Die Elementarstufe und Neuschaffung der Menschheit

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Erde und Menschheit in Gottes Heilswalten
von Mathias Jaegle u. Mitarbeitern (1977)
aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Gross (+ Dez. 2022), Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Erde und Menschheit in Gottes Heilswalten

II. Gottes Heilsweg mit der Menschheit

9. Die Elementarstufe und Neuschaffung der Menschheit

Die Formung Adams

Anschließend an das stoffliche Geschehen wollen wir noch die Elementarstufe der Menschheit erörtern. Diese nahm ihren Anfang mit der Erschaffung Adams. Wie vordem bei der Erde, so stellen wir jetzt auch die Rangstufen der Menschen, einschließlich der in den Feuersee Geworfenen, im Liebesratschluss Gottes heraus. Für diese Untersuchung steht uns zwar nicht das Wort „Elemente“ zur Verfügung; aber es finden sich trotzdem andere, ebenso sichere Fingerzeige dafür, dass Gott auch mit der Menschheit auf der niederen Elementarstufe begonnen hat. Die Erschaffung des ersten Menschen entspricht offensichtlich dieses Tatsache. Nach 1Mo 2:7 hat Jewe Alueim den Adam vom Erdreich des Ackerbodens geformt. Dies geschah lange nach der erdumwälzenden Gerichtskatastrophe des Niederwurfs. Demzufolge war es Erdreich, das bereits vom Verderben und der Vergänglichkeit, als Folge der Sünde gezeichnet war. Hieran erkennen wir, dass Gott zur Erschaffung der Menschheit nicht von Seinem Wertvollsten nahm. Von der Elementarstufe ausgehend, legte Er auch bei dieser Schöpfung mit dem Einfachsten den Grund. Dass es sich dabei nicht um mehr handelt, bestätigt Sein Urteil: „...denn Erdreich bist du, und zum Erdreich kehrst du zurück“ (1Mo 3:19).

Adams Niedrigkeit und die aller seiner Nachkommen ist auch damit betont, dass er nur zu einer lebenden Seele (1Mo 2:7), aber noch nicht ein geistlicher Mensch wurde, wie der Sohn Gottes (1Kor 15:45-46). Das Wertvollste, das Adam empfing war der ihm Leben verleihende Odem (Geist) Gottes, als dem unvergänglichen Element Gottes. Dennoch hatte das seelische Wesen die Oberhand. Davon gibt auch Jewes Gerichtsandrohung über den ersten Menschen Zeugnis: „Du wirst zum Sterben sterbend ein“ (1Mo 2:17). Um diese wortgetreue Wiedergabe des Urtextes recht zu verstehen, ist zu beachten, dass Adams, vorwiegend seelisches Leben, durch das Esser der lebensspendenden Frucht des Lebensbaumes erhalten wurde. Demnach hatte also Adam kein unsterbliches Leben, sonst hätte er diese Frucht nicht zum Leben benötigt. Nach seinem Ungehorsam wurde ihm aber diese, sein Leben erhaltende Frucht, entzogen. Jetzt hatte der Tod die Herrschaft über Adam bekommen und durch ihn über alle seine Nachkommen. Paulus bezeugt diese Tatsache in Röm 5:12ff. wo er aufzeigt, wie der Tod als Folge von Adams Übertretung zur Herrschaft gelangte.

Satans Wirksamkeit auf der Elementarstufe

Gottes Vorsatz entsprechend musste der Widerwirker die Sünde ins Universum einführen, auf dass Seine Geschöpfe die Lektion des Bösen lernten. Um diesen Teil von Gottes Absicht auszuführen, hatte Er Satan nicht Sein Bestes und Bleibendes als Wirkungsfeld zur Verfügung gestellt, sondern das Anfängliche, welches Er nach erfülltem Zweck wieder abtun wird. Das gilt sowohl für die Elemente der Erde von ihrem Uranfang bis zum Abschluss des Millenniums, als auch für die zu ihr gehörenden Himmel. Insofern darf sich Satan nur auf der Elementarstufe in Gottes Heilsvorsatz betätigen. Wenn es zur höchsten Stufe geht, ist er ausgeschaltet.

