Unser würdiger Wandel

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Vom würdigen Wandel in der Körperschaft Christi
aus der Reihe „Christi unausspürbarer Reichtum“
von G. Groß 1987

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß
Als Schrift leider vergriffen.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Von würdigen Wandel in der Körperschaft Christi

3. Teil

Unser würdiger Wandel

Einleitung

Was ist Wandel

Wenn wir fragen, was in unserer heutigen Verwaltung ein würdiger Wandel bedeutet, so können wir gemäß unserer Einleitung in dieser Schrift (Teil 1) mit Sicherheit aussagen, dass Wandel kein Abmühen des alten Menschen, also kein Selbstquälen im Fleisch sein kann. Wir stellen weiter fest, dass die Gnade heute das tragende Element ist und somit auch in unserem Wandel zum unumstößlichen Fundament werden muss. Dies kommt auch gleich darin zum Ausdruck, dass Gott uns vor allen Anforderungen zu einem Ihm wohlgefälligen Wandel zuerst mit der Wohlbotschaft der Gnade beschenkt und damit zuerst unsere Stellung in Christo besiegelt (Eph 1).

Wir dürfen uns nun das Bild eines Lastenträgers vorstellen. Je schwerer eine Last auf diesem liegt, umso schwerer wird auch sein Schritt. Ein unbeschwerter Mensch wird also im Gegensatz dazu einen leichten Gang haben, und ein Mensch, dessen Herz zu alledem noch glücklich und froh ist, hüpft wie ein Mastkalb (Mal 3:20).

Dieses Bild kann uns helfen, besser zu verstehen, was Wandel ist. Wandel ist Ausdruck unserer Dankbarkeit über das, was uns Gott in Seiner Gnade abgenommen hat. Wandel ist Ausdruck unserer Liebe dem gegenüber, der uns mit Seiner Liebe überwältigt hat. Wandel wird somit zu einem entspannten, gelösten Einherschreiten, zu einem gläubigen Schritt vor Schritt setzen in vertrauensvollem Aufschauen auf den Herrn.

Eine neue Blickrichtung

Eine vorbildliche Handlung

"Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn. Folglich, auf mich selbst gestellt, sklave ich demnach mit dem Denksinn dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde". (Röm 7:25).

Nach dem Aufschrei Pauli - was wird mich aus dem Körper dieses Todes bergen - folgt die alles überstrahlende Antwort: "Gnade!" Diese göttliche Antwort lässt auch uns in die hierauf folgenden Dankesworte des Paulus mit einstimmen. Für Paulus ergibt sich aber nun die Konsequenz: in dem Wissen, dass er seinen Todeskörper nicht umändern kann, schaut er ganz einfach weg von diesem - hin zu Christus!

Mit diesem schlichten Blickwechsel - weg von dem fleischlichen Ich-Menschen, hin zu Christus - vollzieht Paulus vorbildlich für uns eine Handlung, die in ihrer Tragweite künftig unseren Wandel völlig bestimmt.

Nachahmer Gottes

In dieser vorbildlichen Handlung wird Paulus auch zum Nachahmer Gottes. Gemäß Röm 6 sind wir mit Christus Jesus in Seinen Tod getauft (Röm 6:3) und zur Gleichgestaltung mit Seinem Tod zusammengepflanzt (V. 5). Dies hat zur Folge, dass wir für Gott nur noch in Christus leben. In Röm 6:11 spricht uns Paulus zu: "Rechnet damit, dass ihr selbst der Sünde gegenüber tot seid, aber lebend für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn."

Gott schaut weg von unserem sündigen Todeskörper, hin auf Christus, unseren Herrn, und dieser Blickrichtung dürfen auch wir freudig und willig folgen.

Dieses Erkennen veranlasst Paulus zu einem weiteren Jubelruf: "Nichts demnach ist nun denen zur Verurteilung, die in Christus Jesus sind; sie wandeln ja nicht fleischgemäß (d. h. sie schauen weg von ihrem Fleischeskörper), sondern geistgemäß (der Blick ist auf den Herrn gerichtet)" (Röm 8:1).

