kindern (2Kor 12:14).

b) Melchisedek

Wohl liegt eine Gefahr in dieser erhabenen Weisheit, aber auch ein reicher Segen. Denn der Allerhöchste kann sich nicht verleugnen. Mögen wir unsere Verwandtschaft mit Ihm vergessen, Er tut dies nicht und wird gewiss alles in uns wenden, stürzen und überwinden, bis Er seinen gebührenden Platz im Menschen wieder erlangt hat zu unserm Heil. Denn Er ist über alles (Röm 9:5), der Gott aller Götter (Ps 136:2), der König aller Könige und Herr aller Herren (Offb 19:16), von dem und durch den und zu dem alle Dinge sind (Röm 11:36). Durch Melchisedek, der als König von Salem und Priester des Allerhöchsten auftritt, ist diese Wahrheit zuerst offenbart worden in der Schrift.

Anscheinend aus dem Geschlecht der Kanaaniter - dies ist die Ansicht mehrerer Kirchenväter, auch des Josephus, die ihre Bestätigung findet in dem Namen des Königs von Jerusalem zu Josuas Zeiten. "Adonai-Zedek", welcher das gleiche bedeutet wie Melchisedek, nämlich Herr der Gerechtigkeit - weil er als König unter ihnen wohnte, scheint er weder den Bundesgott "Elohim" (den er nicht erwähnt), noch den "Herrn" der Gerechtigkeit "Jehova", der dennoch mit seinen gefallenen Geschöpfen leidet, noch auch "El-Schadai", den Segensspender, der seinem Volk seinen eigenen Geist mitteilt, gekannt zu haben. Alles was diese Namen enthalten, gehört zum besonderen Teil der Auserwählten. Aber er kannte "El-Elyon", den Allerhöchsten, dessen Name auch unter den Heiden die entstellte Wahrheit aufrecht hielt, dass es in Gottes Schöpfung Thronen und Herrschaften, Fürstentümer und Obrigkeiten gibt, welche Götter genannt werden, die mehr oder minder auch mit Gott verwandt sind, und dass auch die Menschen, obwohl für eine zeitlang niedriger als jene, und unter dem Fluch der Sünde stehen, doch noch "Kinder des Allerhöchsten" sind, denen als solchen ein Erbe vorbestimmt ist, das reiche Segnungen für sie einschließen muss.

c) Söhne Gottes

So befremdend es auch scheint, ist doch nicht daran zu zweifeln, dass diese von Israel so schwach erkannte Wahrheit von der Heidenwelt festgehalten wurde. Die alten heidnischen Mythologien sind reich an Erzählungen von Menschen, welche Söhne von Göttern waren, die ihrerseits wieder als Söhne eines höheren Gottes dastanden, der über alle herrschte. Melchisedek isst ein Beweis dafür, wie sogar ein Sohn Kanaans dieselbe Überlieferung von des Menschen hoher Abkunft festhielt, während das, was von seinem Volke erzählt wird, offenbart, dass sie zu ihrem eigenen Verderben in diesem Glauben durch Zauberer, Beschwörer, Wahrsager und Totenbefrager (5Mo 18:10-12) mit den unsichtbaren Mächten zu verkehren trachteten, die sie zwar als über ihnen stehend anerkannten, von denen sie sich jedoch nicht völlig getrennt hielten. Ihr Begriff von Gott war bis zum Erschrecken entstellt.

Dennoch war es die Entstellung der großen Wahrheit, dass der "Allerhöchste" Söhne hat, und dass der Mensch zu diesen gehört, eine Wahrheit, deren das auserwählte Volk durch die Knechtschaft in Ägypten vielleicht mehr verloren gegangen war, als fernstehenden Heiden. Der Name El-Elyon predigt diese Wahrheit weiter zum Zeugnis, dass Gott nicht nur zu tief unter Ihm stehenden Thronen und Herrschaften Beziehung hat, sondern dass sogar die von Ihm abgefallenen und dadurch unter den Fluch geratenen Menschenkinder seines Geschlechtes sind. Dies alles und noch tiefere Geheimnisse sind in dem, was von Melchisedek berichtet wird, zugleich verborgen und aufgeschlossen. Denn die Tatsache, dass der Mensch ein Sohn Gottes ist, schließt noch weitere Beziehungen ein.