Auch dürfen wir nicht meinen, Gott wäre durch Satans Machenschaften überrascht und veranlasst worden, Seine ersten Schöpfungen abzutun. Nein, noch ehe Er diese schuf, hatte Er sie schon zum Vergehen bestimmt und dementsprechend der Eitelkeit und Vergänglichkeit unterworfen; denn Gott bleibt nicht bei Seinen Anfangswerken stehen. Sie alle können uns nur einen beschränkten und unvollkommenen Grundbegriff Seines Wesens vermitteln, da Er unergründlich Herrlicheres besitzt und vorhat zu tun.

Leider wird dabei nur zu oft die Verführung der Ureltern als eine gewaltige Katastrophe in Gottes Heilsvorsatz beurteilt. Ihr zufolge wäre es Satan gelungen, Seinem Heilswerk schweren Schaden zuzufügen. Auch hätte der Feind Leiden in die Schöpfung gebracht, die Gott gar nicht gewollt habe. In Wirklichkeit hat die Schlange im Paradies das Tor aufgestoßen, durch das der Sohn Gottes auf die Erde eintreten konnte, um sie durch Seine Opfertat mit der uferlosen Liebe Gottes überschwänglich und allgenugsam zu beschenken. Und diese Segnungen sind umso überragender, als geradewegs der Widerwirker nach Gotts weiser Absicht in den drei ersten Äonen den dunklen Hintergrund von Bösem und Sünde schaffen musste, damit sich die Gnade durch Christus Jesus umso strahlender abheben kann. Dennoch geht es nach den drei argen Äonen weder mit der Erde noch mit der Menschheit sofort zur Neuschöpfung, sondern zunächst nur zu ihrer Wiederherstellung als Vorgechmack der folgenden, bleibenden Herrlichkeit. Nun könnte, angesichts der Äonen währenden Wirksamkeit Satans auf der Elementarstufe, der Gedanke aufkommen, dass diese sehr lange dauert. Wird sie aber an der endlosen Herrlichkeit gemessen, die aller harrt, so schrumpft sie auf ein geringes und rasch vorübereilendes Zeitmaß zusammen.

Der Abschluss der Elementarstufe

Wenn einst die Menschen vor dem großen weißen Thron das über sie ausgesprochene Gericht durchkostet haben, sterben sie. Wie bei allen Menschen, ja selbst bei uns Gläubigen, nimmt dann Gott den ihnen gegebenen Lebensodem zurück. Gleichwie heute die Verstorbenen dem Erdreich übergeben werden, so werden die vor dem Thron Gerichteten dem See des Feuers als ihrer Begräbnisstätte übergeben. Da dort alle, die nicht in der Rolle des Lebens verzeichnet waren, im Tode vereint sind, wird der Feuersee ein unfassbar großes Massengrab sein. Ganz offensichtlich nach demselben Prinzip wie bei der Erde können wir das Geschehen im Feuersee erklären: Des Menschen „Anfangs-Elemente“ werden hier aufgelöst und glühend vergehen. Demzufolge ist dann auch mit der Menschheit die Anfangsstufe abgeschlossen und Gott führt sie auf die höhere und bleibende Stufe.

Der Aufstieg zur Neuschaffung

Welcher Art diese höhere Stufe ist, ergibt sich aus den Worten des auf dem Throne sitzenden und erhöhten Herrn Selbst: „Siehe! Neu mache Ich alles!“ (Offb 21:5). Demnach erhalten alle, selbst die in den Feuersee Geworfenen, vom Herrn herrliche, unverbrüchliches Verheißung ihrer Neuschaffung. Und damit ja diese alle umfassende Zusage nicht angezweifelt werde, verbürgt der Herr ihren Vollzug mit ihren Vollzug mit dem Nachsatz: „Schreibe, da diese Worte glaubwürdig (= treu) sind und wahrhaftig.“

Gleicherweise wie die Heiligen, durch Auferstehung aus dem ersten Tod, neue, unvergängliche Körper erhalten, werden auch die aus dem zweiten und letzten Tod Hervorkommenden, unverderbliche Körper tragen. Damit sind auch letztere auf die Stufe der Vollkommenheit erhoben, wo sie von Herrlichkeit zu Herrlichkeit geleitet werden. Während wir, die Glieder der Körperschaft Christi, dieses unsagbar Herrliche in den Himmeln auskosten, erlebt eine neue Menschheit diese Glückseligkeit auf der neuen Erde.