Der Spiegel

Der ungeheure Segen, der aus dem Wechsel einer solchen Blickrichtung fließt, wird uns recht anschaulich und trefflich in dem Bild eines Spiegels nahegebracht:

"Wir alle aber, mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn widerspiegelnd, werden in dasselbe Bild umgestaltet von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie von des Herrn lebendig machendem Geist" (2Kor 3:18).

Ein Spiegel hat die Eigenschaft, das abzustrahlen, auf was er ausgerichtet ist. Auf uns bezogen heißt dies: Richten wir unseren Spiegel (das sind unser Gedanken, unser Herz) auf den Herrn aus, so spiegelt sich auch der Herr darin ab; sind unsere Augen auf andere Dinge gerichtet, widerspiegelt sich eben an uns all das, was wir gerade anschauen, womit wir uns beschäftigen.

Und nun steht da noch etwas ganz Großes: "...werden wir alle in dasselbe Bild umgestaltet...". Das heißt nichts anderes als: Wenn die Herrlichkeit des Herrn unseren Spiegel trifft und wir somit diese Herrlichkeit widerspiegeln dürfen, so liegt in diesem Vorgang für uns eine umgestaltende Kraft.

Diese Kraft ist es, die einen würdigen Wandel in uns hervorbringen kann. Ganz deutlich zeigt uns dieses Bild, dass hier nicht unser eigenes Mühen und Wollen beteiligt ist, sondern einzig und allein die Kraftwirkung von oben. Aller eigene Ruhm ist ausgeschaltet, denn wir spiegeln ja nicht uns selbst ab, sondern Christus, unseren Herrn.

In der Praxis
Ein einfaches Beispiel aus der Praxis, das vielleicht jeder schon ähnlich erlebt haben könnte, mag uns dies alles noch etwas verdeutlichen: Wir haben uns mit einem Bruder in Christo einer Erkenntnisfrage wegen entzweit. Rechthaberisch und lieblos hat man sich getrennt. Zwar ist uns im Innersten klar, dass wir hätten anders handeln sollen, aber wir kamen in diesem Moment nicht dagegen an. Kurze Zeit später ereignet sich Folgendes: Wir vertiefen uns in Gottes Wort oder gehen ins Gebet. Aus dem Wort heraus bzw. durch Ihn anschauen dürfen wir den Herrn sehen, wie Er, aller Herrlichkeit entäußert, über diese Erde wandelt, ausgelacht, abgelehnt, verspottet und .... von Herzen demütig.

Nun geschieht etwas Köstliches: Wir nehmen Sein Bild in uns auf, und dabei kommt uns jener Bruder in den Sinn; der Groll lässt nach, wird leiser und schwindet letztendlich. Aber nicht genug damit. Ein neues Gefühl der Zuneigung und brüderlichen Liebe durchströmt uns und drängt uns, die Sache wieder in Ordnung zu bringen.

Wir sehen, auf welch wunderbare Weise das Wort aus 2Kor 3:18 zum Tragen kam: "Ihn anschauend, Seine Herrlichkeit widerspiegelnd" bewirkt eine Umgestaltung unserer Haltung; unser vorher liebloser Wandel wird überstrahlt von Seiner Herrlichkeit.

Der Sohn, die Ausstrahlung des Vaters

Aber auch was das widerspiegelnde Bild betrifft, haben wir ein herrliches Vorbild, es ist der Sohn selbst. So lesen wir in Hebr 1:3: "....da Er (Jesus) ist die Ausstrahlung Seiner (Gottes)Herrlichkeit und das Gepräge Seiner (Gottes) angenommenen Würde..."

Stetig ist der Blick des Sohnes auf den Vater gerichtet und herrlich ist das Ergebnis dieser Blickrichtung! Möge uns doch dieses Vorbild segensreich anspornen.

