Die vergangenen Gerichte

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Aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum:
"Die Gerichte Gottes" (1980)
von Mathias Jaegle (siehe Lebensbild)

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften:
Inhaltsverzeichnis

Die Gerichte Gottes

1. Die vergangenen Gerichte:

Gottes Gericht über die erste Sünde

Für die Erforschung der Gerichte Gottes ist dieses erste von grundlegender Bedeutung. Schon die Tatsache, dass Gottes Wort sehr ausführlich darüber berichtet, spricht dafür. Da auch Paulus in seinen Briefen das Strafurteil über die ersten Menschen in das Licht tiefster Gottesoffenbarungen stellt, ist eine gründliche Betrachtung geboten.

Gott hatte Adam über die Folgen der Übertretung Seines Gebotes nicht im Unklaren gelassen: „... denn an dem Tage, da du von ihm issest, wirst du zum Sterben sterbend sein“ (1Mo 2:17). Mit diesen Worten gab Er ihm sehr deutlich zu verstehen, dass auf Ungehorsam gegen Ihn die Todesstrafe folgt.

Das hatten sich die ersten Menschen zu Herzen genommen; denn Eva sagte der Schlage, dass sie sterben müssten, wenn sie von der verbotenen Frucht äßen (1Mo 3:3). Jedenfalls hatten Adam und Eva eine gewisse Zeit lang dieses Gebote befolgt, bis sie schließlich durch die Schlange zur Übertretung verführt wurden.

Beachten wir nun, wodurch Satan die beiden so weit brachte. Zuerst stellte er die göttliche Gerichtsordnung mit folgenden Worten infrage: „Tatsächlich hat Gott gesagt, nicht essen sollt ihr von jedem Baum des Gartens?“ (1Mo 3:1). Als Eva das bejahte, ging er frei auf sein Ziel los und leugnete Gottes Gebot: „Nicht werdet ihr zum Sterben sterbend sein“ (1Mo 3:4). So gelang ihm die Verführung.

Hier haben wir die Geburt des so gefährlichen Bazillus der Leugnung der göttlichen Gerichte: Die Menschen glaubten dem Verführer wie einem guten Freunde. Aber wem fielen sie in die Hand? Ewa einem Wohltäter, der ihnen nur Gutes erweisen wollte? Keineswegs, sondern dem Menschenmörder von Anfang (Joh 8:44). Gerade er, der als falscher Freund den Menschen einen gerichtslosen Weg vorgaukelte, hat mit seiner Verführung die göttliche Strafe über sie gebracht.

Gott Selbst ließ jedoch in diesem Gericht ein Maß von Milde walten, indem Er dem Menschen verordnete, durch Arbeit auf dem Acker draußen in Gottes Natur im Schweiße seines Angesichts sein Brot zu essen. Und wohl nichts anderes hält den Körper gesund und zieht des Sterbensprozess so lange hinaus, wie diese von Gott befohlene Beschäftigung.

Doch Satan genügt das nicht! In ihrem gefallenen und ihm verfallenen Zustand sucht er nun weiter, die Menschen über die Grenzen des göttlichen Gerichts hinaus zu plagen und zu peinigen. Bei so manchem gelingt es ihm, sie in verderbliche Lüste und Begierden zu versklaven, so dass sie in zusätzliche Leiden und in einen verfrühten Tod geführt werden.

Doch mit Gottes Urteilsspruch und dem Sterben Adams und Evas fand dieses Gericht noch nicht seinen Abschluss; seine ungeheure Tragweite wirkte sich dahingehend aus, dass durch Adams Kränkungstat nicht nur er, sondern in ihm (als dem Stammvater der Menschheit) alle Menschen zum Tode verurteilt wurden. Gottes Wort sagt, dass es durch eine (Adams) Kränkungstat für alle Menschen zur Verurteilung (zum Tode) kam (Röm 5:18); und weiter, dass durch einen Menschen (Adam) der Tod ist und das in Adam alle sterben (1Kor 15:21-22).

