Das Vorspiel der Streitgespräche

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Abschrift: Wer ist Satan?
Satans Ursprung, Werke und Ziel (Heft 5)
aus der Reihe „Mannigfaltige Weisheit Gottes“
von M. Jaegle 1983

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß
Als Schrift nicht mehr erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

5. Das Vorspiel der Streitgespräche

3. Teil

Ein trügerisches Lob

Hiob wünschte, sterben zu können. Sachlich und ohne seine Freunde durch unbedachte Reden zu verletzen, hatte er ihnen dies kundgetan. Daraufhin antwortete Eliphas und sprach (Hi 4:1 ff): "Wenn man ein Wort an dich versucht, wird es dich verdrießen? Doch die Worte zurückzuhalten, wer vermöchte es? Siehe, du hast viele unterwiesen, und erschlaffte Hände stärktest du; den Strauchelnden richteten deine Worte auf, und sinkende Knie hast du befestigt."

Welch schönes Zeugnis stellt Eliphas seinem Freund mit diesem Lob aus! Es stimmt ganz mit dem überein, was HIob von seinen Guttaten selbst aussagst (Hi 20:12): "Wenn ich befreite den Elenden, der um Hilfe rief, und die Waise, die keinen Helfer hatte." Und (V. 15-17): "Auge war ich dem Blinden und Fuß dem Lahmen; Vater war ich den Dürftigen, und die Rechtssache dessen, den ich nicht kannte, untersuchte ich; und ich zerbrach das Gebiss den Ungerechten, und seinen Zähnen entriss ich die Beute."

Sicher haben die Worte des Eliphas den von allen verlassenen Hiob überaus getröstet und erquickt. Nun konnte er hoffen, endlich einen Freund gefunden zu haben, der ihm verständnisvoll beistehen werde. Doch Hiob wurde schmerzlich enttäuscht, denn das kurze Lob des Eliphas war trügerisch.

Die zerstörte Gemeinschaft

In der weiteren Rede des Eliphas stellen wir mit Bestürzung fest, dass plötzlich aus dem lobenden Freund ein ungerechter, hartherziger Ankläger wird. Seine Worte gleichen brutalen Schlägen, mit denen er die Freundschaft zerbricht (Hi 4:5-9): "Doch nun kommt es an dich, und es verdrießt dich; es erreicht dich, und du bist bestürzt. Ist nicht deine Gottesfurcht deine Zuversicht, die Vollkommenheit deiner Wege deine Hoffnung? - Gedenke doch: Wer ist als Unschuldiger umgekommen, und wo sind Rechtschaffene vertilgt worden? So wie ich es gesehen habe: die Unheil pflügen und Mühsal säen, ernten es. Durch den Odem Gottes kommen sie um, und durch den Hauch Seiner Nase vergehen sie."

Mit dieser Feststellung gibt Eliphas unmissverständlich zu verstehen, dass über Unschuldige und Rechtschaffene keinesfalls solche Leiden kommen. Folglich müsse ein schuldhaftes Verhalten HIobs vorliegen, wofür er nun die gerechte Strafe empfange.

Betroffen ob solcher Verleumdung fragen wir: Was ist mit Eliphas geschehen? Wer machte aus dem ehemaligen Freund einen missgünstigen Verkläger, dessen Verdächtigungen so weit führten, dass auch die zwei anderen Freunde verleitet wurden, den leidgeprüften Hiob mit ungerechtfertigten Anklagen zu kränken? Im voraus können wir diesen so tragischen und widerspruchsvollen Vorgang als ein weiteres Werk Satans bezeichnen. Gleich wie es dem Feind gelungen war, Hiobs Ehegemeinschaft zu zerrütten, so zerstörte er nun auch die Freundschaft. Aus den weiteren Reden des Eliphas wird offenbar, wie Satan es verstanden hat, gerade diesen Freund, der sich anfänglich so wohlwollend zu Hiob stellte, als Werkzeug für sein böses Werk zu benützen.

Eliphas war nicht ein Mann des Glaubens, sondern einer, der sich vornehmlich auf seine Lebenserfahrung abstützte. Er pochte auf das, was er gesehen hatte (Hi 4:8). Dies war seine Richtschnur für die Beurteilung Hiobs. Damit bot er Satan ideale Anknüpfungpunkte. So berichtet nun Eliphas von einem tief einschneidenden Erlebnis, das uns die Erklärung für seinen Gesinnungswandel gibt.

