Der 1. Korintherbrief - Kapitel 4

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Abschrift: Die Korintherbriefe Band I - IV (2007)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I, III und IV sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der 1. Korintherbrief - Kapitel 4

Verwalter der Geheimnisse Gottes

Verwalter der Geheimnisse Gottes

1Kor 4:1

"So schätze man uns daher richtig ein: als untergebene Gehilfen Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes."

"Ihr aber gehört Christus...", so endete das Kapitel 3, und Kapitel 4 beginnt mit der Feststellung, dass wir "Untergebene" Christi sind. Für den ungläubigen Weltmenschen wäre diese Zusage eine Zumutung, für uns ist sie ein Ansporn, denn als "Untergebene" sind uns jetzt schon Aufgaben anvertraut, und was kann es Schöneres geben, als gem. Eph 1:10 an der Aufhauptung des Alls mitzuwirken. Und dies Mitwirkung hat konkrete Umrisse: Wir sollen Verwalter der Geheimnisse Gottes sein! Sind wir es? Kennen wir überhaupt die Geheimnisse, die Paulus hier anspricht? Ein Verwalter, egal was er verwaltet, muss ein Aufgabengebiet inn- und auswendig kennen! Trifft das bei uns zu? Ein Großteil der Gläubigen müsste sich eingestehen, dass hier nicht nur ein Mangel, sondern zum Teil sogar totale Unkenntnis besteht. Die Belehrung über die Geheimnisse Gottes wäre also eine wichtige Aufgabe, doch im Rahmen dieses Andachtsbuches ist uns dies nicht möglich, wir verweisen deshalb auf unsere Schrift "Geheimnisse Gottes" siehe hier und dessen Studium (noch bei uns bestellbar!)

Wir stellen trotzdem in gebotener Kürze fest, dass uns das Wort Gottes 12 Geheimnisse nennt, wovon 8 dem Paulus anvertraut wurden, über die wir als Verwalter gesetzt sind. Was ist nun das "Geheimnisvolle" daran? Die Antworten gibt uns das Wort: "Geheimnisse" schützen vor Überforderung! In Joh 16:12 sagt Jesus zu Seinen Jüngern, dass Er ihnen noch viel zu sagen hätte, doch sie können es jetzt noch nicht er tragen, d.h., es fehlt die nötige Reife für dieses Wissen. Sie hätten zu jenem Zeitpunkt noch nicht verkraftet, dass ihr geliebter Herr am Kreuz sterben muss, dass das ersehnte Königreich auf unbestimmte Zeit hinausgeschoben und dass Israel als auserwähltes Volk beiseite gestellt wird, ja mehr noch, dass ein besonderes Evangelium, geheroldet durch Paulus, an die Nationen ergeht. "Geheimnisse" schützen hier die Jünger vor Angst und Verzweiflung!

Entmutigt wäre das Volk Israel gewesen, hätte ihm Gott von Anfang an gesagt, dass es lediglich für die Erde zuständig sei, für die riesigen überhimmlischen Räume jedoch eine Auswahl aus allen Nationen auserwählt und berufen wird. Gott musste also in Seiner Güte und Barmherzigkeit Seinem Volk Israel verhüllen, dass es nicht Sein einziges Werkzeug und einziger Segenskanal ist.

Und jetzt kommt eine für uns überaus wichtige Feststellung: Die Körpergemeinde, die Gott mit Aufgaben in den überhimmlischen Räumen bestimmt hat, ist vor Israel in ein Geheimnis gehüllt, sie erscheint nirgends im AT, nirgends in den so genannten 4 Evangelien und auch nirgends in den Briefes des Petrus, Jakobus und Johannes (auch nicht in seiner Offenbarung), sonder einzig und allein in den Briefen des Apostels Paulus!!! Wer also außerhalb der Paulusbriefe nach der Körpergemeinde Christi Jesu sucht, geht völlig in die Irre, er ist als Verwalter der Geheimnisse Gottes unreif und damit untauglich!

Der gesamte Zeitraum der h eutigen "Verwaltung der Gnade" war bis zur Enthüllung durch Paulus ein Geheimnis (Eph 3:9 ff), jetzt ist es offenbar geworden und soll neben den anderen Geheimnissen von uns verwaltet werden, d.h. wir sollen unsere Glaubensgeschwister, die hier noch Mängel aufweisen, in aller gebotenen Liebe und Weisheit belehren. Doch bedenken wir auch hier:

Nicht überredende Worte sind ausschlaggebend, sondern geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung, gewirkt durch den Geist, der im Gebetskampf erfleht werden darf. Jeder von uns ist dazu fähig, so wie es uns Paulus in Eph 1:15 ff vormacht, und jeder von wird so auch zu einem Verwalter der Geheimnisse Gottes.

1Kor 4:2

"Hierbei sucht man im übrigen bei Verwaltern nur, dass ein solcher treu erfunden werde."

Um "ein Verwalter zu sein, muss man zuerst einmal das Aufgabengebiet kennen, das verwaltet werden soll. Wir betonen der Wichtigkeit halber hier noch einmal, dass dieses Aufgabengebiet ausschließlich bei Paulus zu finden ist. Wer in den anderen Teilen der Schrift nach der Körpergemeinde und der heutigen Verwaltung der Gnade sucht, verwaltet Dinge, die ihn nicht betreffen und zu denen er auch nicht berufen wurde! (Diese Aufgabe soll aber nicht heißen, dass wir nicht das gesamte Wort Gottes lesen und kennen sollen, im Gegenteil - lies 2Tim 3:16-17).

Wenn Paulus jetzt auch noch ausführt, dass solche Verwalter als "treu" erfunden werden sollen, dann bedeutet dies für uns grundsätzlich dass wir nicht selbstständig über die uns anvertrauten Geheimnisse schalten und walten sollen und diese nach eigenem Gutdünken anwenden, sondern uns unserer Stellung als untergebene Gehilfen Christi bewusst sind und uns folglich auch von Ihm führen lassen, was dadurch geschieht, dass wir Ihn im Wort der Wahrheit anschauen, die Spiegel unserer Herzen auf Ihn ausrichten! Er lenkt uns durch Seinen Geist!

