Die Elementarstufe und Neuschaffung der Erde

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Erde und Menschheit in Gottes Heilswalten
von Mathias Jaegle u. Mitarbeitern (1977)
aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Gross (+ 20.12.2022), Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Erde und Menschheit in Gottes Heilswalten

II. Gottes Heilsweg mit der Menschheit

8. Die Elementarstufe und Neuschaffung der Erde

Die Auflösung der Elemente

Die Inhaltsangabe zu diesem Thema ergibt sich aus dem von Petrus überlieferten Bericht vom Auflösen der Elemente: „Eintreffen wird aber der Tag des Herrn wie ein Dieb, in dem die Himmel mit Getöse vergehen, die Elemente aber, in Glut vergehend, aufgelöst werden, und die Erde und die Werke, die in ihr gefunden werden. Da nun dieses alles sich auflösen wird, als was für eine Art müsst ihr da sein in heiligen Verhalten und Frömmigkeit, erhoffend und beschleunigend die Anwesenheit des Tages Gottes, um dessetwillen die Himmel glühend aufgelöst werden und die Elemente, in Glut vergehend, zerschmelzen“ (2Petr 3:10-12).

Die grundlegende Wahrheit für unsere Ausführungen liegt in dem zweimal vorkommenden Wort „Elemente“. Wörtlich heißt es von diesen, dass sie in Glut vergehend aufgelöst werden. Mit dieser Aussage wird uns ein vertiefter Einblick in dieses künftige Ereignis gewährt, denn sie erklärt uns, was eigentlich im Feuer aufgelöst wird. Das lässt das Geschehen in einem neuen Licht erstehen. Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, bedienen wir uns wieder der Stichwort-Konkordanz (SK) der Konkordanten Wiedergabe des N.T. Auf Seite 473, unter „Grundregeln“, findet sich der Ausdruck „Elemente“ griechisch „stoicheion“. Andere übersetzen dieses Wort mit „Grundstoffe“ im Sinne von „Grundbestandteilen“, aus denen die Welt besteht.

Was „Element“ in der Heilsgeschichte rangmäßig aussagt, wird uns mit Hebr 5:12 nahegelegt. Demzufolge werden die Hebräer um ihrer Rückständigkeit willen im Glaubensleben gerügt, weil sie immer noch über die Anfangs-Grundregeln, oder Elemente des Anfangs, „stoicheion“, belehrt werden müssen. Demnach liegt in „Element“ der Anfangs- und Grundbegriff einer Sache. Dies wird noch zusätzlich bestätigt mit dem von „Element“ abgeleiteten Eigenschaftswort „elementar“ = „grundlegend, anfängerhaft“. Sofort weiß jeder Leser, dass damit eine Anfangs- und Unterstufe von irgendeiner Lehre oder sonstigen Sache bezeichnet ist. Dazu gehören auch die Elemente der Himmel und Erde, die zum Vergehen bestimmt sind. Diese Elemente bilden also nur einen elementaren, grundlegenden Anfang in Gottes stofflicher Schöpfung, und insofern kann man sie auch mit „Anfangs-Grundregeln“ der Gesamtschöpfung bezeichnen. Diese Tatsache bekundet auch der Hebräerbriefschreiber von der Erde und den Himmeln, die (wörtliche übersetzt) „Werke gemäß den Anfängen, oder Anfangswerke Seiner Hände sind: „Sie werden umkommen“ (Hebr 1:10-11). (Das Wort „umkommen“ ist ein aus zwei Stämmen „ganz“ und „lösen“ mit der Vorsilbe „von“ zusammengesetztes Wort. Es ist daher mit den übrigen Wortverbindungen mit dem Stamm „lösen“ verwandt. Vergl. „lösen“ Seite 521 in der Sk mit „auflösen“ Ss. 377; „erlösen“ S 425; „freilösen“ S. 440 und „umkommen“ S 601.)

Bei „umkommen“ ist nun nicht an eine völlige Vernichtung, eine Auflösung in Nichts zu denken, vielmehr ist damit eine grundlegende Änderung der bisherigen Daseinsform gemeint. Sei es nun die äußre Erscheinungsform im Bereich der stofflichen Schöpfung, wie dies beim Niederwurf geschah, als die damalige Welt durch Wasser überflutet umkam (2Petr 3:5-6), oder dass die Struktur und der Aufbau der Elemente geändert wird. Vormals war es Wasser, künftig wird es Feuer sein, das eine durchgreifendenre Wandlung und Überführung in eine andere, neue Daseinsform bringen wird. Deswegen sagt auch der Hebräerbrief: „... und alle (Himmel und Erde), wie ein Kleid sollten alt sie werden, und wie eine Umhüllung wirst Du sie aufrollen, wie ein Kleid auch sollen sie v e r w a n d e l t werden“. (Hebr 1:11b-12a). Danach schließt das Umkommen auch die Verwandlung mit ein.

