Der Römerbrief - Kapitel 16

Aus Bibelwissen
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Abschrift: Der Römerbrief I - IV (2001)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Der Römerbrief ist als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Römerbrief - Kapitel 16

Persönliche Grüße und Worte der Liebe
Der Segenswunsch

Persönliche Grüße und Worte der Liebe

Röm 16:1-2

"Ich empfehle euch Phöbe, unsere Schwester, die auch Dienerin der herausgerufenen Gemeinde in Kenchreä ist, dass ihr sie aufnehmt im Herrn, würdig der Heiligen, und ihr beisteht, in welcher Sache sie euer bedürfen sollte; denn sie hat gleichfalls vielen Beistand geleistet, auch mir selbst."

"Phöbe" scheint eine tatkräftige Schwester gewesen zu sein, die in der korinthischen Hafenstadt Kenchreä viel Gutes tat und nun offensichtlich, noch vor Paulus, nach Rom reiste.

Über den Dienst der Frau in der Gemeinde wird heute viel debattiert, vor allem im Blick auf das umstrittene Lehramt. In der ganzen Bibel finden wir, dass Frauen in vielfältiger Weise Gott gedient haben, aber es sind dabei auch göttliche Ordnungen sichtbar. Im AT sehen wir Frauen singend, betend, prophetisch redend und sonst noch verschiedene Dienste verrichtend, nur: Priesterin konnte eine Frau nicht werden, obwohl rundum in den heidnischen Regionen Priesterinnen üblich waren. Auch im NT sind vielfältige Dienste der Frauen sichtbar. Mirjam betet in Psalmen (Lk 1:46 ff), Hanna redet prophetisch (Lk 2:36 ff), die Samariterin bezeugt Jesus (Joh 4:28 ff). Viele Frauen gehörten auch zur Nachfolgeschar Jesu, sie unterstützten Ihn und dienten Ihm vielfach. Interessant ist, dass Sich der auferstandene Herr zuerst Frauen durch einen Boten offenbarte (Mt 28:1ff) und später auch zeigte (Mt 28:9 ff). Und doch berief Jesus keine Frau zum Aposteldienst. Dabei nahm Er keine Rücksicht auf die jüdischen Gebräuche, sondern tat das, was der Wille des Vaters war!

Auch bei Paulus spielten die Schwestern eine beachtliche Rolle, Phöbe ist ein gutes Beispiel. Doch auch Paulus verwehrte den Frauen letztendlich das Lehramt (1Tim 2:12) und beruft sich dabei auf die göttliche Ordnung und das Geschehen im Paradadiesgarten (1Tim 2:13 ff). Und so wie Paulus dann weiter in 1Tim 3:1 bezeugt, müssen auch wir uns heute nicht dem Zeitgeist, sondern dem Wort Gottes beugen: "Glaubwürdig ist das Wort!"

Röm 16:3-5

"Grüßt Priska und Aquilla, meine Mitarbeiter in Christus Jesus, (die für meine Seele ihren eigenen Hals aufs Spiel gesetzt haben, denen nicht allein ich danke, sondern auch die gesamten herausgerufenen Gemeinden der Nationen), und grüßt die herausgerufene Gemeinde in ihrem Haus. Grüßt meinen geliebten Epänetus, der der Erstling in der Provinz Asien für Christus ist."

Wieviel man in einer Gemeinschaft von Herausgerufenen wirken kann, zeigt uns auch das Ehepaar Priska und Aquilla. Paulus zollt ihnen ganz besonderen Lob. Inwieweit sie Paulus gedient bzw. ihren Hals aufs Spiel gesetzt haben, wissen wir nicht.

Die Seele ist der Sitz unserer Empfindungen, und aus den verschiedenen Briefen des Apostels wissen wir, wie oft er in Gefahr war, wie er körperliches Leid ertragen musste, wie seine Seele (seine Empfindungen) bis aufs Äußerste strapaziert wurde. In 2Kor 1:8-10 lesen wir, wie Paulus mit seinen Begleitern über ihre Kraft beschwert wurde, so dass sie am Leben verzweifelten. Wie weit muss es kommen, bis dieser Zustand erreicht wird? Können wir uns überhaupt noch vorstellen, was es bedeutet, für Christus am Leben zu verzweifeln?

Das ganze erste Kapitel des zweiten Korintherbriefes gibt uns Einblick in das leidvolle Leben Pauli, aber es weist auch auf den Vater des Mitleids und Gott allen Zuspruchs hin, der Paulus damals, wie auch uns heute, zuspricht, damit wir auch anderen zusprechen können. Und in 2Kor 1:5 lesen wir die bewegenden Worte: "Denn so wie die Leiden des Christus in uns überfließen, so fließt auch durch Christus unser Zuspruch über."