"Treu sein" heißt auch, dass wir die Geheimnisse dort belassen, wo Gott sie hingesetzt hat. Wir können ein Geheimnis nicht in eine frühere Zeit hinein interpretieren, in der es von Gott noch verhüllt war. Damit sind wir bei der wiederholt gemachten Aussage: Wir können die uns betreffenden und erst durch Paulus enthüllten Geheimnisse nirgendwo anders in der Schrift finden als bei Paulus!

Möge uns allen auf das Neue bewusst werden, wie wichtig die Verwaltung der Geheimnisse Gottes ist, weil sie unser zuständiges Aufgabengebiet enthüllen, und also auf das vor- und zubereiten, was uns gegeben ist - und das ist nicht das Irdische, sondern das was oben ist, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend.

Zurechtweisung der Gemeindeglieder

1Kor 4:3-4

"Mich selbst kümmert es nicht im geringsten, dass ich von euch ausgeforscht werde oder vom Menschentag. Auch erforsche ich mich selbst nicht, weil ich mir keiner Schuld bewusst bin; jedoch bin ich dadurch nicht gerechtfertigt. Der mich aber erforscht, ist der Herr!"

Paulus wechselt mit obigen Versen nicht abrupt das Thema, wie es auf den ersten. Blick erscheinen mag, er stellt nur einige menschliche Dinge klar. Wir wissen dass Paulus durch Boten immer Kontakt zu Gemeinden hatte, dadurch erfuhr er auch, was über ihn gesagt wurde und es ist ja auch nicht verwunderlich, wenn sich die Korinther mit der menschlichen Seite des Paulus beschäftigten. Haben sie bei Paulus auch menschlich/negative Seiten entdeckt? Haben sie ihm Vorwürfe gemacht? Kamen ihnen so manche seiner Aussagen zu selbstbewusst und eigenmächtig vor?

Paulus wurde offensichtlich kritisiert, ja sogar falsch beurteilt. Doch auch in dieser Lebe erweist sich der Apostel als treuer Verwalter seines Herrn. Seine obigen Worte klingen zwar zuerst einmal selbstherrlich, weil er sich keinem menschlichen Urteil unterstellt, sei es dem von einzelnen Korinthern, noch von einem menschlichen Tag (im Gegensatz zum Tag des Herrn bzw. zum Tag Gottes); auch klingt es scheinbar überheblich, wenn er sich keiner Schuld bewusst ist und deshalb keine Selbstprüfung an sich vornimmt - und doch, auch wenn er sich schuldlos fühlt, sieht er sich dadurch noch nicht vor den Korinthern gerechtfertigt! Er gesteht damit zwar den Korinthern das Recht ein, so viel wie möglich über ihn in Erfahrung zu bringen, sei es positiv oder negativ, doch letztlich ist nicht das maßgeblich, was die Menschen einander zutragen (weil es eben doch nur menschlich sein kann), sondern Paulus fühlt sich allein seinem Herrn unterstellt und weiß sich auch von Ihm erforscht.

Wir lernen, wie ein Diener des Herrn

a) auf jegliche eigene Rechtfertigung verzichtet und
b) frei vom Urteil der Menschen seinen Dienst tun soll

zwei Eigenschaften, die gar nicht so leicht im Alltag umzusetzen sind!!!

1Kor 4:5

"Richtet daher nichts vor der gebührenden Zeit, bis der Herr kommt, der auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Ratschläge der Herzen offenbaren wird. Dann wird jedem der Lobpreis von Gott zuteil werden."

Wir stellten gestern fest: Für einen treuen Diener Christi ist es ohne Abzug klar: Der volle Verzicht auf jede Selbstrechtfertigung und die volle Freiheit vom Urteil der Gemeinde! Doch wie soll sich die Gemeinde verhalten? Die Eindrücke und Meinungen über andere Brüder kann man ja nicht wegwischen, sie drängen sich einem auf und sind einfach da - das kann auch Paulus nicht ändern. Doch etwas kann der Einzelne sehr wohl tun: Er kann verhindern, dass daraus ein endgültiges Urteil wird!

In 1Kor 2:11 lasen wir ja bereits, dass nur der Geist des Menschen weiß, was im Menschen ist, was besagt, dass kein Mensch den anderen erforschen kann, aber auch, dass wir selbst nur zu oft einer argen Selbsttäuschung unterliegen. Wie oft haben wir verzweifelt über das immer noch vorhandene undurchdringliche Dunkel in unserem Innern nachgesonnen? Wir sehen, liebe Geschwister, wie schwer es in Bezug auf uns selbst ist, sich richtig zu beurteilen, wie viel schwerer bzw. unmöglich ist es in Bezug auf andere!

Aus allem ergibt sich der Inhalt unseres Leitverses: "Richtet nicht..." Es ist eine große Befreiung für uns, wenn wir begreifen dürfen, das wir nicht zu richten haben, weder uns noch andere! Wir dürfen dieses Urteil getrost dem überlassen, der in der Lage ist, uns zu erforschen: Unseren Herrn! Paulus sagt dies im Hinblick auf die Preisrichterbühne des Christus. Dort, und nur dort, kommen auch das Verborgene der Finsternis und all unsere verwerflichen Vorschläge unserer Herzen ans Licht und werden bereinigt - wie befreiend wird also diese läuternde Preisrichterbühne des Christus für uns alle sein!

Auch wenn wir wie gestern am Schluss, im Hinblick auf die Preisrichterbühne des Christus zusprechen, so wird machen von uns trotzdem ein banges Gefühl beschleichen: Wird es nicht peinlich oder furchtbar sein, wenn der Herr all das Verborgene der Finsternis in uns ans Licht bringen wird? Wenn die Ratschläge der Herzen offenbar werden, die bestimmt nicht inmmer dem Licht standhalten?