Lebensraum für alle

Wie oft wurde schon der unüberlegte Ausspruch getan: Wenn einst noch alle Menschen auferstehen, dann fehlt es ja an Platz für alle.

Man darf aber mit gutem Recht annehmen, dass Gott in Seiner weisen väterlichen Fürsorge die neue Erde mit genügend Lebensraum für alle schaffen wird. Um wieviel größer ist allein schon die bewohnbare Erdoberfläche, wenn einmal keine Meere mehr sein werden (Offb 21:1). Bestimmt werden auch keine Eiswüsten des Nord- und Südpols, noch unwirtliche Wüsten, Steppen, Urwälder und Gebirge den Lebensraum einschränken. Ist die neue Erde vielleicht auch größer als die gegenwärtige? Denken wir dabei nur an die Masse des neuen Jerusalem.

Bei Gott ist es absolute Gewissheit, dass die neue Erde einmal vollständig bewohnt werden wird, dies weil sie ja auch das Wahrzeichen einer neuen Menschheit ist. Denn es herrscht eine beglückende Harmonie und wohltuende Übereinstimmung der Wege Gottes im stofflichen und geistlichen Geschehen. Auch von daher erweist sich die Lehre von der ewigen Verdammnis als unhaltbar, da ihr die Erkenntnis des Wechsels von der Elementarstufe zur Vollkommenheit mangelt. Deshalb beendet Gott Sein Heilswalten nicht schon auf der anfanghaften Unterstufe. Doch wie dann Gott die Erde durch das umgestaltende Feuer zur Neuheit führt, so wird Er auch die Menschen aus dem Feuersee heraus neu schaffen uns durch die Lebendigmachung auf die Stufe der Vollkommenheit heben. Für dieses Heilswirken Gottes ist sogar das menschliche Schulwesen beispielhaft. Kein Lehrer bleibt mit seinen Schülern in den ersten Klassen, also auf der Elementarstufe stehen und fängt mit diesen nach einem Schuljahre immer wieder am selben Ort an. Ein solcher Erzieher würde sich unmöglich machen und als untauglich und unfähig entlassen werden.

Diese Aufgabe - wofür das Schulwesen nur ein schwacher Vergleich ist - hat Gott auch Seinem Sohn gestellt, und Er wird die Menschheit zu krönenden Abschluss führen. Aber auch wir als die an Seinem Dienst beteiligten Organe, haben Teil daran. Deshalb ergeht an uns die Mahnung zum Aufstieg in höhere Erkenntnis.

Mahnung zum Aufstieg in höhere Erkenntnis

Wenn schon im weltlichen Erziehungsbereich von der unteren Stufe zur höheren geschritten wird, um wieviel mehr hat Gott auch für die Seinen diesen Weg längst vor den Menschen vorgesehen. Wie sehr Ihm an diesem Wachstum gelegen ist, tut Er mit dem ermahnenden Zuspruch in Hebr 6:1-2 kund: „Darum, indem wir lassen das Wort des Anfangs des Christus, sollten wir zur Vollkommenheit gebracht werde,nicht wiederum die Grundlage niederwerfend der Umsinnung von toten Werken und des Glaubens an Gott, der Lehre von Taufen, auch des Händeauflegens, auch der Auferstehung Toter und des äonischen Urteils.“ Der Bibelübersetzer Schlachter sagt sogar: „Darum wollen wir jetzt den Elementarunterricht von Christo verlassen.“

Mit diesen Worten werden besonders die Diener am Wort angesprochen, nicht bei den Anfangslehren stehen zu bleiben und den Gläubigen immerfort nur leichte Milchspeise (1Kor 3:1ff.) darzureichen. Manche Heilige werden infolge mangelnder Belehrung von jedem Wind falscher Lehren hin- und hergetragen (Eph 4:14). Wir sollen sie aber zur Vollkommenheit gelangen, wenn sie nicht einmal recht über die elementaren Grundregeln des Wortes Gottes unterwiesen werden?

