Das Sonnenweib und der männliche Sohn

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Auszüge aus dem Buch: "Das feste prophetische Wort" von Pastor A. Fünning
erschienen 1947 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach

Inhaltsübersicht
Kapitel vorher:
27. Die vier apokalyptischen Reiter

28. Das Sonnenweib und der männliche Sohn

Der Kampf mit dem Drachen, die Flucht des Weibes und der Bergungsort

Wer ist das mit der himmlischen Herrlichkeit bekleidet Sonnenweib? Darüber sind schon alle möglichen falschen Meinungen aufgetaucht. Die Römische Kirche erblickt in dem Sonnenweib die Jungfrau Maria, die Christian Science-Leute ihre Gründerin Mrs Eddy. Vor etwa 100 Jahren existierte in England ein Sekte unter der Leitung einer Frau, die sich als Sonnenweib ausgab. Andere glauben, das Sonnenweib repräsentiert den heiligen Geist. Jedoch das Sonnenweib ist die Mutter des männlichen Sohnes, aber der heilige Geist wird nie als Mutter Christi bezeichnet. Wieder andere meinen, das Sonnenweib sei die Gemeinde. Aber auch die Gemeinde wird nie die Mutter Christi bezeichnet. Sie wird in der Schrift "Leib" Christi, und "Braut Christi" genannt, aber nie Mutter. Die Gemeinde kommt von Christus, aber nicht Christus von der Gemeinde. Dem Fleische nach ist Christus aus Israel hervorgegangen. Die Gemeinde wird von Offb 4. an nirgends mehr erwähnt, also auch in Offb 12. nicht. Endlich wird die Gemeinde (1Kor 6:2) mit Christo die Welt richten. Hier in Offb 12. befinden wir uns schon mitten in den Gerichten. Wie kann denn die Gemeinde zugleich Richter und Sträfling, der gerichtet wird, sein? Das ist unmöglich. Alle diese Annahmen befinden sich in einem großen Irrtum. Wir müssen sie alle als unbiblisch ablehnen.

Das Sonnenweib

Doch wer ist das mit der himmlischen Herrlichkeit bekleidete Sonnenweib? Bei solchen Fragen ist es immer gut, wenn wir nicht diesen oder jenen Gottesmann, sondern die Schrift befragen. Du und ich und andere können irren, aber die Schrift nicht. Wenn wir in die Schrift hineinschauen, da weist uns schon die Einleitung (Offb 11:19) (der Vers gehört eigentlich zu Offb 12.), auf das alttestamentliche Bundesvolk hin; denn da lesen wir:

"Und der Tempel wurde aufgetan im Himmel und die Lade des Bundes wurde in seinem Tempel gesehen."

Also die Bundeslade war im himmlischen Heiligtum sichtbar. Die Bundeslade aber hat absolut nichts mit der Gemeinde zu tun, sondern sie war das Zeugnis Gottes für Israel, und enthielt den Willen Gottes in den Gesetzestafeln. Wenn die Bundeslade hier sichtbar wurde, so will das sagen, dass Gott der Herr den Faden mit Israel wieder aufgenommen hat, und dass sein Wille mit und an diesem Volk nun ausgeführt werden wird. Aber dies geschieht durch Gerichte; darauf deutet der folgende Satz (Offb 11:19b) hin: "Und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und Erdbeben und ein großer Hagel." In diesem soeben gefundenen Licht ist es nicht schwer, das Sonnenweib zu erkennen. Da wir uns schon wieder auf rein israelischem Boden befinden, so ist dieses Sonnenweib niemand anderes als Israel. Die ganze Symbolik weist darauf hin. Sonne, Mond und Sterne weisen deutlich auf Israels Geschichte hin (1Mo 37:9). Israel wird oft im Alten Testament das Weib Jehovas bezeichnet (Jes 54:5). Hier nun strahlt das Sonnenweib (Israel) im Überwinderglanz des himmlischen Tages. Sie ist mit der Sonne bekleidet.

