Der Römerbrief - Kapitel 5

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Abschrift: Der Römerbrief I - IV (2001)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Der Römerbrief ist als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Römerbrief - Kapitel 5

Band II
Auswirkung der Rechtfertigung
Verlorenheit und Rettung

Auswirkung der Rechtfertigung

Röm 5:1

"Gerechtfertigt nun aus Glauben, dürfen wir mit Gott Frieden haben durch unseren Herrn Jesus Christus,"

Mit dem Abschluss des 4. Kapitels hat Paulus im Blick auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft die vor Gott gültige Frage der Rechtfertigung für den sündigen Menschen eindeutig geklärt. Sie stellt einen Grundpfeiler der paulinischen Lehre dar. Aber nicht nur das, sie ist gleichzeitig das Fundament, auf dem Paulus in diesem neuen Kapitel aufbaut und worauf er unsere Augen richten möchte: Die Versöhnung Gottes mit der Welt. Zwar finden wir in den kommenden Versen die Worte "Versöhnung" oder "versöhnen" direkt nicht so oft wie jenes in den zurückliegenden Kapiteln, dafür ist es in vielen Umschreibungen indirekt enthalten, z.B. auch in unserem heutigen Leitvers "Friede mit Gott", der ja nur ein Ergebnis der "Versöhnung" sein kann.

Bevor wir auf unseren Leitvers eingehen, lässt uns diesen zweiten Grundpfeiler, die Versöhnung, noch etwas näher erklären. Dargelegt wird sie in dem etwas früher niedergeschriebenen zweiten Brief an die Korinther. Dort lesen wir: "Das alles aber ist aus Gott, der uns durch Christus mit Sich Selbst versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat. Denn Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend: Er rechnet ihnen ihre Kränkungen nicht an und hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt. Daher sind wir Gesandte für Christus, als ob Gott durch uns zuspräche. Wir flehen für Christus: Lasst euch mit Gott versöhnen! Denn den, der Sünde nicht kannte, hat Er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit in Ihm würden" (2Kor 5:18-21).

Wenn wir diese Worte aufmerksam lesen, dann fällt uns auf, dass die Versöhnung zwei Seiten hat: Einmal die Versöhnung, bei der Gott einseitig mit der Welt versöhnt ist, und weiter die Versöhnung, die den Schritt des Menschen zu Gott enthält. Damit wird die beiderseitige Versöhnung zur Aussöhnung!

Nach der gestrigen Kurzeinführung in das große und herrliche Gebiet der Versöhnung gehen wir heute auf unseren Leitvers ein. "Gerechtfertigt nun aus Glauben ...", diese ersten Worte lassen uns nochmals mit Dankbarkeit im Herzen zurückschauen, aber auch einen Schlussstrich unter die Rechtfertigungslehre ziehen. Auf der Tatsache aufbauend, dass wir aus Glauben (dem des Sohnes Gottes) gerechtfertigt sind, folgt jetzt für alle Gerechtfertigten das wunderbare Wissen, mit Gott Frieden zu haben.

Das Gegenteil von Frieden wäre Unfriede, Krieg oder Feindseligkeit. In jedem Fall werden aber zwei Parteien voneinander getrennt. Dieses Verhältnis bestand zwischen Gott und den Menschen, hervorgerufen durch die Sünde, bevor Er Sich durch Christus mit uns versöhnt hat. Doch Gott war in Christus (am Kreuz), die Welt mit Sich Selbst versöhnend, und beendete damit von Seiner Seite aus den Zustand der Trennung, der durch die Sünde entstanden war. Wir können dieses Handeln Gottes als wohlwollend, barmherzig oder gnädig bezeichnen, doch in der Tiefe ist es unendlich viel mehr - es ist die liebende Sehnsucht Gottes nach unserer Gegenliebe, die Ihn zum einen dazu veranlasste, die Finsternis und das Böse zu erschaffen (Jes 45:7), dann aber, als Erweis Seiner Liebe, den Sohn Seiner Liebe dahinzugeben, um Sich im Opfer des Sohnes mit der Welt zu versöhnen. Jetzt ist das liebende Herz des Vaters frei für den Empfang der Gegenliebe Seiner Geschöpfe!

Geliebte Geschwister, lassen wir es uns heute tief bewusst werden, dass Gott das Böse und das Finstere zutiefst verabscheut, dass Er Sich aber deswegen niemals von Seinem sterbenden Sohn abgewandt bzw. Ihn verlassen hat, auch nicht am Kreuz, sondern vielmehr "in Christus war, die Welt mit Sich versöhnend" (2Kor 5:19), und die Versöhnung vollzog sich ja am Kreuz. Wie tief und groß muss Seine Liebe sein, dass Er Sein Kostbarstes gab, um uns an Sein Herz ziehen zu können!

Gott ist nicht nur mit uns, sondern auch mit der ganzen Welt versöhnt; dies ist die wunderbare Botschaft in 2Kor 5:18-21. Die Versöhnung ist deshalb nicht an eine Nation oder deren Sonderstellung gebundenm, sondern umfass universell "die ganze Welt" und damit alle Geschöpfe gleichermaßen. Was noch aussteht, ist der Zeitpunkt, an dem auch jeder einzelne Mensch im Glauben erkennen darf, dass Gott in Christus mit ihm versöhnt ist und sich selbst mit Gott versöhnen lässt, was dann die völlige "Aussöhnung" bedeutet.

Unser Leitvers spricht zu uns, den Gliedern am Körper Christi, die nicht nur im Glauben des Sohnes Gottes gerechtfertigt sind, sondern sich auch mit Gott versöhnen ließen. Damit gehören wir zu den Erstlingen, die diese gewaltige Tatsache im Glauben erfassen und festhalten dürfen.

Versöhnung heißt auch, dass wir mit Gott Frieden haben dürfen, und dies durch unseren Herrn. In Christus hat Gott die Welt mit Sich versöhnt und durch Christus dürfen wir Frieden haben. Er ist also die Schlüsselfigur und der Grundstein für alle weiteren Geschehnisse. Was bedeutet nun dieser Friede für uns? Schauen wir doch noch einmal auf Abraham. Über ihn lasen wir, dass er "vollgewiss" war (Röm 4:21). Diese "Vollgewissheit" in Verbindung mit dem Frieden Gottes soll auch unser sein. Es bedeutet, dass wir nicht mehr von innerer Unruhe hin und her bewegt werden, dass wir nicht mehr auf uns und unser altes Wesen zu schauen brauchen, sondern den Blick weg von uns und hin auf Christus richten dürfen. Der Friede Gottes, von dem Phil 4:7 aussagt, dass er allem Denksinn überlegen ist und unsere Herzen und Gedanken wie in einer Feste in Christus Jesus bewahrt, ist also das völlige Ruhen in Christus, die völlige Sicherheit, mit Gott versöhnt zu sein, die Kraft, allen Anläufen des Widerwirkers zu widerstehen, und die tiefe Sehnsucht nach der buchstäblichen Vereinigung mit unserem Herrn und Haupt, wenn Er uns zu Sich holt.

Röm 4:2

"durch den wir auch im Glauben den Zugang zu dieser Gnade erhalten haben, in der wir stehen,"

Durch unseren Herrn Jesus Christus haben wir alles und in Ihm sind wir alles. Durch Ihn haben wir auch Zugang zu der Gnade erhalten, nämlich dass wir in der völligen Rechtfertigung und Aussöhnung vor Gott stehen dürfen.

"Im Glauben" bedeutet, dass wir diese Gnadengaben mit unserem Denksinn erfassen können und ... festhalten sollen. Es ist gegen unser aller Erfahrung, wenn wir behaupten, dass uns jetzt Tag für Tag tiefer innerer frieden erfüllen würde, im Gegenteil! Immer wieder erleben wir mehr oder weniger starke Schwankungen, wobei es uns innerlich einmal gut, einmal weniger gut ergeht. Hier ist es wertvoll zu wissen, dass diese Wechselbäder der Gefühle auch Paulus nicht unbekannt waren. Die große Zahl der Zusprüche in seinen Briefen bestätigen dies. Auch werden wir in den kommenden Kapiteln noch ganz hautnah in des Apostels Glaubensleben mit hineingenommen und dürfen an seinen Kämpfen teilnehmen.

Es muss uns klar sein, dass wir auf Erden immer zwei Blickrichtungen einnehmen können: Einmal den Blick auf uns selbst, auf unser körperliches Leben, und dann im Glauben den Blick auf Christus. Dabei sind wir als Herausgerufene einem Wachstumsprozess unterworfen: Die Blickrichtung auf uns selbst muss abnehmen, die auf Christus muss zunehmen!

"Im Glauben Zugang in diese Gnade" bedeutet für uns, dass wir uns dieser Gnadengeschenke (Gerechtigkeit und Versöhnung) im Geist voll bewusst sein dürfen, dass wir uns aber im täglichen Leben dieses Zugangs immer neu erinnern, täglich im Gebet unserem Gott und Vater danken und unsere Herzen auf Ihm ausrichten.

Gott verheißt uns etwas in Seinem Wort, und wir haben die Aufgabe, täglich dieser Verheißung im Glauben zu vertrauen, sie festzuhalten, uns auf sie zu stützen, sie zum Inhalt unteres Leens zu machen. Welch köstlicher Kampf!

"so dass wir uns in Erwartung der Herrlichkeit Gottes rühmen mögen."

Im Glauben dürfen wir in der Gnade stehen, mit Gott Ausgesöhnte zu sein. Wir wollen hier aber noch betonen, dass der angeführte Glaube nicht unser Verdienst ist (sonst müsste es durch Glauben heißen), sondern der Glauben Christi allein ist die Grundlage und Sicherung unserer Gnadenstellung!

Dafür dürfen wir heute schon "im Glauben" in u nsere zukünftige Heimat eintreten, was bedeutet, dass wir uns in Gedanken damit beschäftigen. In einem späteren Gefängnisbrief schreibt Paulus: "Wenn ihr nun zusammen mit Christus auferweckt wurdet, suchet das droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend! Auf das droben sinnet, nicht auf das auf Erden!" (Kol 3:1-2). Im Glauben" wird in Hebr 11:1 so definiert: "Der Glaube ist die zuversichtliche Annahme dessen, was man erwartet..." Wir sollen uns also nicht mit Skepsis oder gar Zweifeln mit dem, was droben ist, gedanklich beschäftigen, sondern in Vollgewissheit und in Vorfreude.

Es wird uns nicht möglich sein, heute schon die himmlische Herrlichkeit zu beschreiben, die auf uns wartet, weil wir sie nicht fassen können. Schon ein winziger Blick in das zukünftige Paradies, in welches Paulus als einziger Mensch schauen durfte, verpflichtete ihn zu der Aussage in 2Kor 12:4: "... und unbeschreibbare Dinge hörte, die dem Menschen nicht auszusprechen erlaubt sind." Dabei war dies noch nicht die Herrlichkeit. Gottes selbst!

Auch wenn wir. keine konkrete Vorstellung von Gottes Herrlichkeit haben, so dürfen wir auf das Sicherste wissen, dass es eine zutiefst beglückende, uns vollständig ausfüllende und erfüllende und nie mehr endende Herrlichkeit sein wird! Mit gewaltigsten Worten wird uns in Eph 1:17 ff unser Gott, der "Vater der Herrlichkeit", vorgestellt, und Er will uns im Geist an unser Erwartungsgut Seiner Berufung heran führen, damit wir wissen, was der Reichtum der Herrlichkeit Seines Losteils inmitten der Heiligen ist ... Geliebte Geschwister, was bleibt uns bei solcher Fülle von gewaltigen Aussagen noch weiter übrig, als uns aus ganzem Herzen dieser Herrlichkeit zu rühmen!

