Im Schmelzofen geläutert (Jes 48:10)

Aus Bibelwissen
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Von Daniel Muhl

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Erste Gedanken

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Als ich gefragt wurde, ob ich einen Vortrag über "Im Schmelzofen geläutert" halten könnte, wurde es mir zuerst etwas mulmig zumute! Auch wenn ich mit meinen einundsechzig Jahren schon einige schwere Zeiten hinter mir habe, so sind meine Leiden doch kaum mit den Leiden derer zu vergleichen, die über längere Zeit unter schweren Schmerzen oder Depressionen litten.

Meine Nöte sind auch nicht mit den Nöten derer zu vergleichen, die unter Verfolgung, Gefängnis oder Hunger zu leiden haben. Deshalb fühle ich mich nicht so wirklich kompetent, darüber zu sprechen. Trotzdem bemühe ich mich, die Aussagen der Bibel, so gut es geht, wiederzugeben und sie mit unserem Leben in Verbindung zu bringen.

Zu diesem Thema möchte ich einen Vers aus Spr 17:3 an den Anfang stellen:

  • "Der Schmelztiegel für das Silber und der Ofen für das Gold; aber ein Prüfer der Herzen ist der HERR."

Die Schwierigkeiten und Anfechtungen des Lebens sind Prüfungen, durch die das Verborgene des Herzens offenbar wird. Aber nicht nur das! Das Herz wird dadurch auch geläutert und somit gereinigt!
Aber bevor ich richtig in das Thema einsteigen werde, möchte ich die Begriffe und auch die physikalischen Eigenschaften etwas näher erläutern.

Die Begriffe "Schmelzofen" und "Schmelztiegel" (Behälter, um Metalle oder andere Stoffe zu schmelzen) finden wir immer wieder in unserer Bibel! Diese Geräte dienen vor allem der Läuterung, bzw. Reinigung von Edelmetallen! Die Läuterung ist ein "Trennverfahren", bei dem das, was weniger wert ist, vom Wertvolleren getrennt wird!

Im natürlichen Bereich werden Edelmetalle von anderen unerwünschten Bestandteilen getrennt (zum Beispiel von der Schlacke). Die besonderen Eigenschaften der Edelmetalle beschreibt Wikipedia wie folgt:

"Edelmetalle sind Metalle, die korrosionsbeständig sind, also in natürlicher Umgebung unter Einwirkung von Luft und Wasser dauerhaft chemisch stabil sind. Zu den Edelmetallen gehören im engeren Sinn Gold, Silber, Platin und Palladium."

Mit anderen Worten: Edelmetalle sind im Vergleich zu anderen Metallen dauerhaft und rosten nicht! Damit gibt uns das Wort Gottes ein symbolisches Bild für das Unvergängliche! Unser materielles Gold ist nicht im absoluten Sinn unvergänglich, aber es ist ein Bild für das Unvergängliche, wie wir das aus verschiedenen Stellen erkennen können.

Reines Gold und Silber gewinnt man aber nur durch Schmelz- und Läuterungsprozesse, für die es einen Feuerofen benötigt. Mit dem Schmelzen von Edelmetallen erreicht man aber noch etwas anderes. Physikalisch kann man dazu Folgendes sagen:

Wenn das Metall erhitzt wird, wird dem Metallgitter Energie zugeführt. Dadurch beginnen die Atome im Metallgitter zu schwingen und ihre Positionen zu verändern. Wenn die Temperatur hoch genug ist, werden die Atome im Gitter so stark in Bewegung versetzt, dass die metallische Bindung aufgebrochen wird und das Metall in den flüssigen Zustand übergeht.
Im flüssigen Zustand können sich die Atome im Metall frei bewegen und ermöglichen es, dass das Metall in verschiedene Formen gegossen und verarbeitet werden kann. Sobald das Metall abgekühlt ist, werden die Atome wieder in eine geordnete Struktur zurückkehren und das Metall wird wieder fest.

Im übertragenen Sinn geschieht also nicht nur eine Trennung von unreinen und unbeständigen Dingen, sondern auch eine Neuformung. Der "Schmelzer" kann das Edelmetall in eine von ihm gewünschte Form gießen.