Das Nachtgesicht des Eliphas

Der irregeführte Freund weiß von seinem beeindruckenden Erlebnis zu berichten (Hi 4:12-21): "Und zu mir gelangte verstohlen ein Wort, und mein Ohr vernahm ein Geflüster davon. In Gedanken, welche Nachtgesichte hervorrufen, wenn tiefer Schlaf die Menschen befällt, damn Schauer über mich und Beben und durchschauerte alle meine Gebeine; und ein Geist zog vor meinem Angesicht vorüber, das Haar meines Leibes starrte empor. Es stand einer da, und ich erkannte sein Aussehen nicht; eine Gestalt war vor meinen Augen, ein Säuseln und eine Stimme hörte ich:

Die Botschaft eines listigen Geistes

"'Sollte ein Mensch gerechter sein als Gott, oder ein Mann (Sterblicher) reiner als der ihn gemacht hat? Siehe, auf Seine Knechte vertraut Er nicht, und Seinen Engeln legt Er Irrtum zur Last: wieviel mehr denen, die in Lehmhäusern wohnen, deren Grund im Staube ist! Wie Motten werden sie zertreten. Von Morgen bis Abend werden sie zerschmettert; ohne dass man es beachtet, kommen sie um auf die Dauer. Ist es nicht so? wird ihr Zeltstrick an ihnen weggerissen, so sterben sie, und nicht in Weisheit.'"

Mit diesen Worten kommt Klarheit in den so überraschend schnellen Wechsel der Gesinnung Eliphas. Die nebenhafte Erscheinung eines Geistes im Nachtgesicht und das Hören einer Stimme war nichts anderes als das Einwirken Satans durch einen listigen Geist. Eliphas wertete dies alles als ein hochstehendes, geistliches Erlebnis und als Eingebung göttlicher Gedanken zur Lagebeurteilung Hiobs. Statt dessen wurde er vom Feind unbemerkt irregeführt und ein Irreführer seiner beiden Freunde (vergleiche 2Tim 3:13). Auf Eliphas passt auch das Urteil in Kol 2:18: Er meinte, als Schiedsrichter im Mantel scheinbarer Demut einhergehend, dem Fall Hiobs recht abschätzen zu können. Dabei Tat er wichtig mit dem, was er im Nachtgesicht gesehen und von einem Engel gehört hatte.

Was dem Widerwirker weder durch die Vernichtung der Habe Hiobs und seiner Nachkommen noch durch seine Frau gelungen war, das suchte er nun durch Hiobs Freunde zu erreichen - genau wie er dem Herrn durch weitere Erprobungen seitens der Oberen des Volkes führte.

Satan als Nachahmer Gottes

Dies neuen Angriffstaktik Satans auf Hiob erheischt eine Erklärung, denn jetzt wendet er seine raffinierteste List an. Es handelt sich um die Nachahmung des göttlichen Redens mit den Menschen durch Gesichte und Träume.

Im ersten Buch Mose hat Gott oftmals durch Gesichte und Träume den Menschen Seinen Willen kundgetan. So redete Er zu Abraham in einem Gesicht (1Mo 15:1). Weiter lesen wir (1Mo 20:3): "Und es kommt Elohim zu Abimelech im Traume des Nachts (wegen Abrahams Frau)...", (V. 6). "Und es sagt Elohim zu ihm im Traum..." Auch zu Laban redete Gott auf diese Weise (1Mo 31:24): "Und es kommt Elohim zu Laban, dem Syrer, im Traum in der Nacht..." und warnte ihn, nichts Böses mit Jakob zu reden. Ferner berichtet die Schrift, wie Gott auch dem Joseph (1Mo 37:5), den beiden inhaftierten Beamten des Königs (1Mo 40:5) und dem Pharao selbst (1Mo 41:7) Seinen Willen durch Träume kundgab.

Das Wissen um diese Art göttlicher Unterweisung war damals Allgemeingut. Das geht auch aus der Rede Elihus hervor, indem er sagt: "Im Traum, im Nachtgesicht, wenn tiefer Schlaf die Menschen befällt, im Schlumnmer auf dem Lager:; dann öffnet Er das Ohr der Menschen und besiegelt die Unterweisung, die Er ihnen gibt" (Hi 33:15.16).