Paulus selbst spricht hier nicht nur zu, er verheißt uns nach dieser Beurteilung vor der Preisrichterbühne des Christus sogar Lobpreis von Gott.

Es ist richtig, dass es vor der Preisrichterbühne Beschämung, Tadel und in gewisser Hinsicht auch Verlust geben wird, doch keiner wird diese Bereinigung als ungerecht oder gar als Strafe empfinden, sondern als Befreiung. Und so ernstlich uns Paulus an anderer Stelle mahnt und zuspricht, so froh schreibt er hier den Korinthern und uns vom Lobpreis Gottes, der nach dieser Richterbühne jedem von Gott zuteil wird.

Paulus richtet damit unsere Blicke nicht auf einen Gott des Zorns (Wobei ja auch der Zorn seinen Raum im Ratschluss Seines Willens hat), sondern auf unseren Gott und Vater, welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1Tim 2:4); und wenn dieses Ziel erreicht sein wird, wenn zuerst einmal jeder der Körpergemeinde Christi Jesu die volle Wahrheit erkennen wird (weil bis heute über die Wege Gottes unter den Gläubigen viel Unkenntnis und Irrtum vorhanden ist), dann überströmt uns der Lobpreis Gottes - was für ein Ereignis!

1Kor 4:6

"Dies aber, Brüder, habe ich als Redefigur um euretwillen auf mich selbst und Apollos angewandt, damit ihr an uns lernt, nicht auf Dinge zu sinnen, die über das hinausgehen, was geschrieben steht, damit ihr nicht aufgeblasen werdet, also keiner für den einen Lehrer gegen den anderen Lehrer."

Obwohl wir die "Konkordante Übersetzung" hoch einschätzen, wollen wir im Hinblick auf den Anfang unseres Leitverses einen Blick in die einfache Lutherbibel werden, wo wir lesen: "Solches aber, liebe Brüder, habe ich auf mich und Apollos gedeutet um euretwillen..." Das Wort "Redefigur" irritiert in unserem Leitvers, und erweckt den Eindruck, als sei das vorher Geschriebene nicht wörtlich zu nehmen. Der Urtext will uns aber sagen, dass Paulus und Apollos für die Korinther (und uns) ganz einfach Vorbilder sein sollen, von denen sie und wir lernen können. Und lernen sollen wir zuerst einmal, us auf ganz schlichte Art und Weise im Rahmen des Wortes Gottes zu bewegen. Menschliche Weisheit hat immer schon dazu geführt, sich erkenntnismäßig über andere zu stellen. Dabei wurde dann gerne mehr in sWort hinein interpretiert, als im Wort steht. Das Tragische ist dabei: Diese vermeintlich klugen Köpfe wurden und werden bis heute von vielen Gläubigen bewundert und verehrt. Es ist bedrückend, wenn man selber erfahren muss, wie Glaubensgeschwister, die man lange kannte, plötzlich zu einem bestimmten Lehrer umschwenken, weil dieser mit seinem Wissen glänzt und angeblich tiefere Erkenntnisse im Wort Gottes hat als alle anderen! Und es ist auffallend, wie stolz (Paulus sagt "aufgeblasen") solche Geschwister werden können, weil sie jetzt "höhere" Erkenntnis haben!!! In der Tat: Ein Lehrer wird hier gegen den anderen ausgespielt.

"Unten bleiben", "sich darunter stellen", sich im schlichten Rahmen des Wortes Gottes bewegen (das jeder verstehen kann und wo keine besondere menschliche Intelligenz nötig ist), das ist gerade auch heute mehr als geboten - Paulus und Apollos sind hierfür wahrlich gute Vorbilder.

Spaltungen in der Gemeinde

1Kor 4:7

"Wer hat es dir denn zuerkannt, unterschiedlich zu beurteilen? Was hast du aufzuweisen, das du nicht erhalten hättest? Wenn aber auch du erhieltest, was rühmst du dich, als ob du nichts erhalten hättest?"

Es ist bis jetzt für uns offenbar geworden, dass nicht unerhebliche Spaltungen die Gemeinde von Korinth durchzogen, wobei mit Leidenschaft und Eifersucht für den einen oder anderen am Wort dienenden Bruder Partei ergriffen wurde. Die Anhänger der verschiedenen Gruppen hielten sich für besonders kluge Leute, eben weil sie sich diesem oder jenem Bruder zurechneten. dabei wurde anscheinend auch der. Rahmen des geschriebenen Wortes überschritten, menschliche Weisheit wurde hochgehoben und ersetzte das geschriebene Wort (wobei zur damaligen Zeit das geschriebene Wort noch nicht abgeschlossen und auf sein Vollmaß gebracht war).

Die Spaltungen wirkten sich bereits so tief im Gemeindeleben in Korinth aus, dass Paulus die Fragen in unserem obigen Leitvers stellen musste! Niemand hat etwas aus sich selber, auch keine fortgeschrittene Erkenntnis! Und wenn wir Letztere erhalten haben, gibt uns das in keinster Weise das Recht, uns dieser Erkenntnis zu rühmen, im Gegenteil: Wir sollen uns in Liebe und Demut befleißigen, die anderen Geschwister weiterzuführen.

Jeder von uns, der etwas weitergeführt wurde, steht in der großen Gefahr, überheblich zu werden. In 1Kor 8:1 stellt Paulus fest: "Bloße Erkenntnis macht aufgeblasen, die Liebe aber baut auf". Das muss uns betroffen machen. Werden wir uns also täglich tief im Herzen bewusst, dass wir wirklich alles nur erhalten haben, und dies von Gott! Die Korinther rühmten sich, dass sie nichts (von Gott erhalten hätten, sondern sich ihr Wissen durch eigene menschliche Weisheit angeeignet haben - und zwar alles!!! Und weil alles aus Gott ist, ist dies auch unser einziger Ruhm!

1Kor 4:8

"Schon seid ihr übersättigt, schon seid ihr reich, ohne uns seid ihr wie Könige geworden! O dass ihr doch wirklich Könige wäret, damit auch wir mit euch herrschen könnten!"

