Die Gemeinde in ihrem Vollendungsgeschehen

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Abschrift des Heftes: Die Gemeinde Jesu Christi
in ihrer Bedeutung für Himmel, Erde, Zeit, Ewigkeit
Friedrich Malessa, Samplatten (Ostpr.)

Paulus Verlag Stuttgart

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Inhaltsverzeichnis

In Bearbeitung

Die Gemeinde Jesu Christi

in ihrer Bedeutung für Himmel, Erde, Zeit, Ewigkeit

7. Die Gemeinde in ihrem Vollendungsgeschehen

Wir wollen bei diesem Thema nicht an das Vollendungsgeschehen der Welt denken, sondern an das der Gemeinde.

Bei dem Vollendungsgeschehen der Gemeinde haben wir darauf zu achten, was mit ihr geschieht, und nicht was mit der Welt geschieht. Alle Welt-End-Geschehnisse werden durch den „Füllechristus“, d. h. durch Christus und seine Gemeinde vollführt. Die Gemeinde muss darum zuerst vollendet sein, wenn die Welt durch sie vollendet werden soll. - Diese Einsicht bewahrt uns davor, Schriften, die vom Weltvollendungsgeschehen berichten, auf das Gemeindevollendungsgeschehen anzuwenden.

Bei dem Vollendungsgeschehen der Gemeinde haben wir auf drei Ereignisse zu achten: Erstlingsauferstehung, Entrückung und Eingliederung in den Leib Christi.

Das sind die wesentlichsten Ereignisse, die die Gemeinde unmittelbar angehen. Die Ereignisse, die das „Ende der Welt“ (besser nach dem Grundtext: Ende der Weltzeit, Ende des Zeitalters, Ende des Äons) betreffen, haben für die Gemeinde nur eine mittelbare Bedeutung. Die Endereignisse der Welt kommen in erster Linie für Israel und die „Nationen“ infrage. - Es ist doch sehr zu beachten, dass nicht die Endereignisse der Welt das Ende der Gemeinde herausstellen werden, sondern die Endereignisse der Gemeinde werden die Endereignisse der Welt einleiten“! Umgekehrt ist es mit Israel. Das Endgeschehen der Welt wird das Anfangsgeschehen Israels herausstellen. Israel wartet auf das Ende der Welt, um zum Anfang zu kommen. Dagegen die Gemeinde wartet nicht auf das Ende der Welt, sondern auf die „Zukunft“ des Herrn Jesu Christi!* Eine saubere Trennung zwischen Gemeinde und Israel** müssen wir vollziehen, wenn uns die Zukunftsschriften klar werden sollen.

*Wohlgemerkt, die Gemeinde wartet nicht auf die Wiederkunft Christi, die das Ende der Welt einleiten soll, sondern auf die „Zukunft“ Christi (= Parusie Christi, Anwesenheit Christi). Den Begriff Zukunft bringt Paulus nur mit der Gemeinde in Verbindung, nie mit Israel. Zur Bestätigung folgende Stellen: 1Thes 2:19; 1Thes 3:13; 1Thes 5:23 u. a.
**Gemeint ist hier das End- oder Königreichsisrael! Juden, die sich in der Gemeindezeit bekehren, gehören zum Leibe Christi und gewinnen dessen Ordnung.

Ehe wir uns das „Ende“ der Gemeinde ansehen, möchte ich noch einmal auf die Tatsache hinweisen, dass nur ein Apostel die Gemeinde herausstellen durfte, und das ist Paulus. Wenn darum jemand über die Gemeinde etwas sagen oder wissen will, der muss sich schon notwendigerweise von Paulus unterrichten lassen. Ausdrücklich hat Paulus im Blick auf die Gemeinde gesagt: ... „laut meines Evangeliums“ (Röm 16:25). Wer das beherzigt, der kommt aus dem Irrgarten der Schriftdeutungen heraus.