d) Das Priestertum des Menschen

Der Mensch muss als Sohn Gottes auch Priester sein. Weil Gott als die Liebe, nicht anders kann, als Opfer zu bringen, so muss auch der Mensch, weil er Gottes Sohn und Erbe seiner Natur ist, Opfer darbringen. Der Name El-Schadai hat uns schon Großes kundgetan. Er offenbart das besondere Verhältnis Gottes zu den Auserwählten, in denen Er durch die Beschneidung, d. i. durch Selbstgericht, ein neues Leben hervorbringt, ein Leben des Opfers und doch der Ruhe, wie es bei Isaak, durch den alle Völker gesegnet werden sollen, hervortritt. Der Name El-Elyon verkündet noch mehr, und zwar, dass die Heiden, wie die Kanaaniter, wenn auch hier zum Gericht verurteilt, doch in ihrer Beziehung zum Allerhöchsten das Unterpfand gesicherter und hoher Segnungen haben, in dem sie kraft ihrer Kindschaft sogar Priester werden sollen.

In der Person des Melchisedek, den uns die Heilige Schrift als ohne Vater und Mutter, ohne Anfang und Ende der Tage und dem Sohne Gottes verglichen darstellt (Hebr 7:3), finden wir diese beseeligende Wahrheit abgeschattet: in Christo aber, den Eingeborenen vom Vater, ist sie vollkommen geoffenbart, denn Er ist der, zu welchem Gott gesagt hat: Du bist Mein Sohn, heute habe ich die gezeugt (Ps 2:7), und darum Priester nach der Ordnung Melchisedeks. Christus bezeugt durch seine Menschheit die wahre Natur des Menschen, nämlich die Gottessohnschaft. Er dient als Priester, weil Er der Sohn Gottes ist. Sein Priestertum ist, wie der Apostel sagt, nicht nach dem Gesetz des fleischlichen Gebots, sondern nach der Kraft des unendlichen Lebens (Hebr 7:16). Das Priestertum nach der Ordnung Aarons war auf ein Gebot gegründet. Der Abfall des Menschen von Gott und die daraus erwachsene Scheidung zwischen Gott und dem Menschen hatte dieses Gebot notwendig gemacht.

Aber das Priestertum des Menschen als Sohn Gottes, denn Adam war "Gottes", beruht auf seinen Anteil an der göttlichen Natur. Obgleich diese Natur durch den fall verdorben und entstellt wurde, und die Lüge der Schlange dem Menschen die Erkenntnis Gottes geraubt hat, so dass er ihn eher als Gerichtsvollzieher, anstatt als Geber betrachtet, folglich selbst auch nicht mehr geneigt ist, sich zum Opfer zu bringen, so bleibt er dennoch seinem Ursprung und Wesen nach göttlich. Sogar sein Fall ist der eines himmlischen Wesens. Wer in solcher Beziehung zu Gott steht, dessen Priestertum kann nicht auf einem Gebot beruhen, sondern muss in der Kraft des unendlichen Lebens stehen, ist daher auch viel höher, als irgendein Priestertum oder eine Gerechtigkeit des Gesetzes. Der Priester des Allerhöchsten ist der Träger dieser Wahrheit und vermittelt dieselbe sogar dem, der die Verheißungen empfangen hat.