Röm 5:3

"Nicht allein aber das, sondern wir mögen uns auch in den Drangsalen rühmen,"

Von den lieblichen Gefilden unserer zukünftigen Herrlichkeit führt uns der heutige Leitvers wieder zurück in den Alltag unseres Erdendaseins. Wer solche eine hohe Erwartung haben darf - und dies ist die Frucht aus dem gestrigen Vers 2 - soll isch nicht nur dieser Erwartung rühmen, sondern mag sich auch der irdischen realen Drangsale rühmen, mit denen wir täglich konfrontiert werden.

Nun sehen wir, wie etliche aus unseren Reihen recht gut durch das irdische Leben kommen, andere hingegen ihre Drangsale kaum mehr tragen können. Ein liebe Schwester in Christo, die der Verfasser dieser Zeilen seit vielen Jahren kennt und die allzeit ein fröhliches Herz hatte und überall helfend mitwirkte, wurde mit zunehmendem Alter in immer schwerer Krankheit geführt. Die ständigen Schmerzen zehrten an ihren Kräften. und an ihrem Gemüt. Es traf mich tief, als sie mir in jüngster Zeit gestand, dass sie, die allzeit Fröhliche, immer mehr in Depressionen verfalle und dass sie ihre Schmerzen kaum noch tragen könne. Ich durfte ihr damit ein wenig zusprechen, dass ich ihr vorhielt, dass sie als ein Teil des Christus auch einen Teil der Leiden mittragen dürfe, stellvertretend vielleicht sogar auch einen Teil derjenigen Gläubigen, die nicht so stark im Tragen von Drangsalen sind, zu denen ich mich durchaus auch zähle. Vielleicht (dies ist eine eigene Ansicht) darf also jene liebe Schwester auch ein Stück meiner eigenen Last tragen, zu der ich psychisch zu schwach bin!

In jedem Fall aber stehen wir alle hier unten in der Schule des Lebens, die uns von Gott verordnet ist. Lernen sollen wir, uns nicht nur der Herrlichkeit zu rühmen, sondern auch der schweren Wege, die uns Drangsale bereiten. Dies will erst einmal gelernt sein, doch bewirkt dies mit Sicherheit später größeren Segen. Und so dürfen wir uns alle in unserem mehr oder weniger starken Drangsalen zusprechen lassen: "Und Gott ist getreu, der euch nicht über das hinaus anfechten lassen wird, wozu ihr befähigt seid, sondern zusammen mit der Anfechtung wird Er auch den Ausgang schaffen, so dass ihr sie überstehen könnt" (1Kor 10:13).

"wissend, dass die Drangsal Ausharren bewirkt,"

Wir wissen um viele Gläubige, ja ganze Gemeinschaften, die als sogenannte Wiedergeborene jegliche Drangsal ablehnen, weil sie die Herrlichkeit Gottes schon auf Erden an ihrem sterblichen Körper erfahren wollen. Treten aber trotzdem Drangsale auf (z.B. Krankheit), dann stimmt etwas nicht im Wandel der betreffenden Gläubigen. Wir lehnen solche Haltung entschieden ab, weil das Wort Gottes sie verneint, wie dies ja auch unser Leitvers zeigt.

Es ist für uns alle ein beglückendes Gefühl, in der Erwartung der Herrlichkeit Gottes zu stehen. Doch da wir auf Erden in der göttlichen Schule sind, ist uns auch Drangsal in vielfältiger Art und Weise verordnet. Und was all die Köstlichkeiten, die uns in Christus in Gnaden dargereicht sind, nicht bewirken können, das kann die Drangsal. Paulus behauptet nämlich dass Drangsal auch Früchte hervorbringt, köstliche und Gott wohlgefällige Früchte. Als erste nennt er "das Ausharren" (hypomone) heißt wörtlich "unten bleiben", und dies fällt unserem alten Menschen unendlich schwer! "Unten bleiben" in der Familie (weil man z.B. vom Rest der ungläubigen Familie als Frömmler gemieden wird), "unten bleiben" im Beruf, bei Streitgesprächen, wenn einem Unrecht getan wird, "unten bleiben" auch oder gerade im Gespräch mit Gläubigen, wo beispielsweise Erkenntnisfragen erörtert werden ... die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzten. Solange wir im Vollbesitz unserer körperlichen und geistigen Kräfte sind, fällt uns das "Untenbleiben" schwer . Doch - und dies ist unsere praktische Erfahrung - sobald wir in irgendeiner Weise beschwert sind, also Drangsal erleiden, fällt es uns zunehmen leichter, den unteren Weg gehen zu müssen oder gar bewusst zu wählen. Und welch ein Segen fließt aus solche einem "Untenbleibenden" auf jene, die mit ihm Kontakt haben. Aber nicht nur die Mitmenschen profitieren in der Regel davon , es ist der eigene Gewinn, wenn die Drangsal etwas bewirkt, was die Gnade eines ungetrübten Wohlergehens nicht hätte erreichen können - wir dürfen mit Hilfe der Drangsal unten bleiben und darin sogar Gott rühmen!

Röm 5:4

"das Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Erwartung."

Zwei weitere Früchte der uns mehr oder weniger zugeteilten Drangsale werden uns heute in unserem Leitvers genannt. Dabei wollen wir uns gerne daran erinnern lassen, dass alle unsere Wege unter der Wirksamkeit Gottes stehen, wobei Er alles unseren Kräften angepasst hat, wie wir es in 1Kor 10:13 schon sahen.

Das "Untenbleiben", den unteren Weg gehen, bewirkt also Bewährung, worunter wir das Standhalten in schwierigen Situation wie z.B. Krankheit verstehen. In. unserem freien Teil der Welt gibt es ja heute kaum mehr Verfolgung und Drangsale aus Glaubensgründen (was sich aber allem Anschein nach mit. zunehmender Globalisierung und einer damit verbundenen neuen Intoleranz in punkto "Religionen" schnell wieder ändern könnte), dafür besteht unsere "Prüfung in Drangsal" vielfach in körperlichen oder psychischen Leiden, Letzteres unter anderem hervorgerufen durch Vereinsamung, durch Lieblosigkeit, Unmenschlichkeit und Egoismus unserer Umwelt und Ähnliches. In all diesen Lagen und Situationen ausharren bzw. untenbleiben, die bewirkt die Bewährung.

Ist es nicht so, geliebte Geschwister, dass wir uns gerade in schweren Lagen, die uns die Drangsale bescheren, viel mehr mit Gottes Wort beschäftigen als in guten Zeiten? Dies ist in jeder Hinsicht ein gutes Zeichen, denn es zeigt, dass wir unsere menschliche Ohnmacht und Schwäche, sowie die Unfähigkeit und Vergänglichkeit unseres Fleisches erkannt haben. Un wie erfreuen wir das Herz unseres Gottes und Vaters, wenn wir Ihn in allen Drangsalen rühmen und Ihm sogar auch dafür danken können.

In dem letzten Kapitel unseres Römerbriefes begegnet uns der zu grüßende Apelles, den Paulus als "in Christus bewährt" bezeichnet. Möge uns unsere Drangsal doch auch diesen Ehrentitel als eine köstliche Frucht bescheren, sodass wir uns als "in Christus Bewährte" sehen dürfen, Ihm zum Ruhm und zur Verherrlichung.

Nach der Bewährung betrachten wir heute die dritte Frucht, die durch Drangsale bewirkt wird, "die Erwartung". Schon in Vers 2 begegneten wir diesem Wort, doch hier an dieser Stelle wirkt es viel wuchtiger und intensiver. In Vers 2 lasen wir, dass wir uns "in Erwartung der Herrlichkeit Gottes rühmen mögen, einer Form, die noch Festigkeit offen lässt. Doch als eine Frucht der Drangsale wird die Erwartung zu einer unverbrüchlichen felsenfesten Zuversicht, die tief in uns verankert ist.

Auch hier und heute dürfen wir uns wieder an ganz praktische Situationen in unserem Alltag führen lassen. Durch beständiges "Untenbleiben" (was Gott bewirkt) und unserem bewussten "Ja" zu diesen unteren Wegen in Schmerzen, Nöten und Führungen werden wir bewährt, d.h. wir werden im Rühmen Gottes ausdauernd. Und da wir uns in solchen Drangsalen vermehrt und intensiver nach dem ausstrecken, was uns erwartet, wird uns diese Erwartung immer wichtiger, immer größer, ja unsere Sehnsucht wächst, ihre Erfüllung zu sehen! Es ist also ganz natürlich und es ist die liebliche Frucht der Drangsale, dass wir uns nach der Vereinigung mit unserem Herrn ausstrecken, sie so schnell wie möglich herbeiwünschen. Ein junger Gläubiger, der am Anfang seines Glaubenslebens steht und sich in körperlicher Vollkraft befindet, wird, für uns alle erkennbar, sich weniger nach der Entrückung sehnen wie ein in Drangsalen Zermürbter! Auch dies ist ein normaler Vorgang, weil eine Frucht erst reifen muss, auch die Frucht der Erwartung.

Und welches Vorrecht ist es doch iim Hinblick auf die noch ungläubige Menschheit für uns, die in Christus Jesus Herausgerufenen, dass wir in Drangsalen eine Erwartung haben dürfen, die alles Leid überstrahlt und alle Schmerzen überbrückt, ja die sogar die Schatten eines möglichen Ablebens erträglich macht, weil wir wissen dürfen, dass wir auch aus dem Tode von unserem geliebten Herrn in die Herrlichkeit abgeholt werden!

Röm 5:5

"Die Erwartung aber lässt nicht zuschanden werden, weil die Liebe Gottes in unseren Herzen ausgegossen ist durch den uns gegebenen heiligen Geist."

Wir sprachen gestern von der in Drangsal gereiften Erwartung, die tief in unseren Herzen verankert ist, die uns niemand mehr rauben oder betreffs derer uns auch nur verunsichern kann.

"Die Erwartung aber lässt nicht zuschanden werden", damit meint Paulus, dass diese Erwartung, die wir ja noch nicht buchstäblich sehen und erleben können, uns keinesfalls enttäuschen wird. Der noch ungläubige Mensch unserer Zeit setzt seine Hoffnung in mancherlei irdische Erwartungen und wird vielfach arg enttäuscht, ja manchmal förmlich zuschanden, wobei er zum Schaden auch noch den Spott seiner Umwelt ertragen muss. Im schlimmsten Fall wird er buchstäblich zuschanden, was z.B. finanzieller Ruin, Zerstörung, seines Familienlebens usw. sein kann. Der Mensch ohne Gott trägt also bei all seinen Erwartungen immer den Risikofaktor eines Fehlschlages.

Wie ganz anders ist dies bei einem gläubigen Menschen, dessen Erwartung in Christus ruht! Hier gibt es kein Risiko mehr, es wird auch keinen Fehlschlag oder dergleichen geben, weil diese Erwartung in den Jahren der Lebensschule in so mancherlei Krisen, Schicksalsschläge, Nöten und Leiden gereift und gefestigt ist. Wo der Weltmensch um seine Erwartung bangen und zittern muss, dürfen wir tiefste Zuversicht und Frieden erfahren.

