Der Lehrgang von unserer Auserwählung

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Unsere Auserwählung in Christus
aus der Reihe „Christi unausspürbarer Reichtum“
von M. Jaegle Neuauflage: 1985

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß
Als Schrift leider vergriffen.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Unsere Auserwählung in Christus

1. Teil

b) Der Lehrgang von unserer Auserwählung

Der göttliche Anspruch, nach welchem die Überschrift unseres Themas "Unsere Auserwählung in Christus" gebildet ist, lautet, "So wie Er uns a u s e r w ä h l t in I h m vor dem Niederwurf der Welt" (Eph 1:4).

Diese wenigen Worte zeigen Gottes Liebe in voller Tätigkeit für uns. Sie enthalten einen überschwänglichen Reichtum, Seines tiefsten Segens und gehören zu den Offenbarungen, die den höchsten Gipfel der uns in Christus geschenkten Gnade Gottes darstellen. Um nun jeden der darin liegenden kostbaren Züge erkennen, erfassen und recht würdigen zu können, müssen wir zuerst die auf diese Höhe führenden Vorstufen von unten an ersteigen.

Wir folgen damit schlechtweg den schrittweisen Enthüllung in den paulinischen Briefen und der Sicht steigernden Offenbarungen Gottes in denselben. Was den äußeren Umfang dieser Briefe betrifft, so ist derselbe ja im Verhältnis zu der Größe der übrigen Schrift verschwindend klein. Ihr Inhalt jedoch erhebt sich himmelhoch über alle anderen Offenbarungen. Die Tiefe ihrer Gnade ist so unausforschlich, und sie bergen einen solche Last von Herrlichkeit, dass sie nur ratenweise dargereicht werden können, damit sie für die Empfänger fasslich, aufnehmbar und erträglich werden. So wenig man die letzte Stufe einer hohen Treppe in einem Schritt erreichen kann, so vermag man auch nicht die Offenbarung von. unserer Auserwählung im Epheserbrief aufzunehmen, so man nicht den zu ihr führenden Weg von unten hinauf schreitet. Derselbe besteht in der chronologischen Reihenfolge der an uns gerichteten und durch den Dienst des Apostels uns übermittelten Briefe. Der Lehrgang von unserer Auserwählung nimmt eigentlich seinen Anfang schon in der Apostelgeschichte. Dort wird bei der Gründung der Herausgerufenen auch sofort ihre Auserwählung hervorgehoben (Apg 13:46-48). Als sich Paulus in Antiochien in Pisidien das erstmal zu reinen Heiden wandte und durch seine Heilsbotschaft etliche aus ihnen zum Glauben kamen, spricht Gottes Wort von diesen Erstlingen aus den Nationen also: "... und glaubten, so viele als da waren v e r o r d n e t zu konischem Leben" (Apg 13:48). Hier leuchtet der erste Strahl von u unserer Auserwählung vor uns auf, als kleinster Bruchteil dieser gewaltigen Offenbarung. Wenn aber schon diesen Worten eine Unvollständigkeit anhaftet, so hat der Geist Gottes doch mit denselben ein Prinzip gebildet und niedergelegt, das während der ganzen gegenwärtigen Verwaltung Bestand und Gültigkeit besitzt, weil sich nach demselben sämtlicher Glieder der Körperschaft Christi vollzieht. Nur so viele gelangen zum Glauben als da waren (unbestimmte Vergangenheit) verordnet zu äonischem Leben (eine außerordentliche Gabe der Herausgerufenen). Ein Verordnung bedeutet einen gefassten Beschluss rechtskräftig werden zu lassen, und das ist eine treffliche Erklärung unserer Auserwählung.

Der erste Thessalonicherbrief

Das ist der erste Brief, den der Apostel Paulus schrieb. Kaum dass er sich mit seinen Mitaposteln vorgestellt und Gnaden- und Friedensgruß entbietet (1Thes 1:1), darauf nur ganz kurz der gesunden Glaubensentfaltung der Thessalonicher Erwähnung tut (V. 3), und schon fängt er an, mit ihnen über ihre Auserwählung zu reden: "... wir wissen, von Gott geliebte Brüder, um e u r e A u s e r w ä h l u n g, ...." (V. 4).

