1. Mose - Kapitel 30

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Abschrift: 1. Buch Mose (Band I -X) (2017/21)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Die Bände I-VIII sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

1. Buch Mose - Kapitel 30

Die Söhne der Bilah
Die Söhne der Silpa
Weitere Söhne Leas und ihre Tochter
Rahels Sohn Joseph
Mehrung der Herden Jakobs
Jakob plant seine Heimkehr

Die Söhne der Bilah

1Mo 30:1-2

"Und es sieht Rahel, dass sie für Jakob nicht gebiert. Und es beneidet Rahel ihre Schwester. Und sie sagt zu Jakob: 'Gewähre mir Söhne, und sollten keine sein, so sterbe ich'. Und es entbrennt der Zorn Jakobs gegen Rahel. Und er sagt zu ihr. 'An Alueims's Statt bin ich, der dir vorenthält die Frucht des Leibes?'"

Die Lage im Hause Laban hat sich dramatisch verändert: Die ungeliebte Lea hat bereits vier Söhne zur Welt gebracht, was ihr eine hohe Achtungsstellung einbrachte, vor allem gegenüber ihrer Schwester Rahel. Und Rahel? Neid erfüllt ihr Herz und nimmt ihr den klaren Blick für die Dinge. In diesem Zustand fordert sie von Jakob etwas, was dieser ihr nicht geben konnte, nämlich Fruchbarkeit. Denn ohne diese Fruchtbarkeit sah sie sich als "tot" an!

Und Jakob? Er wurde über ihre Forderung zornig, denn das es nicht an ihm liegen konnte, bewies ja Lea und ihre vier Söhne. Und dann folgt eine bemerkenswerte Antwort bzw. ein Frage von Jakob, in welcher er aussagt, dass das Empfangen von Samen zur Befruchtung allein von Gott gewirkt wird!

Das oben Festgestellte führt uns dahin, dass, wenn schon der buchstäbliche und vergängliche Samen von Gott kommt, wie viel mehr dann das innere Aufnehmen von dem unvergänglichen Samen des Worte sGottes zur Befruchtung und Erschaffung einer neuen Schöpfung! Wenn wir die Aussagen von Gläubigen hören: "Ich habe mich bekehrt", so widersprechen solche Aussagen der Tatsache, dass nur "Einer" buchstäblich und geistliche Befruchtung geben kann, und dies geschieht durch Seinen Geist - und dies bezeugte damals schon Jakob!

1Mo 30:3

"Und es sagt Rahel zu Jakob: 'Siehe, meine Dienstmagd Bilha. Komm zu ihr und sie gebäre auf meinen Knien, und ich überdies werde aufgebaut durch sie.'"

Unser neuer Leitvers erinnert uns stark an Sara, die Frau Abrahams, die Ähnliches erlebte und in ihrer Ungeduld ihrem Ehemann ihre Magd Hagar gab - das Ergebnis wissen wir. Nun ist Rahel in einer ähnlichen Lage und tut das, was damals nicht unüblich war, sie gab Jakob ihre Magd Bilha als Ersatzmutter!

Auch an diesem Punkt angelangt möchten wir wieder die nun schon bekannte Frage stellen? Hätte Gott nicht gleich den Mutterleib von Rahel öffnen und ihr Söhne schenken können? Und dies ohne den Umweg über die Magd Bilha? Und auch hier ist die Antwort immer dieselbe: Es ist Gott, der bewirkt und mit den Menschen Seine Wege geht, die Er Sich zuvor ersehen hat, und es liegt nun an uns, Ihn in all Seinen Wegen zu erkennen!

Auch wir werden auf unserem Lebensweg nicht schnurstracks in die Herrlichkeit geführt, sondern viele Umweg, ja Leidenswege sind unser Teil, auf denen wir, wenn wir diese aus Gottes Hand nehmen, Ihn verherrlichen können. Nur zu oft packt aber auch uns auf unseren Wegen die Ungeduld, und wir stellen fest, wie unfähig unser Fleisch ist, Gott zu gefallen, was ja Röm 8:8 zum Ausdruck bringt. Wir brauchen aber die Erfahrung des Fleisches, um uns an dem Geist zu erfreuen, der in uns ist, nämlich Gottes Ge ist, der uns in alle Wahrheit und letztendlich zu der Erkenntnis führt, dass alle Wege Gottes richtig waren und richtig sind, weil alles, auch Umweg, nach Seinem Heilsplan abläuft.

1Mo 30:4-6

"Und sie gibt ihm Bilha, ihre Magd, zum Weibe. Und Jakob kommt zu ihr. Und schwanger wird Bilha, Rahels Magd, und gebiert für Jakob einen Sohn. Und es sagt Rahel: 'Alueim hat mir Recht verschafft, und überdies hört Er meine Stimme und gibt mir einen Sohn.' Deshalb nennt sie seinen Namen Dan."

Wir kommen zu Bilha bzw. Rahel, deren Plan es war, über die Magd einen Sohn zu erhalten, was sich auch schnell erfüllte. Und so lesen wir dann auch Rahels Worte: "Alueim hat mir Recht verschafft", was sich dann auch in dem Namen Dan niederschlug, denn der Name "Dan" bedeutet "Rechtschaffung". Rahel war also der Ansicht, dass Alueim ihr das gab, was ihr rechtsmäßig zustand, nämlich einen Sohn.

Menschlich gesehen könnten wir sagen: Über dem fünften Sohn Jakobs "Dan" steht kein guter Stern! Erst macht Rahel ihrem Mann Vorwürfe, er sei an ihrer bisherigen Kinderlosigkeit schuldig, was Jakobs Zorn erregt (Vers 2), womit ihre Liebe gefährdet ist, dann bietet Rahel ihrem Mann Bilha, ihre Magd an, was ein Zeichen ihrer Ungeduld ist - so ist es nicht verwunderlich, dass in 1Mo 49:17, wo Jakob prophetisch zu seinen Söhnen redet, Dan unter anderem mit einer Schlange auf dem Weg verglichen wird. Er führte später den Götzendienst in Israel ein und tat viel Übles. Interessant ist, dass in Offb 7:4-8, wo die Stämme Israels versiegelt werden, der stamm Dan völlig übergangen wird!

Rahel forderte etwas, was. ihr ihren Ansicht nach zu Recht zustand - ein gefährlicher Weg, wenn wir dies auf uns anwenden wollten. Haben wir etwas von Gott zu fordern, auch wenn es unserer Meinung nach unser Recht wäre?

1Mo 30:7-8

"Und wiederum wird sie schwanger; und es gebiert Bilha, Rahels Magd, für Jakob einen zweiten Sohn. Und es sagt Rahel: 'Mit Kampfeswindungen Alueim's habe ich mich gewunden mit meiner Schwester, und überdies habe ich obsiegt.' Und sie nennt seinen Namen Naphtali."