Zu dieser Art göttlicher Kundgebungen muss gesagt werden, dass sie erst eine elementare Stufe darstellen, um den Menschen Gottes Willen mitzuteilen. Dies ergab sich vor allem daraus, weil eben Gottes Wort noch nicht in allen Teilen schriftlich vorlag. Sobald jedoch Gott dieses durch Seine heiligen Männer niederschreiben ließ, wurden Träume und Gesichte zurückgestellt.

Diese Art göttlicher Mitteilung ahmt nun der Widerwirker bei Hiobs Freund Eliphas treffend n ach (Hi 4:12 ff.) Als dieser nachts eine Stimme hörte (Hi 4:16), da dachte er nichts anderes, als dass jetzt Gott auch mit ihm rede. Er wurde darin noch bestärkt, weil sich ihm der Satansgeist sinnenfällig offenbarte. Eliphas hat die Offenbarung jener Nacht ganz aus Gottes Hand genommen, vielleicht noch im stolzen, überheblichen Bewusstsein, einer besonderen Gnade gewürdigt worden zu sein. Doch hatte Eliphas dabei die Hauptsache außer acht gelassen: zu prüfen, ob das Gesicht und die Stimme auch wirklich von Gott kam. Dies hätte er umso mehr tun müssen, als zu jener Zeit die Menschen noch klar wussten, dass im Garten Eden ein böser Geist (Satan) durch ein Medium (die Schlange) mit seinen Reden die ersten Menschen völlig täuschte und in Ungehorsam stürzte.

Da Eliphas das Geschehen jener Nacht ungeprüft entgegennahm, geriet er unbemerkt unter den bezaubernden Bann Satans und meinte, Gott habe Sich ihm offenbart. Dass jener Geist aus dem Reich der Finsternis kam, wird auch durch Folgendes erhärtet: Gemäß Hi 1:5 brachte Hiob für die Kinder Opfer dar. Er wusste bereits um die bedeckende und beschirmende Kraft derselben für Sünden. Nachdem der Geist Hiob der Unreinheit bezichtigte (Hi 4:17), hätte er ihn folgerichtig auch ermuntern müssen, dafür Opfer darzubringen. Aber das Gegenteil führte der böse Geist im Schild. Er ging darauf aus, Hiob von dieser Glaubenstat abzubringen, die Gott Selbst beispielhaft im Garten Eden eingeführt hatte.

Leider gibt es auch Gläubige, die in die Schlingen irreführender Geister geraten und nur schwer zu überführen sind, dass sie vom Feind überlistet wurden. Das erlebte auch ein Glaubensbruder der von Zeit zu Zeit Stimmen hörte. Er wollte es einfach nicht wahrhaben, dass diese Kundgebungen nicht von Gott stammten, sondern von einem betrügerischen Geist. Der Bruder betrachtete diese Stimmen sogar als das Zeugnis des Geistes Gottes. Nachdem der Betrogene endlich dazu gebracht wurde, anstatt auf die Stimme zu hören, zu fragen, wer es sei der mit ihm rede, bekam er keine Antwort mehr; denn der listige Geist witterte Gefahr entlarvt zu werden und zog sich zurück.

Wenn solche Erfahrungen mit der Geisterwelt gemacht werden, braucht es Demut und Aufrichtigkeit zum Zugeben, dass man vom Feind missbraucht und betrogen wurde, um vom bezaubernden Bann Satans wieder befreit zu werden.

Heut haben wir nach Kol 1:25 ein vervollständigtes Wort Gottes, deshalb sind mit der lückenlosen Offenbarung des Willens Gottes die elementaren Kundgebungen, wie Träume und Gesichte, weggefallen.*

*Ausführliches über dieses ganze Gebiet enthält unsere Schrift "Satan als Engel des Lichts"

Nun hören wir, wie Satan Eliphas missbrauchte, um neue Prüfungen über Hiob zu bringen.

