Der Abfall vom Glauben

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Abschrift der Schrift: Christi nahe gekommene Wiederkunft:
aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum Eph 3:8
von M. Jaegle/ G. Groß (1988)

Mit freundlicher Genehmigung des Mitverfassers.
Bei Gerhard Groß, Balingen, als Schrift noch erhältlich.

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Inhaltsverzeichnis

Christi nahe gekommene Wiederkunft

3. Die Briefe an Timotheus

Der Abfall vom Glauben

In 2Thes 2:3 sahen wir einen Abfall der Gesamtmenschheit, der damit Wegbereiter des falschen Christus wird. Hier nun, in seinem Brief an Timotheus, schreibt Paulus ebenfalls von einem Abfall, allerdings von einem „Abfall vom Glauben“, und damit beschränkt sich unser Blickfeld auf die Gläubigen in den nachmaligen Fristen, also auf die heutige Zeit.

Von diesem Abfall lesen wir in 1Tim 4:1: „Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in den nachmaligen Fristen etliche vom Glauben abfallen werden, weil sie auf irreführende Geister und Lehren von Dämonen achtgeben!“

Es handelt sich hier nicht um ein Abfallen von Christus und Seiner Erlösung, sonder der G l a u b e allein wird nicht mehr geschätzt; man achtet auf betrügerische Geister und lehrende Dämonen, die unsere seelische, alte Natur, also das Sichtbare, ansprechen wollen.

Nun sagt uns aber Hebr 11:1 ganz klar, was Glaube ist, und Paulus bestätigt diese göttliche Aussage mit den Worten, dass wir heute nicht im Schauen, sondern im Glauben wandeln sollen (2Kor 5:7).

Alarmieren sollte uns die Tatsache, ,dass wir Gläubigen heute überhaupt solchen Finsternismächten ausgesetzt sind. Was zur Zeit Pauli für die Zukunft galt, ist heute Gegenwart geworden. Der Geist weissagte vor 1900 Jahren für nachmalige Fristen, in denen wir heute leben. Die Gefahr ist also groß, dass auf Zeichen und Wunder eingestellte Gläubige betrogen werden.

In den weiteren Versen von 1Tim 4:1ff. werden Machenschaften dieser Mächte angeführt. Der Hauptbetrug besteht jedoch in den vom Herrn für heute zurückgestellten pfingstlichen Zeichen und Wundern. Wer sich diesen öffnet, begibt sich in große Gefahr, denn Satan, als dem Gott dieses Äons (2Kor 4:4), ist Vollmacht gegeben, diese pfingstlichen Zeichen und Wunder täuschend nachzuahmen. Den Höhepunkt hierin stellt der Gesetzlose, der Antichrist, dar, wirkend mit aller Kraft, Zeichen und Wundern, aber - durch Lüge und Ungerechtigkeit! (2Thes 2:8-10).

Leider ist unter den Gläubigen ein Hang zu Pfingsten, der sogar am Zunehmen ist. Solche Geschwister sehen nicht die Gefahr, die damit verbunden ist, nämlich ein Abfallen vom Glauben.

Die letzten Tage

Damit kommen wir zu unserem nächsten Text, der in 2Tim 3:1-9 zu finden ist, und wir bitten wieder unsere geschätzten Leser, sich mit den Versen vertraut zu machen.

Es ist die Stelle in den Paulusbriefen, die uns am deutlichsten und ungeschminkt mit dem Charakter des Endzeitchristen bekanntmacht, wobei man beim Lesen fast zweifeln möchte, ob hier überhaupt Gläubige angesprochen sind. Doch lässt Paulus keinen Zweifel darüber, wen er hier anspricht, und so erschreckend es sein mag - es handelt sich in der Tat um Gläubige, wie wir noch sehen werden.

Zuerst müssen wir eine Orientierungshilfe geben über den Begriff „die letzten Tage“. Es ist für uns notwendig zu wissen, dass es zwei Arten von „letzten Tagen“ gibt,und zwar aufgrund der zwei verschiedenen Berufungen und Stellungen - Israel einerseits und die Körperschaft Christi andererseits.