Die deutlichste Darstellung über das Vollendungsgeschehen der Gemeinde finden wir im ersten Thessalonicherbrief, im vierten Kapitel. Da spricht Paulus von der Auferstehung und von der Entrückung der Gemeinde. In diesem Zusammenhang kommt er auf das Ende der Welt zu sprechen und sagt darüber nur: „Von den Zeiten und Stunden, liebe Brüder, ist nicht not euch zu schreiben; denn ihr selbst wisset, dass der Tag des Herrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. Ihr aber liebe Brüder, seid nicht in der Finsternis, dass euch der Tag wie ein Dieb ergreife. Ihr seid allzumal Kinder des Lichtes und Kinder des Tages; wir sind nicht von der Nacht, noch von der Finsternis“ (1Thes 5:1-5). Paulus will, dass die Gemeinde über das Weltende sich nur merke, dass Jesus kommt, und zwar plötzlich. Ebenso ist es im 2. Brief, im 2. Kapitel, wo Paulus das Merkmal für das Ende der Welt herausstellt, nämlich den Antichristen. Dann kommt er weiter auf das die Gemeinde Angehende zu sprechen und zeigt die Entrückung (2Thes 2:7.8). Das sind also für Paulus die wesentlichsten Merkmale des Vollendungsgeschehens der Gemeinde. Sehen wir sie uns kurz an.

Die Erstlingsauferstehung

Zunächst einige allgemeine Bemerkungen. Wie schon das Wort „Auferstehung“ andeutet, handelt es sich nicht nur um das Fortleben des geistlichen Lebens, sondern um die Auferstehung des Leibes. Das geistliche Leben, d. h. das Wiedergeburtsleben, muss in der Auferstehung einen neuen Leib empfangen, den verklärten Leib. Diese Feststellung ist darum so wichtig, weil damit ausgesagt ist, dass das verklärte Leibesleben dem Stand des natürlichen Lebens entsprechen wird. Wer mit seinem Leibesleben in der Sünde gestorben ist, wird auferstehen zum Gericht! Dagegen wer mit seinem Leibesleben im Glauben an Christus gestorben ist, wird auferstehen zum ewigen Leben. „Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn, Darum wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn“ (Röm 14:8). Der Stand des natürlichen Leibeslebens ist für die Auferstehung von größter Bedeutung.

Nun entsteht die Frage, welche Auferstehung die Gemeinde erhält. Die Schrift spricht doch von mehreren Auferstehungen.

Es ist auch bei der Auferstehungsfrage sehr zu berücksichtigen, dass die Gemeinde ein geheimnisvolles, himmlisches Werk ist, das auch in den Auferstehungen eine besondere Ordnung hat. In 1Thes 4:14 ist angedeutet, dass, gleichwie Christus gestorben und auferstanden ist, auch die Entschlafenen in gleicher Weise mit ihm geführt werden. Damit ist gesagt, dass die Auferstehungsordnung der Gemeinde die des Christus ist. Das ist erklärlich, denn die Gemeinde ist Christi Leib und muss gleich wie das Haupt in derselben Weise die Auferstehung feiern.

Damit ist schon angedeutet, dass für die Gemeinde nicht die „erste“ Auferstehung in Frage kommen kann. Es ist nämlich auch ganz widerspruchsvoll, wenn man auf die Gemeinde die erste Auferstehung anwendet. Sollte für die Gemeinde die erste Auferstehung in Betracht kommen, die nach Offb 20 genau vor dem tausendjährigen Reich liegt, so frage ich, was das wohl für eine Auferstehung sein mag, von der im Matthäusevangelium die Rede ist: „Und die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen und die Gräber taten sich auf, und standen auf viele Leiber der Heiligen, die da schliefen, und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung, und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen“ (Mt 27:52.53).* Viele Bibelausleger helfen sich hier mit der Antwort: "Das ist nach dem Rate Gottes eine Sonderauferstehung!" Das ist es eben! Die Gemeinde hat nämlich eine Sonderauferstehung! Paulus schreibt: „Um irgendwie zur Auferstehung der Erstlinge von den Toten durchzudringen (Phil 3:11) - Mühlheimer Übers. „So darf ich denn auch hoffen, jene Auferstehung zu erreichen, zu der nur eine Auswahl aus den Toten gelangen soll“ (Albrecht). Paulus spricht hier von einer Auswahlauferstehung, oder wie noch andere Übersetzer sagen: Ausauferstehung oder Herausauferstehung. Die Herausauferstehung bezieht sich zweifellos auf die Gemeinde. Paulus weiß darum von einer besonderen Auferstehungsordnung zu berichten: „Zuerst der Erstling Christus (zum Erstling Christus gehört die Erstlingsgemeinde), danach die Christo angehören, wenn er kommen wird (er kommt als der Füllechristus, d. h. vereinigt mit der Gemeinde), danach das Ende....“ (1Kor 15:22.23)**

