Die Gemeinde und ihr heutiges Bekenntnis

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Abschrift des Heftes: Die Gemeinde Jesu Christi
in ihrer Bedeutung für Himmel, Erde, Zeit, Ewigkeit
Friedrich Malessa, Samplatten (Ostpr.)

Paulus Verlag Stuttgart

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Die Gemeine Jesu Christi

in ihrer Bedeutung für Himmel, Erde, Zeit, Ewigkeit

8. Die Gemeinde und ihr heutiges Bekenntnis

Wir haben mit der bisherigen Betrachtung Zeiten und auch Ewigkeiten durchwandert, und nun kehren wir beim letzten Thema zurück zu unserer Gegenwart. Wir wollen die Tatsache nicht aus dem Auge lassen: „Der entscheidende Punkt in der Gegenwart ist bestimmend für die ganze Zukunft“. Vom Verhältnis in unserer Gegenwart hängt der Eingang in die Zukunft ab. Wenn uns der Herr in diesem Augenblick entgegentreten sollte, dann käme es auf die Bereitschaft an: „Bereit sein ist alles!“ Unsre Bereitschaft beansprucht aber unsre Gegenwart. So soll uns die Schlussabhandlung sehr interessieren, weil sie um unsere Gegenwartsentscheidung ringt.

Zur Bereitschaft gehört nicht nur das Seligkeitsverhältnis, sondern auch das Dienstverhältnis! Kinder Gottes sind nicht nur Gerufene, sondern auch Gesandte! Erinnern wir uns, was wir von der Gemeinde festgestellt haben: Durch sie soll alles in allem erfüllet werden. Erfüllungspflichten hat die Gemeinde, nicht nur Genussrechte. „Seid zum Dienst und zum Genuss tüchtig, beides ist dem Volke Gottes wichtig.“ Petrus hat es mit größtem Nachdruck bezeugt: „“Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“ (1Petr 2:9). Paulus schreibt: „Ihr seid bekehrt von den Abgötter, zu dienen dem lebendigen und wahren Gott“ (1Thes 1:9). Jesus hat das Tun nicht weniger betont: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen meines Vaters im Himmel tun“ (Mt 7:21).

Wir können wohl sagen, dass die Erfüllung im Reiche Gottes zum nicht geringen Teil von der Dienstbereitschaft der Gemeinde abhängt. Gemeinde ist Lebensgemeinschaft! Sie steht im Erleben, darum auch im fortgesetzten Ausleben! Wie eine Quelle nur solange empfangen kann, solange sie gibt, so kann auch die Gemeinde nur solange nehmen, solange sie weiterreicht. Das Nehmen steht im Verhältnis zum Geben und umgekehrt, beides steht in der innigsten Wechselbeziehung. So werden wir das Zweifache zu besehen haben: sich erfüllen lassen und in der Erfüllung stehen. Oder: Heilige Passivität und heilige Aktivität.

Das heutige Bekenntnis der Gemeinde hat Paulus sehr deutlich gekennzeichnet mit den Worten: „So sind wir nun Botschafter an Christi statt; denn Gott vermahnet durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt: lasset euch versöhnen mit Gott“ (2Kor 5:20). Das ist wohl der Inhalt und der Sinn des ganzen Bekenntnisses: das Leben schaffende und Leben gestaltende Wort vom Kreuz!

Es ist aber nicht zu verkennen, dass das Bekenntnis des Wortes nicht nur ein Lippenbekenntnis sein darf, sondern auch ein Lebens- und Tatbekenntnis! Das Lippenbekenntnis soll vom Tatbekenntnis besiegelt werden. Ohne diese Besiegelung mit dem Leben ist das Bekennen mit dem Munde nicht nur zwecklos, sondern schädlich. Heuchlerisches Bekenntnis ist verwerflicher als kein Bekenntnis. Die Gemeinde Jesus Christi hat darum heute nicht nur einen Kanzeldienst, sondern auch einen Altardienst. Beides muss nebeneinander, richtiger gesagt, ineinander bestehen. Gemeinde Jesu Christi ist darum nicht da, wo das Wort nur mit dem Munde bezeugt wird, sondern wo es auch erlebt und durchlebt wird.

