Nach dem Endgericht

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Aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum:
"Die Gerichte Gottes" (1980)
von Mathias Jaegle (siehe Lebensbild)

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften:
Inhaltsverzeichnis

Die Gerichte Gottes

5. Nach dem Endgericht

Die Aufhebung des zweiten Todes

„Denn ebenso wie in dem Adam alle sterben, also auch werden in dem Christus alle lebendig gemacht werden“ (1Kor 15:22). Das ist eine der Offenbarungen, durch welche Gott bekanntmacht, was auf das Endgericht und den zweiten Tod folgt.

Die Theologie der Christenheit hat leider dieses Gebiet fortlaufenden, stufenartigen göttlichen Gelingens, mit ihrer Lehre vom zweiten Tode als endlosem Gericht wie mit einer schwarzen Decke verhüllt. Natürlich, wenn man die göttlichen Strafhandlungen während der Äonen in die Endlosigkeit verlegt, vermag man die Nachgerichtsperiode, die gerichtslosen, nachäonischen Zeiten mit ihrer strahlenden Schönheit nicht zu sehen. Folgt man aber Gottes Offenbarungen, so wird man durch Seine Aussagen über die Vollendung in die zukünftige Welt Seiner Liebe und Seines Lebens geführt. In den gewaltigen, allumfassenden Verheißungen, dass in Christus alle (Menschen) lebendig gemacht werden, liegt vorerst begründet, dass der zweite Tod nicht endlos ist. Wie ihn Gott zum Aufhören bringen wird, können wir an Seinem Verfahren mit dem ersten Tod sehen. Wenn Christus die Ungläubigen aus dem Tode ruft (Joh 5:28; Offb 20:12), muss dieser dem Lebensfürsten alle seine Opfer, seine ganze Ernte der Jahrtausende, hergeben. Offb 20:13 enthüllt darüber Einzelheiten. Nicht nur ist dann der erste Tod völlig entblößt, nun wird er selbst in den Feuersee geworfen, so dass seine Existenz für immer aufhört. Wir können diesen Akt nennen: Das Abtun des ersten Todes. Die Bestätigung hierfür liegt in der Beschreibung der neuen Erde, wo es heißt: „Und der (erste) Tod wird nicht mehr sein“. (Offb 21:4).

Aber nun macht Gott Fortsetzung mit einem anderen Tod, genannt der zweite, weil er auf den ersten folgt. Dieser tritt eine gewaltige Herrschaft an; denn ihm wird die unendlich große Zahl der vor dem weißen Thron Auferstandenen, aber noch nicht lebendig gemachten, übergeben. Soweit weiß Johannes zu berichten. Die weiteren Offenbarungen über den zweiten Tod hat Gott durch Paulus gegeben. Johannes war ein Diener der Beschneidung (Gal 2:9), des irdischen Gottesvolkes und hatte keinen so weiten Ausblick wie Paulus, der Apostel, der für die Himmelswelt bestimmten Gemeinde Christi. Ihm hat Gott die tiefsten Geheimnisse anvertraut. Johannes beschreibt Zustände auf der neuen Erde (Offb 21 und Offb 22). Paulus hingegen tut die abschließenden Ereignisse der Vollendung kund. Über solches schrieb er 1Kor 15:26: „Der letzte Feind, der abgetan wird, ist der Tod“. Der erste wie der zweite Tod sind ja beide Feinde; denn sie nahmen den Menschen das Leben.

Aber welcher von beiden ist nun 1Kor 15:26 gemeint? Nun, das ist leicht herauszufinden. Es ist ein unumstößliches, elementares Prinzip, dass von einem ersten und zweiten doch stets das zweite das letzte ist. Der erste Tod wurde am Ende des Tausendjahrreiches abgetan; und wenn es nun heißt, dass der letzte auch abgetan wird, so kann das doch nur der zweite Tod sein. Wie zuvor der erste seine Beute auf Christi Heroldsruf hin herausgab, so wird Christus auch die in den zweiten Tod Geworfenen aus ihm herausrufen. Weil diese nicht nur in das früher sterbliche Leben zurückgebracht, sondern alsdann lebendig gemacht werden, was soviel heißt, wie dass sie unsterbliches Leben empfangen, und für immer jeden Todes enthoben sind, so ist damit der zweite Tod, da er nichts mehr erhalten wird, wie der erste, für immer abgetan.

Mit der Aufhebung des zweiten Todes werden sich die Folgen von des eines Menschen (Adams) Ungehorsam, durch welchen alle als Sünder eingesetzt wurden (Röm 5:19a) und in dem alle starben (1Kor 15:22a), restlos an allen ausgewirkt haben. Und dann wird für Gott der Zeitpunkt gekommen sein, die Verheißungen zu erfüllen, dass durch des Einen Gehorsam alle als Gerechte eingesetzt (Röm 5:19b) und alle in Christus lebendig gemacht werden (1Kor 15:22b). Da sich das erste genau erfüllte, so wird auch das zweite in Erfüllung gehen, und zwar in beiden Fällen an allen.

