Pauli Dienst zerfällt in drei Teile

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Abschrift der Schrift: Wohin gehört Pfingsten?
aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum Eph 3:8
von M. Jaegle (1984)

Mit freundlicher Genehmigung von Gehard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

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Inhaltsverzeichnis

Wohin gehört Pfingsten?

10. Pauli Dienst zerfällt in drei Teile

Paulis Berufung

1. Phase:

Seine Berufung bis hin zur hin zur speziellen Absonderung durch den Geist, den heiligen (Apg 9:19 bis Apg 12:25). Aus dieser Zeit gibt es kein schritliches Zeugnis von seinem Dienst. Dies war auch nicht nötig, denn der Inhalt seiner Verkündigung stimmte genau mit dem der zwölf Apostel überein.

Pauli Absonderung

2. Phase:

Pauli Absonderung und Aussendung durch den heiligen Geist bis zu seiner Gefangennahme in Rom, fern vom Land seiner Väter (Apg 13:1 bis Apg 28:31). In der Absonderung durch den heiligen Geist liegt der erste Hinweis auf die geistliche Verwaltung, wie sie bis heute in Kraft ist. Weiter wurde Saulus nach der Absonderung Paulus genannt (= Pause, Aufhören; s. Anmerkung in der Stichwortkonkordanz zum Konkordanten Neuen Testament, Stichwort: „Paulus“, S. 543).
Diese Namensänderung ist gleichfalls ein Fingerzeig dafür, dass Gott mit ihm etwas Neues vorhatte. Solange der Apostel ausschließlich mit der Beschneidung verbunden war, behielt er seinen ursprünglichen Namen „Saulus“ (= verlangt, erbeten) bei. Mit dem neuen Namen zog Gott gleichsam einen Schluss- und Trennungsstrich unter sein bisheriges Sein und dessen Dienst. Paulus spricht in einem anderen Zusammenhang treffend davon: „Das Ehemalige (Anfängliche) verging, siehe, es ist neu geworden“ (2Kor 5:17).
Saulus wurde weder an Pfingsten zu Jerusalem noch zu den Füßen Gamaliels oder eines Apostels berufen, sondern außerhalb der Grenzen Israels. Damit erhalten wir einen prophetischen Hinweis, dass Gott mit der Berufung Seines Feindes vor den Toren Damaskus (der Hauptstadt des Israel feindlich gesinnten Syrien) unter den Nationen etwas Neues vorhatte. Pauli Botschaft an die Nationen unterscheidet sich daher in wesentlichen Punkten von derjenigen des Petrus an das Volk Seiner Wahl. (Die beiden Verkündigungen sind ausführlich dargelegt in unserer Schrift „Zwei unterschiedliche Evangelien“).
In dieser Phase seines Dienstes finden wir Rechtfertigung und Glauben (Apg 13:39), die Verheißung äonischen Lebens (Apg 13:46) und die Wahrheit von der Versöhnung: Gott wendet sich den einstmals fernstehenden Nationen zu (Apg 13:47ff.), um alle zum Glauben zu führen, die zu äonischem Leben verordnet sind.
Während dieser Zeit entstanden die Briefe an die Thessalonicher, Römer, Korinther und Galater. In diesen Episteln werden die genannten Glaubensgüter gründlich dargelegt, denn sie bilden die Grundlage und Voraussetzung für das Verständnis der nun folgenden 3. Phase. Mit diesen Briefen will Paulus die Glaubenden auf den überragenden Weg der Verwaltung der Gnade Gottes vorbereiten.

Pauli Gefangenschaft in Rom

3. Phase

Hier, in Rom, finden wir den Apostel nicht mehr um der Erwartung Israels willen mit einer Kette gebunden (Apg 28:28), sondern er nennt sich der Gebundene Christi Jesu, zugunsten derer aus den Nationen (Eph 3:1).
Das Zeugnis dieses Dienstabschnittes ist niedergelegt im Rundbrief an alle Heiligen (dem sog. Epheserbrief) und in den Episteln an die Philipper und Kolosser. Später folgten noch die Briefe an seine Mitarbeiter: Timotheus, Titus und Philemon. Damit ist Gottes Offenbarungswort, das bis anhin nicht vollkommen vollendet vorlag, vervollständigt, d.h. auf das Vollmaß gebracht worden (Kol 1:25).