Ein götzendienerisches Volk und der Schmelzofen des Elends

Ein sehr zentrales Kapitel zum Thema "Schmelzofen" finden wir in Jesaja 48. Dabei ist es wichtig, nicht nur den Vers 10 zu lesen, sondern das ganze Kapitel:

  • Hört dies, Haus Jakob, die mit dem Namen Israel benannt und aus den Wassern Judas hervorgegangen sind, die beim Namen des HERRN schwören und den Gott Israels bekennen, [doch] nicht in Wahrheit und nicht in Gerechtigkeit; 2 ja, nach der heiligen Stadt nennen sie sich, und sie stützen sich auf den Gott Israels, HERR der Heerscharen ist sein Name: 3 Das Frühere habe ich längst schon verkündet. Aus meinem Mund ist es hervorgegangen, und ich habe es hören lassen; plötzlich tat ich es, und es traf ein. 4 Weil ich wusste, dass du hart bist und dass dein Nacken eine eiserne Sehne und deine Stirn aus Erz ist, 5 so habe ich es dir schon längst verkündet, ehe es eintraf, habe ich es dich hören lassen, damit du nicht sagst: Mein Götze hat es getan, und mein Götterbild und mein gegossenes Bild haben es befohlen. 6 Du hast es gehört, betrachte es [nun] alles! Und ihr, wollt ihr es nicht verkünden? Von nun an lasse ich dich Neues hören und Verborgenes, das du nicht kanntest. 7 Jetzt ist es geschaffen und nicht [schon] früher und vor dem [heutigen] Tag. Und du hast nicht davon gehört, damit du nicht sagst: Siehe, ich habe es gewusst. 8 Du hast es weder gehört noch gewusst, noch war dein Ohr früher [schon] geöffnet. Denn ich wusste, dass du völlig treulos bist und dass man dich "Abtrünnig von Mutterleib an" genannt hat. 9 Um meines Namens willen halte ich meinen Zorn zurück, und um meines Ruhmes willen bezähme ich mich dir zugute, um dich nicht auszurotten. 10 Siehe, ich habe dich geläutert, doch nicht im Silber[schmelzofen]; ich habe dich geprüft im Schmelzofen des Elends . 11 Um meinetwillen, um meinetwillen will ich es tun - denn wie würde mein Name entweiht werden! -, und meine Ehre gebe ich keinem andern. 12 Höre auf mich, Jakob, und Israel, mein Berufener! Ich bin, der da ist, ich der Erste, ich auch der Letzte. 13 Ja, meine Hand hat die Grundmauern der Erde gelegt und meine Rechte die Himmel ausgespannt; ich rufe ihnen zu: allesamt stehen sie da. 14 Versammelt euch, ihr alle, und hört! Wer unter ihnen hat dies verkündet? Der HERR liebt ihn. Er wird an Babel ausführen, was ihm gefällt, und sein Arm [wird] die Chaldäer [richten]. 15 Ich, ich selbst habe geredet, ja, ich habe ihn gerufen. Ich habe ihn kommen lassen, und sein Weg wird gelingen. 16 Tretet her zu mir, hört dies! Ich habe von Anfang an nicht im Verborgenen geredet; von der Zeit an, da es geschah, bin ich da. - Und nun hat der Herr, HERR, mich gesandt und seinen Geist [verliehen]. - 17 So spricht der HERR, dein Erlöser, der Heilige Israels: Ich bin der HERR, dein Gott, der dich lehrt zu [deinem] Nutzen, der dich leitet auf dem Weg, den du gehen sollst. 18 Ach, hättest du doch auf meine Gebote geachtet! Dann wäre wie der Strom dein Friede gewesen und deine Gerechtigkeit wie die Wogen des Meeres. 19 Dann wäre wie der Sand deine Nachkommenschaft gewesen und die Sprösslinge deines Leibes wie seine Körner. Ihr Name würde nicht ausgerottet und nicht ausgetilgt werden vor meinem Angesicht. 20 Zieht aus Babel fort! Flieht aus Chaldäa! Mit jubelnder Stimme verkündet, lasst es hören, breitet es aus bis an die Enden der Erde! Sprecht: Erlöst hat der HERR seinen Knecht Jakob! 21 Und sie dürsteten nicht, als er sie durch die Trümmerstätten führte. Wasser aus dem Felsen ließ er ihnen rinnen, er spaltete den Felsen, und Wasser floss heraus. - 22 Kein Friede den Gottlosen, spricht der HERR. –

Der Ausdruck "Schmelzofen des Elends (o. der Demütigung)" klingt absolut furchterregend. Dabei werden wir an so manche "Feuergerichte" der Bibel erinnert. Einige denken vielleicht an den letzten Vers des Jesajabuches, wo von den neuen Himmeln und der neuen Erde die Rede ist und Folgendes steht:

  • "Und sie werden hinausgehen und sich die Leichen der Menschen ansehen, die mit mir gebrochen haben. Denn ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer nicht erlöschen, und sie werden ein Abscheu sein für alles Fleisch." (Jes 66:24)

Vermutlich hat Jesus diese Stelle zitiert, als Er in Mk 9:48 von einem Wurm redete, der nicht stirbt und vom Feuer der Gehenna sprach, das nicht erlischt. Die meisten denken vielleicht auch an den Feuer- und Schwefelsee (Offb 19:20 / Offb 21:8). Der Feuersee wird auch als der zweite Tod bezeichnet (Offb 20:14).

Wie kam es zu dieser Gerichtsaussage?

Folgende geistliche Probleme finden wir in diesem Kapitel:

  1. Juda schwörte beim Namen des HERRN und bekannte sich zum Gott Israels. Aber das geschah nicht in Wahrheit und Gerechtigkeit.
    Was war das Problem?
    Die Israeliten beriefen sich auf Jahweh und bekannten Ihn als Gott, aber gleichzeitig beteten sie auch die Götzen an. Es war in etwa so, wie wenn ein Mann immer wieder betont, wie sehr er seine Frau liebt und gleichzeitig mit anderen Frauen ins Bett steigt. Ein solches Lippenbekenntnis ist kein wahrhaftiges Liebesbekenntnis!
    "In Wahrheit" bedeutet, dass Herz und Mund in Übereinstimmung sind. Jesus sagte, dass, da wo unser Schatz ist, auch unser Herz ist. Mt 6:21
    Unser Schatz ist das, was uns am wichtigsten ist und das, was wir am meisten begehren! Ist uns Jesus am wichtigsten und begehren wir ihn mehr als alles andere oder haben andere Dinge einen größeren Stellenwert in unserem Leben? Lieben wir Ihn mehr als alles andere? Ist für uns die Gemeinschaft mit Ihm das Begehrenswerteste, was es gibt? Lieben wir Sein Wort und sehnen wir uns nach den Gesprächszeiten mit Ihm? An der Liebe zu Jesus entscheidet sich alles! Nur wenn wir Jesus innig lieben, können wir auch die Mitmenschen richtig lieben und nur dann können wir authentisch, bzw. wahrhaftig werden. Ich wünsche mir, für mich selbst, nichts mehr als diese brennende Liebe zu meinem Herrn Jesus! Ich selbst empfinde sie oft noch so mangelhaft.
  2. Das Haus Jakob bekannte sich zu Jahweh, aber nicht in Gerechtigkeit. Sowohl aus dem Alten als auch dem Neuen Testament geht hervor, dass eine gottgemäße Gerechtigkeit durch Glauben entsteht und somit auch durch eine Vertrauensbeziehung zu Gott. Diese "Gerechtigkeit" hat aber auch zur Folge, dass man sich darin übt, sich auch gerecht zu verhalten, indem man niemanden übervorteilt oder dem Nächsten sein Recht entzieht. Wer sich zu Gott bekennt und gleichzeitig lügt, betrügt, seine Mitmenschen verachtet und die Elenden, Witwen und Waisen unterdrückt, der bekennt Gott nicht in Gerechtigkeit!
    Durch ein solches Verhalten verunehrt man Gott und es führt auch dazu, dass Sein Name verlästert wird!
  3. Das Volk "stütze sich auf den Gott Israels" oder man könnte auch übersetzen: "sie verlassen sich auf den Gott Israels". Das klingt positiv und es macht den Eindruck, als handele es sich hier um ein gesundes Gottesvertrauen! Aber der Kontext macht deutlich, dass es trotzdem an der richtigen Herzenseinstellung fehlt.
    Wie kann man sich auf den Gott Israels verlassen und trotzdem nicht biblisch glauben? Ich möchte das an einem Beispiel verdeutlichen: In 1Sam 4 wurden die Israeliten von den Philistern geschlagen. Danach beschlossen sie die Bundeslade in das Heerlager zu bringen. Sie waren überzeugt, wenn Gott durch die Lade gegenwärtig ist, dann würden sie gewinnen und auch die Philister bekamen es mit der Angst zu tun. Aber sie fassten Mut und schlugen die Israeliten noch einmal! Die Israeliten haben sich auf die Bundeslade und die Anwesenheit der Priester verlassen. Sie waren überzeugt, dass Gott jetzt gegenwärtig ist und sie sich auf Ihn verlassen könnten. Trotzdem wurden sie enttäuscht!
    Was war das Problem?
    Die Söhne Elis verachteten die Gebote des HERRN und nahmen für sich das beste Fleisch! Gleichzeitig trieben sie bei der Stiftshütte Hurerei und auch Eli selbst ehrte seine Söhne mehr als Gott (1Sam 2:29)! Wer Gott und Seine Anweisungen verachtet, indem er die Rede Gottes nicht beachtet, kann nicht damit rechnen, dass der HERR den Sieg schenkt; auch wenn man sich auf Ihn verlässt.
    Wenn Christen sich auf Gott verlassen und gleichzeitig die Habsucht praktizieren (was Götzendienst ist) und in der Hurerei leben, dann können sie nicht davon ausgehen, siegreich durch das Leben zu gehen!
    Das Volk in Jerusalem stützte sich auf Gott und gleichzeitig praktizierten sie Hurerei und Götzendienst (V. 5).
  4. Das Gesetz und die Propheten haben immer wieder eindringlich vor dem Götzendienst gewarnt, aber das Volk verhärtete sich immer mehr! So lesen wir in V. 4:
    "Weil ich wusste, dass du hart bist und dass dein Nacken eine eiserne Sehne und deine Stirn aus Erz ist, ..."
    Vielleicht denken heute etliche Christen, dass sie nicht unter Götzendienst leiden; aber wahrscheinlich haben viele - ohne dass sie es merken - ein Problem mit der Habsucht! Generell kann man sagen, dass alles ein Götze ist, was wichtiger ist als Gott! Ob das die eigene Ehre, die Gesundheit, die Karriere oder die Familie ist, spielt dabei keine Rolle!