Der Unterschied besteht darin, dass Israel durch die große Drangsal gehen wird, d. h. die nächste Verwaltung durchleben muss, in der Gott mit schwersten Gerichten Seinen Zorn offenbart, sowohl über Sein von Ihm abgefallenes Volk wie auch über die Völker, die Ihn verworfen haben. Folglich heißt es für I s r a e l: „der Tag des Herrn, das Königreich Christi (Israels Erwartungsgut) kommt nicht, bevor nicht der Abfall mit den Gerichten Gottes vorüber ist. Wenn demnach für Israel von „den letzten Tagen“ die Rede ist, so ist damit die Endzeit des gegenwärtigen bösen Äons gemeint. Für die Körperschaft Christi heißt es grundsätzlich anders, und zwar: Der Abfall mit dem antichristlichen Scheinfriedensreich kann nicht eher kommen, als bis die Herausgerufene nach oben entrückt ist. Denn sie ist ein vollkommenes Gnadenwerk Gottes, deren Glieder nicht für den Zorn bestimmt sind, sondern laut der Verheißung (1Thes 5:9) „zur Aneignung der Rettung durch unseren Herrn Jesus Christus“. Er ist die uns in 1Thes 1:10 zugesagte Rettung: „Jesus, der uns aus des Zornes Kommen birgt“.

Wenn diese Verheißung an uns erfüllt ist, ist die heutige Verwaltung der geheim gewesenen Gnade Gottes (Eph 3:3.9) abgeschlossen und wird von der folgenden, der des Zornes Gottes, abgelöst. Wenn deshalb in den Paulusbriefen „die letzten Tage“ steht, (wie 2Tim 3:1), so ist damit die Endzeit der heutigen Verwaltung bezeichnet. Lesen wird aber den Ausspruch in einen Brief an die Beschneidung, wie z.B. Jak 5:3, so ist damit der Abschluss des gegenwärtigen bösen Äons gemeint. Wir sehen auch hier erneut die Notwendigkeit der rechten Wortteilung.

Ein erschreckender Tiefstand

In den Versen 2Tim 3:2-5 weissagte Paulus einen erschreckenden Tiefstand der Menschen. Dann hat die Verdorbenheit so zugenommen, dass es sich wie ein Sündenstrom durch die Menschheit ergießt. Vielsagend ist das Urteil des Apostels über solche: „... die eine Form der Frömmigkeit haben, die K r a f t derselben aber verleugnen" (2Tim 3:5). Das sind also Menschen, die sich fromm stellen,unter den Gläubigen leben, aber an Sünden gebunden sind, von denen sie nie frei werden. Ein Vorbild dieser Menschen war Judas, der auch mit den Jüngern zusammenlebte und dabei ein Dieb war (Joh 12:6).

Diesen Niedergang in der Herausgerufenen zeigt Paulus auch auf andere Art an. In 1Tim 3:15 nennt er sie noch den Pfeiler und Untergrund der Wahrheit. Doch später, in 2Tim 2:20-21 vergleicht er sie mit einem großen Haus mit unterschiedlichen Gefäßen, von denen die einen, die reinen, zur Ehre und andere als unreine zur Unehre des Herrn dienen.

Doch nun sagt Paulus (2Tim 2:21): „So nun jemand sich selbst gründlich reinigt von diesen, wird er sein ein Gerät zur Ehre ...“. Solche Selbstreinigung hatte der Apostel schon zuvor den Korinthern angewiesen (2Kor 7:1), um wieder als Gereinigte in die rechte Stellung vor Gott zu kommen. Und in der Tat hatte jener große Sünder (1Kor 5:1) durch Beugung und Betrübnis wieder Gnade erlangt (2Kor 2:7-10).

Somit ist an einer solche betrüblichen Sache nicht einmal das Fallen in irgendeine Verunreinigung das Schlimmste, sondern dass man die Selbstreinigung unterlässt und im alten Wesen unter den Gläubigen weiterlebt. Wird aber der Weg der Demütigung gegangen, so hat solch ein Erleben den zusätzlichen Segen, dass man zu vertiefter Wachsamkeit und Gemeinschaft mit dem Herrn gelangt ist.