Als ich, der Verfasser dieser Zeilen, den Leitvers abschrieb, fiel mir ein Wort besonders auf: "Kampfeswindungen", und dabei hatte ich sofort ein Bild vor Augen, verbunden mit der Entwicklung eines Schmetterlings: Bekannterweise stellt sich ein Schmetterling ja erst einmal als eine Raupe dar, die sich nach einer gewissen Zeit verpuppt, das heißt, sich mit einer starkwandigen Hülle umgibt, worin sie sich zum uns bekannten Schmetterling entwickelt. Doch nun kommt das Problem: Der fertig entwickelte Schmetterling muss sich mit ungeheurem Kraftaufwand aus der Umhüllung befreien, er beginnt also, Mit Kampfeswindungen die Wand der Umhüllung zu sprengen! Nun haben Versuche stattgefunden, dem Schmetterling den Kampf zu ersparen oder. zumindest abzumildern, indem man künstlich die Puppe öffnete und den Schmetterling derart befreite - doch sieh, der Schmetterling war lebensunfähig und starb nach kürzester Zeit! Das Fazit aus dieser Begebenheit: Ohne Kampf keine Freiheit, zumindest erst einmal für den Schmetterling!

Und nun zu Rahel, um die es ja hier geht: Auch sie befand sich in der Enge einer Puppe (Umhüllung), gefangen von Unfruchtbarkeit, Demütigung, Hass und Eifersucht, was ihr förmlich die Lurt abschnitt. Doch Rahel kämpfte, sie wand sich in ihrer Umhüllung, bis diese förmlich brach und ihr durch Bilha ein zweiter Sohn geschenkt wurde.

Wir behalten das gestrige Bild der Schmetterlingspuppe noch im Auge, denn es hat uns noch einiges zu sagen, doch zuerst zu Rahel: Dass sie sich nach Dan, dem ersten Sohn ihrer Magd Bilha gestärkt fühlte, zeigt unser Leitvers, wo sie selbst bezeugt, "mit Kampfelswindungen Alueims's habe ich mich gewunden mit meiner Schwester". man könnte ihre Worte auch so sehen, sie trotze gewissermaßen Alueim ihren zweiten Sohn ab"!

Rahel, die ja als Unfruchtbare gegenüber ihrer Schwester Lea als "gering" geachtet wurde, konnte sich mit ihrem ersten Sohn Dan schon ein Stück in ihrer Enge bewegen, doch durch weiteres "Winden" sprengte sie ihre Umhüllung, indem der zweite Sohn, Naphtali geboren wurde (Wobei es nach der Landessitte keine rolle spielte, dass Bilha die leibliche Mutter war). Rahel war frei, frei wie der Schmetterling, der die gesprengte Puppe hinter sich lässt und in den blauen Himmel fliegt.

Dieses Bild drückte sie dann auch in der Namensgebung aus, denn "Naphtali" heißt übersetzt "Gewunden"; dazu kommt auch hierzu wider der prophetische Segen Jakobs in 1Mo 49:21, wobei wir hier die Lutherübersetzung wählen, wo es im ersten Teil heißt. Naphtali ist ein schneller Hirsch ..., und wir fügen hier noch an: ... der die Freiheit sucht und findet.

Nun ist unsere heutige erste Frage: Können wir das Bild des kämpfenden Schmetterlings auch auf uns anwenden? Müssen auch wir kämpfen, um lebensfähig. zu sein? Wir meinen hier natürlich das geistliche Leben (denn unser Fleisch gehört ja ans Kreuz)!

Wir haben in 1Jo 2:12-13 die von uns schön öfters zitierten zwei Verse, die das Wachstum im Glauben in drei Stufen anführen, weshalb auch drei Adressaten genannt sind, Kindlein, Jünglinge und Väter, und jeder Teil hat sein Gebiet, für uns sind die Jünglinge interessant, denn sie mussten kämpfen, indem sie den Bösen (den Widerwirker) überwunden haben. Allerdings schreibt ja Johannes nicht an die Körpergemeinde, an uns, sondern an "meine Kindlein" (1Jo 2:1) und meint damit die Kindlein des Volkes Israel. Allerdings sollen wir die Worte des Johannes nicht außer Acht lassen, sondern sie gemäß 2Tim 3:16-17 behandeln, "damit der Mensch Gottes zubereitet sein, ausgerüstet zu jedem guten Werk" womit unser Wandel angesprochen ist. In unserer Stellung in Christus sind wir gerettete in der Gnade, das ist unumstößlich, und dafür müssen wir nicht kämpfen! Unser Wandel hingegen wird angefochten, und zwar vom Widerwirker, und dies mit List. Wenn wir hierzu die bekannten Worte aus Eph 6:10-17 lesen, erkennen wir leicht, dass auch wir kämpfen müssen, und dies nicht zu knapp!

Um niemand von unseren Lesern in Unsicherheit zu belassen, möchten wir die gestrige Aussage in Eph 6 noch etwas abrunden. Wir Gläubige der Körpergemeinde Christi Jesu sind grunsätzlich in der Gnade Gerettete, wie es Eph 2:8 klar bezeugt. Niemand kann irgendetwas dazu beitragen, es ist einzig und allein Gottes Nahegabe an uns. Wir bezeichnen dies als "unsere Stellung in Christus"!

Unabhängig von dieser Stellung sind wir aufgefordert "würdig unserer Berufung zu wandeln" wozu uns Paulus vielfach auffordert, z.B. in Eph 4:1, und wenn wir hier weiter lesen, merken wir gleich, dass hier für uns etwas. zu tun ist - wir sprechen hier deshalb von "unserem Wandel"! Dieser Wandel hat Auswirkungen für unseren zukünftigen beruf in der Herrlichkeit, worauf 2Kor 5:10 Bezug nimmt. Aber wohlgemerkt. Wir stehen vor dieser Preisrichterbühne des Christus alle als entrückte, also als Gerettete!

Wenn wir n un aufgefordert sind würdig zu wandeln, was ja auch Kampf bedeutet, aber nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Mächte der Finsternis, so geht es hier wie in einem edlen Wettkampf um einen Lohn, um einen trefflichen Grund für das Zukünftige, wie es z.B. 1Tim 6:18-19 beschreibt. Es lohnt sich auch für uns, wie der Schmetterling in der Puppe, zu kämpfen und sich zu winden.

Die Söhne der Silpa

1Mo 30:9-13

"Und es sieht Lea, dass sie aufhört mit Gebären. Und sie nimmt Silpa, ihre Magd, und gibt sie Jakob zum Weibe. Und Jakob kommt zu ihr. Und Silpa, Leas Magd, wird schwawnger und gebiert für Jakob einen Sohn. Und es sagt Lea: 'Es kommt eine Streifschar!' Und sie nennt seinen Namen Gad. Und Silpa, Leas Magd, wird wiederum schwanger und gebiert für Jakob einen zweiten Sohn. Und es sagt Lea: 'Glückseligkeit ist mein, denn die Töchter nennen mich glückselig.' Und sie nennt seinen Namen Asser."