Unser Kampf

Alle Schätze in Ihm

Je mehr wir uns nun mit Christus beschäftigen, je mehr wir Ihn in Seinem Wort suchen, umso mehr spiegeln wir auch Seine Herrlichkeit wider, und umso mehr leuchten uns die Schätze der Weisheit und Erkenntnis auf.

Es sollte also unser inniger Wunsch sein, so oft wie möglich die Verbindung mit Ihm zu suchen, entweder durch Lesen Seines Wortes, durch Gemeinschaft mit Gläubigen oder im Gebet. So kann das Spiegelbild, das uns in 2Kor 3:18 vorgestellt wird, immer mehr zur Entfaltung kommen.

Dass der Widerwirker uns auf diesem Weg zu hemmen oder aufzuhalten versucht, dürfte uns allen klar sein. Aber gerade dieses Wissen darf uns anspornen, alle Widerstände zu überwinden und nun erst recht mit aller Inbrunst Christus zu erforschen, in Seine Tiefen einzudringen und unsere Glaubensstellung zu festigen. Auf diese Art und Weise im Kampf stehend, gewinnt Paulis Gebet und Fürbitte für uns eine besondere Bedeutung: "...damit Christus durch den Glauben völlig in euren Herzen wohne und ihr, in Liebe gewurzelt und gegründet, erstarken möget..." (Eph 3:17).

Wandelt im Geist...

"Daher sage ich: Wandelt im Geist, und ihr werdet die Begierde des Fleisches keinesfalls vollbringen" (Gal 5:16).

Unser Kampf ist also, uns soviel wie möglich "in Ihm" zu bewegen. Sein Wort soll uns bei jeder Möglichkeit beschäftigen. Dazu muss allerdings Sein Wort auch in uns aufgenommen werden. "Glaubwürdig ist das Wort und jeden Willkommens wert" (1Tim 4:9). Ist uns Sein Wort wirklich jeden Willkommens wert? Ist es uns wirklich das kostbarste Gut?

Hilfsmittel
Leider muss auch heute gesagt werden, dass gerade das Lesen in der Bibel oft sehr vernachlässigt wird. Anstatt direkt an die Quelle, an das geistgehauchte Wort Gottes zu gehen, greift man lieber zu einem christlichen Buch oder legt eine Tonbandkassette auf. Die Tonbänder haben ja einen wahren Siegeszug in den gläubigen Häusern gehalten. Kaum ein Haus, wo sich diese Bänder nicht zu Dutzenden stapeln und ganze Galerien frommer Bücher aufgereiht sind.

Man muss aber heute fragen dürfen, ob bei all dieser modernen Technik nicht der Widerwirker mitspielt?

Wir wollen sehr auf der Hut sein. Es soll hier nicht abfällig über das Tonbandgerät gesprochen werden, darf es doch, in rechter und maßvoller Weise genutzt, großen Segen wirken, vor allem dort, wo sonst keine Gelegenheit zur Gemeinschaft besteht und körperliche Gebrechen dieser im Wege stehen. Aber wir müssen aufmerken, wenn christliche Schriften und Tonbänder - ganz zu schweigen von in Romanform geschriebenen, frömmelnden Büchern - das Wort selbst in den Hintergrund drängen, dann kann unser geistliches Leben sehr wohl behindert oder gar abgestumpft werden. Das direkte Wort Gottes wird uns immer unverständlicher und schwerer zu lesen, und dabei nimmt unsere geistliche Kraft immer mehr ab.

Was ist unsere Nahrung?