Leider hat in unserem endzeitlichen Geschehen auch diese Gott missfällige Verhalten so zugenommen, dass es angebracht wäre, laut in die Herausgerufene hineinzurufen: „Erwache, der du schlummerst, stehe auf aus den Toten, und aufleuchten wird dir der Christus!“ (Eph 5:14b).

Der Charakter des Menschen

Nachdem wir im vorherigen Abschnitt auf den erschreckenden Tiefgang der Menschen in der gegenwärtigen Frist hingewiesen haben, müssen wir diese aber doch noch genauer betrachten, zeigen sie uns doch deutlich, dass wir uns mitten in dieser benannten Frist befinden.

Der Text (2Tim 3:1) fängt mit den Worten an: „Dies aber sei dir bekannt ...“! Die Gläubigen sind also hiermit gewarnt, da es ihnen unterbreitet wird.

Die erste Klippe stellt dann auch gleich die Bezeichnung „Menschen“ dar (2Tim 3:2). Wir sind gerne und schnell bereit, darunter die ungläubige Menschheit zu sehen, nachdem wir die Charakterisierung gelesen haben. Jedoch, so ist hier zu fragen, wäre es denn notwendig, uns vor diesen zu warnen? Oder wäre hier noch die Aufforderung am Platze: „von diesen kehre dich ab?“ Wohl kaum, denn soweit sind uns die Augen geöffnet, dass uns eine Gemeinschaft nach weltlich/üblicher Art nicht verführen könnte. So gesehen müssen wir also unter dem Wort „Menschen“ Gläubige sehen oder zumindest Menschen, die sich als solche ausgeben. Man kann diese Bezeichnung aber auch so verstehen, dass es sich um Gläubige handelt, die das Menschliche nie gekreuzigt haben, sich nie vollständig ausgeliefert haben, wo also nicht das geistliche, sondern das fleischliche Wesen die Oberhand hat oder kurz gesagt das „Ich“!

Der Ich-Mensch
Schon immer war es des Widerwirkers Taktik, das Selbstgefühl des Menschen zu stärken. So verfiel ihm schon das ersten Menschenpaar im Paradiesgarten, indem er an ihr Selbstwertgefühl appellierte: „Nicht werdet ihr zum Sterben sterbend sein; denn Alueim weiß, dass an dem Tag, da ihr von ihm esset, eure Augen aufgetan werden; und i h r werdet sein wie Alueim ...“ (1Mo 3:4).

„Sein wie Alueim“, die war das betörende Wort, welches bei Eva Eingang fand. Die Ich-Erhöhung begann, und der Glaube, bzw. der Gehorsam begann zu sinken.

Seit damals ist nun dieser üble Charakterzug ständig im Zunehmen und wird seinen höchsten Stand in der Selbstüberhöhung des Antichristen erreichen. Kurz vor dessen Offenbarung - und damit auch kurz vor der Wiederkunft Christi zur Entrückung Seiner Körpergemeinde - hat diese „Ich-Erhöhung“ unter den Menschen den absoluten Höhepunkt erreicht

Wir wollen uns nun sehr sorgfältig an den im Folgenden aufgezählten Charaktereigenschaften prüfen und zugleich erkennen, in welcher Nähe zur Wiederkunft Christi wir heute stehen.

Selbstsüchtig
Dass die Welt in einem fast unerträglichen Maß selbstsüchtig ist, liegt offen vor uns. Aber wie steht es hierin unter den Gläubigen? An dem Beispiel der Erkenntnisfragen können wir uns und unsere Geschwister prüfen. Pauli Worte an die Philipper treten hier bedeutungsvolle hervor: „... einer den anderen in Demut sich selbst für überlegen erachte ...“ (Phil 2:4).

Selbstsucht hält sich für vollkommen (auch in Erkenntnisfragen) und kann so weit führen, dass der andere Bruder nur noch zur Randerscheinung wird.

Geldgierig
Warnend stehen hier Pauli Worte in 1Tim 6:9-10 (bitte lesen) vor uns. Geld erhöht das Selbstwertgefühl und macht uns selbstsüchtig. Wer dem Herrn gehört und zur gleichen Zeit dem Geld, bzw. den Geldgeschäften dieser Welt nachjagt, muss sich ernstlich warnen lassen: „Du aber, o Mensch Gottes, entfliehe diesem allen, jage vielmehr der Gerechtigkeit nach ...“ (1Tim 6:1).