Jetzt wird die Verurteilung aller in Adam mit dem Gefolge von Sünde, Tod und Gericht in ein helles Licht gestellt. Durch Christi Gehorsam wird offenbar, dass es gar nicht in Gottes Absicht lag, die Menschheit durch den ersten Adam zu segnen. Dieser war als seelischer Mensch (1Kor 15:44-46) auch gar nicht von Gott dazu befähigt worden. Schon lange vorher hatte Er Seinem Sohn diese große Aufgabe aufgetragen, der im Gegensatz zu Adam zu einem lebendig machenden Geist wurde.

Für diese alle umfassende göttliche Heilstat schuf Adams Ungehorsam mit seinen Folgen die Vorbedingung oder Vorstufe. An einer in Sünde versunkenen und errettungsbedürftigen Menschheit war nun Gott in der Dahingabe Seines Sohnes Gelegenheit gegeben, Seine unergründliche Retterliebe zu offenbaren und zu zeigen, wessen sie fähig ist. Ohne Sünde wäre sie der Schöpfung verborgen geblieben. Damit nun alle dieser Liebe teilhaftig werden können, hatte Gott wie den ersten Adam, so auch Seinen Sohn als den letzten Adam befähigt, mit einer Tat für alle zu handeln. So brachte der Sohn am Kreuz Seinem Vater eine Gehorsamstat dar, die Er der ganzen Schöpfung zum Segen werden lässt. Mit dem zuvorigen Leben in Sünde und der bitteren Erfahrung in der Gottesferne, sodann mit den Gerichten und dem ersten und zweiten Tod, bereitet Gott diese für den Empfang des Heils in Christus vor. Er bringt sie damit zur lebensvollen Erkenntnis, dass Rettung, Frieden und unvergängliches Leben allein durch den Sohn Gottes erlangt werden.

Nun bezieht sich das Gesagte lediglich auf Menschen. Aber wie steht es nun um Satan, den Widerwirker, das wilde Tier und den falschen Propheten, welche nach Offb 20:10 auch in den See des Feuers, den zweiten Tod, geworfen wurden? Die Antwort auf die ernste Frage liegt in der Angabe der Gerichtsdauer über diese geistlichen Mächte. Sie lautet: „Und sie werden gequält werden tags und nachts für die Äonen der Äonen“ (Offb 20:10). Schon wiederholt wurde durch die Schrift erwiesen, dass die einzelnen Äonen Anfang und Ende haben. Außerdem gibt es noch zwei Schriftrollen (1Kor 10:11; Hebr 9:26), in welchen wörtlich der Ausspruch der Abschluss der Äonen vorkommt. Abschluss heißt wörtlich „Zusammenvollendung“. Hier lässt sich ein klarer unumstößlicher Lehrsatz aufstellen: Weil die Schrift einen Abschluss der Äonen (Mehrzahl) lehrt, ist damit auch dem Gericht Satans ein Ende gesetzt; denn es heißt nicht, dass es über die Äonen hinaus dauere. Ob wir nun an dieser Stelle „Zeitalter“ oder „Äonen“ sagen, kommt auf dasselbe hinaus. Ja, sogar wenn an der so verbreiteten Übersetzung „von Ewigkeit zu Ewigkeit“ festgehalten wird, liegt auch nicht einmal in ihr der Sinn von Endlosigkeit. Denn „von (einer) Ewigkeit zu (der anderen) Ewigkeit“ bedeutet doch auch eine Mehrzahl von Zeitläufen, und da kann doch keine von ihnen endlos sein. Dieser Fall spricht auf seine Art der Übersetzung „Ewigkeit“ die Endlosigkeit ab.

Die Lehre vom Abschluss des Gerichts auch über Satan wirkt allerdings revolutionierend auf das übliche Dogma von seiner endlosen Qual in der „Hölle“. Halten wir uns aber genau an wahrheitsgetreue Aussagen des Wortes Gottes, so finden wir nur die eine Antwort, dass auch Satan aus dem zweiten Tod befreit wird. An Vorbildern wie Nebukadnezar hat Gott gezeigt, dass Er auch ganz Große vor Seinem Angesicht klein machen kann. Bei den Menschen genügten für ihre Zurechtbringung schärfere und mildere Gerichte, die andauerten, bis sie in den zweiten Tod kamen. Jedoch für Satan und seine Werkzeuge wird Gott ungewöhnlich lang anhaltende Feuergerichte anwenden. Deshalb leiden jene bewusst im zweiten Tod große Qual. Gott wird mit Seinem Gerichtsfeuer auch bei Satan allen Widerstand brechen. Er, der dieses Wesen erschuf, weiß, wo die letzte Wurzel seiner Widerspenstigkeit liegt, und wird auch diese mit Seinem Feuer erreichen und auflösen. So wird Gott Sein Ziel der Neuschöpfung bei allen Seinen Geschöpfen erreichen. Mit Feuer wird Er sie zurechtbringen und für die weitere Behandlung zubereiten.

Was nun die übrigen geistlichen Mächte der Bosheit betrifft, so reden besonders zwei Schriftstellen deutlich von deren Gericht. 2Petr 2:4 lautet: „Wenn denn Gott sündigende Boten nicht verschont, sondern sie in dunkle Verließe des Tartarus tuend, dahingibt, um zum Gericht als zu Strafende behalten zu werden ...“ Und Jud 1:6: „Auch Boten, die ihre Oberherrschaft nicht behalten, sondern zurücklassen die eigene Behausung, hat Er zum Gericht des großen Tages in unwahrnehmbaren Banden der Dunkelheit behalten.“ Im Endresultat, in der Vollendung, wird dann offenbar, dass auch in diesen Gerichten derselbe Zweck wie in allen anderen erreicht wurde.

