Die Unsterblichkeit

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Von Daniel Muhl

Was sagt die Bibel dazu?

Ewiges feuer.png

Den Begriff der "Unsterblichkeit" finden wir in der Bibel nur an drei Stellen, und diese auch nur im Neuen Testament. Die ersten beiden Stellen befinden sich im Auferstehungskapitel in 1Kor 15:53-55:

  • HSN - "Denn es muss ja dieses Vergängliche Unvergänglichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen. 54 Wenn aber dieses Vergängliche Unvergänglichkeit angezogen hat und dieses Sterbliche Unsterblichkeit angezogen hat, dann wird das Wort verwirklicht werden, das geschrieben steht: ‚Verschlungen ist der Tod in Sieg. 55 Wo [ist], o Tod, dein Sieg? Wo [ist], o Tod, dein Stachel?‘" (Jes 28:8 - Hos 13:14)

Die dritte Stelle finden wir in 1Tim 6:16:

  • HSN - "... der allein Unsterblichkeit besitzt, der in einem unzugänglichen Lichte wohnt, den keiner der Menschen gesehen hat noch sehen kann; ihm [sei] Ehre und ewige Macht! Amen."
+110 · Unsterblichkeit‭ · 📖 Vorkommen · 🖌
ἀθανασία‭ a-thanasía = Unsterblichkeit‭
aus:
→ → ἀ‭ a ‭ +1 = nicht‭
→ → θάνατος‭ thánatos +2288 = Tod
wörtlich: w. nicht-Tod[esfähig], unertötlich
Erklärung:
Die Unvergänglichkeit, ewiges und immerwährendes Leben.

Nur der "König der Könige" ist im Besitz der Unsterblichkeit, und das "Geschenk der Unsterblichkeit" gibt es erst seit der Auferstehung Jesu Christi.

Die Unsterblichkeit erhalten nur diejenigen, bei denen das alte, egoistische und von Gott unabhängige Leben abgestorben ist und die aus Gott neu gezeugt und geboren wurden. Kein Geschöpf kann die Unsterblichkeit durch eigene Bemühungen erreichen oder durch irgendwelche (frommen) Anstrengungen erzeugen. Alle diejenigen, die Gott aus Liebe neu gezeugt und geboren hat, dürfen dieses unsterbliche Leben haben! Sichtbar wird dies allerdings erst dann, wenn bei der Entrückung das Vergängliche die Unvergänglichkeit angezogen hat.

Wie kann aber ein Mensch feststellen, ob er aus Gott geboren ist? Jeder, der sein Leben dem Herrn Jesus Christus anvertraut hat und von ganzem Herzen, aus Liebe zu Ihm und zur Ehre des himmlischen Vaters, leben möchte, darf sich als ein Wiedergeborener erkennen!

Die menschlichen Vorstellungen über die Unsterblichkeit, über den Tod und das ewige Leben gehen weit auseinander. Selbst in der Christenheit gibt es viele unterschiedliche Sichtweisen und Ansichten.

Was hängt mit der Unsterblichkeit zusammen?

Damit wir uns eine bessere Vorstellung von der ‚Unsterblichkeit‘ machen können, müssen wir auch die dazugehörigen Begriffe näher betrachten! Es sind dies "Leben", "Sterben", "Tod", "Ewigkeit" und "Unendlichkeit". Welche Vorstellungen haben wir über das "Leben", das "Sterben", den "Tod" und die "Ewigkeit"? Ist "Ewigkeit" eine "Unendlichkeit", bzw. eine "nie endende Zeit", oder beinhaltet es viel mehr bzw. noch andere Dinge?

Diese Fragen kann kein sterblicher Mensch richtig beantworten; auch keine noch so intelligenten Quantenphysiker oder Philosophen! Nur derjenige, der die Unsterblichkeit besitzt und alles ins Dasein rief, hat die Antworten, und er gibt sie uns zu einem Teil in seinem Wort, das er uns überliefert hat!

Das Leben

Das Leben ist viel mehr als ein Zustand, ein Bewusstsein oder ein "Funktionieren"! Gerade im Zeitalter der Roboter und der künstlichen Intelligenz (KI) wird uns bewusst, dass Leben nicht aus Bewegung, Sehen, Hören, Sprechen und Denken besteht. Ein Roboter mit KI kann das alles auch, aber er lebt nicht! In den Augen Gottes sind sogar die meisten Menschen nicht wirklich lebendig, obwohl ihre Körper noch funktionieren und sie noch über ein Bewusstsein verfügen sowie sprechen können (Lk 9:60).