Die Sonne war nicht ihr eigentliches Licht, aber sie ist nun damit bekleidet; das ist Christus, die Sonne der Gerechtigkeit mit Heil unter ihren Flügeln (Mal 3:20). Die Sonne ist das große Licht, das den Tag - des tausendjährigen Königreiches - regieren wird. Israel in Christus wird in Zukunft die große Lichtspenderin der Welt sein, und ihr Licht und Heil bringen. Schon in der Vergangenheit waren viele ihrer Kinder helle Lichter, lies nur Hab 1.. In Zukunft aber, wenn sie Christus angenommen haben, wird das ganze Volk ein Lichtträger sein, wie Paulus. Das wird dann sein, wie Leben aus den Toten (Röm 11:15). Heute, in diesem Zeitalter, ist die Gemeinde das Licht der Welt (Mt 5:14), aber bald wird es Israel sein. "Sie hat den Mond unter ihren Füßen." Der Mond ist das Bild der Nacht. Heute ist Israel noch in der Nacht der Finsternis, und ist als solches ein Fluch, ein Ärgernis der Welt. Doch hier (Offb 12.), erscheint Israel als Siegerin über die Nacht - denn der Mond ist unter ihren Füßen -, sie hat Finsternis und Fluchperiode hinter sich und wird, mit der Sonne bekleidet, fortan ein Segen der ganzen Welt sein (Sach 8:13). So steht's geschrieben.

Sie trägt eine Krone mit zwölf Sternen, das sind die zwölf Geschlechter Israels, die sich um die Sonne der Gerechtigkeit, Christus, scharen werden. Das deutet an, dass im nächsten Zeitalter keine der heutigen Völker, sondern Israel unter der Sonne der Gerechtigkeit Christi, die Herrschaft auf Erden ausüben wird. Also Israel, das Weib, sieht Johannes, nicht wie es früher war, sondern wie es einst in seiner himmlischen Idealgestalt durch Christus sein wird.

"Und sie war schwanger und schrie in Kindesnöten und hatte große Qual zur Geburt" (Offb 12:2). Auch dieser Vers zeigt ganz deutlich, dass wir es hier mit Israel zu tun haben. In Mi 4:9-10 wird Israel als Weib dargestellt, das sich in Kindesnöten befindet. Dann lesen wir in Mi 5:2: "Indes lässt er sie plagen bis auf die Zeit, dass sie, die gebären soll, geboren hat." Weiterhin hören wir, wer von ihr geboren wurde, nämlich Christus.

Der große rote Drache

Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel, und siehe, ein großer roter Drache, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner, und auf seinen Häuptern sieben Kronen. Und sein Schwanz zog den dritten Teil der Sterne des Himmels hinweg und warf sie auf die Erde. Und der Drache trat vor das Weib, das gebären sollte, auf dass, wenn sie geboren hätte, er ihr Kind fräße." (Offb 12:3-4).

Hier wird uns ein schrecklicher Feind des Volkes Gottes gezeigt: es ist der Drache, das Symbol des Teufels. Groß ist er; denn er ist ein starker Feind, ferner rot; denn er lechzt nach Blut, er ist ja der Mörder von Anfang an (Joh 8:44). Sieben Häupter und zehn Hörner hat er, und auf seinen Häuptern befinden sich Kronen. Das zeigt seine gewaltige Macht; denn er ist der Gott dieser Welt. Und sein Schwanz zog den dritten Teil der Sterne nach sich und warf sie auf die Erde. Da haben wir entweder an Engel zu denken, die er verführte und mit sich in den Sturz zog, oder an Lehrer, die er zu Irrlehrern macht. Auf alle Fälle ist er mit seinem gewaltigen Anhang ein machtvoller und gefährlicher Feind, mit dem es das Weib (Israel) zu tun hat. Doch hat er es nicht so sehr auf das Weib, sondern auf den Sohn, den sie gebären soll, abgesehen. Denn von dem muss er Schlimmes, ja Furchtbares für sich befürchten. Satan kennt den Plan Gottes, die Menschen zu erlösen, von Anfang an (1Mo 3:15). Und diesen Plan will er durchkreuzen, indem er das Knäblein gleich bei der Geburt verschlingen will. -

Der männliche Sohn

"Und sie gebar einen Sohn, einen männlichen, der alle Heiden weiden sollte mit eisernem Stabe. Und ihr Kind wurde entrückt zu Gott und zu seinem Thron" (Offb 12:5).