Satans neuer Angriff

In den Worten Eliphas wird der Feind als ungerechter Verkläger offenbar, wobei er Eliphas als Mittler (Medium) gebraucht, um Hiob unwahre Anschuldigungen und unerwiesene Tatbestände zur Last zu legen, um ihn damit endgültig von Gott trennen zu können. Hiob seufzte sehr unter der Last der Bedrängnisse: "Dem Verzagten gebührt Milde von seinem Freunde, sonst wird er die Furcht des Allmächtigen verlassen" (Hi 6:14). Statt Milde wurde Hiob von seinen Freunden erbarmungslose Hartherzigkeit und gar Feindschaft zuteil!

Und nun schauen wir, wie raffiniert Satan seinen neuen Angriffsplan durch einen Geist ausführte (Hi 4:17): "Sollte ein Mensch gerechter sein als Gott, oder ein Sterblicher reiner als der ihn gemacht hat?" Hiob hat nie den Anspruch erhoben, gerechter als Gott zu sein, sagte er doch selbst (Hi 14:4): "Wie könnte ein Reiner aus einem Unreinen kommen?" Deshalb hört sich der Ausspruch des verkappten Lügengeistes wie eine Widerlegung und Zurücknahme des Lobes an, welches Hiob in Hi 1:8 und Hi 2:3 von Gott gewährt wurde. Der Lügengeist zweifelt dieses gute Zeugnis an, als wäre Hiob dadurch zu gerecht, ja noch gerechter als Gott geworden - da Hiob doch auch ein Sünder wie alle Menschen sei. "Siehe, auf Seine Knechte vertraut Er nicht, und Seinen Engeln legt Er Irrtum zur Last" (mit der Aussage tarnte der Geist geschickt seine eigene Irreführung), und "wieviel weniger kann da Gott denen, die in Lehmhäusern wohnen (wie Hiob) Vertrauen schenken?" (Hi 4:18.19). Solche, in deren Leben etwas nicht stimmt, "wie Motten werden sie zertreten... sie werden zerschmettert ... sie kommen um auf ewig". Gott nennt dich wohl. mit dem Ehrennamen "Knecht", aber das nützt dir nichts, weil Er Seinen Knechten nicht vertraut. Deshalb blickt Er voller Misstrauen auf dich. So lautet das erbarmungslose Urteil des von Satan inspirierten Geistes.

Hiob als Frevler verdächtigt

Jetzt wissen wir, woher die Kehrtwende des Eliphas kommt: der im Nachtgesicht erschienene Satansgeist hatte ihn davon überzeugt, dass Hiob ein ungerechter Sünder sei, der nun von Gott bestraft werde. Deshalb schleudert Eliphas dem HIob entgegen: "Wer ist als Unschuldiger umgekommen, und wo sind Rechtschaffene vertilgt worden" (Hi 4:7) Fromme Menschen strafe Gott nicht, sondern Er belohne sie, wer aber Unheil pflüge und Mühsal säe, müsse auch entsprechend ernten. Dann fährt er fort (Hi 5:1): "Rufe doch, ob einer da ist, der dir antwortet! und an welchen der Heiligen willsst du dich wenden?" Diese Worte sollten Hiob bewusst machen, das er ein von allen - sogar von Gott - verlassener Mann sei; einer, nach dem niemand mehr frage und dem keine Antwort werde, dessen Teil Einsamkeit und Verzweiflung sei!

Auch gefiel es Eliphas, die Wunde im Herzen Hiobs um seine verlorenen Kinder wieder aufzureißen, indem er sagt: "Fern blieben seine Kinder vom Glück (oder: Hilfe); und sie wurden im Tore zertreten, und kein Erretter war da" (Hi 5:4). Damit meinte Eliphas die Kinder Hiobs, denen Gott Seine Rettung versagt habe wegen des Frevels ihres Vaters.

Frei und doch versklavt

So kann man die widerspruchsvolle Verhaltensweise des Eliphas bezeichnen. Als er seinem Freund Hiob das gottgemäße Lob ausstellte (Hi 4:3), war er ein freier Mann. Darauf, als er plötzlich in lügenhafter, gehässiger Weise Hiob anfeindete, hatte ein listiger Geist Einfluss auf ihn genommen. Eine solche Veränderung kann man ganz ausgeprägt beim König Saul beobachten. Als er (1Sam 19:1) dem Jonathan bekannte, dass er David töten wolle, stand Saul ganz im Bannkreis eines bösen Geistes. Nachdem er der Ermahnung seines Sohnes gehorchte und sogar schwor, David nicht zu töten (V. 6), war der Einfluss des bösen Geistes gewichen und er konnte wieder einen guten Zug seines Herzens freien Raum geben.