Trotz all dieser Probleme hielt Gott Seinen Zorn zurück. Er tat dies um Seines Namens willen (V. 9). In V. 10 kommt dann die Erwähnung des Feuergerichts:

  • Siehe, ich habe dich geläutert, doch nicht wie Silber; ich habe dich geprüft im Schmelzofen des Elends.

Sehr interessant ist die Tatsache, dass dieser Vers in der Vergangenheitsform steht. Damit bringt Gott zum Ausdruck, dass Er dies in der Vergangenheit schon oft tat, um das Volk zu läutern und zu reinigen.

"Nicht wie Silber"

Der Vers 10, wird sowohl von den Übersetzern als auch von den Auslegern unterschiedlich wiedergegeben, bzw. interpretiert. Folgende Aussagen werden dazu gemacht:

Eusebius Jerome: 'Ich habe dich lange durch Bedrängnisse geprüft, aber nichts Gutes erscheint in dir;' das heißt, ich habe dich nicht als Silber oder rein gefunden, ...'.
Wilhelm Gesenius erklärt es so: 'Ich suchte, dich durch Bedrängnisse besser zu machen, aber das Ende wurde nicht erreicht; du warst nicht wie Silber, das durch Schmelzen gewonnen wird, sondern wie Schlacke. '
1* Die Reinigung von Silber erfordert in der Regel eine höhere Temperatur als die von Gold. Silber hat einen niedrigeren Schmelzpunkt als Gold, aber aufgrund seiner höheren Reaktivität erfordert es normalerweise eine höhere Temperatur, um es vollständig zu reinigen. Es hängt jedoch von der Art der Verunreinigung ab und welche Art von Verfahren verwendet wird. In der Regel liegt die Schmelztemperatur von Silber zwischen 961,8°C und 962,5°C, während die Schmelztemperatur von Gold zwischen 1.064°C und 1.083°C liegt.
Johann Rosenmüller nimmt an, dass es bedeutet, dass er sie nicht mit der zum Schmelzen und Raffinieren von Silber erforderlichen Hitzeintensität ausprobiert hatte; und bemerkt, dass Metallfachleute beobachten1*, dass Gold leicht verflüssigt wird, dass Silber jedoch eine intensivere Hitze erfordert, um es zu reinigen.

Albert Barnes schreibt in seinen Anmerkungen zur Bibel:

"Ich habe dich geschmolzen und kein Silber gefunden; oder das Ergebnis war nicht, dass du durch all deine Prüfungen als rein bewiesen wurdest; und so stimmt es mit dem überein, was oben gesagt wurde, dass sie als Volk pervers, falsch und rebellisch waren."

