1. Mose - Kapitel 19

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Abschrift: 1. Buch Mose (Band I -X) (2017/21)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Die Bände I-VIII sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

In Bearbeitung

1. Buch Mose - Kapitel 19

Die zwei Beauftragten in Sodom
Lots Rettung
Zerstörung von Sodom und Gomorra
Lot und seine Töchter

Die zwei Beauftragten in Sodom

1Mo 19:1

"Und es kommen zwei Boten gen Sodom am Abend. Und Lot sitzt im Tore von Sodom. Und es sieht sie Lot und steht auf, ihnen zu begegnen. Und er wirft sich nieder, das Antlitz zur Erde."

Das neue Kapitel setzt sich mit den zuletzt gelesenen Ereignissen fort, die zwei Boten kommen gen Sodom, wo Lot im Tore sitzt. Mit dieser Feststellung wird einiges über Lot gesagt, denn wer im Tore sitzt, hat eine führende Stellung in der Stadt erhalten, Lot war also gewissermaßen zu Ehren gekommen. Über sein Leben in Sodom gibt uns 2Petr 2:7-8 einen interessanten Einblick: "... Gott barg den gerechten Lot, der von dem Verhalten der Unsittlichen in ihrer Ausschweifung gepeinigt wurde (denn durch das Erblicken- und Hörenmüssen quälte der als Gerechter unter ihnen Wohnende Tag für Tag seine gerechte Seele mit ihren gesetzlosen Werken)."

Obiges Zeugnis über Lot erstaunt uns erst einmal, denn war es nicht Lot, der gemäß 1Mo 13:8 ff in der Wahl des Landes sich eigennützig das bessere Stück ausgesucht hatte? Und hätte er nicht wieder von Sodom weggehen können, als er die Moral der dortigen Bewohner erkannte? Wer nach damaliger Sitte "im Tor der Stadt" saß, hatte es in der Stadt zu einem gewissen Ruhm (wahrscheinlich sogar als ein Richter) gebracht - wie passt das zu Petri Aussage? Und vor allem - wie ist seine genannte "Gerechtigkeit" zu bewerten?

Zuerst sei festgestellt, dass Lot sich trotz seines "zu Ehren Kommens" in der Stadt unwohl gefühlt haben muss, ja innere Qualen litt. Dies war die Frucht seines früheren Verweilens im Hause Abrahams. Seine angeführte Gerechtigkeit muss aber relativ gesehen werden, und zwar gemessen an dem Sündenleben der Sodomiter, worauf wir noch kommen werden.

Wir wollen noch einen Moment die von Petrus gemachte Aussage betrachten, worin Lot zweimal als "Gerechter" und seine Seele gerecht benannt wird. Dass Lots Gerechtigkeit nicht mit jener verglichen werden kann, die Abraham vor Gott erlangte, dürfte klar sein, warum er trotzdem als gerechter benannt wird, ist einmal in dem gestern schon angeführten Unterschied zu seinen Mitbewohnern in Sodom zu sehen, aber ... es treten in den folgenden Versen noch Ereignisse ein, die Lots Charakter durchaus in einem guten Licht erscheinen lassen. Doch kommen wir noch einmal zu seiner Seele:

Die Seele als Sitz der Empfindungen litt bei Lot tatsächlich unter der Moral der Sodomiter, denn als wahrscheinlicher Richter musste er die Verkommenheit der Bewohner hinnehmen, sonst wäre er seines Amtes enthoben worden, ja wäre aus der Stadt vertrieben worden. Man kann also sagen: Er litt und schwieg! Dass Lot fleischlich dachte, hatte er ja schon in der Landwahl bei Abraham bewiesen, nun sehen wir erneut seine fleischliche Einstellung, die ihn zwar ein hohes Amt einnehmen ließ, aber nicht die Kraft hatte, die sittliche Verkommenheit anzuklagen. Dennoch:

Wer die Sünde um sich herum als schmerzhaft empfindet, wer dabei innere Qualen leidet, zeigt, dass sein Empfinden, welches ja der Seele zugeordnet wird, noch intakt ist! Somit ist die Aussage im Petrusbrief verständlich, indem Lots Seele durch die ruchlosen Werke Tag für Tag gequält wurde.

Noch etwas in unserem Leitvers spricht für Lot: Sein inneres Empfinden ist noch in Ordnung! Er sieht zwei Männer auf sich zukommen, was ja in Sodom nichts Ungewöhnliches ist. Doch Lot spürt sofort, dass hier keine gewöhnlichen Männer kommen ... er steht auf, geht ihnen entgegen und wirft sich vor ihnen nieder, das Antlitz zur Erde - er wusste demnach genau, dass hier keine gewöhnlichen Männer kamen.

Wir dürfen hier davon ausgehen, dass sein Zusammenleben mit Abraham ihn so weit geprägt hat, dass er Ehrfurcht und großen Respekt vor dem Gott Abrahams hatte und schon früh durch das Leben des Auserwählten (Abraham) gesegnet wurde.

Auch von Abraham kennen wir dieses Niederwerfen vor seinem Herrn, es ist das Zeichen der Demut vor dem Schöpfer des Alls. Vielleicht dürfen wir an dieser Stelle auch wieder auf uns schauen, in welcher Haltung stehen wir vor unserem Gott und Vater? Ein bewegendes Beispiel gibt uns hier unsere Apostel Paulus in Eph 3:14 ff.: "Mithin beuge ich meine Knie vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, nach dem jede Familie in den Himmeln und auf der Erde genannt wird ..."!

Ob nun buchstäblich oder geistlich, auch wir dürfen uns gleich Paulus in tiefer Freude und überströmend vor dank vor dem Gott beugen, der in Christus auch unser Vater geworden ist.

1Mo 19:2

"Und er sagt: 'Siehe doch, meine Herren, kehrt euch doch ab zum Hause eures Knechtes und nächtigt und wascht eure Füße; und erhebt euch früh und geht eures Weges!' Doch sie sagen: 'Nein, denn auf dem Platz nächtigen wir.'"

Wenn wir jetzt genau ein Kapitel zurückschauen, haben wir Ähnliches wie bei Lot gesehen: Ieue Alueim erscheint Abraham in Begleitung von zwei Männern, dieseleben, die wir jetzt bei Lot als Gerichtsboten erkannt haben. Auch Abraham erkennt, wer vor ihm steht, auch er wirft sich vor ihnen zur Erde nieder und bittet sie anschließend, sein Gast zu sein - doch es gibt einen Unterschied: Bei Abraham nehmen die Männer das Angebot, sein Gast zu sein, gerne an; bei Lot, wo nur noch die zwei Boten auftauchen, lehnen diese erste einmal ab. Was könnte der Grund für diese Ablehnung sein?

Bei Abraham war die Begegnung freudiger Art, die Männer kamen direkt zu Abraham, ein Sohn wurde verheißen. Deshalb nahmen die Männer die Einladung auch freudig an. Ganz anders bei Lot: Hier kamen die Männer nicht zu Lot, sondern hatten einen furchtbaren Auftrag an den bewohner der Stadt zu erfüllen, wo es nicht angebracht war, vorher noch Bewirtung und Gastrecht anzunehmen. Sie zogen es deshalb vor, auf dem Platz zu nächtigen. Ahnte Lot, was seine Mitbürger mit den Männer anstellen würden?

Lot hatte sich den Einflüssen der Bewohner angepasst, er verdankte seine Stellung seinem stillschweigen, vielleicht in der Hoffnung, etwas Gutes bewirken zu können; doch wer sich der Welt gleichstellt, wird diese nicht retten, sondern selbst hinabgezogen.

1Mo 19:3

"Da dringt er in sie überaus. Und sie kehren sich ab mit ihm und kommen zu seinem Hause. Und er macht ihnen ein Festmahl und bäckt ungesäuerte Brote; und sie essen."

Die zwei Boten lassen sich scheinbar von ihrem Vorsatz, auf dem Platz zu nächtigen, durch Lots eindringliches Bitte abbringen, was aber nicht einer Änderung ihres Vorhabens gleichzustellen ist, denn die Boten führten nur das aus, was ihnen der Herr auftrug. Es entsprach also dem Willen Gottes, dass die Boten Lots Haus betraten - den Grund erfahren wir in Kürze. Doch zuerst wollen wir beachten, dass Lot ungesäuerte Brote buk, von denen alle aßen.