Alle diese Tatsachen im Auge zu behalten, ist ein Erfordernis für das rechte Verständnis der Geistesgaben im 1. Korintherbrief. Dieser Brief stammt aus der 2. Phase von Pauli Dienst und wurde wahrscheinlich von Ephesus aus verschickt (Apg 19:10). Es darf uns deshalb nicht überraschen oder gar befremden, wenn einiges von dem, was damals geschrieben wurde, überragenderen Enthüllungen weichen musste.

Paulus selbst macht eine diesbezügliche Aussage, wenn er auf dem Weg zur Anpassung an das Überragende schreibt (1Kor 13:9.10): „Denn bis jetzt erkennen wir aus einem Bruchteil und prophezeien aus einem Bruchteil. Wenn aber die Reife (oder das Vollkommene, Vollendungsgemäße) kommt, wird das aus dem Bruchteil abgetan werden.“

Als Paulus diese Zeilen schrieb, befand er sich gewissermaßen am Wendepunkt von der Unmündigkeit zum gereiften, vollendungsgemäßen Mannesalter (Eph 4:13). Daher ist obige Aussage sozusagen eine Nahtstelle für den heilsgeschichtlichen Übergang von der Unmündigkeit zur Reife, ein erster Hinweis auf die 3. Phase seines Dienstes.

Von einem solchen heilsgeschichtlichen Wendepunkt lesen wir auch im Galaterbrief (Gal 4:1ff.), wo uns der Apostel offenbart, dass es, solange als Gott Seinen Sohn nicht in diese Welt ausgeschickt hatte, keinen Sohnesstand geben konnte. Den Gesetzeshaushalt stellt er dem Stand der Unmündigkeit, ja gar dem eines Sklaven gleich. Doch als die Zeit der Erfüllung (wörtlich: „Vervollständigung“) kam, da sandte Gott Seinen Sohn, damit wir den Sohnesstand erhielten. Dem zufolge bedeutete die Geburt des Herrn eine Wende und Abkehr vom Bisherigen in Gottes Heilshandeln, obgleich das Neue nicht sofort in Erscheinung trat. Im selben Brief zeigt uns der Apostel Paulus ferner, wie das Gesetz seine ehemalige Funktion als Geleiter zu Christus verloren hat (Gal 3:23.24), und zwar mit dem Kommen des Glaubens (Gal 3:25). So hat die heutige Verwaltung Gottes, die im Glauben besteht (1Tim 1:4b), die des Gesetzes abgelöst.

Diese Handlungsweise Gottes finden wir auch im Zusammenhang mit den Geistesgaben in Korinth. Mitten im Aufzählen der Gnadengaben (1Kor 12-14) enthüllt uns Paulus einen Weg, der dem Überragenden gemäß ist (1Kor 12:31): Den Hochweg der Liebe!

Die Liebe allein ist das Bleibende. Der Glaube führt zum Schauen, und die Erwartung findet ihrer Erfüllung (1Kor 13:13). Wenn Paulus schon damals die Briefempfänger auf das Überragende aufmerksam machte, wieviel mehr haben wir heute, 1900 Jahre danach, diesen Hochweg zu beachten, zumal der Herr uns ein zur Fülle gebrachtes Wort in die Hände gelegt hat (Kol 1:25)!

Das Bleibende und das was abgetan wird

Zur Veranschaulichung dieser Tatsache wählt Paulus einen eindrucksvollen Vergleich:

Unmündigkeit und reifes Mannesalter’’’

  • 1Kor 13:8: “Die Liebe wird niemals hinfällig.
Seien es Prophetenworte, sie werden abgetan
(unwirksam gemacht),
oder Zungenreden, sie werden aufhören“
(= ruhen, pausieren, gr. „pauo“).

Die Liebe ist das Bleibende!

Die Prophetien (die keinesfalls mit den Weissagungen der Schriftpropheten verwechselt werden dürfen, wie dies der Zusammenhang lehrt - 1Kor 14:23-25) werden abgetan.

Das Zungenrechen wird aufhören! Dies verkündet uns der Gottesmann, der mehr als sie alle in Zungen gesprochen hat (1Kor 14:18).