Wir können davon ausgehen, dass der HERR Seine Auserwählten zuerst mit Ermahnungen korrigieren will und wenn das nicht zum gewünschten Ziel führt, greift Er zu Erziehungsmaßnahmen, die sie aufrütteln sollen. Wenn sie jedoch weiterhin uneinsichtig sind, erhöht Gott die Temperatur und intensiviert dadurch auch die Gerichtsmaßnahmen. Je größer die Widerspenstigkeit und Verhärtung des Herzens des Volkes ist, desto mehr läuft es Gefahr, dem Zorn Gottes ausgesetzt zu werden! Paulus schreibt dazu:

  • "Wegen deines harten und unbußfertigen Herzens aber häufst du dir selbst Zorn auf für den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes, der einem jeden vergelten wird nach seinen Werken." (Röm 2:5)

In Vers 11 wird eine künftige Läuterung angekündigt, die höchstwahrscheinlich eine Läuterung des Silbers erfordert und damit eine höhere Temperatur erfordert. Dies könnte eine Prophezeiung auf die Eroberung Jerusalems durch Nebukadnezar sein. Durch diese Läuterung wird der Zorn Gottes sichtbar, indem Er die Temperatur erhöht, um die Reinigung des Silbers zu ermöglichen. Der Zorn Gottes ist zeitlich begrenzt und dauert im Vergleich zur Ewigkeit nur einen Augenblick. Jesaja schreibt dazu:

  • "In überströmendem Zorn verbarg ich einen Augenblick mein Angesicht vor dir, aber mit ewiger Huld habe ich mich deiner erbarmt, spricht der HERR, dein Erlöser." (Jes 54:8)

Wen betrifft der "Schmelzofen des Elends"?

Der Begriff "Schmelzofen des Elends" oder "Schmelzbecken der Demütigung" bezieht sich in diesem Zusammenhang auf das Volk in Jerusalem. Der Begriff Schmelzbecken lautet im Hebr. "kur" und wird dem (Erziehungs-)Gericht des Volkes Israel in Ägypten verglichen (5Mo 4:20). Das hebr. "kur" (Schmelzbecken) sollte nicht mit "kibhschan" (Hochofen) gleichgesetzt werden. Der Hochofen dürfte ein Bild für das letzte und schwerste Gericht sein. Es geht dabei um das Leiden der Sklaverei inmitten einer fremden Nation. Hesekiel weist auf etwas Ähnliches hin, wenn er in Kap. 22:19-24 Folgendes schreibt:

  • "Darum, so spricht der Herr, HERR: Weil ihr alle zu Schlacken geworden seid, darum, siehe, werde ich euch in Jerusalem zusammentun. Wie man Silber und Kupfer und Eisen und Blei und Zinn in einen Schmelzofen zusammentut, um Feuer darüber anzublasen zum Schmelzen, so werde ich euch in meinem Zorn und in meinem Grimm zusammentun und euch hineinlegen und schmelzen. Und ich werde euch sammeln und das Feuer meines Grimmes über euch anblasen, dass ihr darin geschmolzen werdet. Wie Silber im Ofen geschmolzen wird, so werdet ihr darin geschmolzen werden. Und ihr werdet wissen, dass ich, der HERR, meinen Grimm über euch ausgegossen habe."

Statt zu Gold und Silber wurde Israel zu einer Schlacke. Es kommt zu einer Vermischung mit anderen Metallen. Man mischt Metalle, um eine neue Legierung zu erhalten, die über andere Eigenschaften verfügen. An dieser Stelle will Gott aber wohl eher eine Vermischung mit anderen Metallen, sprich härteren und unreineren Menschen, andeuten und darauf hinweisen, dass sie zusammen mit diesen gerichtet werden.

Die Bösen, die Lügner und die Ehebrecher (die Untreuen) sind wie ein Ofen, der dann am Morgen zu einem flammenden Feuer wird. Sie allesamt glühen wie ein Ofen und verzehren ihre Richter ... und Könige, d. h. sie werden selbst zu einem Feuergericht. Durch ihre Bosheit wird ein Gerichtsfeuer angefacht, für das es nicht einmal einen Bäcker braucht (Hos 7:3-7). Die Zunge ist wie ein Feuer, das durch ihre Ungerechtigkeit die ganze Umgebung in Brand setzt (Jak 3:6).