Der Sauerteig spielt, wie wir wohl alle wissen, eine gewisse Rolle im Leben des Volkes Israel. Er steht symbolisch für Übles und Bosheit, was Paulus in 1Kor 5:8 darstellt. Der ungesäuerte Teig hingegen steht für Aufrichtigkeit und Wahrheit. Wenn er hier auffordert, uns vom alten Sauerteig zu reinigen, will er damit sagen, die Sünde aus unserem Leben zu entfernen, wobei wir hier am Anfang dieses Kapitels lesen (1Kor 5:1 ff), dass es interessanterweise um Unzucht geht (wie in Sodom und Gomorra). Für uns sei hier angemerkt, dass wir die Sünde nur derart aus unserem Leben entfernen können, indem wir im Glauben erfassen, dass wir sie als "mit Jesus Christus gestorben" erachten!

Im Blick auf Lot ist für uns hier interessant, dass gerade hier das ungesäuerte Brot erwähnt wird, was, wie oben gesagt, Aufrichtigkeit und Wahrheit symbolisiert - hat das irgendwie mit Lot zu tun?

1Mo 19:4-5

"Ehe sie sich legen, umziehen Männer der Stadt, Männer von Sodom, das Haus, vom Knaben gar bis zum Alten, all das Volk vom Ende des Orts. Und sie rufen Lot zu und sagen zu ihm: 'Wo sind die Männer, die. zu dir kamen zur Nacht? Bring sie hervor zu uns, und wir werden sie erkennen.'"

Bei dem, was nun in unseren Versen folgt, ist es wichtig, dass wir versuchen, uns in Lot hineinzuversetzen, anders verstehen wir sein Verhalten wohl kaum oder deuten es falsch:

Dass Lot ungesäuertes Brot bäckt. und sie alle davon essen, symbolisiert, dass in ihm noch durchaus Aufrichtigkeit und Wahrheit vorhanden waren, was ja auch Petrus in 2Petr 2:7 bezeugt. Dass er wusste, dass diese zwei Männer keine sterblichen waren, ist aus seinem Verhalten auch klar geworden. Nun befinden sie sich in seinem Haus, quasi unter seiner Obhut und seinem Schutz, zumindest empfand er dies so. Und was nun folgte, musste er geahnt oder sogar gewusst haben: All das Volk umringte sein Haus, und sie wollten nur das eine: Unzucht mit den zwei Männern!

Wenn wir in unserem Leitvers lesen, "... und wir werden sie erkennen", dann bedeutet dies, wie wir es von Adam und Eva in 1Mo 4:1 her kennen, "Geschlechtsverkehr" in übelster Form! Ahnen wir jetzt, was in Lots Innerem vorging? Da hat er zwei himmlische Männer in sein Haus genötigt, um sie vor dem Mob zu schützen, doch der Mob hat die fremden Männer längst bemerkt und fordert jetzt seinen Spaß - Lot muss eigentlich der kalte Schweiß ausgebrochen sein! Eine ganze Stadtp gegen sich zu haben, darunter starke Männer ... unter großem Schmerz muss er seine Ohnmacht erkannt haben - was nun Lot?

1Mo 19:6-8

"Und hervor geht Lot zu ihnen zum Eingang, aber die Tür verschließt er hinter sich. Und er sagt zu ihnen: 'tut doch nicht, meine Brüder, Übles!' Sehet doch meine zwei Töchter, welche keinen Mann erkannt haben. Doch ich werde sie hervorbringen zu euch, und ihr tut an ihnen, was gut ist in euren Augen. Jedoch an diesen Männern tut doch nicht solch übles Ding! Denn darum kamen sie unter den Schatten meines Sparrendaches.'"

Wir haben versucht, uns Schritt für Schritt auf den Inhalt unserer Leitverse vorzubereiten, denn was Lot jetzt tut, ist mehr als erstaunlich, es ist gewaltig! Als Nichtauserwählter lebte Lot lange an Abrahams Seite und wir lesen nirgendwo, dass er ungläubig war, im Gegenteil: Trotz seine selbst gewählten Lebens in Sodom bewahrte er in seinem Inneren doch soviel Gutes, dass er von den unsittlichen Ausschweifungen seiner Mitbürger gepeinigt war. Auch erkannte er sofort, wer in Wirklichkeit die zwei Männer waren, er nahm sie in sein Haus auf, um ihnen Schutz zu bieten, wurde aber von den Sodomitern hart bedrängt, die Männer herauszugeben - was sollte er tun?

Über Lots Handeln kann man jetzt geteilter Meinung sein: War auch er wirklich schon so tief gesunken, das er seine zwei Töchter als Ersatz für die Männer anbot? Oder ... war seine Gesinnung derart, dass er bereit war, für die beiden Männer, in welchen er himmlische boten erkannte, sin kostbarstes Gut, seine beiden Töchter hinzugeben?

Nach allem, was wir. zurückliegend über Lot dargelegt haben, neigen wir klar zu der zweiten Version; Lot war bereit ein für ihn ungeheures Opfer darzubringen!

Wenn wir nach den gestrigen Aussagen Lots Haltung überdenken, finden wir im Römerbrief eine passende Antwort: In Röm 2:5-10 lesen wir von Guttätern und Übeltätern (Worüber eine eigene Schrift bei uns noch vorliegt und hier zu lesen: [1] ). Hier werden Menschen beschrieben, die zwar nicht gläubige Auserwählte sind, aber dennoch mit Ausdauer in guten Werken Herrlichkeit und Ehre und Unvergänglichkeit suchen, bzw. gemäß Röm 2:10 das Gute wirken, Ihnen wird als Lohn "äonisches Leben" verheißen. Was dieses äonische Leben beinhaltet, hat Bruder Jaegle in oben genannter Schrift segensreich ausgearbeitet.

Für uns ist hier interessant, dass wir schon früh bei Lot sehen, wie ein Guttäter - und nach all den biblischen Zeugnissen stehen wir ihm diesen Rang zu - auch wirklich Gutes wirken möchte, indem er zu dem großen Opfer bereit ist, seine Töchter anstelle der zwei Boten beschmutzen zu lassen! Und was ist sein Lohn? Hier ist noch nicht von äonischem Leben die Rede, aber ... er wird, wie wir ja schon wissen, aus dem vernichten der Städte Sodom und Gomorra gerettet!

Der Segen, der von dem auserwählten Abraham auf dem nicht auserwählten Lot ruht, wirkt sich wunderbar aus.

1Mo 19:9

"Da sagen sie: 'Komm du heran, über die Schwelle hinaus!' Und sie sagen: 'Der Eine, der da kommt, um zu verweilen, er richtet gar wie ein Richter! Nun werden wir dir mehr Übles tun als ihnen.' Und sie dränen den Mann Lot überaus, und sie kommen heran, die Tür zu zerbrechen."

Die Lage in Sodom spitzt sich zu! Nachdem das pöbelnde Volk sah, dass Lot nicht bereit war, die beiden Männer herauszubringen und sie ihm zur Unzucht übergeben, kommt Unmut und Zorn auf! Achten wir hier darauf, dass das Angebot Lots, seine Töchter herauszugeben, unbeachtet blieb .. sie wollten "Männer"! Und da Lot vor ihnen im Türrahmen stand, richtete sich ihre Begierde auf Lot selbst - was für eine üble Lage!

Doch das Ganze hat noch eine ganz andere Dimension: Dass die Stadt von den Mächten der Finsternis angefüllt und beherrscht war, ist uns allen klar. Diese Mächte ließen Lot so lange unbeschadet, ja hoben ihn in ein hohes Amt, so lange er still war, ja die ganze Unzucht um sich herum duldete (wenn auch mit innerer Pein). Erst als er seine stimme erhob und das Tun der Menschen als "übel" brandmarkte, richtete sich die Macht der Finsternis gegen ihn, die Augen und Sinne der brüllenden Menschen wurden auf den "Mann Lot" gelenkt, und sie suchten, ihnen aus dem Schutz seines Hauses herauszulocken, auch mit Gewalt!