Wenn wir diese paulinische Dreigliederung der Auferstehung anerkennen, dann schwinden alle diesbezüglichen Probleme. Dann hat man es auch nicht nötig, die Entrückung um der „ersten“ Auferstehung willen nach der Antichristenwoche setzen zu müssen.***

Erwähnt sei noch einmal die Tatsache, dass die Gemeinde nach dem Vorsatz Gottes eine „Auswahlstellung“ einnimmt und darum auch in den Auferstehungen eine „Ausauferstehung“ hat.

*Nach meiner Überzeugung sind das die Gläubigen des A. T. Abel kann der 1. sein. Vergl. Hebr 11:35.
**Die erste Auferstehung, die das 1000jährige Reich einleitet, gehört Israel und denen, die in der Antichristenwoche um Jesu willen den Tod erleiden. Die 2. Auferstehung leitet nach dem tausendjährigen Reich das Endgericht ein.
***Es darf hier nicht übersehen werden, dass Christus bei seiner Wiederkunft das Gericht über den Antichristen und den falschen Propheten hält und auch das 1000jährige Reich aufrichtet. Hier ist er schon der „Füllechristus“, d. h. zur Fülle gelangt durch seine Gemeinde. Die Gemeinde muss demnach schon eher „hingerückt“ worden sein.

Die Entrückung

Paulus sieht die Entrückung als Abschluss der Gemeindeauferstehung. Erstlingsauferstehung und Entrückung fallen in die gleiche Zeit: „Denn das sagen wir euch, als ein Wort des Herrn, dass wir, die wir leben und überbleiben auf die Zukunft des Herrn, werden denen nicht vorankommen, die da schlafen. Denn er selbst, der Herr, wird mit einem Feldgeschrei und Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel, und die Toten in Christo werden auferstehen zuerst. Danach wir, die wir leben und überbleiben, werden zugleich mit denselben hingerückt werden in den Wolken dem Herrn entgegen in der Luft, und werden also beim Herrn sein allezeit“ (1Thes 4:15-17).

Bei Paulus ist die Erstlingsauferstehung und Entrückung nicht nur gleichzeitig, sondern im Ziel auch gleichbedeutend. Erstlingsauferstehung und Entrückung führen zu Christus, nur mit dem Unterschied, dass Auferstehung ein „Ankleiden“ und Entrückung ein „Überkleiden“ bedeutet. Beide Ereignisse haben das eine Ziel: Neuer Leib in Christus. „Und darüber sehnen wir uns auch nach unserer Behausung, die vom Himmel ist, und uns verlangt, dass wir damit überkleidet werden; so doch wo wir bekleidet, und nicht bloß erfunden werden. Denn dieweil wir in der Hütte sind, sehnen wir uns und sind beschweret, sintemal wir wollten lieber nicht entkleidet, sondern überkleidet werden, auf dass das Sterbliche würde verschlungen von dem Leben“ (2Kor 5:2-4).

Wann ist die Entrückung?

1. Vor dem Offenbarwerden des Antichristen. „Und was es noch aufhält, wisset ihr, dass er offenbaret werde zu seiner Zeit. Denn es regt sich schon bereits das Geheimnis der Bosheit, allein, dass der es jetzt aufhält, muss hinweggetan werden. Und alsdann wird der Boshaftige offenbart werden ...“ (2Thes 2:7:8). Das „Aufhaltende“ muss hinweggetan werden, erst dann kann der Antichrist sich in der klarsten Weise offenbaren und auswirken. Was ist das Aufhaltende? (Christus mit seinem vom Geiste geschaffenen Leibe = Gemeinde*)