Ist es uns schon einmal Anlass zum Dank gewesen, dass wir diese unwiderrufliche Erwartung haben dürfen? Werfen wir noch einmal einen Blick auf David, dessen Erwartung großen Schwankungen unterworfen war, der in seinen Psalmen von höchster Glückseligkeit und Lobpreis (z.B. Ps 32) in tiefste Angst verfällt (z.B. Ps 38) und dessen Erwartung sich damit in keiner Weise mit der unseren vergleichen lässt. Der Grund dieser Unterschiede liegt darin, dass durch den Apostel Paulus eine Verwaltung enthüllt wurde, in welcher die Gnade wirklich übermächtig und überströmend wirkt und all unser menschliches Versagen wegwischt!

Über das gestern Ausgesagte hinaus führt Paulus in unserem Leitvers einen weiteren köstlichen Grund an, warum uns die Erwartung nicht zuschanden werden lässt: "... weil die Liebe Gottes in unseren Herzen ausgegossen ist ...". Ist diese Liebe für uns spürbar, erlebbar? Kann sie im Hinblick auf die Erwartung vor "Zuschanden werden" bewahren?

Ein Mensch kann die Liebe seiner Eltern, Ehegatten oder auch anderer Menschen spürbar erleben - sie löst bei ihm ein Gefühl von Geborgenheit und Freude aus, aber auch die Stillung einer inneren Sehnsucht nach Liebe. In diesen Fällen ist immer eine unmittelbare Person im Spiel, welche diese Liebe direkt übermittelt und die daraus folgenden glücklichen Gefühle erzeugt. In unserem geistlichen Fall ist der Vermittler "der uns gegebene heilige Geist". Er ist die in uns wirkende Kraft Gottes, die uns das Gefühl der Liebe vermittelt. Dies geschieht für uns ganz praktisch, indem er uns die geoffenbarte Liebe Gottes in der Gestalt des Mensch gewordenen Christus vor Augen stellt und im Herzen groß werden lässt.

Liebe Gottes kann nie von uns in irgendeiner Weise verdient werden, sie ist uns geschenkt, als uns mittels des heiligen Geistes bewusst wurde, was auf Golgatha geschah! Mit köstlichsten Worten darf dies Johannes so sagen: "Denn so liebt Gott die Welt, dass Er Seinen einzig gezeugten Sohn gibt, damit jeder, der an Ihn glauben, nicht umkomme, sondern äonisches Leben habe! (Joh 3:16).

Unsere Erwartung ist somit ein Herzstück der Liebe Gottes, wobei Sich Gott nach unserer Gegenliebe sehnt. Und so wie wir in Erwartung Seiner Herrlichkeit stehen und diese Erwartung durch die Gabe Seiner Liebe im Herzen erfahren dürfen, so erwartet Gott unsere Gegenliebe, die wir Ihm aber meist sehr bruchstückhaft, voll Mängel und Unzulänglichkeiten, darbringen. Dann aber, in der Herrlichkeit, aus tiefstem Herzen, voll Dankbarkeit und Glückseligekeit!

Wir möchten noch einen Tag diesem herrlichen Thema widmen, denn was kann es für ein Menschenkind Schöneres geben, als sich von Gott geliebt zu wissen!

Das Wort Gottes benutzt hier im Hinblick auf die Liebe Gottes den kraft- und eindrucksvollen Ausdruck "ausgezogen". Zum Ersten besagt die, dass es kein Akt ist, auf den wir noch warten oder den wir erbeten müssen, sondern dass es um eine vollendet Tatsache geht. Zum Zweiten bedeutet "ausgießen" soviel wie ein machtvolles Ausbreiten in unseren Herzen, ein Erfülltsein durch die Liebe. Es ist dies das Werk des heiligen Geistes, der uns bei unserem Glaubensanfang gegeben wurde. Und wie machtvoll ließ dieser Geist Gottes doch schon in den ersten Anfängen unseres Glaubenslebens die Liebe Gottes in der Gestalt Christi in unseren Herzen erstrahlen.

In 1Jo 4:8 lesen wir die herrlichen Worte: "Denn Gott ist Liebe". Und in der Fortsetzung, wie Gott uns diese Liebe offenbart hat, indem Er Seinen einziggezeugten Sohn in die Welt aussandte, damit wir durch Ihn leben.

Bedenken wir hier an dieser Stelle auch einmal, dass unter allen Religionen, die es auf dieser Erde gibt, der christliche Glaube der einzige ist, wo sich Gott zu den Menschen neigt und ihnen zuerst etwas Gewaltiges schenkt, nämlich Seine Liebe, bevor Er etwas fordert. Und wie geschickt versteht es der Widerwirker gerade "die Liebe" auf ein Niveau zu degradieren un din den Schmutz zu ziehen, dass man es heute kaum noch fassen kann! Aber gerade diese schlimmsten Angriffe auf die Liebe lassen uns die wahre und echte Liebe Gottes umso größer und kostbarer werden, zumal sie unser bleibendes Gut geworden ist.

Welche Ehre ist es für uns, schon in der Anrede dieses Briefes als "Geliebte Gottes" bezeichnet zu werden - unendlich reicht macht uns diese Liebe!

Röm 5:6

"Denn, als wir noch schwach waren, noch gemäß der jetzigen Frist, starb Christus für die Unfrommen."

De herrliches Vers 5 findet mit dem Verbindungswort "Denn" seine Fortsetzung in unserem heutigen Leitvers. Wir dürfen also weiter bei der Liebe Gottes verweilen und sie von allen Seiten erstrahlen lassen, uns an ihr aufwärmen und uns erneut kräftigen lassen für die schlimmen Tage, die noch vor uns liegen, bis der Herr uns holt.

"Schwachheit" tritt immer dort auf, wo ein Mangel besteht, z.B. ein Mangel an Gesundheit, an Nahrung usw. Paulus bezieht diese Worte aber weniger auf das Sichtbare, sondern mehr auf das Geistliche. "Schwach" waren wir in Ermangelung geistlicher Nahrung in Form des lebendigen Wortes Gottes. Wohin der Mangel an geistlicher Nahrung führt, haben wir ja ausführlich am Stand der Menschheit in zwei zurückliegenden Kapiteln dieses Römerbriefes gesehen. Er fordert die Enthüllung des Zorns Gottes vom Himmel her über alle Unfrömmigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen heraus (Röm 1:18). Auch wir zählten einst zu diesen Schwachen, dies dürfen wir nie vergessen!

Christus starb für die Unfrommen. Diese Aussage mag für manchen Frommen eine Zumutung sein, herrscht doch noch weit verbreitet der Irrglaube, dass der Mensch erst selber wollen muss, ehe Gott ihm die Hand reicht. Doch wie wir gestern schon hervorhoben, ist der Gott der Bibel der Einzige, der zuerst den Menschen etwas gibt. In allen anderen Religionen muss der Mensch zuerst etwas tun. Und wie wunderbar hat Gott nicht am Anfang, auch nicht am Ende, sondern in der Mitte der Menschheitsgeschichte das Kreuz aufrichten lassen und im Opfertod Seines geliebten Sohnes Seine Liebe erwiesen.

Nicht für die Frommen, sondern besonders für die Unfrommen starb Chrsitus. In der Schwachheit unserer alten Menschheit erstrahlte der Lichtglanz des Evangeliums Gottes: Christus starb für dich, den Unfrommen und offenbarte mit diesem Sterben die unsagbare Liebe Gottes!

Röm 5:7

"- Für einen Gerechten wird nämlich kaum, jemand sterben, doch für die gute Sache würde jemand vielleicht noch zu sterben wagen. -"

Wie kann das, was Gott in Seiner unbeschreiblichen Liebe in Chrisstus getan hat, den Menschen nahegebracht und verdeutlicht werden? Diese Frage hat sich sicher auch der Apostel Paulus gestellt. Am besten eignet sich h ier der Vergleich mit unserer menschlichen Liebe.

Wenn wir jetzt versuchen möchten, ein Bild der menschlichen Liebe zu zeichnen, so fällt dieser Versuch ziemlich düster aus. In zunehmender Weise breitet sich in unserer heutigen Zeit, die wir wohl nicht zu Unrecht als die letzten Tage dieser Gnadenverwaltung ansehen dürfen, der Massenegoismus unter den Menschen aus. Erst kommt das "Ich", dann kommt lange nichts, dann kommt nochmals das "Ich", und erst lange danach - wenn überhaupt - kommen die anderen. Dabei wird dann der Andere nicht nur übergangen, sondern nur zu oft in brutalster Weise gemobbt (ein moderner Begriff, den man wohl auch als "schikanieren" bezeichnen kann.), niedergemacht und möglichst ausgeschaltet. Und alles um des eigenen Vorteils willen. "Liebe" beschränkt sich heute bei einem hohen Prozentsatz der Jugend nur noch auf primitivstes Ausleben von Sex. Stellt man solchen Menschen die Frage, wie sie unser Leitvers aufwirft, ob jemand bereit wäre, für einen Gerechten zu sterben, würde man mitleidiges Kopfschütteln ernten. Auch dort, wo noch das Wissen um echte Liebe vorhanden ist, wäre, wie Paulus richtig feststellt, kaum jemand bereit, für einen Gerechten zu sterben, und erst recht nicht für einen Ungerechten, wenn wir hier im ersten Fall von jenen wenigen ruhmvollen Ausnahmen absehen, die es in allen Zeiten der Menschheitsgeschichte ja auch gab. Doch wenn wir in anderen Fällen von Selbsttötung hörten oder lasen, so handelte es sich zumeist um Fanatiker politischer oder religiöser Art, die in der Regel weder von selbstlosen, noch von reinen Motiven getrieben wurden.

Es ist so, der Mensch hängt mit jeder Faser seines Daseins an seinem Leben; sich zu opfern, auch für eine gute Sache, ist gegen seine fleischliche Natur. Diese Vorstellung hilft uns, die Liebe Gottes tiefer erfassen zu können.

Röm 5:8

"Gott aber hebt uns gegenüber Seine Liebe dadurch hervor, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren."

"Gott aber" ... mit diesen zwei Worten lenkt Paulus unseren Blick weg von dem Menschen hin zu Gott. Und was überbrücken diese zwei Worte alles: Einerseits die ganze Ohnmacht, Hilflosigkeit, Verlorenheit und finstern, worin sich die Menschheit befindet, und andererseits die unendlich Größe, Liebe, Güte und Barmherzigkeit Gottes.

_Gott hat den größten Beweis der Liebe gegeben, den es geben kann: Er hat den Sohn Seiner Liebe in den Tod gegeben, auf dass wir in Ihm Leben haben. Das Sterben des Christus für uns, als wir noch Sünder waren, zeigt in zweifacher Weise, was uns heute wichtig werden soll:

Einmal, Er starb, als wir noch Sünder waren. Dies bindet an den letzten Vers an: Wer stirbt schon gerne für einen Gerechten; in keinem Fall aber möchte jemand für einen Sünder sterben, schließlich ist jeder selbst für sein Leben verantwortlich. Und gerade hier setzt Gottes Liebe ein, indem sie aufzeigt, dass Gott mehr vermag, als es irgendeinem Menschen möglich ist: Christus starb für den Sünder, für den Unwürdigen, den von Gott Fernen. Er offenbart damit eine Liebe, die es unter Menschen nicht gibt! Der Mensch verachtet den Wertlosen, den Abraum, den Niedrigen, aber Gott opfert Sein Liebste gerade für diese! Das ist die Liebe Gottes!