Ein Wandel im Geist bedarf aber ständiger Nahrung. Nahrung ist jedoch in seiner gehaltsreichsten und ursprünglichsten Art nur direkt im Wort Gottes zu finden. An seinen geliebten Timotheus schreibt Paulus: "... wirst du ein trefflicher Diener Christi Jesu sein, der sich mit den Worten des Glaubens und der köstlichen Lehre ernährt, denen du vollends gefolgt bist" (1Tim 4:6). Es ist nicht unbedingt wichtig für uns, was dieser oder jener Bruder über dieses oder jenes Thema spricht oder schreibt, wichtig ist, was Gott direkt durch Sein Wort zu uns spricht und hierin insbesondere der für uns berufene und beauftragte Apostel Paulus (Eph 3:1-3:8.9).

Wir verstehen alle sehr wohl die Sprache des Körpers; wenn es irgendwo weh tut, gehen wir zum Arzt. Wenn es uns nicht mehr zu unserer Bibel zieht, wenn wir kein Interesse mehr am Lesen in Gottes Wort haben, sind wir geistlich krank! Die Folgen davon sind, dass der Christus mehr in die Ferne rückt und das fleischliche, seelische "Ich" die Oberhand gewinnt.

Niemand kann zwei Herren dienen!

Es ist eine ganz einfache Feststellung, dass niemand zwei Herren gleichzeitig dienen kann. Solange ich mich in meinem Denksinn in Christus bewege, kann ich nicht gleichzeitig fleischlich gesinnt sein, d. h. den Lüsten des Fleisches nachgehen. Wir merken also sehr wohl, wo wir wachsam sein müssen, wo unser Kampffeld liegt. Möchten wir doch alle mit Paulus am Ende unseres Lebens einstimmen: "Den edlen Ringkampf habe ich gerungen, den Lauf habe ich bewahrt. Hinfort ist mir der Siegeskranz der Gerechtigkeit aufbewahrt, mit dem der Herr, der gerechte Richter, es mir an jenem Tag vergelten wird" (2Tim 4:7-8).

Die Preisrichterbühne

Unsere dortige Stellung
Das umfangreiche Gebiet der Preisrichterbühne kann hier nicht in seiner ganzen Weite abgehandelt werden. Wir verweisen auf entsprechende Literatur des Konkordaten Verlages in Pforzheim. Paulus setzt das Wissen um die Preisrichterbühne in seinen Briefen fundamental voraus. Wenn Paulus nun im Hinblick auf "jenen Tag" sich des Siegeskranzes der Gerechtigkeit sicher ist (2Tim 4:8), so zeigt uns dies, dass wir in unserem gegenwärtigen Leben gemäß unserem Wandel und Dienst für den Herrn solche Siegeskränze erringen können. Unsere Stellung vor der Preisrichterbühne des Christus wird aber nie eine Siegespose sein, sondern immer eine Demutsstellung, wissend, dass alles in Gnade und in Ihm, unserem Herrn, errungen wurde. Voll Dankes werden wir auch dann gerne bereit sein, Ihm unseren Kranz zu Füßen zu legen, Ihm, dem allein Ruhm und Ehre gebührt.

Geordnet und ausgeglichen
"Denn wir alle müssen vor der Preisrichterbühne des Christus offenbar gemacht werden, damit ein jeder das wiederbekomme, was er durch den Körper verübt, sei es gut oder schlecht" (2Kor 5:10). Wir werden einst alle als Entrückte, in Gnaden Gerechtfertigte und Versöhnte vor unserem Herrn stehen. Auf diesem absoluten Grund stehen wir heute alle, und er kann uns durch nichts genommen werden. Anders ist es mit unserem Wandel. Wir erleben täglich, dass bei allem guten Wollen viel misslingt, dass die fleischliche Trägheit und Schwachheit uns von manchem abhält, was getan werden könnte. Auch mögen viele Fehler durch falsche Lehre oder Unwissenheit geschehen. Dies alles wird vor der Preisrichterbühne des Christus geordnet und ausgeglichen.

Es ist einfach eine Tatsache, dass da, wo wir Geschöpfe mitwirken können (Dienst und Wandel), stets Unvollkommenheit sein wird, einzig Gottes Handeln und Wirken erzielt Vollkommenheit.