Wir lassen den Schmetterling hinter uns und kommen wieder zu Lea, die nach vier Söhnen erst einmal mit Gebären aufhörte. Und da sie mit ansehen musste, wie ihre Schwester Rahel ihre Magd einsetzte, um Jakob auch Kinder zu schenken, was ja auch mit den beiden Söhnen Dan und Naphtalali klappte, erwachte wieder die alte Angst. zurücktreten zu müssen, und deshalb war für Lea das Nächstliegende, es ihrer Schwester gleichzutun, indem auch sie ihre Magd Silpa einsetzte, die dann auch zwei Söhne gebar, "Gad und Asser".

Der Name "Gad" ist schwierig auszulegen, er wird von den Auslegern mit "Glück, Einschneiden, aber auch Überfallen" übersetzt; einfacher ist es bei "Asser", wo wir Leas Triumph über Rahel in dem Wort "Glückseligkeit" finden, denn schließlich hat sie jetzt mit 6 Söhnen ein klares Übergewicht gegenüber 2 Söhnen von Rahel (Bilha).

"Glückseligkeit" ist ein herrliches Gefühl, das nicht nur Lea, sondern auch wir haben dürfen, wenn wir gemäß Röm 4:9 nachhaken und in den Versen 7-8 daran erinnert werden, dass uns keine Sünde mehr angerechnet werden kann!

Weitere Söhne Leas und ihre Tochter

1Mo 30:14

"Und es geht Ruben in den Tagen der Weizenernte und findet Alraunen auf dem Felde und bringt sie seiner Mutter Lea. Und es kommt Rahel zu Lea, ihrer Schwester: 'Gib mir doch von den Alraunen deines Sohnes!'"

Die Rivalität der beiden Schwestern um die Liebe Jakobs bekommt nun magische Züge, denn "Alraune" ist eine Wurzel, der magische Kräfte zugesprochen werden, scheinbar auch schon zu den biblischen Zeiten bei Jakob. Unser Leitvers berichtet, dass Ruben solche Alraunen fand, und da er seiner Mutter Lea helfen wollte, damit sie wieder weitere Kinder gebären konnte, brachte er ihr diese Alraunen mit vom Felde. Der Fund dieser Wurzel, die wohl sehr selten zu finden war, sprach sich schnell herum, auch Rahel hörte davon, und was tat sie?

Wir wollen jetzt Rahel nicht verurteilen, denn sie tat nach all den langen Jahren ihrer Unfruchtbarkeit das, was sie eigentlich nicht hätte tun sollen, sie suchte einen anderen Weg, als den zu Gott! Aber hatte sie nichtjahrelang zu Gott geschrieen, Er möge doch auch sie gebären lassen? Musste es ihr nicht schlimm ergangen sein, mit ansehen zu müssen, wie ihre Schwester einen Sohn nach dem anderen gebiert? Nun bekam ihre Schwester auch noch Alraunen, die ihr erneute Kinder schenken sollten - und da tat Rahel in ihrer Verzweiflung etwas, was sie große Überwindung kosten musste: Sie bat Lea, auch ihr von den Alraunen abzugeben!

Vor uns steht die Frage: Ist es auch in solche einer menschlich schweren Lage richtig, sich auf etwas anderes zu verlassen als auf Gott? Lässt Sich Gott überhaupt derart in Seinem Plan eingreifen?

1Mo 30:15

"Und es sagt Lea zu ihr: 'Nein! Ist es wenig von dir, meinen Mann zu n ehmen? Und nun nimmst du überdies meines Sohnes Alraunen!' Und es sagt Rahel: 'Nicht also! Er liege mit dir diese Nacht für deines Sohnes Alraunen!'"

Natürlich wissen wir, dass es nutzlos ist, sich auf etwas anderes zu verlassen als auf Gott, und im Blick auf uns fügen wir hier noch an, dass es genauso nutzlos für uns ist, sich auf etwas anderes zu verlassen als auf die uns gegebene Gnade! Und dennoch ... wie viele Gläubige stützen sich lieber auf ihre eigenen Werke, als auf die Gnade! Sie haben nie in Röm 3:22 gelesen, dass sich Gottes Gerechtigkeit offenbar hat, "eine Gerechtigkeit Gottes aber durch den Glauben Jesu Christi, die für alle ist und alle Glaubenden kommt." Und was Paulus hier im Römerbrief als Grundlage göttlich inspiriert festlegen durfte, vertieft er in Eph 2:8-9 mit den Worten: "Denn in der Gnade seid ihr Gerettete, durch Glauben, und dies ist nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe, nicht aus Werken, damit sich niemand rühme."

Auch Lea gibt ihrer Schwester auf deren Bitte erst einmal ein klares "Nein!" verbunden mit dem Vorwurf, ihr ihren Mann zu nehmen, wobei hier ihre Bitterkeit zum Vorschein kommt, trotz der 6 Söhne immer noch von Jakob ungeliebt zu sein.

Und Rahel? Sie kommt immer mehr vom rechten Weg ab, und kommt auf einen verzweifelten Plan, indem sie ihrer Schwester ein Tauschgeschäft vorschlägt: "Mein Mann eine Nacht lang gegen die Alraune!" Ob das gut geht?

1Mo 30:16

"Und es kommt Jakob vom Felde am Abend, und hervor geht Lea, ihm zu begegnen. Und sie sagt "u mir sollt dfu kommen diese Nacht; denn ich dingte, ja dingte dich mit meines Sohnes Alraunen.' Und erliegt ihr ihr in jener Nacht."

Erst schien alles gut zu gehen, denn Rahel erhält offensichtlich die Alraunen, und Jakob lässt sich auf das Geschäft ein, das ihm Lea offenlegte. Hier wäre zu fragen, warum sich Jakob auf solche ein Tauschgeschäft überhaupt einlässt! Lea sah er ja als seine "Pflichtfrau" an, die er aufgrund der List Labans zuerst zum Weibe nehmen musste, doch seine Liebe schien unverändert Rahel zu gehören!

Wie Gott in solchen Fällen lenkt und leitet, können uns einige Worte aus Spr 21:1 aufzeigen: "Des Königs Herz ist in der Hand des Herrn wie Wasserbäche, und Er neigt es, wohinEr will." Hier sehen wir an einem Beispiel, wie auch das Herz des Jakob, welches zweifelsfrei Rahel zugeneigt war, von Gott für eine Nacht zu. Lea geneigt wurde (was sich ja wiederholte). Jakob kann zwar wollen, nämlich bei Rahel bleiben, aber er kann nicht tun was er will, weil Gott sein Herz so lenkt, wie es dem Wi llen Gottes entspricht. Und so liegt Jakob in dieser Nacht bei Lea!