Und noch eine Person wird uns nahe gebracht, Epenätus, der Erstling in der Provinz Asien. Und so wie dieser Erstling in besonderer Weise von Paulus geliebt wird, werden auch wir, die Körpergemeinde, die ja auch eine Erstlingsfrucht aus den Nationen darstellt, in besonderer Weise von Gott geliebt!

Röm 16:6-9

"Grüßt Maria, die sich viel für euch abgemüht hat. Grüßt Andronikus und Junias, meine Verwandten und einst meine Mitgefangenen, die bedeutend sind unter den Aposteln und schon vor mir in Christus waren. Grüßt meinen geliebten Ampliatus. Grüßt Urbanus, unseren Mitarbeiter in Christus, und meinen geliebten Stachys."

Für manchen mag es langweilig sein, sich mit den Namen längst verstorbener Mitarbeiter des Apostels abgeben zu müssen, doch bedenken wir, dass wir diese Brüder und Schwestern in der Herrlichkeit wiedersehen werden und dass sie mit Paulus Pionierarbeit für den Herrn verrichtet haben. Wenn also hier für uns fremde Namen aufklingen, dann wollen wir sie auch liebevoll in unser Gedächtnis aufnehmen.

So taucht hier einmal der Name "Maria" auf, die sich in Rom viel abgemüht hat. Ihre Mühe wird in der Herrlichkeit nicht unbelohnt bleiben.

Andronikus und Junias sind Verwandte des Paulus, wobei wir hier wohl die "Stammesverwandtschaft" (Stamm Benjamin) sehen müssen. Sie waren also offensichtlich Israeliten. Dass sie Pauli Mitgefangene waren, bezeugt ihre Standhaftigkeit im Glauben. Und eingekerkert war Paulus ja bis zur Genüge, wie uns seine Aufzählung in 2Kor 6:4 ff und 2Kor 11:23 ff zeigen. Dass die beiden als "bedeutend unter den Aposteln" genannt waren, (es gab außer Paulus nur noch die zwölf Apostel in Jerusalem), sondern dass sie durch ihren Dienst ausgezeichnet waren. Offensichtlich begann ihr Glaubensleben schon vor Paulus unter der Führung der zwölf Apostel, und später wurden sie, zusammen mit Paulus, für den Dienst an den Nationen abgesondert.

Im weiteren Grußverlauf tauchen Namen auf, die wir nicht zuordnen können, außer dass sie von Paulus "in Christus" geliebt werden. Dies führt uns zu dem Wort des Johannes: "Geliebte, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der Gott liebt, ist aus Gott gezeugt und erkennt Gott" (1Jo 4:7).

Röm 16:10-16

"Grüßt den in Christus bewährten Apelles. Grüßt die Geschwister unter den Hausgenossen des Aristobulus. Grüßt meinen Verwandten Herodion. Grüßt die Geschwister im Herrn unter den Hausgenossen des Narzissus. Grüßt Tryphäna und Tryphosa, die sich abmühen im Herrn. Grüßt die geliebte Persis, die sich viel im Herrn gemüht hat. Grüßt den im Herrn auserwählten Rufus sowie seine und meine Mutter. Grüßt Synkritus, Phlegon, Hermes, Partarobas, Hermas und die Geschwister bei ihnen,. Grüßt Philologus und Julia, Nereus. und seine Schwester, Oympas und alle Heiligen bei ihnen. Grüßt einander mit heiligem Kuss. Es grüßen euch alle herausgerufenen Gemeinden des Christus."

Wir möchten die Aufzählung der zu Grüßenden nutzen, um auf die offensichtlich hervortretende Liebe der Geschwister untereinander hinzuweisen. "Gott erkennen" wie wir gestern zitierten, heißt ja, aus Gott geboren, vom Tod ins Leben übergegangen sein, in Gott bleiben und in der Liebe vollendet werden. In unserem gemeinsamen Dienst und Wandel können wir die Liebe an und zu den Geschwistern unter Beweis stellen.

Liebe ist wachstümlich, und in dem Maß, wie sie zunimmt, wächst auch unser Verlangen nach Gemeinschaft. Wo diese abgelehnt wird, mangelt es auch immer an der Liebe!