Zum Zweiten sagt unser Leitvers, dass Christus gerade für Sünder und nicht für Fromme starb. Damit wird uns erneut das Heilsprinzip Gottes groß, das voraussetzt, dass wir Menschen nach Seinem göttlichen Ratschluss in Sünde fallen mussten. Nur als Sünder - nicht als Fromme - sind wir in der Lage, die Liebe Gottes in ihrer ganzen Tragweite und Größe zu erkennen und zu würdigen, vor allem aber, sie auch zu erwidern! Es ist ja Gottes sehnsüchtiges Endziel, uns nicht nur Seine Liebe zu erzeigen, sondern unsere Gegenliebe zu erlangen; und dies nicht zwangsweise, sondern freiwillig, aus unserem tiefsten Inneren heraus!

Röm 5:9

"Wieviel mehr folglich werden wir, nun in Seinem Blut gerechtfertigt, durch Ihn vor dem Zorn gerettet werden!"

Gott sehnt Sich nach unserer herzlichen Gegenliebe. Um diese zu bekommen, bewirkt Er für uns zuerst die Finsternis und dann das Licht.

Es gibt viele Gläubige, die sich energisch dagegen verwahren, dass Gott die Finsternis (und damit auch das Böse) erschaffen hat. Sie argumentieren, dass Gott Licht ist und keinerlei Finsternis in Ihm ist (gem. 1Jo 1:5). Diese Ansicht entspringt mit Sicherheit einer edlen Gesinnung, doch trotzdem ist sie nicht schriftgemäß. Wenn wir obiger Schriftstelle Jes 45:7 entgegenhalten, so lesen wir dort unzweideutig, dass Gott Selbst von Sich sagt: "Der Ich bilde das Licht und erschaffe das Finstere, bewirke das Gute und erschaffe das Böse", und zwar Bekräftigung dieser sicherlich nicht leicht fassbaren Aussage wiederholt Sich Gott, indem Er spricht: "Ich Ieue Alueim, mache all dieses".

Sollte Gott, entgegen Seiner eigenen Aussage, das Finster und Böse nicht geschaffen haben, müsste es einen weiteren Schöpfer geben, der unabhängig von Gott oder sogar auch noch gegen Seinen Willen etwas erschaffen könnte. Doch Satan, dem ja von oben genannten Gläubigen solche Schöpferkraft zugetraut wird, ist ja selber nur ein Geschöpf Gottes und unfähig, etwas au ssich heraus zu vollbringen (bedenken wir nur seine Werkzeugfunktion bei Hiob). Erst wenn wir voll erkannt haben, dass alles aus Gott kommt und durch Ihn bewirkt wird, können wir Seine wahre Größe erahnen. Um an Sein Ziel zu gelangen, gebraucht Gott das Finstere; deswegen ist aber in Ihm keine Finsternis, wie es Johannes ja auch richtig geschrieben hat.

Liebe braucht Gegensätze, und Gott hat uns, aus der Finsternis kommende, im Blut Seines Sohnes gerechtfertigt. Der uns innewohnende Geist schließt uns diese Köstlichkeit im Herzen auf und macht uns groß, wie sehr Gott uns liebt und wie unermesslich wertvoll die Dahingabe Seines Sohnes in den Tod war. Beides, Finsternis (in der wir uns zuvor befanden) und Licht (in dem wir jetzt weilen) bewirken das, was der Vater ersehnt - Dankbarkeit und Liebe aus reinstem Herzen!

Wie wunderbar dürfen wir uns auch in Drangsalen fühlen, weil wir in Seinem Blut gerechtfertigt sind. An einem menschlichen Beispiel könnte man verdeutlichen, dass dies der Stand eines Verbrechers ist, der vor Gericht steht und die Todesstrafe erwarten muss. Doch stattdessen wird er freigesprochen, aber nicht nur mangels Beweisen oder der bleibenden Vermutung, doch ein Verbrecher zu sein - nein, es ist ein völliger Freispruch, man könnte sagen: wegen erwiesener Unschuld!

In diesem Stand, geliebte Geschwister, befinden wir uns heute infolge der Rechtfertigung durch Sein Blut!

Aber damit noch nicht genug! "Wieviel mehr folglich werden wir durch Ihn vor dem Zorn gerettet werden!" Diese Aussage hat schon alle Gläubigen zu allen Zeiten bewegt, weil alle hofften, zu ihren Lebzeiten vom Herrn entrückt zu werden und damit dem Zorn enthoben zu sein. Doch im Verlauf der Jahrhunderte verstarben die Gläubigen, ohne dass dieser Wunsch in Erfüllung ging. Wir aber, die Gläubigen dieser Tage, dürfen wohl ohne übertriebene Schwärmerei behaupten, dass das Erscheinen unseren Herrn so nahe gekommen ist, dass es unmittelbar bevorsteht! Nun ist es aber auch eine biblisch mehrfach bezeugte Aussage, dass sich der Zorn Gottes, wie ihn uns die Offenbarung des Johannes beschreibt, nicht entlädt, bevor, bevor die Körpergemeinde christi Jesu entrückt ist. Zusätzlich zu unserem Leitvers lesen wir diese Wahrheit auch in 1Thes 1:10: "... Jesus, der uns aus des Zorns Kommen birgt." Es fällt uns auf, dass hier nicht "vor dem Zorn gerettet" sondern "aus des Zornes Kommen" zu lesen ist. Beide Aussagen zusammen ergeben ein Bild, wie wir es an einem aufsteigenden Gewitter verdeutlichen können, bei dem von ferne zwar schon das Donnergrollen hörbar ist, auch schon die Blitze am Horizont aufleuchten, doch aus dem Kommen (das zwar kommt, aber noch nicht da ist) werden wir geborgen bzw. gerettet. Und wenn es dann losbricht, sind wir in der Herrlichkeit mit unserem Herrn vereint. "vor dem Zorn gerettet und geborgen" - welche Zuversicht darf uns auch diese Wahrheit geben!

Wir wollen uns noch einen Tag mit dem Zorn Gottes beschäftigen, vor dem wir ja gerettet werden, zumal dieses Ereignis in der Folge der Entrückung ja auch immer näher rückt.

Wenn wir gestern aufgrund der Aussage "Jesus, der uns aus des Zornes Kommen birgt" das Kommen des Zornes mit einem aufkommenden Gewitter verglichen haben, so bedeutet dies für uns, dass wir damit rechnen müssen, die finstern Wolken noch zu sehen und auch das Grollen des Donners noch zu vernehmen. Es wäre also falsch, wenn wir diese Vorzeichen übergehen würden und, wenn sie dann wahrnehmbar werden, in Angst verfallen könnten, die Entrückung sei schon geschehen. Vor allem die älteren und einsam lebenden Geschwister könnten von dieser Angst befallen werden, aber auch wir alle sind sicher dankbar, wenn wir hilfreiche Wegweisung haben.

Wir lesen heute eine dritte Aussage betreffs des Zornes Gottes in 1Thes 5:9: "denn Gott hat uns nicht zum Zorn gesetzt, sondern zur Aneignung der Rettung durch unseren Herrn Jesus Christus". Wenn unser heutiges Textwort von "Rettung" spricht, so liegt in diesem Wort die Bedeutung, dass wir aus etwas gerettet werden, was eine Gefahr bedeutet. Die Gefahr ist hier der Zorn Gottes. Wenn wir in diesem Zusammenhang das uns geläufige Wort "Entrückung" (harpazo) beachten, so liegt auch diesem Wort der Sinn von "rauben, reißen, entführen" zugrunde. Die ältere Auflage unserer konkordanten Übersetzung gebraucht statt "entrückt, das Wort "weggerafft". Dies alles ergibt den Schluss, dass die Körperschaft des Christus in größter Eile aus einer kommenden Gefahr (dem Zorn) weggerafft, geraubt, gerissen oder entführt werden.

Unser Zuspruch soll dazu dienlich sein, dass wir uns nicht ängstigen, wenn wir das Kommen des Zornes miterleben, indem es am Horizont bedrohlich anfängt zu blitzen und zu donnern. Vielmehr dürfen wir dann vollgewiss sein, "denn Gott hat uns nicht zum Zorn gesetzt, sondern zur Aneignung der Rettung durch unseren Herrn Jesus Christus."

Röm 5:10

"Denn wenn wir, als wir Feinde waren, mit Gott durch den Tod Seines Sohnes versöhnt wurden, wieviel mehr werden wir, nun versöhnt, in Seinem Leben gerettet werden!"

Wie schon in Vers 9, stellt Paulus auch heute mit den Worten "wieviel mehr" die eine Herrlichkeit einer noch größeren gegenüber. Hieß es gestern, "nicht nur in Seinem Blut gerechtfertigt, wieviel mehr werden wir vor dem Zorn gerettet", so heißte es heute, "da wir versöhnt sind, wieviel mehr werden wir in Seinem Leben gerettet werden."

Aber zuerst stellt Paulus fest, dass es auch bei uns einen Lebensabschnitt gab, in dem wir Feinde Gottes waren. Trifft diese harte Bezeichnung wirklich auf uns alle zu? Viele Gläubige sind in eine christliche Familie hineingeboren, sind fromm erzogen worden, haben sich nie etwas zuschulden kommen lassen. und haben auch immer an Gott geglaubt. Diese werden sich innerlich dagegen wehren, als ehemalige "Feinde" bezeichnet zu werden. Doch ohne dass wir solche Gläubigen beurteilen, muss doch gesagt werden, dass Paulus hier keine Ausnahmen zugesteht, ja das er, indem er "wir" schreibt, sich selbst in eine vorige Feindschaft mit einschließt. Als Herausgerufene (Erkklesia) sind wir tatsächlich nicht nur aus der Finsternis und Verlorenheit, sondern damit ja auch aus der Feindschaft gegen Gott herausgerufen.

Noch in Feindschaft mit Gott, wurden wir durch den Tod des Sohnes Gottes versöhnt. Auch hier haben wir eine Aussage Gottes, die deutlich all jenen widerspricht, die behaupten, der Mensch müsse erst wollen, bevor Gott Sich ihm zuneigt. Als Feinde Gottes lag es aber mit Sicherheit nicht an unserem (gar nicht vorhandenen) "Wollen", sondern an der Liebe Gottes, die uns schon mit Ihm versöhnte, als wir noch Feinde waren.

Was kaum bei einem Menschen vorstellbar ist, nämlich seine Feinde zu lieben, demonstriert Gott auf eindrucksvollste Weise, indem E Sich mit Seinen Feinden versöhnt hat. Was Jesus auf Erden gebot (Mt 5:44), erfüllte Gott in Seinem Sohn am Kreuz.

Durch den Tod des Sohnes mit Gott versöhnt, welch eine Herrlichkeit bedeutet dies für uns. Und doch gibt es auch hier eine Steigerung: "wieviel mehr ...!"