Mit dem zitierten Schriftwort aus dem Hebräerbrief wird uns gesagt, was zum Wort des anfangs und zur Grundlage gehört; u.a. die drei erörterten äonischen Gerichtsurteile: dasjenige über die lebenden Nationen in Mt 25, dann das der Gehenna in Mk 9 und als drittes das Endgericht vor dem großen weißen Thron in Mt 20:11ff.

Nachdem auch diese zum Wort des Anfangs gezählt werden müssen, ergibt sich folgerichtig, dass der Heilsplan Gottes ie mit einem Gericht endet, sondern dass der glorreiche Abschluss in der Gott wesenseigenen Vollkommenheit gipfelt. Und diese ist es, die die Errettung und Lebendigmachung aller Menschen sowie die Aussöhnung des Alls beinhaltet. Durch den Glauben an diesen voll Sieg Christi wird dann auch das eigene Glaubensleben wesentlich gefördert und gestärkt.

Alle Anweisungen können gewisse Prediger in arge Verlegenheit bringen. Denn mit ihrem „ewigen Gericht“, anstatt „äonischem Urteil“, haben sie ja bereits den Schlusspunkt zu den Heilswegen Gottes gesetzt. Von hier aus zur Vollkommenheit überzugehen bleibt ihnen aufgrund ihrer Anschauung schlechthin verschlossen.

Doch wie leicht und einfach wäre diese Unkenntnis zu beheben. Man brauchte nur das unbiblische Wort „ewig“ mit dem vom Geist Gottes inspirierten zeitbegrenzten Ausdruck „äonisch“ zu ersetzen. MIt diesem einen Wort ist allen Gerichten ein Ende gesetzt und anstatt eines Feuersees mit endlos vor Schmerzen jammernden Menschen, als Endziel der Wege Gottes, wird die Sicht frei, um alle Geschöpfe Seiner Hand endlos in einem glückseligen und unverwelklichen Leben zu gewahren. Dieser Ausblick regt zu einer noch viel freudigeren Anbetung Gottes an und erhöht die eigene Glückseligkeit. Und wie muss es Gottes liebendes Vaterherz erquicken, wenn Ihm Seine Auserwählten aus ganzem Herzen dafür danken, dass Er auch den Gerichtspfad der nichtauserwählten Menschen zum Ziel der Errettung aller ausmünden lässt!

Leider erstrahlt noch nicht allen Glaubenden dieser Lichtglanz (2Kor 4:1-2); insonderheit denjenigen nicht, die an der ewigen Verdammnis festhalten. Leider können sie es mit ihren Bibeln begründen, weil d arin „ewige Verdammnis“ bzw. „Pein“ steht. Das ist wahrlich eine schmerzliche Tragik, die schon vielen Herzeleid bereitet hat. Es ist deshalb ein großes Gnadengeschenkk des Herrn, dass wir in der Konkordanten Wiedergabe eine Übersetzung haben in der durchwegs dem Urtext gemäß „äonisch“ und „Äon“ steht*.

*Wir verweisen ferner auf die Schrift „Das künftige Los meiner ungläubigen Verwandten“. Zu beziehen im Konkordanten Verlag, Pforzheim

Den Triumph der schlussendlich sich aller erbarmenden Liebe Gottes, wollen wir noch mit einer Skizze samt Auszug aus der vergriffenen Schrift „Die Gerichte Gottes“ veranschaulichen. Sie trägt den Titel:

Gottes Wege mit Gläubigen und Ungläubigen

„Die verschiedenen Wege, die Gott mit Gläubigen und Ungläubigen geht, und die Stationen auf diesen Wegen stellt die Planzskizze II einander gegenüber. Mit beiden Menschengruppen erreicht Er Sein vorgefasstes Heilsziel, wenn auch durch Gerichte. Aus dieser Gegenüberstellung ergibt sich ein völlig anderer Zweck und Verlauf des göttlichen Endgerichts als zumeist angenommen wird.

