Strafe für Verwerfung des Messias

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Aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum:
"Die Gerichte Gottes" (1980)
von Mathias Jaegle (siehe Lebensbild)

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften:
Inhaltsverzeichnis

Die Gerichte Gottes

1. Die vergangenen Gerichte:

Strafe für Verwerfung des Messias

Bei aufmerksamer Betrachtung sämtlicher Gerichtsandrohungen in den hebräischen Schriften wird man gewahr, dass sich mit der babylonischen Gefangenschaft noch längst nicht alle erfüllt haben. Gibt es ja Stellen, die eine viel größere Zerstreuung des Judenvolkes zum Inhalt haben, wie z.B. 3Mo 26:33; Jes 11:11; Jer 16:15; Jer 23:8; Hes 36:24 u. a.. Weiter fortgeschrittenere Aussagen machen diese Strafe als Folge der Verwerfung des Messias offenbar (5Mo 18:18; Ps 34:20-21; Ps 69:21-28). Auffallend deutlich hat Daniel diese schwere Sünde seines Volkes vorausgesagt: „Und nach den 62 Siebenern wird der Messias abgeschnitten werden und nichts haben“ (Dan 9:26). Im Anschluss hieran folgen Weissagungen von ganz furchtbaren Gerichten. Wenn Gottes Volk seinen Messias verwirft und ausstößt, muss es dafür schweres Unheil ernten.

Diese Gerichtslinie nahm Christus während Seines irdischen Dienstes Selber auf und führte sie weiter. Damit betreten wir ein neues Gebiet, auf welchem wir des Herrn Einstellung zu den Gerichten kennenlernen. Als der große Prophet ging Er dabei auf jede einzelne Gruppe angedrohter Gerichte in den hebräischen Schriften ein und hob sie auf eine höhere Offenbarungsstufe. Er, der gekommen war, die Liebe des Vaters zu enthüllen, gebrauchte dennoch oft eine ernste, drohende Sprache. Er warnte einzeln Volksglieder vor der Sünde um der darauf folgenden Strafe wegen (Lk 13:1-5; Lk 9:42-50; Joh 5:14). Besonders mit den geistlichen Führern des Volkes ging Er in ein scharfes Gericht. Im Gleichnis vom Weinberg gab Er ihnen zu verstehen, dass Er sehr gut um Seine Verwerfung durch sie wusste (Mt 21:33-46). In Seiner Weisheit ließ Er sie dann ihre eigenes Urteil aussprechen: Auf die Frage, was Gott bösen Winzern tun werde, gaben sie Ihm zur Antwort: „Die Üblen! Übel wird Er sie umbringen.“ Und am Schluss des Gleichnisses vom vornehmen Menschen, spricht Er das schreckliche Urteil über diese Führer aus, dass Er sie als Seine Feinde abschlachten werde (Lk 19:12-27).

Auch dem gesamten Volk machte Er Lk 21:20-24 eine ernste Gerichtsanzeige; diese entspricht dem, was schon die Propheten sahen: Eine nochmalige, durch die Nationen an Israel auszuführende göttliche Gerichtsaktion. Doch der Herr erweitert diese Prophezeiung mit einer Zeitangabe. Dieses Gericht wird andauern, „bis dass der Nationen Fristen erfüllt sind“. Damit weist der Herr auf eine Zeit hin, wenn Israel nochmals zu einer Stellung herabsinken wird wie einst unter Nebukadnezar und den späteren fremden Fürsten, die über Israel herrschten. Dass aber während dieser Fristen der Nationen ein bei Gott verborgenes Geheimnis zur Ausführung gelangen würde, hatte der Herr auch nicht im geringsten angedeutet.

Christi Kreuzigung - das schärfste Gottesgericht

So tiefe und eingreifende Gerichte uns auch in den hebräischen Schriften begegnet sind, so schwere auch noch folgen werden, im Leben Jesu werden wir vor das allerschwerste gestellt: Es ist Gottes Gericht über sämtliche Sünden Seiner Geschöpfe, vollzogen am Sohn, am Kreuz von Golgatha. Christus Selbst bezeichnet Sein Leiden nicht nur als Tat Seines Volkes, sondern auch als eine Erfüllung des Wortes Gottes (Mt 16:21-23; Mt 26:31.53.54.56; Lk 24:25-27). Doch die noch tieferen Offenbarungen darüber macht er erst als Hocherhöhter durch den Apostel Paulus bekannt, nämlich, dass Er als der Heilige und Reine für uns zur Sünde gemacht wurde und auch die Strafe dafür erleiden musste (2Kor 5:21).

Wie wir sahen, hat zwar Gott die Sünde immer gerichtet und Seinen Zorn über sie offenbart. Doch bezeichnet Er diese Handlungsweise als ein Hinweggehen über die Folgen vormals geschehener Sünden in Seiner Tragkraft (Röm 3:25). Bei alledem hatte Er noch nie die Sünde an ihrer Wurzel erfasst und so gründlich mit ihr abgerechnet, dass auf diesem Gebiet eine grundsätzliche Änderung herbeigeführt worden wäre. Nach jedem Gericht erhob sie ihr Haupt aufs neue und verletzte so ohne Aufhören Gottes Heiligkeit. Aber weil Er über diese unheimlichen und unseligen Folgen in Seiner Tragkraft hinwegging, verlangte Seine Gerechtigkeit noch ein umfassenderes Gericht über die Sünde.