Wir werden immer wieder daran erinnert, dass von Anfang an das uns so altbekannte Wort aus Eph 1:11b Bestand hat: "Gott .. der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt ...", und in unserem Fall ist Sein Wille, dass 12 Söhne Jakobs das spätere Volk Israel bilden, und das diese Söhne von verschiedenen Frauen verschiedene Charaktere haben, die später den Ratschluss Seines Willens ausführen müssen.

1Mo 30:17-18

"Und es hört Alueim auf Lea, und sie wird schwanger und gebiert für Jakob einen fünften Sohn. Und es sagt Lea: 'Es gibt Alueim mir meinen Lohn, denn ich gab meine Magd meinem Manne.' Und sie nennt seinen Namen Issakar."

Das ganze Geschehen um die zwei Schwestern kommt uns zu Recht wie ein Drama vor, bei dem aber Gott im Hintergrund die Regie führt. Auffallend ist dabei, dass Sich Gott zuerst der verschmähten Lea zuwendet, also das Schwache vorzieht, bevor Er Sich der mit der Liebe Jakobs gesegneten Rahel zuwendet. Dass dies ein grundsätzliches Prinzip Gottes darstellt, wissen wir ja auch im Blick auf uns durch die Aussage in 1Kor 1:26 ff.

Nachdem Rahel auch mit Hilfe der Alraunen nicht schwanger wird, Lea hingegen wieder anfängt zu gebären, weil Alueim ihr Rufen gehört hat, sieht sich Lea belohnt, und zwar deshalb, weil sie ihre Magd Jakob gab, den sie hier als "meinem Mann" bezeichnet, allerdings: einem Mann ohne Liebe! Es hat sich also ganz offenbar für Lea gelohnt, für Gott etwas zu tun! Dies greifen wir hier einmal auf und schauen, ob dies auch bei uns eine Rolle spielt, und in der Tat werden wir fündig! So lesen wir in 1Kor 3:8: "... doch wird jeder seinen eigenen Lohn gemäß seiner eigenen Mühe erhalten." Wenige Verse weiter, in 1Kor 3:14, lesen wir: "Wenn jemandes Werk bleiben wird, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn erhalten." diese zwei Aussagen belegen, dass auch wir bei entsprechendem Verhalten von Gott belohnt werden, allerdings hat dieser Lohn nichts mit unserer Errettung zu tun, sondern betrifft unseren Wandel, der Auswirkungen auf unsere zukünftigen Aufgaben in der Herrlichkeit hat.

1Mo 30:19-21

"Und wiederum wird Lea schwanger und gebiert einen sechsten Sohn für Jakob. Und es sagt Lea: 'Alueim gibt mir eine Mitgift, eine gute Mitgift dieses Mal. Mein Mann wird mich vorziehen, denn ich gebar ihm sechs Söhne.' Und sie nennt seinen Namen. Sebulon. Und danach gebar sie eine Tochter und nennt ihren Namen Dina".

Leas Lohn sind erst einmal zwei weitere Söhne, einmal Issakar, was soviel wie "Belohnung" bedeutet, und danach Sebulon, was "Vorgezogen" heißt, womit Lea darauf hinweist, dass eine Frau, die ihrem Mann sechs Söhne geboren hat, von diesem nun auch wirklich "vorgezogen" wird!

Unser Leitvers gibt auch noch an, dass Lea eine Tochter gebar, sie ist die Einzige, die mit Namen genannt wird, und ihr Name "Dina" bedeutet "Rechtschafferin", womit Lea. zum Ausdruck bringt, dass nun Alueim ihr der Verschmähten, Recht verschaffen hat.

Wir möchten aber auch noch auf das Wort "Mitgift" in unserem Leitvers eingehen, worunter wir in der Regel eine Aussteuer verstehen, die einer Frau bei ihrer Heirat mitgegeben wird. um damit zukünftig leben zu können. Wenn wir dies im gestrigen Sinn wieder auf uns anwenden, kann unsere Mitgift zum Beispiel heißen: "Wenn wir erdulden, werden wir auch mitherrschen..." (2Tim 2:12). Das Gegenteil wäre, wenn wir nicht bereit sind, zum Beispiel gemäß Phil 1:29 auch für Ihn, unseren Herrn und Haupt zu leiden, dass wir vom "Mitherrschen" ausgeschlossen werden. Möge es uns also ein großer Ansporn sein, unsere Erdentage auch auf unsere zukünftigen Aufgaben zu gestalten!

Was wir die letzten beiden Tage im Blick auf uns eingeschoben haben, bedarf doch noch einer kurzen Erläuterung, denn es geht hier um die Preisrichterbühne des Christus, vor der wir gemäß 2Kor 5:10 alle offenbar gemacht werden, damit ein jeder das wiederbekomme, was er durch den Körper verübte, sei es gut oder schlecht. Passend hierzu ist der in 1Kor 3:10-15 gelegte Grund.

Wir dürfen nie aus den Augen verlieren, dass wir hier unten auf der Erde in Gottes Schule sind, wo wir für das Zukünftige vorbereitet und für die dortigen Aufgaben geschult werden. Es werden also grundlegende Voraussetzungen für künftige Aufgaben gelegt! Dabei kann es durchaus zu Verlusten kommen, ja zum Verbrennen unserer Mühen, wie es 1Kor 3:15 zeigt. Wir stehen also, wie es Paulus auch in 1Kor 9:25 ausdrückt, in einem Wettkampf, wo es Regeln zu beachten gibt, worauf 2Tim 2:5 hinweist.

Alles in allem möchten wir betonen, dass wir als Auserwählte und Berufene in jedem Fall gerettet sind und auch alle entrückt werden, aber dass auch vor dem besagten Preisrichterstuhl. Christi unser Mühen geprüft wird, ob es feuerbeständig ist oder nicht, ob wir auf dem Grund Jesu Christus Gold, Silber und kostbare Steine aufgebaut haben, oder Holz, Gras, Stroh!

Rahels Sohn Joseph

1Mo 30:22

"Und es gedenkt Alueim der Rahel, und Alueim hört auf sie und öffnet ihren Mutterleib."

Unsere Augen werden jetzt auf Rahel gelenkt, und wir beginnen unsere Gedanken. zu dem neuen Leitvers mit einem Ausspruch Salomos: "Ein Wort, geredet zu seiner Zeit, ist wie goldene Äpfel auf silbernen Schalen" (Spr 25:11). Ist das nicht ein wunderbar passendes Wort. zu unserem Leitvers?

Gott tut alles mit Bedacht und zu Seiner Zeit, wobei die Geduld Seiner Schüler, sei es hier Rahel oder seien es auch wir, nur zu oft auf eine harte Probe gestellt wird. Auf uns gesehen finden wir hierzu ein Wort in Gal 6:9: "Wenn wir nun das Edle tun, so lasst uns nicht entmutigt werden; denn zu seiner gebührenden Zeit, werden wir auch ernten, wenn wir nicht ermatten." Man könnte dem Schlusswort noch anfügen: "... wenn wir nicht ungeduldig werden."