So schnell wir über die heutigen Worte hinweg lesen, weil wir sie mehr den Korinthern zurechnen, so sind sie doch von tiefer Eindrücklichkeit. Paulus sieht das ganze korinthische Gemeindeleben vor sich und daneben sein Leben als Apostel Christi Jesu. Dort Sattheit, ja sogar Übersättigung, Reichtum und sicher noch viele mehr, bei ihm übermäßige Mühe, Gefängnis, Schläge, Todesgefahr, Schiffbruch, Gefahren durch Wegelagere... (lies 2Kor 11:22-28). Welch ein Kontrast!

Aber hat nicht Paulus selbst gesagt: "Alles ist euer"? Hat er nicht den ganzen königlichen Reichtum der Gläubigen geschildert? Achten wir in unserem Leitvers auf das erste Wort "Schon"! Hier liegt der Schlüssel zum Verständnis des ganzen Verses. Sind die Verheißungen heute schon unser? Werden sie schon in diesem Äon wirksam?

Vor der gebührenden Zeit richteten die Korinther, vor der Zeit wollten sie das Paradies auf Erden haben, vor der Zeit wollten sie Könige sein. Dazu ein "Übersättigt"sein - welch gefährlicher Zustand!

Und noch etwas schob Paulus ein: "... ohne uns..." (und meint damit sich und Apollos). Kann der Stand der Gemeinde in Ordnung sein, wenn er ohne die berufenen Lehrer erreicht werden soll? Kann die Herde am rechten Platz sein, wenn der Hirte fehlt? In 2Tim 2:12 lesen wir: "Wenn wir erdulden, werden wir auch mit herrschen". Doch haben die Korinther verstanden, dass das Erdenleben eine "Erdulden" ist und erst dann folgt die Herrlichkeit, das königliche "Mitherrschen". Paulus fordert also auch uns alle zum"Erdulden" auf, auf dass wir alles zusammen in den herankommenden Äonen auch mitherrschen können!

Die Apostel als Vorbilder

1Kor 4:9

"Denn ich meine vielmehr, dass Gott uns, die letzten Apostel als dem Tode Verfallene erweist, da wir der Welt, den himmlischen Boten und den Menschen ein Schauspiel geworden sind."

In unserem Leitvers fällt zuerst einmal auf, dass Paulus von "uns, die letzten Apostel" spricht. Gab und gibt es nach ihm keine Apostel mehr? "Apostel" bedeutet so viel wie "Beauftragter" und beauftragt waren die Apostel, das damals noch nicht vollkommene Wort zu verkündigen. Doch mit den Briefen des Paulus ist das Wort vervollständigt (Kol 1:25), wir haben keine weiteren neuen Offenbarungen zu erwarten, bevor unser Herr wiederkommt. Was wir brauchen, sind Lehrer, die das vollständig niedergeschriebene Wort auslegen.

Wir richten unser Augenmerk wieder auf die Korinther, denen Paulus schreibt: dass er uns seine Mitapostel (z.B. Apollos, Timotheus usw.) dem Tode Verfallene sind. Er spricht hier erst einem nur von den Aposteln! Damit wären die Gläubigen in Korinth nicht betroffen! Doch an anderen Stellen fordert Paulus die Gläubigen immer wieder auf, seine Nachahmer zu werden, so schon in Vers 16 unseres Kapitels; und nachahmen sollen wir nicht nur die angenehmen, sondern auch die für uns leidvollen Seiten des Apostels - also auch "als dem Tode Verfallene". Das zeigt zuerst einmal ganz praktisch den Unterschied zwischen den übersatten Korinthern und den ständig verfolgten Aposteln auf. Damals gab es die kämpfenden Gladiatoren, die als "Todgeweihte" den Kaiser und das zuschauend Volk in den Arenen grüßten. Ihr Kampf bedeutet ständig "den Tod vor Augen haben" - ein Bild, welches uns heute so gar nicht gefallen mag. Paulus und seine Mitstreiter verglichen sich mit diesen. und scheuten ganz offensichtlich nicht den Tos (wenn auch aus anderen Gründe); und die Geschichte der Gemeinde Christi Jesu zeigt durch die Jahrhunderte, wie die wahren Christen sich ebenfalls lieber als dem Tod Verfallene sahen, als ihrem Glauben abzusagen. Heute muss man fragen: Inwieweit sind wir überhaupt noch bereit, um des Glaubens willen etwas abzusagen?

"... da wir der Welt, den himmlischen Boten und den Menschen ein Schauspiel geworden sind."

Die Worte im Urtext lauten "theatron", was uns ja an ein "Theater" erinnert. Und wenn wir jetzt einmal weniger die damaligen Kampfarenen, dafür umso mehr die heutigen Theaterbühnen im Auge haben, so stellen sich dies so dar: Vorne die Bühne, von Scheinwerfern hell angeleuchtet, in deren Licht sich die Schauspieler bewegen, hinten im Dunkeln die Menge der Zuschauer - und genau so sollen wir uns bis heut als Gläubige sehen!

Als "dem Tode Verfallene" d. h. von allen Seiten Angefeindete, stehen wir also hell angestrahlt auf der Bühne des Lebens, dabei sind unseres Zuschauer "das All umfassen": Einmal die Welt (was besser mit "Kosmos" übersetzt werden sollte, weil nicht nur unsere Erde gemeint ist), dann die Bewohner der himmlischen Räume, die himmlischen Boten (Engel), und schließlich die Erdenbewohner, die Menschen. Eingeschlossen sind hir selbstverständlich auch die Mächte der Finsternis! Und gerade die Letzeren beobachten uns besonders intensiv, denn sie suchen unsere Schwachstellen, um uns genau dort mit ihren glühenden Pfeilen zu treffen (weshalb wir hier ganz besonders auf die göttliche Waffenrüstung hinweisen, die wir zu unserem Schutz brauchen).