Dieses Thema nimmt Paulus mit ganz jungen Gläubigen als selbstverständlich auf und zeigt damit, dass die Lehre von der Auserwählung gleich an den Glaubensanfang und zu den ersten Erkenntnissen des Heils gehört. Seine Rede darüber ist so frei und ungezwungen und birgt gar nichts Geheimnisvolles und Dunkles in sich. Die Ausdrucksart, die er gebraucht, zweigt diese Heilsame der Herausgerufenen im Anfangsstadium. Mit dem "Wir wissen..." will er sagen, dass einstweilen nur er und seine MItapostel über die Auserwählung der Herausgerufenen Bescheid wissen, während die Thessalonicher und mit ihnen alle, die erst am Glaubensanfang stehen, nun darüber belehrt werden müssen. Woher Paulus wusste, dass die jungen Gläubigen Auserwählte waren, gibt er mit den darauf folgenden Worten an: "... da das Evangelium unseres Gottes euch nicht geworden ist allein im Wort, sondern auch in Kraft und im heiligen Geist und viel Vollgewissheit, so wie ihr wisset" (1Thes 1:5-6).

Jeder, der also Gottes Wort hört und dem es so lebendig wird, dass er Christus als Heiland und Erlöser aufnimmt, hat in dieser Erfahrung die Bestätigung, dass er den Geist Gottes erhielt und ein Auserwählter ist. Das ist eine frohe Botschaft für alle Anfänger im Glauben. Denn ungenügende Erkenntnis macht oft noch der Zaghaftigkeit Raum, die nicht wagt, sich schon als auserwählt anzusehen. Und doch bezeugt es dieses Wort, dass der Glaubensanfang das Siegel der Auserwählung ist. Es ist, wie wenn der himmlische Vater Seine Kinder gleich über diese so wichtige Seite des Heils aufklären will, um sie vor quälenden Zweifelsfragen zu bewahren.

Das ist aber nur die äußere und offen zu Tage liegende Seite, aus der Paulus schließen konnte, dass die Thessalonicher Auserwählte waren. Sein eigentliches Wissen, aber um die Auserwählung der Gläubigen stammt aus tieferer Quelle. Seine gesamte Erkenntnis über die Herausgerufene, die da ist der Körper des Christus, war ihm geworden durch "Enthüllung Jesu Christi" (Gal 1:12; Eph 3:1). Christus war ihm persönlich erschienen - wohl etliche Male - (Apg 26:16.17; Apg 22:17) um ihm, dem von Ihm erwählten Apostel Seiner Herausgerufenen, die Geheimnisse über die Körperschaft, die ja in den Schriften außerhalb der paulinischen Briefe nicht enthüllt sind, mitzuteilen.

Dazu ist nun noch zu bemerken, dass der Titel der letzten Schriftrolle des Wortes Gottes ebenso lautet: Enthüllung Jesu Christi, fälschlich genannt: Die Offenbarung des Johannes. Es gibt demnach zwei charakteristische Enthüllungen Jesu Christi, zwischen welchen grundsätzlich unterschieden werden muss. Dem Apostel Johannes erschien Christus, um ihm Seine Enthüllung zu zeigen, wenn Er zu Seinem Volk Israel kommt zur Aufrichtung Seines Königreiches auf Erden, was unter viel Gericht vor sich gehen wird. Aber dem Apostel Paulus erschien Er, um ihm den Auftrag zur Gründung der neuen Herausgerufenen zu übergeben. und die hohe Stellung dieser Körperschaft zu enthüllen. Es, an der Stelle einer Gerichtsankündigung, eine Botschaft tiefster und reinster Gnade für die Nationen, denn in ihr wird ihnen angekündigt, dass nun Christus im Geist zu ihnen gekommen ist, um eine bereites erwählte Schar aus ihnen für die höchsten Stellungen im Weltall zu berufen. Diese Erkenntnis bewahrt davor, die Hand der Botschaft auszustrecken, die dem Apostel Johannes in der letzten Schriftrolle für Israel mitgeteilt wurde.

Nachdem nun Paulus über die Auserwählung geschrieben hat (1Thes 1:4), geht er über zu dem, was darauf folgt:

Die Berufung

".... damit ihr wandelt würdig des Gottes, der euch b e r u f t zu Seinem Königreich und Seiner Herrlichkeit" (1Thes 2:12). Auch im menschlichen Leben wird n ach dieser Ordnung gehandelt. Ein Professor, der einen Ruf an einen Lehrstuhl irgendeiner Fakultät erhält, wurde zuvor von einem dazu bestimmten Ausschuss dafür erwählt, ohne dass er von dieser Wahl etwas wusste, bis die Berufung an ihn erging. So ist auch jeder Mensch, der von Gott zur Gemeinschaft Seines Sohnes Jesu Christi, unseres Herrn, berufen wurde (1Kor 1:9), zuvor von Gott auserwählt worden, ohne dass er eine Ahnung davon hatte.