"Das Leben" ist eine Person, und diese Person ist untrennbar mit der vollkommenen Liebe verbunden! So spricht Jesus Christus:

  • "Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist!" (Joh 11:25b)

Das wahre Leben entsteht durch eine "liebevolle Vertrauensbeziehung" zu dem, der das Leben in Person ist. Aus biblischer Sicht ist "Leben" in erster Linie ein Beziehungsbegriff, der nicht von dem getrennt werden kann, der als Einziger die Unsterblichkeit besitzt.

Darum ist das Leben aus göttlicher Sicht nicht in erster Linie ein Zustand der Aktivität, sondern eine Treueverbindung zu dem wahrhaftigen "ICH-BIN, der ich bin" (2Mo 3:14)! Er ist der Einzige, der eine Identität ohne Anfang und Ende hat (Hebr 7:3)! Gott existiert auch außerhalb von Raum und Zeit!

Bei Gott gibt es kein wahrhaftiges Leben ohne "Liebesbeziehung"! Jedes "Gotteskind", das darauf vertraut, einen liebenden himmlischen Vater zu haben, der es liebt, versorgt und alles gibt, was es braucht, hat dieses göttliche Leben in sich! Bei ihm existiert die Verbindung zum wahren Leben; so, wie ein Elektromotor, der an eine Steckdose angeschlossen ist und daher auch ohne Akku funktioniert!

Der Tod

Genauso wie wir Menschen zuerst einmal eine falsche Sichtweise über das Leben haben, existieren auch viele unzutreffende Vorstellungen über den Tod. In einer modern aufgeklärten Welt sehen vermutlich die meisten Menschen "im Tod" die völlige Auslöschung des Bewusstseins. So denken sie: "Der Tote hat kein Bewusstsein mehr und daher existiert er auch nicht mehr! In der Erde liegen nur noch die sterblichen Überreste eines Körpers, Material, das absolut bedeutungslos ist!"
Seit der Entdeckung der DNA, des Trägers der genetischen Informationen, wissen wir aber auch, dass in der "Zelle einer Leiche" der gesamte Bauplan des Körpers noch vorhanden ist, d. h. auch, dass selbst die sterblichen Überreste eines Körpers nicht bedeutungslos sind. Diese Überreste sind auch deshalb nicht bedeutungslos, weil die Bibel immer wieder von einer Auferstehung des Leibes spricht!

In der Bibel finden wir keinen Hinweis auf ein Ende des Bewusstseins irgendeines Wesens, das von Gott erschaffen wurde. Jeder Mensch trägt noch einen Überrest des Odems Gottes in sich, so wie der glimmende Docht noch eine kleine Glut in sich trägt. Im Gegensatz zum glimmenden Docht einer Kerze wacht Gott darüber, dass der "glimmende Docht" in einem Menschen nicht ganz erlischt (Jes 42:3)!

Die Tatsache, dass es bei allen Menschen nach dem Sterben noch ein Bewusstsein gibt, wird an etlichen Stellen bezeugt (vgl. Lk 16:22-23, Jes 14:9-10, Offb 20:11-13 u. a.). Lediglich das, was nicht dem Wesen Gottes entspricht, kommt an sein Ende! Darum lesen wir im Wort Gottes auch:

  • 1Kor 15:26 - Als letzter Feind wird der Tod weggetan.
  • Offb 21:4 - Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein: denn das Erste ist vergangen.

Wer "im Tode" ist, hat nicht aufgehört zu existieren oder ist ganz ohne Bewusstsein, sondern er ist vom Leben und somit von Gott getrennt. Jesus hat selbst "noch funktionierende Menschen" als Tote bezeichnet, als Er in Mt 8:22b sagte:

  • "Folge mir nach, und lass die Toten ihre Toten begraben!"

Die damaligen Sargträger und Bestatter waren in den Augen Jesu tot! Warum? Sie hatten keine vertrauensvolle Liebesbeziehung zu der Person, die das wahre Leben ist! Der Tod ist ein "Getrennt-Sein" vom Leben und somit von Gott. Dieses "Getrennt-Sein" vom Leben und von Gott wird irgendwann ein Ende haben (1Kor 15:26 - Offb 21:4); spätestens dann, wenn Gott "alles in allen" sein wird (1Kor 15:28). Aber selbst im "Getrennt-Sein" vom Leben entwickelt sich mit der Zeit eine Sehnsucht nach Gott und nach dem wahren Leben! Das sehen wir z. B. bei Denjenigen, die gegen die Worte Gottes widerspenstig waren, die den Rat des Höchsten verachtet haben und deshalb zu Bewohnern der Finsternis und des Dunkels (w. Todesschatten) wurden, was durchaus auch eine Bezeichnung des Todes und des Totenreichs ist (Ps 107:10-17 / Hi 10:21). Durch ihr Verhalten liegen sie gefesselt in Elend und Eisen. Sie durchlaufen das Gericht der Gottesferne! Aber selbst in dieser Gottesferne kommt es irgendwann zu einem Hilfeschrei nach Gott (Ps 107:13-14), und der HERR rettet sie aus ihrem Todesschatten.