Hat das nicht auch uns etwas zu sagen? Auch wir sind von den Mächten der Finsternis umgeben, die darauf achten, wie wir wandeln (Eph 5:15), und die uns erst massiv angreifen, wenn wir uns ihnen entgegen stellen, und dies gemäß Eph 6:10 ff mit der göttlichen Waffenrüstung!

1Mo 19:10-11

"Und es strecken die Männer ihre Hand aus und bringen Lot zu sich in das Haus und verschließen die Tür. Und die Männer, die am Eingang des Hauses sind, schlagen sie mit Blendung vom Kleinen bis zum Großen, und sei wurden erschöpft, da sie den Eingang zu finden suchten."

Beachten wir heute das verhalten der zwei Boten: Sie schauten zu, als das grölende Volk von Sodom das Haus umzingelte, sie waren still, als Lot zur Tür ging, ja diese sogar hinter sich verschloss, sie hörten auch scheinbar ruhig zu, als er zum Volk sprach, ja ihnen sogar seine Töchter anbot, sie warteten also bis zum letzten Augenblick, und erst als die Gefahr am größten war, als Lot von den Sodomitern herausgezerrt werden sollte, als sprichwörtlich die Not am Größten war, griffen sie ein!

Vielleicht dürfen wir den Schluss von Vers 8 noch einmal zitieren: "Denn darum kamen sie unter den Schatten meines Sparrendaches." Auch Lot wurde geprüft, ja musste geprüft werden, um vor der sichtbaren u nd unsichtbaren Welt Zeugnis zu geben - und sein Zeugnis war derart, dass er im späteren Wort Gottes als Vorbild fungieren durfte, was wir ja schon in 2Petr 2:6 ff lasen.

Vielleicht darf uns, liebe Geschwister dies alles zusprechen! Gott greift nicht immer sofort ein, wenn wir es gerne hätten, sondern belässt uns als Schüler in der göttlichen Schule, wo wir uns bewähren sollen. Dabei dürfen wir wissen: "Keine Anfechtung hat euch ergriffen als nur menschliche. Un dGott ist getreu, der euch nicht über das hinaus anfechten lassen wird, wozu ihr befähigt seid, sondern zusammen mit der Anfechtung wird Er auch den Ausgang schaffen, so dass ihr sie überstehen könnt" (1Kor 10:13) - ist das nicht wunderbar!

Noch etwas soll uns heute wichtig werden: Die himmlischen Boten blendeten das von Sünde verkommene Volk, so dass es den Eingang ins Haus nicht finden konnte - Lots Haus war gerettet. Das vorübergehende Ausschalten von bestimmten Sinnen, hier der Sehsinn, ist in Gottes Wort ein Werkzeug, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, in unserem Fall von Blendung lesen wir in Bezug auf das Volk Israel: Nachdem es die Botschaft des Apostels Paulus abgelehnt hatte, lesen wir in Apg 28:26: "Geh zu diesem Volk und sage: Mit dem Gehör werdet ihr hören und doch nicht verstehen. Blickend werdet ihr erblicken und doch nicht wahrnehmen..."; diese Blendung, wenn wir sie hier einmal so nennen, hat den einen Grund, dass Israel für jene Zeit zurückgestellt wird, in welcher Gott das Geheimnis der Körpergemeinde enthüllt und vollendet. Genaueres sagt uns hierzu Röm 11:25 ff.

Eine andere Art von Blendung lesen wir in 2Kor 4:4, wo der Gott dieses Äons (= Satan) die Gedanken der Ungläubigen blendet, damit ihnen der Lichtglanz des Evangelium der Herrlichkeit des Christus nicht erstrahle ... und warum? Weil in der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade nur jene erblicken können, die zur Körpergemeinde Christi Jesu auserwählt und berufen sind, und das sind wir!

Wir wollen das gestrige Thema noch einen Tag lang fortsetzen, wobei wir ja nur wenige Vorkommen in der Schrift herausgreifen. Wenn wir das gestern zuletzt genannte Beispiel noch einmal aufgreifen, erkennen wir, dass Gott sein Werkzeug Satan auch dahingehend benützt, den Menschen das vorzeitige Erkennen der Herrlichkeit des Christus zu verwehren, um in einem bestimmten Zeitraum die Glieder der Körpergemeinde zu berufen und. zuzubereiten. Und "zubereitet" werden wir auf unsere überhimmlischen Aufgaben, die sehr vielfältig sein werden!

Ein Vergleich mit Lot könnte hier ergeben, dass wir sehen, wie die Augen der Sodomiter geblendet wurden, damit Lot und seine Familie gerettet werden konnten.

Eine gegensätzliche Art von Blendung haben wir für den Schluss aufgehoben: Blendung: Blendung erzeugt ja Dunkelheit, und wo die Dunkelheit aufgehoben wird, entsteht Licht! Und dies lesen wir, auf uns bezogen, in dem Gebet Pauli in Eph 1:16-21, worin eine Kernaussage (Eph 1:18) angibt: "... (nachdem die Augen eures Herzens erleuchtet wurden)" . Ist es für uns nicht ein tägliches beglückendes Erleben, dass unsere Herzen nicht geblendet sind, sondern erleuchtet wurden, und wir den Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus erkennen dürfen?!

Lots Rettung

1Mo 19:12-13

"Und es sagen die Männer zu Lot: 'Sind noch irgendwelche der Deinen hier, Schwiegersöhne oder deine Söhne oder deine Töchter und alle, die dein sind in der Stadt, bring sie hervor von diesem Ort; denn wir verderben diesen Ort, denn groß ist das Geschrei über sie vor dem Angesichte Ieue's und Ieue sendet aus, ihn zu verderben.'"

Die Worte der zwei Männer müssen wie ein Paukenschlag für Lot gewesen sein ... alles, was er sich sicherlich sehr mühsam aufgebaut hatte, soll nun verdorben werden? Es muss ein grauenvolles Gefühl für ihn gewesen sein!

Lot war, und das haben wir zurückliegend immer wieder erkennen dürfen, kein schlechter Mensch, im Gegenteil; wir lasen ja bei Petrus sogar von dem "gerechten Lot", der von dem Verhalten seiner Mitbürger gepeinigt wurde. Doch er hatte diese Stadt für sich und sein Haus als Wohnort ausgesucht und sich als Richter einen gewissen Wohlstand erarbeitet - und nun soll alles verderbt werden?

Wir können jetzt auch paulinisch fragen: Worauf hat Lot gebaut? Wir denken bei dieser Frage an 1Kor 3:10-13 und entdecken verblüffende Parallelen: Paulus fragt uns in diesen Versen, ob wir auf fleischliche Werke gebaut haben oder auf den Grund der uns in Christus gegebenen Gnade? Wir sehen hier, dass alle fleischlichen Werke, die mit Holz, Gras und Stroh angegeben werden, verbrennen, weil sie der fleischlichen Natur entstammen. Und dann lesen wir, dass jene Werke verbrennen, "... er selbst aber wird gerettet werden, jedoch nur so wie durch Feuer hindurch." Wir wollen Lot und uns nicht gleichwertig betrachten, aber - wir erkennen Gottes Wege!

1Mo 19:14

"Und hervor geht Lot und spricht zu seinen. Schwiegersöhnen, die seine Töchter nehmen sollten, und sagt: 'Steht auf, kommt hervor von diesem Ort, denn Ieue verderbt die Stadt!' Und er wird wie einer, der scherzt, in den Augen seiner Schwiegersöhne."

Lot war offensichtlich schon so eng mit der Stadt Sodom verwachsen, dass er sogar gewillt war, seine zwei Töchter mit zwei Männern der Stadt zu verheiraten. Doch Gott führte ihn drastisch vor Augen, dass es hier keine Verbindung geben durfte! Menschlich gesehen lachten ihn seine Schwiegersöhne aus, als er diesen kundtat, sich zu ihm zu begeben, da die Stadt verderbt werden soll.