"Rettung" hat immer etwas mit "Gefahr" zu tun, aus der jemand gerettet wird. Vorgestern haben wir uns aufgrund von 1Thes 5:9 mit unserer Rettung aus dem Kommen des Zorns durch die Entrückung beschäftigt. heute lesen wir, dass wir in Seinem Leben gerettet werden. Zwei Schauplätze stehen in diesem Zusammenhang vor uns: Zum einen der Tod Christi Jesu, durch den wir versöhnt wurden. Dies können wir als den Gerichtsplatz ansehen, wo wir als Sünder und Feinde Gottes antreten mussten, um dann als Gerechtfertigte, Versöhnte und Geliebte hervorzugehen. Zum Zweiten, und hier liegt der Gerichtsplatz hinter uns sehen wir uns als Gerechtfertigte und Versöhnte aufgrund Seines Lebens die die Herrlichkeit gerettet.

Auf Chrsiti Tod folgte Seine Auferstehung und Sein Lebe. Zur Zeit Pauli, und hier speziell in der Gemeinde von Korinth, behaupteten einige, es gäbe keine Auferstehung der Toten. Diese Behauptungen verstärkten sich im Lauf der Zeit und haben heute längst auch Einzug in theologische Kreise gefunden. In 1Kor 15:12 ff setzt sich Paulus mit diesen falschen Ansichten auseinander. "Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, so ist euer Glaube nichtig, und ihr seid noch in euren Sünden. Dann sind auch die in Christus Entschlafenen umgekommen" (1Kor 15:17-18). Seine Auferweckung und Sein Leben ist auch unsere Auferweckung und unser Leben - dies ist nicht nur unsere Hoffnung, sondern unsere Vollgewissheit zur kommenden Rettung in unvergängliches Leben. Heute schon dürfen wir den zweiten Schauplatz, den der zukünftigen Herrlichkeit, im Glauben betreten und einnehmen: "Was kein Auge gewahrt und kein Ohr gehört hat und wozu kein Menschenherz hinaufgestiegen ist, all das hat Gott denen bereitet, die Ihn lieben" (1Kor 2:9). "Gerettet in Seinem Leben", welch herrliche Tatsache, denn Sein Leben ist auch unser Leben, Dank und lobpreis sei Ihm aus tiefstem Herzen.

Röm 5:11

"Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch in Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir nun die Versöhnung erhielten."

Wir lehren es unsern Kindern und haben es auch selbst gelernt, sich zu bedanken, wenn man etwas geschenkt bekommt. Unser heutiges Textwort macht uns mit den Worten "Nicht allein aber das" in diesem Sinne darauf aufmerksam, dass wir zwar unendlich viel bekommen haben, dass wir überreich beschenkt worden sind, dass es aber dabei nicht bleiben soll, es muss unser Dank folgen!

Ein längst verstorbener Gottesmann prägte seinen Zuhörer immer wieder die Worte ein: "Loben zieht nach oben, Danken schützt vor Wanken!" Vielleicht darf "rühmen" sogar noch etwas tiefer gehen als danken - in jedem Fall erhebt sich. unser Herz empor zu unserem himmlischen Vater, und wir dürfen uns in Ihm rühmen. Dies ist aber ein Selbstruhm, (wie könnten wir solchen je haben), sondern es ist der Ruhm, einen solchen Vater zu haben, der alle Sehnsüchte und alle Wünsche stillen wird, der uns in unvergleichbarer Weise Seine Liebe erzeigt hat, der uns Sein eigenes Herz öffnet und uns hineinschauen lässt.

Dieses "Rühmen" kann aber nur durch unseren Herrn Jesus Christus zum Ausdruck kommen. Er allein ist die Ursache, dass wir uns rühmen können. In Ihm sind und haben wir alles!

Bedenken wir, dass Gott zwar mit allen Menschen versöhnt ist, und trotzdem kommt Sein Zorn über viele. Erst wenn der Mensch in Jesus Christus die Versöhnung erkannt und angenommen hat, wird er zu einem "Ausgesöhnten", und kann sich in Gott rühmen. Jesus Christus ist also nicht nur Gottes Weg zu uns, Er ist auch unser Weg zu Gott. Vielleicht kann uns heute das alte Kirchenlied zum Rühmen anregen: "Du meine Seele singe, wohlauf und singe schön, dem, welchem alle Dinge zu Dienst und Willen stehen! Ich will den Herren droben hier preisen auf der Erde; ich will Ihm herzlich loben, solang ich leben werd."

Verlorenheit und Rettung

"Deshalb, ebenso wie durch den einen Menschen die Sünde in die Welt eindrang, und durch die Sünde der Tod, und so zu allen Menschen der Tod durchdrang, worauf sie alle sündigten"

Bisher hat uns Paulus in die gewaltigen Gebiete der Sünde, des Zorns, der Rechtfertigung, der Versöhnung und der Aussöhnung eingeführt. Mit unserem heutigen Vers beginnt ein neues Gebiet, er deckt den Zusammenhang zwischen Sünde und Tod auf. Dabei stehen sich zwei Repräsentanten der gesamten Menschheit gegenüber: Adam mit den Folgen seines Ungehorsams und Jesus Christus mit den Folgen Seines Gehorsams.

Unser Text beginnt mit dem Wort "deshalb". Es stellt eine Brücke zu den zurückliegenden Versen her, die uns hautnah mit der Liebe Gottes konfrontiert haben. Mit diesem Eingangsvers fällt dem aufmerksamen Leser eine grammatische Sonderheit auf: Die Satzstellung ist so aufgebaut, dass irgendwo im Verlauf dieses Satzes eine Fortsetzung erwartet wird, die aber nirgends zu finden ist - der Satz bleibt unvollständig. Es bleibt somit dem Leser überlassen, das Fehlende zu suchen, was sicher nicht zu seinem Schaden sein wird. denn dies fsühr zu Christus.

Unser Text nennt uns vier Punkte, auf die wir eingehen wollen:

  1. Die Sünde drang in die Welt ein;
  2. durch die Sünde der Tod,
  3. der Tod drang zu allen Menschen durch,
  4. worauf alle sündigten.

Zu 1): Die Sünde drang durch den einen Menschen Adam in die Welt ein (Eva wird hier übergangen, weil Adam das Haupt der Frau ist; er hätte auf Gott, anstatt auf sein Weib hören müssen). Es heißt hier nicht, dass die Sünde durch Adam entstand. Sie war schon vorher in der Gestalt Satans existent, und sicherlich war sie die Ursache für den Niederwurf der vorherigen Welt (1Mo 1:1-2). Doch auch nach der Neubereitung unserer heutigen Welt aus dem Chaos schaffte es der Widerwirker (zwar gegen den geoffenbarten Willen Gottes, aber genau nach Seinem Ratschluss), die Sünde mittels Adam in sie eindringen zu lassen. Sünde heißt "Zielververfehlung" und Adam hatte sein vorn Gott gesetztes Ziel nicht erreicht, nämlich dem Gebot Gottes zu gehorchen; er fiel in Sünde.

Zu 2): Der eine Fehltritt Adams hatte eine kolossale Folge: Gottes Androhung, denn an dem Tage, da du von ihm isst (von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen), wirst du zum Sterben sterbend sein" (1Mo 2:16) begann in dem ersten Menschenpaar zu wirken. Beachten wir, dass Adam nicht sofort tot umfiel! Durch die Vertreibung aus dem Paradiesgarten war Adam vom "Baum des Lebens" , der in der Mitte stand und zentrale (lebenserhaltende) Kraft besaß, abgeschnitten. "Zum Sterben sterbend" zog sich für Adam noch 930 Jahre lang hin. Eindrucksvoll wird uns hier der Zusammenhang zwischen Sünde und Tod dargestellt.

Zu 3): Der Tod raffte jedoch nicht nur den in Sünde gefallenen Adam dahin, er drang vielmehr zu allen seinen Nachkommen durch. Diese Aussage widerspricht einer weit verbreiteten Ansicht, der sogenannten "Erbsünde"! Unser Textwort sagt sehr klar, dass nicht die Sünde, sonder der Tod allerdings infolge der Sünde Adams. Dies bedeutet erst einmal, dass alle Nachkommen Adams in den Zustand des "zum Sterben sterbend" versetzt sind und nach mehr oder weniger Lebensjahren buchstäblich sterben. Die entscheidende Lehre muss lauten: Die Menschen sterben nicht um der Sünde Adams willen, sondern weil sie als Nachkommen Adams gleich ihm zum Sterben sterbend geworden sind.

Zu 4): Erst jetzt und hier heißte es: "worauf alles sündigten". Der Drang aller Menschen zu sündigen, hängt also unmittelbar mit dem Durchdringen des Todes. zu allen Menschen zusammen. Den Grund sehen wir darin, dass mit dem Abbruch der direkten Verbindung Adams zu Gott das Fleisch anstelle des Geistes die Herrschaft über den Menschen bekam. Im Fleisch jedoch wohnt nichts Gutes (Röm 7:18), es hat immer den drang zu sündigen. Dieser Drang war sicher auch schon in Adam, als er noch im Garten Eden war, doch bedurfte es einer massiven Verführung von außen, die ja die Schlange über Eva bewirkte. Das nach Eden in den Sterbezustand versetzte Fleisch jedoch trug das Gesetz der Sünde in sich, weshalb auch alle sündigten und sündigen.

Röm 5:13

" - denn bis zum Gesetz war schon Sünde in der Welt; Sünde aber wird nicht angerechnet, wenn kein Gesetz da ist."

Um einer Fehldeutung der gestrigen Aussagen vorzubeugen, macht Paulus die beweisführende Aussage in unserem heutigen Leitvers, dass nicht die Sünde als Erblast Adams zu allen Menschen durchdrang, sondern der Tod. Als Beweis dient die Zeit von Adam bis Mose, d.h. bis zu jenem Zeitpunkt, als Mose das Gesetz empfing. Die Zeit davor war "gesetzlos".

" -denn bis zum Gesetz war schön Sünde in der Welt", und sie wirkte sich schon bei dem erstgeborenen Sohn Adams, dem Kain, in mörderischer Weise aus. Im gesamten Verlauf der Menschheitsgeschichte bis Mose sehen wir die Sünde ununterbrochen wirksam.

Und doch sagt Gottes Wort, dass sie nicht angerechnet wird, wenn kein Gesetz da ist. Hätte Gott bei Adam das Verbot zum Essen der Früchte eines Baumes nicht ausgesprochen, und hätte Adam von jenem Baum gegessen, so wäre er nie in Ungehorsam (in Sünde) gefallen. Erst das Gebot Gottes (Gesetz) machte das Essen der Früchte des Baumes zur Sünde. Die Zeit von Adam bis Mose war gewissermaßen ohne Gesetz, was zur Folge hatte, dass in dieser Zeit die Sünde nicht angerechnet wurde!

Die nächste Aussage (Vers 14) beinhaltet: Trotzdem starben die Menschen in jener Zeit bis zur Gesetzgebung, was beweist, dass der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist. Die Sünde ist nur eine zwangsläufige Folge der Sterblichkeit, sie wird aber dort, wo kein Gesetz ist, nicht angerechnet.

Pauli Beweisführung lautet anders ausgedrückt: Der Tod befällt auch diejenigen Menschen, die nicht an Adams Sünde beteiligt waren und wegen dem Fehlen des Gesetzes auch nicht für ihre eigenen Sünden haftbar gemacht werden können. Darunter waren auch Gott wohlgefällige Männer, wie z.B. Noah.

Paulus legt also in unserem Vers zusätzlich zu dem Zusammenhang "Sünde und Tod" auch der Zusammenhang "Sünde und Gesetz" offen.

Röm 5:14

"Dennoch herrschte der Tod von Adam bis auf Mose auch über die, die nicht in der gleichen Übertretung wie Adam gesündigt hatten, der ein Vorbild des Zukünftigen ist."

