Falsche und rechte Stellungnahme

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Erde und Menschheit in Gottes Heilswalten
von Mathias Jaegle u. Mitarbeitern (1977)
aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Gross (+ Dez. 2022), Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Erde und Menschheit in Gottes Heilswalten

II. Gottes Heilsweg mit der Menschheit

10. Falsche und rechte Stellungnahme

Vornahme einer Prüfung

Obgleich die von uns gewählte Formulierung von „Gottes Erstem und Zweitem“ keine ausdrücklichen Schriftworte sind, so entspricht sie dennoch den göttlichen Tatsachen. Das ergibt sich aus dem Inhalt der beiden behandelten Teile. Gottes „Erstes“ beinhaltet nur Anbruchhaftes und nur zum Teil erfüllte Verheißungen. Nichts wird auf der Stufe des „Ersten“ gänzlich vollendet. Ganz anderes verhält es sich mit Gottes „Zweitem“. Diese besteht aus der völligen Erfüllung der ihm gewidmeten Verheißungen. da bleibt nichts mehr unvollendet auf dem Weg zum Endziel zurück, sondern alles wird vervollständigt zur unüberbietbaren Vollkommenheit geführt.

Diese beiden ungleichwertigen Teile des göttlichen Heilsvorsatzes verlangen daher von uns eine ihnen entsprechende Einstellung. Mithin sind wir zum Ürpfen genötigt, von welchem Teil wir uns am meisten beeindrucken lassen.

In diesem Sinne sollten wir auch das Angebot auf dem heutigen umfangreichen christlichen Büchermarkt beurteilen. Dabei stellen wir fest, dass sowohl in der Erkenntnis der Gläubigen als auch in den Schriften das göttliche Erste den weitaus größeren Raum einnimmt. Es ist schon recht, wenn das Erste genügend hervorgehoben wird. Auch hebt das Zweite den Ernst des Ersten nicht auf. Aber leider wird das in sich reiche, die Heilswege Gottes abschließende, so bedeutungsvolle Gebiet des göttlichen Zweiten zu wenig berücksichtig.

Falsche Stellungnahme

Diese ungleiche Einstellung zu den zwei großen Teilen der Heiligen Schrift hat zwangsläufig für das Glaubensleben Nachteile, ja selbst Schäden im Gefolge. Denn auf der Linie des göttlichen Ersten - das ausschließlich die Basis für Gottes Zweites bildet - sieht man, neben nur teilweise erfüllten Zusagen, fortgesetzt Fehlschläge, Niederlagen, d.h. .im Gesamten Unvollkommenes. Auch erweckt diese einseitige Betrachtungsweise mit der Zeit den Eindruck, als ob gerade der Abschluss der Wege Gottes von größten Misserfolgen gekennzeichnet wäre. Mit dieser Voreingenommenheit für Gottes Erstes verhält es sich so, wie wenn jemand sich lange Zeit im Dunkeln verhält. Kommt er unvermittelt ans Licht, so ist er von ihm geblendet.

Dasselbe gilt auch auf geistlichem Gebiet. Diese Feststellung wollen wir noch mit einem Beispiel aus der Heiligen Schrift erhärten. In Offb 21:3-4 liegt eine wunderbare, erquickende Prophetie vor uns. Nur ist sie eingerahmt von Gerichtsbildern! Das eine ist in Offb 20:12-15 und das andere in Offb 21:8 enthalten.

Hier ist aber zu beachten, dass diese zwei Gerichte noch Gottes Erstem angehören, dieweil mit dem herrlichen Heilsbild von Gottes Zelt und Gemeinschaft mimt den Menschen bereits „Gottes Zweites“ begonnen hat. Welche Stellung nimmt nun ein gründlicher Schriftforscher zu diesen Bildern ein? Vor allem übergeht er keineswegs die Gerichte, sondern anerkennt sie voll und ganz in ihrer gerichtsmäßigen Auswirkung. Aber die Erkenntnis, dass sie alle - nach ihrer Zweckerfüllung - zu einem Abschluss führen, bewahrt ihn davor bei diesen stehenzubleiben. Vielmehr geht er zur Auswirkung dieser Gerichte über - zum Heilsbild (Offb 21:4), das zur glorreichen Vollendung führt, so dass ihre Fortsetzung völlig zwecklos wäre und gar ihre endlose Dauer nur dazu führen würde, Gottes Liebesratschluss zunichte zu machen.