Die Aufhebung des zweiten Todes ist auch vom Rechtsstandpunkt aus gesehen eine Notwendigkeit. Der Besitzer nimmt Sich das zurück, was Ihm von Rechts wegen gehört. Jedes Geschöpf gehört Gott als dem Schöpfer. Sogar in doppeltem Sinne; denn nebst der Erschaffung hat Er noch jedes mit dem hohen Preis des Lebens Seines Sohnes aus der Gewalt Satans und der Sünde zurückgekauft. Zwar hat Ihm Sein Sohn schon zuvor durch verschiedene Auferstehungen eine Anzahl zurückgebracht, die Ihm nun willig dienen. Im Vergleich zu allen ist das jedoch nur ein verschwindend kleiner Teil. Der so unendlich weit größere Teil befindet sich im Feuersee und wäre, wenn er darin bliebe für Gott als wertvolles Eigentum für immer verloren. Anstatt, dass Ihm die Hinausführung seines Liebesplanes Vorteil und Gewinn einbrächte, würde er so für Ihn mit schwerem Schaden und großem Verlust abschließen. Allein durch die Aufhebung des zweiten Todes wird Ihm Christus all Sein verloren gewesenes Eigentum wieder zurückbringen, und dazu in einen Zustand versetzen, dass Gott an allen Seine Freude und Wonne haben kann.

Die Unterordnung des Alls

Mit der Aufhebung des zweiten Todes hat Gott Seine Gerichte grundsätzlich zu Ende gebracht. Nun beginnt Er wieder neu mit denen, welche sich in diesem Tod befanden. Diesem Neuanfang liegt ein großartiger Plan zugrunde. Obwohl Er allen ein Leben in Seligkeit zugedacht hat, ist zu beachten, dass Sein Wort hierüber nichts Ausdrückliches erwähnt, also das Glück der Lebendiggemachten nicht beschreibt. Etwas anderes liegt Gott näher und ist ihm wichtiger. Es ist die Unterordnung des Alls unter Seinen Sohn.

Diese Unterordnung bildet einen Hauptzug der Prophezeiungen über die Endereignisse. So findet sich auf dem Höhepunkt der Vollendung beschreibenden Weissagung (1Kor 15:27.28) das Wort unterordnen sechsmal. Da ist sowohl die Rede davon, dass Christus Sich Selbst alles unterordnet, als auch, dass der Vater Ihm das All unterordnet (1Kor 15:27). Und Eph 1:22 und Hebr 2:8 verheißt Gott, Er werde dem Sohn alles unter Seine Füße unterordnen. Phil 3:21 spricht dem Sohn die Fähigkeit zu, das All Sich Selber unterzuordnen.

Noch mit anderen Aussprüchen enthüllt Gott, wie das All noch einmal dem Sohn untergeordnet wird. So sagt Paulus Eph 1:10 dass das, was in den Himmeln und das, was auf der Erde ist, in Christus aufgehauptet wird. Auch Kol 1:16-19 enthält diese Wahrheit. Nach Eph 1:22 hat Gott Seinen Sohn als Haupt über alles der herausgerufenen Gemeinde gegeben. Dazu sind Ihm auch die himmlischen Mächte untergeordnet oder werden es noch (Eph 1:21; Kol 2:10).

Natürlich muss diese Unterordnung in einer Gesinnung geschehen, die dem Sohn und dem Vater zur Ehre gereicht. Ein Hinweis darauf liegt schon im Worte selbst, das so viel besagt wie: sich in der Ordnung des Willens Gottes dem Sohn unterstellen.

Ein vollkommenes Vorbild rechter Unterordnung hat der Sohn Gottes Selbst während Seines irdischen Lebens gegeben. Er hatte Sich Seinen Eltern untergeordnet (Lk 2:51), dem Gesetz (Gal 4:5), der Obrigkeit (Mt 22:21). Besonders eindrucksvoll war Seine willige und freie Unterordnung unter den Willen und Plan, als Er den Gang an das Kreuz antrat. Deshalb ist Er für würdig erfunden worden, die Unterordnung des Alls durchzuführen. Des Sohnes Unterordnung unter den Vater dient als Vorbild für jedes Geschöpf; weder Er noch der Vater würden Sich mit einer unfreiwilligen oder erzwungenen zufriedengeben.

Nun ist die Frage, ob sich die Geschöpfe auch in dieser inneren Verfassung und Gesinnung willig und frei dem Sohn unterstellen werden? Darauf vermittelt Gottes Wort eine klare Antwort, und zwar in lebensvollen, prophetischen Bildern, welche die allumfassende Unterordnung in großer Schau vorführen. Eine solche hat Gott dem Apostel Johannes gewährt (Offb 5:11-14). Welch wunderbare Würdigung und Anbetung wird hier dem erwürgten Lämmlein (dem Sohne Gottes) dargebracht. Da ist doch wirklich nichts zu merken von einem Zwang. Diese lobpreisende Anbetung kann nur die Frucht einer willigen Unterordnung sein. Offb 5:11.12 wird eine unzählbare Schar von Geschöpfen in besonders hohen Stellungen genannt, welche Ihm das höchste Lob darbringt. Dazu hört Johannes jedes Geschöpf sagen, dass Segen und Ehre, Herrlichkeit und Gewalt dem Lämmlein gehören.