Als später wieder ein böser Geist von Jewe über Saul kam (1Sam 19:9), da stand er unter dessen Einwirkung bis zu dem in 1Sam 24:18-23 berichteten ergreifenden Geständnis. Doch diese gute Verfassung seines Herzens dauerte nicht lange, und schon machte er sich wieder auf, David zu verfolgen (1Sam 26:1 ff). Als ihm aber dieser wiederum zeigen konnte, dass er seines Lebens verschont habe (V. 13 ff), da war Saul befreit vom bösen Geist und er bekannte David seine Sünde (V. 21).

Entsprechend diesem Auf und Ab im Leben Sauls ist das sonderbare widerspruchsvolle Benehmen des Eliphas zu verstehen. Wie David das unschuldige Opfer und der Angriffspunkt eines bösen Geistes wurde, der zeitweilig über Saul kam, so musste Hiob dasselbe von seinem Freund Eliphas erfahren. Auch dieser kam unter den Einfluss eines bösen Geistes, worauf er dem Hiob in kränkendster Weise zusetzte.

Eine einzige Erscheinung und Botschaft aus der Finsternis genügte, um Eliphas zu verblenden und in einem solchen Bann zu schlagen, dass er in ungerechter und feindseliger Einstellung gegn seinen Freund verharrte. Es ist dies eine Wirksamkeit der Finsternismächte, die leider auch heute noch vorkommt.

Ähnliche Vorkommen

Die Gefahr, unter den Einfluss böser Mächte zu geraten, ist groß bei Menschen, die auf Zeichen und Wunder eingestellt sind. Es gibt Gläubige, die einmal eine Erscheinung hatten oder eine Stimme hörten. Immer wieder greifen sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf dieses Erlebnis zurück und hängen daran, als handle es sich um ein besondere göttliche Einwirkung und Offenbarung in ihrem Leben. Sie sin davon so in den Bann geschlagen, dass sie jede diesbezügliche Warnung strikte abweisen und nicht einmal erwägen, ihr Erlebnis am Wort der Wahrheit zu prüfen. Wie Eliphas werden dann diese Glaubenden vom Geist, in dessen Wirkungsbereich sie geraten sind, missbraucht, um Mitgeschwistern in irgend einer Weise das Leben schwer zu machen. Lasst daher Eliphas ein warnendes Beispiel für uns sein!

Nun darf aber nicht die Meinung aufkommen, der Feind könne ohne weiteres jeden Menschen als Werkzeug gegen andere Menschen benutzen. So leicht geht das für ihn nun doch wieder nicht. Wo es ihm aber gelingt, muss schon zuvor eine Handhabe, ein Anknüpfungspunkt vorhanden gewesen sein. Dies könnte bei Eliphas ein geheimer Neid gegen Hiob ausgelöst haben, weil jener ihm in Erkenntnis weit überlegen war. Deshalb betrachtete er die Erscheinung des Geistes als eine besondere Gunst von Gott, welche Hiob nicht zuteil wurde und wähnte sich daher Hiob weit überlegen. Das ließ er ihn während der ganzen Auseinandersetzung fühlen.

Auch in unseren Herzen können solche Wasserschoße aufschießen, davor ist selbst der Frömmste nicht gefeit. Aber wir dürfen sie nicht dulden, sondern müssen sie in der Auferstehungskraft Christi ans Kreuz verweisen und in den Tod geben. Das ist der beste Schutz vor Satans listigen Schlingen! (Vergleiche hierzu die Geschichte vom Ananias und Saphira in Apg 5:1-9 als warnendes Beispiel).