Aber auch von Menschen wird häufig gesagt, dass sie umkommen (Lk 13:3; Joh 3:15; 1Kor 1:18 u.a.) Dabei ist jedes Mal eine tiefgreifende Wandlung der Lebensweise und Daseinsform in Aussicht gestellt. Es ist gleichsam ein Ganz-gelöst-werden von etwas Hergebrachtem oder Bestehendem, sei es positiv oder negativ. Durch die Vorsilbe „apo“ = „von“ ist dieser Gedanke bei „appollumi“ angedeutet. Demnach besteht zwischen dem stofflichen und geistlichen Geschehen weitgehende Übereinstimmung.

Während vormals dem Wasser als Gerichtselement diese lösende Aufgabe zufiel, ist es in Zukunft das alles durchdringende und reinigende Feuer, das die Materie ganz freilegen und umschmelzen wird. Das Feuer bewirkt nicht eine vollständige Auflösung der stofflichen Schöpfung in Nichts, vielmehr werden Himmel und Erde von den anfgangshaften, der Eitelkeit und Vergänglichkeit unterworfenen Grundregeln oder Elementen gelöst und in der folge von Gott so umgestaltet und verändert, dass sie als neue, unverderbliche Schöpfung offenbar werden. Gott gebraucht demnach das Feuer, um Himmel und Erde in eine andere, bleibende Daseinsform überzuführen.

In dieser Beziehung stimmen Bibel und Kerphysik überein, die uns Einblick in den Aufbau der Elemente und deren Auflösung und Verwandlung gibt. Auch lehrt uns die Physik, dass dabei keine Energie (nichts) verlorengeht welches ein wunderbares Gleichnis ist für die vom Herrn in Joh 6:39 und Joh 18:9 ausgesprochene Wahrheit: „Dies aber ist der Wille dessen, der Mich sendet, dass Ich von allem, das Er MIr gegeben hat, nicht eins von selbigem verliere“ (= apollumi). Wir könnten anstatt "verlieren“ auch „umkommen“ sagen, denn es ist dasselbe Urtextwort (s. SK Seite 601). Demnach wird der Herr nichts umkommen lassen, im Sinne von „in Nichts auflösen“, da es sonst tatsächlich ein Zunichtemachen oder Verlorengehen gäbe (1Kor 15:18). In diesem Zusammenhang ist daher der Hinweis auf die Auferstehung von ausschlaggebender Wichtigkeit. Letztere ist immer mit einer Verwandlung verbunden. (Auch wenn nicht in jedem Fall die Umwandlung oder Veränderung mit der Auferstehung in Beziehung gebracht wird, so ist dennoch allem ein Neuwerden verheißen). Doch bei dieser gibt es vorerst während der äonischen Zeiten graduelle Unterschiede. Ob der Auferweckung auch gleich die Lebendigmachung zu einem unauflöslichen Leben folgt, wie bei unserer Entrückung, oder ob die Toten einfach zu ihrem früheren sterblichen Leben auferstehen (z.B. Lazarus u.a.), ist nicht gleichwertig; denn die Lebendigmachung aller vollzieht sich in Etappen - doch schließlich triumphiert das unauflösliche Leben.

Der Anfang mit dem Einfachsten

Welch vielschichtiger Zusammenhang eröffnet uns das Wort „Element“. Da in diesem auch der Begriff von „elementar“ enthalten ist, so ergibt sich für die Erschaffung der Erde folgenden Erklärung: Gott hat mit dem Einfachsten der Grund gelegt. Es sind Elemente, die von vornherein zum Vergehen bestimmt sind. Diese Tatsache gilt uneingeschränkt, obgleich die himmlischen Wesen in Jauchzen ausbrachen (Hi 38:7) ob der Schönheit der Erde in ihrer Schöpfungsfrühe. Selbst die Himmel fallen unter dieses Urteil, denn auch ihre Elemente zerschmelzen und werden in bleibende verwandelt. Demnach bilden auch sie nur einen elementaren Anfang mit dem Einfachsten.

Nun ist bemerkenswert, dass selbst die teilweise zu eine Paradies umgewandelte Erde des Tausendjährigen Königreichs Christi noch zu diesem Anfangsgrund gehört, da gerade sie noch durch das einschneidendste Feuergericht geführt wird.