Geschwister, wem sollen wir glauben? Dem von Gott gesandten, und in seinem Aposteltum bestätigten Paulus, oder irgendeinem Prediger oder einer Lehre? Die Antwort darauf mag sich jeder Leser selbst geben!

Nach dieser Feststellung folgt der bildhafte Vergleich für diese Geistesgaben, die der Apostel dem vorübergehenden Stand der Unmündigkeit zurechnet.

  • 1Kor 13:11: “Als ich noch unmündig (ein Unmündiger) war, sprach ich wie ein Unmündiger; ch war gesonnen wie ein Unmündiger und ich schätzte (rechnete) alles so ein wie ein Unmündiger“.

Blieb Paulus ein Unmündiger? Hatte er Gefallen an der Unmündigkeit? Hören wir seine Antwort!

  • 1Kor 13:11b: “Als ich aber ein Mann wurde, habe ich die Dinge der Unmündigkeit abgetan (= herab-unwirksam-gemacht)!“

Liebe Leser, möchten wir doch alle seine treuen Nachahmer werden, wozu wir im selben Brief Aufgerufene sind (1Kor 4:16; 1Kor 11:1)!

Von seinem geistlichen Standort und Zeitpunkt bei der Niederschrift des 1. Korintherbriefes sagt er:

  • 1Kor 13:12a: “Denn jetzt blicken wir wie durch einen Spiegel, in Dunkeldeutung (Rätsel) ...““Jetzt erkenne (weiß) ich nur aus einem Bruchteil ...“
  • 1Kor 13:12c: „Jetzt erkenne (weiß) ich nur aus einem Bruchteil ..."

worauf er in die Zukunft weisend schreibt:

  • 1Kor 13:12b: „dann aber wie von Angesicht zu Angesicht ...“
  • 1Kor 13:12d: „dann aber werde ich so erkennen, wie auch ich erkannt worden bin.“

Im Gegensatz zum jetzigen (damaligen) Zustand sagt Paulus zum Abschluss des Vergleichs:

  • 1Kor 13:13a: „Nun aber bleiben Glaube, Erwartung, Liebe, diese drei. Doch die größte von diesen ist die Liebe."

Dieses „nun aber“ drückt im Griechischen einen fortdauernden Vorgang aus im Unterschied zum gegenwartsbezogenen „jetzt“. Dem zufolge jaget nach der Liebe, als dem Vollendungsgemäßen, Überragenden (1Kor 14:1a)! Gleich zweimal hebt Paulus hervor, dass die Liebe bleibt (1Kor 13:8a und 1Kor 13:13a). Und im Philipperbrief betet Paulus gar darum, dass diese Liebe noch mehr und mehr in Erkenntnis und allem Feingefühl überfließen möge - um prüfen zu können, was wesentlich ist, damit die Glaubenden auf den Tag Christi aufrichtig und unanstößig seien (Phil 1:9).

Die Wertung des Zungenredens

In 1Kor 14 ermuntert der Apostel die Korinther, sich mit Eifer nach den geistlichen Gaben auszustrecken, vor allem, dass sie prophetisch reden mögen (1Kor 14:1). Denn ihre Worte sollen zur Auferbauung, zum Zuspruch und zum Trost gereichen (1Kor 14:3). Ja, mögen auch wir alle in dem, was zur Auerbauung des Nächsten dient überfließen, gleich den Korinthern (1Kor 14:12).

Nachdem der Apostel den Unterschied und Vorzug des prophetischen Redens gegenüber dem Sprechen in Zungen in den Versen 1-5 herausgestellt hat, fragt er seine Zuhörer in 1Kor 14:6:

  • “Wenn ich zu euch komme in Zungen sprechend, was werde ich euch nützen?“

Wenn schon Paulus der größte Apostel aller Zeiten, sich selbst diese Frage stellt, wieviel mehr müssten dann alle übrigen nach dem Nutzen des Zungenredens fragen!

  • “Wenn ihr beim Zungenreden kein deutliches Wort von euch gebt, wie soll man erkennen, was gesprochen wird? Denn ihr werdet in die Luft sprechende sein!“ (1Kor 14:9).