Die oft gehörte Erklärung, dass die Ungläubigen Christum nicht annehmen w o l l t e n und deshalb durch eigene Schuld auf ewig verdammt würden, steht in direktem Widerspruch zu dem Endziel, das Gott Sich mit ihnen vorgenommen hat Auch ihr Pfad vollzieht sich von Anfang bis zur Vollendung nach einem wohl durchdachten, göttlichen Vorsatz, Beim Vergleichen der Stationen ihres Weges mit denjenigen der Gläubigen ergeben sich nicht nur Gegensätze, sondern vor allem auch im Grunde Übereinstimmungen und Ähnlichkeiten. Wie es bei den Gläubigen durch Rechtfertigung und Aussöhnung zum Herrlichkeitsleben geht, so führt Gott auch die Nichterwählten durch dieselben Etappen, allerdings durch Gerichte statt durch Glauben.

Eine genaue Parallele bildet der Lebensanfang der Gläubigen und der Ungläubigen. Beide wurden in Adam durch dessen Ungehorsam zum Sterben verurteilt und deshalb als Sünder geboren. Beide führten anfangs ihre Lebensweise nach Eph 2:2.3. Nun ist aber der rettende Glaube, der die einen von den andern absondert, nicht auf den Willensentschluss weder der einen noch der anderen und ihre Entscheidung zurückzuführen. Das hier ausschlaggebende Moment liegt allein bei Gott und besteht in einer Auserwählung, die Gott vor dem Herabwurf an diesen einen vornahm (Eph 1:4). Wenn Paulus dies lehrt, so kann er damit nie alle Menschen meinen, sonst dürfte man ja nicht mehr von A u s e r w ä h l u n g sprechen. Dies betrifft nur die Glieder der Körperschaft Christi, die einst mit Christus in der Himmelswelt regieren werden. Das ist die allererste Ursache, die es bewirkte, dass diese während ihres irdischen Lebens zum rettenden Glauben an Christus geführt wurden. Im Gegensatz hierzu schreibt Paulus (2Thes 3:2): „... denn nicht aller Teil ist der Glaube.“ Damit will er sagen, dass nicht alle Menschen zu Gliedern der herausgerufenen Körperschaft Christi bestimmt und auserwählt sind; somit erhalten im irdischen Leben nur wenige die Gabe des Glaubens.

Es ist die nicht genügende Beachtung, ja zumeist das Übergehen der Auserwählung in der üblichen Wortverkündigung, die zu einem großen Teil die Schuld an der Lehre von der endlosen Verdammnis trägt. Würde man recht darauf merken, so würde man erkennen, dass Gott unmöglich die Nichterwählten für immer verdammen könnte, da Erwählung allein S e i n e Tat ist, und sie deshalb ohne eigene Schuld nicht zum Glauben kommen konnten. Wo bliebe da Gottes Gerechtigkeit?

Während nun diese ihr Leben im Unglauben verbringen, erhalten die Auserwählten durch den ihnen geschenkten Glauben die Erkenntnis des von Christus am Kreuz erwirkten Heils. Die Strafe für ihre Sünden nahm Er auf Sich, gehorsam ertrug Er für sie das Gericht, nun sind sie gerechtfertigt und kommen nicht mehr in dasselbe. Sie erhalten Gnade, die angebotene Versöhnung anzunehmen, und sind fortan mit Gott ausgesöhnt. Kurz, sie sind in den Genuss der Segnungen von Christi Gehorsamstat am Kreuz eingetreten. Wie alle Menschen müssen sie dennoch sterben und gehen in den (ersten) Tod. In ihrem Leben hat jedoch Gott durch Seinen Geist ei so gründliches Erlösungswerk vollbracht, dass sie bei Christi Anwesenheit sofort lebendig gemacht und ins Leben der Unsterblichkeit und Herrlichkeit eingehen werden.