Zehn Söhne sind inzwischen dem Jakob von drei verschiedenen Frauen geboren worden, von Lea, Bilha und Silpa, und bei jedem Sohn muss sich Rahels Herz zusammengekrampft haben, denn es waren nicht ihre eigenen Kinder, auch die nicht von ihrer Magd Bilha. Und nun, als Gottes Zeit gekommen war, gedenkt Er ihr, und Sein Gedenken ist wie das Gold von Äpfeln und wie das Silber einer Schale, es erfreut und beglückt des Menschen Herz.

Und so wie Gott rund viertausend Jahre seit Adam geartet hat, bis Er seinen geliebten Sohn auf die Erde senden konnte, so wartete Er auch bei Rahel viele Jahre, bis endlich jener Sohn geboren wurde, die wie kein anderer das Erdenleben Christi Jesu als Typus durchleben durfte.

1Mo 30:23-24

"Dann wird sie schwanger und gebiert für Jakob einen Sohn. Und es sagt Rahel: 'Alueim sammelt auf meine Schmach.' Und sie nennt seinen Namen Josph und sagt: "Hinzu fügt mir Ieue einen anderen Sohn!'"

Wir alle können wohl nachempfinden, was Rahel gefühlt haben musste, als sie feststellte, dass sie schwanger war. Welch eine Glückseligkeit mag ihr Herz erfüllt haben! All die langen Jahre der Unfruchtbarkeit und der damit verbundenen Schmach. und Demütigungen lagen nun hinter ihr, aber ... haben auch etwas in ihr reifen lassen, nämlich das Ertragen von Schmach, was sie auf ihren in ihr wachsenden Sohn übertrug, der ja der Typus des leidenden wie auch des erhöhten Christus werden sollte, Ihr Weg war also nicht von ungefähr, sondern entsprach bis ins Detail dem Heilsplan Gottes.

In obigem sinn dürfen wir Rahels Worte auch als ein Lobpreis an Alueim sehen, den sie verherrlichen möchte, "Alueim sammelt auf meine Schmach!" Und was wir bei Rahel im Kleinen sehen, nämlich zuerst das Hinabführen, und danach das Heraus- und Hinaufführen, sehen wir im Großen bei der gesamten Schöpfung, In Adam wird die Menschheit mit der Sünde belastet, in Christus wird sie wieder herausgeführt und lebendig gemacht, und alles fein säuberlich nach Gottes Ordnung. Christus Jesus steht ja generell für dieses Prinzip, Er musste die größte Schmach erdulden, und wurde danach vom Vater auch überaus hoch erhöht und mit dem Namen "Jesus" begnadet, was uns ja Phil 2:9 sagt.

Schließen wir diesen Tag mit dem Wort aus Ps 126:5, das auch so manchen unter uns trösten darf: "Die mit Tränen säen, werden mit Freude ernten."

Wir bleiben noch etwas bei Joseph, denn wir kennen alle seine wunderbare Geschichte, seine Demütigung und Erhöhung, was ja, wie schon gesagt, auf den leidenden und erhöhten Christus hinweist. Und wiederholen möchten wir auch n och einmal, dass er durch seine Mutter Rahel schon im Mutterleib jenes erbte, das einmal sein Leben ausmachte: Schmach und Demütigung, aber auch Erhöhung!

Joseph bedeutet ja "Hinzufüger", womit Rahel zum Ausdruck bringt, dass ihr zu den zwei Söhnen ihrer Magd (Dan und Naphtali) nun ein anderer, ein echter Sohn hinzugefügt wurde.

Joseph bekam später den reichsten Segen von seinem Vater, und, obwohl er der Zweijüngste der zwölf Söhne war, wurden ihm alle Würden eines Erstgeborenen zuteil. In 1Mo 49:22 lesen wir, dass Joseph ein fruchtbarer Sohn ist, was sich später darin zeigte, dass seine Nachkommen in zwei Stämme zerfielen, in Ephraim und Manasse. Weiter vergleicht ihn Jakob mit seinen Segensworten in 1Mo 49:24 mit einem Recken, einem Hirten und einem Stein. Ganz wunderbar sind dann noch die Verse 1Mo 49:25-26, wo Jakob gewaltige Segensworte über Joseph ausspricht, die sogar noch seine Mutter Rahel einschließen.

Wenn wir sehen, wie viel Raum Gottes Wort gerade dem Joseph in den noch folgenden Kapiteln des ersten Buches Mose gibt, können wir auch seine Wichtigkeit als Typus auf den Christus erkennen.

Mehrung der Herden Jakobs

1Mo 30:25-26

"Und es geschieht, als Rahel den Joseph gebiert, dass Jakob sagt zu Laben: 'Sende mich hinweg, dass ich gehe an meinen Ort und in mein Land. Gib mir meine Weiber und meine Kinder, um welche ich dir diente, und ich will gehen; denn du kennst meinen Dienst, mir dem ich dir gedient habe.'"

Jakob war einst zu Laben gekommen, um eine Frau in dessen Familie zu finden; jetzt hatte er. zwei Frauen und elf Söhne, dazu noch Töchter, um die er 14 Jahre gedient hat. Doch nun erwacht in ihm das Heimweh, er wusste, wo er herkam, und er wusste, wo er hingehörte, nämlich in das Land, in welchem sein Vater Isaak wohnte und welches ihm verheißen war.

"Heimweh" bedeutet ja "ich habe eine Heimat", wo ich herkomme - und da alle Menschen von Gott kommen und bei Ihm ihre wahre Heimat haben,steckt auch in jedem Menschen mehr oder weniger bewusst die Sehnsucht"zurück zu Gott". Umgekehrt trägt auch Gott die Sehnsucht in Sich, Seine Geschöpfe um Sich. zu haben, was Paulus in 1Kor 15:28 so ausdrückt: "... damit Gott alles in allen sei."

Und wenn wir schon bei Paulus sind, lassen wir uns auch gerne von ihm erinnern, wohin unsere Sehnsucht, u nsere Gedanken und Sinne lenken soll, nach droben! Kol 3:1-2 beginnt mit einem "Wenn ... ihr nun zusammen mit Christus auferweckt wurdet" was in u ns im Glauben vollzogen wird, dann erkennen wir unsere wahre Heimat bei Ihm, der z ur Rechten Gottes sitzt; und dorthin sollen wir sinnen, nicht auf das auf Erden!

"Mit Christus zusammen Auferweckte" erkennen wir also auch daran, wo sie ihre Heimat suchen, und worauf sie sinnen!