Vermengung der Wahrheit mit Lüge

Beim Weiterlesen der Geschichte HIobs stoßen wir auf einen weiteren Trick des Feindes (Hi 5:3). Geschickt vermengt er Wahrheit mit Irrtum. Eliphas, der Hiob so ungerecht beurteilt, macht plötzlich eine Aussage, die Paulus viel später als göttliche Wahrheit zitiert in 1Kor 3:19: "Er erhascht die Weisen in ihrer List." Auf wen nimmt nun Eliphas Bezug mit diesen Worten? Vielleicht auf Hiob? Der Zusammenhang der Aussage lässt darauf schließen, weil er Hiob als ein in seiner Weisheit zuschanden Gewordener hingestellt wird. Jedenfalls hat Eliphas mehr ausgesprochen, als er ahnte. Denn aus den Ermahnungen und Ratschlägen, die er und seine beiden Freund Hiob erteilten, stellten sie sich als Weise weit über Hiob. Sie maßten sich an, für Hiob weise Ratgeber zu sein. Es war ihnen aber verborgen, dass sie beim Abschluss der Prüfungszeit Hiobs von Gott in ihrer vermeintlichen Weisheit als Irrende bloßgestellt werden sollten. So haben die drei Freunde noch manche Aussagen gemacht, die im allgemeinen stimmen. Aber falsch, ja gehässig war dabei, dass sie dies auf Hiob münzten, wie wiö noch sehen werden.

Die Notwendigkeit der Leiden

Angesichts der Tiefe der bereits durchlittenen Trübsale erhebt sich die Frage, ob denn diese durch die Freunde dem Hiob vermehrt zugefügten Leiden notwendig waren? Gott hatte bereits früher bei der zweiten, weitaus schwereren Prüfung Hiobs (dem Verlust seiner Gesundheit) Satan den Vorwurf gemacht, er habe Ihn gegen Hiob gereizt, um ihn ohne Ursache zu verschlingen.

Obgleich Gott Seinem Knecht das beste Zeugnis ausstellte (Hi 2:3) und ihn gegenüber Satan als rechtschaffenen Mann verteidigte, genügte das doch nicht für die tieferen Segnungen, die Gott für Hiob bereit hielt. Diese Absicht verbarg Gott vor dem Widerwirker, musste dieser doch zu ihrer Verwirklichung beitragen. Doch für den Empfang tieferer Segnungen stand im Leben Hiobs ein nicht geringes Hindernis im Weg, das zuerst beseitigt werden musste.

Das Hindernis

Worin bestand nun das Hindernis? Die Antwort auf diese Frage finden wir in Hiobs Selbstgespräch in Hi 29. Wehmütig Rückschau haltend, erinnert er sich an sein früheres Lebensglück und die ihm vormals dargebrachte Ehrerbietung (Hi 29:7-11): "Als ich durch das Tor in die Stadt hineinging, meinen Sitz auf dem Platz aufstellte: Die Jünglinge sahen mich und verbargen sich, und die Greise erhoben sich, blieben stehen; die Fürsten hielten die Worte zurück, und legten die Hand auf ihren Mund und ihre Zunge klebte an ihrem Gaumen. Denn wenn das Ohr von mir hörte, so pries es mich glücklich, und wenn das Auge mich sah, so legte es Zeugnis von mir ab." Königliche Ehren, gleich den Großen dieser Welt, wurden Hiob zuteil.

Bezeichnend ist auch, was Hiob in Vers 14 von sich sagt: "Ich kleidete mich in Gerechtigkeit. Sie war mein Ehrenkleid. Wie ein Prachtgewand und Turban schmückte mich meine Rechtschaffenheit."

Dann hatte Hiob auch Zukunftspläne (V. 18-20): "Und ich sprach: 'In meinem Nest werde ich verscheiden, und meine Tage vermehren wie der Sand; meine Wurzel wird ausgebreitet sein am Wasser, und der Tau wird ausgebreitet sein auf meinem Gezweig; meine Ehre wird frisch bei mir bleiben, und mein Bogen sich in meiner Hand verjüngen.'"

Hiob weiß seine Vortrefflichkeit und die ihm dadurch entgegengebrachte Verehrung noch weiter zu rühmen (V. 21-25): "Sie hörten mir zu und harrten und horchten schweigend auf meinen Rat. Nach meinen Worten sprachen sie nicht wieder, und auf sie träufelte meine Rede. Und sie harrten auf mich wie auf den Regen und sperrten ihren Mund auf wie nach Spätregen. Ich lächelte ihnen zu, wenn sie kein Vertrauen hatten, und das Licht meines Angesichts konnten sie nicht trüben. Ich wählte für sie den Weg aus und saß als Haupt und thronte wie ein König unter der Kriegsschar, gleichwie einer, der Trauernde tröstet."