Wer ist dieser männliche Sohn? Mit Nachdruck wird das Geschlecht, "einen Sohn, einen männlichen" hervorgehoben, um auf die Kraft hinzuweisen, die dieser Sohn besitzen wird. Dieser männliche Sohn ist niemand anders als Christus, denn

  1. Es hat nur eine Nation unter den Nationen der Erde gegeben, in der die ganze Volkssehnsucht auf die Geburt eines männlichen Kindes, Christus, gerichtet war und diese Nation war Israel, aus welcher Christus nach dem Fleisch kam (Röm 9:5).
  2. Christus war es, den der Satan gleich bei der Geburt zu verschlingen suchte, und zwar durch Herodes, des Satans Hausknecht (Mt 2.). Zuerst hat er seine ganze Macht aufgeboten, um die Geburt dieses Kindes zu verhindern, indem er suchte, entweder Israel (siehe Buch Ester), oder das Haus David zu vernichten. Und als ihm beides misslang, suchte er den Herrn selbst zu vernichten. Christus war in seinem ganzen Erdenleben Gegenstand des grimmigsten Hasses und der schwersten Verfolgungen Satans.
  3. Von Christus steht geschrieben (Ps 2.), dass er alle Heiden weiden, und mit eisernem Stab regieren werde, wie er dies in Offb 19:15 ausführt. Wohl ist in Offb 2:27 gesagt, dass Christus auch den Seinen, den Überwindern, Anteil geben wird an dieser Verheißung, aber doch spricht dieses Stelle in erster Linie von Christus.
  4. Es ist Christus, der entrückt wurde zum Throne Gottes. Dort sah Ihn Stephanus bei seiner Steinigung, und dort, zur Rechten des Vaters, wartet er bis dass alle seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt sind.

Diese vier Tatsachen sollten genügen, um zu beweisen, dass der männliche Sohn nicht eine Heldenschar aus Israel, auch nicht die Gemeinde, sondern einzig und allein Christus ist. Doch da Christus von Israel verworfen wurde, entsteht zwischen Offb 12:6 und Offb 12:7 ein großer Einschub, ein Zwischenraum, der nun schon fast 2000 Jahre besteht. Solche Zwischenräume finden wir öfters in der Schrift, wie wir an andern Stellen gezeigt haben so z.B. Dan 9.; Jes 9.; Jes 61. usw. Von diesem Zwischenraum hier (Offb 12.), ist nichts berichtet, genau wie von den andern Zwischenräumen im Alten Testament ebenso nicht gesagt ist, womit derselbe ausgefüllt ist, oder was in demselben stattfindet.

Heute wissen wir, der leere Raum, oder Zwischenraum an manchen Stellen im Alten Testaments, war für die Gemeinde reserviert, was aber kein Prophet geschaut hat und folglich auch nicht verkündigen konnte. In dem großen Zwischenraum zwischen Offb 12:6 und Offb 12:7, befindet sich unser Zeitalter, welches aber auch hier nicht bekannt gemacht wird. - Doch der von Israel kam, und der von seinem Volk verworfen wurde, ist dennoch der Messias und die Hoffnung Israels. In Ihm und durch Ihn allein werden sich alle Verheißungen erfüllen. Die Erfüllung dieser Verheißungen werden eingeleitet werden durch die große Trübsal, die Angst Jakobs, wenn die Zeit des großen Zwischenraums vorüber ist. Erst dann werden sie Ihn als Erlöser und König erkennen und anerkennen. Der große rote Drache aber wird in dieser schrecklichen Zeit seine grausige Arbeit am Weib (Israel) und an den übrigen von diesem Samen (den Gläubigen Israels in aller Welt) verrichten. - Weiter sehen wir:

Die Flucht des Weibes

"Und das Weib entfloh in die Wüste, wo sie einen Ort hat, bereitet von Gott, dass sie daselbst ernährt würde 1260 Tage." (Offb 12:6).

Da der männliche Sohn, den der Drache verschlingen wollte, in den Himmel entrückt worden ist, so wendet der Drache jetzt seine ganze Wut gegen das Weib, das ist gegen das Volk Gottes, das Israel der Endzeit. Ja, nach langer, 2000jähriger Nacht und Blindheit wird es auf Erden wieder eine Gemeinde Gottes aus Israel geben, genau wie am Anfang der jetzigen Heilszeit. In Offb 7. finden wir 144.000 Gläubige aus Israel, ebenfalls in Offb 11. eine anbetende Schar aus Israel. Es ist wunderbar, wahrzunehmen, wie heute, trotz der scharfen Verfolgung Israels, viele Juden willig sind, die frohe Botschaft von Jesus zu hören und gläubig zu werden. Das ist der Anfang vom Ende dieses Zeitalters. Die in Offb 12:6 erwähnten 1260 Tage betreffen die letze Hälfte der 70. Jahrwoche. Genau so lange wird die Schreckensherrschaft des Antichristen dauern (Offb 13:5). Dieses von Satan verfolgte Weib, (Gemeinde aus Israel der Letztzeit) flieht an einen von Gott zubereiteten Ort in der Wüste. Wo ist dieser Ort? Nun dieser Ort ist nicht Gnadenfeld in Russland oder Südamerika, auch nicht in Nordamerika. Die Wüste ist in Palästina. Wie sagt doch der Herr? "Euer Haus soll euch wüst gelassen werden" (Mt 23:38). Wüst und öde war nicht nur der Tempel, sondern auch das ganze Land. So haben es die Propheten geschaut (Jes 7.; Jes 40.; Jes 35:1ff, am klarsten Hes 20:35), wo das heilige Land "die Wüste der Völker" genannt wird. Obwohl einst ein Land, worin Milch und Honig floss, war es in den vergangenen Jahrhunderten zur Wüste geworden, genau wie geweissagt; jedoch soll es am Ende wieder aufblühen, was schon teilweise geschehen ist. Dorthin, nach Palästina, wird der gläubige Überrest Israels zurückkehren. Doch die Schrift spricht von einem bestimmten Ort in der Wüste (Palästinas). "Einen Ort", Offb 12:6 und "an ihren Ort" in der Wüste, Offb 12:14.