Ohne Neid werden wir dann dort auch dem Bruder seinen Lohn anerkennen, den er sich durch manches Leid im Erdenleben erkämpft hat. Und tief wird mancher beschämt sein, wenn er erkennt, dass er die gesunde Lehre verkannt oder missachtet hat.

Müssen wir uns fürchten?
Über allem aber soll die Preisrichterbühne kein Grund zur Sorge und Angst sein. Zwar wird unser Wandel einer Prüfung unterzogen, jedoch nicht mit dem Ziel der Verurteilung, nein, sondern um uns von allem Störenden zu befreien, uns makellos und rein zu machen für unsere künftigen Aufgaben. Wir sollten uns also in der gebührenden Ehrfurcht auf jenen Tag freuen, wissend, dass er der Beginn eines neuen Lebens ist. Wir werden tauglich gemacht, Schaugefäße des überschwänglichen Reichtums Seiner Gnade zu sein (Eph 2:7).

Mit der Beurteilung unseres Wandels wird aber auch über künftige Aufgabenbereiche entschieden werden.

Voraussetzung für künftige Aufgaben

Einige Bibelstellen werden uns nun leiten:

  • "Losteilinhaber aber zusammen mit Christus, wenn wir nämlich mit Ihm leiden, damit wir auch mit Ihm verherrlicht werden" (Röm 8:17).
  • "...und wird jeder seinen eigenen Lohn gemäß seiner eigenen Mühe erhalten" (1Kor 3:8).
  • "Wenn jemandes Werk bleiben wird, dass er darauf gebaut hat, so wird er Lohn erhalten" (1Kor 3:14).
  • "Jeder Wettkämpfer ist in allem enthaltsam: ... für einen unvergänglichen Kranz" (1Kor 9:25).
  • "Wenn wir nun das Edle tun, so lasst uns nicht entmutigt werden; denn zu seiner gebührenden Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht ermatten" (Gal 6:9).
  • "...dass ihr prüftet, was wesentlich ist, damit ihr auf den Tag Christi aufrichtig und unanstößig seid...." (Phil 1:10).
  • "So jage ich dem Ziel zu, nach dem Kampfpreis der Berufung Gottes droben in Christus Jesus" (Phil 3:14).
  • "... denn solche, die trefflich gedient haben, eignen sich einen ausgezeichneten Rang an..." (1Tim 6:18-19).
  • "...Gutes zu wirken, reich zu sein in edlem Wesen, freigebig sein, gemeinschaftlich gesonnen, und sich selbst damit einen trefflichen Grund für das Zukünftige hinterlegend..." (1Tim 6:18-19).
  • "Und wenn jemand auch wettkämpfe, wird er doch nicht bekränzt, wenn er nicht gesetzmäßig wettkämpfe" (2Tim 1:12).
  • "Wenn wir erdulden, werden wir auch mit herrschen..." (2Tim 2:12).
  • "Befleißige dich, dich selbst Gott bewährt darzustellen, als unbescholtenen Arbeiter, der das Wort der Wahrheit richtig schneidet" (2Tim 2:15).

Wenn wir die Bibelstellen aufmerksam lesen, sehen wir, dass für entsprechendes Tun ein entsprechender Lohn verheißen wird. Wichtig ist aber auch zu beachten, wessen wir bei Missachtung oder Verweigerung verlustig gehen. So hat z.B. das "Nicht-Erdulden" keine Verheißung zum Mitherrschen. Es können uns also gewissen Aufgaben verschlossen bleiben.

Gefahren für einen rechten Wandel

Feinde des Kreuzes
Wir wollen bei diesem wichtigen Thema eine Frage an den Anfang stellen: Ist "Christus gewinnen" (Phil 3:8) das gleiche wie "an den Herrn glauben?"