Es musste zu einem solchen Sieg über sie kommen, dass es eine Befreiung aus ihrer Versklavung gab und endlich das Weitersündigen-Müssen aufhören konnte. Allein mit Bestrafung sündiger Menschen konnte Gott niemals ein solches Ziel erreichen. Das war nur mit Seinem Sohne möglich. Wenn Gottes Wort sagt: „Denn den, der Sünde nicht kennt, macht Er (Gott) zur Sünde für uns“ (2Kor 5:21), so ist das nichts anderes, als dass Gott sämtliche Sünden aller Seiner Geschöpfe in den Sohn verlegte und in Ihm in einer Weise richtete und abtat, wie das zuvor nie geschehen war. Wenn nun Gottes Zorn schon bei einzelnen Sünden hell aufloderte und Er bereits bei diesen so schwer zuschlug, lässt uns dies etwas von der Schärfe des Gerichts am Sohn ahnen, auf den alle Sünden gelegt waren. Nur tief ergriffen vermögen wir die Weissagung zu lesen: „Ich (Gott) werde den Hirten (Meinen Sohn) erschlagen“ (Mt 26:31; Sach 13:7). Und was muss das für ein Gerichtsfeuer gewesen sein, das Er auf Seinen Sohn fallen ließ, um eine solch unfassbar große Sündenmenge in Ihm zu verzehren! Sämtliche an Seinen Geschöpfen schon vollzogenen und noch ausstehenden Gerichte zusammengenommen bleiben weit zurück hinter dem, was der Sohn erdulden musste. Wollen wir daher Gottes Gerichtsernst und Seinen Abscheu vor der Sünde völlig kennenlernen, müssen wir ans Kreuz schauen. Stets sollten wir daran denken, dass Gottes Liebe, Gnade und Barmherzigkeit auf dem allerschwersten Gerichtswege zu uns kam. Und zu diesem göttlichen Vorsatz sagte der Sohn: „Ja, Vater, Dein Wille geschehe!"

Die Apostel als Gerichtsankündiger

Nach Christi Auferstehung setzten die Apostel die Gerichtsankündigungen fort; denn gleich an Pfingsten zeigte sich in Israel schon aufs neue die Widerspenstigkeit (Apg 2:12-13). Petri Aufforderung: „Lasset euch retten von dieser verschrobenen Generation“ (Apg 2:40), ist eine deutliche Warnung vor einer über das Volk kommenden Gottesstrafe.

Dass es jetzt um Israel ganz ernst stand, gab Petrus seinen Volksgenossen mit dem Zitat (5Mo 18:15-19) zu verstehen: „Jede Seele, die etwa sollte jenen Propheten nicht hören, wird ausgetilgt werden aus dem Volke“ (Apg 3:22.23). Auf jene Zeit angewandt, wollt er damit sagen: „Gebt Obacht; denn wer jetzt Christus in dem zu euch redenden Geiste wieder verwirft, geht einem Vertilgungsgericht entgegen!“

Auch Paulus führte eine ähnliche Gerichtssprache mit den Auslandsjuden in Antiochien (Apg 13:40.41). Sein Zeugnis von Jesus Christus beschließt er er in der dortigen Synagoge mit der Warnung: „Hütet euch nun, auf dass nicht über euch komme, was angesagt ist in den Propheten.“ Darauf zitiert er aus Habakuk die Stelle, die also beginnt: „Sehet, ihr Verächter ...“ (Hab 1:5). Auf diesen Propheten folgte bald die babylonische Gefangenschaft, und Paulus sah klar voraus dass Israel einem ähnlichen, wenngleich viel schärferem Gericht entgegenging.

Die Durchführung des angedrohten Gerichtes

Recht gesehen, ging Israel durch ein doppeltes Gericht. Zuerst wurde es geistlicherweise als Priestervolk verworfen. Zu seiner Zeit redete Paulus schon von Israels Niedergang und Wegwurf (Röm 11:12.15). Er selbst sprach ja wie einst der Prophet Jesaja (Jes 6:9.10) das Verstockungsgericht über sein Volk aus (Apg 28:25-27).

Aber auf dieses Gericht folgte später ein zweites. Das war Israels vollständige politische Verwerfung. Zwar bildete es schon vorher nur noch einen dem römischen Reiche untergeordneten Staat. Doch war es immer noch ein Volk in seinem Land. Nun wurde ihm auch das genommen.