e) Erbe der göttlichen Natur

Ein Priester aber, der kraft der Kindschaft Erbe der göttlichen Natur ist, muss auch die mancherlei Kräfte und Eigenschaften dieser Natur erben. Auf diese Tatsachen macht uns der Apostel aufmerksam, wenn er darauf hinweist,dass der Priester der Allerhöchsten "König der Gerechtigkeit" und "König des Friedens" ist (Hebr 7:2). In diesem doppelten Titel sehen wir wiederum die Vereinigung der beiden großen Wahrheiten, die in "Jehova" und "Elohim" gesondert erscheinen. Denn Jehova ist gerecht und der Priester des Allerhöchsten ist König der Gerechtigkeit. Elohims Bund und Eid sind das Pfand ungebrochener Einigung und unzerstörbaren Friedens, daher ist der Priester des Allerhöchsten auch König des Friedens. So bezeugt Er, dass Gerechtigkeit und Frieden sich küssen werden (Ps 85:11), weil der Allerhöchste Macht hat, alle Gegensätze zu verschmelzen. Es ist schwer, auch nur weniges von den hier abgebildeten Wundern in Worte zu fassen.

Obwohl Mechisedek ein Heide war und zu Kanaans verfluchter Nachkommenschaft gehörte, segnet er doch den Abram, welcher schon die Verheißung empfangen hatte, dass das Land Kanaan für immer ihm gehören solle, welche Verheißung nur durch die Austreibung Kanaans und seines Geschlechtes erfüllt werden konnte. Ja, noch mehr, er lobt den allerhöchstenGott, der Abrams Feinde in seine Hand gegeben,während Abram, der Erbe der Verheißung, den Zehnten gibt, als wäre er dem verschuldet, dessen Volk gerichtet und ausgestoßen werden sollte, damit die Verheißung erfüllt werden könne (1Mo 14:19.20). Das Wunderbare von allem endlich ist, dass das Land des Verfluchten (1Mo 9:25) das Land der Verheißung und das Erbteil der Auserwählten wird (Ps 105:11). Christus aber hat das ganze Geheimnis aufgeschlossen: Der Mensch ist als Mensch Sohn Gottes.

Muss er gleich wie Kanaan, eine zeitlang unter dem Flucht dahingehen, so ist er doch als der Sohn des allerhöchsten Gottes ebenso gewiss ein Erbe unbegrenzter Segnungen. Ein solcher Gott vermag selbst den Fluch in Segen umzuwandeln, weil durch Ihn auch das Gericht lauter Barmherzigkeit und der Tod ein Weg zum Leben wird. Die Verfluchten sollen Gesegnete werden, und zwar durch die Auserwählten, welche nur die Erstlinge der Kreaturen Gottes sind (Jak 1:18 - Offb 14:1-4), indem die Auserwählten,welche das Gericht über ihr Fleisch in der Beschneidung angenommen haben,dazu bestimmt sind, diejenigen zu richten, welche sich nicht selber richten können, denn die Heiligen werden die Welt richten (1Kor 6:2), damit auf diese Weise die Kreatur frei werde von den Banden der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes (Röm 8:21). Daher segnen die, welche wie Kanaan und seine Nachkommen gerichtet werden müssen, die Auserwählten, von denen sie gerichtet werden, und loben auch den Allerhöchsten, der seinen Auserwählten Macht gibt über den Feind, der ihre Brüder gefangen geführt (1Mo 14:17-19 - Hebr 7:1)

Der wahre Priester nach der Ordnung Mechisedeks, der Gottes- und Menschensohn, hat das so klar gemacht, dass dieses Licht nicht mehr zu verdunkeln ist, so wenige auch bis jetzt den vollen Sinn zu fassen vermögen. als Mensch in unserem Fleisch und als Glied der Menschheit wurde Er der Verfluchte und ist doch der Hochgelobte (Gal 3:13 - Offb 5:12), verdammt im Fleisch und gerechtfertigt im Geist (1Tim 3:16 - 1Petr 3:18). Als der auserwählte wird Er die Welt richten, und durch sein Gericht mit dem Schwert, das aus seinem Mund geht und alles Fleisch, Sklaven und Freie, niederschlägt, wird Er die Welt retten (Offb 19:15-18 - Ps 82:8). Er selbst ist der lebendige Zeuge davon, dass der Verurteilte durch das Gericht zum Segen gelangt und dass der Richter nur zu dem Zweck verurteilt, damit Gerechtigkeit und Friede hervorbrechen können.

III. Herr über Himmel und Erde