Noch eine umfangreichere Offenbarung über den Akt der Unterordnung des Alls gibt Paulus (Phil 2:9-11): „Darum auch erhöhet Gott Ihn überaus hoch und begnadet Ihn mit dem Namen, der über jeden Namen ist, auf dass in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zuge huldige: Herr ist Jesus Christus, zur Herrlichkeit Gottes des Vaters.“ Welch eine erhebende Schau! Christus vom Vater überaus hoch erhöht und sämtliche Geschöpfe des Weltenalls vor Ihm auf den Knien liegend, Ihm als ihrem Herrn huldigend!

Die übliche Übersetzung. „... und jede Zunge bekenne ...“, hat zur Annahme geführt, es würde sich bei den meisten um ein erzwungenes Bekenntnis handeln, und das Beugen der Knie geschähe nur durch Anwendung von Gewalt. Aber dieses Wort heißt im Urtext huldigen. Es ist dasselbe, welches der Herr in Seinem Lobgebet zum Vater gebrauchte (Mt 11:25): „Ich huldige Dir, Vater ...“ Der Geist Gottes hätte bestimmt dieses Wort, mit dem hier der Sohn den Vater verherrlichte (Phil 2:11), nicht benützt, wenn es sich um ein erzwungenes Bekenntnis handelte. Ein derartiges würde sicher nicht zur Verherrlichung Gottes, des Vaters dienen, da es Sein Ziel ist, Seine Geschöpfe mit Liebe zu überwinden. Sehnt sich doch ein Familienvater unendlich vielmehr danach, dass ihm seine Kinder aus Liebe gehorchen, anstatt aus furcht vor Strafe.

Herr ist Jesus

Früher zwar fielen etliche von diesen Geschöpfen aus Furcht vor Christus nieder, Ihn als Sohn Gottes bekennend (Mk 3:11). Jedoch die Huldigung (Phil 2:11) hat eine vollständig veränderte Geistesverfassung zum Beweggrund. Ja, Jesus, der einst so tief Erniedrigte, ist der Christus, Gottes Sohn! Sie erkennen Ihn nicht nur als ihren rechtmäßigen Gebieter an, sondern aus ihrer Huldigung spricht Freude und Glück darüber, einen solchen Herrn über sich haben zu dürfen. Paulus sagt 1Kor 12:3 hierzu: „Und niemand kann sagen: Herr ist Jesus, wenn nicht in heiligen Geist.“ In Widerstrebenden würde der Geist niemals eine solche Huldigung bewirken.

Wenn weiter bedacht wird, dass dieser Herr, dem sie nun huldigen, zuvor ihr Richter war, der schmerzhafte Strafen und Gericht an ihnen durchführte, so müssen sie in denselben eine wunderbare Erfahrung erlebt haben; denn mit ihrer Huldigung danken sie ja auch für die Gerichte. Dass Christus die Geschöpfe tatsächlich zu einem Dank für Seine Zorngerichte zu bringen vermag, bezeugt schon Jesaja. Sein Ausspruch lautet: „An jenem Tage wirst du sagen: Ich preise Dich, Jewe; denn Du warst gegen mich erzürnt; dein Zorn hat sich gewendet, und du hast mich getröstet“ (Jes 12:1).

Diese außergewöhnliche Danksagung, die von Israel vorausgesagt wurde, bringt in der Vollendung jedes Geschöpf dem Sohne Gottes dar, bewirkt durch die in den Gerichten Gottes waltende Heilsabsicht, die alle Gerichteten erfahren. Sie gelangen zur Einsicht, dass die Gerichte erforderlich waren, sowohl zu ihrer Zurechtbringung als auch als Vorbereitung zum Empfang der Gnade, die Gott ihnen in der Vollendung bereithält. Nun erkennen sie, dass Gerichte nichts anderes als Erziehungsmittel eines gütigen und liebenden Vaters gewesen sind, der sie nur anwandte, um Seine Geschöpfe nicht für immer in die Irre gehen, noch endlos leiden lassen zu müssen. Aber wie schon ein irdischer Vater von den Züchtigungen ablässt, wenn die Kinder in einen willigen Gehorsam eingegangen sind, so wird auch der himmlische Vater, wenn alle dem Sohne untergeordnet sind, allen Gerichten für immer einen Abschluss setzen. Dann ist der große Moment gekommen, da Gott in allen Seinen Wegen von Seinen Geschöpfen gerechtfertigt werden wird, d. h. sie werden Ihm in all seinem Handeln Recht geben und erkennen, dass alles lautere Gerechtigkeit war.

Mögen Menschen heute noch Gott anklagen und sagen; Er sei ungerecht und dies oder jene Beweise dafür vorbringen; was besagen sie schon? Die Gläubigen, welche schon das Endziel schauen dürfen, sehen diese Ankläger dort aus vollster Überzeugung bekennen, dass Gott nicht nur gerecht, sondern in allem aus Liebe gehandelt hat. Wenn alsdann alle erkennen, dass es der Sohn Gottes war, der diesen so weisheitsvollen Plan des Vaters zu ihrem Heil durchführte, Sein Leben für sie, die Ruchlosen, dahingab, auf dass sie ein Leben der Glückseligkeit genießen könnten, so werden sie alle von des Sohnes Größe, Weisheit und Liebe völlig überwunden, und mit freudiger Willigkeit ordnen sie sich ihm alle unter.