Die Gemeinschaft der herausgerufenen Körpergemeinde, die sich z. B. in Hausgemeinden findet, ist der Pfeiler und Untergrund der Wahrheit (1Tim 3:15). Zu dieser Gemeinschaft gehören alle, die Gott in Christus berufen und auserwählt hat; Er führt sie zusammen, um untereinander das göttliche neue Leben zur Entfaltung zu bringen. Bedenken wir also: Die geistlichen Gemeinden sind in der Jetztzeit der Lebensträger Gottes und stellen als "Liebesgemeinschaft" die wahre Kirche dar. "Liebe" ist das heilige Verlangen, Gutes. zu tun, weil "Liebe" selbst gut ist! "Ihr wisst, dass jeder, was er auch an Gutem tut, dies vom Herrn wiederbekommen wird" (Eph 6:8).

Röm 16:17

"Ich spreche euch aber zu, Brüder, auf solche zu achten, die neben der Lehre, welche ihr lerntet, Zwistigkeiten und Fallstricke verursachen: Meidet sie!"

Es war in Rom so, und es ist heute nicht anders: Wo Gottes Wort in. heiligem Geist verkündigt wird, ist auch der Widerwirker nicht fern, will dieser uns doch mit List zu Fall bringen (siehe Eph 6:11); dabei kann es ihm natürlich nie gelingen, uns unsere Stellung "in Christus" zu rauben, wohl aber unseren Wandel und Dienst negativ zu beeinflussen. Diese Tatsache darf uns nicht erstaunen, "den Satan selbst verstellt sich zu einem Boten des Lichts. Daher ist es nichts Großes, wenn sich auch sein Diener als Diener der Gerechtigkeit verstellen" (2Kor 11:14-15).

Dass Satan seine Werkzeuge hat, steht außer Zweifel; fatal ist es, wenn es ihm gelingt, auch Gläubige vor seinen Karren zu spannen, d.h., dass diese uns den Lichtglanz des Evangeliums der Gnade verdunkeln wollen. Es ist vielfach so einfach, unser seelisches Verlangen anzuregen, der Zulauf in den charismatischen Bewegungen belegt dies leider nur zu gut. Es ist also doppelt wichtig, dass wir nicht leichtgläubig allem glauben, was wir hören, sondern dass wir ständig alles am Wort Gottes prüfen.

Zwistigkeiten entstehen dort, wo einer immer Recht haben möchte und meint, er müsse ständig belehren. Fallstricke lauern dort, wo wir von der Gnade auf die Ebene des Gesetzes gezogen werden, wo man uns den reinen Glauben durch Zeichen und Wunder verwässern möchte, wo. unsere Augen auf das Irdische anstatt auf das Himmlische gelenkt werden. Wie schnell sind wir doch bereit, neuen Lehren unser Ohr zu leihen, erst recht, wenn diese unsere Ohren kitzeln. Hier stehen die Worte an Timotheus mahnend vor uns: "Das köstliche dir Anvertraute bewahre durch heiligen Geist, der uns innewohnt" (2Tim 1:14).

Es ist in der Tat oft besser, manche (angeblichen) Geschwister zu meiden, als durch solche von der Lehre des Apostels Paulus abzukommen!

Röm 16:18

"Denn solche dienen nicht unserem Herrn Christus, sondern sin dihrem eigenen Leib versklavt; und durch gütige Worte und Segenswünsche täuschen sie völlig die Herzen der Arglosen."

Paulus wird jetzt noch direkter, noch genauer in der Beschreibung jener, die uns schaden wollen, seine Worte führen uns förmlich zu Phil 3:18-19: "Denn viele andere, die wandeln (ich sagte es euch schon oft von ihnen und sage es nun unter Schluchzen), sind Feinde des Kreuzes Christi, deren Abschluss der Untergang, deren Gott der Leib und deren Herrlichkeit in ihrer Schande ist, die nur auf das Irdische sinnen."

In einem Auszug aus einem Artikel von Br. A.E. Knoch aus dem Jahr 1044 lesen wir hierzu: "So widersinnig es scheint, sind doch die meisten Freunde Chriti Feinde Seines Kreuzes. Sie sind willig, sich von ihren Sünden und Bosheiten scheiden zu lassen und Ihn als Heiland anzunehmen, aber sie wünschen nicht, sich vor ihren guten Eigenschaften oder persönlichen Vorzügen. und Überelgenheiten zu scheiden und allein in Ihm erfunden zu werden. Sie erkennen nicht, dass die Art und Weise des Todes Christi ein Ende hinter alles setzt, was auch der religiöse Mensch in sich selbst ist. Sie wünschen, noch jemand zu sein, und dies macht sie dem Kreuz Christi feindlich gesinnt. Ihre Einstellung wird unter verschiedenen wohllautenden Bezeichnungen verkleidet, welche einen latenten Hochmut auf ihre Abstammung und ihren Charakter enthüllen oder ihre Errungenschaften nach dem Fleische. unterstreichen. Alles dies lehnt sich gegen das Kreuz auf!"