Aufgrund dieser Wahrheit können wir sagen, dass bei dem künftigen Weltenbrand Himmel und Erde von den der Verderblichkeit untergeordneten Anfangs-Grundregeln, oder -Elementen, gelöst werden, die durch das Feuer glühend zerschmelzen. Auf diese Weise ändert und verwandelt Gott die elementare Schöpfung in die unvergleichlich herrlichere neue, die die alte weit überstrahlt.

Wenn dann der neue Himmel und die neue Erde erschaffen sind, heißt es von den ersten (Offb 21:1): „... denn der vorige Himmel und die vorige Erde gehen dahin.“ („vorige“ kann ebensogut mit „erste“ übersetzt werden.) Und Jesaja (Jes 65:17) sagt von diesem Geschaffenen, dass man des alten nicht mehr gedenken wird, ob der der einzigartigen Pracht des neuen.

Das Alte und das Neue

Von diesem göttlichen Grundsatz des Dahintenlassens des Alten und dem Übergehen zu Neuem werden gleicherweise das stoffliche wie das geistliche Geschehen geprägt. So bekundet es der Hebräerbrief vom mosaischen Gesetz: „... denn nichts vollendet das Gesetz. Es ist aber die Einführung einer besseren Erwartung, durch die wir uns Gott nahen“ (Hebr 7:19). Desgleichen wird der alte durch den neuen Bund abgelöst werden. „Indem Er sagt einen ‚neuen‘, hat Er den ersten alt gemacht. Was aber alt und greisenhaft wird, ist dem Verschwinden nahe (Hebr 8:13). Und der Übergang von dem unvollkommenen Ritual mit Tieropfern zu der vollgültigen Darbringung Jesu Christi ist in den kurzen Ausspruch gefasst: „Er hebt das erste auf, auf dass Er das zweite aufstelle“ ([Hebr 10:9]b).

Alle diese Aussagen passen auch auf unsere Erde. So ist gleichfalls die anfängliche Erde - wie das Gesetz - mit Golgatha der Schauplatz geworden für die Einführung einer besseren Erwartung, durch welche dereinst alle Seine Menschenkinder auf der neuen Erde Gott vertrauensvoll nahen dürfen. Und wenn das Tausendjährige Königreich zum Abschluss gekommen ist, dann ist auch unser Planet alt und wird von Gott durch Feuer verwandelt werden. Dieses Vergehen des alten sagt Petrus mit den Worten voraus (2Petr 3:7). „Die nunmehrigen Himmel aber und die Erde sind durch dasselbe Wort gespeichert mit Feuer“ und werden demzufolge im Feuer aufgelöst werden (2Petr 3:10-12). Gott tut dies aber nicht, weil Er mit ihr einen Misserfolg erleben musste, sondern vielmehr, da dann der unvollkommene Anfangs-Dienst, für den Er sie gebrauchte, getan ist. Die Vollendung mit dem „bleibenden zu Vollkommenheit-geführt-sein“ ist für die Zeit der neuen Erde und Himmel aufgespart.

Wenn wir bedenken, auf welche Weise Gott Seine stoffliche Schöpfung verwandelt, so werden wir staunend gewahr, zu welch nützlichem, und Seiner Schöpfung förderlichen Dienst Gott das Feuer gebraucht. Gleich wie der Schmelzer im Ofen das Silber von den Schlacken befreit (Ps 12:6), ebenso läutert Er im Feuer Erde und Himmel. Vielseitig weiß auch der Mensch die Kraft des Feuers zu nutzen. Mit Recht sagt Schiller. „Wohltätig ist des Feuers Macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht“. Dazu gehört auch die Kernenergie, die immer mehr an Bedeutung gewinnt. Wenn schon der sterbliche Mensch die im Feuer freiwerdende Energie zu nutzen, und seinen Absichten zweckdienlich zu machen weiß, z.B. der Schmied um ein neues Gerät für sein Handwerk hervorzubringen (Jes 54:16; Spr 25:4), wie viel mehr dann Gott, der beide, den Schmied und das Feuer geschaffen!. Und demzufolge gewahren wir eine verwandelte (Hebr 1:10-12) neue Schöpfung aus Seiner Hand hervorgehen, nachdem die Elemente der alten sich im Feuer aufgelöst haben.