Was hatte sich Lot von den Sodomitern erhofft? Dass sie unter seinem Einfluss Buße tun würden? Ihre Unzucht erkennen und umkehren würden? Vielleicht hatte Lot sich die in seinem Herzen erwünscht! Doch die Wirklichkeit sah anders aus, er wurde verlacht und seine Worte als Scherz abgetan. Ähnliche wünsche, ja Gebete und Fürbitte vernehmen wir auch heute noch von vielen Gläubigen, die sich erhoffen, unsere sündige Welt besser zu machen. Dabei wird übersehen, was Gott eigentlich will! Wenn Paulus in Röm 8:26 schreibt, dass wir in unserer irdischen Schwachheit gar nicht wissen, was wir beten sollen, sondern das uns hierbei der Geist mit unausgesprochenem Ächzen vertritt, dann lernen wir an diesen Worten, wie unnütz viele unserer Fürbitten sein müssen, vor allem, wenn diese unter völliger Unkenntnis Seines Heilsplans getätigt werden.

Die Welt wird uns hinunterziehen, wenn wir. uns nicht vor ihr absondern, und deshalb musste sich Lot auch von seinen Schwiegersöhnen trennen!

1Mo 19:14

"Und hervor geht Lot und spricht zu seinen Schwiegersöhnen, die seine Töchternehmen sollten, und sagt: 'Steht auf, kommt hervor von diesem Ort, denn Ieue verderbt die Stadt!' Und er wird wie einer, der scherzt, in den Augen seiner Schwiegersöhne."

Wir möchten das gestern Gesagte noch etwas relativieren, um Missverständnissen vorzubeugen: Es ist uns nicht verboten, Fürbitte auch für Ungläubige zu tun, doch die spezielle Bitte, dass vor allem nahe Verwandte doch zum Glauben kommen mögen, hängt nicht von unseren Gebeten ab, sondern von der Auswahl Gottes, und dies bei uns schon vor dem Niederwurf der Welt, wie wir es in Eph 1:4 lesen.

Ganz schwer tun sich jene Gläubigen, die nicht an die biblische Allaussöhnung, sondern der Lüge einer ewigen Verdammnis glauben - diese Gläubigen sind eher gewillt, mit ihren Gebeten so viele Menschen wie möglich zu Gott zu ziehen. Wer aber erkannt hat, dass Gott der Retter aller Menschen ist, nur eben in zeitlichen Abständen (siehe 1Kor 15:20-24), darf mit tiefem Frieden im Herzen wissen, dass kein Mensch ewig verloren sein wird, sondern dass der Vater am Ende alle an Sein Herz ziehen wird!

Beachten wir bei unserem Leitvers, dass nur jene vor dem Gericht über Sodom gerettet wurden, welche auch auf den ruf der zwei himmlischen Boten hörten - die zwei Schwiegersöhne gehörten offensichtlich nicht dazu! Wenn Gott nicht beruft und führt, dann ist all unser Mühen vergeblich. Je mehr sich Lot mühte, je lächerlicher wirkte er auf seine Schwiegersöhne. Möge uns Lot viel zu sagen haben!

1Mo 19:15

"Und als das Frührot aufgeht, bestürmen die Boten Lot und sagen: 'Steh auf! Nimm dein Weib und deine zwei Töchter, die sich hier befinden, und komm heraus, dass du nicht weggefegt werdest in der Verworfenheit der Stadt.'"

Beachten wir zuerst, dass die zwei Boten nur noch vier Personen zum Aufbruch riefen, die zwei Schwiegersöhne waren nicht mehr dabei. Als in 1Mo 18 Abraham um die Zahl der möglichen gerechten mit Ieue rang, kapitulierte er bei "zehn", jetzt sehen wir, dass es tatsächlich nur "vier" waren, die zur Rettung bereitstanden.

Wie schwer es selbst Lot fiel, sich von seiner gegenwärtigen Heimat, seinem Haus und seinem Stand im Tore von Sodom zu trennen, erkennen wir daraus, dass die Boten Lot förmlich bestürmen mussten, aufzustehen! Es fiel ihm offensichtlich schwer "Liebgewordenes", auch wenn es fleischlich war, aufzugeben bzw. es hinter sich zu lassen. Hierbei entsteht an uns eine heikle Frage: Wie steht es bei uns?

Wir alle wissen als festen Bestandteil unseres Glaubens um die Entrückung, sie ist unser aller große Hoffnung und Erwartung! Doch sie ernst meinen wir es wirklich, wenn wir beten: "Herr, komme bald!" Es ist nicht zu leugnen, dass ein Großteil der Gläubigen in unserem wohlhabenden Land doch recht gut lebt, was wir hier nicht negativ sehen wollen. Aber je besser es uns geht, desto mehr sind wir geneigt, das Kommen unseres noch etwas hinauszuzögern. Auch das wollen wir nicht negativ sehen, es ist uns wohl allen irgendwie zueigen. Unter diesem Gesichtspunkt gewinnen Pauli Worte noch mehr Bedeutung, nämlich "Sein Erscheinen lieb haben" (2Tim 4:8b).

1Mo 19:16

"Er aber zögert. Und es ergreifen die Männer seine Hand und die Hand seines Weibes und die Hand seiner zwei Töchter, da Ieue ihn verschont. Und hervor bringen sie ihn und lassen ihn außen vor der Stadt."

Als ich, der Verfasser dieser Zeilen, unseren Leitvers auf. mich einwirken ließ, stand der uns allen bekannte Liedervers vor meinem inneren Auge: "So nimm denn meine Hände, und führe mich ...!" Es ha mich innerlich tief angesprochen, wie die Boten die Hand des zögernden Lots ergriffen! Ist es nicht auch ein Teil unseres Glaubenslebens, dass wir uns ergreifen lassen? Dass wir Seine Hand spüren, die uns führt und lenkt? Die uns besonders dann ergreift, wenn wir wanken?

Lassen wir heute diesem bewegenden Bild von Lot ein Wort Pauli in Phil 3:12-13 hinzufügen, welches wir mit zwei Worten umreißen wollen: "Ergriffen - ergreife"! Es geht in diesen Versen (ja im ganzen Philipperbrief) um unseren Wandel. Paulus erkennt, dass alle fleischlichen Dinge zurückgelassen werden müssen, um Christus zu erkennen und in Ihm erfunden zu werden. Und was mit dem Gewinn Christi alles zusammenhängt zählt er in den vorherigen Versen Phil 3:9-11 auf. Und dann folgt das Wunderbare;: "Nicht dass ich dies schon erhielt oder hierin schon vollendet sei. Ich jage aber danach, ob ich wohl ergreifen möge, wozu ich auch von Christus Jesus ergriffen worden bin."

Lot zögerte und wurde von den Boten ergriffen - wir werden nicht sondern sind schon ergriffen, und dies von Ihm, unserem Herrn und Haupt! Mit diesem "Ergriffensein" sind wir für immer mit Ihm verbunden!

1Mo 19:17

"Und es geschieht, als sie sie hervorbringen nach draußen, dass sie auch sagen: 'Lass entkommen, ja entkommen deine Seele!" Blicke nur nicht hinter dich und bleib nur nicht stehen in irgendeinem Teil des Rundtals! Entkomm auf den Berg, auf dass du nicht weggefegt werdest!'

Trotz all der lobenden Worte, die unsere Bibel über Lot enthält, kann er nicht mit Abraham verglichen werden, der schon ganz am Anfang seines Glaubenslebens ohne zu zögern seine Heimat Ur verließ und mit seinem Vater Tharah einem Land zuwanderte, das ihm Ieue zeigen wollte. Der zögernde Lot hingegen bedurfte der ihn ziehenden Hand der Boten, die ihn und seine Familie aus der Stadt brachten. Dazu erfolgt eine ernstliche Warnung: "Lass entkommen, ja entkommen deine Seele!" Und: "Blicke nur nicht hinter dich!"

Obige Worte sagen uns, dass Lot alles zurücklassen musste, auch alles Persönliche wie Wohnung, Kleider und dergleichen; mit "entkommen deiner Seele" ist hier gemeint, dass er nur "sein nacktes Leben" retten konnte.

Und wieder kommen wir an dieser Stelle zu Phil 3:7ff, wo Paulus bekennt, wie er alles, was ihm einst Gewinn war, um Christi willen als verwirkt erachtet. Und er wiederholt: "In der Tat erachte ich sogar alles für verwirkt, weil die Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, über allem steht.