Es fällt schwer, diese Worte auf Gläubige zu beziehen, und doch trifft es auf solche zu.Solche Menschen verkennen, dass sie in ihrem Wandel Christus nur soweit gewinnen können, wie sie jenes als verwirkt betrachten, was ihr eigen ist. Sie dienen nicht Christus, sondern sich selbst. Als Gerettete werden sie vor der Preisrichterbühne des Christus den Untergang ihrer Werke miterleben müssen (1Kor 3:15).

Röm 16:19

"Die Kunde von eurem Glaubensgehorsam hat denn ja alle erreicht; folglich freue ich mich über euch. Ich will aber, dass ihr weise zum Guten, jedoch ohne arglistige Neigung zum Üblen seid."

Paulus spricht wieder jenes Thema an, welches sich durch den ganzen Römerbrief hindurchzieht: Den Glaubensgehorsam. Im Gegensatz zu solchen, die andere Gläubige verführen, spricht Paulus den Römern ein großes Lob aus, ihr Glaubensgehorsam scheint sich herumgesprochen zu haben, er freut sich mit ihnen.

So vorbildlich nun der Wandel der Römer ist, so intensiv muss er doch noch gefestigt werden. Die Gefahr der Täuschung durch gütige Worte und Segenswünsche bestand damals in Rom und heute immer noch bei uns. In dem späteren Brief an die Epheser schreibt Paulus im Hinblick auf die Mündigkeit des Gläubigen: "... damit wir nicht mehr Unmündige seien, von jedem Wind der Lehre wie von brandenden Wogen hin und her geworfen und umhergetragen durch die Unberechenbarkeit der Menschen, durch die List, die darauf ausgeht, den Irrtum planmäßig zu verbreiten" (Eph 4:14).

"Weise zum Guten" will heißen, dass wir lernen zu prüfen, was der Wille Gottes ist, der gute, wohlgefällige und vollkommene, wie es uns Röm 12:2 schon gelehrt hat. Und "weise" dabei vorgehen heißt, dass wir nicht nur anderen nachreden, was diese vom Willen Gottes halten, sondern dass wir selbst am Wort Gottes prüfen, was wir hören.

Die Neigung zum Üblen, was ja nicht immer nur das Böse sein muss, kommt von unserem Fleisch. So kann uns das Fleisch durchaus zu Dingen verleiten, die nicht im negativen Sinn "böse" sein müssen, sich aber im Blick auf unseren Wandel als "übel" erzeigen (indem sie uns aufhalten und abhalten). Verweisen wir also unser Fleisch samt seinen üblen Neigungen immer wieder ans Kreuz, wo es hingehört!

Röm 16:20

"Der Gott des Friedens aber wird in Schnelligkeit den Satan unter euren Füßen zertreten. Die Gnade unseres Herrn Jesus sei mit euch."

Was wir bereits bei Vers 17 angeführt haben, bestätigt Paulus in unserem heutigen Leitvers: Der Urheber aller Verfühungen ist Satan. Doch wenn sein Wesen auch böse ist, und wenn er mit Macht gegen Gott wirkt, so ist seine Rolle genau dem Ratschluss Gottes angepasst. Dies gilt auch für seine Wirkungszeit.

Was für Gott "in Schnelligkeit" bedeutet, kommt uns an Erde und Zeit gebundene Menschen "sehr lange" vor. Ein vorläufiges Ende Satans ist ihm bereitet, wenn das Königreich für tausend Jahre auf der Erde aufgerichtet wird. In dieser Zeit wird Satan in einem Gefängnis verwahrt sein. Danach, wenn diese tausend Jahre vollendet sind, wird er wieder losgelassen werden (Offb 20:7). Die weiteren Verse Offb 20:8-10 zeigen uns seine weiter Spur der Verwüstung und Auflehnung gegen Gott, bis seinem bösen Wirken im Feuer- und Schwefelsee ein endgültiges Ende bereitet wird. Erst dann wir in der gesamten Schöpfung Gottes "Frieden" einkehren.