Der Ort in der Wüste

Wo ist wohl dieser Ort? Da müssen wir wieder die Schrift befragen. Vom Antichristen lesen wir in Dan 11:41: "Und er (der Antichrist) wird in das werte Land fallen, und viele werden umkommen. Diese aber werden seiner Hand entrinnen: Edom, Moab und die Vornehmsten der Kinder Ammon." Palästina wird der Wut des Antichristen nicht entrinnen, aber diese soeben aufgeführten Länder, werden verschont bleiben, weil Gott, der Herr, sie als Zufluchtsstätte für sein irdisches Volk, den göttlichen Überrest, erwählt hat. Ich glaube mit anderen Bibelforschern, die alte Edomiterstadt Petra, etwa 100 Meilen südlich von Jerusalem, wird der Zufluchtsort in der Wüste für das gläubige Israel sein. Die dort existierenden Höhlen befinden sich in den Felsgebirgen, die mit Leichtigkeit 100.000 Flüchtlinge aufnehmen können. Der Eingang zu diesen Höhlen ist eine tiefe, natürliche, enge Felsspalte, eine Meile lang. Wie leicht ist diese enge Felsspalte mit einer Handvoll Soldaten und mit modernen Geschützen zu bewahren. Und alle Höhlen sind durchaus bombensicher. Der Prophet Jesaja, von der antichristlichen Schreckenszeit schreibend, ruft seinem Volk zu, Jes 26:20:

"Gehe hin, mein Volk, in deine Kammer, und schließ die Tür nach dir zu; verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergehe."

Und in Jes 16:4 wird Moab aufgefordert, ein Schirm der Verjagten vor dem Zerstörer zu sein.

"Lass meine Verjagten bei dir herbergen. Sei du Moab, ein Schutz vor dem Verwüster. Denn dem Bedrücker ist ein Ziel gesetzt, das Zerstören wird aufhören, die Gewalttätigen werden von der Erde weggefegt werden."

Doch in diesem Zufluchtsort wird Brot und Wasser in große Menge sein. Aber auch dafür hat der Herr schon vor Jahrtausenden gesorgt; denn wir lesen Jes 33:16:

"Der Gerechte (hier der gläubige Überrest Israels) wird in der Höhle wohnen, und Felsen werden seine Feste und Schutz sein. Sein Brot wird ihm gegeben, sein Wasser hat er gewiss."

Welch wunderbare göttliche Vorsorge! Dasselbe betont auch Offb 12:14. Dort lesen wir: Dass das Weib, (die Gläubigen aus Israel) ernährt würden, eine Zeit, und zwei Zeiten und eine halbe Zeit, vor dem Angesicht der Schlange." Also die Ernährung seines Volkes ist dort garantiert. Ja, der Gott, der etwa vier bis sechs Millionen Menschen in der Wüste mit Manna versorgte, und dieselben aus dem Felsen in der Wüste trinken ließ, der seinen Knecht Elias in der Hungersnot versorgte, dem wird es ein leichtes sein, sein Volk in jener Schreckenszeit zu bewahren und zu ernähren. Ja, er kennt viel tausend Möglichkeiten zu retten aus der Not, drum soll mein Herz ihn preisen, im Leben und im Tod." Und: "Weg hat er allerwegen, an Mitteln fehlt's ihm nicht". Dr. W. E. Blackstone, der Verfasser des weithin kostbaren Buches: Jesus ist coming war so felsenfest von der Tatsache überzeugt, dass Petra der Zufluchtsort für das gläubige Israel in der großen Trübsal sein wird, dass er 12 Kisten hebräische Bibeln und christliche Literatur dort in den Höhlen bunkern ließ, auf dass, wenn Israel dahin fliehen wird, es diese Bibeln und Schriften studieren wird, mit dem Resultat, dass sie Jesus als ihren Messias erkennen und sich zu ihm bekehren werden. Welch eine Liebe zu Israel! Kurz, der Himmel nahm den verworfenen Christus auf (Apg 3:21), und der Ort in der Wüste nimmt das Weib (Israel) auf. Doch bevor uns die Einzelheiten der Erhaltung des Weibes vor den Nachstellungen des Satans geschildert werden, sehen wir weiter:

Der Kampf im Himmel

Offb 12:7-12 schildert, wie Israel seine himmlische Herrlichkeit, die es seit der Verwerfung Christi verloren hatte, wieder gewinnen wird, so dass es seine Idealstellung erreicht, und aufs neue mit einem Weibe verglichen werden kann, das mit der Sonne (Christus) bekleidet ist. Es wird eine gründliche Errettung aus der Gewalt Satans, und eine völlige Bekehrung zu Christo erfahren.

"Michael und seine Engel stritten mit dem Drachen, und der Drache stritt und seine Engel, und siegten nicht."

Worüber stritten sie denn? Wir versuchen, ob wir das ausfindig machen können? Michael wird in (Jud 1:9) "Erzengel" genannt. In Dan 10:13 heißt er: der vornehmsten Fürsten einer, und Israels Fürst, und in Dan 12:1: der große Fürst Michael, der für die Kinder deines Volkes steht." Michael ist also der große Engelfürst, der die Sache Israels, des Volkes Gottes, vertritt; er ist Israels Sachverwalter, sein Advokat. Nun wird uns klar, um was es sich hier bei diesem Kampf handelt. Wenn der Drache sich mit seinen Engeln aufmacht, wider Israels Sachverwalter, und dessen Engel zu streiten, so wird es sich um Israel handeln, nämlich, dass Israel sein Ziel und seine Bestimmung nicht erreichen soll. Das ist's, was er verhindern will. Das haben wir auch schon aus den ersten sechs Versen gesehen, in denen er als Feind Israels auftrat.

Im Himmel wurde der große Kampf der Geister geführt, also nicht auf Erden. In Hi 1.2. sehen wir, dass Satan Zutritt zum (Luft) Himmel hatte. Sach 3. macht er sein Recht auf den Hohepriester Josua, der unreine Kleider anhatte, geltend. Aber dort trat der Mittler Jesus, Jehova, ein und sprach zu Josua: "Siehe, ich habe deine Sünde von dir genommen, und habe dich mit Feierkleidern angezogen". Und damit war Satan abgewiesen. So lange Israel und jeder Mensch ein mit Sünden besudeltes Gewand anhat, hat Satan ein natürliches Recht an ihm. Da Satan hier einen furchtbaren Kampf, einen Verzweiflungskampf, führt, so muss er das natürliche Recht an Israel verloren haben. Es muss also eine Wandlung, ja Umwandlung, stattgefunden haben. Und in der Tat, Offb 12:11 gibt über die in Israel stattgefundene Wandlung Aufschluss. Obwohl er infolge jenes Ereignisses seine Beute verloren hat, so will er sie doch nicht aufgeben. So muss sie ihm gewaltsam entrissen werden. - In den vier Namen Offb 12:9 gibt uns Johannes, kurz zusammenfassend, nochmals einen Überblick über das furchtbare Sündenregister des Gottes- und Menschenfeindes. Diese vier Namen stehen für sein Wesen und sein Tun. Er wird genannt:

  1. Der große Drache.
  2. Die alte Schlange. Das ist sein erster Name in Erinnerung an die Verführung der ersten Menschen, mit der er alles Elend der Sünde verschuldet hat.
  3. Teufel oder Diabolos, auf deutsch: Verleumder, Verkläger. Als solcher verklagt er fort und fort Gottes Kinder vor Gottes Richterstuhl.
  4. Satanas, d.h. Widersacher Gottes, und seines Gnadenwillens mit den Menschen. Als solchen erweist sich, dass er den ganzen Erdkreis verführt. Was er als Verführer noch tun wird, sehen wir aus Offb 3.; Offb 10.; Offb 13.; Offb 14.; 2Thes 2:9-10.

