Was ist die Seele?

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Abschrift: Fragen / Antworten (2003)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Die Schrift ist leider vergriffen

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Fragen / Antworten

9. Was ist die Seele?

Eine Leserin schickte uns ein die Seele betreffendes Gedicht eines ihr unbekannten Verfassers zu und hat uns um eine Stellungnahme gebeten. Wir möchten dieses Gedicht, dem offensichtlich die ersten Zeilen fehlen, unseren Lesern nicht vorenthalten:

Betrübten Seelen wird selbst Wein beschert. Spr 31:6
Die Seele kann zum Tod verurteilt werden. 4Mo 35:30
Zum Scheusal machen kann man seine Seel' 3Mo 11:43
man kann sie essen mit dem Fleisch zusammen, 5Mo 12:23
und manche Seele wird so fett wie Öl. Spr 11:25
Die Seelen kommen selbst aus Jakobs Lenden, 2Mo 1:5
und Jakobs Weiber bringen sie zur Welt. 1Mo 46:15.18
Faulenzen kann die See' und Hunger leiden, Spr 19:15
man wirft sie hin, dass sie zu Boden fällt. Ri 9:17
Am Pfingstfest taufte man dreitausend Seelen. Apg 2:41
An Josephs Seele konnt' die Angst man sehen; 1Mo 42:21
Und Jakobs Seele kann zur Sitzung gehen. 1Mo 49:6
Es kann die Seele auch geprügelt werden, 5Mo 27:25
sie kann erschlagen werden, dass sie stirbt Ri 16:30
Man kann ins Netz sie führen und auch töten 1Sam 28:9
und in Gehenna Leib und Seel' verdirbt. Mt 10:28


Die Seelen heißen oft auch Menschenseelen, 4Mo 31:28-47
weil es auch Fisch- und Eselsseelen gibt. 1Chr 5:21
Kaufleute Babylons mit Seelen handeln, Offb 18:10-13
und manche Seele selbst das Obst noch liebt. Offb 18:14


Es kann die Seele oft auch heimlich weinen, Jer 13:17
und Lehrer halten über Seelen Wacht. Hebr 13:17
Acht Seelen hätten einst ertrinken können, 1Petr 3:20
hätt' Noah nicht den Kasten sich gemacht. 1Mo 5:14.15


Und diese Seele soll nicht sterben können?
die all dies tut von Fleisch und Bein?
Die Seelen sollte man nicht sehen können?
Die sollten unsichtbar - unsterblich sein?


Die Augen auf! Der Mensch ist selbst die Seele! 1Mo 2:7
Nichts ist an ihr unsterblich unsichtbar, 1Mo 3:8.19
sie ist noch so, wie Gott sie einst erschaffen, 1Mo 6:3
und wird nie anders, als sie ehemals war. 1Mo 7:21


Nur Toren glauben noch der Schlangenlehre:
Ihr werdet sein wie Gott - unsterblich sein. 1Mo 3:4.5
Unsterblichkeit der Seele ist ein Götze
und diesen führte einst ein Heide ein.


Man ist erst einmal geneigt, in diesen Versen eine Beitrag zur Erheiterung zu sehen, ein ernsthafter Gläubiger könnte darin sogar Spottverse erkenne, doch da die meisten Stellen mit Schriftworten belegt sind, gehen wir davon aus, dass ein Gläubiger einfach die Vielfalt des Begriffs "Seele" in der Schrift aufzeigen wollte.

Wie entstand die Seele?

Wir können hier nicht auf alle angeführten Begriffen eingehen, sondern wollen grundsätzlich klären, was Gottes Wort unter "der Seele" versteht. Mit diesem Wissen klären sich dann alle weiteren fragen von selbst.

Die einfachste und deutlichste Antwort finden wir dort, wo die Seele zum ersten Mal genannt wird, in 1Mo 2:7: "Und es bildet Ieue Alueim den Menschen aus Erdreich und Ackerbogen und haucht in seine Nase den Odem der Lebenden, und der Mensch wird zu einer lebenden Seele". Hier haben wir nicht nur den Schöpfungsbericht des Menschen, sondern auch seine Zusammensetzung. Als Erstes entstand die materielle Formgebung aus Erdreich, als Zweites erfolgte die Belebung durch das Einhauchen des Odems Gottes in die Nase, und daraufhin wurde der Mensch zu einer lebenden Seele.

Daraus geht deutlich hervor, dass die Seele ein Produkt der Zusammenführung von Körper und Erdreich und göttlichem Odem ist!

Ein einfaches Beispiel aus der Technik

Unsere Technik, "das Licht", welches wir täglich benutzen, bietet uns hier ein hilfreiches Beispiel: Wenn wir den Lichtschalter anknipsen, fließt der Strom in die Glühbirne ...die Lampe spendet Licht! Schalten wir im Gegenzug den Stromkreis wieder aus, erlischt auch die Lampe, d. h. das Licht ist weg!