Dabei wollen wir beachten, dass Geldgier im kleinen wie im großen Umfang möglich sein kann.

Hoffärtig / Stolz
Ich-Liebe und Selbstüberschätzung führen zur „Ich-Überhöhung“. Man sonnt sich und lässt sich besonnen in dem Ruhm, z. B. ein guter und bekannter Prediger zu sein, ist über allem erhaben und schaut nur noch von oben nach unten.

Man gebraucht andere für die eigenen Zwecke, stellt sich aber nie zum Dienst unter die anderen.

Lästerer
von der Hoffart ist der Weg kurz zur Lästerung; nicht gegen Gott, aber gegen den Bruder! Jedes üble Gerücht ist willkommen und jeder Fall ein gefundenes Essen. Und führt üble Nachrede oder stolze Überheblichkeit nicht zum Ziel, so kann auch ein gezieltes Todschweigen des Bruders dieselbe Wirkung erzielen wie Lästerung.

Alles passt hier in den Charakter des Ich-Menschen: Üble Nachrede verkleinert am wirksamsten den anderen und rechtfertigt die eigene Erhöhung.

Widerspenstig gegen die Eltern
In Eph 5:32 spricht Paulus von einem Geheimnis; es beinhaltet die Unterordnung. So wie die Frau sich dem Manne und dieser sich dem Christus unterordnet, so sollen auch die Kinder so früh wie möglich die Unterordnung lernen. Nur wer sich unterordnen kann, hat die Gesinnung Christi, denn Er hat uns vorgelebt, was Unterordnung heißt.

Nun regt sich heute immer stärker die Widerspenstigkeit der Kinder gegen die Eltern. Nicht mehr das Elternhaus prägt hier, sondern die Umwelt, angefangen mit den Kindergärten, Schulen usw. Durch verdorbene Menschen (Erzieher) werden die Kinder zu Ich-Menschen erzogen und als solche unfähig gemacht zum Beachten von und der Achtung vor Autoritäten, nicht zuletzt vor Gott.

Undankbar / Huldlos
Der Weltmensch genießt Gottes Gaben in vollen Zügen, und seine Dankbarkeit besteht aus Gottesverleugnung. Auch der gläubige Ich-Mensch nimmt Gottes Gnadengaben an, ohne dem anderen selbst Gnade zu erweisen.

Viele gute Gaben und Hilfe bleiben ohne Widerhall, werden abgetan und oft genug sogar noch mit arroganter Lieblosigkeit belegt.

Lieblos
Selbsterhebung macht überempfindlich für die eigenen Belange, aber kalt und gefühllos für das Wohl der anderen. Wollen wir hier doch ganz besonders aufmerken, denn Lieblosigkeit ist wohl die am häufigsten anzutreffende Charaktereigenschaft der heutigen Frist.

So können wir unser Wissen kalt und prahlerisch dem anderen an den Kopf werfen, oft sogar noch in dem Gefühl, Gutes getan zu haben. Das krasse Gegenteil hiervon wäre, wenn wir aus Angst vor dem anderen mit der Wahrheit zurückhalten, und dadurch zum Heuchler werden. Wie gut steht uns der Spruch: Euer alles geschehe in Liebe!

Unversöhnlich

Das Ich sucht keinen Ausgleich mehr, Vermittlungsbemühungen werden schroff abgewiesesen.

Es ist alarmierend, wenn bekannte Brüder, die jahrelang im Rampenlicht standen, wegen Querelein vor Gericht ziehen müssen, weil keine gütliche Einigung möglich ist. Dabei lehrt uns Paulus doch, dass wir uns lieber übervorteilen lassen sollen, als um das Recht zu streiten (1Kor 6:1-8).

Widerwirker
Eine bedenkliche Steigerung des Charakters der „Menschen“ tritt hier ein. War das bisher Benannte noch ein „Verharren im Widergöttlichen“ so tritt nun eine agressive Aktivität zutage, die Früchte der Ich-Erhöhung.