*Die Annahme, das „Aufhaltende“ seien christliche Regierungen und christliche Erziehungen, ist unzutreffend. „Christliche" Regierungen und „christliche“ sind für das Antichristentum nie hindernd, sondern vielfach fördernd gewesen. Hätte nämlich die christliche Politik und die christliche Pädagogik - davon es in der Vergangenheit wahrlich nicht mangelte - aufhaltend gewirkt, dann dürfte niemals das Antichristentum erstehen. Was ist aber bei all der christlichen Politik und christlichen Pädagogik in Wirklichkeit geworden? Antwort: „Christlicher Völkerbund“ - Genf - Moskau! Erschütternde Tatsache! Wäre jedes auf seinem Gebiet geblieben, das Christentum auf dem geistlichen und die Politik samt der Pädagogik auf dem völkischen, wir hätten das erschreckende Ergebnis heute nicht. Das prophetische Wort erkennt vorausschauend diese Tatsachen und besagt, dass die Welt in der letzten Zeit sehr „religiös“, und zugleich antichristlich sein wird (2Thes 2:4). Satan wird es verstehen, als ein Engel des Lichts aufzutreten (2Kor 11:14).
Sehr zu beachten ist auch, dass Paulus mit dem „Aufhaltenden“ keine christliche Regierung und christliche Erziehung gemeint haben kann, weil es zu seiner Zeit dergleichen nicht gab.

Wenn die Gemeinde entrückt sein wird, dann wird die Welt von jeglichem Christuseinfluss bar sein. Satan wird auf dieser Welt der Alleinherrscher im absoluten Sinne sein. Sein Diener, der Antichrist wird dann in seinem natürlichen Wesen offenbar werden. Lies 2Thes 2:9-12). Das wird eine finstere Zeit sein, wie sie ihresgleichen nur nach 1Mo 1:2 und Mt 27:45.46 hat*.

*Diese Antichristenwoche um die Hälfte kürzen wollen, indem man die Entrückung mitten in die Woche setzt, ist sinnwidrig, unsachlich und unbegründet.


2. Vor der Wiederkunft Christi. Christi Wiederkunft hat zum Zweck, den Antichristen zu richten und das Weltvollendungsgeschehen einzuleiten. „... welche der Herr umbringen wird mit dem Geist seines Mundes, und wird ein Ende machen durch die Erscheinung seiner Zukunft“ (2Thes 2:8). Nach Eph 1:23 und anderen Stellen wird der „Füllechristus“ das Weltvollendungsgeschehen durchführen. Demnach muss vor der Wiederkunft Christi die Gemeinde bei ihm sein, um mit ihm zur „Fülle“ zu gelangen.


3. Vor der kalendermäßigen Zeit Israels. Wann ist Israels Zeit? Nach Dan 9:26.27 hat Israels Zeit mit dem Ablauf der 69. Jahrwoche, d. h. mit der Kreuzigung Jesu, aufgehört, und setzt mit der 70. Jahrwoche wieder ein. Die 70. Jahrwoche ist zweifellos die Antichristenzeit. Dazwischen liegt für Israel die „wüste“ Zeit! Jesus bestätigt sie: „Und sie werden fallen durch des Schwertes Schärfe, und gefangen geführt unter alle Völker; und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis dass der Heiden Zeit erfüllet wird“ (Lk 21:24). Das Jesuswort deutet gleichzeitig an, dass die „wüste Zeit“ über Israel auch eine „Heidenzeit“ im besonderen Sinne ist. Paulus, der Apostel der Heiden, deutet die für Israel „wüste Zeit,“ die von Jesus mit „Heidenzeit“ gekennzeichnet ist, und stellt fest, dass diese Zeit für Gott keinen Leerlauf bedeutete. „Ich will euch nicht verhalten, liebe Brüder, dieses Geheimnis, auf dass ihr nicht stolz seid. Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren solange, bis die Fülle der Heiden eingegangen sei“ (Röm 11:25). Gott kennt keinen leeren Raum oder untätige Heilszeit. In dieser Zeit geht der Plan Gottes, der vor Grundlegung dieser Welt festgelegt ist, in Erfüllung: Die Auferbauung der Gemeinde“! Erst soll die Fülle der Heiden eingegangen sein, und dann läuft die göttliche Uhr mit Israel weiter.**

**Diese Zeiten, besser gesagt, diese aparten Geschehnisse miteinander verquicken wollen, ist eine unverantwortliche Willkür, die auch die Unkenntnis über das prophetische Wort im höchsten Grade verrät. Man bedenke doch, dass in der Gemeindezeit Gott durch die Gemeinde wirkt, und in der Zeit Israels durch Israel. Wenn Gott da eine getrennte Sache hat, warum versuchen wir sie zu vermengen? Haben wir dazu eine Veranlassung oder Berechtigung?