Wahrlich, Gott hätte Seinen Zorn und Abscheu über die Sünde nicht ergreifender zur Schau stellen können als durch diese allumfassende Verurteilung! So drängt sich uns Gottes Gerichtsernst erschütternd auf, da Er die Menschheit um der einen Sünde willen zu einem fast endlosen Leichenzug, und die Erde zu einem Totenfeld gemacht hat! Gottes Heiligkeit hat nicht vor den, mit Seinem Urteilsspruch verbundenen, unermesslichen Leiden zurückgeschreckt! -

Das Gericht zur Zeit Mose

Hier können wir etwas aus dem mit tiefen inneren Schmerz von Mose, dem Manne Gottes, niedergeschriebenen Ps 90. lernen: Tief erschüttert schildert er des Volkes Sterben als Strafe für seinen Ungehorsam. Als es sich durch die zehn feigen Kundschafter verzagt machen ließ und wider Jahwe murrte (4Mo 13:28-33; 4Mo 14:1-4), sprach Er über diese zehn Verführer und sämtliche Gemusterten das Todesurteil aus, dessen Verzug sich vierzig Jahre hinauszog. Da die Zahl dieser Gemusterten 603 550 betrug, starben im Verlaufe der vierzigjährigen Gerichtszeit jeden Tag ungefähr einundvierzig Männer. Nicht die Todesfälle an sich waren das Ergreifende, sondern dass sich Tag für Tag ein Leichenzug von so vielen durch Gott Hingerichteten aus dem Lager hinausbewegte!

Und der Anblick dieses Sterbens hat Moses innerlich so tief ergriffen, dass er in seinem Alter diesen Gerichtsernst Gottes in folgende Worte fassen mussste:

“Denn wir vergehen durch Deinen Zorn,
und durch Dein Wüten werden wir verstört.
Du hast unsere Verwerflichkeit vor Dich gestellt,
unser verborgenes Tun vor das Licht Deines Angesichts.
Denn alle unsere Tage verschwinden durch Deinen Grimm;
wir vollenden unsere Jahre wie ein Murmeln“ (Ps 90:6-9).
"Wer erkennt die Stärke Deines Zorns
und, Deiner Furcht gemäß, Deinen Grimm? (Ps 90:11)

Moses hatte an diesem vierzig Jahre währenden Gerichtsvollzug den tiefen Ernst der Heiligkeit Gottes völlig erfasst. Heute aber bewegt sich Tag für Tag ein Leichenzug von Tausenden und aber Tausenden (nach der Statistik täglich 120 000) Verstorbener aus der Menschheit hinaus; und die rechte Inschrift über jedem Sarge müsste lauten:

“Göttliche Strafe für die Sünde!“

Dass wir infolge eines göttlichen Gerichts sterbend wurden, und dass dieses Urteil durch den Tod vollstreckt wird, ist natürlich für den Menschen in seinem Stolz sehr demütigend. Tatsächlich gibt es solche, die über eine derartige Erniedrigung beinahe empört sind und versuchen, sie durch Wegdeutung dieser Strafe abzuschütteln. So werden Sterben und Tod als Naturgesetz aufgefasst, das überhaupt nichts mit Gericht zu tun habe.

Darüber hinaus stellt man den Tod sogar als Eingang in ein unmittelbar danach beginnendes Seelenleben dar, es einfach übergehend, dass zukünftiges, unvergängliches Leben nur durch Christi Tod und Auferstehung erlangt wird. Auf diese irreführende Art versucht man, den Tod völlig seines Gerichtscharakters zu entkleiden. Wer natürlich den Tod so deutet, kann auch dessen Ursache, die Sünde, nicht mehr sehen. Wo es aber keine Sünde gäbe, wäre auch kein Gericht Gottes! Diese Leugnung von Sünde und Gericht ist überaus gefährlich; denn sie gibt, wie beim Sündenfall, dem Ichleben mit all seinen verderblichen Trieben völlige Freiheit; und dies ist der hervorstechende Zug auch unserer Tage. Der diesen Ruin der Menschen verursachende Bazillus stammt, wie gesagt vom Tun Satans im Garten Eden.