Was die Schöpfung Gottes erst mit der Beeendigung des Wirkens Satans erhält, nämlich Frieden, dürfen wir, als herausgerufene Körpergemeinde Christi Jesu, heute schon erfahren. Wohl haben wir noch den Kriegslisten des Widerwirkers standzuhalten, wohl sind noch die glühenden Pfeile des Bösen auf uns gerichtet - aber wir dürfen uns in der Gewalt Seiner Stärke kräftigen, wie haben eine komplette Waffenrüstung erhalten (siehe Eph 6:10-17)., Und deshalb dürfen wir laut anbeten: "Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt, durch unseren Herrn Jesus Christus!" (1Kor 15:57).

Und wer sich schon von Anfang an auf der Seite des Siegers weiß, braucht sich nicht mehr zu beunruhigen, er darf sich in dem Frieden Gottes, der allem Denksinn überlegen ist und unsere Herzen und Gedanken wie in einer Feste in Christus Jesus bewahrt (gem. Phil 4:7), vollkommen geborgen wissen.

Röm 16:21-23

"Es grüßt euch mein Mitarbeiter Timotheus, auch mein Verwandten Lucius, Jason und Sosipater. Ich, Tertius, der ich diesen Brief schreibe, grüße euch im Herrn. Es grüßt euch Gajus, mein Gastgeber und der der ganzen herausgerufenen Gemeinde. Es grüßen euch der Stadtverwalter Erastus und Bruder Quartus."

Mit den abschließenden Worten in Vers 20: "Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch", hätte der Brief wohl enden können. Doch fügt Paulus eine erneute Aufzählung von Grüßenden an, diesmal mit Namen aus seiner Umgebung, die n ach Rom hinüber grüßen. An erster Stelle steht Timotheus, der Mitarbeiter Pauli, der ihm wohl am meisten ans Herz gewachsen war. In Apg 16:1 lesen wir vom ersten Zusammentreffen der beiden. Gerade in der Person des Timotheus sehen wir die lebendige Erläuterung des Geheimnisses im Epheserbrief: In Timotheus wird aus den zweien - der Beschneidung und Nichtbeschneidung - eine Einheit gemacht. Sein Mutter war eine Jüdin, sein Vater ein Grieche. Auch die Stunde seiner Berufung ist bedeutsam. Paulus war zu den Nationen bis hin nach Lystra ausgegangen. Dort wurde er gesteinigt und als "tot" liegen gelassen. In dieser für Paulus schweren Lage stieß er auf Timotheus. Dieser wurde gläubig, jedoch begann sein Dienst erst, als die Proklamation des Königreiches beendet war. Er begleitete Paulus dann unter den zerstreuten Juden und wird zum Boten unter den Nationen. Dass Paulus den Timotheus beschnitten hat, ist für manche unverständlich, aber bedenken wir: Er sollte Jude wie Nichtjude sein, er sollte also beide Parteien in seiner Person vereinen. Nur so konnte er symbolisch jene neue Menschheit vorschatten, in der alle Unterschiede zwischen Juden und Griechen (Nationen) wegfallen (wir kommen noch in Vers 25-26 darauf zu sprechen).

Was uns Timotheus auch menschlich besonders nahe bringt, ist sein offensichtlicher Hang zur Verzagtheit (2Tim 1:7). Wie oft ähneln auch wir ihm hierin, und wie wunderbar dürfen wir uns gleichermaßen zuspechen lassen: "Gott aber hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit, sondern der Kraft und der Liebe und der gesunden Vernunft gegeben".

Röm 16:24

Dieser Vers fehlt in vielen Handschriften.

Der Segenswunsch

Röm 16:25

"Ihm aber, der euch festigen kann gemäß meinem Evangelium und der Heroldsbotschaft von Christus Jesus, gemäß der Enthüllung eines Geheimnisses, das in äonischen Zeiten verschwiegen war,"

Da der Vers 24 in den drei meist benutzen Handschriften fehlt, gehen wir zu Vers 25 über. Schon in Vers 19 ließ Paulus mit seinem Zuspruch durchblicken, dass auch der vorbildliche Wandel der Römer noch gefestigt werden musste. Jetzt stellt Paulus klar, wie diese Festigung erfolgen soll: Gott ist der Wirkende, und die Richtschnur ist das Evangelium, welches Paulus enthüllt wurde und das er als "mein" Evangelium bezeichnet.

Wenn Paulus von "meinem" Evangelium spricht, dann muss es zwangsläufig noch ein anderes Evangelium geben - es ist jenes der. Beschneidung, deren führender Apostel Petrus ist. So viele Verbindungen und Verbundenheiten bei diesen beiden Evangelien auch vorhanden sind 8z.B der gleich Herr, das gleich Ziel, nämlich die Aufhauptung des Alls in Christus), so sind doch gravierende Unterschiede gegeben, bedingt durch die beiden Ebenen, auf denen das All aufgehauptet wird:

  1. "in den Himmeln",
  2. "auf der Erde" (Eph 1:10).