Hiobs verkehrte Selbsteinschätzung

Es bedarf keines besonderen geistlichen Urteilsvermögens, um zu erkennen, dass Hiob in einer Gefahrenzone lebte. Er war ja förmlich getragen vom Lob und der Anerkennung durch seine Zeitgenossen. In Wirklichkeit taten ihm diese zujubelnden Menschen einen schlechten Dienst, denn sie bestärkten ihn in seiner verkehrten Selbsteinschätzuung. Verhängnisvoll war, dass er sich davon einfangen ließ und in einer gefährlichen Selbstgefälligkeit dahinlebte. Sein Ich erhob sich, und er vermochte nicht mehr zu erkennen, dass sich in seinem Herzen ein abstoßender Stolz eingenistet hatte. Wenn sich Jünglinge vor ihm verbargen und Fürsten die Hand auf ihren Mund legten, so konnte dies auch daher kommen, dass sie in ihm einen stolzen, unbeugsamen Mann erkannten, der keine Widerrede duldete. Denn Stolz stößt ab, Demut hingegen zieht an. Und so thronte Hiob in der Tat wie ein König unter der Kriegsschar, die ihm in allem unbedingten Gehorsam entgegenbrachte. Dem zufolge blieb er ohne jede Ermahnung und Zurechtweisung. Immer mehr bildete er sich ein, bei ihm würde alles stimmen, als ob er gänzlich in Gerechtigkeit gekleidet wäre (HI 29:14). Dabei war Hiob völlig ahnungslos, dass in seinem Herzen eine ganz gefährliche Sünde wucherte.

Um Hiob in diesem Zustand Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, müssen wir feststellen, dass seine Rechtschaffenheit und seine guten Werke ungeschmälert fortbestehen bleiben. Sein Fehlverhalten bestand darin, dass dies alles nicht zur alleinigen Verherrlichung Gottes diente. Einhergehend mit seinem zunehmen Gott wohlgefälligen Wandel hätte auch die Demut vertieft werden sollen. Dennoch blieb Hiob in Gotte Augen ein wertvoller Mann, weshalb Er ihn seinen Weg nicht einfach weitergehen ließ.

Die Aufgabe der Freunde Hiobs

Um HIob von der Verkehrtheit seiner Selbsteinschätzung zu überzeugen, musste er dazu geführt werden, das Böse in seinem Herzen zu erkennen und beim Namen zu nennen. Es musste ihm klar werden, dass er die Gaben mehr liebte als den Geber und dabei die allein Gott zukommende Verherrlichung für sich in Anspruch nahm. Was er von den Fürsten sagte, dass sie die Hand aus Scheu vor ihm auf den Mund legten (Hi 29:9), dazu musste auch er geführt werden. Wie sollte nun Hiob zu diesem heilsamen Erschrecken vor sich selbst gebracht werden, nachdem er auf gütliche Ermahnungen nicht mehr zu hören vermochte? Entsprechend dem inneren Zustand seines Herzens konnte ihn nur noch eine massive Behandlung zurechtbringen. Anstatt ihm Verehrung entgegen zu bringen, mussten ihm Menschen aufs Äußerste widersprechen, ihn beleidigen, verunglimpfen und reizen, damit durch diese Reibereien endlich das in der Tiefe seines Herzens Schlummernde über seine Lippen kam. Auf dies an sich böse Art und Weise musste HIob zur Erkenntnis seines verdorbenen Herzens gebracht werden. Wenn also seine Freunde mit dem ihm Anfang gezollten Lob (Hi 4:3.4) fortgefahren wären, so hätten sie damit Hiob im Grunde genommen einen schlechten Dienst erwiesen.