Gott alles in allen

Damit geht eine der herrlichsten Verheißungen in Erfüllung: „Wenn aber das All Ihm untergeordnet ist, dann wird auch der Sohn Selber untergeordnet sein, dem, der Ihm unterordnet das All, auf dass Gott sei alles in allen“ (1Kor 15:28). Dieser Ausspruch enthält zwei untrügliche Beweise, dass die Unterordnung des Alls nicht eine durch Gewalt erzwungene ist, sondern eine durch Liebe erwirkte. Würde dann noch ein Teil der Geschöpfe weiter in Widerspenstigkeit verharren, so würde der Sohn Seine Königsherrschaft gar nicht niederlegen, sondern über solche, welche sich nur widerwillig unterordneten, weiter ausüben. Und völlig unmöglich wäre es doch, dass Gott alles in allen sein könnte, wenn es unter ihnen noch Widerspenstige gäbe. Jetzt erst, und zwar als Folge ihrer willigen Unterordnung, werden alle in den Genuss eines Lebens der Glückseligkeit kommen. Das ist ja unsere Erfahrung heute schon. Je williger und je gründlicher wir uns mit allen Lebensgebieten unserem Herrn unterordnen, desto tiefer wirkt sich das wahre Lebensglück in unserem Geiste aus.

In diese, dem Sohn dargebrachte Huldigung schließt die Schrift alle Geschöpfe ein; denn nach Phil 2:10 steht kein einziges außerhalb derselben. Auch die himmlischen Mächte und darunter Satan sind in diesen göttlichen Ratschluss mit eingeschlossen. Überblicken wir Gottes Offenbarungen, so ist gut erkennbar, dass Gott auch mit ihm zum Ziele kommt. Durch Satans Verführung wurde die Widerspenstigkeit gegen Gott in die Welt eingeführt. Dennoch war das im Grunde nicht Satans Werk; denn Gott besteht darauf, dass Er es getan habe. Die Schrift sagt Röm 11:32: „Denn Gott schließt alle, zusammen ein in die Widerspenstigkeit, auf dass Er Sich aller erbarme.“ Die Vorbedingung für diese Tat lag in der Erschaffung eines Geschöpfes, dem Er die Veranlagung zum Widerstand mitgab. Es gibt Schriftzeugnisse über Satan, die ihrem Wortlaut nach nicht anders verstanden werden können, als dass er von seinem Anfang an Gott entgegenwirkte. So schreibt der Apostel Johannes von ihm, dass er ein Menschentöter von Anfang an war (Joh 8:44) und dass er von Anfang an sündigte (1Jo 3:8). Und weshalb? „... und hat nicht (also nie) in der Wahrheit gestanden“ (Joh 8:44), eben weil ihn Gott als Widerwirker erschuf. Wie nun Röm 11:32 sagt, ist das Ziel dieses von Gott Selbst eröffneten Weges allein die Offenbarung Seines tiefen, rettenden Erbarmens ins Christus, Seinem Sohne.

Diese Tatsache zeigt, dass Gott Satans Widerspenstigkeit völlig in Seiner Hand hat und dafür Gewähr bietet, dass Er auch dieses Geschöpf umzuwandeln vermag. Im Feuersee wird Er ihn mit der alles durchdringenden Glut von seinem Widerstand lösen. Gleich allen anderen Geschöpfen wird er als zurechtgebracht aus dem Feuersee kommen und ein Untergeordneter Christi werden.

Es ist gut zu verstehen, wie dem Satan diese ihn so tief demütigende, und ihm seine Selbstständigkeit nehmende Lehre verhasst ist. Dem Sohn Gottes auf den Knien liegend zu huldigen, diesen Gedanken verträgt er nicht. Dass er aber ursprünglich ein Gott untergeordneter hoher Engelfürst gewesen sein soll, sich jedoch durch Erzeugung von Widerstand von Gott löste und sich zu selbstständiger Stellung erhob, das ist eine Lehre, die ganz nach seinem Sinn ist. Diese unschriftgemäße Darstellung seiner Laufbahn erhebt ihn nämlich zu einem mächtigen, erfolgreichen Rivalen Gottes, den Gott in seiner Widerspenstigkeit nie mehr umzuwandeln vermag. Aber nach Gottes Wort wird Christus auch ihn als stärksten Gegner überwinden und zu Seinem Anbeter machen; dies wird die vollste Krönung des Werkes Christi sein.

Dass Gott durch Christus das All noch zu einer solchen Unterordnung bringen wird, bezeugt Er zudem auf eine außergewöhnliche Weise. Der Beweis liegt in der neuesten Erforschung der Titel Gottes begründet. Einer derselben in den hebräischen Schriften ist El, welcher wörtlich Unterordner bedeutet. Auch Seinem Sohn hat Gott einen ähnlichen Titel gegeben. Er nennt ihn Alue, das ist Zu-Unterordner. Dieser Titel enthüllt den Sohn als den, der mithilft, Seinem Vater das All unterzuordnen.