Die Körpergemeinde hat ihren Auftrag zur Aufhauptung des Alls an der unsichtbaren Welt, also in den Himmeln, Israel als Königreichsgemeinde hat seinen Auftrag auf der Erde, also an den Menschen. Es ist die göttliche Weisheit, die es so bestimmt hat, dass im Evangelium des Paulus die Gnade, im Evangelium des Königreiches hingegen das Gesetz dominiert. Wer diese beiden Evangelien zusammenlegt, wird weder über das eine, noch über das andere Klarheit erhalten, er tappt buchstäblich im Dunklen.

Festigen kann uns Gott heute, in der Verwaltung der Gnade, nur durch das Evangelium der Gnade; dieses macht alles eigene Mühen überflüssig, lehnt allen Eigenruhm ab und führt dahin, allein in Christus befunden zu werden (Phil 3:9) - und hier festigt uns eben nur das Evangelium, welches Paulus als "mein" Evangelium bezeichnet!

In unserem Leitvers spricht Paulus von der Enthüllung seines Evangeliums, welches bis zu diesem Zeitpunkt unbekannt war (sonst wäre es kein Geheimnis). Damit muss eigentlich jedem Leser klar werden, dass auch die zwölf Apostel in Jerusalem von diesem Geheimnis nichts wussten! Paulus wurde die Enthüllung seine Evangeliums auf der Grundlage der Verstockung Israels gegeben. Sein neues Evangelium, nicht mehr nur an Israel gerichtet, lautet: "Auch euch, die ihr in Denkart und bösen Werken einst Fremde und feinde gewesen seid, hat Er nun im Körper Seines Fleisches durch seinen Tod ausgesöhnt" (Kol 1:21-22).

Es ist also die Aussöhnung Gottes, vollbracht durch Christus, die den Inhalt dieses Geheimnisses darstellt.

Mit der Beiseitestellung Israels hörte zwangsläufig auch der Dienst der zwölf Apostel auf. Parallel mit diesem Auslaufen berief Gott Paulus und betraute diesen mit dem Evangelium an die Nationen. Die Enthüllung und der Inhalt dieses Geheimnisses mag uns heute nicht mehr so gewaltig erscheinen, ist es uns doch eine Selbstverständlichkeit, dass wir, die Nationen, dieses Evangelium haben. Doch versetzen wir uns in die Lage Israels, sieht es anders aus. Jahrhundertelang wurde diesem Volk seine göttliche Auswahl und Vorrangstellung beteuert. Und plötzlich steht ein Mann namens Paulus in ihrer Mitte und behauptet, das Evangelium gehe jetzt zu den Nationen über!

Lassen wir uns, falls immer noch Zweifel bestehen, von einem weiteren Wort Pauli überzeugen, dass er sein Evangelium nicht von den Zwölfen in Jerusalem übernommen hat: "Denn ich mache euch bekannt, Brüder: Das von mir verkündigte Evangelium ist nicht menschengemäß. Denn ich erhielt es weder von einem Menschen, noch wurde ich es von einem Menschen gelehrt; vielmehr wurde es mir durch eine Enthüllung Jesu. Christi zuteil" (Gal 1:11-12).

Röm 16:26

"nun aber offenbar wurde und auch durch prophetische Schriften gemäß der Anordnung des äonischen Geistes für alle Nationen bekanntgemacht worden ist, um Glaubensgehorsam zu wirken"

Es irritiert vielleicht manchen von uns, wenn Paulus einerseits hervorhebt, dass das Geheimnis seines Evangeliums "nun" offenbar wurde, und er im gleichen Satz fortfährt: "auch durch prophetische Schriften". Die Irritation entsteht dadurch, weil wir vielfach "prophetische Schriften" mit den Aussagen im AT in Zusammenhang bringen! Hier gibt es. umzudenken, denn Propheten u nd prophetische Schriften finden wir ebenso im NT, auch Paulus ist ein Prophet gewesen, genauso wie seine Briefe prophetische Schriften sind.