Im Brief an die Philipper macht uns Paulus mit einer erschütternden Sache bekannt: "Denn viele andere, die wandeln (ich sagte es euch schon oft von ihnen und sage es nun unter Schluchzen), sind Feinde des Kreuzes Christi, deren Abschluss der Untergang, deren Gott der Leib und deren Herrlichkeit in ihrer Schande ist, die nur auf das Irdische sinnen" (Phil 3:18-19).

Ein Auszug eines Artikels von A. E. Knoch über den Philipperbrief im "Unausforschlichen Reichtum" von 1944, S. 152/153, kann uns hier trefflich dienen.

So widersinnig es scheint, sind doch die meisten Freunde Christi Feinde Seines Kreuzes. Sie sind willig, sich von ihren Sünden und Bosheiten scheiden zu lassen und Ihn als Heiland anzunehmen, aber sie wünschen nicht, von ihren guten Eigenschaften oder persönlichen Vorzügen und Überlegenheiten zu scheiden und allein in Ihm erfunden zu werden. Sie erkennen nicht, dass die Art und Weise des Todes Christi ein Ende hinter alles setzt, was auch der religiöse Mensch in sich selbst ist. Sie wünschen, noch jemand zu sein, und dies macht sie dem Kreuz Christi feindlich gesinnt. Ihre Einstellung wird unter verschiedenen wohllautenden Bezeichnungen verkleidet, welche einen latenten Hochmut auf ihre Abstammung und ihren Charakter enthüllen oder ihre Errungenschaften nach dem Fleisch unterstreichen. Alles dies lehnt sich gegen das Kreuz auf.

Soweit das Zitat von Bruder Knoch.

"Die nur auf das Irdische sinnen" ist die Hauptanklage Pauli und somit die Hauptgefahrenquelle für uns. Man kann also wohl sehr gut an Jesus glauben, gibt sich auch als Freund Jesu aus und ist doch gleichzeitig Feind Seines Kreuzes, weil man sich nur mit dem Irdischen abgibt, anstatt nach droben zu sinnen, wo Christus ist, und zu suchen, Ihn zu gewinnen.

Wir sehen also, welch großer Unterschied sich auftut im Hinblick auf unsere Eingangsfrage.

Ein ähnlich schlechtes Beispiel geben uns die Korinther, die in ihrer kreuzesfeindlichen Stellung nur "das Ihre" suchen. Lob hingegen darf Paulus den Philippern aussprechen; sie fühlten sich mitverantwortlich und waren in ihrer Beisteuer zum Evangelium mustergültig (Phil 1:3-7).

Mangelnde Erkenntnis

Das Irdisch-Gesinntsein hat aber nicht selten seinen Ursprung in einer falschen Belehrung oder einem Mangel an Erkenntnis. Anstatt die Gläubigen zu dem erhöhten, verherrlichten Christus hinzuführen, sie mit ihrer hohen geistlichen Stellung bekanntzumachen, werden diese ständig im Kreis herum geführt und mit Anfangsbotschaft oder Mischevangelium gespeist, die Paulus als "Milch" bezeichnet (1Kor 3:2).

Gemäß Eph 4:1, unserem Leitthema, sollen wir würdig wandeln gemäß unserer Berufung, mit der wir berufen wurden. Das Wissen um unsere Berufung kann also erst einen würdigen Wandel auslösen.

In Kol 1:9 hört Paulus nicht auf zu beten und zu bitten, "dass ihr mit der Erkenntnis Seines Willens in aller geistlichen Weisheit und allem geistlichem Verständnis erfüllt werdet, um des Herrn würdig zu wandeln und Ihm in jeder Weise zu gefallen...".

Die Erkenntnis aber, die allem überlegen ist, ist "die Erkenntnis Christi Jesu" (Phil 3:8). Es ist die überragende Botschaft des vom erhöhten Herrn beauftragten Apostels, den Nationen den unausspürbaren Reichtum des Christus als Evangelium zu verkünden (Eph 3:8-9). Wer diesen Dienst Pauli verschmäht oder ihn mit dem der anderen Apostel vermischt, kann nicht das helle Licht dieser Gnadenbotschaft erkennen und bleibt erkenntnismäßig im Dunkeln.