Am Tag des Zorns gibt es auch "Schmelzprozesse", bei denen ein Teil geläutert wird - ich denke an die unzählige Schar, die aus der großen Bedrängnis kommen wird (Offb 7:9-14) - und solche, die nicht umkehren (Offb 16:9).
Menschen, die nicht im "Schmelzbecken der Demütigung" umkehren, kommen in den Hochofen. Dieser könnte mit dem Abgrund (griech. Abyssos, hebr. Abhadon) in Verbindung stehen (Offb 9:1-2).
Das hebräische Wort "kibhschan" kann auch mit "Hochofen" übersetzt werden und wird im Zusammenhang mit dem Feuergericht von Sodom und Gomorrha verwendet (1Mo 19:28).

Das Erziehungsprogramm für die Söhne

Geliebte Kinder werden gezüchtigt (erzogen)

Paulus macht deutlich, dass die Gemeinde nicht zum Zorn gesetzt ist. So lesen wir in 1Thes 5:9:

  • "Denn Gott hat uns nicht zum Zorn gesetzt, sondern zur Erlangung der Errettung durch unseren Herrn Jesus Christus, …"

Gläubige, die den Herrn Jesus lieben, kommen nicht in den kommenden Zorn (Offb 6:17), aber auch sie werden vom Vater erzogen. Darum heißt es in Hebr 12:5b-8:

  • "Mein Sohn, achte nicht gering des Herrn Züchtigung, noch ermatte, wenn du von ihm gestraft wirst. Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; er geißelt aber jeden Sohn, den er aufnimmt. Was ihr erduldet, ist zur Züchtigung: Gott handelt mit euch als mit Söhnen; denn wer ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt? Wenn ihr aber ohne Züchtigung seid, deren alle teilhaftig geworden sind, so seid ihr denn Bastarde und nicht Söhne."

Der Vater im Himmel ermahnt uns zuerst sanft durch Sein Wort, dann vielleicht durch einen Bruder; später durch schwierige Situationen sowie durch Leiden. Im absoluten Extremfall musste Paulus sogar ein Gemeindemitglied dem Satan übergeben, damit es zu einem Verderben des Fleisches kam und sein Geist am Tag des Herrn gerettet würde (1Kor 5:5).
Auch bei uns Gläubigen kann es passieren, dass Gott die Temperatur erhöhen muss, und deshalb tun wir gut daran, die Ermahnungen des Wortes Gottes zu beachten!

Allerdings dürfen wir auch nicht den Umkehrschluss machen und sagen, dass alle schweren Schicksalsschläge von Geschwistern automatisch auf eine Herzensverhärtung zurückzuführen sind! Paulus litt u. a. auch aus folgenden Gründen:

  1. Sein Leiden war die Saat für die künftige Herrlichkeit (Röm 8:17-18).
  2. Die Leiden Jesu haben Ihn vollkommen gemacht bzw. vollendet (Hebr 2:10).
  3. Durch Bedrängnisse wurde Paulus von Gott getröstet, damit er andere trösten konnte (2Kor 1:3-4).
  4. Das Bezeugen des Evangeliums und der Liebe Gottes (in Bedrängnissen) macht die Kraft Gottes sichtbar (2Kor 11 bis 2Kor 12 / 2Tim 1:8).
  5. Die Leiden des Paulus bewahrten ihn vor Überheblichkeit bzw. Hochmut (2Kor 12:7).
  6. Sowohl Jesus als auch Paulus litten für andere (Hebr 2:18 / Kol 1:24).
  7. Durch Leiden können wir Gott verherrlichen. Es offenbart ein Gottvertrauen, trotz schwerer Schicksale (1Mo 22 / Ps 22 / Hi 1-2).

Da es bei Gläubigen ganz unterschiedliche Ursachen für Leiden gibt, muss jeder für sich selbst prüfen, ob seine Leiden ein deutlicheres Ermahnen Gottes beinhalten oder ob er durch sein Leiden zur Verherrlichung Gottes und zum Segen für andere beiträgt.

Das Leiden um Seines Namens willen ist geistlich gesehen ein Vorrecht, aber wenn wir wegen unseres Ungehorsams leiden (z. B. wegen unserer Habsucht oder Untreue), dann ist das eine traurige Angelegenheit. Wenn wir in unserer Beziehung zu Gott keinen inneren Frieden mehr verspüren, kann das ein Hinweis darauf sein, dass unsere Leiden eher eine erzieherische Funktion haben.