1Mo 30:27-28

"Und es sagt Laban zu ihm: 'Möchte ich doch Gnade finden in deinen Augen! Ich weiß wie durch Wahrsagung, dass Ieue mich segnet um deines Kommens willen. Und er sagt: 'Bestimme mir deinen Lohn, und ich werde ihn geben.'"

Von dem Höhenflug des Heimwehs, einmal des von Jakob nach dem Land seines Vaters und einmal auch von dem unserer überhimmlischen Heimat, werden wir mit den vor uns liegenden Versen wieder auf den Boden von zwei Betrügern geführt, die sich nun gegenüber stehen. Aber bedenken wir, dass es notwendig ist, immer wieder Jakobs betrügerischen Charakter zu erkennen (den er ja immer noch hat), um hernach seine Umwandlung in "Israel" entsprechend würdigen. zu können!

In gleichem Maß ist es aber auch für uns ganz wichtig, dass wir uns selbst mit all unseren Fehlern und Schwächen erkennen, u m. uns danach der rettenden Gnade erfreuen zu können, die uns in Christus gegeben ist. "Freut euch in dem Herrn allezeit! Nochmals will ich betonen: Freut euch", spricht uns Gottes Wort in Phil 4:4 zu. Und wenn uns die Freude leider nur zu oft fehlt, dann liegt es auch daran, dass wir uns selbst noch zu hoch und die uns gegebene Gnade zu gering einschätzen. Bedenken wir: Dieser uns bedingungslos rettenden Gnade liegt die ganze Schmach Christi zugrunde, Seine Schmerzen und Pein am Kreuz, als die Sünde der Welt auf Ihn gelegt wurde!

In Ihm haben wir die Freilösung durch Sein Blut, die Vergebung der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt (gemäß Eph 1:7-8).

1Mo 30:29-30

"Und es sagt Jakob zu ihm: 'Du weißt, wie ich dir diente und was da wurde aus deinem Vieh unter mir. Denn wenig war, was vorher dein ward, und es breitet sich aus zu vielem, und Ieue segnet dich in meinen Fußstapfen. Und nun, wann soll ich etwas tun, überdies ich, für mein Haus?'"

Jakob wollte h eim in seines Vaters Land, was für Laban ein herber Verlust bedeutet hätte, denn nicht nur seine Töchter und Enkelkinder wären weg gewesen, auch auf die Arbeitskraft Jakobs hätte er verzichten müssen, wobei er durchaus bemerkt hatte, dass auf der Arbeit des Jakob der besondere Segen Ieue's lag. Und Jakob?

Er hatte nicht vergessen, wie ihn Laban hereingelegt hatte, als er statt Rahel, erst einmal die ungeliebte Lea zum Weib nehmen musste und überdies weitere sieben Jahre dienen musste. Jetzt sah er den Tag gekommen, wo er es Laban heimzahlen konnte. Zwei Betrüger, die sich gegenseitig belauerten, worin einer den anderen wohl betrügen könnte?

Als Laban von Jakobs Absicht erfuhr, heimzukehren, überließ er es erst einmal Jakob, dessen Lohn einzufordern. Daraufhin wies Jakob Laban auf die starke Vermehrung dessen Viehs hin, was er auf die Segnung Ieue's zurückführte. Jakobs Absicht war, soviel wie möglich von diesem Vieh mitzunehmen, schließlich wollte er ja auch Vorsorge für sein Haus treffen. Dabei wusste er nur zu gut, dass Laban ihm im Gegenzug so wenig wie möglich abgeben wollte. Man ist geneigt, an dieser Stelle zu fragen: Wer ist der größere Betrüger von diesen beiden? Wem gelingt es besser, den anderen übers Ohr zu hauen?

Jakob plant seine Heimkehr

1Mo 30:31

"Und es sagt Laban zu ihm: 'Was soll ich dir geben?' Und es sagt Jakob: 'Nichts sollst du mir geben. Solltest du diese Sache an mir tun, will ich zurückkehren. Weiden will ich und will hüten dein Kleinvieh."

Was nun in diesem und im nächsten Kapitel in vielen Versen beschrieben wird, können wir grob als "Jakobs Heimkehr" bezeichnen. Vierzehn Jahre lang diente Jakob ziemlich passiv für Lea. und Rahel, doch nun, nachdem Rahel den Joseph geboren hatte, und durch diesen Sohn an Jakob gebunden war, will Jakob das Dienstverhältnis bei Laban lösen und in seine Heimat. zurückkehren. Doch etwas hinderte ihn, den Heimzug auch sofort in die Wege zu leiten. Sein vermeintlicher Lohn, heute würde man sagen "Geld"!

Laban hatte seinem Neffen in der Tat während der 14 Jahre keinerlei Unterstützung beim Aufbau seiner Familie (Lea, Rahel und deren Kinder) gegeben, was Jakob eigentlich hätte erwarten können ... Jakob stand also, abgesehen von Frauen und Kindern, ziemlich mittellos da! Also änderte Jakob seine bisher passive Haltung und wurde aktiv, und dies mit den Gedanken: Wie komme ich zu einer eigenen Herde Kleinvieh? Und da er Labans Charakter zur Genüge kennenlernen musste und wusste, dass dieser ihm freiwillig nichts von dem Kleinvieh abtreten würde, griff er zu seinem altbewährten Mittel, der List! Und wie sah diese List aus? Erst einmal lehnte Jakob einen Lohn (also Geld) mit den Worten ab, "Nichts sollst du mir geben!" Doch im gleichen Atemzug schlägt er Laban vor, falls dieser ihm doch etwas geben wolle, wäre er, Jakob, bereit weiter das Kleinvieh von Laban zu hüten ... die Gier nach Besitz verhinderte damit den sofortigen Heimzug!

1Mo 30:32

"Gehen werde ich durch all dein Kleinvieh diesen Tag, um. zu entfernen von dort jedes Lamm, gesprenkelt und gefleckt, und jedes brauen Lamm unter den Schafen und alle gefleckten und gesprenkelten unter den Ziegen. Und sie sollen werden mein Lohn."

Der Plan Jakobs ist der, die Herde Labans zu hüten, und dabei einen Teil der in dieser Zeit geborenen Lämmer für sich zu beanspruchen. Vorab sei hier darauf hingewiesen, dass gemäß 1Mo 31:41 diese Zeit sechs Jahre dauerte, womit Jakob insgesamt 20 Jahre bei Laban diente. Es konnten damit in den 6 Jahren Hirtendienst eine große Zahl an Lämmern geboren werden.

Damit Laban auf Jakobs Vorschlag eingeht, macht Jakob ein verlockendes Angebot: Er möchte aus der Herde Labans nur die gesprenkelten, gefleckten und braunen Lämmer für sich behalten, dasselbe gilt den Ziegen. Normalerweise waren Schafe von weißem Fell, Ziegen hingegen waren schwarz, wobei es seltene ausnahmen gab, dass Tiere auch gesprenkelt oder gefleckt geboren wurden.