Unmöglich könnte Gott Sich und Seinem Sohn Titel beilegen, die Sein Endziel verheißen, wenn Er es nie erreichen würde. Welche Sicherheit des Gelingens spricht doch daraus, dass Er dieses Ziel so mit Seinem Titel und Wesen verband. Gerade die Unterordnung des Alls wird dann diese zwei herrlichen Titel Gottes und Seines Sohnes hell aufstrahlen lassen. O, glauben wir es Ihm doch!

Die Aussöhnung des Alls

Die Allaussöhnung seht in engster Beziehung zu der Lebendigmachung und der Unterordnung des Alls. Sie bildet sowohl deren Grundlage als auch deren Höhepunkt in der Vollendung. Läge die Allaussöhnung nicht im Willen und Plan Gottes, so würde es weder Lebendigmachung noch Unterordnung all derer geben, welche in den zweiten Tod geführt wurden.

Das Wort Allaussöhnung und die Lehre darüber sind einzig und allein auf die Schrift gegründet. Kol 1:20 lehrt sie sehr klar und verständlich: „... und durch Ihn (den Sohn) auszusöhnen ds All zu Ihm (indem Er Frieden macht durch das Blut Seines Sohnes), durch Ihn, es sei das auf der Erde oder das in den Himmeln.“

Dieses Vollendungsziel ist im Kolosserbrief in eine der herrlichsten Sohnesoffenbarungen eingegliedert, und zwar in die von Seiner Hauptschaft über das All und von Seinen verschiedenen Beziehungen zu demselben, die hier genannt seien:

Das All zu in Ihm erschaffen (Kol 1:16).
Das All ist durch Ihn erschaffen (Kol 1:16).
Das All ist zu Ihm hin erschaffen (Kol 1:16).
Das All besteht zusammen in Ihm (Kol 1:17).
Das All wird durch Ihn ausgesöhnt (Kol 1:20).

Hier setzt Gott Seinen Sohn in die höchsten Stellungen und krönt Ihn mit der Krone der Gottgleichheit auf den genannten Gebieten. In diesen bilden Seine verschiedenen Beziehungen zum All hell erleuchtende Edelsteine. Keiner darf fehlen; denn dies wäre eine offensichtliche Schmälerung Seiner Herrlichkeit. Besonders der letzte, an welchem durch die Allaussöhnung die Zielvollendung enthüllt wird, darf nicht aus Seiner Krone herausgebrochen werden.

Wie sehr die Verwirklichung der Allaussöhnung Gott am Herzen liegt, lässt Kol 1:19 erkennen: „... da die gesamte Vervollständigung ihre Lust daran hat ... durch Ihn auszusöhnen das All ...“ Durch die Sprachfigur der Verpersönlichung (Vervollständigung) wird die Lust Gottes an der Allaussöhnung bezeugt. Nicht nur will Er sie, sondern mit einem Drang Seiner Liebe, einer Herzenslust sehnt Er Sich nach diesem Endziel. Es ist gut zu verstehen, wie Ihm dabei die Allaussöhnung gleich einem funkelnden Edelstein aus der Krone Seines Sohnes entgegen strahlt. Wer möchte es daher wagen, ihn herauszulösen? Das der Aussöhnung vorangehende Gegenstück ist weit mehr als nur Sünde und Verfehlung. Hier handelt es sich um Gott kränkende Taten und eine Feindschaft, die nur durch Aussöhnung beseitigt werden kann.

Um ihr Wesen zu erkennen, muss genau auf die Lehre der Schrift geachtet werden. Sie macht nämlich einen Unterschied zwischen „versöhnen“ und „aussöhnen“, denn der Urtext hat für jedes ein anderes Wort. „Versöhnen“ heißt auf griechisch „katallasso“ und „Aussöhnen“ „apokatallasso“. Der Unterschied ist Folgender: Bei „Versöhnen“ hat nur eine von zwei sich feindlich gegenüberstehenden Parteien Frieden geschlossen, während die andere noch nicht darauf eingeht. Hingegen besagt „aussöhnen“ dass nun beide Parteien einander nicht mehr feindlich sind.

In diesem verschiedenen Sinne werden diese beiden Ausdrücke in Gottes Wort angewandt. Durch den Tod Seines Sohnes ist Gott mit der Welt versöhnt. Diese so erhebende Heilstatsache drückt Paulus mit den Worten aus: „... wie denn Gott war in Christo, die Welt Sich Selber versöhnend, und rechnet ihnen ihre Kränkungen nicht an“ (2Kor 5:19). Wir, die Gläubigen, Gottes Auserwählte, haben die Gnade empfangen, dieses Versöhnungangebot anzunehmen. „... wir rühmen uns auch Gottes durch unsern Herrn Jesum Christum, durch den wir nun die Versöhnung erhielten“ (Röm 5:11), sagt Paulus. Und nun sind wir mit Gott ausgesöhnt; dieses Zeugnis gibt der Apostel den Kolossern, anschließend an das Wort von der Allaussöhnung: „Und euch, die ihr einstmals entfremdet und Feinde seid gewesen in der Denkart, in den Werken, den bösen, söhnt Er aber nun aus in dem Körper Seines Fleisches, durch Seinen Tod ...“ (Kol 1:21).