Ein "Prophet" ist ein in Gottes Auftrag und an Seiner Stelle Redender, und dies trifft ja bei Paulus zu. Wenn wir heute keine Propheten mehr brauchen (Prophetenworte, sie werden abgetan, siehe 1Kor 13:8), dann deshalb, weil Gott Sein geschriebenes Wort durch Paulus auf das Vollmaß gebracht hat und keine Menschen mehr braucht, um zu reden (siehe auch Kol 1:25 b). Niemand kann diesem vollkommenen Wort heute noch etwas hinzufügen; wenn heute trotzdem Menschen meinen, sie hätten Prophetenworte, so dürfen wir dahinter wohl "falsche Propheten" (Verführer) sehen!

Wir haben also in. unserem Leitvers keinen Widerspruch, sondern Paulus weist lediglich darauf hin, dass er auch in anderen Briefen, die ja als "prophetische Schriften gemäß der Anordnung Gottes" bezeichnet werden dürfen, von dem Inhalt seines ihm enthüllten Geheimnisses schrieb. So wurde z .B. auch im 2. Korintherbrief von der Versöhnung Gottes geschrieben (siehe 2Kor 5:18.19).

Wir können nicht hoch genug einschätzen, welch kostbares Gut wir in Form des geschriebenen Wortes Gottes in Händen halten dürfen! "B ewahre das dir Anvertraute, kehre dich ab von unheiligen, leeren Geschwätzen und Gegenaufstellungen... " (1Tim 6:20). - lies in deiner Bibel!

Bis zur Enthüllung dieses angesprochenen Geheimnisses galt, dass der Mensch etwas tun musste, damit Gott Sich ihm zuneigt. Jetzt aber, gemäß der Anordnung des äonischen Gottes, gilt: "Das alles aber aus Gott, der uns durch Christus mit Sich Selbst versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat. Denn Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend: Er rechnet ihnen ihre Kränkungen nicht an und hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt" (2Kor 5:18-19).

"Gott ist mit der Welt versöhnt" - welch wunderbare Botschaft! Es ist bei solchen Worten schwer fassbar, dass es so viele Gläubige gibt, welche diese köstliche Wahrheit nicht wahrhaben wollen. Statt Versöhnung verkündigen sie ewige Höllenqual - dies sind in der Tat falsche Propheten!

Aber noch ein später niedergeschriebenes Wort an die Kolosser (Kol 1:26-27) spricht das Geheimnis in hehren Worten an: "... denen Gott bekanntmachen will, was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Nationen sei, welches ist: Christus unter euch, als das Erwartungsgut der Herrlichkeit".

Gibt es ein schöneres Erwartungsgut als Christus? Können wir uns auch nur annähern vorstellen, welche Herrlichkeit es sein wird, buchstäblich bei Ihm zu sein? Beglückt dürfen wir erkennen, wie Gott Seine Gnade nun den Außenstehenden (den Nationen) zukommen lässt, und dies in der Art und Weise, dass Christus unter uns ist, ja mehr noch: Christus darf in unseren Herzen wohnen (Eph 3:17), und dies durch den Glauben.

Und wenn es heute erst eine kleine Auswahl aus allen Nationen ist, so sind es später einam alle, die am Herzen Gottes ruhen; weil Gott Sich aller erbarmt (Röm 11:32).

Der "äonische Gott" hat den Zeitpunkt der Enthüllung auch dieses Geheimnisses angeordnet - was sagt uns diese seltsam anmutende Bezeichnung für Gott? Sie zeigt uns in erster Linie, dass Gott nicht planlos handelt, sondern dass bei Ihm alles seine Zeit hat. Um auch uns Menschen seine Plöäne verständlich zu machen (auch dies ist Liebe Gottes zu uns Menschen), hat Er genau umrissene Zeitabläufe festgelegt, die uns neben anderen Zeitabschnitten als "Äonen" bekannt sind. Wenn die meisten herkömmmlichen Übersetzungen diese Äonen als "Ewigkeit" übersetzen, dann ist dies ein mehr als großber Übersetzungsfehler, denn die Schrift redet z .B. von einer Zeit "vor den Äonen" (1Kor 2:7), sie redet vom gegenwärtigen Äon (Gal 1:4) und sie redet von "kommenden Äonen" (Eph 2:7). Es ist interessant wie die Übersetzer an diesen Stellen Gottes Wort vorbogen haben un dnach Gutdünken eigene Worte eingefügt haben - nur die Wahrheit haben sie übersehen!

Solange es die Zeitläufe der Äonen gibt (sie haben ja alle ein Ende), handelt Gott als "äonischer Gott" danach gilt "Gott alles in allen" (1Kor 15:28).