Wenn sie auch unsagbar viel vor den Ungläubigen voraushaben, so führt Gott doch auch letztere einen Weg, der Seiner Liebe und Gerechtigkeit entspricht. In ihrem ungerechten, sündigen Zustand gehen sie ohne Rechtfertigung und Aussöhnung in den (ersten) Tod. Das große Ereignis der Wiederkunft Christi berührt sie nicht. Sie bleiben weiterhin im Tod, Trotzdem lässt Gott sie nicht in dieser Lage; vielmehr hält Er auch für sie ein großes Heilsprogramm bereit, das nach Abschluss des Tausendjahrreiches beginnt (s. Skizze II).

Plan-Skizze II

Die G l ä u b i g e n = A u s e r w ä h l t e - Eph 1:4
1 2 3 4 5
sind durch Adams Ungehorsam zum Tode verurteilt und werden als Sünder geboren, durch Christi Gehorsam und Tragen des Gerichts im irdischen Leben durch Glauben gerechtfertigt, und kommen nicht ins Gericht, sterben und gehen ausgesöhnt in den (ersten) Tod, werden bei Christi Kommen lebendig gemacht zum Leben in der Unsterblichkeit und Herrlichkeit
Die U n g l ä u b i g e n = N i c h t - A u s e r w ä h l t e - 2Thes 3:2b
1 1a 1b 1c 2 3 4 5
sind durch Adams Ungehorsam zum Tode verurteilt und werden als Sünder geboren, werden im irdischen Leben nicht gerechtfertigt und kommen ins Gericht, sterben und gehen unausgesöhnt in den (ersten) Tod, bleiben bei Christi Kommen weiterhin im Tode, werden auferweckt in das zuvorige sterbliche Leben und gehen ins Gericht, sterben wieder und gehen in den zweiten Tod, werden lebendig gemacht und durch Christi Gehorsam gerechtfertigt und ausgesöhnt zum Leben der Unsterblichkeit und Herrlichkeit.

Die Gerichts- und Heilspositionen

Die Positionen 1a, 1b und 1c bilden Gegensätze zu den gegenüberstehenden, welche die Auserwählten betreffen Aber mit Position 2 nimmt Sich Gott nun wieder der Nichtauserwählten an, Schritt für Schritt mit ihnen auf das Ziel zueilend, wo auch sie die Lebensgerechtigkeit erhalten.

Jede weitere Position von 2-5 entspricht derjenigen der Gläubigen. Durch Auferstehung erhalten die Ungläubigen zunächst wieder ihr voriges sterbliches Leben. Nun befasst Sich Gott mit ihren sündigen Taten, und sie werden für diese gerichtet, während die Glaubenden davon verschont bleiben, weil sie das von Christus für alle Menschen am Kreuz auf Sich genommene Gericht im Glauben erkennen und annehmen konnten. Das ist ein Segen, den die Auserwählten durch Christi Gehorsamstat erfahren.

In Position 3 gehen die Gläubigen in den ersten und die Ungläubigen in den zweiten Tod. Was die Gläubigen viel früher erhielten wird nun auch den gerichteten Ungläubige zuteil (Pos. 4). Nicht nur werden sie jetzt auferweckt (denn das wäre ja nur zu einem sterblichen Leben), sondern sie werden auch lebendig gemacht und erhalten vollen Segensanteil an der Gehorsamstat Christi (Röm 5:19b): Rechtfertigung des Lebens und Aussöhnung und Zutritt zu einem Leben der Unverderblichkeit in der Herrlichkeit.

Gehen wir den in der Schrift für die von Gott nicht Auserwählten vorgezeichneten Weg, so werden wir am Abschluss desselben nicht eine ewige Verdammnis finden, sondern die volle Erfüllung des göttlichen Liebeswillens für das gesamte All.

Vergleichen wir noch einmal beide Pfade miteinander, so werden wir tief von dem beeindruckt, ,was wir alles aus Gnaden den Nichtauserwählten voraushaben. Gewöhnlich wird unser Weg als selbstverständlich angesehen und der vermeintlich selbstverschuldete der Ungläubigen als anormal. In Wirklichkeit ist aber gerade umgekehrt. Ist es nicht ein unerhörtes Werk der Gnade Gottes, dass sie uns, die wir wie alle anderen Sünder waren, auf den uns geschenkten Glauben hin, ohne Werke unsererseits, ohne weiteres von jedem zukünftigen Gericht befreit! Und dies ganz allein aufgrund der an uns durch Gott vollzogenen Auserwählung, zu der wir auch gar nichts beizutragen vermochten.