Für Laban war das Angebot verlockend, denn er ging vom Normalfall aus, dass nur sehr wenige gesprenkelte oder gefleckte Lämmer bzw. Jungtiere geboren werden - seine (Labans) Herde würde sich also übermäßig vermehren, Jakobs Lämmeranteil hingegen dürfte sehr gering ausfallen, eben deshalb, weil gefleckte Tiere sehr selten geboren werden.

Damit ergab sich die Situation, dass Laban nach neuerlichen 6 Jahren Dienst dem Jakob nur sehr wenig Vieh abtreten musste - ein scheinbar gutes Geschäft für ihn!

1Mo 30:33

"Und antworten soll für mich meine Gerechtigkeit am morgigen Tage. Denn wegen meines Lohnes soll sie vor dich kommen. Alles, an dem nicht Gesprenkeltes und Geflecktes ist unter den Ziegen und Braunes und den Schafen, gestohlen ist es von mir.'"

Jakob führt seine rede (seinen Vorschlag) an Laben weiter, denn er hat offensichtlich einen Plan in seinem Herzen, wie er trotz der für ihn aussichtslosen Lage als Gewinner aus dem Deal (Abmachung) hervortreten kann. Deshalb versucht er. mit Worten alles, um Laban nicht misstrauisch zu machen, und bringt dabei seine Gerechtigkeit ins Spiel, das heißt er konnte sich vor Laban als der Gerechte ausgeben, denn nicht er, sondern Laban Laban hatte ihn ja bei den 14 Jahren Diest betrogen - das hält er jetzt dem Laban vor!

Alles, was Laban am Ende, also nach den weiteren 6 Jahren Hütens der Herden, tun musste, war nachzusehen, ob unter den inzwischen geborenen Tieren Gesprenkeltes, Geflecktes oder braunes geboren ist, welches dann Jakob gehören würde. Sollten sich in Jakobs eigener Herde dann trotzdem weiße Schafe oder schwarze Ziegen befinden, hätte sie Jakob gestohlen ... Jakob gibt sich also vollkommen in die Hand Labans!

Was könnte Jakob nun zu diesem Deal veranlasst haben? Rein biologisch und rechnerisch wäre er ja unterlegen, aber: Er hatte ja in den 14 Jahren Dienst miterlebt, wie Gott seinen Dienst reich gesegnet hat, und so traute er seinem Gott auch weiterhin zu, dass Er ihn in den kommenden 6 Jahren auch segnen würde! Es wäre schön, wenn Jakob so gedacht hätte, doch Jakob war und ist eben ein Betrüger, und seine tatsächlichen Gedanken überführten ihn, wie wir bald sehen werden.

1Mo 30:34-36

"Und es sagt Laban zu ihm: 'Siehe! O dass es werde nach deinem Wort!' Und er entfernt an jenem Tage die gestreiften und die gefleckten Böcke und all gesprenkelten und gefleckten Ziegen und alles, das Weißes an sich hat, und alle Braunen unter den Schafen und gibst sie in die Hand seiner Söhne. Und ersetzt einen Weg von drei Tagen zwischen sie und Jakob. Und Jakob weidet das übrige Kleinvieh Labans."

Mit innerer Genugtuung bestätigte Laban den vorgeschlagenen Deal von Jakob und tat dann sogleich etwas, was seine List und Hinterhältigkeit erneut zeigt:

Er brauchte aus der Herde, die Jakob nun hüten wollte, nur alle gesprenkelten und gefleckten Böcke entfernen, dazu alle übrigen bunten Tiere, und schon sank die Chance für Jakob auf ein absolutes Minimum, dass entsprechend gesprenkelte und gefleckte Tiere geboren würden - Jakobs Chance auf eine lohngerechte eigene Herde sank damit drastisch!

Und so rannte Laben gleich an jenem Tage, und entfernte die besagten Böcke und Tiere aus Jakobs Herde und übergab diese seinen Söhnen, welche diese einen Weg von drei Tagen von Jakobs Herde trennten.

Damit ergab sich für Jakob folgende Situation: Seine Herde hatte nur eine sehr geringe Chance, gefleckte Tiere zu gebären, da die entsprechenden Böcke und bunten Tiere abgetrennt wurden, die reinen weißen Schafe und die schwarzen Ziegen hingegen konnten sich ungehemmt vermehren, das heißt: Labans Kleinvieh wuchs und wuchs, Jakobs Anteil an gesprenkelten und gefleckten Tieren nahm kaum zu - ein geschickter Trick Labans!

1Mo 30:37-39

"Und es nimmt Jakob sich Stöcke von saftigen Weißpappeln und Hasel und Plantane; und er schält in sie weiße Schälstreifen, entblößend das Weiße, das da ist an den Stöcken. Und er stellt hin die Stöcke,die er geschält, in die Tröge, in die Tränkrinnen mit dem Wasser, zu denen das Kleinvieh kommt zu trinken, dem Keeinvieh gegenüber. Und sie werden warmbrünstig über den Stöcken, wenn sie kommen zu trinken. Und das Kleinvieh wird warmbrünstig über den Stöcken, und sie gebären Kleinvieh gestreift, gesprenkelt und gefleckt."

Wir haben im Moment folgende Sachlage: Da Laban alle bunten Böcke sowie alle anderen gesprenkelten Tiere aus der Herde, die Jakob zu hüten hatte, weit entfernt hatte (Vers 35), gab es kaum eine Chance, dass bunte Tiere geboren wurden.

Unser langer Leitvers klärt nun im Zusammenhang auf, was sich Jakob erdacht hatte, wobei eines sofort klar wird: Auch er hegt betrügerische Absichten, indem er Labans Plan einfach unterläuft. Sein Plan ist zwielichtig, aber offensichtlich wirksam! Wir wissen nicht, woher Jakob die Vorstellung oder gar das Wissen hatte, dass entsprechend geschälte Stöcke sich auf das Paarungsverhalten von Schafen. und Ziegen derart auswirkt, dass sie zum einen brünstig wurden, und zum anderen auch noch bunte Tiere gebaren. Tatsache war nur, dass in einer einfarbigen (weißen und schwarzen) Herde Kleinvieh, plötzlich gestreiftes, gesprenkeltes und geflecktes Kleinvieh geboren wurde.

Und noch etwas wichtiges: Wir lesen hier nirgendwo, dass Jakob Gott um Hilfe bat! Er setzte, wie immer, ganz offensichtlich auf seine eigene Schlauheit.

1Mo 30:40

"Und die Schafe trennt Jakob und richtet die Gesichter des Kleinviehs gegen den gestreiften Widder und alle Braunen unter dem KLeinvieh Labans. Und er setzt seine eigenen Herden für sich allein und tut sie nicht zu Labans Kleinvieh."