Wie sieht es nun damit in der Praxis aus? In mündlicher und schriftlicher Wortverkündigung bleibt man im Rahmen der zwei Gerichte hängen und dringt nicht bis in die herrliche Heilsvollendung vor. Es ist fast nicht zu verstehen, dass man am so deutlich und klar ausgesprochenem Schönem vorübergeht, das Gott den gerichteten Menschen bereit hält. Aber leider gibt es Gläubige, die dermaßen zäh an der ewigen Verdammnis festhalten und die ihnen bezeugten Verheißungen von der Allaussöhnung so von sich weisen, dass sie mit diesem Verhalten den Eindruck erwecken, sie sähen die Ungläubigen lieber in endloser Gerichtsqual und wären darob noch befriedigt!

Wie viele geistliche Augen hat doch diese dunkle mittelalterliche Lehre schon verdorben! Denn wird solchen das wahre göttliche Vollendungsziel bezeugt, so sind sie von diesem hell aufstrahlendem Licht derart geblendet, dass sie sich abwenden, als ab sie es mit einer gefährlichen Irrlehre zu tun hätten. Dazu hat ihnen aber nur die einseitige und engherzige Beschäftigung mit Gottes vorübergehenden Anfangswerken die inneren Augen für den bleibenden Lichtglanz der Vollendung, als Gottes Zweitem, verdorben!

So wurde einem Verkündiger der ewigen Verdammnis eine Schrift über die Allaussöhnung zum Lesen überreicht. Er gab sie mit folgender Erklärung zurück: „Diese Auslegung hat mich ganz wirr und im Glauben wankend gemacht, und ich will deshalb nichts mehr von dieser Lehre wissen!“ Wenn er den Sachverhalt richtig überblickt hätte, dann wäre ihm klar geworden, dass sein falscher Glaube von der durch den Geist Gottes gewirkten Lehre der Allaussöhnung ins Wanken gebracht wurde. Zu diesem Verhalten passt treffend der Ausspruch: Das ist doch die größte Plage, wen am Tage man das Licht nicht sehen kann!

Gott ist der Retter aller Menschen

Oder nehmen wir aus dem Textwort in 1Tim 4:9-11 nur den kurzen Auszug: „Gott ist der Retter aller Menschen“ - mit der Dienstanordnung: „Dieses weise(t) an und lehre(t).“

Eine Umfrage in gläubigen Kreisen, wie oft ihnen das schon verkündigt wurde, würde ergeben, dass ihnen dieses Gotteswort mit der damit verbundenen Dienstanweisung fast gänzlich unbekannt ist!

Welch kleinen Gott haben doch solche Glaubenden1 Sie stempeln Sein unvollkommenes Erstes zur immer währenden Vollendung. Deshalb gewahren sie auch nur immer Misserfolge Seiner Unternehmen. Und die herrliche Vollendung selbst gilt noch dazu als die größte Niederlage von allen! Entsprechend ihrer eingeengten Gotteserkenntnis ist auch unwillkürlich ihr Glaube eingeengt.

Mit Recht klagen Führende von Gemeinschaftskreisen, dass mehr geistliches Leben durch eine vertiefte Gotteserkenntnis herrschen sollte. Es werden deshalb auch viele Versuche mit neuen Methoden zur Behebung dieses Mangels unternommen. Dabei fehlt es nicht an christlicher Betriebsamkeit; doch sollte vor allem zuerst erkannt werden, wo das eigentliche Hindernis für die Entfaltung vermehrten geistlichen Lebens liegt.