Hingegen gehen die Nichtauserwählten einen Weg, der viel selbstverständlicher ist. Sie erleiden als Sünder Gerichte und kommen erst darauf in ein Leben der Seligkeit. Im voraus ist ihnen dieser Pfad schon bestimmt, weil sie eben nicht erwählt wurden.

Ist es nicht erschütternd, wenn Auserwählte sich an dem ohnehin schon schweren Gerichtsweg der Nichterwählten nicht genügen lassen und sich sogar dafür einsetzen, dass deren Gericht in Ewigkeit andauern solle, ja dass sie nicht einzusehen vermögen, dass Gottes Wort gar kein so schreckliches Gericht lehrt!

Daher beachte man wohl, dass die Gerichte nur auf dem W e g und während der E n t w i c k l u n g des Heilsplanes Gottes zu finden sind. Münden diese jedoch ins Z i e l , so haben auch die Gerichte nach göttlichem Vorsatz ihren Zweck erfüllt und werden als gegenstandslos abgetan. Ein endloses Gericht wäre der strikte Gegensatz zur Zielerreichung. Zu Unrecht würde dann das Wort V o l l e n d u n g in der Heiligen Schrift stehen, Es müsste eigentlich „Unvollendung“ heißen.

Vollendung besagt aber, dass dann Gott alle Seine den Abschluss betreffenden Verheißungen restlos erfüllt haben wird, so dass eine v o l l e E n d u n g der langen Entwicklung Ihn makellos verherrlichen wird.“

Auch wenn einst vor dem großen weißen Thron eine angsterfüllte Menschenmenge stehen wird, so werden dennoch diese Sterblichen nach dem zweiten Tod ingesamt eine glückselige Schar sein, die gereinigt und geheiligt, gerechtfertigt und ausgesöhnt, von Christi Liebe bezwungen, willig ihre Knie beugt und Ihm mit dem Bekenntnis huldigt: „Herr ist Jesus Christus, zur Herrlichkeit Gottes des Vaters“ (Phil 2:11).

Gottes Erstes und Zweites

Im Blick auf Gottes Wunderwege mit Seiner Menschheit durch Gericht und Gnade gibt uns der längst verstorbene Bruder E.F. Ströter mit seine Abhandlung, betitelt: „Gottes Erstes und Zweites“ einen wertvollen Schlüssel. Dabei zieht er einen Vergleich zwischen Sach 9:9 und Mt 21:5 und zeigt, wie diese erste Erfüllung weit hinter der Verheißung zurückbleibt. Dieses Grundgesetz göttlichen Handelns durchzieht wie ein roter Faden den ganzen Heilsratschluss Gottes. Während das Erste nur anbruchhaft und unvollkommen ausklingt, erreicht Gott aber mit jedem Zweiten treffsicher das Ziel. Hören wir nur einige Beispiele.

Gottes Erstes
nicht die erste Erde
der erste Adam
das erste Paradies
der erste Lebensbaum
bei der ersten Begegnung
beim ersten Kommen
die ersten Gesetzestafeln
der erste König, Saul
der erste Bund
Gottes Zweites
sondern der neue ist die bleibende
das in Offb 22:1ff. ist das bleibende
der letzte Adam führt zum Ziel
die in Offb 22:2 dienen dazu
bei der zweiten erkannten sie Joseph
beim zweiten Kommen erkennt Israel Seinen Messias
die zweiten richteten ihren Dienst aus
der zweite, David, war nach dem Herzen Gottes
der zweite Bund bringt Israel ans Ziel

Das sind kleine Vorproben auf dem Weg zum Ziel. Sie sind die unverbrüchliche Garantie dafür, dass Gott mit Seinem Zweiten Seinen vorgefassten Heilsvorsatz mit allen Geschöpfen zum glorreichen Abschluss bringt und durch Seinen Sohn auf die höchste unvergleichliche und unverwelkliche Vollkommenheit führen wird.

Lies weiter:
10. Falsche und rechte Stellungnahme