Hier gab es nun wieder eine Aufgabe zu erfüllen, die nicht gut, sondern böse schien, eine Aufgabe wofür letztlich nur der Widerwirker geeignet war. Gleich wie der Feind zuvor die Frau als Sprachrohr benutzt hatte, um Hiob in eine weitere qualvollen Prüfung zu führen, so benutzte er nun die drei Freunde Hiobs, um durch deren ungerechte Verdächtigungen und hartherzige Kritik das Verborgene des Herzens Hiobs zu offenbaren Mit ihren ungerechtfertigten Anwürfen fügten sie HIob neue Leiden zu, leisteten ihm aber in Gottes Augen trotzdem einen positiven Dienst. Die Offenbarmachung der ichhaften Gesinnung im Herzen Hiobs war die notwendige Vorarbeit, um Seinen Knecht zurechtzubringen - ja mehr noch, um einen neuen Menschen aus ihm zu machen. Und damit gewahren wir einmal mehr, wie Gott in Seiner unergründlichen Weisheit und Liebe das Böse zur segensvollen HInausführung Seiner Wege zum Guten benützt.

Gottes Prüfmethode

Diese Art, Seine Auserwählten zu prüfen, hat Gott auch bei Israel angewendet. In 5Mo 8:2 lesen wir, wie Gott Sein Volk vierzig Jahre in der Wüste wandern ließ: ".. um dich zu versuchen (prüfen, erproben), um zu erkennen, was in deinem Herzen ist, ob du Seine Gebote beobachten würdest oder nicht. Und (dazu) demütigte Er dich und ließ dich hungern." Deshalb führte sie Gott auf den ihren Unmut erregenden Wüstenweg, damit sie die aufrührerische Verdorbenheit ihres Herzens erkennen sollten. Gott Selbst, der wahre Herzenskenner, wusste wohl um den hartnäckigen ZUstand ihrer ungehorsamen Herzen, aber nicht sie! Jedoch auf Wegen der Demütigung, bekamen auch sie Einblick in ihr verdorbenes Herz.

Von einer ähnlichen Prüfung Seines Volkes lesen wir später in Ri 2:21.22, wo Jewe die übrig gebliebenen Nationen im Land Kanaan nicht mehr austrieb - "um Israel durch sie zu versuchen (Prüfen)(, ob sie auf den Weg Jewes achten werden, darauf zu wandeln." Diese Übriggelassenen waren schlechte Nachbarn und verwerfliche Vorbilder. Doch für Gott waren gerade sie die Geräte, mit denen Er die Israeliten prüfte, ob sie standhaft an Seinen Wegen festhalten oder sich von den Landesbewohnern davon abbringen lasen würden.

Bis heute prüft Gott die Herzen der Seinen auf diese Weise. Da ist z. B. ein tugendhafter Gläubiger. Sein anerkannt guter Charakter wird noch durch eine friedfertige Umgebung begünstigt. Daher kann in ihm unversehens die Meinung aufkommen, dass sein Herz im Grunde doch gut sei. Wie soll er von diesem Irrtum überzeugt und weggeführt werden? Dies geschieht dadurch, dass ihm der Her bösartige und verdrehte Menschen im Beruf oder als Nachbarn zur Seite stellt, die ihm durch ungerechte Behandlung Verleumdungen und dergleichen das Leben schwer machen. Jetzt wird sein sonst ruhiges Herz aufgewühlt und mit Entrüstung und Empörung erfüllt. Das ist noch keine Sünde, ab er ein Alarmzeichen, dass die Gefahr zu sündigen besteht. Der aufrichtige Gläubige4 sieht die4s ein und erkennt, wie verdorben auch sein eigenes Herz noch ist: Er möchte stets Gleiches mit Gleichem vergelten. Ja, er wird dem zustimmen, was Jeremia schon sagte (Jer 17:9): "Arglistig ist das Herz, mehr als alles, und bösartig ist es; wer mag es kennen?"

Wenn wir das erkennen, werden wir uns vor dem Herrn beugen mit der Bitte um Kraft, damit wir Seine Anweisungen gemäß Röm 12:14-21 in Gott wohlgefälliger Weise befolgen können. Wird dies im Glaubensgehorsam ausgeführt, so erleben wir, dass alles Gute das wir als Glaubende zu vollbringen vermögen, nicht von uns kommt, sondern allein das Werk Seiner Gnade ist.

Hiermit ist in kurzen Zügen das Erleben Hiobs skizziert Er verließ seine anfänglich falsche Einstellung gegenüber dem Allgenugsamen und nahm in vorbildlicher Weise die richtige ein. "Er wendete sich Gott zu", welches die arabische Deutung seines Namens ist.

Lies weiter:
6. Das große Rededuell