Diese Bezeichnung wird deshalb hier genannt, weil die Versöhnung Gottes zwar alle umfasst, aber in der heutigen Verwaltung der Gnade nur einzelnen Herzausgerufenen durch Glauben bekannt gemacht wird. Paulus lehrt uns, dass Gott mit allen ausgesöhnt ist, aber dass die Kenntnis darüber nach den äonischen Zeitabschnitten Gottes abläuft.

Wie am Anfang des Römerbriefes (Röm 1:5), so wird auch am Ende der Glaubensgehorsam aufgeführt, er umschließt den ganzen Brief wie eine Klammer. Glaubensgehorsam unter den Nationen war erst möglich, als Israel beiseite gestellt war, auch hier sehen wir wunderbar die Zeitläufe Gottes.

Röm 16:27

"- Ihm, den allein weisen Gott sei durch Christus Jesus Verherrlichung für die Äonen der Äonen! Amen!"

Wir stehen am Ende dieses herrlichen Briefes, der uns auf kaum fassbare (wenn auch noch nicht letzte) Glaubenshöhen geführt hat, der uns für alle Lebenslagen Mut und Zuversicht gegeben hat, uns in der Erkenntnis über Gottes Weg hat wachsen lassen, uns aber auch zugesprochen hat, einen entsprechend würdigen Wandel gemäß unserer hohen Berufung zu führen. Was gibt es da Schöneres, als mit dem Apostel Paulus in den herrlichen Lobpreis Gottes mit einzustimmen!

Nun können wir zwar damit dem Mund die schönsten Worte aussprechen, doch Worte allein sind leere Hülsen. Gott möchte mehr von. uns, Er möchte unser Herz, und mit diesem unsere Liebe!

Es ist das Wesen der Liebe (und Gott ist Liebe), sich zu erweisen, sie kann nicht allein bleiben! Hier finden wir die tiefe Ursache der Schöpfung Gottes. Liebe braucht Gemeinschaft, ersehnt Gemeinschaft und sucht Gemeinschaft. Die Worte in 1Mo 1:26: "Und es sagt Alueim: Wir machen den Menschen in Unserem Bild und nach Unserer Gleichheit" zeigen uns in ihrer Tiefe, dass Gott den Menschen so schuf, dass dieser (in Seinem Bild und Gleichheit) auch lieben, ja "wiederlieben" kann.

Es gibt keinen schöneren Lobpreis, keine größere Verherrlichung, als unseren Gott und Vater "wiederzulieben", und dies in und durch unseren Herrn Jesus Christus!

Wir schließen diesen Brief mit dem einzigartigen Zeugnis und Beweis der Liebe Gottes zu uns: "Denn so liebt Gott die Welt, dass Er Seinen einzig gezeugten Sohn gibt (Joh 3:16), und Er gab Ihn für Dich und für mich, Er gab Ihn für alle - ja Verherrlichung sei Dir, Du liebender Gott, für die Äonen der Äonen! Amen!

Gedicht

In Abänderung einer uns lieb gewordenen und von unseren geliebten Lesern geschätzten Tradition - mit einem Gedicht unserer lieben Schwester Eva Ulrike Arnz (sie verbirgt sich hinter den Buchstaben "'EUA") abzuschließen. - stellen wir diesmal an den Schluss unseres Büchleins ein Gedicht von "Hedwig von Redern". Es wurde mir, dem Verfasser, in der Zeit der Ausarbeitung der letzten Kapitel des Römerbriefes von einem Missionshaus zugeschickt und es hat mich immer wieder neu bewegt. Stoßen wir uns nicht an den nach Paulus "ungesunden" Worten, sehen wir vielmehr das lieb ende Herz der Gedichtsschreiberin und nehmt es, liebe Leser, genau so auf wie ich!

Die Zeit ist kurz, lass sie uns nicht verbringen
wie ein Geschwätz nach unserm eignen Sinn!
Der Geist muss uns durchleuchten und durchdringen
in jedem Augenblick, das bringt Gewinn.

Die Zeit ist kurz, Dir ähnlich, Herr, zu werden,
verklärt zu werden, Jesu, in Dein Bild.
Dazu gabst Du sie uns: Ach, dass auf Erden
dies sei an jedem Jünger bald erfüllt!

Die Zeit ist kurz. Bald wird der Tag erscheinen,
an dem Du. kommst für Deine kleine Schar.
O lass uns alle dann, Herr, als die Deinen
vor Deinem Throne werden offenbar!

Die Zeit ist kurz. Hier Kampf und Leid und Tränen,
doch droben leuchten helle Herrlichkeit!
Die Zeit ist kurz - ein wenig Warten, Sehnen,
und dann die Freude in Unendlichkeit!