Paulus bleibt in der Zeitspanne der menschlichen Frühgeschichte, nämlich der von Adam bis Mose. Würden wir fälschlicherweise von einer "Erbsünde" ausgehen, könnte die Menschheit Gott einmal den Vorwurf machen: Warum werden wir für etwas bestraft, was wir nicht gemacht haben? Doch dieser Vorwurf wird nie aufkommen, weil es keine Erbsünde gibt, wohl aber den Tod, der von Adam an über alle Menschen herrscht.

Nun muss aber in gleicher Weise auch die Frage gestellt werden: Warum herrscht dann der Tod über uns, wenn wir an Adams Sünde nicht beteiligt waren? Das Angstmachende im Leben des Menschen ist ja leider weniger die Tatsache, dass er sündigt, als die, dass er sterben muss! Um diese Frage zu beantworten, muss erst der Begriff des "Todes" geklärt werden.

Für viele Menschen (auch Gläubige) ist der Tod mit einer ganzheitlichen Person verbunden, doch dies ist unbiblisch. Gottes Wort sagt uns dagegen klar, dass der Tod eine Rückkehr zu einem vorigen Zustand ist: Der Körper geht zurück zur Erde, der Geist geht zurück zu Gott, und die Seele, die ja nur aus dem Zusammenschluss von Körper und Geist existiert, geht wieder in das Unwahrnehmbare (Hades). Wir wollen auch hervorheben, dass der Tod nicht erst ab Adam wirkte, sondern schon vor Adam in Erscheinung trat, obwohl er speziell für Adam etwas Neues darstellt. Wir sprachen ja schon davon, dass der Widerwirker an dem Niederwurf der vorigen Welt maßgeblich beteiligt war. Diese frühere Welt bereitete Gott nicht als Chaos, sondern um bewohnt zu werden (Jes 45:18). Dass auf dieser früheren Welt eine Pflanzen- und Tierwelt vorhanden war, dar mit Sicherheit angenommen werden (dass sie auch schon von Menschen bewohnt war, ist höchst spekulativ und gegen die unzweideutige Aussage Gottes, dass Adam der erste Mensch ist 1Kor 15:46). Wenn Geologen ein hohes Alter bei pflanzlichen und tierischen Fossilien feststellen, so dürfen wir hienein den Tod jenes Lebens erkennen, welches auf der früheren Erde existent war, dann aber, infolge des Niederwurfs dieser Erde, sterben bzw. absterben musste.

Wir gehen heute weiter der Frage nach, warum der Tod zu allen Menschen durchdrang, obwohl die Menschheit an Adams Sünde keinen buchstäblichen Anteil hat.

Da wir gestern feststellten, dass der Tod schon vor Adam auf der Erde vorhanden war (nachweisbar z.B. in den Versteinerungen. Millionen Jahre alter Planzen und Tiere), ist zu fragen, in welchem Zustand Adam erschaffen wurde. Wir lesen nirgends in der Schrift, dass der erste Mensch unsterblich war, wohl aber, dass in der Mitte des Paradiesgartens der "Baum des Lebens " stand (1Mo 2:9). Es ist damit ziemlich klar, dass Adam von dem Baum des Lebens aß, was ihm ja nicht verboten war, im Gegenteil! Der Baum des Lebens verhinderte den Alterungsprozess in Adam und damit das Sterben. Bedenken wir auch, dass Adams Körper stofflicher Natur (aus Erde) war, im Gegenteil zu einem geistlichen Körper, der keinen Tod kennt. Doch von jenem Augenblick an, als Adam von dem Baum des Lebens durch die Austreibung aus dem Garten Eden abgeschnitten war, fing sein Alterungsprozess an, er wurde "zum Sterben sterbend" (1Mo 2:17).

Wenn wir die bisherigen Aussagen. durchdacht haben, ergibt sich die Lösung unserer Frage. Der Tod ist keine Strafe für die Menschheit, weil Adam gesündigt hat, sondern er ist lediglich die folge von Adams Sünde, weil mit Adam alle seine Nachkommen vom Baum des Lebens abgeschnitten und damit gleich Adam zum Sterben sterbend sind.

Der Tod herrschte also ganz selbstverständlich auch über die, die nicht wie Adam gesündigt hatten, weil auch sie vom lebenspendenden "Baum des Lebens" abgeschnitten waren.

Die nicht einfachen Ausführungen der letzten Tage zeigen uns, dass der Römnerbrief durchaus keine leicht verständliche Kost ist, sondern intensives Mit- und Nachdenken erfordert. Nach unserem Abstecher in das Gebiet des Todes kehren wir zu unserem Leitthema zurück. Der Tod herrschte von Adam bis Mose, also in einer Zeit, wo noch kein Gesetz gegeben war. Paulus unterscheidet damit zwischen Sünde, die durch Übertretung der gegebenen Gebote Gottes auftritt (wie bei Adam und dem Volk Israel nach der Gesetzgebung durch Mose), und jener Art von Sünde, die "von Natur aus" (wir nannten es nach Röm 2:14 auch "instinktiv" erkannt werden kann. Über die letzter Art lasen wir, dass hier die. Sünde nicht angerechnet wird, weil noch kein Gesetz da war. Trotzdem werden auch die Menschen ohne Gesetz einmal gemäß ihrem Handeln gerichtet werden, wie wir es in Röm 2:14-16 lasen. Der Unterschied beider Gruppen liegt in der Aussage unseres Leitverses: "... die nicht in der gleichen Übertretung wie Adam..." Adam verstieß in direkter Weise gegen Gottes Gebot, ebenso das Volk Israel, welches die sichtbaren Gebote Gottes durch Mose erhielt. Die Menschheit ohne Gesetz sündigte und sündigt nicht in gleicher Weise wie Adam und Israel, der Maßstab ist hier nicht das gegebene Gesetz Gottes, sonder das "in ihre Herzen geschriebene Gesetz" (Röm 2:15). Die Herrschaft des Todes unterscheidet allerdings nicht zwischen diesen beiden Gruppen, sie trifft vielmehr beide gleichermaßen und ohne Unterschied!

DAs Thema wäre bedrückend, wenn nicht der Ausweg aufgezeigt wird: "Adam, der ein Vorbild des Zukünftigen ist." Der Typus Adam ist somit das Vorbild des Typus Christus, denn: "Ebenso wie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden" (1Kor 15:22). Oder in 1Kor 15:45: "Der erste Mensch, Adam, wurde zu einer lebendigen Seele, der letzte Adam zu einem lebendig machendem Geist". Und 1Kor 15:47: "Der erste Mensch ist aus Erde von Erdreich; der zweite Mensch ist der Herr aus dem Himmel."

Röm 5:15

"Jedoch ist es mit der Gnadengabe nicht so wie mit der Kränkung. Denn wenn durch die Kränkung des einen die vielen starben, wieviel mehr fließt die Gnade Gottes und das Geschenk in Gnaden (das von dem einen Menschen Jesus Christus ist) in die vielen Versöhnten über!"

Schon in den Versen 9 und 10 begegnete uns die Wortverbindung "wieviel mehr", sie zeigte stets eine Steigerung der Segnungen Gottes an. Heute zeigt uns diese Wortverbindudng jedoch keine Steigerung, sondern den riesigen Unterschied, der z wischen Kränkung und Gnade liegt. Es fällt auch auf, dass Paulus hier nicht das in Vers 14 angewandte Wort "Übersetzung" (parabasis) benutzt, sondern "Kränkung" (paraptoma). Baader übersetzt letzteres mit "Danebenfall", was dem Sinn des Urtextes näher kommt und auch die Verbindung zu "Übertretung" besser herstellt.

Unser Textwort kehrt die bisherige Sachlage um: Bisher kam durch den einen, Adam, der Tod auf die vielen (was die Gesamtheit aller Verstorbenen bedeutet), doch im Gegenzug fließt durch den einen, Jesus Christus, das Geschenk der Gnade in die vielen Versöhnten über, wobei hier "viele" nicht alle bedeutet, sondern nur "die Ausgesöhnten", die also die Versöhnung schon angenommen haben. Paulus begrenzt damit seine Aussagen betreffs der überfließenden Gnade auf die Körpergemeinde Christi Jesu!

Paulus stellt in diesem Vers besonders die Ungleichheit der Folgen der Adamstat einerseits, und der Tat Jesu Christi andererseits, gegenüber. Auf der einen Seite steht als Folge der Tod, mit Sicherheit für alle Menschen eine bedrückende Tatsache. Doch auf der anderen Seite - und hier lesen wir "um wieviel mehr" - steht die Gnade Gottes vor uns, die in dem Geschenk in Gnaden von dem einen Menschen Jesus Christus in die Versöhnten überfließt. Schwere Folge auf der einen Seite, jedoch überfließende Gabe auf der anderen Seite. Das bedeutet für uns, dass wir zwar das Bangen vor dem Tod nicht abschütteln können, dass wir uns aber täglich im Glauben bewusst sein dürfen, dass uns über den Tod hinaus die überfließende Gnade gegeben ist, welche für uns nie mehr endende Herrlichkeit bedeutet!

Röm 5:16

"Auch ist nicht - wie durch das Sündigen des einen - die Schenkung; denn das Urteil führte von dem einen aus in die Verurteilung, die Gnadengabe aber von vielen Kränkungen aus in den Rechtsspruch."

Paulus führt den tiefen Unterschied, den wir gestern schon nannten, weiter aus, indem er beginnt: "Auch ist nicht ... " (die Sünde des einen der Schenkung gleichzustellen). Es stehen sich gegenüber: Sünde des einen - die Schenkung des anderen, wobei die Taten im Vordergrund stehen. Und um wieviel mehr ist die Tat des Letzteren überlegen!

Adams eine Sünde forderte Gottes gerechtes Urteil über Adam, so wie Er es ihm im Fall de sUngehorsams angedroht hatte. Die Folge, nämlich der Tod, traf alle, die von Adam abstammten, also die ganze Welt. Nicht ausgenommen sind die Gläubigen, auch sie trifft gleichermaßen der Tod, bis auf den Rest, der bei der Entrückung noch lebt. Und da keiner von den Abkömmlingen Adams (wir mit eingeschlossen) ohne Sünde ist, weil alle sündigten, ist die Herrschaft des Todes berechtigt.

Dem gegenüber steht die Auswirkung der Schenkung, die aufgrund der Opferung Christi in den Rechtsspruch führt. Gott schenkt. uns das Übermaß von Gnade, und dies, obwohl die Kränkungen unzählbar sind! In Röm 3:21-26 wurde uns ja schon der Grundstein des Rechtsspruches aufgezeigt. "Nun hat sich, getrennt vom Gesetz, Gottes Gerechtigkeit offenbart ..." nämlich "eine Gerechtigkeit Gottes aber durch den Glauben Jesu Christi, die für alle ist und auf alle Glaubenden kommt". Kernpunkt ist "Sein Blut". Mit dem Rechtsspruch, den Christus erwirkt hat, wird zwar der Tod noch nicht aufgehoben, aber er wird unter den Rechtsspruch Gottes gestellt, was für uns, die herausgerufene Körperschaft Christi Jesus, "überfließende Gnade" bedeutet und für die übrige Menschheit Rechtfertigung im letzten Äon, der Verwaltung und Vervollständigung.