Die Herrlichkeit der Elementarstufe

Die Feststellung, dass Gott bei der Erschaffung von Erde und Himmel mit dem Einfachsten auf der Elementarstufe begann, darf uns dennoch von diesen Anfangsschöpfungen nicht gering denken lassen. Die anfangsgemäße Erde war ja so wunderbar schön, dass selbst die Söhne Gottes in Entzücken ausbrachen (Hi 38:7). Und sogar heute noch, trotz dem Gerichtsspruch von 1Mo 3:17, wird der Mensch immer wieder überwältigt von der mannigfaltigen Schönheit und von der Zweckmäßigkeit der im Mikro und Makrokosmos waltenden Gesetzes.

Wenn schon das Anfängliche von so wonnevoller Pracht isst, wie unvorstellbar herrlich werden es erst die neuen Schöpfungen sein! Wiewohl die Wohnerde im kommenden Königreich Christi teilweise zu einem Garten Eden erneuert sein wird, steht sie noch immer auf der Elementarstufe. Diese ist erst mit ihrer durchgreifenden Auflösung abgeschlossen. Alsdann, um mit Hebr 5:12-14 und Hebr 6:1 zur reden, tut Gott die mangelhaften Anfangs-Grundregeln ab und hebt die Erde durch die Neuschöpfungee auf die überragendeste Stufe der Vollkommenheit und Unverderblichkeit.

Doch die Grundlage für diese das erste überragende Herrlichkeit wäre ohne das Anfängliche, die Elementarstufe, undenkbar. Sie ist das Fundament, auf dem das Zweit, Vollkommene, ruht und eingesenkt ist. Erst die Gegenüberstellung der beiden lässt uns daher das unfassbare und unergründliche, alle Grenzen überschreitende Ausmaß des Bleibenden aufleuchten.

Offenbarung, Wandel, Erwartung

Mit der Bekanntmachung der Erde und Himmel betreffenden Offenbarung in 2Petr 3:10-13 ist jedoch der vorliegende Text nicht erschöpft. Petrus hat seinen Lesern noch mehr zu sagen, das auch wir sehr zu beherzigen haben!

Gleich im Zusammenhang mit dem großen Weltenbrand (V.10) mahnt er zu heiligem Wandel in rechter Erwartung (V. 11). „Eintreffen wird aber der Tag des Herrn wie ein Dieb, an dem die Himmel mit Getöse vergehen, die Elemente aber, in Glut vergehend, aufgelöst werden, und die Erde und die Werke die in ihr gefunden werden. Da nun dieses alles sich auflösen wird, als was für eine Art müsst ihr da sein in heiligem Verhalten und Frömmigkeit...“

Als erstes stellen wir fest, dass Petrus durch den Geist geleitet, diesen mahnenden Zuspruch - der seinen Fortgang in Vers 14 nimmt - mitten in seine große prophetische Verheißung gestellt hat. Mit dieser Gruppierung tut Gott Seinen Willen kund, Erkenntnis und Wandel aufs engste zusammenzuschließen. Die Gläubigen sollen sich nicht nur einseitig mit Lehre und Prophetie befassen, sondern sich auch eines geheiligten Wandels befleißigen. Nach Tit 2:10 kann mit einem rechten Wandel die Lehre unseres Gottes geschmückt werden, andererseits aber auch durch Ungehorsam gelästert werden (1Tim 6:1)!

Es ist etwas vom Betrüblichsten, wenn Glaubende die tieferen Wahrheiten bei ungeheiligtem Wandel bezeugen! Dadurch ist schon manche biblisch fundierte Lehre in Verruf gekommen. Daher ergeht auch an uns der mahnende Zuspruch, würdig, unserer hohen Berufung gemäß zu wandeln (Eph 4:1).

Wie überaus berechtigt ist es deshalb, dass Petrus unmittelbar an eine so tiefe Offenbarung und Verheißung zu einem rechten Verhalten auffordert. Und wie weise tut er das. Da bei einem ungeistlichen Wandel gewöhnlich auch Bindungen an die Welt, und das Trachten nach vorübergehenden irdischen Dingen vorherrschen, hebt Petrus hervor, dass ja dies alles im Feuer vergehen wird. Deshalb will er die Auserwählten vor solchen Gebundenheiten bewahren und dort, wo sie schon vorhanden sind, jene veranlassen, sie fahren zu lassen. Um dieses Ziel zu erreichen genügt aber nicht allein eine Ermahnung; daher lenkt der Apostel die Herzen der Leser auf die ganze große Erwartung und Verheißung: die eines bleibenden neuen Himmels und einer bleibenden neuen Erde!

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9. Die Elementarstufe und Neuschaffung der Menschheit