Viele berufen - wenige auserwählt

Über diese untrennbare Zusammengehörigkeit von Auserwählung und Berufung in der Herausgerufenen sind schon bei manchem Gläubigen Zweifel entstanden durch den Ausspruch Jesu: "Denn viele sind berufen, wenige aber auserwählt" (Mt 22:14). Jedoch die Bedenken, die dieses Wort hervorrufen könnte, entbehren jeder Grundlage, denn es findet nur Anwendung auf das Volk Israel, und ist beschränkt auf die Zeit, als Jesu unter ihm weilte.

Diese Periode des göttlichen Heilsplanes ist einmalig und einzigartig durch den Umstand, dass der Messias zu Seinem Volke kam, aber nicht um von ihm angenommen zu werden. und das Königreich aufzurichten, sondern von ihm verworfen und gekreuzigt zu werden zur Aussöhnung des gesamten Alls. Als Glied des abgesonderten Königreichvolkes hatte nun jeder Israelite beim Kommen seines Messias auch Anrecht auf Berufung. Dies ließ Jesus mit Seinem "Sinnet um" an die gesamte Nation ergehen. Auch durch die Sendung der Zwölf ging der Ruf an das ganze Volk (Mt 10:6). In Wirklichkeit waren also viele berufen, aber auserwählt, um Ihn in Seiner Niedrigkeit als den wahren Messias erkennen zu dürfen, waren nur wenige (Lk 6:13; Joh 15:15.19). Nur in diese kurze Periode passt das Wort "Viele sind berufen, aber wenige auserwählt" und wirft helles Licht über jenen merkwürdigen Doppelzustand im Volk Israel, welcher durch das göttliche Heilswirken bedingt war. Zwängen wir aber diesen Ausspruch in unsere heutige Verwaltung hinein, so richtet er durch diese verkehrte Anwendung eine schreckliche Verwirrung unter unmündigen Gläubigen an, indem er dies lebensmäßige Verbindung von Auserwählung und Berufung infrage stellt.

Berufen und auserwählt zu der Körperschaft Christi

Aber in diesem Sinne spricht Paulus nie von Auserwählung und Berufung. Wer berufen, dass heißt zum Glauben geführt wurde, ist bestimmt ein Auserwählter und braucht nicht den geringsten Zweifel daran zu hegen, denn andere werden in der heutigen Verwaltung nicht berufen als nur Auserwählte, von denen auch kein einziger von Gott übersehen oder gar vergessen wird.

So setzten sich die Herausgerufenen aus lauter Gerufenen zusammen und nach dieser Art ihrer Zusammenfügung und nicht sichtbaren Entstehung hat sie von Gott den Namen erhalten: die "Ekklesia", das heißt wörtlich, "die Herausgerufene". Dieser Name bildet zugleich die fasslichste Erklärung des Wesens dieser Körperschaft: Eine vorher von Gott bestimmt Zahl von Menschen, von Ihm selbst aus einer sündigen, weiterhin im Unglauben verbliebenen Menschheit herausgerufen.

Nachdem nun diese Thessalonicher aus einem Leben der Sünde und des Götzendienstes herausgerufen waren, hinein in ein Leben mit und für Gott (1Thes 1:9), zeigt ihnen Paulus, wohin weiter diese göttliche Berufung führt: "... zu Seinem Königreich und Seiner (Gottes)Herrlichkeit" (1Thes 2:12) Welch hohes und erhabenes Ziel! Gottes Königreich umfasst das ganze All, aus Himmel und Erde bestehend. Währende Israel für das Königreich auf dieser Erde vorgesehen ist, sind wir für Sein himmlisches Königreich bestimmt. Damit verbunden ist unsere Hineinführung in Gottes eigene Herrlichkeit, und die himmlische überragt bei weitem die irdische. Röm 3:22 hält uns Gott die uns Inder Demut erhaltende Wahrheit vor: "... all sündigten und Ermangelung der Herrlichkeit Gottes". Schon in Adam verloren wir dieselbe. und kamen nackt, bloß und als Sünder auf diese Welt. Aber am Kreuz und durch Seine Auferstehung hat sie uns Christus, als der letzte Adam, wieder erworben, und nun sind wir solche, die sich rühmen in der Erwartung der Herrlichkeit Gottes (Röm 5:2).