Der Sohn Seiner Liebe hat den Weg für die Gnade zu uns Geschöpfen freigemacht, und wir sind die Erstlinge, die diese überströmend empfangen dürfen - oh wie möchten wir doch täglich dafür danken!

Röm 5:17

"Denn wenn durch die Kränkung des einen der Tod nun durch den einen herrscht, wieviel mehr werden die, die das Übermaß der Gnade und das Geschenk der Gerechtigkeit erhalten, im Leben herrschen durch den Einen, Jesus Christus!"

Auch unser heutiger Vers führt die Gegenüberstellungen der vergangen Verse fort, weil wir hier an einem Kernstück des göttlichen Heilsplanes stehen: Der Mensch soll aus Gegensätzen erkennen, was Gottes Liebe ist! Wie oft haben wir betont und betonen es auch weiterhin immer wieder, dass Gott die Finsternis und das Böse erschaffen hat, um auf diesen dunklen Hintergrund Seine leuchtenden Farben der Liebe aufzutragen.

Heute stehen sich die dunkle Herrschaft des Todes und die des lichten Lebens gegenüber. Wann und wo die Existenz des Todes begann, wissen wir nicht, aber mit Sicherheit hängt sie mit dem Wirken Satans zusammen. Und da dieser ohne Zweifel vor der Neuformung unserer heutigen Welt sein finsteres Wesen trieb (er sündigte von Anfang an - 1Jo 3:8), gab es sicherlich auch schon den Tod in der Urschöpfung. Über Adams Nachkommen gewann der Tod die Herrschaft, aber erst durch Adams Ungehorsam und der damit verbundenen Austreibung aus dem Garten Eden. Entscheidend war bei diesem Ereignis, dass Adam vom Baum des Lebens abgeschnitten wurde und damit seine Lebenskraft nicht jeden Tag durch die Früchte dieses Baumes erneuern konnte - er wurde zum Sterben sterbend, und mit ihm alle seine Abkömmlinge.

Vordergründig ist die Herrschaft des Todes dem Ungehorsam Adams zuzuschreiben, doch tiefergründig sehen wir das Wirken Gottes, der ja alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt (Eph 1:11). Gott hat das tiefste "Schwarz" gewählt, den Tod, um darauf die höchste Leuchtkraft für die hellen Farben Seiner Liebe zu erreichen. Es gibt nichts, wovor sich der Mensch mehr fürchtet als vor dem Tod, und es wird nichts geben, was den Menschen mehr beeindrucken wird , als das Gegenteil des Todes - nämlich Leben!

Wir schlossen gestern mit der gottgegebenen Feststellung, dass es einmal jeden Menschen bis ins Tiefste beeindrucken wird, wenn er aus der Finsternis des Todes in den hellen Lichtglanz Gottes gestellt wird. Und was für den Großteil der nicht zuvor erwählten Menschen erst in der letzten Verwaltung der Zurechtbringung in Erfüllung geht, das dürfen wir, die herausgerufene Körpergemeinde Christi Jesus, heute schon im Glauben erfassen und festhalten: Unverlierbares Leben durch und in Jesus Christus.

Sollte jemand behaupten wollen, dass das Mittel des Todes zu grausam sei, um damit alle Menschen einerseits an der Übertretung eines Menschen leiden zu lassen und andererseits an diesem grausamen Mittel Gottes Gegenteil, nämlich das Licht, erkennen zu lassen, der bedenke, dass Gott gerade Seinen geliebten Sohn in diese grausame Finsternis des Todes hineingab. und Ihn nicht verschont hat! Durch einen Sünder kam der Tod auf alle, durch einen Gerechten kommt das Leben auf alle.

Paulus spricht von einem "Übermaß" an Gnade, welches wir erhalten haben. Gnade gab und gibt es. zu allen Zeiten; doch nur für eine befristete Zeit, die wir unter den zwölf bekannten Verwaltungen im Heilsplan Gottes als "Verwaltung der Gnade" kennen (Eph 3:2). gibt es dieses "Übermaß", in dem die Gnade überfließend ist. Sind wir uns dieses Übermaßes an Gnade bewusst? Niemals vor dem Bestehen der Körpergemeinde Christi Jesu und nie mehr nach deren Entrückung wird es Menschen geben, die zu ihren Lebzeiten in solch gnädiger Art und Weise Gerechtigkeit, Aussöhnung und Leben erhielten.

Wir dürfen hier festhalten, dass wir zwar auch unter der Herrschaft des Todes stehen, dass wir aber glückselig in die Herrschaft des Lebens eingehen werden, die uns in Jesus Christus sicher ist!

Röm 5:18

"Demnach nun, wie es durch die eine Kränkung für alle Menschen zur Verurteilung kam, so kommt es auch durch den einen Rechtsspruch für alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens."

Erinnern wir uns noch zurück an Vers 12. Dort gab es einen angefangenen Satz, dem grammatisch das Ende fehlte. Unser heutiger Vers vollendet diesen Vers mit den Worten der heutigen zweiten Vershälfte: "... so kommt es auch durch den einen Rechtsspruch...".

Die zurückliegenden Verse zeigten, gleich unserem Leitvers, auch Gegenüberstellungen, doch wurde in diesen jeweils die Ungleichheit mit den Worten "um wieviel mehr" herausgestellt. Heut geht es aber um die Gleichheit, und hier um die Auswirkungen der beiden Häupter der Menschheit, Adam und Christus.

Mit den Worten "Demnach nun" stellt Paulus die Verbindung zu den letzten Versen her, er zieht jetzt gewissermaßen eine Bilanz. Die in unserem Leitvers gezeigte Gleichheit liegt darin, dass die Taten von Adam und Christus alle Menschen erfasst haben. Durch die eine Übertretung kam die Sünde in die Welt und durch sie der Tod zu allen Menschen; durch den einen Opfertod und den damit verbundenen Rechtsspruch kommt auch für alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens. Da hier von "allen" Menschen die Rede ist, beschränkt sich diese Aussage nicht nur auf unsere heutige Verwaltung der Gnade, in welcher nur die Herausgerufenen der Körperschaft Christi Jesu Rechtfertigung erfahren, sondern führt uns vielmehr bis in die letzte Verwaltung der Vervollständigung, in welcher dann auch tatsächlich alle Menschen Rechtfertigung des Lebens durch den einen Rechtsspruch erhalten.

Rechtfertigung aus Glauben, wie wir sie heute erhalten haben, beschränkt sich auf die Herausgerufenen der Körpergemeinde Christi Jesu, also auf eine relativ kleine Zahl von Menschen, doch der Rechtsspruch aufgrund des Opfertodes Jesu wird einmal alle Menschen erfassen - dahin führt uns der heutige Leitvers.

Eine einzige Kränkung (Danebenfall) hatte zur Folge, dass alle Menschen zum Tod verurteilt wurden. Diese unbestreitbare Tatsache könnte bei einem normalen Rechtsempfinden durchaus und auch berechtigt die Frage aufwerfen, warum die ganze Menschheit wegen eines Sünders so furchtbar bestraft wird. Diese Frage wird so lange unbeantwortet bleiben, bis der Fragende generell den Sinn und Zweck der Schöpfung erkannt hat. Diesen haben schon viele Forscher und Denker zu ergründen gesucht, doch Antwort gibt allein Gottes Wort. Und auch hier liegt die Lösung nicht offen. zutage, dies beweisen viele Gläubige, sondern ist eine der Tiefen Gottes, wie es 1Kor 2:10 aussagt.

Wenn wir dieser Frage nachgehen, so ist die erste Feststellung: "Gott ist!" Kein Allah, kein Buddha oder sonstiger Religionsstifter lässt sich mit diesem Gott vergleichen. Er ist der "alles Bewirkende. Seine erste Schöpfertat war der Sohn Seiner Liebe (Kol 1:15). Christus ist das Abbild des unsichtbaren Gottes, Er ist die sichtbare Offenbarung Gottes und zeigt uns das Verlangen Gottes, Sich zu offenbaren! Doch dazu brauchte Er weitere vernunftbegabte Geschöpfe!

In Christus hat Gott alles erschaffen (Kol 1:16-17), auch unsere Welt. Doch diese war zu Beginn vollkommener als heute. In Hi 38:4-7 lesen wir vom Jubel der Morgensterne und Jauchzen der Söhne Gottes über eine wunderbare Welt (von Menschen lesen wir dort noch nichts!) Es handelte sich hier ganz offensichtlich um Geistwesen, die Gottes Meisterwerk wohl zu erkennen und schätzen wussten und seine unbegrenzte Macht und Fähigkeit wohl kannten. Aber ... Gottes inneres Sehnen blieb ihnen verborgen! Christus erschien diesen Geschöpfen als Offenbarer der Macht und Glorie Gottes, aber das Gefühl der Liebe Gottes konnte Er nicht übermitteln - dazu bedurfte es erst der eines gewaltigen Gegensatzes! Und Gott erschuf ihn als das Böse mitsamt der Folgen: Sünde, Verurteilung und Tod!

So winzig und klein unsere heutige Erde ist, so dürfen wir doch davon ausgehen, dass sie von Gott erkoren ist, den Schauplatz Seiner Gegensätze darzustellen: Gut und Böse; Licht und Finsternis, Hass und Liebe; Verlorenheit und Rettung. Auch dürfen wir davon ausgehen, dass die geistlichen Geschöpfe, die nicht wie Menschen sterblich sind, nicht fähig waren, Gottes Gegensätze, und hier vor allem den Tod, zu durchkosten. Doch mit dem ersten Menschen Adam schuf Gott ein Geschöpf, welches sterblich war, aber im Garten Eden durch die Früchte des Baumes des Lebens am Leben erhalten blieb. Trotzdem war es Gottes Ratschluss, Adam, und nach ihm alle übrigen Menschen, in den Tod zu geben.

Es gibt für uns gar keinen anderen Schluss: Gott schuf Adam in der Absicht, ihn sündigen zu lassen, ihn in die Finsternis der Welt außerhalb des Gartens Eden zu vertreiben und ihn dort mit all den Verderbnissen des Bösen zu konfrontieren, letztlich mit dem Tod. Und nur auf diesem einzigen Weg ist das Geschöpf Adam (und in ihm alle übrigen Menschen) in der Lage, den Gegensatz von Finstern, nämlich das Licht der Liebe Gottes, nicht nur zu erkennen und. zu würdigen, sondern diese Liebe auch aus tiefstem Herzen zu erwidern! Dies ist, in kürzester Form dargestellt, der Zweck und das Ziel der Schöpfung Gottes.

Nur mit diesem Basiswissen ist zu begreifen, dass Gott gerechterweise nicht nur einige vermeintlich willensstarke Gläubige rettet und den großen Rest der Menschheit in einem vermeintlichen Höllenfeuer auch noch ewig quält, sondern gemäß Seinem Wort durch einen Rechtsspruch, vollzogen an Jesus Christus, einmal allen Menschen die Rechtfertigung des Lebens gibt - den einen heute noch Anstoß und nicht begreifbares Ärgernis, den anderen ein Grund größter Freude und Dankbarkeit!

Röm 5:19

"Denn ebenso wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen als Sünder eingesetzt wurden, so werden auch durch den Gehorsam des Einen, dieselben vielen als Gerechte eingesetzt werden."