Meist sind es ungläubige Menschen, die sich so über Gottes Gericht hinwegsetzen. Aber versteht man unter den Gläubigen, worum es bei jedem Sterben eigentlich geht? Wird genügend zu Herzen genommen, dass Tod tatsächlich Strafe für Sünde ist? Lässt man sich von diesem göttlichen Gerichtseifer auch in echter Weise erfassen und beeindrucken?

Wahrlich, Gott hätte Seinen Zorn über die Sünde nicht eindrücklicher zur Schau stellen können, als durch das sich schier ins Endlose hinziehende Massensterben in der Menschheit als Vollstreckung Seines Urteils über die erste Sünde.

Doch damit ist dieser Gerichtsfall noch längst nicht erschöpfend behandelt. Gläubige und sogar Ungläubige stellen dazu immer wieder so manche berechtigte Frage. Schon gut, sagt man, wer sündigt, soll für seine Sünde sterben. Aber warum straft Gott jeden Menschen mit dem Tode, da doch keiner an Adams Sünde beteiligt war? Würde Gottes Wort nicht eine Antwort darauf geben, so müssten wir uns an dem Wissen über dieses Gericht mit seinen Folgen genügen lassen und dürften nicht mit eigenen Gedanken eine Lösung suchen. Aber nun ist es in der Tat Gott Selbst, der uns durch wunderbar tiefe Offenbarungen eine lichte Gegenseite alles dieses Gerichts eröffnet und uns zeigt, dass die erschütternde Tatsache von der Verurteilung aller Menschen durch die Sünde Adams erst die halbe Wahrheit ist.

Aufgrund der zweiten Hälfte von Röm 5:18 gibt es einen Rechtsspruch (durch Christi Auferweckung durch Gott) für alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens. Auch 1Kor 15:22 hat eine ähnliche Fortsetzung, nämlich dass in Christus alle lebendig gemacht werden. Nehmen wir diese göttlichen Aussprüche nach ihrem Wortlaut - und anders dürfen wir sie ja gar nicht nehmen - so offenbaren sie uns, dass der Tod nicht immer bleibt, sondern dass durch Christus noch alle Leben erhalten werden.

Diese Offenbarung ist so gewaltig, so groß und kühn, dass sie immer wieder unter Gläubigen die Frage aufwirft, ob sie auch in ihrem vollen Umfang geglaubt werden dürfe. Auf alle Fälle geht bestimmt daraus hervor, dass nach Gottes Willen nicht der Tod, sondern das Leben das letzte und bleibende Wort in Seiner Schöpfung haben soll, und Er deshalb mit Seinen Gerichten auch Heilszwecke verfolgt.’'

In der weiteren Betrachtung wollen wir jedes vorkommende Gericht auf diese Prinzipien hin untersuchen. Dies wird uns so viel Licht und Erkenntnis vermitteln, dass wir die endgeschichtlichen Gerichte in ihrer Beziehung zur Verheißung, von der Lebendigmachung aller, recht verstehen werden können.

Das Gericht der großen Flut

Gar bald, nachdem sich die Menschheit vermehrt hatte, lesen wir wieder von einem schweren Gericht. Alle kamen hinein, mit Ausnahme der Familie Noahs. Suchen wir nach seiner Ursache, so finden wir sie 1Mo 6:11-13: „Und verderbt war die Erde vor Elohim, und voll ward die Erde von Gewalttat. Und es sieht Jahwe Elohim die Erde, und siehe, sie ist verderbt; denn es verderbt alles Fleisch seinen Weg auf Erden.