"Zurücklassen" ist nicht einfach, vor allem das Liebegewonnene, doch Paulus zeigt uns, dass es nichts Wichtigeres gibt, als Christus Jesus zu erkennen, aber nicht als unseren Freund, sondern als unser Haupt!

1Mo 19:18

"Und es sagt Lot zu ihnen: 'Doch nur nicht also, Ieue!'"

Was jetzt folgt ist mehr als erstaunlich, es ist schon "kühn" zu nennen, wenn nicht gar frech: Lot widerspricht den Boten!

Halten wir fest: Lot erkannte in den zwei Männern himmlische Boten, er sah sich innerlich gedrängt, sie vor den Bewohnern der Stadt Sodom in seinem Haus zu beschützen, er erlebte die wundersame Kraft der Boten, die zügellose Menge vor seinem Haus zu blenden, und er glaubte, wenn auch zögerlich, den Worten der Boten, die das Gericht ankündigten. Er ließ sich und seine drei Familienmitglieder aus dem Haus herausziehen und sollte sich auf den Berg retten, der außerhalb der Gerichtszone lag. Doch was tut Lot jetzt?

Er widerspricht"! Und nicht nur dies: Er wendet sich bei seinem Widerspruch nicht mehr an die zwei Boten, sondern an den Herrn direkt: "Doch nur nicht also, Ieue!" Was ging (um alles in der Welt) in Lot vor? Was nötigte ihn zu diesem ungeheuren Widerspruch? Wir hören in den nächsten Versen die Ursache, heute darf uns ein Wort aus Spr 3:5-6 wichtig werden, welches Lot, hätte er es damals schon gekannt, von seinem Widerspruch abbringen können:

"Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand. Sondern erkenne Ihn in allen deinen Wegen, so wird Er dich recht führen bzw. deine krummen Wege gerade machen."

Wäre Lot in Kenntnis dieser ge segneten Worte wohl auch auf die Idee gekommen, zu widersprechen?

1Mo 19:19

"Siehe doch, Dein Knecht finde Gnade in deinen Augen, und Du vergrößere Deine Huld, die Du tust an mir, lebendig zu erhalten meine Seele. Und ich, ich kann nicht entkommen auf den Berg, falls sich Übles an mich heftet und ich sterbe."

Lot rückt nun mit seinem Anliegen heraus: Er will nicht auf den Berg fliehen, er verlässt sich auf seinen Verstand, und dieser sagt ihm, dass der Weg hinauf beschwerlich und steil ist, und ihm auf diesem ja etwas Übles passieren könnte! Und Lot geht sogar soweit, dass er angab, auf diesem Weg sterben zu können!

Man muss jetzt eigentlich nur noch den Kopf schütteln über so viel Dummheit oder Unverfrorenheit: Er wurde auf wundersamste Weise aus dem Gericht über Sodom herausgeführt, und nun erwartet er auf dem läppischen Weg auf den Berg hinauf plötzlich keinen Schutz mehr? Aus der Stadt vor dem Tod gerettet, könnte er nun auf dem Rettungsweg durch etwas Übles umkommen?

Verharren wir kurz an diesem Punkt, liebe Geschwister, denn so ganz erhaben sind viele Gläubige über diesem Punkt bis heute nicht: Anstatt gemäß Eph 2:8 die sichere Erwartung der Rettung in der Gnade fest in sich zu haben, zögern sie, sich auf ihren Verstand und auf ihr Fleisch verlassend, und suchen, sich mit Werken den Eingang in die Herrlichkeit zu sichern - sie widersprechen damit den fundamentalen Worten, die Paulus vom erhöhten Herrn empfangen hat und für uns niederschrieb, nämlich dass uns Werke nicht retten, im Gegenteil: gemäß 1Kor 3:14-15 verbrennen diese! Dabei sind wir längst (als Tatsache) in der Gnade Gerettete, ohne unser Zutun!

1Mo 19:20

"Siehe doch, diese Stadt ist nahe, dorthin zu fliehen, und sie ist gering. Ich werde doch dorthin entkommen. Ist sie nicht gering? Und leben wir meine Seele.'"

Man konnte sich schon früher über Lot aufregen, als er Abraham übertölpete und das bessere Land für sich aussuchte - jetzt könnte man sich erst recht über ihn aufregen: Der Weg auf den Berg erscheint ihm. zu mühselig, dafür gehen seine Augen z u einer Stadt, die wohl außerhalb des Gerichtsfeuers zu liegen scheint, aber - wesentlich bequemer zu erreichen ist! Man möchte hier aufschreien: Ist Lot noch zu helfen?

Lot wendet sich gezielt nicht mehr an die Boten, sondern direkt an Ieue, und er (der kleine Lot) schlägt Ihm (dem Sohn Gottes) vor, doch lieber in die nahe Stadt fliehen zu dürfen, die in jeglicher Hinsicht geringer (also kleiner und wohl auch weniger sündhaft) als Sodom ist und deshalb nicht dem Gericht unterliegt. Lots Beweggründe liegen somit klar vor uns: Bequemlichkeit und Begehrlichkeit!

Lot hat seit der Trennung von Abraham in einer Stadt unter vielen Menschen gelegt, die ihm neben der Pein über die Sittenlosigkeit auch viel Vorteile bot ... er brachte es zu Ansehen und einem hohen Rang. Das alles fiel nun weg, denn sein Weg sollte ja auf einen Berg führen, in die Einsamkeit! Wollte er das? Nein! Noch nicht einmal richtig gerettet hielten seine Augen schon wieder Ausschau nach einer fleischlich besseren Lösung als der Einsamkeit au feinem Berg - einer Stadt, die zwar in jeder Hinsicht geringer als Sodom war, aber immer noch besser als ein einsamer Berg - erinnert uns das nicht an so manche Dinge in unserem Leben?

Noch etwas Entscheidendes gibt Lot vor Ieue preis: "Und leben wird meine Seele." Die Seele, und das haben wir im verlauf unserer bisherigen Ausführungen über das 1. Buch Mose immer wieder gesehen, wird sehr unterschiedlich angewandt: Hier steht sie klar für "Genuss"!

Die Seele als Sitz unserer Empfindungen kann dem Fleisch zugewandt sein, man spricht in diesem Fall von einem seelischen Menschen, sie kann aber auch dem Geist zugewandt sein, dann haben wir es mit dem geistlichen Menschen zu tun. Beide Typen (wenn wir sie hier einmal so nennen dürfen) kommen im Wort Gottes vor, auch innerhalb der Körpergemeinde Christi Jesu. Den Unterschied erklärt Paulus in 1Kor 2:14-15. Vielleicht liegt hier eine Ursache dafür, dass so viele Gläubige das tiefgehende Evangelium des Paulus ablehnen oder sich zumindest kaum damit beschäftigen, dafür umso mehr sich mit fleischlichen Werken beschäftigen, die in dem Evangelium an die Beschneidung, also an Israel, zu finden sind. Die Tiefen des Geiste Gottes finden sie dort nicht, und dass es ihnen sogar Torheit ist, erleben wir nur zu oft aus eigener Erfahrung!

Auf welche Seite ist unsere Seele geneigt?

Lots Seele war klar fleischlich ausgerichtet, daran änderte auch seine Rettung aus Sodom nichts. Spannend wird es nuin, was Ieue zu seinem seelischen Vorschlag sagt!

1Mo 19:21-22a

"Und Er sagt zu ihm: 'siehe, Ich habe dein Angesicht erhoben, sogar in dieser Sache, dass ich (Ich) nur nicht die Stadt umkehre, von der du sprichst. Eile, entkomm dorthin; denn nicht kann Ich ein Ding tun, bis du dorthin kommst.'"

Gleich im ersten Satz unseres Leitverse begegnet uns eine Offenbarungsstufe. Lots Wunsch, woanders hin zu fliehen, war so wichtig, dass es die zwei Boten nicht entscheiden konnten. Obwohl Lot schon in Vers 18 Ieue ansprach, lesen wir heute, dass es Ieue Selbst war, der sein (Lots) Angesicht zu Sich erhob. Auf der unteren Offenbarungsstufe ist es der Mensch, der handelt, auf einer höheren Stufe tritt Gott als der Handelnde hervor. Wir können auch sagen, dass im Glaubensanfang die göttlichen Wahrheiten noch stark verdunkelt sind, doch je höher der Glaubende emporsteigt, desto heller und herrlicher wird die Erkenntnis, bis am Ende Gott alles in allen sein wird!