Geheiligter Wandel

Auf den uns gebotenen würdigen Wandel geht Paulus (1Thes 4:7) noch näher ein: "Denn nicht beruft uns Gott zur Unreinheit, sondern in Heiligung". Damals wie heute ist das Völkerleben durchsetzt von Leidenschaften, der Begierden, wie Unreinheit und Habgier (1Kor 4:5-6 und Eph 4:19). Niemals hat uns Gott berufen zu diesen weltlichen Dingen, die uns so schwer verunreinigen. Im Gegenteil. Sein Ruf ergeht an uns, auf dass wir diese Lebenshaltung verlassen und nun als Auserwählte ein Leben der Heiligung führen. Paulus stellt die Gläubigen in Thessaloniki als vorbildlich darin hin und beweist an ihnen in kurzen, knappen Zügen, aus was sich ein solches Leben zusammensetzt (1Thes 1:9--10): "...wie ihr euch umwendet zu Gott von den Götzen, zu sklaven dem lebendigen und wahrhaftigen Gott und zu harren auf Seinen Sohn aus den Himmeln...". Damit ist konzentriert alles gesagt, was ein Leben der Heiligung ausmacht.

Der zweite Thessalonicherbrief

In diesem Brief nimmt Paulus mit einem neuen Wort Bezug auf die Auserwählung. "Wir aber sollten Gott immerdar danken, eurethalben, Brüder, von dem Herrn Geliebte, da Gott euch

von Anfang an vorzieht

zur Rettung in Heilung des Geistes und im Glauben der Wahrheit, zu der Er auch uns b e r u f t durch unser Evangelium, zur Aneignung der Herrlichkeit unseres Herrn Jesu Christi" (2Thes 2:13-14)

Die buchstäbliche Bedeutung von "vorziehen" besteht darin, dass aus einer Gruppe von Menschen eine Anzahl hervor gezogen wird, um mit einer besonderen Aufgabe betraut zu werden. So muss an irgendeinem Anfang Gott die ganze Menschheit vor Sich gesehen und in Seinem Vorsatz schon eine Anzahl aus allen zur Erfüllung einer großen Aufgabe, die dem ganzen Weltall zum Segen gereichen wird, vorgezogen haben. Im voraus wurde die ganze Menschheit von Ihm in Vorgezogene und Dahintengebliebene eingeteilt. In Wirklichkeit sind alle Gläubigen unserer Verwaltung "Prälate", denn dieses Fremdwort bedeutet in. unserer Sprache "Vorgezogene".

Vorziehen" ist die aktive Handlung Gottes in der Vornahme der Auserwählung. Durch ihr Gläubig-Werden hatten die Thessalonicher diese Gottestat praktisch erfahren, denn sie bestand in einem "Vorziehen" aus dem Kreis ihrer Standesgenossen, die im Zustand des Unglaubens zurückblieb en. So ähnlich ist es ja bei jedem Gläubigen zugegangen. Aber das eigentliche, ursächliche, göttliche Vorziehen liegt viel weiter zurück. "Von Anfang an", sagt Paulus, "ist das in Gottes Vorsatz geschehen".

Ganz unbestimmt weist der Apostel zurück auf einen Anfang ohne jeglichen Anhaltspunkt mit näheren Angaben darüber, denn in der Vorschöpfungsperiode gibt es ja verschiedene Anfänge. Aber hier steht die Offenbarung über die Herausgerufenen noch in ihren ersten Anfängen, im Stadium, welches Paulus mit den Worten beschreibt: "Denn aus einem Bruchteil erkennen wir und aus einem Bruchteil prophezeien wir" (1Kor 13:9). Mit den darauf folgenden Worten stellt er eine Vollkommenheit in Aussicht, in der wir dann alles völlig zu erkennen vermögen. Und diese hat er dann eingeführt mit den letzten, abschließenden Offenbarungen über die Herausgerufene in seinen Gefangenschaftsbriefen. In ihnen macht er genaue Angaben von dem Anfang, von dem er zu den Thessalonichern nur andeutungsweise spricht.