Beobachtet wird, wie das Evangelium in der Welt aufgenommen wird und wie sich jene verhalten, die es vertreten und im Glauben angenommen werden. Für den Sohn Gottes gab es nur "das Kreuz"! Und für uns? In Gal 2:20 schreibt Paulus: "Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt; ich lebe aber, doch nicht mehr ich, sondern in mir lebt Christus." Und was für Paulus gilt, muss auch uns gelten! Unser Schauspiel ist also unser Kampf, das "Ich" ans Kreuz zu verweisen und Christus in uns Raum gewinnen zu lassen.

1Kor 4:10

"Wir sind Toren um Christi willen, ihr aber haltet euch für Besonnene in Christus! Wir sind schwach, ihr aber fühlt euch stark! Ihr habt schon alle Herrlichkeit, doch wir sind ungeehrt"!

Paulus wird konkret, d.h. er nennt die Dinge beim Namen, was ja sicherlich damals wir heute nicht unbedingt mit Begeisterung gehört wurde und wird.

Wir müssen hier einen Blick in diese korinthische Gemeinde tun: Diese Gemeinde schien in der Stadt eine angesehene Schar zu sein! Sie galten als "klug" und waren der Ansicht, in Christus eine Weisheit gefunden zu haben, mit der sie sich unter ihren Mitbürgern durchaus messen konnten, ja sich sogar überlegen fühlten. Und sie nutzten offenbar diese Stärke, um sich überall durchzusetzen und respektvoll anerkannt zu werden. Von Verfolgung und Bedrängnis war in Korinth offensichtlich nichts zu spüren - damit unterschieden sich die Korinther von den anderen Gemeinden, die Paulus gegründet hatte.

Was unterschied Paulus von den Korinthern? Er und seine Mitarbeiter waren Toren um Christi willen, sie waren schwach und ungeehrt. Ein "Tor" war Paulus, weil er nicht mit menschlich/klugen Worten kam (siehe 1Kor 2:1) sondern mit den schlichten einfachen Worten des Evangeliums und sich entschieden hatte, nichts außer Jesus Christus zu wissen, und diesen als gekreuzigt. Die Korinther umgingn diesen Weg, sie argumentierten menschlich/klug, umgingen in ihren Worten klug die weniger ruhmvollen Dinge wie das schmachvolle Kreuz, und gewannen so Ansehen und Ehre.

Welche Rolle spielt heute der gekreuzigte Jesus Christus? Wir ernten oft nur Spott und Verachtung, wenn wir ihn und Sein Kreuz bezeugen. Wie verhalten wir uns? Bedenken wir gerade hier, dass wir Schausteller auf einer Bühne sind, nämlich nichts anderes zu wissen als Jesus Christus, und diesen als gekreuzigt!

1Kor 4:11

"Auch hungern und dürsten wir bis zur jetzigen Stunde; wir sind nur dürftig gekleidet, wir werden mit Fäusten geschlagen und führen ein unstetes Leben."

Hunger und Durst können in der Tat einen Menschen zermürben; umso mehr ist es zu beachten, wie viele. Gläubige die innere Kraft hatten und haben, auch in solchen Lagen den Glauben zu bewahren, wenn es sein musste, bis zum Tod. Wir wissen vielleicht zu wenig darüber, dass gerade in asiatischen und vom Islam geprägten Ländern auch heute noch Gläubige schlimmen Tortouren ausgesetzt sind, ja dass ihnen die Todesstrafe droht - ihnen gilt unsere besondere Fürbitte im Gebet.

Sicherlich muss in unseren westlichen Ländern niemand mehr Hunger und Durst leiden, auch sind Schläge jeglicher Art untersagt und fast jeder besitzt ein behagliches Heim, in das er immer wieder zurückkehren kann. Das alles ist ja an sich nicht verwerflich und der Besitz dieser Dinge sagt heute nichts über unseren Glaubensstand aus. Entscheidend ist nur, wie wir damit umgehen und welchen Stellen wert wir ihm einräumen. "Essen und Trinken" kann zu einem Kult (Götzen) werden, auch unter Gläubigen. Hier sollten wir schon darauf achten, nicht in üppige Schlemmerei zu fallen - auch darin sind wir ein Schauspiel und werden beobachte. Es gibt aber auch ein Gegenteil der Schlemmerei, eine gesetzliche Enthaltsamkeit, wobei man sich darauf beruft, dass das Wort Gottes dies oder jenes Essen verbietet. Auch hier sagt Paulus klar, dass das Halten von Gesetzen, die Israel betreffen, uns, der Körpergemeinde, keine. Vorteile vor Gott bringt (1Kor 8:8).

Nutzen wir unseren heutigen Leitvers dazu, von Herzen unserem Gott und Vater zu danken, dass wir im Gegensatz zu den Aposteln heut edoch ein von Hunger und Gewalt und Not relativ unbehelligtes Leben führen können!

1Kor 4:12-13

"Mit den eigenen Händen arbeitend, mühen wir uns. Beschimpft man uns, so segnen wir; verfolgt man uns, so ertragen wir es; lästert man uns, so sprechen wir zu. Wir sind der Auskehricht der Welt, wie der Abschaum aller Menschen sind wir bis jetzt geworden."

Wenn wir uns gedanklich aus unserer heutigen Wohlstandszeit zurück in die damalige Zeit versetzen so mag uns zu Recht ein banges Gefühl überkommen. So angenehm die heutige Zeit einerseits ist, so viele Gefahren birgt sie andererseits. Dabei ist wohl einer der großen Gefahren, dass wir total "leidensscheu" geworden sind. Es gibt wohl nur wenige Evangelisten, bzw. Wanderprediger, die nicht auf Kosten von gläubigen Geschwistern leben und dafür arbeiten. Meist ist es selbstverständlich, wenn man gastfreundlich aufgenommen und frei verköstigt wird. Beschimpft, verfolgt und gelästert werden kann man durchaus auch heut noch, wenn auch auf eine andere Art. Zumeist sind es die eigenen Glaubensgeschwister, die sich ereifern, wenn man in der Erkenntnis anders oder weiter geführt wird. Viele von uns kennen solche Situationen aus eigener jüngster Erfahrung. Hier still zu sein, zu segnen und zuzusprechen, dies fällt oft sehr schwer und kann durchaus zu einem Leidensweg werden.