Also nicht Lot wählte Ieue als neuen Ansprechpartner, sondern Ieue Selbst hob sein Angesicht zu Sich in dieser Sache. Und was war so wichtig, dass Ieue Selbst ins Licht trat?

Die Worte unseres Leitverses sind schwer zu verstehen; schon dass in der 2 Zeile das "ich" groß geschrieben sein sollte (ist es doch Ieue, der hier spricht), ist schwer zu deuten, was mit "umkehren" gemeint ist. Sollte diese Stadt (die später Zoar benannt wird) auch zerstört werden? Kehrt Sich Ieue wegen Lot von einer Zerstörung dieser kleinen Stadt um? In diesem Fall sehen wir, wie Gott wegen einem, den Er aus Sodom herausrief, eine kleine (geringe) Stadt verschonte und mit Seinem Gericht solange wartete, bis Lot die Stadt erreichte!

1Mo 19:22b-23

"Deshalb wird der Name der Stadt genannt Zoar. Die Sonne kommt hervor über die Erde, als Lot gen Zoar kommt."

Da unser neuer Leitvers mit "deshalb" beginnt, erhebt sich für uns sofort die Frage: "Weshalb"? Das ist jetzt keine Wortspielerei, sondern sehr wohl berechtigt, denn das "Deshalb" soll die Antwort auf den gestrigen doch etwas unklaren Leitvers geben, also: "Weshalb der Name der Stadt?" Vielleicht finden wir heute eine Antwort auf die gestrigen nicht ganz zufriedenstellenden Aussagen:

"Zoar" heißt wörtlich übersetzt "kleiner Ort", das gibt uns aber noch keine Antwort. Wir wollen uns jetzt aber nicht auf den Ort konzentrieren, sondern ihn in einer größeren Perspektive sehen: Welche Rolle spielte dieser Ort? Und derart betrachtet ergibt sich eine verblüffende Antwort: Ieue nutzt denkleinen Ort Zora als Umweg für Seine Rettung mit Lot!

Eigentlich sollt eLot ja direkt auf den Berg hinaufgehen, so sagten es die zwei Boten. Doch Gott sah eine andere Möglichkeit, die ihm in fleischlicher Hinsicht mehr verhieß als der steile Berganstieg in eine unbewohnte Region. So schlug er Ieue die nahe Stadt vor, die eigentlich auch vernichtet werden sollte, aber nun verschont wurde, weil Lot viel lieber hier Zuflucht suchte, ohne zu ahnen, dass sie für Ieue lediglich ein Umweg war, über den Lot gehen musste, um letztlich doch noch auf den Berg zu gehen.

Unser Fazit: Gott führt Seine Geschöpfe nur zu oft auf m ehr oder weniger lange Umwege, um sie letztendlich doch alle an Sein Ziel zu bringen! "Deshalb" Zoar!

Wir verwenden noch einen Tag, um das Thema "Zoar" noch etwas zu vertiefen. Ieue hat Sich offensichtlich von Seinem Vorhaben "umgekehrt", auch Zoar zu vernichten, weil Lot dorthin einen für sich bequemeren Flutort sah. Es erscheint uns erst einmal erstaunlich, dass Ieue Sich zu solcher Umkehr hingab - musste Er Seinen Plan ändern? Ließ Er einfach den Weg Lots in die Stadt zu, der sich ja dann später als Umweg entpuppte?

Generell haben wir immer betont, dass Gott nichts aus der Hand gleitet, sondern dass Er souverän alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, auch Umwege!

Man könnte jetzt auch fragen, warum Gott Abraham von Ur aus nicht direkt ins gelobte Land geführt hat, sondern über den großen Umweg in den Norden bis Charan? Oder warum führte Gott das Volk Israel aus der Gefangenschaft in Ägypten erst Jahrzehnte durch die wüste, bevor es das gelobte Land erreichte?

Allein diese zwei Beispiele zeigen, dass Gott nicht von sEinen Planen abrücken muss, um ans Ziel zu kommen, sondern dass von Ihm als dem weisen Baumeister alles bis ins kleinste Detail geplant und berechnet wurde.

Und Lot? Er musste schmerzhaft lernen, was eigens gewünschte Umwege bringen, wie uns die kommenden Verse zeigen werden.

Zerstörung von Sodom und Gomorra

1Mo 19:24-25

"Und Ieue lässt regnen auf Sodom und auf Gomorra Schwefel und Feuer von Ieue von den Himmeln. Und Er kehrt um diese Städte und das ganze Rundtal und alle, die da wohnen in den Städten, und alles, das da sprosst aus dem Boden."

Zuerst ein Hinweis auf das Wort "Er kehrt um", da uns dieses Wort vor ein paar Tagen Probleme bereitete. Hier sehen wir, dass mit "Umkehren" die Zerstörung gemeint ist, was wir auch so ausgelegt haben.

Dann noch einWort zum gestrigen Vers 23, der uns zeigte, das Lot mit dem Sonnenaufgang die Stadt Zoar erreichte. Und erst als dies geschah, begann das Gericht mit der Vernichtung der Städte Sodom und Gomorra, einschließlich aller Pflanzen.

Lasst uns bei diesem Gericht einen Blick nach vorne tun: Noch einmal wird es Ähnliches wie in den Tagen Lots geben, wenn Sich der Sohn des Menschen enthüllt: So lesen wir in Lk 17:28-33, dass nicht nur ein Rundtal um Sodom und Gomorra vom Gericht betroffen wird, sondern die ganze Erde wird durch schwere Gerichte gehen. Dabei gibt es auch wieder solche, die vor dieser Zerstörung gerettet werden, vorausgesetzt sie hören den göttlichen Ruf.

Uns aber darf das Obige nicht mehr ängstigen, denn wenn dies erfolgt, dürfen wir bereits als entrückte glückselig und immerdar bei unserem Herrn und Haupt sein, wie es Paulus in 1Thes 4:13 ff ankündigt. Wir dürfen uns einander, wie es 1Thes 4:18 befiehlt, mit den herrlichen Worten zusprechen.

1Mo 19:26

"Und sein Weib blickt zurück hinter ihm, und wird zu einem Standbild von Salz."

Der Umweg, den Lot gewünscht und erhalten hat, wird für ihn und sein Weib zu einem schrecklichen Erleben. In der Ebene des Rundtales war der Blick in alle Richtungen frei, und als das Gericht über Sodom und Gomorra begann, war der Blick auch dorthin frei ... eine große Versuchung, nicht zurückzublicken! Man kann nun vermuten, dass diese freie Sicht bei einer Flucht in die Berge weniger gegeben wäre, Lots Weib somit nicht. der Versuchung erlegen wäre, sich umzudrehen. Der Versuch, einen eigenen Fluchtort zu wählen, wurde, so gesehen, für Lot mehr als schmerzlich - er verlor sein Weib!

Ob sich Lot Gedanken darüber machte, dass er doch besser auf die Boten gehört hätte und den Berg erstiegen hätte, wissen wir nicht, aber eines sagt uns dieses tragische Ereignis: Wer auf dem Weg Gottes wandelt, sollte nicht zurückblicken! Dazu gibt uns Paulus im Brief an die Philipper erneut große Hilfe. In Phil 3:13-14 lesen wir: "Eins aber tue ich: ich vergesse, was hinter mir liegt und strsecke mich nach dem aus, was vor mir ist. So jage ich dem Ziele z u, nach dem Kampfpreis der Berufung Gottes droben in Christus Jesus." In diesen Versen geht es nicht um unsere Rettung, sondern um unseren Wandel, darum ist auch von einem Kampfpreis die Rede. Bei diesem Wandel, den Paulus mit dem Rennen in einer Kampfbahn vergleicht, ist es entscheidend, den Blick nach vorne auf das Ziel zu richten - ein Blick zurück bringt nur Verlust! Paulus ermuntert uns, nach droben zu blicken, wo unser Ziel ist, nämlich unser Herr und Haupt, der zur Rechten Gottes sitzt. Dorthin wollen wir mit aller Macht streben!