Die Rettung der Auserwählten

Nachdem Paulus im ersten Kapitel unsere Berufung darlegte, kommt er nun auf eine andere Heilstat Gottes zu sprechen, welche in engster Beziehung zu dieser Berufung steht, weil sie derselben vorausgeht und ihr den Weg bereitet. Es ist die Rettung. "....vorzieht hinein in Rettung", so heißt es wörtlich (2Thes 2:13). Weil Gott uns vor der Erschaffung des Alls vorzog für die Rettung, hat Er demnach damals schon gewusst, dass wir in Satans Machtbereich geraten würden. Hätte dies nicht Seiner Absicht entsprochen, ganz gewiss hätte Er es verhütet, dass wir einen Teil unseres Lebens unter der Vollmacht der Finsternis verbringen mussten. Aber dies entsprach Seinem Plan, weil Er wusste, dass diese kurze Zeit unter tyrannischer Fremdherrschaft eine gute Vorbereitung sei, um uns, ja um alle Seine Geschöpfe in hingebender Liebe für alle Ewigkeit um Sich zu haben.

Dieser Zustand nun, aus dem wir gerettet werden mussten, beschreibt Paulus Kol 2:13 also: "... da auch ihr tot seid gewesen in den Kränkungen un der Vorhaut eures Fleisches..." Das war unser Verlorensein, dass wir für Gott tot waren und unser Geist völlig unempfänglich für Ihn und Sein Wort war. Wie buchstäblich Tote keinen Ruf vernehmen, noch ihm folgen konnten auch wir in unserem einstigen geistlichen Todeszustand Gottes Ruf nicht hören. ER musste uns zuerst aus diesem Todeszustand retten durch die Belebung unseres Geistes.

Dies geschah, als Er den Geist Seines Sohnes aussandte in unsere Herzen (Gal 4:6) und dieser unseren Geist berührte und mit seiner Auferstehungskraft erfüllte. Dies war die Zeit in unserem Leb en, wo wir vermochten, die Botschaft vom Kreuz im Glauben anzunehmen (Eph 1:13) und. uns mit Gott aussöhnen ließen (2Kor 5:20). Das war das Folge-leisten dem Rufe Gottes.

Diese Reihenfolge lehrt Paulus 2Tim 1:9: "...(Gott), der uns (1.) rettet und (2.) beruft". Ohne diese zugvorige Rettung ist der Ruf Gottes an uns wirkungslos. Praktisch wird da an großen Evangelisationsversammlungen erwiesen. Dabei vernehmen zahlreich Menschen mit ihren Ohren Gottes Ruf, aber innerlich bleiben sie für ihn zugeschlossen, eben, weil Gott die Rettung heute nur an den Auserwählten vollzieht. So wenig sich nun Verstorbene selbst aus dem Todeszustand retten, oder auch nur das geringste dazu beitragen können, es sei denn, der Herr wecke sie auf, so können auch Ungläubige sich nicht selbst aus dem geistlichen Tod herausführen. Gott muss das erste Werk in ihnen tun.

Die Rettung ist für alle Menschen

Rettung ist nicht auf die Auserwählten beschränkt, sondern wird einmal allen zuteil werden, denn Gott ist der Retter aller Menschen, vor allem aber der Gläubigen (1Tim 4:10). Der Vorzug der Auserwählten hinsichtlich dieser Gabe besteht also nur darin, dass sie die ersten, nicht aber die einzigen von allen sind. Aber Rettung haben auch die Auserwählten notwendig. Diese Wahrheit ruft uns Gott hier ganz besonders ins Gedächtnis, weil Rettung einen Zustand des Verlorenseins voraussetzt. Wenn Auserwählung schon mehr ist als nur Rettung, so müssen wir als Auserwählte doch zuerst gerettet werden, bevor sich die Auserwählungsgnade unser als ihre Werkzeuge bedienen kann.

Wir sehen, dass der Lehrgang von unserer Auserwählung über die tierstehende Stufe des Unglaubens, der Gottentfremdung und der Sünde führt, auf die wir uns mit allen Nichtauserwählten gestellt finden. Ja, schwache und zu allem Guten unfähige Sünder waren wir wie alle andern und hatten gar nichts vor diesen voraus. Mit unverblümter Offenheit beschreibt Paulus wiederholt das Leben der Auserwählten, bevor sie. zum Glauben kamen. "Denn es ist kein Unterschied, denn alle sündigten..." (Röm 3:23). "Denn als ihr Sklaven wart der Sünde..." (Röm 6:20). "....unter denen (den Söhnen der Widerspenstigkeit) auch wir alle einstmals einhergingen in den Begierden unseres Fleisches usw." (Eph 2:3). Offenbar will uns Gott damit zeigen, dass die anderen ein ebenso großes Anrecht auf Rettung haben wie wir, denn sie ist ein reines Geschenk Seiner Gnade an verlorene Sünder, die wir eben alle waren.