Für jene Geschwister unter uns, die das ganze schon verwirrende Spiel um den Deal zwischen Laban und Jakob intensiv nachverfolgt und miterlebt haben, ergeben sich Widersprüche. Wir gingen ja bisher davon aus, dass Jakob eine einfarbige Herde Kleinvieh von Laban bekam, da dieser ja alles Bunte vorher ab trennte und seinen eigenen Söhnen übergab, dazu in einer Entfernung von drei tagen Wegstrecke. Heute sagt unser Leitvers, dass in Jakobs Herde gestreifte Widder auftreten, sowie Braunes, was sich ja eigentlich bei den Söhnen Labans befinden müsste.

Eine Erklärung hierfür finden wir in 1Mo 31:7, wo uns gesagt wird, dass Laban seine Abmachung, alle zehn Zählungen wechselte, wir es im Verlauf der sechs Jahre, in denen Jakob seinen Hirtendienst hat, also mit zehnmal wechselnden Herdenbeständen zu tun haben! Laben passte seinen Deal immer wieder den gegebenen Zuständen an, so dass er seiner Ansicht nach immer im Vorteil war.

Und was tat Jakob? Er trennt seine inzwischen eigene Herde, die sich ja im Verlauf der Jahre vermehrt hat und gewachsen ist, von den gestreiften Widdern und Braunen (Ziegen) des Laban, mit dem Ziel keine Vermischung der beiden Herden herbeizuführen! Eine späte klare Trennung der Herden wäre sonst sehr schwierig geworden, erst recht bei dem eigensüchtig handelnden Laban.

1Mo 30:41-42

"Und es geschieht zu jener Zeit der Warmbrunst der Sehningen des Kleinviehs, dass Jakob die Stöcke vor die Augen des Kleinviehs legt, in die Tröge, damit sie warmbrünstig würden über den Stöcken. Aber bei den Schwächlichen des Kleinviehs legt er sie nicht hin. So wurden die Schwächlichen dem Laban und die Sehningen dem Jakob."

Wir sahen zurückliegend, wie Laban taktierte und seine Forderungen zehnmal wechselte, so wie er im Moment seinen Vorteil sah! Doch Jakob war ihm mehr als ebenbürtig, denn er rächte sich gemäß seinem listigen Charakter mit einem mehr als hinterhältigen Plan, den wir erst einmal zu verstehen versuchen:

Zuerst etwas. zur Tierzucht selbst in jenem Land: in den Wintermonaten waren die Weiden grün und saftig, die Muttertiere kräftig und mit guter Milch versorgt. Entsprechend waren dann auch die Jungtiere, nämlich sehnig, also kräftig und stark. In der Sommerhälfte hingegen war das Gras dürr und mager, was sich wiederum auf die Jungtiere auswirkte, sie waren schwächlich. Diesen Wechsel der Weidezeit nutzte Jakob nun raffiniert aus: In der guten Weidezeit legte er seine geschälten Stücke vor die Tier, was für ihn bedeutet, dass die dort geborenen Jungtiere nicht nur gesprenkelt und gestreift waren, sondern auch noch sehnig und kräftig! In der kargen Weidezeit legte er keine (!) Stöcke aus, was zur Folge hatte, dass nur weiße Schafe und schwarze Ziegen geboren wurden, die ohnehin wegen dem Mangel an saftigem Gras und guter Muttermilch schwächlich waren. Wir sehen also eine Herde bunt geborener Tiere, die sehnig (stark und kräftig) waren und dem Jakob gehörten! Die einfarbig geborenen Tiere hingegen waren schwächlich und gehörten dem Laban!

Wir möchten den genialen Trick von Jakob noch etwas vertiefen, auch. zum Teil wiederholen, wobei wir zuerst darauf hinweisen, dass uns die normale Lutherübersetzung von Vers 41 darauf aufmerksam gemacht hat, dass hier von zwei Jahreszeiten, nämlich "der Frühlingsherde" und der "der Spätlinge Lauf" die Rede ist. Das Grünfutter der Tiere ist zu diesen zwei Jahreszeiten sehr unterschiedlich, einmal grün und saftig, dann mehr welk und wenig nahrhaft! Entsprechend sind die Muttertiere entweder stark und sehnig oder geschwächt, was sich dann jeweils auf die zu gebärenden Jungtiere auswirkt.

Mit den obigen naturgemäßen Begebenheiten jonglierte nun nun Jakob; er brauchte in der guten Jahreszeit nur seine Stöcke einzusetzen und bekam für sich nicht nur bunten, sondern auch kräftige Jungtiere zu seinem Eigentum hinzugefügt. Labans Herde hingegen vermehrte sich überwiegend in der schlechten Jahreszeit, weil Jakob hier keine Stöcke einsetzte, die Jungtiere waren einfarbig und ... schwächlich!

Wir sehen also am Ende eine große, sehnige und kräftige Herde gefleckten Kleinviehs, die laut dem Deal Jakob gehörte - und wir sehen eine mickrige kleine Herde einfarbiger Jungtiere, die dem Laban zugelost waren. Menschlich gesehen ein genialer Zug Jakobs!

1Mo 30:43

"Und ausbreiten tut sich der Mann überaus, ja überaus, und ihm werden viel Kleinvieh und Rinder und Mägde und Knechte und Kamele und Esel zu eigen."

Wir kommen heute zuerst wieder zu Spr 16:1, einer Aussage, die fast schon ein Schlüsselvers für uns geworden ist: "Die Entwürfe des Herzens sind des Menschen, aber die Antwort der Zunge kommt von Jewe." Anders ausgedrückt: Der Mensch kann in seinem Herzen zwar planen, aber was dann zur Ausführung kommt, bestimmt Gott! Und so sahen wir zurückliegend einen Jakob, der sich einen listigen Plan in seinem Herzen zurechtgelegt hatte ... und ihn ganz eindeutig auch ausführen durfte! Selbst die zwielichtige Sache mit den Stöcken wurde ein sichtbarer Erfolg. Gott war also mit seinem Auserwählten, obwohl dieser eigene Wege ging, und diese auch noch mit List und Betrug bewerkstelligte!

Ähnlich war es ja auch, als er seinen Bruder Esau, und danach seinen Vater überlistete - er handelte dort dem Willen Gottes gemäß, wenn auch mit Berufung, und Gott ließ es zur Ausführung kommen.

Nun wird in unserem Leitvers der ganze Segen sichtbar, der auf Jakob lag, seine irdischen Güter vermehrten sich rasant, weilt über das Kleinvieh hinaus. Gott hat ihn erwählt und will Jakob nun die Verheißungen, die Er vorher schon Abraham und Isaak gegeben hat, erfüllen, und dies trotz all der List und den Betrügereien, die Jakob tätigte.

Wir sehen, auch hier setzt Gott die Sünde ein, um danach den Reichtum Seiner Barmherzigkeit an denen zu erzeigen, die Er auserwählt und berufen hat!

Lies weiter:
1. Mose - Kapitel 31