Die Taufe als Gnadenmittel

Solches Bekenntnis, das im Wort und Werk und allem Wesen besteht, und das nach innen und außen führt, wird mit den Sakramenten (Gnadenmitteln, - Verordnungen) in symbolhafter Weise zum Ausdruck gebracht.

Die Gnadenmittel sind die Zusammenfassung des ganzen Bekenntnisses. Darum werden sie von der Bibel nicht nur als bedeutungsvoll herausgestellt, sondern sie erhalten auch in ihrer Darstellung einen weiten Raum. Niemals dürfen sie bagatellisiert werden, denn sie sind von Gott verordnet, damit in ihnen das ganze Bekenntnis zusammengefasst werde, und dann auch durch sie, das Bekenntnis in der zusammengefassten Weise lebendig und wahr zur Darstellung gelange.

Nun kommt es darauf an, dass die Gnadenmittel im Leben der Gläubigen nicht nur Momentakte bleiben, sondern dass sie sich lückenlos auswirken in ihrem Sein! Nicht das ist der Zweck der Gnadenmittel, dass sie nicht einmal vollzogen und etwa nur vollzogen, sondern dass sie unverlierbarer Lebensbesitz werden. Nicht Zierstücke des christlichen Lebens sind die Gnadenmittel, sondern heilige Lebensgüter; nicht Gegenstand seligen Andenkens, sondern Triebfeder zum göttlichen Leben.

In welcher Weise bringen die Gnadenmittel das Bekenntnis zum Ausdruck? Wir sehen sie uns kurz an und beginnen mit der Taufe.* Nach Röm 6 stellt die Taufe das „mit Christus-Gestorben- und Auferstandensein“ dar. Wohlgemerkt, die Taufe stellt nicht nur das Gestorben- und Auferstandensein Christi dar, sondern unser Gestorben- und Auferstandensein mit Christus! Wir werden da radikal mit hineinbezogen. Nicht als ob wir mit unserem Sterben und Auferstehen die Erlösung immer wieder auf's neue bewirken sollen, sondern damit wir mit unserem Mitsterben und Mitauferstehen die Erlösung miterleben und mitausleben, d. h. bekennen! Erlösung, die von Jesus Christus längst bewirkt ist, kann nur auf derselben Linie miterlebt und ausgelebt werden. Wer das Glück von Golgatha erleben will, muss mit Golgathaleben beglückt werden. Golgathaleben ist nur auf Golgatha zu erleben. Golgathaleben bekennen, ist nur von Golgatha aus möglich.

*Es handelt sich hier nicht um eine erschöpfende dogmatische Abhandlung der Sakramente, sondern um einige Bemerkungen über die Bedeutung der Sakramente im Bekenntnisleben der Gemeinde.

Dass die beiden Ereignisse, Sterben und Auferstehen, nötig sind, braucht nicht viel gesagt zu werden. „Die „Welt“ vergehet mit ihrer Lust“, sagt Johannes. Wer der Welt nicht gestorben ist, vergeht mit ihr. Wer vom Untergang der Welt gerettet sein will, darf für sie und mit ihr nicht leben.

„In mir, das ist in meinem Fleisch, wohnet nichts Gutes“, sagt Paulus. Das nicht gute Fleisch wird vergehen. „Alles Fleisch ist wie Gras“. Wer darum mit dem „Fleisch“ nicht vergehen will, muss ihm sterben.

„Die Sünde ist der Leute Verderben“, sagt der weise Salomo. Weil die Sünde das ganze Verderben bringt, darum ist sie von Gott verdammt. Wer darum dem Sündenurteil nicht anheim fallen will, darf ihr nicht leben, sondern muss ihr sterben.

Mit Christus leben

Es kann aber nicht beim Gestorbensein bleiben, denn das wäre noch weniger als das Leben im Bisherigen, sondern es geht hinein in das Auferstehungsleben! Wer am alten Wesen stirbt, den lässt Gott nicht im Tode. Durch Christus ist die Todestür geöffnet. Durch ihn und mit ihm geht’s ins volle Leben!