Innerhalb des Bereiches unserer Rettung ist kein Unterschied zwischen Auserwählten und Nichtauserwählten, denn wenn die Auserwählung sich in der Rettung erschöpfen würde und keinen andern und höheren Zweck mit uns verfolgte, so wäre sie eine ungerechte und parteiliche Sache. Aber Rettung ist ja nur die notwendige Grundlage, auf welcher sich unser herrlicher Beruf als Mitarbeiter Gottes aufbaut.

Gerettet werden alle und nur durch das Versöhnungsopfer Christi am Kreuz. Aber in der Ausführung selbst weicht die unsrige vor derjenigen der Ungläubigen stark ab. Dieser Vorzug kommt mit folgenden Worten zum Ausdruck: "...der uns vorzieht zur Rettung in Heiligung des Geistes und im Glauben der Wahrheit". Der Geist Gottes, der den Glaubensanfang bewirkt, bildet die Grundlage unserer Rettung. Durch das göttliche Vorziehen, oder, wie der Galaterbrief diese Gottestat darstellt, "...damit Er uns herausnähme aus dem gegenwärtigen bösen Äon,..." (2Thes 1:4) wurden wir Abgesonderte aus der Menschheit, und daraus erwuchs uns die Gabe der Heiligung.

Der Geist, den jeder am ersten Glaubensanfang erhält, und Heiligung, die er bewirkt, ist nicht eigene Errungenschaft, sondern die erste Frucht der Gnade, die uns erwählte. Auch der rettende Glaube der Wahrheit ist eine Gnade Gottes, unvermischt von eigenen Werken. Diesen Glauben kann niemand empfangen als die von Gott zuvor Auserwählten. Diese Wahrheit spricht Paulus mit den Worten aus: "...denn nicht aller Teil ist der Glaube" (2Thes 3:2). Ja, er bezeichnet ihn als "Glauben der Auserwählten Gottes" (Tit 1:1)

Glauben an den Schöpfer und Gericht

Neben diesem echten Glauben gibt es heute noch einen andern, wenn wir uns so ausdrücken wollen, auch aufgrund einer Gottesoffenbarung, nämlich der Schöpfung, die mit den Augen wahrgenommen wird und Gott als Schöpfer offenbart. Schriftgemäß aber ist es gar kein wahrer Glaube. Röm 1:18ff spricht davon und zwar, dass der Zorn Gottes über die Menschen kommen wird, weil sie Ihn nicht als Schöpfer anerkannt haben, was sie doch hätten tun können, denn Gott kann mit der klaren Vernunft aus der Schöpfung erkannt werden, ohne dass man Seinen Geist besitzt. Große Naturwissenschaftler haben es ja bezeugt, dass das Forschen in der Natur zu Gott führt.

Aber das ist kein heilbringender Glaube wie derjenige an Christus, der für uns zur Sünde gemacht wurde. Weil aber dieser nur für die Auserwählten ist, können die Ungläubigen vor dem großen weißen Thron nicht dafür gerichtet werden, dass sie Christus nicht im Glauben angenommen haben, weil das ja niemand aus sich selbst kann, der nicht von Gott zuvor erwählt wurde, sondern dafür, dass sie Gott nicht als Schöpfer anerkennen wollten. Daher wird das göttliche Gericht ihrer Heilsmöglichkeit angepasst sein und kann um der Gerechtigkeit Gottes willen nie in endloser Qual bestehen. In den Versen 2Thes 2:10-12 geht dr Apostel näher auf dieses Gericht ein. Die Ungläubigen werden untergehen darum, dass sie die Liebe der Wahrheit nicht annehmen, und gerichtet werden, weil sie nicht glauben der Wahrheit. Röm 1:25 weist darauf hin, welche Wahrheit hier gemeint ist: "... die da umändern die Wahrheit Gottes in die Lüge und werden verehrt und bringen der Schöpfung Gottesdienst dar neben dem Schöpfer..." Gottes Wort enthält viele Wahrheiten, h eher und niedriger stehende. IN diesem Fall handelt es sich nicht um die höchste von allen, um die herrliche Wahrheit von der Erlösung, die da ist in Christus Jesus, sondern um diejenige von Gott als dem Schöpfer. Diese Wahrheit wird in Lüge umgewandelt und zwar dadurch, dass die Menschen die dem Schöpfer gebührende Ehre und Herrlichkeit dem Geschöpf darbringen.

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c) Berufen durch Pauli Evangelium