Man kann als Gläubiger zu einem Widerwirker werden, indem man Gottes Allmacht anzweifelt. Man lässt zwar den Schöpfergott stehen, aber meint, da,ss Ihm in Seiner Schöpfung dann doch so manches missraten und aus der Hand geglitten ist, und dass in dieser Weise sich dann auch Satan aus eigener Kraft selbstständig machen, und den größten Teil der Schöpfung in ewige Höllenpein führen konnte und noch kann.

Wagt man dann unter solcherart belehrten Geschwistern die Wahrheit auszusprechen, und hebt die souveräne göttliche Allmacht hervor, so erfolgt härtester Widerstand.

Auch vielfach gut gemeinte Worte oder Handlungen können widerwirkerisch sein. Petrus gibt uns hier ein Beispiel, als er seinen Herrn vor Leiden bewahren wollte und dafür von Jesus als „Satan“ bezeichnet wurde (Mt 16:23).

Haltlos / Zügellos
Verblendet vom “Ich“ wird jegliche Ordnung beseitigt. Die Schrift wird nicht mehr im Zusammenhang gelesen, man sucht sich die angenehmen Stellen heraus, und presst sie in die jeweilige Situation hinein, so wie man es gerade wünscht. Anstatt in Christus gewurzelt und gegründet, gehen die Ansprüche ins Uferlose. Man setzt sich ohne Rücksicht auf anerkannte Anstandsregeln durch.

Dem Guten feind
Der Maßstab ist das „Ich“ und alles, was sich ihm entgegensetzt, wird bekämpft. Die Bosheit gewinnt immer mehr die Oberhand und lehnt sich gegen alles Andersartige, also das Gute, auf.

Verräter
Der Ich-Mensch ist bereit, Treue und Vertrauen zu missbrauchen. Um seines Vorteils willen scheut er auch vor Verrat nicht zurück. Hier steht in besonderer Weise das Bild des Judas vor uns, der über eine lange Zeit hinweg den Herrn begleitete, um Ihn dann letztendlich zu verraten. Geschickt nützte hier der Satan seine Gier nach Geld aus.

Voreilig
Überstürzte Handlungsweisen sollen dem Guten keine Gelegenheit zur Auswirkung geben. Immer häufiger werden schnelle Entschlüsse gefordert, die den gesamten Lebensbereich umfassen können. Hektik und Stress breiten sich aus und geben keinen Raum mehr für ruhiges Nachdenken. Dies überträgt sich auch auf das Glaubensleben.Ohne zu prüfen, werden Meinungen angenommen oder abgelehnt, ganz wie es gerade zur eigenen Annehmlichkeit passt.

Dünkelhaft
Die hohe Meinung von sich selbst ist unangreifbar geworden. Man steht in der Erkenntnis allein richtig und ist über alle anderen erhaben.

Freunde des Genusses
Gottesdienst und Versammlung sollen vergnüglich und unterhaltsam sein. Alles Seelische, wie Musik, Lieder, Chorusse, stehen im Vordergrund. Die Wortbetrachtung wird zur Pflichtübung.

Die Freizeit wird zu allem Möglichen benutzt, nur nicht zum Dienst für den Herrn.

Fromm, aber kraftlos
Fromm aber kraftlos ist dann die Folge. Man nennt sich zwar noch Christi oder gar gläubig, gehört zur Gemeinde, hat also einen Schein von Frömmigkeit, verleugnet aber die Kraftauswirkung, die vom lebendigen Wort Gottes ausgeht.

Statt göttlicher Weisheit wird menschliche Weisheit ausgegeben, statt Erniedrigung wird Selbsterhöhung und statt Unterordnung Emanzipation gepredigt.

Fromm aber kraftlos, ein deutlich offenbar gewordenes Zeichen der letzten Frist.

Abwendung von der gesunden Lehre

Eine letzte Stelle im letzten Brief des Paulus finden wir in 2Tim 4:3-4. Die hier angesprochene Frist führt uns wiederum in die heutige Endzeit, und so manches eigene Erleben kann uns klarmachen, wie weit doch diese Frist schon vorangeschritten ist und sich erfüllt hat.