Ein solches ist z.B. die oftmals betonte Ermahnung, doch ja bei einfachen Evangelium zu bleiben. Wird dazu noch vor der Allaussöhnung als einer gefährlichen Irrlehre gewarnt, und wie oft geschieht das -, so ist den Gläubigen der Zutritt zum unbegrenzten vollen Endsieg Gottes und Seines Christus praktisch versperrt. Wenn schon Führende eine solch falsche Stellung zur Wahrheit einnehmen, wie kann dann von in dieser Weise Belehrten ein gesundes und vermehrtes Wachstum im Glauben und in der Erkenntnis gefordert werden? Denn planmäßig werden sie in Gottes Erstem festgehalten und fast unauslöschbar ist ihnen eingeprägt worden Gottes Endziel trage den Charakter Seines Ersten. Und das vermittelt ihrer Hörern einen unvermögenden kleinen Gott!

Rechte Stellungnahme

Es gehört mit zu einem der beglückendsten Ereignisse im Leben des Gläubigen, wenn er von Gottes Erstem zu Seinem Zweiten geführt wird. Welch ein Wandel nach oben findet dann im neuen Leben statt. Der Gläubige steht jetzt vor einem hellen, uferlos erweiterten und uneingeschränkten Horizont. Statt des kleinen Gottes, dem so vieles auf dem Weg scheinbar misslingt, hat er auf einmal einen großen und allvermögenden Gott, dem alles, was Er Sich vornimmt gelingt! Er sieht Gott fortan in Seiner vollen unbegrenzten Größe und geradeso Seinen Sohn als den überwältigenden Sieger von Golgatha. Denn in und durch Seinen Ausruf: „Es ist vollbracht!“ ist die Wahrheit von der Allaussöhnung unerschütterlich eingesenkt und besiegelt.

Allein auf diesem Grund kann sich der Glaube ungehemmt entfalten und wachsen in der Liebe Gottes. Die Erkenntnis dieser Liebe erfüllt die S einen mit Wonne und stimmt die Herzen täglich neu zum dankbaren Lobpreis Gottes. In dieser Gewissheit mit dem Herrn verbunden, wird in Seiner Gemeinschaft eine viel tiefere Glückseligkeit genossen. Diese wird ganz besonders durch den Glauben gefördert, dass einst der Vollendung allen Menschen ausnahmslos eine vollkommene Glückseligkeit zuteil wird. Demgemäß ist auch unsere Gesinnung einen adere zum Mitmenschen als desjenigen, der sich trotz aller biblischen Beweise nicht von der endlosen Qual der meisten Menschen lösen lässt.

Ja, wer im Zweiten Gottes lebt, dessen Inneres wird ganz nach der geoffenbarten Entwicklung des Heilsplanes Gottes gebildet (1Kor 15:20-28). Obgleich dieses hehre Endziel noch in weiter Zukunft liegt, so wird es uns dennoch schon heute wirklichkeitsnäher als unser jetziges, so schnell vorübereilendes Leben.

Und welche Erleichterung und Entspannung, ja Kraft und Zuversicht wird uns, wenn man im Geist sich in schweren Prüfungszeiten, inmitten ungelöster menschlicher Probleme - auch im Hinblick auf die immer wirrer werdende Weltlage - in die (rechte) Vollendung versetzt und dort alles, aber auch alles, in lauter Segen zum bleibenden Wohle Seiner Geschöpfe umgewandelt sieht.

Mit all diesem wollen wir aber nicht sagen, dass nicht das Erste auch zeitweilig notwendig gewesen wäre; denn das Zweite ist in das Erste als Grundlage eingesenkt. Somit dient das vorübergehende Erste als Basis für das das Ziel erreichende und unwandelbare Zweite Gottes. Es ist der bleibende Charakter des Zweiten, das diesem seinen, das Erste überragenden Wert verleiht und es so überaus köstlich und unvergleichlich macht. Wer diese Wahrheit glaubensvoll in sich aufnimmt, dessen Herz wird voll überfließender Freude und Dank. Mit dem Apostel Paulus stimmt er in den überaus herrlichen Lobpreis von Röm 11:33-36 zur Herrlichkeit Gottes und Seines Sohnes mit ein: „O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unausforschlich sind Seine Urteile und unausspürbar Seine Wege! Denn wer erkannte den Sinn des Herrn, oder wer ward Sein Ratgeber? Denn aus Ihm und durch Ihn und hinein in Ihn ist das All. Ihm sie die Herrlichkeit für die Äonen! Amen!"