Hochmut kommt vor dem Fall
Am Rande soll hier aber auch angeführt werden, dass eine entgegengesetzte Gefahr im "Hochmut der Erkenntnis" besteht.

Wollen wir uns doch gut merken: Erkenntnis und Wissen lässt kalt; geistliches Leben aber erschließt Herzenswärme! (1Kor 8:1).

Der alles bewirkende Gott

Alles
Wir haben nun in dem bisher Gesagten versucht, unsere Leser immer wieder zu dem erhöhten Herrn hinzuführen. Wir haben versucht, aufzuzeigen, dass unser Fleisch generell unfähig ist, etwas Gott Wohlgefälliges zu vollbringen; folglich muss uns alles, was ein guter Wandel von uns fordert, von oben zufließen. Dieses Wissen bewirkt, dass aller Kampf mit einem frohen Herzen und dankbar geführt werden kann, und dies führt uns, wie bereits angeführt, zu einem entspannten und gelösten Wandel.

Es ist für uns am Schluss eine schwere, aber umso gewaltigere Lektion, wenn wir erkennen dürfen, dass Gott der alles in allen Wirkende ist. Er bewirkte nicht nur unsere Rettung, Er ist auch der Wirkende, was unseren Wandel betrifft. Wann uns das Wort darüber belehrt, dass Gott alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt (Eph 1:11), so haben wir Seinem Wort zu glauben. Jedes Wenn und Aber macht hier Abstriche an der Glaubwürdigkeit Gottes!

Kein Fleisch darf sich rühmen

Nun macht Paulus verschiedentlich Aussagen, die mehr oder weniger offen das alleinige Wirken Gottes aufzeigen. Sehr deutlich wird uns dies im Philipperbrief aufgezeigt: "Daher meine Geliebten, so wie ihr allezeit gehorcht habt ... mit Furcht und Zittern, wirket eure Rettung aus! Denn Gott ist es, der beides in euch bewirkt: Das Wollen wie auch das Wirken nach Seinem Wohlgefallen" (Phil 2:12-13). Wir sehen, wie wir im Vers 12 aufgefordert werden, etwas auszuwirken. Aber schon im nächsten Satz wird uns Gott als derjenige vorgestellt, der alles bewirkt.

Ähnliche Beispiele ergeben sich aus den Aussagen der verschiedenen Briefe: Einmal werden wir aufgefordert, etwas zu tun, dann wird uns an anderer Stelle aufgezeigt, dass das Geforderte ja schon unser Eigen ist. Drei weitere Beispiele mögen dies aufhellen.

Aufforderung Bereits Tatsache
Ziehet an die neue Menschheit (Eph 4:24) Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung (2Kor 5:17).
Über dies alles aber ziehet die Liebe an (Kol 3:14) ...weil die Liebe Gottes in eure Herzen ausgegossen ist (Röm 5:5)
Die aber Christus Jesus angehören, kreuzigen das Fleisch (Gal 5:24) Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt (Gal 2:20)


Unser tägliches Versagen

Bewusst wollen wir diesen Abschnitt an den Schluss unser Abhandlung stellen, auch in dem Wissen, uns in manchem zu wiederholen. So soll damit Trost und Zuspruch gegeben werden.

Wir werden also mit großer Dankbarkeit feststellen können, wie sich manches in unserem Leben ge- und verändert hat. Wir werden immer wieder beglückend die Kraftauswirkung, die von Ihm, unserem Herrn, ausgeht und umgestaltend auf uns einwirkt, wahrnehmen dürfen. Und doch wird der Aufrichtige erkennen müssen, wie er bei aller Hinwendung immer wieder das Vaterherz durch mangelhaftes Verhalten kränkt.