4. Vor der letzten Trübsalszeit Israels. Es sind genügend Bibelstellen vorhanden, die ganz deutlich aussagen, dass die Gemeinde mit den „Endleiden“ nichts zu tun hat. „Und zu warten des Sohnes vom Himmel, welche er auferwecket hat von den Toten, Jesum, der uns von dem zukünftigen Zorn erlöset“ (1Thes 1:10). Denn wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Ruhm? Seid nicht auch ihr’s vor unserem Herrn Jesu Christo zu seiner Zukunft?“ (1Thes 2:19). „... dem Herrn entgegen ...“ (1Thes 4:17). „Ihr aber, liebe Brüder, seid nicht in der Finsternis, dass euch der Tag wie ein Dieb ergreife. Ihr seid allzumal Kinder des Lichtes und Kinder des Tages; wir sind nicht von der Nacht, noch von der Finsternis. Wir aber, die wir des Tages sind, sollen nüchtern sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung zur Seligkeit. "Denn Gott hat uns nicht gesetzt zum Zorn, sondern die Seligkeit zu besitzen durch unsern Herrn Jesum Christ“ (1Thes 5:4-9). „... dass euch Gott erwählet hat zur Seligkeit ....“ (2Thes 2:13). „Und warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit ...“ (Tit 2:13). „... der hat das ewige Leben, und kommt nicht in das Gericht ...“ (Joh 5:24). „Dieweil du hast bewahret das Wort meine Geduld, will ich auch dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die da wohnen auf Erden“ (Offb 3:10).

Dagegen wird mit den Endleiden immer Israel in Verbindung gebracht. „Wenn ihr nun sehen werdet den Gräuel der Verwüstung (davon gesagt ist durch den Propheten Daniel), dass er steht an der heiligen Stätte (wer das liest der merke drauf), alsdann fliehe auf die Berge, wer im jüdischen Lande ist.“ (Mt 24:15.16). „Und ich hörte die Zahl derer, die versiegelt wurden, hundert und vier- und vierzigtausend, die versiegelt waren von allen Geschlechtern der Kinder Israel ....“ (Offb 7:4-8). „Er wird aber den Bund stärken eine Woche lang. Und mitten in der Woche wird das Opfer und Speisopfer aufhören. Und bei den Flügeln werden stehen Gräuel der Verwüstung ...“ (Dan 9:27).

Man lasse das Wort so stehen, wie es geschrieben ist und lese und setze nicht an die Stelle Israels die Gemeinde! Das Wort für Israel bleibt, auch wenn die ganze Theologie es für die Gemeinde umdeutet. Letztlich kommt es nicht auf die Deutung der Theologie, sondern auf die Aussagen und die Erfüllung der Schrift an!*