Doch lassen wir uns sagen, dass alle, die wir mit Paulus am Dienst dieses Evangeliums teilnehmen, auch Anteil am "dem Tod Verfallensein" haben (lies hierzu Phil 1:29-30). Es scheint paradox, ist aber biblische Wahrheit: Wir sind Toren, der Auskehricht und Abschaum dieser Welt, den man einfach ablegt.

Bedenken wir: Für unseren Herrn war es Golgatha, für Paulus das Gefängnis, zuletzt in Rom - wo ist für uns diese Stätte? Möge Gott uns Gnade schenken, willig alle Schmach, die wir für Ihn erleiden, auf uns zu nehmen, sie zu ertragen und keinerlei Ehre für uns zu haben!

1Kor 4:14

"Die schreibe ich nicht, um euch zu beschämen, sondern ich ermahne euch als meine geliebten Kinder."

Wenn wir jetzt einmal auf die zurückliegenden Verse schauen, sot ut sich schon ein starker Gegensatz auf: In Korinth das übersatte Dasein mit der schmerzlichen Gespaltenheit der Gemeinde, bie den Aposteln ein Leben voller Entbehrungen und Leiden, aber auch voll geistiger Kraft und Wirksamkeit. Müssen sich die Korinther da nicht schämen?

Der weitere Verlauf der Gemeinde zeigt dass sie Paulus einfach nicht verstanden haben. Leiden kamen ihnen. unnötig vor - man kann sich doch mit allen arrrangieren! War Paulus wirklich ein Apostel Christi Jesu? Immer wieder, auch in seinem zweiten Brief an die Korinther, muss sich Paulus diesen Dingen stellen. Die verschiedenen Aufzählungen aus seinem Leidensweg mögen uns fragend machen, ob dis sein musste; doch die ernste Lage erforderte dies. Jetzt beim Niederschreiben dieses Briefes, sonnte sich Paulus nicht sanderes denken, als dass sich seine Korinther durch diese Gegenüberstellung seines Lebens mit dem ihren tief beschämt sind. Die Worte unseres heutigen Leitverses zeigen Paulus in seiner Stellung als "rechten Vater in Christo"! Nicht beshämen wollte er, sondern wachrütteln und zusprechen, und dies wie ein Vater mit seinen geliebten Kindern.

Geistliche Ermahnung, wie wir sie bei Paulus sehen, erfordert auch geistliche Reife! Sie fordert, dass man in dem lebt, worin man ermahnt und zuspricht. Hinter Pauli Worten stand sein Leben, für alle sichtbar! Wenn wir in 2Kor 1:5 lesen, dass die Leiden des Christus in dem Apostel und seinen Mitstreitern überfließen, dann ist das Tragen der Gemeinde in Korinth gewiss ein Teil davon. Aus Übersättigung erwächst Überheblichkeit, die sich oft gegen die wendet, von denen man empfangen hat. Dies sind schmerzvolle Erfahrungen! Doch willig, freudig und voll Feingefühl tut der Apostel seinen Dienst: In Liebe ermahnen, aber nicht beschämen - also ein wahres Vorbild für uns!

1Kor 4:15

"Denn wenn ihr auch zehntausend Geleiter in Christo hättet, so habt ihr jedoch nicht viele Väter; den in Christus Jesus habe ich euch durch das Evangelium gezeugt."

Wir wollen heute zuerst eine Klärung der "Geleiter" geben und finden dafür in der Übersetzung von F.H. Baader das Wort "Pädagogen" erklärt mich dem Zusatz "Knabenführer". Vereinfacht müssen wir uns also untre einem Geleiter gemäß der damaligen Zeit Sklaven vorstellen, die Knaben zu einem Lehrer brachten (geleiten). In unsere Zeit gemünzt kann man es dann so ausdrücken: Hin zu Christus wollen viele führen bzw. geleiten, es gibt jede Menge davon - doch Väter in Christo sind rar.

Was macht nun so einen "Vater in Christo" aus? Was ist das Besondere an ihm? Wir greifen hier immer wieder gerne auf 1Jo 2:13 zurück weil diese Aussage betreffs der Väter mit wenigen Worten das sagt, was ein "Vater in Christo" ist: Ich schreibe euch, ihr Väter, weil ihr den erkannt hab, der von Anfang an ist.

Merken wir, liebe Geschwister, welche wunderbare Ausstrahlung schon allein diese Aussage hat? Welch ein tiefer Friede, welch eine absolute Ruhe und ein vollständiges Vertrauen auf den, der von Anfang an ist, strahlt uns hier entgegen! Es ist der Weg eines Gläubigen, der durch die Freuden der Sündenvergebung, durch den Kampf mit dem Bösen hinein in den wunderbaren Herzensfrieden gefunden hat. Er hat erkannt, wie allmächtig und wunderbar dieser Gott und Vater ist, wie Er alles wirkt nach dem Ratschluss seines Willens, wie Ihm nicht aus der Hand gleiten kann, und es ist das tiefe Wissen, dass dieser Gott und Vater Sein Ziel mit allen Geschöpfen erreichen wird - Gott wird alles in allen sein (1Kor 15:28).

Paulus wusste, dass eine junge Gemeinde, wie sie die Korinther darstellten, noch nicht (oder kaum) gereifte Väter in ihrer Mitte haben konnten, sie waren also auf ihn und seine Mitstreiter angewiesen; und Paulus durfte sich ja zu Recht zu den Vätern zählen.

Die zweite Aussage in unserem Leitvers klingt zuerst etwas nach Eigenruhm! Haben nicht auch Apollos und andere Brüder in Korinth gewirkt? Habennicht aus sie Anteil am Stand der Korinther? Warum sagt Paulus: "... habe ich euch...."?