Mit Christus leben heißt: Lebenskräfte sieghaft und unüberwindermäßig über den Todeswesen tragen. Christus hat nicht das Auferstehungsleben genommen und ist damit dem Verderben entflohen, sondern er trägt es über dem Todeswesen mit der Bestimmung nach 1Mo 1:2: „Und der Geist Gottes brütet über den Wassern“. Wer mit Christus der Welt gestorben ist, der ist nicht mehr von der Welt, aber er ist in der Welt mit dem großen Lebensauftrag. Leben kann nie Weltflucht bedeuten, sondern Offenbarung. Christus trägt das ewige Leben hinein in diese Welt, aber in der Weise, wie er seinen Jüngern gesagt hat. „Ihr sollt meine Zeugen sein“, Zeugen im Miterleben. Das ist das positive Bekenntnis der Gemeinde Jesu Christi, das sie in der Taufe zusammengefasst fortgesetzt zum Ausdruck bringt: Lebensoffenbarung nach Gestorbensein!

Hier dürfte sich die Feststellung erübrigen, dass dieses zusammengefasste Bekenntnis in der Taufe nicht ein einmaliges Augenblicksgeschehen sein kann, sondern ein fortwährendes. Taufe erheischt nicht den Taufakt als Augenblick, sondern als Taufleben!

Petrus hat in Apg 2 mit der Taufe noch andere Geschehnisse in Verbindung gebracht, nämlich Buße und Glaube. Er spricht: „Tut Buße“. Das ist das erste Geschehen. Nach einigen Sätzen heißt es weiter: „Die nun sein Wort gerne annahmen, ließen sich taufen..“ Zur Wortannahme gehört Glaube. Das ist das zweite Geschehen. Darauf folgte das dritte Geschehen: „ließen sich taufen“. Zur Wortannahme gehört Glaube. Das ist das zweite Geschehen. Darauf folgte das dritte Geschehen: „ließen sich taufen“. So hat Petrus diesen Dreiklang aufgestellt: Buße, Glaube, Taufe“

Was ist Buße? Das kategorische „Nein“ zur Sünde, Fleisch und Welt. Was ist Glaube? Auf derselben Linie gesehen das absolute „Ja“ zum ewigen Leben. Was ist Taufe dementsprechend? Beides, nämlich das „Nein“ und das „Ja“. Die Taufe ist die Zusammenfassung des ganzen Heilserlebens in Buße und Glaube.

Wie wunderbar kann es sein, wenn das Bekenntnis der getauften Gemeinde nicht jeweilig oder einmalig, sondern andauernd so ist: Nein zu Sünde, Welt und Fleisch, ja zum ewigen Leben in der Lebensoffenbarung.

Weitere Gnadenmittel

Das zweite Mittel, Abendmahl, liegt auf derselben Linie. „Denn sooft ihr von diesem Brot esset und von diesem Kelch trinket, verkündiget ihr des Herrn Tod, bis dass er kommt“ (1Kor 11:26). Wo Christi Tod nach der göttlichen Weise verkündigt wird, da wird auch das Leben Christi in göttlicher Weise erlebt und ausgelebt. Darum ist für Paulus das Abendmal eine „Verkündigung“. Das „so oft“ ist gleichbedeutend mit: „ohne Unterlass“.

Noch ein Gnadenmittel will ich nennen, dass in dieser Abhandlung oft erwähnt wurde: Die Gemeinde! Sie ist die „Herausgerufene“ und gleichzeitig in Gottes Heilsfülle hereingerufen mit der Bestimmung: „Ihr seid das Licht der Welt“.

Licht soll die Gemeinde in die finstre Welt hineintragen, und das mit dem Lebensbekenntnis, aber auch mit dem Wortbekenntnis. Tat und Wort. „Wort“ ist aber der Grund alles Erlebens und Auslebens. Dieses Wort darf nicht Hall und Schall seien. Tote Buchstaben und hohle Töne sind kein „Wort“. Gottes Wort ist Lebenswirkung“ „Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer...“ (Hebr 4:12). Wo das lebendige Wort Gottes im Erleben und Ausleben ist, da ist auch die bibl. Gemeinde. Und wo Gemeinde ist, da ist auch Wort Gottes. Da ist das Wort in zweifacher Weise:

  1. “Meine Worte sind Geist und Leben.“
  2. “Und das Wort ward Fleisch.“

Die Gemeinde braucht die Gnadenmittel nur zu erleben und auszuleben und hat damit ein Bekenntnis, das für alle Zeiten gilt.

Lies weiter:
II. Welt- und Heilsgeschichte der Ekklesia