*Die Annahme, die Setzung der Entrückung vor der Antichristenwoche sei gleichbedeutend mit Leidensscheu, ist abwegig und widerspruchsvoll. Der Gemeinde sind nämlich die Leiden nicht allein für die letzte Zeit aufgespart, sondern sie geht durch Leiden! Ihr Grundzug in dieser Zeit ist Leiden! Ihr Weg ist der Golgathaweg“. Man lese mit Bedacht folgende Seiten: Kol 1:24; 1Petr 4:12-16; Jak 1:12; Röm 5:3.4. RQ
Um das Leidensproblem zu begreifen, muss berücksichtigt werden, dass die Leiden in der Antichristenwoche zwangsläufig sein werden und zwar über Israel. Alle Stellen, die von diesen Leiden reden, führen auch immer Israel an. Man nehme doch das Wort wörtlich! Die Gemeinde dagegen hat freiwillige Leiden.
Auch ist zu beachten, dass in der Gemeinde die Leiden die Folge des Glaubenslebens sind. Die Gemeinde leidet, weil sie glaubt. In der Antichristenwoche dagegen werden Leiden die Triebfeder des Glaubens werden. Israel wird zum Glauben kommen aus Leiden.
Ebenso wichtig ist es zu verstehen, dass die Leiden der Gemeinde ausschließlich religiöser Art sind. Dagegen bei Israel werden die Leiden auch rassen- und nationalpolitischer Art sein.
Und wenn man die Entrückung in die Mitte der Jahrwoche setzt, dann hat die Gemeinde immer noch nichts mit diesen Leiden zu tun, weil nach Dan 9:27 und anderen Stellen sie erst mitten in der Jahrwoche beginnen.
Hierbei ergibt sich aber der unverkennbare Widerspruch, dass die Entrückung, die nach Weisung der Schrift unerwartet und plötzlich erfolgt, berechenbar wird. Man brauchte nach dem Offenbarwerden des Antichristen nur 3 1/2 Jahre hinzuzuzählen, und die Zeit der Entrückung wäre bis auf einen Tag festgestellt.

Nochmals sei auf die Tatsache hingewiesen, dass die Entrückung ein Geschehen der Gemeinde ist, und nur Paulus die Gemeinde in ihren Einzelheiten darstellt... Will man die Entrückung der Gemeinde dem Sinne und der Zeit nach feststellen, dann muss man schon zu Paulus in die Lehre gehen. Man hantiere darum in Bezug auf die Entrückung nicht mit Bibelstellen, die nicht im geringsten die Gemeinde meinen.

Am wichtigsten ist festzustellen, warum die Entrückung stattfinden soll. Eine Bedeutung haben wir bereits herausgestellt: sie räumt dem Antichristen das Feld. Die andere Bedeutung ist noch viel wichtiger. Als der Leib Jesu Christi wird sie in das einzigartige Vollendungsgeschehen gestellt, nämlich in die Vereinigung mit Christus! Das führt uns zu der weiteren und letzten Tatsache:

Die Eingliederung in den Leib Jesu Christi

Was das auf sich hat, können wir nur wenig erklären. Das wird ein Werk unseres Christus sein, das wir in seinem tiefsten Sinn erst in der Ewigkeit erkennen werden.

Einige Schriftstellen deuten uns an, was bei der „Eingliederung“ vor sich gehen wird. „Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richtstuhl Christi, auf dass ein jeglicher empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse“ (2Kor 5:10). „Wir werden alle vor dem Richtstuhl Christi und Gottes dargestellt werden“ (2Kor 5:10; Röm 14:10)

Der „Richtstuhl Christi“ ist nicht das Endgericht! Von dem Endgericht spricht Jesus: „Wer mein Wort höret und glaubet dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben durchgedrungen“ (Joh 5:24). Der „Richtstuhl“, von dem Paulus spricht, ist das Preisgericht, vor das gerade die Gläubigen gestellt werden. Vor dem nicht über Leben und Tod, sondern über das Lebensverdienst geurteilt wird. Ein Vorbild dafür sah Paulus auf der griechischen Arena, in der auf dem Preisrichterstuhl über die Preise der Kämpfer geurteilt wurde.

So werden die Glieder der Gemeinde vor dem Preisrichterstuhl Christi gestellt, wo sie nach geistlichem Rang und lebensmäßiger Würde für die Einordnung in den Leib Christi „abgeurteilt“ werden. Das ist wohl das höchste Gemeindegeschehen, schon auch deswegen, weil es das letzte ist. Etwas Höheres und Besseres gibt es nicht, als in der absoluten Weise „in Christus“ gestellt zu werden. Von hier ab ist die Gemeinde in Christus, und Christus in der Gemeinde; es ist da der „Fülle-Christus“, der dann alles in allen und allem vollführt“ Hier ist beendet das Vollendungsgeschehen der Gemeinde, und nun beginnt das Vollendungsgeschehen der Welt! (Über das Weltvollendungsgeschehen siehe den zweiten Teil dieses Buches.)

Lies weiter:
8. Die Gemeinde und ihr heutiges Bekenntnis