In diesem Gnadenstand leben alle Gläubigen. Im Gegensatz zu der früheren Feindschaft befinden sie sich nun in einem totalen Friedensverhältnis mit Gott. Hinsichtlich der ungläubigen Welt ist das anders. Obwohl Gott mit ihr versöhnt ist und ihr ihre Kränkungen nicht anrechnet, erkennt sie diese Heilsgabe nicht und nimmt sie auch noch nicht an.

Die Nichtanrechnung der Kränkungen muss natürlich im rechten Zusammenhang verstanden werden, sonst könnte man zur vermessenen Auffassung kommen, man könne Gott kränken, so viel man wolle, Er reche es nicht an. Aber Seine Gerichte sprechen eine deutliche Sprache anderer Art. Nur während der für dieses Friedenshaltung Gottes vorgesehenen Zeiten handelt Gott so. Das gilt vor allem für die gegenwärtige Verwaltung der Gnade. Unwandelbar lässt Er während dieser an die Spötter, Gottesleugner, kurz an alle Seine Feinde die Bitte ergehen: „Werdet versöhnt mit Mir!“

Jedoch vor dem weißen Thron wird Er sie trotzdem für alle ihre gegen Ihn begangenen Kränkungen zur Rechenschaft ziehen und sie in gebührender Weise richten. Aber nach dem Gericht und wenn sie aus dem zweiten Tod lebendig gemacht werden, nimmt Gott wieder die frühere Stellung ein „... und rechnet ihnen ihre Kränkungen nicht an.“ Nichts vermag Ihn dann mehr an die Verwirklichung der Allaussöhnung zu hindern. Es sind dann auch alle Geschöpfe so zurechtgebracht und dazu vorbereitet, dass sie die Versöhnung von Herzen annehmen und sich mit Gott aussöhnen. Die irdischen wie die himmlischen Geschöpfe gehen dann willig mit großer Freude in den Frieden ein, den der Sohn durch das Blut Seines Kreuzes machte. Jede Feindschaft ist dann geschwunden, und von der Liebe Gottes überwunden, schlagen Ihm nun alle Herzen in ganzer Hingebung entgegen. In der Ihm entgegengebrachten Liebe erntet nun Gott die Ihn reich erquickenden Früchte Seiner Liebe, die Er dem All durch Seinen Sohn schenkte. Und dann werden all soweit sein zu erkennen, dass nicht eigene Seligkeit die Hauptsache ist, sondern dass Gott nun das mit ihnen erreichte, wonach Er Sich so sehr sehnte: Alle mit ganzer Hingebung an Seinem Herzen zu haben. Und das wird dann die Erfüllung der Verheißung der Allaussöhnung sein.

Der Umfang der Endergebnisse

Wir können uns ja im Grund gar keine Vorstellung machen von der Größe, dem Umfang und der Gewalt dieser Endergebnisse. Was wird es allein bedeuten, wenn die unzählige Schar der Ungläubigen lebendig gemacht aus dem zweiten Tode kommt! Für Raum- und Zeitverhältnisse fehlt uns jeder Maßstab. Und wenn sich mit den irdischen auch die himmlischen Geschöpfe vereinigen und alle ihre Knie vor dem Sohne beugen und aus aller Mund die Jubelrufe wie ein gewaltiger rauschender Strom durch das Weltall hallen, wo wird beim G edanken daran schier das Herz erdrückt vor Freude ob der Macht dieser überwältigenden Huldigung! Aber was wird es sein, wenn der Übergabeakt der Gesamtschöpfung durch den Sohn an den Vater stattfindet (1Kor 15:28)! We werden doch alle Herzen höher schlagen, wenn sie vom Sohn dem Vater ausgesöhnt übergeben werden und weiter sehen, wie sich dann der Sohn dem Vater Selber unterordnet, weil nun wirklich Sein Ausruf am Kreuz „Es ist vollbracht!“ nach dem Willen des Vaters erfüllt ist.

Das besagt aber nicht, dass nun für den Sohn Gottes überhaupt n ichts mehr zu tun übrigbliebe. Seine Unterordnung ist das Siegel Seines vollbrachten und vollkommen gelungenen Werkes der Allaussöhnung und nicht das Zeichen eines absoluten Endes. Denn jetzt, da das ganze All Gott willig zur Verfügung steht und endlich für Seinen Willen da ist (Offb 5:11), wird Er mit ihm bestimmt nicht untätig stehenbleiben, sondern mit einem Neuanfang beginnen. Von diesem hat Er uns jedoch nicht geoffenbart, denn wir könnten jetzt dieses Herrlichkeit weder begreifen noch fassen.