Satan wird aus dem Himmel geworfen

Im Himmel fand der Kampf statt, und dort wurde Satan besiegt; und als Satan mit seinen Engeln hinausgeworfen war, wurde im Himmel das große Siegesfest gefeiert. Solange Satan ein Anrecht hatte, konnte Gott seinen Liebesratschluss nicht zur Vollendung führen. Aber infolge der Bekehrung Israels zum Herrn, ist dieses Hindernis beseitigt, und dem Satan die Rechtsgrundlage genommen. Und nun, nach dem Sturz Satans aus dem Himmel, ertönt dort ein freudiger Siegesjubel. Eine große Schar, die niemand zählen kann (Offb 7:9-17), ruft mit großer Stimme im Himmel: "Nun ist das Heil, und die Kraft, und das Königreich unseres Gottes geworden, und die Macht seines Christus, weil der Verkläger unserer Brüder verworfen ist, der sie verklagte Tag und Nacht vor Gott." "Unsere Brüder", das sind Gläubige aus Israel. Warum aber ist Satans Anklage jetzt hinfällig geworden? Weil sie den Verkläger überwunden haben.

1. "Und sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut."

Das Blut, das einst auf Golgatha vergossen wurde, und das sie so lange verachtet und verspottet hatten, zu diesem haben sie endlich bußfertig und gläubig Zuflucht genommen. Und siehe da! Sie wurden durch das Blut des Lammes gereinigt und gerettet und bewahrt, genau wie einst ihre Väter in Ägypten: dort vor dem Würgeengel, hier vor dem Verkläger.

2. "Durch das Wort ihres Zeugnisses."

Wie einst Saulus den gefundenen Messias und Herrn in den Synagogen zu Damaskus sofort frei und öffentlich bekannte (Apg 9.), so tun nun diese hier nach dem Wort des gleichen Apostels, Röm 10:10:

"Denn wenn man mit dem Herzen glaubt, wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, wird man gerettet."

Mit dem Bekenntnis zu Christus schlugen sie den Satan, und ebenso schlägt man heute noch alle satanischen Angriffe nieder.

3. "Sie haben ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod",

genau wie ihr Herr und Meister es getan, und wie er das auch von den Seinen erwartet (Joh 12:25; Mt 16:25). Sie waren bereit, um ihres Glaubens willen zu leiden, ja, selbst zu sterben.

Der große Wendepunkt der Geschichte

Ja, die Bekehrung Israels ist der große Wendepunkt der Geschichte des Königreichs Gottes. Nun ist Israel nicht mehr unter dem Fluch wie bisher, sondern unter der Gnade. Die Fülle der Heiden (die Gemeinde) ist eingegangen, und die Verstockung Israels hat ein Ende (Röm 11:25ff). Dann, bußfertig (Sach 12:10-14), jauchzt es seinem Herrn und König zu: "Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe" (Mt 23:39). Nun wird das Königreich, die Gewalt und Macht unter dem gesamten Himmel dem heiligen Volk des Höchsten (Israel) gegeben werden (Dan 7:27). Durch Fall und durch schreckliche Gerichte hindurch, ist Gott nun endlich ans Ziel mit seinem Volk Israel angelangt. Deshalb erfolgt die Aufforderung zur Freude aller Himmelsbewohner, Offb 12:12: "Darum freuet euch, ihr Himmel, und die darin wohnen!" Ein wahrer Jubelsturm wird sich im gesamten Himmel über die endliche, gründliche Bekehrung Israels und über den Sturz Satans, erheben. Doch diese tiefe Freude gilt nur den Himmelsbewohnern, aber nicht denen, die auf Erden wohnen.

Aber weh' denen, die auf Erden wohnen

Den Erdenbewohnern gilt das Wehe des 12. Verses: Offb 12:12:

"Weh denen, die auf Erden wohnen und auf dem Meer! Denn der Teufel kommt zu euch herab und hat einen großen Zorn, und er weiß, dass er wenig Zeit hat."