Wer möchte als Glaubender schon bewusst unter dieses Urteil des durch Paulus sprechenden Christus fallen? Wohl niemand! Daher lenkt der Apostel seine ganze Aufmerksamkeit auf den Denksinn der Gläubigen.

Von der Wichtigkeit des Denksinns

1Kor 14:12-20
Wie ausnehmend wichtig der erneuerte Denksinn für das Gebet und Reden der Seinen innerhalb der Herausgerufen ist, davon geben folgende Verse Zeugnis:

  • “Denn so ich in einer Zunge bete, so betet mein Geist, aber mein Denksinn ist unfruchtbar“ (1Kor 14:14).

Somit bleibt das überlegte, bewusste sich Gott Zuwenden (gr. proseuchomai = beten) aus, bei dem Gott durch Seinen Geist befruchtend, und unser Glaubensleben bereichernd auf uns einwirkt. Und in den Versen 1Kor 14:18.19 sagt der Apostel:

  • “Ich danke Gott, denn mehr als ihr alle spreche ich in Zungenrede. In der Herausgerufenen jedoch will ich lieber “fünf Worte mit meinem Denksinn sprechen, um auch andere zu unterrichten, als zehntausend Worte in Zungenrede.“

Diese Gegenüberstellung zeigt uns eindrücklich den überragenden Wert des Denksinns beim Reden in der Versammlung!

Die Korinther befanden sich heilsmäßig auf dem Weg zur Mündigkeit und Reife, hin zum vollen Mannesalter. Deshalb erging an sie der Zuspruch in 1Kor 14:20:

  • “Brüder, werdet nicht kleine Kinder (Spielende) in euren Sinnen. Üble gegenüber solltet ihr wohl unmündig sein (im Blick auf den Wandel), aber im Sinnen werdet Gereifte (= Vollendungsgemäße, Vollkommene).“

Mit dem Sinnen meint Paulus über das ganze Gebiet des Denkens hinaus auch noch das Wollen; denn Sinnen umfassst beides, sowohl unser Denken als auch unser Wollen“ Ja, unser Sinnen, die Zielrichtung unseres Denkens, soll vollendungsgemäß sein, dem überragenden Weg entsprechend.

Nachdem Paulus diesen Weg der Vollkommenheit enthüllen durfte in seinen späteren Gefangenschaftsbriefen mit dem Hochziel des gereiften, vollendungsgemäßen Mannesalters (Eph 4:13), wo bleibt da in der jetzigen Frist noch Raum für das, was längst aufgehört hat und abgetan wurde?

Selbst wenn der Apostel am Schluss seiner Ausführung in 1Kor 14:39 folgenden Ausspruch tut: „Daher, meine Brüder, eifert danach, prophetisch zu reden, und verwehrt nicht, in Zungen zu sprechen“, so betonen wir nochmals mit Nachdruck, dass die Zungen und das Prophezeien, wie es in Korinth zur Anfangszeit üblich war, inzwischen aufgehört haben! Obige Aussage des Paulus hatte nur so lange Gültigkeit, als der dem Überragenden gemäße Weg noch nicht vollgültig eröffnet war. Gott ließ diese Gaben nicht schlagartig aufhören in der damaligen Zeit, weil die höchsten und abschließenden Offenbarung der Gefangenschaftsbriefe noch nicht vorlagen. Nachdem aber Paulus diese im Auftrag des erhöhten Herrn Christus Jesus niederschreiben durfte, hat er damit Gottes Wort in Bezug auf die Herausgerufene aus den Nationen vervollständigt. Folglich wurden die Dinge der Unmündigkeit außer Kraft gesetzt. Nun ist heilsgeschichtlich und verwaltungsgemäß das Vollkommene, das Überragende (der Weg, den Paulus erstmalig in 1Kor 12:31 andeutete) gekommen: Das „dann aber“ von 1Kor 13:12 hat seine Erfüllung und Verwirklichung erfahren! Eine neue Verwaltung ist in Kraft: die Verwaltung der Gnade Gottes (Eph 3:2), die der Apostel auch die Verwaltung des Geheimnisses nennt (Eph 3:9). Im Hinblick auf diese Ökonomia der Vollkommenheit haben das Zungenreden und die übrigen sinnenfälligen Gaben gemäß 1Kor 13:8 aufgehört. Denn nur das Vollkommene kann uns in die Vollkommenheit führen - uns vollkommen machen, niemals aber die Dinge der Unmündigkeit!’'