Natürlich wissen wir alle, dass Paulus der Letzte wäre, der den Eigenrum sucht, wir müssen also seine Worte richtig verstehen: Noch bevor Paulus bei seiner Begegnung mit dem Herrn vor Damaskus wusste, was alles auf ihn zukommen würde, hat der Herr einem Jünger namens Ananias vorhergesagt, dass (damals noch ) Saulus ein auserwähltes Gerät sei, um Seinen Namen vor die Augen der Nationen, wie auch Könige und Söhne Israels zu tragen (siehe Apg 13:44-27). Und ohne Stolz schreibt Paulus des Ephesern aus dem Gefängnis in Rom: "Mir, dem bei weitem geringsten aller Heiligen, wurde die Gnade gegeben, den Nationen den unausspürbaren Reichtum des Christus als Evangelium zu verkündigen..." (Eph 3:8-9). Es war Paulus, und nur er allein, den Gott als Apostel für die Nationen erwählt hatte. In seinem Herrn, in Christus Jesus, hat der seinen Auftrag erfüllt, d.h. er hat sie in dem Evangelium gezeugt, das für die Nationen bestimmt war: "... alle zu erleuchten, was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft, das von den Äonen an in Gott verborgen gewesen war..." (Eph 3:9).

1Kor 4:16

"Daher spreche ich euch zu: Werdet meine Nachahmer!"

Nach den doch sehr schwerwiegenden Ermahnungen und Warnungen folgt der Zuspruch an die Korinther, ihn nachzuahmen - ein Zuspruch, der bei dem bekannten Leben des Apostels nicht bei allen Begeisterung ausgelöst haben mag! Die Nachahmung des Apostels würd ja Verzicht auf so viele Annehmlichkeit dieses Äons bedeutet, man müsset sich mehr auf die unteren Wege des Lebens ausrichten, als nach oben zu streben, man müsste auch Leiden in Kauf nehmen und vieles mehr! Und weil Paulus wusste, dass sein Weg menschlich gesehen schwer ist, befiehlt er auch nicht, sondern spricht liebevoll und ermuntern zu!

Wir lesen diese Aufforderung zur Nachahmung immer wieder, so in 1Kor 11:1, wo Paulus noch anfügt, dass er selbst Christi Vorbild folgt. Auch die Philipper werden zur Nachahmung ermuntert (Phil 3:17), und die Thessalonicher lobt Paulus, weil sie bereits seine und des Herrn Nachahmer geworden sind (1Thes 1:6).

Die Gemeinden, die Paulus gegründet hatte, war ja noch nicht im Besitz des vollständig geschriebenen Wortes, sie waren auf ihre Lehrer, die gleichzeitig auch "Väter in Christo" sein wollten, angewiesen, nach denen sie ihr neues Leben ausrichten konnten.

Die Nachahmung betraf und betrifft den Wandel. Und gerade die Philipper musste Paulus warnen, nicht alle zu Vorbildern zu nehmen, weil viele eben nicht alle auf die Annehmlichkeiten diese Äons verzichten wollten, und manche nicht bereit waren, ihr Fleisch ans Kreuz zu verweisen (lies Phil 3:17-19).

Auch uns, liebe Geschwister stellt sich immer wieder die schwere Frage, ob wir zur Nachahmung eines würdigen Wandels bereit sind, eines Wandels, der auch Verzicht und Entbehrung beinhalten kann?

Besuchsankündigung

1Kor 4:17

"Deshalb sende ich Timotheus zu euch, der mein im Herrn geliebtes und treues Kind ist; er wird euch an meine Wege in Christus Jesus erinnern, so wie ich sie überall in jeder herausgerufenen Gemeinde lehre."

Es ist auch bei uns so, liebe Geschwister, dass uns der eine oder andere Mensch mehr liegt, wir für ihn mehr Sympathie aufbringen als für andere. Dies ist menschlich und nicht verwerflich. Das Herz des Paulus hängt ganz offensichtlich sehr an Timotheus, und wie wir sehen, auch zu Recht! Ihn will Paulus nach Korinth seinen und wird schon hierin zum Vorbild: Der Apostel ist bereit, seinen liebsten Mitarbeiter abzugeben, also auf die Gemeinschaft mit ihm zugunsten anderer zu verzichten.

Paulus nennt Timotheus "mein Glaubenskind rechter Art" (1Tim 1:2). Dieses Verhältnis des Timotheus zu Paulus wuchs aus seiner rechten Gottes-Kindschaftstellung. Von ihm schreibt Paulus in Phil 2:20-21: "Denn ich habe niemand, der so empfindet, der in so rechter Art um euer Ergehen besorgt sein wird; denn alle anderen suchen das Ihre und nicht das, was Christi Jesu ist." Und in Vers 22 fährt er dann fort: "Seine Bewährtheit aber kennt ihr, dass er wie ein Kind seinem Vater zusammen mit mir am Evangelium sklavt." Welch ein ergreifendes Zeugnis für Timotheus! Trotz seiner Jugend (1Tim 4:12) stand Timotheus schon in einem gesegneten Dienst. Man braucht also nicht unbedingt erst ein bestimmtes Alter erreicht zu haben, um segensreich dienen zu können. Im Sonnenschein der Gnade und durch die Befruchtung des Geistes durch das Evangelium kann eine Frucht früh heranreifen - dies dürfen wir auch unseren jüngeren Glaubensgeschwistern sagen.

Obiges gilt aber nicht nur solchen, die am Wort dienen, sondern all, die in Christus Jesus gläubig sind, dürfen gleicherweise Nachahmer des Paulus und Timotheus sein.

"Er wird euch an meine Wege in Christus Jesus erinnern, so wie ich sie überall in jeder herausgerufenen Gemeinde lehre."

Die Wege des Paulus, an welche Timotheus die Korinther erinnern soll, sind hier zweifach zu sehen: Einmal sind es ganz buchstäblich jene unteren, schweren und leidvollen Wege, voller Entbehrung und jeglichem Verzicht auf Eigenruhm; zum zweiten ist es jener Weg in Christus Jesus, auf dem es kein Abweichen von dem Evangelium geben darf, das Gott dem Paulus anvertraut hat (sieh auch 1Kor 15:1-2).