Wir müssen erkennen, dass wir in unserem Wandel hier unten niemals Vollkommenheit erreichen können; viel zu schwach ist dazu unser irdenes und zerbrechliches Gefäß. Wenn wir des Abends unser Tagewerk überdenken, so wird es uns immer wieder schmerzlich bewusst, wie unwürdig, ja abstoßend doch so manches in unserem Tagesablauf war. Dabei ist der aufkommende Schmerz über unser Versagen durchaus gut zu bewerten, zeigt er uns doch, dass unser geistliches Empfinden der Sünde gegenüber intakt ist.

Damit dürfen wir nun wieder eine Brücke schlagen zum Anfang unserer Schrift. Wir begeben uns wieder zu jener Kampfphase Pauli Pauli zurück in Röm 7:24. Paulus erkannte seine Ohnmächtigkeit dem rebellierenden Fleisch gegenüber, durfte aber dann die rettende Macht der Gnade aufnehmen. Mit seinem Denksinn war er nunmehr auf Gott ausgerichtet, mit dem Fleisch aber - auf sich selbst gestellt - sklavte er weiterhin dem Gesetz der Sünde. Er wusste um sein Versagen und Unvermögen, aber er wusste nun auch, dass ihm dies nicht mehr zur Verurteilung gereicht. So wird uns auch sein Jubelschrei groß, den er u ns zuruft: "Nicht ist demnach zur Verurteilung denen, die in Christus Jesus sind..."

Eine noch differenziertere Unterscheidung gibt uns dann noch der Apostel in Eph 1:7: Nicht nur Freilösung durch Sein Blut, nein, auch die Vergebung der Kränkungen haben wir in Christus.

Und diese Kränkungen sind ja gerade unsere alltägliches Fehlverhalten, unser Hinfallen und Stopfern in der Kampfbahn.

Wie herrlich strahlt hier der Reichtum Seiner Gnade auf! Nicht nur ausfüllend - überfließend strömt sie und wischt alles hinweg (V. 8).

Aber auch etwas Gutes bewirken unsere ständigen Kränkungen Gott gegenüber an uns (siehe hierzu auch Röm 8:28). Bei einem gesunden Glaubensstand wecken sie in uns die tiefe Sehnsucht, endlich von diesem sündhaften Körper losgelöst zu werden. Unsere große Erwartung heute ist die Entrückung. Sie befreit uns von unserem Todeskörper und vereint uns mit dem Haupt. Damit wird unser Wandel auch zu einem ständigen Ausschaufelten und Bereitsein auf das Kommen des Herrn.

Wie wird es sein, wenn dieses Vergängliche Unvergänglichkeit anzieht und dieses Sterbliche Unsterblichkeit! Dann dürfen wir jubeln: Verschlungen wurde der Tod im Sieg (1Kor 15:54).

Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt, durch unseren Herrn Jesus Christus.

Lied

Sollt ich nicht erfunden werden
ganz in Christus, wird es nicht
mir gelingen schon auf Erden
Dir zu leben, Gott, im Licht.
Sinne ich des Fleisches Dinge,
sehnt zum Neide sich der Geist,
dass der Wandel mir gelinge,
der Dich, Gott, mein Vater, preist.
Dank sei Dir für Deine Treue
und dass Gnade mich erzieht,
dass mein Herz auch jetzt aufs neue
Deinen Sohn am Fluchholz sieht.
Dort starb Er für aller Sünden,
dort vollzogst Du das Gericht,
da ist auch mein Grab zu finden,
welches meinem Tod entspricht.
Doch in Todes Dunkelheiten
blieb Dir Dein Geliebter nicht,
Du riefst Ihn für alle Zeigen
- und in Ihm auch mich - ins Licht.
Dass ich mich nun ganz ergebe
diesem Einssein, ist aus Dir,
dass ich nicht mehr selber lebe,
sondern Christus lebt in mir.
E. U. A.

Mel. Auf dem Lamm ruht meine Seele