Die Beweisführung der Gleichheit der beiden Taten, einmal die des Adam und einmal die des Christus, wird heute fortgesetzt. Gott hat es bewirkt, dass Adam in Ungehorsam fiel (weil Er alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt - Eph 1:11) und danach die Vielen Adam gleichgestellt und als Sünder eingesetzt. Doch so schwer alle Menschen an diesen Folgen zu tragen haben, so wunderbar setzte Gott schon vor Adam die Rettung fest, nämlich "Christus, das makellose und fleckenlose Opferlamm, vorher erkannt zwar, vor dem Niederwurf der Welt (1Petr 1:19-20). Die Zeit "vor dem Niederwurf der Welt" bezieht sich auf die in 1Mo 1:1 bezeichnete Erde. Danach wurde diese erste Welt, über die die Morgensterne jubelten und die Söhne Gottes jauchzten, niedergeworfen und gemäß 1Mo 1:2 zum Chaos und inhaltslos.

Wir dürfen mit größter Anbetung und Dankbarkeit erkennen, dass Gott keine Schöpfung ins Leben rief und diese sich selbst und dem Kampf mit den Mächten der Finsternis überließ, sondern dass Er vielmehr schon vorher zuerst das rettende Opferlamm festlegte, und erst dann, mit Adam, die sterbliche Menschheit erschuf.

Dabei hebt unser Textwort den Ungehorsam des einen Menschen und den Gehorsam Jesu Christi hervor. Der eine fiel, weil er fallen musste, der anderes stand fest im Gehorsam, weil Er die Liebe Gottes offenbaren wollte. Dabei wollen wir nicht übersehen, dass der Gehorsam unserem Herrn nicht in den Schoß gelegt wurde, sondern: "Obgleich Er der Sohn ist, lernte Er den Gehorsam durch das, was Er litt" (Hebr 5:8). Das Zurverfügungstehen als Opferlamm war freiwillig, und die Ausführung des Opfers war ebenfalls freiwillig, wobei auch der fleischgewordene Sohn Gottes durch Seine Leiden den Gehorsam lernte, was dem Opfer noch mehr Gewicht verleiht. Wie bringt uns. dies Wissen doch immer wieder auf die Knie in die Anbetung, in den Dank und in den Lobpreis!

Röm 5:20

"Das Gesetz aber kam nebenbei herein, damit die Kränkung zunähme. Wo aber die Sünde zunimmt, da strömt die Gnade über,"

Sünde war von Adam an schon immer in der Welt, dies lasen wir in Vers 12. Doch wenn kein Gesetz da ist, wird diese nicht angerechnet, obwohl der Tod auch dann noch herrscht. Unser Leitvers führt uns zu dem Zeitpunkt der Gesetzgebung am Berge Sinai, als dem Volk Israel das Gesetz durch Mose überbracht wurde.

DAs Gesetz hat unter den Israeliten einen hohen Stellenwert. Doch die Eingangsworte unseres Leitverses vermitteln uns eher einen geringen Stellenwert. Etwas, was nebenbei hereinkam, ist mit Sicherheit keine Hauptsache. Wenn wir uns die Aussagen der letzten Tage vergegenwärtigen, dann sind uns diese eine wertvolle Hilfe im Verständnis unseres Verses. Nur wenn wir einen Gesamtüberblick über Gottes Heilswalten bekommen haben, schließen sich uns auch diese Worte auf. Gott erschuf das Finstere und Böse, um es als Hintergrund für den Lichtglanz Seiner Herrlichkeit zu benutzen. Das Gesetz dient hierbei dem Menschen, zum einen, ihm seine Sünden aufzudecken, und zum anderen um ihn hin zu Christus zu geleiten.

Wir müssen hier beachten, dass die Kränkung - also unser Danebenfallen - nicht als Masse zunimmt, sondern dass durch das Gesetz die Kränkung erst offenbar wird, indem es festlegt, was der Mensch tun bzw. nicht tun darf. Wo der Mensch ohne Gesetz nur "von Natur aus handelt (Röm 2:14) und ihm dabei viele Kränkungen gar nicht auffallen, weil sie ihm nicht bewusst werden, da beschreibt das Gesetz den kleinsten Danebenfall klar als Sünde. Die Kränkungen werden also nicht in der Menge vermehrt, sondern vielmehr in ihrer vorhandenen Existenz offenbar gemacht. In diesem Sinne nehmen sie tatsächlich zu. Von Gottes Ratschluss aus gesehen bewirkt das Gesetz durch das Erkennen der Kränkungen noch mehr Finsternis im Menschen, was ihm aber wieder dazu dient, sich nach Rettung aus dieser Finsternis zu sehnen. Und wie wunderbar, dass Gott jedem einzelnen Menschen ans Ziel kommt-

Gestern legten wir dar, dass mit der Erkenntnis des Gesetzes die Kränkung zunimmt, was aber nicht heißt, dass die Zahl der Kränkungen mengenmäßig zunimmt, sondern das Erkennen dessen, was vor Gott Sünde ist. Heute dürfen wir uns mit dem Gegenstück befassen, mit der Gnade.

Gnade (charis) hat die Bedeutung von "etwas, das Freude verursacht". Gott möchte in Seiner unergründlichen Liebe, die Er über uns in Sünde und Tod verstrickte Geschöpfe ausgießt, Freude erwecken. Und wie groß war doch jene erste Freude in uns, als Gott mit dem Lichtstrahl der Wohlbotschaft Seines Evangeliums in unser Herz hinein leuchtete und die Finsternis in uns verdrängt wurde. Und mit dem stetigen geistlichen Wachstum erfährt auch die Freude immer neue Nahrung.

Die überströmende Gnade stellt eine tragende Hauptsäule in der Botschaft des Apostels Paulus dar. Im Leben eines in dieser Verwaltung der Gnade Herausgerufenen muss diese Gnade eine Trägerfunktion in herrlicher Art und Weise übernehmen. Das Wunderbare ist, dass mit wachsender Erkenntnis darüber, was wir für elende Sünder waren, auch die Erkenntnis über die Kraft der Gnade wächst, ja dass die Gnade in überströmender Weise allen Unrat beseitigt. Das heißt aber nicht, dass die Gnade mildernde Umstände walten lässt oder Nachsicht übt, sie isst vielmehr der erbitterte Widersacher der Sünde.

Für uns, die wir als Erstlinge Christus angehören und in Seinem Glauben gerechtfertigt sind, ist es eine ungeheure Freude, dass es nichts auf dieser Welt gab und jemals geben wird, das die Gnade nicht bedecken könnte! Auch wenn der Topf der Sünde randvoll ist, die Gnade wird immer überströmend und damit mächtiger sein. Gerade in dieser überströmenden Gnade offenbart sich in erhabenster Weise das Wesen Gottes, "denn Gott ist Lieber" (1Jo 4:8).

Röm 5:21

"damit, ebenso wie die Sünde im Tode herrscht, also auch die Gnade herrsche durch Gerechtigkeit zu äonischem Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn."

Wieder werden zwei Gegensätze deutlich, die Herrschaft der Sünde im Tod und die Herrschaft der Gnade zum Leben. Wenn wir uns heute mit der Herrschaft der Sünde beschäftigen, so möchten wir an dieser Stelle auf den Wert einer genauen Übersetzung hinweisen. Luther (und mit ihm die meisten herkömmlichen Übersetzungen) übersetzen "... gleichwie die Sünde geherrscht hat zuma Tode", obwohl im griechischen Urtext ganz eindeutig zu lesen ist, dass die Sünde "im Tode" herrscht, was letztendlich eine andere Aussage ist!

Die Sünde herrscht im Tode, was bedeutet dies? Als erstes stellen wir fest, dass die Sünde offenbar nur dort herrschen kann, wo der Tod ist, wobei hier nicht vom buchstäblichen Tod die Rede ist (weil Tote nicht mehr sündigen können), sondern die Rede ist vom göttlichen Urteil über Adam: "zum Sterben sterbend sein", was unser mehr oder weniger langsam absterbendes Fleisch betrifft. In diesem dem Tod geweihten Fleisch kann also die Sünde herrschen, und dies bei allen Menschen, einschließlich der Gläubigen. Diese Tatsache müssen wir erkennen und im Auge behalten, denn darauf baut Paulus im Verlauf der weiteren Kaptitel öfters auf.

Eine nicht einfache Frage könnte bei der obigen Aussage auftauchen: Wie war dies dann bei Adam? Wie konnte er sündigen, als er noch nicht "zum Sterben sterbend" war? Wir sind hier der Meinung, dass die Ursache darin liegen dürfte, dass Adam im Grund ja nicht unsterblich geschaffen wurde, sondern von Anfang an einen fleischlichen und damit sterblichen Körper hatte. Sein Sterbensprozess wurde aber durch den Baum des Lebens unterbrochen. Aber auch in diesem pardiesischen körperlichen Zustand war er offensichtlich vor der Sünde nicht gefeit, er musste sündigen! Wir betonen hier das Wort "musste", denn einmal lag es, wie schon ausgeführt, an seinem durchaus sterblichen Fleisch, dass er sündigen musste, und weiter entsprach dieses "Muss" der geheimen Absicht Gottes, mit Adam die ganze Menschheit unter die Herrschaft der Sünde zu stellen, um Sich danach der ganzen Menschheit in Liebe anzunehmen.

'"Herrschaft" bedeutet "Macht", und die Macht der Sünde über unser dem Tod geweihtes Fleisch ist fürchterlich und grauenhaft. Wir werden dieses Thema noch ausreichend aufgreifen können, da Paulus uns gerade auch an seinem eigenen Fleisch den Kampf aufzeigt, den er ständig gegen dieses führte.

Doch wo die Sünde solch große Macht und Herrschaft erhalten hat, da ist auch der Gegenpol, die Macht bzw. die Herrschaft der Gnade gegeben! Und so wie die Sünde im Tode herrscht, so herrscht die Gnade zum Leben. Wir führten schon vorgestern an, dass "Gnade" kein großzügiges Übergehen der Sünde von Seiten Gottes ist, sondern Gott ist gerecht und Seine Gerechtigkeit bezieht sich auch auf das Verströmen seiner Gnade. Diese Gerechtigkeit erfordert dort einen Preis, wo Ungerechtigkeit herrscht. Den Preis bezahlte Gott, und dies lesen wir in 2Kor 5:19: "Denn Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend", was zweifellos am Kreuz auf Golgatha geschah. Dort bezahlte Gott mit dem Opfertod Seines einzig gezeugten und geliebten Sohnes, und dieses Opfer tat unter anderem auch der Gerechtigkeit Gottes volle Genüge.

Gnade kann nicht die Sünde rechtfertigen, wohl aber überströmend den Sünder! Da aber die Sünde ihre Macht erst durch das Gesetz erhält (siehe 1Kor 15:56), dürfen wir schon vorgreifend Röm 6:14 zitieren: "Denn dann wird die Sünde nicht über euch herrschen; denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade". "Was ist das doch für eine herrliche Botschaft für uns!

Frei vom Gesetz, aber unter der Herrschaft der Gnade stehend, dürfen wir uns heute schon des zukünftigen äonischen Lebens erfreuen, das wir durch unseren Herrn erhielten, wobei sich unser äonisches Leben als eine innige Lebensgemeinschaft mit unserem Haupt Jesus Christus darstellt und nie mehr endendes glückseliges Leben beinhaltet! Wir enden diesen Tag mit der Fortsetzung von 1Kor 15:56: "Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt, durch unseren Herrn Jesus Christus (Vers 57).

Lies weiter:
Der Römerbrief - Kapitel 6