Sehen wir noch einmal auf Lots Weib: War es Neugierde, was hinter ihr wohl geschehe? oder war es Wehmut, dass nun ihr gutes altes Leben zerstört wird? In jedem Fall verstieß sie gegen das Gebot, nicht zurückzusehen, und sofort erfolgte die Strafe. Und Lot selbst? Er wurde gerettet, jedoch nur so wie durch Feuer hindurch, was uns auf 1Mo 3:15 weist. All sein Hab und Gut, all seine fleischlichen Werke, alles verbrannte, was uns zur Warnung dienen darf, die Welt nicht bis zur neige auszukosten, worauf wiederum 1Kor 7:31 weist. Aber gehen wir noch einmal zurück zum Philipperbrief, den wir gestern schon angeführt haben:

Auch wir waren, bevor uns Gott gerufen hat, in der Welt - doch alles, was die Welt uns geboten hat, ist vergänglich, ja auf dem Weg unseres Wandels sogar hinderlich ... Paulus nennt es "Abraum" (Phil 3:8). Wenn wir nun ständig versuchen nach hinten zu schauen, wenn wir uns immer wieder, von unserem Ziel ablenken lassen, wird unser Lauf schwerer, langsamer, mühseliger! Natürlich sind wi rnoch "in" der Welt, aber wir sollen nicht mehr "von" der Welt sein, weil wir in Christus eine neue Schöpfung sind, wo es in 2Kor 5:17 heißt: "... das Ehemalige verging, siehe, es ist neu geworden."

1Mo 19:27-28

"Und es steht Abraham früh auf am Morgen, zu gehen zu dem Ort, wo er stand vor dem Angesichte Ieue's. Und er späht auf die Fläche von Sodom und Gomorra und auf die ganze Fläche des Landes des Rundtals und sieht, Und siehe, aufsteigt der Rauch des Landes wie eins Kalkofens Rauch."

Noch kurz zuvor rang Abraham mit dem Herrn um die Rettung der Städte Sodom und Gomorra, doch selbst zehn Gerechte waren nicht zu finden, worauf Abraham sicherlich voll Schmerz. und Trauer zu seinem Ort kehrte, so lasen wir es am Ende des letzten Kapitels. Nun tritt Abraham erneut hervor und sieht (sicherlich voller Schaudern) auf das Rundtal - das Gericht war vollzogen!

Wenn wir die Worte unseres Leitverses auf uns einwirken lassen, spüren wir förmlich eine (fast unheimliche) Stille über dem Tal liegen, in welchem sich das Gericht vollzog. Diese Stille finden wir im letzten Buch der. Bibel wieder, wenn die sieben schalen des Grimmes Gottes durch den ersten Boten auf die Erde ausgegossen werden. In Offb 15:8 dürfen wir nämlich einen sehr versteckten Blick in das Herz unseres Gottes und Vatsers tun: "Da füllte sich der Tempel dicht mit Rauch von der Herrlichkeit Gottes und sEiner Macht. Niemand konnte in den Tempel hineingehen, bis die sieben Plagen der sieben Boten vollendet waren."

Obige Worte zeigen uns im Geist das Bild des Vaters, der mit Seinen Geschöpfen leidet und Sich dabei in die absolute Stille Seines Tempels zurückzieht, umgeben vom Rauch Seiner Herrlichkeit. "Rauch des Gerichtes" und "Rauch Seiner Herrlichkeit" stehen hier in einer wundersamen Verbindung!

1Mo 19:29

"Und es geschieht, als Ieue Alueim alle die Städte des Rundtals verderbt, gedenkt Alueim auch Abrahams und sendet Lot hinweg aus der Mitte der Umkehrung, als Ieue die Städte umkehrte, in denen Lot wohnte."

"Gerichte" sind schmerzlich, aber sie sind ein wichtiger Bestandteil in Gottes Heilsplan, sie dienen der Zurechtbringung. Dass kein Gericht Gottes "ewig" andauert, brauchen wir hier nicht zu wiederholen. Dass aber an Gott diese Gerichte nicht einfach vorübergehen, zeigen uns die gestern angeführten Worte aus Offb 15:8, wo dem einfühlsamen Herzen ein Einblick in Gottes Herz gegeben wird - Rauch und Stille umgeben Ihn, welch ein hehres Bild!

Heute sehen wir Ihn hinabschauen auf die Städte, die verderbt wurden, und wieder dürfen wir einen Blick in Sein Herz tun: Er gedenkt Seines Auserwählten Abrahams, um deswillen Er Lot aus der Mitte der Zerstörung hinweg führte. Bei zehn Gerechten gab traurig Abraham auf und sah keine Chance mehr für die Bewohner von Sodom und Gomorra, doch Gott sah Abrahams Herz, erbarmte Sich seines Neffen Lot und rettete ihn, so wie durch Feuer. Abrahams Fürbitte hatte also doch etwa bewirkt!

Mitnehmen konnte Lot nichts, all sein Hab und Gut blieb zurück und verbrannte - das darf auch uns zur Erinnerung bewusst werden. Auch wir werden nichts von dieser Erde mitnehmen können, wenn der Herr uns holt und vor dem Kommen des Zornes rettet, demnach sollten wir diese Welt nicht bis zur Neige auskosten wollen, denn die Art und Weise dieser Welt vergeht (siehe 1Kor 7:31).

Lot und seine Töchter

"Und hinauf steigt Lot aus Zoar und wohnt im Gebirge und seine zwei Töchter mit ihm; denn er fürchtet sich, zu wohnen in Zoar. Und er wohnt in einer Höhle, er und sein zwei Töchter mit ihm."

Man darf zu Recht erstaunt sein, was wir heute lesen: Lot, der in Zoar Schutz suchte, steigt doch hinauf auf den Berg, den er gleich hätte ersteigen sollen - warum diese Wende weg von Zoar?

Sehr schnell muss Lot gemerkt haben, dass er bei seiner Wahl, nach Zoar zu flüchten, vom Regen in die Traufe kam. Zoar wurde ja nur wegen Lot vor dem Gericht verschont, was aber besagt, dass die Bewohner von Zoar nicht viel bessern waren als die von Sodom und Gomorra! Und Lot erkannte seinen Fehler und berichtigte ihn, indem er in das Gebirge aufstieg - er floh zum zweiten Mal!

Unser Leitvers. zeichnet nun ein eindrucksvolles Bild vor unsere inneren Augen: Lot in einer kargen Berghöhle - welch ein einschneidender und schmerzlicher Gegensatz zu früher, als er im Tore saß und ein Haus sein eigen nannte! Aber schauen wir noch auf den speziellen Beweggrund der Flucht: ".. denn er fürchtete sich"!

In Spr 1:7 lesen wir hierzu ein passendes Wort Salomos, dem Gott in besonderer Weise "Weisheit" schenkte: "Die Furcht Jewes ist der Erkenntnis Anfang; die Narren verachten Weisheit und Unterweisung." Lot war zwar kein Auserwählter, aber er kannte Gott durch Abraham und lernte dazu; und "Furcht" war wohl eine gute Frucht, ohne Umwege auf dem Weg zu gehen, den Gott ihm vorgab!

1Mo 19:31-32

"Und es sagt die Erstgeborener zu der Jüngeren: 'Unser Vater ist alt, und da ist kein Mann auf Erden, der auf uns komme nach der Weise der gesamten Erde. Geh, geben wir unserem Vater Wein zu trinken; und wir wollen

mit ihm liegen und samen lebendig erhalten von unserem Vater.'"

Wir empfehlen, erst einmal die ganze Versreihe ((Verse 30-37), die ja den Abschluss von Lot darstellt, zu lesen, um eine Übersicht über das Geschehen zu erhalten. Dann wollen wir uns noch einmal daran erinnern lassen, was wir bereits mehrfach in 2Petr 2:7-8 gelesen haben, "... der als Gerechter unter ihnen Wohnende ...". Wir betonten bereits, dass Lots Gerechtigkeit nicht mit jener von Abraham verglichen werden kann, sie wird im Petrusbrief ja auch nur im Vergleich zu den Sodmitern angeführt, doch sie zeigt, dass Lot nicht von der Sünde Sodoms infiziert wurde. Auch gilt es zu beachten was Petrus in Vers 9 weiter schreibt: Er vergleicht die Ruchlosen in Sodom und Gomorra, die eingeäschert werden mit dem Frommen (= Lot), der aus der Anfechtung geborgen wurde - wir können also mit dem, was wir jetzt lesen, Lot nicht so einfach verurteilen!