Und es sagt Elohim zu Noah: Der Zeitpunkt des Endes alles menschlichen Fleisches ist vor Mich gekommen; denn voll ist die Erde von Gewalttat um ihrer Gegenwart willen. Nun siehe Mich, wie Ich sie verderbe mitsamt der Erde.“

Von dieser angekündigten Katastrophe wussten nämlich nicht nur Noah und die Seinen, sondern auch seine ganze Umgebung. Der Bau der Arche war Beweis genug für ein bevorstehendes göttliches Gericht. Aber haben die Leute sich dies zu Herzen genommen und sich warnen lassen? Die alleinige Rettung der Familie Noahs zeigt, dass es Satan schon wieder gelungen war, die Menschen so zu verblenden, dass sie sich leichtfertig über dieses kommende Unglück hinwegsetzten und unaufhaltsam weiter sündigten. Dies sagt der Herr Selbst in Seiner großen prophetischen Rede Mt 24:38.39.

Doch auch dieses Gericht hat lichte Seiten. Es wurde schon durch seine Kürze gemildert; denn es wäre für die Menschen viel furchtbarer gewesen, hätte Gott sie sich selbst überlassen, statt diese einschneidende Strafe zu verhängen; aber dann wären sie in ihrem eigenen Sündenschlamm versunken, d. h. sie wären mit der Zeit durch ihr Leben in der Sünde in längere und schwerere Leiden hineingekommen. So machte Gott eine zwar scharfe, schonungslose, aber schnelle Abrechnung durch eine kurz bemessene Züchtigung.

Überdies waren von diesem Gericht nicht alle erfasst worden. Ein heiliger Überrest blieb verschont. Mit der sicheren Hindurchführung der Familie Noahs lehrt Gott die so trostvolle Wahrheit, wenn damals auch erst bruchteilartig, dass ER die Seinen, die ja nicht den Weg der Sünde gehen, vor Seinen Strafgerichten bewahrt.

Nach diesem scharfen schweren Vertilgungsgericht gab Gott der neuen Menschheit einen Hoffnungsstrahl, der bis in unsere Zeit hineinleuchtet. Es ist der Bogen in den Wolken als Zeichen des Bundes, den Er mit den Menschen schloss, dass Er nie mehr eine solche Wasserflut über die Erde führen würde (1Mo 9:8-17). Wie einen erleichternden Ausklang dieses schweren Gerichts hat es Gott mit farbenprächtigen, lebendigen Worten an den Himmel geschrieben, dass Er Seine Gerichte auf ein möglichst kurzes Zeitmaß beschränkt, jedoch Seine Gnade durch Jahrtausende hindurch walten lässt. So sehen wir auch hier wieder, wie Gott zu Seinem Zorn auch Seine Gnade offenbart.

Das Gericht der Sprachenverwirrung

Wie die vorangehenden, so betraf auch dieses Gericht auf seine Art die ganze Menschheit. Gott wollte ihre Ausbreitung über die gesamte Erde. Sie widersetzte sich jedoch Seinem Willen; durch ein gigantisches Unternehmen, den Bau einer Riesenstadt mit einem himmelhohen Turm, wollte sie sich zu einem Block zusammenballen (1Mo 11:1-9). Doch dieses eigensinnige und von Satan bewirkte Unternehmen richtet Gott mit den Worten: „Wohlan! Steigen Wir herab und vermischen Wir dort ihre Lippen, auf dass sie nicht hören mögen, jeder Mann die Lippe seines Nächsten. - Und es zerstreut sie Jahwe von dort auf dem Angesicht der gesamten Erde. Und sie lassen ab zu bauen den Turm und die Stadt“ (1Mo 11:7.8).