Wenn wir die Glühbirne als unseren Körper betrachten, den Strom als den Odem Gottes, dann wäre das Licht unsere Seele. Die Seele ist also, wie schon gesagt, das Ergebnis der Vereinigung von Körper und Geist.

Der Mensch als Dreiheit

Adam und die nachfolgende Menschheit besteht in einer Dreiheit aus "Körper, Geist, Seele"; auch der Mensch gewordene Sohn Gottes ist hier mit eingeschlossen. Nur in dieser Dreiheit ist der Mensch existent! Es gibt nicht den geringsten Hinweis, dass der Geist, der Körper oder die Seele allen lebendig oder handlungsfähig sein können; auch eine Zweiheit wie "Körper-Geist", "Körper-Seele" oder "Geist-Seele" ist es nicht!

Vielfach wird die Seele. mit dem Geist oder gar mit dem Leben verwechselt; aber nur eine mit Körper und Geist verbundene Seele kann "Leben" haben. Aus dem Schöpfungsbericht geht klar hervor, dass Gott nur dieser Dreiheit Leben zuteilt.

Die Unterscheidung zwischen Seele und Geist ist auch deshalb oft schwierig, weil man beiden gleichzeitig bestimmte Funktionen zumissst. Dabei hat jeder dieser Teile seine eigene bestimmte Aufgabe. Die Seele ist der Sitz unserer Empfindungen und Gefühle. Der Geist hingegen kann konkret planen, berechnen, durchdenken und voraussehen.

Wo kommt die Seele her - wo geht sie hin?

Wenn der Mensch stirbt, dann kehrt der Körper zum Erdreich zurück (was uns ja allen klar ist), der Geist geht. zu Gott zurück, der ihn gab (Pred 12:7) und die Seele geht ins Ungewahrte (Apg 2:27).

Es gibt zwar kein direktes Schriftwort, welches so deutlich wie beim Geist, welcher zu Gott zurückkehrt, die Rückkehr der Seele ins Ungewahrte belegt, doch zeugen eine Fülle von Aussagen davon, dass es so ist (Ps 16:10; Ps 49:16; Ps 86:13; Ps 89:49; Spr 23:14; Apg 2:27). Das "Ungewahrte" zu erklären fällt uns genauso schwer, wie wenn wir erklären müssten, wo das Licht geblieben ist, wenn wir die Lampe ausschalten. Wir können das "Ungewahrte" aber auch mit "das Unwahrnehmbare" wiedergeben, was uns im Verständnis hilfreich ist.

"Unwahrnehmbar" ist das Licht einer Lampe für uns, sobald wir es ausschalten. Und doch ist es weiterhin existent, es eilt nämlich mit einer Lichtgeschwindigkeit von 300 000 Kilometern in einer Sekunde in die unermessliche Weite des Alls. Würde ein Mensch auf dem Mond stehen, könnte er unser Licht erst nach etwas mehr als einer Sekunde sehen. Im Umgekehrten Fall empfangen wir heute immer noch das Licht von weit entfernten Sternen, die schon seit Jahrtausenden oder noch länger erloschen sind.

Das Licht unserer Lampe eilt also durchaus existent in das Weltall, obwohl es für uns nicht mehr wahrnehmbar ist!

Damit wollen wir aber nicht sagen, dass unser Seele in das All reist, sondern unser Beispiel soll uns lediglich deutlicher machen, dass etwas zwar noch existent sein kann, für uns aber nicht mehr wahrnehmbar ist!

Interessant ist auch die Aussage in Ps 9:18: "Die Frevler werden ins Ungewahrte zurückkehren" Dies bedeutet nichts anderes, als dass die Seele der Frevler (und nicht nur die der Frevler) schon vorher im Ungewahrten war und im Tod lediglich dorthin zurückkehrt. Sie war also vorher schon existent, wenn auch für uns nicht wahrnehmbar. Sie trat für uns erst durch das Einhauchen des Lebensodems in Erscheinung.

Es ist uns nicht möglich, anhand von Gottes Wort zu sagen, was letztlich "das Ungewahrte" (Unwahrnehmbare) ist. Und es ist gut, wenn wir dingen, die uns Gottes Wort nicht mit letzter Klarheit erklärt, auch so belassen. Durch menschliche Übererklärungsversuche ist mit diesem Wort viel Unheil angerichtet worden.., denken wir nur an die unterschiedlichen Wiedergaben in herkömmlichen Übersetzungen wie "Hölle, Totenwelt, Unterwelt, Grube"! Hier wurden Begriffe der griechischen Mythologie gedankenlos in die heilige Schrift übernommen! Und welch verheerende Wirkung wird ja gerade mit einer vermeintlichen "Hölle" angerichtet!

Mit dem Grundwissen, welches wir hier über die Seele gegeben haben, müsste es möglich sein, alle weiteren Fragen selbst zu beantworten, wie auch den vielen Irrlehren sicher entgegentreten zu können.

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