Das sind die 3 1/2 Jahre der antichristlichen Zeit, in der Satan sein Schreckensregiment auf Erden führen wird. Jetzt brechen die eigentlichen Gerichtsstürme richtig los, von denen die Propheten, die Apostel, ja der Herr selbst, so viel gesprochen haben. Am Ende dieser schrecklichen Zeit wird dann durch die Erscheinung des Herrn die Zerschmetterung der Herrschaft der Nationen, Dan 2., stattfinden. Dass der Herr zu diesem grausigen Geschäft den auf die Erde geworfenen Satan als Hausknecht benützen wird, wie manche meinen, glaube ich nicht. Das besorgt der Herr allein; denn er tritt die Kelter des Zornes Gottes allein (Jes 63:1-6). -

Der Drache verfolgt das Weib (Israel)

Das bekehrte Israel hat nun noch einen schweren Kampf zu bestehen; denn wutentbrannt wird es vom Satan verfolgt. Gegen das Blut Christi konnte er nicht ankommen, doch an denen, die sich unter diesem Blut befinden, will er nun seinen Zorn auslassen; denn sie sind an seiner Niederlage, dass er aus dem Himmel gestürzt wurde, schuld. Er will sich rächen. Gelingt es ihm, Israel wieder zum Abfall zu bringen oder ganz zu vernichten, so hat er seinen Zweck erfüllt, und Gottes Königreich kommt nicht zustande. Deshalb tritt mit allen Teufeln zur Verfolgung des Weibes an, zumal er weiß, dass er nur wenig Zeit hat. Zuerst wollte er den "männlichen Sohn", den König dieses Königreichs verschlingen, doch das gelang ihm nicht. Wenn er nun das Weib vernichten kann, dann hat er den König um sein Königreich gebracht; denn er weiß, dass das gläubige Israel das Königreich erben und in dasselbe eingehen wird. Doch Satans Raserei nützt ihm nichts; denn Gott der Herr schützt das Weib (Israel). Der Vers Offb 12:14 muss mit Offb 12:6 verbunden werden, denn es ist die logische Fortsetzung desselben. Offb 12:14a: "Es wurden dem Weibe zwei Flügel gegeben wie die eines großen Adlers, dass sie in die Wüste flöge an ihren Ort." Wie Gott der Herr einst sein Volk auf Adlerflügeln trug (2Mo 19:4; 5Mo 32:11; Ps 36:8), als es aus Ägypten floh, so wird er es dann wieder tun, und ihm auf eine wirksame Weise zur Flucht verhelfen. Wohl schießt die Schlange Wasser wie ein Strom aus ihrem Mund nach dem Weib, dass er es ersäufe. Wie einst Pharao dem ausziehenden Volk mit Heeresmacht nacheilte, so wird Satan bestimmt auch dem bekehrten Israel ein feindliches Heer nachschicken; denn Wasserströme bedeuten in der Schrift oft Kriegsheere (Jes 8:7; Jes 17:13; Jer 47:2; Dan 11:22ff).

Himmel und Erde helfen dem gläubigen Israel

"Aber die Erde half dem Weib und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Mund schoss."

Weiter oben Offb 12:7ff, half der Himmel dem Weib, hier die Erde. In Offb 11:13 haben wir einen ähnlichen Eingriff Gottes. Dort am Ende der ersten Hälfte der 70. Jahrwoche geschah ein Erdbeben, das 7000 Knechte des Antichristen verschlang. Beim Auszug der Kinder Israel aus Ägypten half das Meer dem Volk, indem es die Feine Israels, Pharao und seine auserlesene Heeresmacht, in seinen Wellen verschlang. Hier (Offb 12.), in der schrecklichen antichristlichen Zeit, wird die Erde dem gläubigen Israel helfen und die Verfolger verschlingen, wie sie einst die Rotte Korah in der Wüste verschlang. In der Natur werden Veränderungen stattfinden (Sach 14.). Himmel und Erde helfen dem gläubigen Israel, dass es glücklich an seinen, von Gott bestimmten Ort, in der Wüste gelangt. Und dieser Bergungsort in der Wüste ist wahrscheinlich Petra, im früheren Edomiterland in Palästina. Daselbst wird es, wie wir gesehen haben, während der ganzen antichristlichen Herrschaft auf wunderbare Weise von Gott bewahrt und erhalten. Dass er darin ein Meister ist, das wissen wir aus der 40jährigen Versorgung von etwa fünf Millionen Menschen in der Wüste, ferner von Elias und die 7000 aus Israel, von Jeremia und Baruch in Jerusalem, von den Jüngern Jesu in Pella, von den Tausenden von Beispielen aus der Kirchengeschichte und aus unserm eigenen Leben. Ja bei Ihm ist kein Ding unmöglich. Zinzendorf singt:

"Wie gut und sicher dient sich's doch dem ewigen Monarchen.
Im Feuer ist er Zuversicht, im Wasser baut er Archen."