Darum möchten wir nochmals allen geliebten Glaubensgeschwistern, die im Zungenreden das Höchste sehen, zusprechen mit 1Kor 14:20:

  • “Brüder werdet nicht kleine Kinder in eurem Sinnen (der Zielrichtung eures Denkens). Im Üblen solltet ihr wohl unmündig sein, aber im Sinnen gereift werden.“

Wer von uns möchte schon gerne ein Unmündiger sein und bleiben (1Kor 13:11), oder gar ein kleines Kind, wie das unbestechliche Urteil des heiligen Geistes lautet! Und dies umso mehr, als diese genannten Gaben aufgehört haben zu wirken (1Kor 13:8b), und der zur Reife und Vollkommenheit führende, dem Überragenden entsprechende Pfad erschlossen ist!

Gefahren auf dem Glaubensweg

Unkenntnis und Nichtbeachten dieser heilsgschichtlichen Zusammenhänge bergen viele Gefahren in sich. Es ist eine besondere List des Widerwirkers (wörtlich: Durch(einander)werfers, gr. „diabolos“), diese Tatsachen betreffs der verschiedenen Heilsökonomien durcheinander zu werfen, zu vermengen und die Grenzlinien zu verwischen, um die Gläubigen in der Unmündigkeit halten zu können Tatsachen betreffs der verschiedenen Heilsökonomien durcheinander zu werfen, zu vermengen und die Grenzlinien zu verwischen, um die Gläubigen in der Unmündigkeit halten zu können. Sein Plan ist, Christi Glieder im Kindheitsstadium (bildhaft ausgedrückt) niederzuhalten. Anstatt dass sie in einem gesunden und nüchternen Glaubensstand zum vollen, reifen Mannesalter heranwachsen, hält er die Gläubigen in der Unmündigkeit fest. Im Gewand scheinbarer Geistlichkeit, als Engel des Lichts einhergehend, täuscht er die Glaubenden, indem er ihnen längst abgetane Gaben als das Höchste anbietet. Meistens wird zur Rechtfertigung des Sprechens in Zungen auf 1Kor 14:5a und 1Kor 14:39 Bezug genommen, wobei aber die heilsgeschichtliche Entwicklung gänzlich außer acht gelassen wird.

Wir heben es deshalb nochmals hervor, dass die Korinther sich heilsmäßig erst auf dem Weg zur Anpassung an das Neue, Überragende befunden haben, denn dieses war noch nicht vollends enthüllt und schriftlich niedergelegt. Auch ist zu beachten, dass Gott das Pfingstgeschehen mit seinen sinnenfälligen Auswirkungen und Machttaten des Geistes nicht schlagartig außer Kraft gesetzt hat, sondern nach und nach.

Es ist eine gefährliche Sache, wenn wir diese Tatsachen nicht beachten oder übersehen. Nur zu leicht können Unbefestigte unter den Bann Satans geraten oder dem Zauber betrügerischer Geister erliegen, die unser Gefühl und Empfinden ansprechen (Siehe unser Buch „Satan als Engel des Lichts“, das die Machenschaften Satans und seiner Helfershelfer ausführlich aufdeckt.)

Ein gottgemäßer Wandel im Glauben hat aber nichts mit unseren wechselvollen Gefühlen und Wahrnehmungen zu tun (2Kor 5:7). Beherzigen wir doch den Zuspruch des Apostels für einen gesunden Glauben, gepaart mit gesunder Vernunft aufgrund gesunder Lehre (Tit 1:13; Tit 2:2).

Paulus musste als Gabenträger in Korinth zum Anstand und zur Ordnung anhalten (1Kor 14:33.40). Nichts dergleichen lesen wir vom Tage der Pfingsten, als die Glaubenden in Zungen (= Sprachen, dasselbe Wort im Griechischen) die Großtaten Gottes, den zum Fest nach Jerusalem gekommenen Auslandsjuden, verkündeten. Dort brauchte es keine Übersetzer, denn voll Verwunderung hörten alle die Jünger des Herrn in ihrer eigenen Sprache reden. Dies ist ein Indiz dafür, dass das Zungenreden in Korinth nicht identisch mit demjenigen zu Pfingsten war. Ersteres stand auf einer viel tieferen Stufe, da es von vornherein zum Aufhören bestimmt war, und darf nicht mit der Gabe der Sprache zu Pfingsten gleichgestellt werden.