So waren sie gezwungen, von ihrem Vorhaben abzustehen und Gottes Willen durch Auseinandergehen auszuführen. Damit gibt Er schon früh eine Probe davon, dass es Ihm durch Anwendung Seiner Macht und Weisheit ein Leichtes ist, den Widerstand Seiner Geschöpfe zu brechen und sie zur Ausführung Seiner Pläne zu bringen.

Auf diese Weise könnte Er auch heute noch eine schnelle Änderung der Lage herbeiführen; denn Er könnte Seine Macht so entfalten, dass es jedem vergehen würde, Ihm noch länger zu widerstehen. Doch erzwungener Gehorsam kann Sein Herz nicht befriedigen. Nur ein Ihm in Zuneigung und Liebe hingelegtes Leben bereitet Ihm Freude und Erquickung.

Das Feuergericht über Sodom und Gomorra

Hier haben wir ein Gericht über eine besondere Gruppe von Menschen (1Mo 19:23-28). Die Ursache lesen wir Hes 16:49: „ ... dies war die Verwerflichkeit Sodoms ... Stolz, Sättigung mit Brot und behagliche Ruhe hatten sie mit ihren Töchtern; aber die Hand des Elenden und Dürftigen, fest hielten sie nicht; und hochfahrend sind sie und tun Gräuel vor Meinem Angesicht. Und Ich entfernte sie Mir, wie du siehest.“

Ein Leben im Überfluss tut dem Menschen nicht gut; nur zu schnell und leicht führt dies zu Üppigkeit und fleischlichen Begierden, die ihn bis in der Sumpf der Unsittlichkeit hinabziehen können, wie wir es bei den Leuten von Sodom und Gomorra sehen. So werden sie böse und überaus große Sünder vor Jahwe (1Mo 13:13).

Inmitten dieser ruchlosen Menschen lebte Lot, der Neffe Abrams. Wenn er auch in seinem Wandel vor Gott weit hinter seinem Oheim zurückstand, so stellt die Schrift ihm doch ein schönes Zeugnis aus. 2Petr 2:7-9 lesen wir über ihn. „Und Er (Gott) birgt den gerechten Lot, gepeinigt von dem Verhalten der Unsittlichen in ihrer Ausschweifung - denn durch Erblicken und Hören quälte der Gerechte, der unter ihnen wohnte, tagein seine gerechte Seele mit den gesetzlosen Werken - so weiß der Herr die Frommen aus der Anfechtung zu bergen.“

Gott hat Lot aus diesem Gericht geborgen. Durch Boten ließ Er ihn warnen und zur Flucht auffordern; und er sollte seine Familie mitnehmen, auch seine Tochtermänner. Doch als er ihnen das bevorstehende Gericht ankündigt, halten sie ihn für einen, der scherzt (1Mo 19:14). Merkwürdig, auch hier wieder Ablehnung und sogar eine spöttische Entgegnung!

Während Gott bei der Flut das Wasser als Gerichtselement benutzte, strafte Er die Sünder in den beiden genannten Orten mit einem Regen von Schwefel und Feuer (1Mo 19:24). Im Hinblick auf die dort zahlreich vorhandenen Erdharzquellen (1Mo 14:10) können wir etwas von der Gewalt dieses Feuers ahnen! - Das Tote Meer mit seinem reichen Chemikaliengehalt, die einstige Stätte von Sodom und Gomorra, ist ein Beweis für das Gottesgericht über eine von Sünde vergiftete und verdorbene Sippe.

Diesen schweren Sünden- und Gerichtsfall führt die Schrift oft an, sowohl als Bezeichnung für ganz schwere Sünder als auch zur Warnung an solche. Wenn Israels Abfall grobe Formen annahm, wurden es von Gott Sodom und Gomorra gleichgestellt. 5Mo 32:32; Jes 3:9; Jes 1:10; Jer 23:14; und darauf folgte die Androhung eines ebenso schweren Gerichts: 5Mo 29:23; Am 4:11.