Was heißt "gerettet ... doch so wie durchs Feuer"?

In 1Kor 3:9-15 schreibt Paulus:

  • "Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; Gottes Ackerfeld, Gottes Bau seid ihr. Nach der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, habe ich als ein weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer aber baut darauf; ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. Denn einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wenn aber jemand auf diesen Grund baut Gold, Silber, wertvolle Steine, Holz, Heu, Stroh, so wird das Werk eines jeden offenbar werden, denn der Tag wird es klarmachen, weil er in Feuer offenbart wird; und welcherart das Werk eines jeden ist, wird das Feuer erproben. Wenn das Werk jemandes bleiben wird, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen; wenn das Werk jemandes verbrennen wird, so wird er Schaden leiden, er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer."

Die gesunde Lehre des Evangeliums bildet das Fundament, auf dem wir aufbauen können. Die herausgerufene Gemeinde ist Gottes Bau. Alle wiedergeborene Christen bauen an diesem geistlichen Bauwerk. Da dieses Bauwerk ewig halten soll, müssen auch beständige Materialien verwendet werden. Im himmlischen Jerusalem spielen Gold und Edelsteine eine entscheidende Rolle. Das Silber wird in Offb 21 nicht genannt. In 1Kor 3:9-15 können vmtl. alle erstgenannten Dinge (Gold, Silber und Edelsteine) zu den beständigen Materialien gezählt werden, die im Feuer Bestand haben, während Holz, Heu und Stroh verbrennen.

Nur Werke, die Gott vorbereitet hat und die Er in und durch uns bewirkt hat, haben Ewigkeitswert (Eph 2:10). Diese Werke werden hier mit Gold, Edelsteinen und vielleicht auch mit Silber verglichen. Es sind auf jeden Fall Werke der göttlichen Liebe! Alle Werke, die nicht von der göttlichen Liebe in uns bewirkt wurden, dürften schlussendlich verbrennen!
Alles Suchen nach eigener Ehre, nach eigenem Glück und nach Selbstverwirklichung wird vor dem Angesicht Gottes verbrennen! Stellt euch vor, 90% unseres Lebens waren für die eigene Selbstverwirklichung und lediglich 10% unseres Handelns geschah zur Ehre Gottes, und wir müssen vor dem Angesicht Gottes zusehen, wie diese Werke verbrennen - das wird schmerzhaft sein.
Zwar wird jeder Gläubige gerettet, aber der Lohn wird deutlich geringer sein, wenn ein Großteil des Lebens nur aus Selbstverwirklichung bestand.

Zusammenfassung

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Gläubigen nicht zum Zorn bestimmt sind (1Thes 5:9) und somit nicht in den Hochofen kommen (hebr. kibhschan und griech. kaminos). Allerdings wird betont, dass das Gericht mit dem Haus Gottes beginnt und wir vom Herrn erzogen werden (1Petr 4:17 / Hebr 12:4-11). Der Erziehungsweg Gottes mit uns, ist auch eine Art "Läuterung", aber die Gläubigen kommen nicht in den zweiten Tod und somit auch nicht in den Feuersee, der vielleicht auch mit dem Hochofen des Abyssos verglichen werden kann.
Es ist ein großes Vorrecht, aus der Gnade und Liebe des Herrn zu leben und in allem vor allem Seine Ehre zu suchen und nicht unsere Selbstverwirklichung.