Ermahnung zur Ordnung

Der letzte Vers in 1Kor 14:40, der das ganze Thema abschießt, hat uns noch viel zu sagen:

  • “Alles aber geschehe wohlanständig (oder wohlschicklich) und ordnungsgemäß.“

Wozu diese Schlussermahnung, wenn alles zum Besten gestanden hätte? Paulus zeichnet ein erschreckendes Bild von den fleischlich gesinnten und unmündigen Korinthern (1Kor 3:1ff.; 1Kor 5:1ff. u.a.m.) Gilt diese Ermahnung auch heute noch? Wir verzichten darauf, die bei gewissen charismatischen Kreisen einhergehenden Entgleisungen im Fleisch zu nennen, aufgrund unnatürlich übersteigerter Empfindungen und einer ungeistlichen Betriebsamkeit, die oftmals einem ungekreuzigten Ichleben entspringt. Paulus sagt von solchen Entgleisungen, dass schon sie zu nennen schandbar sei, denn sie verunehren den Herrn (Eph 5:12). So ist dieser Schlussvers in 1Kor 14 eine ernst zu nehmende Warnung vor geistlicher Unnüchternheit, seelischem Überschwang und einer ungöttlichen Betriebsamkeit, die nicht nach Gottes Heilsordnung ist!

Heute, in diesen Tagen, wo Verwirrung und Irreführung in allen Gebieten und -bereichen des Lebens immer offensichtlicher überhand nehmen, können selbst Gläubige, die sich nach den außer Kraft gesetzten Gnadengaben ausstrecken, nur allzu leicht eine Beute betrügerischer Geister werden. In schweren Fällen kann dies gar zu Besessenheit führen, wenn die gesunde Lehre beharrlich ignoriert wird (1Tim 4:1; 2Tim 3:13; 2Tim 4:3).

Wenn der Apostel diesen ganzen Themenkreis um die Geistesgaben mit solcher Ausführlichkeit behandelt, zumal er das Aufhören und Abgetanwerden dieser Gaben klar in Aussicht gestellt hat (1Kor 13:8), so ist dies von großer Wichtigkeit für die Gläubigen. Mit prophetischem Blick sah er die ganze Unordnung und das heutige Durcheinander voraus.

Zu den in 1Kor 12:28b aufgezählten Gnadengaben, die inzwischen alle unwirksam gemacht wurden, gehört auch die des Heilens. Der erste Prüfstein, an dem die Echtheit heutiger Krankenheilungen gemessen werden kann, ist die Lebenserfahrung von Paulus. Nachdem er mit der 3. Phase seines Dienstes den überragenden Weg betreten hatte, hörten die Wunderheilungen auf! Seine geliebten Brüder und Mitarbeiter musste er in körperlicher Hinfälligkeit und Schwachheit zurücklassen (1Tim 5:23; 2Tim 4:20), sie dem göttlichen Erbarmen anbefehlend (Phil 2:25-27). Kein Schweißtüchlein oder Händeauflegen (Apg 19:11.12) vermochte sie wieder aufzurichten; jedoch gerade in der Schwachheit erfahren wir die alles vermögende Kraft Gottes dem inwendigen Menschen nach (2Kor 4:7; 2Kor 12:9.10). Ja „alles vermag ich in Ihm, der mich kräftigt (mächtig macht), Christus!“ (Phil 4:13). Davon zeugt u. a. folgendes Erleben des Apostels (und seitdem Unzähligen): Während sich die Kerkertüren in Philippi (Apg 16:26) im 2. Dienstabschnitt noch wunderbar öffneten, geschah dies im 3. Abschnitt, in Rom, nicht mehr - Paulus blieb ein Gebundener um des Evangeliums willen. Hierin litt er Übles bis zu Banden, wie ein Verbrecher (2Tim 2:9)! Dennoch konnte er triumphierend ein Dreifaches von sich bezeugen (2Tim 4:7): „Den edlen (= idealen) Ringkampf habe ich gerungen, den Lauf habe ich vollendet, den Glauben habe ich bewahrt. - Im übrigen (so wörtlich) ist mir der Siegeskranz der Gerechtigkeit aufbewahrt, mit dem der Herr, der gerechte Richter, mir an jenem Tag vergelten wird (meinen vollendungsgemäßen Glaubenskampf); nicht allein aber mir, sondern auch allen, die Sein Erscheinen (im Glauben) geliebt haben."