Aber auch anderen widerspenstigen Völkern drohte Gott mit solchen Gerichten: Babel (Jes 13:19), Edom (Jer 49:18), Moab (Zeph 2:9). So stehen Sodom und Gomorra als Beispiel besonderer Warnung dafür da, dass ein Leben in Sünde stets Gottes Zorn herabruft und schwere Strafe im Gefolge hat.

Doch wollen wir nicht übersehen, was Gottes Wort noch weiter über dieses Gericht lehrt. Anlässlich Abrams Fürbitte erfahren wir, dass der Fromme dem Ruchlosen zum Segen werden kann (1Mo 18:23-33). Außer der Bitte Abrams hätte es noch zehn Gerechter in Sodom bedurft, und das Gericht wäre ausgesetzt worden. Aber Gott fand nicht so viele darin.

Einen anderen sehr wertvollen Beitrag zu der Vernichtung jener Gegend samt ihren Bewohnern gibt Gott durch den Propheten Hesekiel: „Und umwenden werde Ich ihre Gefangenschaft, die Gefangenschaft Sodoms ... Und deine Schwestern, Sodom und ihre Töchter (Gomorra), werden wiederkehren zu ihrem früheren Stande ...“ (Hes 16:53.54).

Diese Rückkehr in den früheren Stand kann nicht anders verstanden werden als eine Auferstehung zu dem Leben, wie sie es vordem besaßen. Dies ist nicht ihre Rettung und Seligkeit, sondern ihre Auferstehung zum Gericht, wie es spätere Offenbarungen zeigen. So deutet sich schon der tiefere Sinn der Gerichte Gottes an: Das schonungslose Verderben über Sodom und Gomorra wird zum Träger der hohen Enthüllung, dass Strafen nicht Gottes letzter Gedanke mit dem Gerichteten sind.

Es ist uns unerhört wertvoll, dass Gott schon so früh und so deutlich davon spricht, dass Seine Gerichte nicht den Abschluss und die Vollendung bedeuten, sondern nur eine Etappe auf Seinem Heilsweg, über die hinaus Er zu einer anderen weiterschreitet.

Die Tötung der ägyptischen Erstgeburt

Dieses Gericht und der Untergang des ägyptischen Heeres in den Fluten des Roten Meeres sind die Folgen schwerer Vergehen gegen Jahwe, den Gott Israels und Sein Volk. Dieses Gesetz von Bestrafung der Feinde und Bedrängnis des Volkes Gottes ist durch die ganze Menschheitsgeschichte hindurch gültig, auch wenn die Strafe nicht in jedem Falle sofort auf die begangene Peinigung folgt. Auch Pharao legte der göttlichen Gerichtsankündigung zunächst keine Bedeutung bei, sondern widersetzte sich ihr trotzig.

In Gottes Hand waren dieser Widerstand und Sein darüber verhängtes Gericht nicht nur ausschließlich Strafe ohne jeden anderen Zweck. Nach 2Mo 9:16 und Röm 9:17 dient Ihm beides zur Verbreitung des Ruhmes Seines Namens in Seiner Machtentfaltung. Auch sollte Sein Volk Ihn dadurch fürchten lernen. Laut Jos 4:22-24 wurden später die Israeliten über dieses Doppelziel belehrt, um es ihren Kinder erklären zu können. Hören wir den Schluss dieser Verse: „ ... so wie Jahwe, euer Elohim, mit dem Endungsmeere tat (bei der Vernichtung von Pharaos Heer, das Er vor uns austrocknete, bis wir hinübergezogen waren: damit alle Völker der Erde die Hand Jahwes erkennen, dass sie stark ist; damit ihr Jahwe, euren Elohim, fürchtet alle Tage.“

Daran erkennen wir, dass die Gerichte Gottes nicht nur eine Schaustellung Seines Zornes sind sondern auch eine Kundgebung Seiner Kraft; denn beides gehört zu Seiner Offenbarung.

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Gottes Gerichte an Israel