Um zu verstehen, was jetzt geschieht, müssen wir uns in die damalige Lage hineinversetzen: Lot befindet sich mit seinen zwei Töchtern völlig isoliert in einer Berghöhle, Lot ist alt geworden, und die zwei Schwiegersöhne, mit denen die Töchter verlobt waren, sind umgekommen, weit und breit kein neuer Freier für die Frauen ... was ist zu tun? War es nicht die Aufgabe, den sTamm "Lot" weiterzuführen? Und dann lesen wir in Vers 31 die Worte der Töchter: "... nach der weise der gesamten Erde" - was geht in den Köpfen der Töchter vor?

1Mo 19:33-24

"Und sie geben ihrem Vater Wein zu trinken in jener Nacht. Und es kommt die Erstgeborene und liegt mit ihrem Vater in jener Nacht. Doch er weiß nichts von ihrem Liegen noch von ihrem Aufstehen. Und es geschieht am Morgen, dass die Erstgeborene sagt zu der Jüngeren: 'Siehe, ich lag gestern Nacht mit unserem Vater. Wir wollen ihm Wein zu trinken geben überdies heute Nacht. Und du komm herein, lieg mit ihm; und wir werden Samen lebendig erhalten von unserem Vater.'"

Wir gehen erst einmal den Gedanken nach, die sich die beiden Töchter offensichtlich machten: Wi r haben keine Männer, die auf uns kommen, "nach der Weise der gesamten Erde". "Diese Weise" war tatsächlich von Anfang an vorgegeben: "Seid fruchtbar und mehret euch.." (1Mo 1:28).

Wir können uns nun m, liebe Geschwister darüber Gedanken machen (wenn wir wollen), ob das Verhalten der Töchter ihrer Langeweile entsprang und der Wollust, von der ja schon Sara in 1Mo 18:12 sprach, dazu angesteckt von dem frevelhaften Verhalten der Sodomiter, oder - ob es der reine Instinkt der Erhaltung des. Stammes "Lot" war, der sie zu ihrem Verhalten veranlasste. Es spricht für die beiden Töchter, dass sie bisher nach Lots eigenen Worten "keinen Mann erkannt haben" (1Mo 19:8), obwohl schon von "Schwiegersöhnen" die Rede war, was darauf schließen lässt, dass die Töchter "verlobt" waren. Lots Erziehung war also insofern fruchtbar, als es keinen vorehelichen Beischlaf gab ... und dies in Sodom! Wir können jetzt abwägen;: war die Lust zur Unzucht, oder war der reine Erhaltungstsrieb die Antariebsfeder zu dem Verhalten von Lots Töchtern?

1Mo 19:35-36

"Und überdies geben sie ihrem Vater Wein zu trinken in jener Nacht. Und die jüngere steht auf und liegt mit ihrem Vater. Doch er weiß nichts von ihrem Liegen noch von ihrem Aufstehen. Und schwanger werden die zwei Töchter Lots von ihrem Vater."

Wir merken, liebe Geschwister, wie schwer ein Urteil werden kann, je mehr man sich in die jeweilige Situation hineinversetzt, über die man urteilen soll! Natürlich war es Unzucht, was die beiden Töchter trieben, aber der Beweggrund mag auch Angst gewesen sein, in der Einsamkeit der Berge keine eigenen Männer mehr zu finden.

War se nun der Geist von Sodom oder die Angst vor dem Überleben, der die Töchter antrieb? Eines wissen wir gewiss: Nichts geschieht per Zufall, nichts läuft Gott aus dem Ruder, vielmehr ist es eine paulinische Wahrheit und ein elementares Fundament: Gott bewirkt alles nach dem Ratschluss Seine sWillens (Eph 1:11), und dies von Anbeginn an!

Aber noch ein Gedanke zu Lot: Zweimal wird betont, dass er aufgrund seiner Trunkenheit nichts wahrnahm (wusste) was passierte! Trifft in da eine Schuld? Hat nicht auch schon Noah gerne und zu viel Wein getrunken? Zumal ja Ps 104:15 sagt: "Wein ... der das Herz des Sterblichen erfreut ...".

Wir stehen oft sprachlos, ja auch ratlos vor Gottes Wort und versuchen, in Demut seine Wege zu verstehen; wenn nun ein großer Teil der Gläubigen Lots Familie bestehend aus drei Personen, hier verurteilt, wollen wir versuchen, den Vater auch hierin zu verherrlichen - weil alle Seine Wege ans Ziel führen.

1Mo 19:37-38

"Und es gebiert die Erstgeborene einen. Sohn und nennt seinen Namen Moab und sagt: 'Von meinem Vater.' Er ist der Vorvater Moabs bis auf diesen Tag. Und die Jünger, sie überdies gebiert einen Sohn und nennt seinen Namen Ben-Ammi. Er ist der Vorvater der Söhne Ammons bis auf diesen Tag."

Das ganze Geschehen, das uns zuletzt zwiespältig bewegt hat, hat noch ein gravierendes Nachspiel, denn aus den zwei Söhnen der Töchter Lots bildeten sich die zwei Volksstämme der Moabiter und Ammoniter, die zweifelsfrei zu den schlimmsten Feinden und Verführern des Volkes Israel wurden (lies 5Mo 23:3 ff). Und da Gott alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, müssen wir hier sehen und erkennen, dass aus all dem moralischen Fehlverhalten der beiden Töchter zwei Schleifsteine hervorgingen, mit denen Gott Sein auserwähltes Volk nicht nur plagte, sondern auch schliff und in die göttliche Schule nahm.

Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass es Gott war, der unter anderen Aussagen gerade in Jes 45:7 eindringlich betont, dass Er Licht und Finsternis, Gutes und Böses erschaffen hat. Und Er schuf es nicht, um Seine Schöpfung zu quälen, sondern um ihr vor der Kulisse der Finsternis zu zeigen, wie strahlend hell Seine göttliche Liebe ist! Und die ganze Schöpfung ist dabei, dies zu erfahren, zu erfassen und sich dann von dieser einmaligen Liebe überwältigen zu lassen.

So sehen wir die ganze Geschichte um Lot und seine Töchter (aber auch alle vorangegangenen Ereignisse), um Moab und Ammon als Weg Gottes, die über Finsternis und Böses letztlich doch zum Guten zusammenwirken müssen!

Unser große Wunsch, der über dieser Schriftenreihe des 1. Buches Mose steht, ist es, "unseren Gott und Vater zu verherrlichen" - doch geht dies auch bei all den düsteren Geschehnissen, die jetzt hinter uns liegen? Wenn wir hier die gestrigen Aussagen noch einmal aufgreifen, sehen wir, wie Gott immer zwei Personen oder Gruppen gegenüberstellt, das Helle und das Dunkle; einer, der lernen soll , und einer, der als Schleifstein fungiert. So sehen wir einmal Abraham und Lot; dann Lot und die Sodomiter, und zuletzt die Söhne Lots (Moab und Ben-Ammi) und das Volk Israel. Und immer ist es einer, den Gott ganz besonders in die Schule nimmt.

Bei Lot kommt aber hinzu, dass selbst jener, der als Schleifstein fungierte, schon zu Lebzeiten Segen abbekommt, was uns ja eindrucksvoll die Aussagen des Petrus zeigten. Und dass auch einmal die schlimmste Gruppe, die Sodomiter (die ja Nachkommen des verfluchten Kanaan sind), wieder in ihren guten Zustand zurückgeführt werden sollen, zeigt eindrucksvoll Hes 16:53-56. So steht über aller Bosheit und Finsternis, über aller Verkommenheit und Feindschaft und über allen Gerichten letztendlich die Liebe Gottes, die nichts verliert, sondern vielmehr alles und alle an sich zieht und letztlich überwältigt! So erkennen wir auch in den zurückliegenden Versen die Herrlichkeit Gottes, der souverän alles führt und lenkt!

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