Zielmäßige Ausrichtung unseres Denkens und Sinnens

Der Widerwirker (gr. diabolos) möchte dem Denken und Sinnen der Gläubigen eine andere, gerade entgegengesetzte Zielrichtung geben - in eine längst überholte Vergangenheit! Überdies will er Christi Glieder im Stand der Unmündigkeit festhalten, damit ihnen nicht der Lichtglanz der alles überragenden Verwaltung der allgenugsamen Gnade Gottes erstrahle, die Gott zu unserer Herrlichkeit vorbereitet hat. Deshalb heben wir nochmals mit Nachdruck hervor, was der Apostel der Nationen uns im Philipperbrief im Hinblick auf unser Gesinntsein, überein mit dem Zielgemäßen, Vollkommenen, zuruft (Phil 3:10-17): „Zu erkennen Ihn und die Kraft Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft Seiner Leiden, indem ich Seinem Tod gleichgestaltet werde, ob ich etwa zu der Ausauferstehung, der aus den Toten, gelangen könnte. Nicht dass ich dies schon erhielt oder hierin schon vollendet sei. Ich jage aber danach, ob ich wohl ergreifen möge, wozu ich auch von Christus Jesus ergriffen worden bin. Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht so ein, es ergriffen zu haben. Eins aber tue ich: ich vergesse zwar, was hinter mir liegt, strecke mich aber nach dem aus, was vor mir liegt. So jage ich dem Ziele zu, nach dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus.

Alle von uns nun, die gereift (vollkommen, vollendungsgemäß) sind, mögen darauf sinnen, und wenn ihr in etwas anders gesinnt seid, so wird euch Gott auch dieses enthüllen. Indessen, worin wir andere überholen (zuvorkommen), sollte man gleichgesinnt sein, um nach derselben Richtschnur die Grundregeln (die elementaren Verhaltensweisen) zu befolgen.

Werdet meine Mitnachahmer, Brüder, und achtet auf die, die so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt!“

Ja, liebe Leser, ein solches Gesinntsein ist der Ausdruck von wahrem geistlichem Leben und einer Gott wohlgefälligen Verhaltensweise im Glauben. Dies allein entspricht dem vollkommenen Hochweg der Liebe. Jaget daher in rechter Erkenntnis nach der bleibenden Liebe!

Gedicht

Lass mich auf tausend Weisen
mein Gott, die Liebe preisen,
die all Dein Tun bestimmt, -
so wie in Kraft und Klarheit
aus Deinem Wort der Wahrheit
mein Ohr des Glaubens sie vernimmt.

Am Anfang Deiner Pfade
stand schon das Wort der Gnade, -
in Christus vorbedacht.
Um einst geliebt zu werden,
im Himmel und auf Erden,
hast Du das All durch Ihn gemacht.

An Ihn ist es gekettet,
durch Ihn wird es errettet
in Liebe wunderbar:
Den Sohn gabst Du zum Sterben!
Er trug der Welt Verderben!
In Liebe bringt Er selbst Sich dar.

Trotz aller ihrer Sünden
wird Dich die Schöpfung finden,
wenn sich die Zeit auch dehnt.
In Christus wird sie leben
und Dir, mein Vater geben
die Liebe, die Dein Herz ersehnt.

Errettet soll mein Leben
nun Liebe weitergeben
wie sie mein Herz besitzt.
Lass mich doch Dir und ihnen
nie ohne Liebe dienen,
weil alles ohne sie nichts nützt.

In Liebe ganz geborgen,
vertrauend, ohne Sorgen
Dir übergeb ich mich!
Mein Herz hast du als Beute.
Ich huldige Dir schon heute.
In Christus, Vater, lieb ich Dich.
E. U. A.
Mel. In allen meinen Taten