Ja, Er heißt und ist "Wunderbar"! Und diese Bewahrung und Versorgung geschieht "vor dem Angesicht der Schlange", d.h. sie wird das alles sehen müssen, aber wird's trotz Zähneknirschen nicht verhindern können, ähnlich wie Balak einst hören musste, wie Bileam Israel segnete, aber es nicht ändern konnte. Auch da wird's heißen: "Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde" (Ps 23:5). Da dem Satan diese Beute entronnen ist, so lässt er nun seinen Zorn an anderen Gläubigen aus.

"Und der Drache ward zornig über das Weib, und ging hin zu streiten mit den übrigen von ihrem Samen, die da Gottes Gebote halten, und haben das Zeugnis Jesu Christi."

Die "Übrigen ihres Samens," das sind die hier und dort noch unter den Heiden zerstreut wohnenden gläubigen Israeliten, die aus es irgendeinem Grund versäumt haben, sich der großen, nationalen Flucht und Umsiedlung nach Palästina anzuschließen, die aber die Gebote Gottes halten, d.h. echt israelitisch leben und dabei das Zeugnis Jesu Christi haben. Wie diese dann mit den Gläubigen aus den Heiden leiden und sterben werden, das zeigt uns das nächste Kapitel Offb 13..

Israel und Gemeinde - zwei unterschiedliche Heilslinien

Doch bevor wir dieses Kapitel verlassen, können wir nicht umhin, nochmals auf die zwei in diesem Kapitel gefundenen großen Irrtümer hinzuweisen. Am Anfang des Kapitels Offb 12. sahen wir, dass die Lehre, dass das Sonnenweib die neutestamentliche Gemeinde Jesu sein soll, ein großer Irrtum ist. Das Sonnenweib, wie oben bewiesen, ist nicht die Gemeinde, sondern Israel. -

Am Schluss des Kapitels Offb 12. machten wir auf einen zweiten großen Irrtum aufmerksam, nämlich auf die Lehre, dass der hier erwähnte Bergungsort für die Gemeinde sei. Auch das ist eine Irrlehre. Beide Lehren haben unter den Gläubigen viel Verwirrung angerichtet, und zwar bis auf den heutigen Tag. Nach der Schrift hat die Gemeinde Jesu absolut keinen irdischen Bergungsort zu erwarten. Sie hat auf den Sohn Gottes vom Himmel herab zu warten (1Thes 1:10; 1Thes 4:13-18). Der Herr selbst ist ihr Bergungsort. Der in Offb 12. erwähnte irdische Bergungsort ist für Israel und nur für Israel allein. Nur die exakte Unterscheidung, der in der Schrift genannten zwei verschiedenen Körperschaften; Israel und die Gemeinde, bewahrt uns, und andere vor viel Verwirrung. Wir müssen lernen das Wort der Wahrheit recht zu teilen.

Das herrliche Kapitel Offb 12. enthält für das Volk Gottes aller Zeiten zwei köstliche Tatsachen: Es zeigt ihm:

1. Wie es den Satan und alle satanischen Mächte überwinden kann.

Dies geschieht, wie die Brüder aus Israel und die Kinder Gottes rd zu allen Zeiten getan haben, nur durch das wunderbare gewaltige Blut des Lammes, des Sohnes Gottes, und durch das Wort ihres Zeugnisses von Christus, sowie durch eine unwandelbare Treue zum Herrn, indem man um Christi willen sein eigenes Leben nicht bis in den Tod liebt. Sei getreu bis in den Tod, dann winkt dir die Krone des Lebens.

2. Das herrliche Ende des Kampfes.

Der Kampf mag schwer, ja heiß sein, ja, er mag unser Leben fordern. Doch endlich ist der Feind gestürzt, besiegt und für immer beseitigt. Gottes Volk aber ist herrlich errettet, die einen auf Erden wunderbar bewahrt, die anderen aber befinden sich in Herrlichkeit vor Gottes Thron, wo sie als Priester und Könige mit Christo regieren werden in die Ewigkeiten der Ewigkeiten. Das alles durch Jesus für uns erworben, der uns geliebt, und uns von unseren Sünden gereinigt hat durch sein Blut. Zu Ihm fliehe in Freude und Leid, in allen Schwierigkeiten, Leiden und Nöten, auf Ihn blicke im Leben und Sterben. Lebe und diene Ihm und verherrliche Ihn mit allem, was du bist und hast, bis in den Tod.

Lies weiter:
29. Der Antichrist, das Meisterwerk Satans