Anhang

Stichworte und kurze Gedanken zum Schmelzofen

  1. Das Feuergericht über Sodom und Gomorra erzeugte Rauch wie aus einem großen Hochofen (1Mo 19:28).
  2. Im Ofen wird Brot gebacken. Es ist der letzte Schritt eines längeren Prozesses vom Weizenkorn zum Brot!
  3. Die Feinde Gottes werden zu einem Feuerofen gemacht (Ps 21:10).
  4. Der Ofen läutert und reinigt Gold und Silber von der Schlacke! So wie der Ofen den Edelmetall-Anteil in einem Gestein zeigt, prüft der HERR die Herzen, um festzustellen, wie viel Bleibendes sich darin befindet (Glaube, Vertrauen, Liebe und Erwartung) (Spr 17:3).
  5. Wie der Ofen das Edelmetall läutert, so reinigt der Mann seinen Mund zum Lob (Spr 27:21). In der ELB heißt es: "Ein Mann wird nach seinem Ruf beurteilt", während es in Luthers Übersetzung heißt: "Ein Mann bewährt sich in seinem Ruf ...". 1Kor 4:5 sagt: "Verurteilt daher nichts vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Absichten der Herzen offenbaren wird. Dann wird jedem sein Lob von Gott gegeben werden."
  6. Der HERR hat ein Feuer in Zion und einen Ofen in Jerusalem (Jes 31:9). Möglicherweise hängt dies auch mit dem Schwert zusammen, das nicht das eines Mannes ist, sondern eher das Schwert des Wortes.
  7. Ein Ziegelofen als Ort des Gerichts (Jer 43:9).
  8. Das Haus Israel ist dem HERRN zu Schlacken geworden und darum kommt es durch den Zorn und Grimm Gottes in den Schmelzofen (Hes 22:18-22).
  9. Mal 3:19 - Denn siehe, der Tag kommt, brennend wie ein Ofen; und alle Übermütigen und alle Täter der Gottlosigkeit werden zu Stoppeln werden; und der kommende Tag wird sie verbrennen, spricht der HERR der Heerscharen, so dass er ihnen weder Wurzel noch Zweig lassen wird.
  10. Der Mensch, bzw. das Fleisch, ist wie das Gras, das in den Ofen geworfen wird, weil es keinen Ewigkeitswert hat (Jes 51:12 / Mt 6:30).
  11. Mt 13:42 - und sie werden sie in den Feuerofen werfen: Dort wird das Weinen und das Zähneknirschen sein.
  12. In Hes 21:12 ist vom zerschmelzenden Herzen die Rede.
  13. Ps 147:18 - Er sendet sein Wort und schmelzt sie; er lässt seinen Wind wehen: Es rieseln die Wasser.
  14. Ps 12:7 - Die Worte des HERRN sind reine Worte – Silber, das geläutert im Schmelztiegel zur Erde fließt, siebenmal gereinigt.
  15. Die Füße des Sohnes sind wie glänzendes Kupfer, das in einem Hochofen glüht (Offb 1:15)
  16. Die 5. Posaune: Eine Feuerflamme aus dem Schlund/Brunnen des Höllenofens (Offb 9:1-2).

Was geschieht bei einem Läuterungsprozess?

* Oxidation ist eine chemische Reaktion, bei der ein Atom, Molekül oder Ion Elektronen an ein anderes Atom, Molekül oder Ion abgibt. Dabei wird das abgebende Teilchen oxidiert und das aufnehmende Teilchen reduziert. Oxidationen können exotherm oder endotherm ablaufen und haben oft einen wichtigen Einfluss auf viele chemische und biologische Prozesse. Ein bekanntes Beispiel einer Oxidation ist die Korrosion von Metallen, bei der das Metall oxidiert wird und Rost entsteht.

Bei einem Läuterungsprozess wird Gold oder Silber von anderen Metallen und Verunreinigungen getrennt. Es gibt verschiedene Methoden der Läuterung, aber im Allgemeinen beinhalten sie chemische oder physikalische Prozesse, um das Edelmetall von den Verunreinigungen zu trennen. Beispielsweise kann bei der Raffination von Gold die Chlorierungsmethode angewendet werden, bei der das Gold mit Chlor reagiert, um andere Metalle und Verunreinigungen zu entfernen. Das resultierende Goldchlorid wird dann in Wasser gelöst und durch Zugabe von Zink oder anderen Metallen reduziert, um reines Gold zu erhalten. Bei der Raffination von Silber kann das Parkes-Verfahren angewendet werden, bei dem das Silber mit Blei legiert wird und das Blei das Silber von anderen Metallen und Verunreinigungen trennt. Das resultierende Silber-Blei-Legierung wird dann geschmolzen, und das Blei wird durch Oxidation* entfernt, um reines Silber zu erhalten. In beiden Fällen wird das Edelmetall durch den Läuterungsprozess in seiner reinen Form erhalten und kann dann weiterverarbeitet oder zu Schmuck oder anderen Gegenständen verarbeitet werden.

Was ist ein Schmelztiegel?

Ein Schmelztiegel ist ein Behälter oder eine Vorrichtung zum Schmelzen von Materialien wie Metallen, Glas oder Kunststoffen. In einem Schmelztiegel werden die Materialien auf hohe Temperaturen erhitzt, bis sie schmelzen und flüssig werden. Dadurch können sie in eine Form gegossen oder anderweitig verarbeitet werden.