Die gesunde Lehre, die an uns gerichtet ist, finden wir bei Paulus, „dem Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes“ (Eph 1:1) und „dem Gebunden Christi Jesu für euch, die aus den Nationen“ (Eph 3:1)... Den weiteren Teil des Satzes zitieren aus dem griechischen deutsch-unterzeilten Studienheft des Konkordanten Verlags: „... wenn überhaupt ihr hört das Hausgesetz der Gnade des Gottes ...“

Wenn wir uns unter den Gläubigen umschauen, wer denn nun überhaupt auf dieses Hausgesetz (Verwaltung) der Gnade des Gottes hört, welches ja nur Paulus anvertraut war, so werden wir schmerzlich feststellen: Wenige, sehr sehr wenige!

Wie klar darf doch Paulus bezeugen: „Mir, dem bei weitem geringsten aller Heiligen, wurde diese Gnade gegeben, den Nationen den unausspürbaren Reichtum des Christus als Evangelium zu verkündigen und alle darüber zu erleuchten, was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft, das von den Äonen an in Gott verborgen gewesen war ...“ (Eph 3:8-9).

An Stätten, wo über Gottes Wort geredet wird (sei es in Hauskreis, Kirchen, auf Konferenzen usw.) werden wir nur in ganz wenigen Fällen mit der Wohlbotschaft des Paulus konfrontiert. In völliger Unkenntnis über die eigene Berufung sind die bevorzugten Themen meist Texte aus den Evangelien, die ja vorzugsweise Israel betreffen. Dabei geht man aber nicht Vers für Vers betrachtend vor, sondern liest zusammenhanglos einzelne Verse oder Versgruppen. Stößt man trotzdem auf schwierige Passagen oder unpassende aussagen, so wird der Text eben so gebogen und gedreht, bis er letztendlich in die Anschauung des Lehrers passt, oder man übergeht die unangenehmen Verse einfach. Verblüffend ist hier, mit welcher Gleichgültigkeit die Hörer solcher Gemeinden alles hin- und aufnehmen.

Als der Verfasser dieser Zeilen in seiner ehemaligen Gemeinschaft solche Verdrehungen aufdeckte, und immer wieder auf Paulus hinwies, bekam er zu hören, dass einige Geschwister die dauernde Erwähnung Pauli nicht mehr hören könnten, und der Leiter der Gemeinschaft gab es sogar schriftlich: „ Paulus und die Wortteilung hänge ihm zum Halse heraus“!

Es ist traurig, mit welcher Hartnäckigkeit die Wohlbotschaft Pauli umgangen wird. Vielleicht liegt ein Grund darin, dass der durch Presse, Rundfunk und vor allem durch Fernsehen gelenkte und manipulierte Gläubige nicht mehr fähig ist, eigenständig im Wort Gottes zu forschen. Es genügt ihm, sich in den Versammlungen angenehm von altvertrauten Texten berieseln zu lassen. Ist dann dieser Pflichtteil absolviert, geht man zum lockeren Teil über, bespricht Familiengeschichten oder philosophiert über Weltliches. Wie schwer klingen doch hier die Worte: „Denn es wird eine Frist kommen, wenn Menschen die gesunde Lehre nicht ertragen werden ....“.

Eine ganz schlechte Figur machen solche im Lehrdienst stehenden Brüder, die zwar einerseits schon klar die Botschaft des Paulus bezeugten und damit ihr Erkennen kundtaten, andererseits aber in Schriften oder Vorträgen ihr Wort derart verwässern, dass man kaum glauben kann, ein und denselben Bruder zu hören. Hier liegt leider der Verdacht sehr nahe, dass es die Angst ist, Hörer oder Leser oder gar Gäste zu verlieren, wenn man sich klar und entschieden zu Paulus bekennt und seine Lehre kompromisslos vertritt.

Es ist beschämend, wenn das Wort Gottes den Zuhörern angepasst wird, anstatt dass sich die Hörer dem Worte Gottes anpassen. Auch hier liegt doch das Wort offen und erfüllt vor uns: „... sondern sich selbst n ach eigenen Begierden Lehrer aufhäufen, weil ihr Gehör gekitzelt wird.“

Wir schließen diese Aussage Pauli mit dem ergreifenden Wort an seinen geliebten Timotheus (und damit auch an uns). „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und womit du betraut wurdest, da du weißt, von wenn du es lerntest ...“ (2Tim 3:14).

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