Jetzt erst, ja, jetzt erst nach Erfüllung all dieser Ereignisse, kann und darf von der Glückseligkeit sämtlicher irdischen und himmlischer Geschöpfe gesprochen werden. Ein langer, langer Weg musste dazu durchschritten werden, aber dann ist es so weit. Was nun die Glückseligkeit der Geschöpfe ausmacht, ist gut zu verstehen. Nachdem sie durch all die Leiden und Gerichte gingen, werden sie, aus dem zweiten Tod lebendig gemacht, erst erkennen, was rechtes Leben ist und ein unbeschreibliches Glück empfinden. Und wenn sie an ihr früheres Leben denken, in welchem manche unbarmherzige und ungerechte Herren hatten und besonders an ihr Versklavtsein unter Satan, den Menschenmörder, so werden sie bestimmt von Herzen froh werden, wenn sie nun unter ihren rechten Herrn kommen. Die Erkenntnis und Erfahrung, dass Er für sie Sein Leben gab, damit sie in den Genuss des unsterblichen Lebens kommen konnten, wird ihnen die freudige Gewissheit verschaffen, es unter einem solchen Herrn nun wahrhaft gut zu haben. Wenn sie daran denken, dass sei einst Feinde Gottes waren, die Ihn so oft kränkten und gewiss vor dem weißen Thron in großen Ängsten darüber waren, wie es ihnen nun ergehen würde, wird es ihnen so unsagbar wohl ums Herz werden, da Er ihnen ihre Kränkungen nicht anrechnet. Mit offenen Händen und Herzen werden sie nun die Versöhnung annehmen und in die von Christus bewirkte Aussöhnung mit Gott eingehen. Nun mit Gott in Frieden sein zu dürfen, wird wahre Wonne in ihren Herzen auslösen. Ausnahmslos alle Geschöpfe werden von diesem so weisheitsvollen Heilsplan Gottes, der auf Liebe und Gnade aufgebaut ist, völlig überwältigt und überwunden sein. Sind sie dann noch des Weinens fähig, so werden die Freudentränen nur so fließen, und jedes Herz wird zu einer unversiegbaren Quelle tiefen Dankes zu Gott und zu Seinem Sohn, Ja, könnte es denn anders sein?

Das Größte in der Vollendung

So tief auch das Glück und die Freude der Geschöpfe sein mögen, so ist das trotzdem nicht das Größte in der Vollendung. Nachdem nun Gott das erhalten hat, was Er stets so sehr begehrte, wird das der Höhepunkt sein: Die Herzen und die Liebe Seiner Geschöpfe. Da sie einst alle in Ihm waren, denn aus Ihm ist ja das All (Röm 11:36), ist Er mit jedem mit unauflöslichen Banden verbunden, und Seine Liebe zu jedem steht weit über Elternliebe. Dies hat in Seinem Vaterherzen das Verlangen nach einem jeden bewirkt, und nun ist es gestillt. Das ist Seine Freude und Wonnen,dass Ihm auch alle Herzen in Liebe entgegenschlagen.

Und wodurch wird einst ein so herrliches Endziel erreicht? Sechs Stunden brauchte es auf dieser Erde dazu. Die sechs so unsagbar schweren Stunden des Sohnes Gottes am Kreuz. Kein anderes Geschöpf hat je so gelitten wie Er. Ja, alle Leiden der Menschen samt den Gerichtsleiden wiegen Christi Leiden nicht auf. Und mit Ihm litt Gott, der Seinen Sohn in solchen Qualen sehen und diese noch durch Sein Gerichtsfeuer vermehren musste, das Er auf Ihn sandte um unserer, ja, um der Sünden des ganzen Weltenalls willen.

Nehmen wir zu diesem Gericht, welches Christus um der Sünde willen zu erdulden hatte, noch all die vielen hinzu, die sowohl über die irdischen wie himmlischen Geschöpfe ergehen müssen, so lautet das Resultat: Gerichte bis zum Vollmaß, wahrlich, Gott hat Sich beeindruckend tief als Gott des Gerichts geoffenbart. Sofort mit dem Eintritt der Sünde begann Er mit Seinen Strafen. Seither reihte sich Gericht an Gericht, und ihre Auswirkungen reichen bis hart an die Grenze der Vollendung. So offenbar Gottes Wort diese ununterbrochene Gerichtslinie zieht, ebenso klar und eindrücklich lehrt er auch einen Abschluss derselben. Das Vollmaß der Gerichte ist völlig hinreichend, es braucht keineswegs noch eine Hinzufügung eines endlosen Gerichts. Ein solches stünde ja Gottes Verheißungen vom siegreichen Abschluss Seines Planes feindlich gegenüber. Doch in Seinem Plan herrscht volle Harmonie. Nach den Gerichten werden all die herrlichen Gnadenverheißungen in Erfüllung gehen: Alle Menschen erhalten Rechtfertigung des Lebens und werden als Gerechte eingesetzt (Röm 5:18-19); Gott wird Sich aller erbarmen (Röm 11:32); alle werden in Christus lebendig gemacht, in die rechte Unterodnung gebracht, auf dass Gott sein kann: Alles in Allen (1Kor 15:22.28). Dann wird offenbar sein, dass Gott tatsächlich der Retter aller Menschen ist (1Tim 4:10) und Sein Wille, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit komme sollen (1Tim 2:4), erfüllt ist Und wenn mit den irdischen auch die himmlischen Geschöpfe ihre Knie vor dem Sohne beugen und Ihm all ihrem wahren Herrn huldigen (Phil 2:9-11; Offb 5:11-13), so wird das Weltenall von der größten aller Heilstaten erfüllt sein: von der Allaussöhnung. Damit ist der Sieg Christi vollendet und vollkommen gemacht, zur Ehre Gottes des Vaters.

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6. Planskizzen