Vierzig Jahre nach Christi Tod ließ Gott das angekündigte Gericht über das ungehorsame Volk kommen. Damit erfüllte sich auch des Volkes unbedachter Ausspruch: „Sein Blut sei auf uns und auf unsere Kindern“ (Mt 27:25). Über diese Gottesstrafe berichten uns weltliche Geschichtsschreiber. Danach muss es einfach furchtbar gewesen sein. Während der Belagerung Jerusalems durch den römischen Feldherrn Titus bekämpften sich in der Stadt selbst zwei feindliche jüdische Parteien. Die Hungerszenen des Volkes waren unbeschreiblich. Titus selbst wollte den wunderbar schönen herodianischen Tempel schonen. Doch einer von den in die Stadt stürmenden Soldaten warf seine Fackel in denselben, und es wurde buchstäblich kein Stein auf dem anderen gelassen, so wie es der Herr im voraus gesagt (Mt 24:2). So wachte Gott Selbst darüber, dass Seines Sohnes Aussagen erfüllt wurden.

Und das war erst der Auftakt zum eigentlichen Gericht am gesamten Volk. Die Geschichte will wissen, dass die Römer nicht mehr genügend Holzpfähle fanden, um Juden daran aufzuhängen, genau so, wie diese ihren Messias zu Tode gebracht hatten. Ganze Schiffe hat man mit Juden beladen, sie aufs Meer hinausgefahren und dort versenkt. Andere mussten in Bergwerken arbeiten, bis sie erschöpft umfielen und so ihr Leben aushauchten. Und der Rest wurde wie wertlose Spreu vom Wind in alle Nationen zerstreut. So hatte Jahwe erfüllt, was Er schon durch Moses ansagen ließ (3Mo 26:33; 5Mo 28:64).

Und durch wieviele Drangsale sind sie seither gegangen! Wie oft wurden sie durch immer wiederkehrende Verfolgungen wie Wild gehetzt und gejagt! Aber das Schlimmste ist das göttliche Verstockungsgericht, unter dem sie immer noch stehen. Noch heute befindet sich dieses Volk in einem Zustand, in welchem es Gott nicht zum Heil an den Nationen gebrauchen kann. Zugleich ist dies ein göttliches Gerichtswahrzeichen, das nicht überhört werden kann. Jedem verkündigt es laut und vernehmbar: „Gott ist ein Gott des Gerichts und lässt Seiner nicht spotten."

Israels Verwerfung als Warnung für die Nationen

Nun liegt Gott auch daran, dass diesem Gericht volle Beachtung geschenkt werde. Durch Paulus fordert Er sogar mit folgenden Worten dazu auf: „So nimm nun wahr die Güte und die Strenge Gottes. An denen, die da fallen, zwar die Strenge, an dir aber die Güte Gottes, so du in der Güte beharrest, sonst wirst auch du ausgehauen werden“ (Röm 11:22). „Strenge“ ist im Griechischen verwandt mit dem Wort „schneiden“. Ja, so tief hat Gott gerichtsmäßig in Sein gefallenes Volk Israel eingeschnitten, dass es schließlich als unfruchtbarer Feigenbaum abgeschnitten (Lk 13:6-9) und von Ihm weggeworfen wurde (Röm 11:15).

Diese Aufforderung zur Beachtung des so schonungslosen Gerichts an Israel geht vor allem an die andern Nationen, welche durch Israels Wegwurf von Gott in eine Vorzugsstellung erhoben wurden. Aber wie einst Israel, warnt Gott sie nun vor dem Fallen aus Seiner Güte, weil Er sie sonst gleich Seinem Volke aushauen werde. An Gottes Strenge, die Israel verwarf, sollten sie Furcht lernen (Röm 11:20). Haben sie Seine Warnung zu Herzen genommen? Gerade unsere Tage verneinen wir diese Frage. Gottesfurcht und Ehrfurcht vor dem Schöpfer sind in solch unsinniger Weise über Bord geworfen worden, dass nur noch bedenklich wenig übrigbleibt. Die Zeit naht, da das von Ihm angesagte Gericht auch über die Nationen kommen wird.

Das soeben beschriebene Gericht über Israel ist das letzte gewesen, das sich an ihm nach göttlicher Prophezeiung erfüllte. Zwar dauert es bis in unsere Zeit hinein; denn noch ist Israel in alle Völker zerstreut und befindet sich in der Verstockung. Dass es heute wieder einen Staat Israel gibt, ist leider vielfach missverstanden und falsch gedeutet worden. Wohl zeugt diese Tatsache vom starken Vorrücken auf Gottes Weltenuhr. Dennoch ist dies nicht der Anfang von Israels Wiederherstellung und Wiedereinsetzung als Königreichsvolk, sondern das Gegenteil. Es ist der Auftakt zu Israels betrüblicher, eigenmächtiger und von Gott völlig losgelöster Erhebung, in welcher es ein williges Werkzeug des Antichristen wird. Mit diesem so schweren Fall zieht es sich dann erneut ein Gericht zu, welches zu den allerschwersten gehören wird. Um jene Zeit wird aber Gott auch mit der tiefgefallenen Völkerwelt gerichtsmäßig abrechnen.

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2. Die zukünftigen Gerichte