"Kein Abweichen vom Evangelium", welches dem Paulus enthüllt wurde, bedeutet, dass keinerlei Kompromisse gemacht werden sollen (was ja heute häufig geschieht, um ja nicht mit anderen Gläubigen in Konflikt zu geraten). In Kol 1:23 sind wir aufgefordert, uns nicht von dem Erwartungsgut des Evangeliums fortbewegen zu lassen, welches in dieser Verwaltung der Gnade gültig ist. Die Galater sind uns hier ein negatives Beispiel! In Gal 1:6-9 lesen wir, wie sich diese Gemeinde offensichtlich einem anderen Evangelium zugewandt hat, nämlich dem, welches Israel betrifft. Paulus berief sie in die Gnade Christi, die überströmend wirkt, doch die Galater ließen sich umstellen, und stellten sich wieder unter das Gesetz. Welch ein Kontrast!

Unser Fleisch sucht den Ruhm, und en findet es, wenn es vermeintliche Werke vollbringen kann. In dieser Gefahr stehen bis heute alle Gläubigen. Das dem Paulus anvertraute Evangelium hingegen weist auf unseren Herrn Jesus Christus, der alles für uns vollbracht hat. In Seiner Gnade, in die wir berufen wurden, leben, in Seiner Gnade beständig bleiben und uns dieser Gnade auch täglich bewusst sein - dies ist unser Weg so wie es der Weg der Korinther war.

1Kor 4:18-19

"Einige unter euch haben sich aufgeblasen, als ob ich nicht zu euch käme. Ich werde aber, wenn der Herr will, schnell zu euch kommen; doch werde ich nicht die Worte der Aufgeblasenen anerkennen, sondern die Kraft."

Die Sendung des Timotheus verstärkte in einigen Gemeindeglieder den Eindruck, der ja schon vorher laut wurde: "...als ob ich, Paulus, meinerseits nicht mehr zu euch kommen wolle!" Und es mögen auch Stimmen laut geworden sein, die behaupteten, Paulus wage sich nicht mehr nach Korinth, weil er weiß, dass seine Rolle ausgespielt ist. Wenn Paulus dann schreibt, dass sich "einige unter euch aufgeblasen haben" zeigt dies, dass dies Stimmen nicht bedauerlich, sondern triumphierend waren; etwa derart: "Seht ihr, wir haben ja gleich gesagt, dass dieser Paulus uns nichts zu sagen hat, jetzt kneift er sogar!"

Wir merken, liebe Geschwister, wie ernsthaft die Ablehnung des Paulus war und wie emsig einige bemüht waren, die Gemeinde ganz von ihm zu lösen.

Wenn wir heute in der Christenheit Bilanz ziehen, dann müssen wir traurig feststellen, dass sich der Großteil der Gläubigen schon längst von Paulus gelöst hat. Wo wird heute noch über die Briefe des Paulus gesprochen und gepredigt?

Paulus weist jene Aufgeblasenen in ihre Schranken. Ihre Worte sind kraftlos, so wie auch ein Abweichen vom Evangelium des Christus zu einem Mischevangelium (gemischt aus jenem an Israel und an uns) kraftlos ist. Paulus wirkt in Kraft, weil er alles zum Wachsen hinein in Ihn bringt, der unser Haupt ist, Christus Jesus! Möge uns dieses Evangelium, das Paulus niederschrieb, täglich neu zur Kraft werden, so wie es bei den Thessalonichern Eingang fand: "denn das Evangelium unseres Gottes ist nicht allein im Wort zu euch gekommen, sondern auch in Kraft und im heiligen Geist und vieler Vollgewissheit (1Thes 1:5).

1Kor 4:20-21

"Denn das Königreich Gottes besteht nicht in Worten, sondern in Kraft. Was wollt ihr nun? Dass ich mit der Rute zu euch komme oder mit Liebe und dem Geist der Sanftmut?"

Paulus erwähnt öfters das Königreich Gottes, welches alle umfasst, die ihm untertan sind, auch außerhalb des Volkes Israel (siehe Röm 14:17; 1Kor 6:9; 1Kor 15:24+50; Gal 5:21; 1Thes 2:12; 2Thes 1:5). Daneben redet er auch von dem buchstäblichen Königreich, das bei der Wiederkunft Christi auf dem Ölberg auf Erden aufgerichtet wird (siehe 2Tim 4:1). Es ist für uns sehr wichtig, dass wir diese "Königreiche" auseinander halten können!

In Kol 1:13-14 redet Paulus vom "Königreich des Sohnes Seiner Liebe", in welches wir heute schon versetzt sind. Da sich dies aber nur im Geist vollziehen kann - buchstäblich sind wir ja noch auf der Erde - ist dieses Königreich Christi als Gleichnis Seiner gegenwärtigen Herrschaft im Bereich des Geistes zu sehen. Im Glauben dürfen wir uns heute aus der Finsternis geborgen und in dieses geistliche Königreich hineinversetzt wissen - was für ein wunderbares Vorrecht!

Wie gerne möchte Paulus in Liebe und einem Geist der Sanftmut nach Korinth kommen, aber es hängt von den Korinthern ab, wie es werden wird. In ihrer Stellung sind sie zwar Gerettete, in ihrem Wandel liegt viel im Argen und Paulus setzt alles daran, um sie in ihrem Wandel zu korrigieren, sie anzuspornen, ihr Gewissen wachzurütteln. Wir werden im Verlauf der beiden Briefe noch sehen, zu welch drastischen Mitteln Paulus greifen kann.

Und wie schön ist es, wenn unser Wandel ein Schmuckstück wird, der die Lehre Gottes, unseres Retters, in allem schmücken möge, wie es in Tit 2:10 zu lesen ist.

Lies weiter:
Der 1. Korintherbrief - Kapitel 5