Während der ganzen Heilsgeschichte gibt es zwei Kräfte, die eine allumfassende und universale Auswirkung haben und die in ihrer Stärke nicht überboten werden können! Salomo beschreibt diese beiden Kräfte in Hl 8:6b:

  • "Stark wie der Tod ist die Liebe!"

Die universelle Stärke des Todes lag in dem Umstand, dass er in der Lage war, alles vom wahren Leben zu trennen! Alles, was unsere Augen sehen können, muss sterben und kommt in den Tod! Doch die Liebe verfügt über genau die gleiche Stärke! Sie ist in der Lage, alles wieder mit dem "wahren Leben" zu vereinen! Darum schreibt Paulus:

  • Röm 11:32 - Denn Gott hat alle zusammen in den Ungehorsam eingeschlossen, damit er sich aller erbarmt.
  • Röm 5:18 - Wie es nun durch [eine] Übertretung für alle Menschen zur Verdammnis [kam], so auch durch [eine] Gerechtigkeit für alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens.
  • Röm 11:36 - Denn aus ihm und durch ihn und zu ihm hin sind alle Dinge! Ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.

Der zweite Tod

Der Tod hat u. a. auch die Funktion, alles Unvergängliche vom Vergänglichen zu trennen. Im Tod findet ein Loslösungsprozess statt, bei dem die Seele vom Egoismus, der Gleichgültigkeit und Lieblosigkeit befreit wird! Erste Anzeichen dieses Prozesses finden wir schon beim reichen Mann, der im Hades, d. h. im Totenreich, um das künftige Wohl seiner Brüder besorgt war (Lk 16:27-28). Möglicherweise dauert sein Prozess bis zum Gericht vor dem großen weißen Thron, wo auch der Hades seine Toten hergeben muss (Offb 20:13). Die ungehorsamen Geister aus den Tagen Noahs kamen in ein Gefängnis (vmtl. ein Bereich des Hades); und ihnen hat Jesus nach seiner Auferstehung gepredigt (1Petr 3:19-20). Es ist davon auszugehen, dass ein Teil dieser Geister ihren "Lern- und Loslösungsprozess" abgeschlossen hat, sodass eine undefinierbare Zahl dieser ungehorsamen Geister befreit werden konnte, wie wir das auch in Ps 107:13-14 lesen können.

Ich gehe aber davon aus, dass der Aufenthalt im Hades, infolge einer starken "Herzenshärtigkeit" (Röm 2:5), nicht bei allen zu dem gewünschten Loslösungsprozess führt, sodass ein zusätzlicher Aufenthalt im zweiten Tod, bzw. im Feuersee erforderlich ist. Möglicherweise ist der zweite Tod mit der "Gehenna" (Mt 10:28) identisch, wo die Seele umgebracht wird, indem sowohl der Leib als auch die Seele gänzlich weg- oder losgelöst wird (so wörtlich). Auch hier findet ein Loslösungsprozess statt und nicht eine Auslöschung der Seele, bei dem sie nicht mehr existieren würde. Es ist die "letzte Gerichtsmaßnahme", welche die Seele von allem trennt, was nicht Liebe ist! Der Feuersee oder der zweite Tod ist für die "Hartgesottenen" das schwerste und letzte Gericht Gottes! Aber auch das führt an ein Ziel! Nichts, was Gott tut, oder veranlasst ist ziel- oder zwecklos! Gott erreicht immer Seine Ziele!

Die Geschöpfe Gottes durchleiden eine unterschiedliche Schwere der Gerichte. Je nach "Material" braucht es eine höhere "Gerichtstemperatur", um geschmolzen und von der Schlacke befreit zu werden! Ich will das anhand eines Bildes verdeutlichen:

  1. Die Butter schmilzt schon bei 20-25° (ich nehme das als ein Bild für Menschen, die in ihrem Leben Schweres durchmachen, dann aber auf die Worte Gottes hören und umkehren. Sie kommen seit dem Kreuzestod Jesu nicht mehr in den Hades).
  2. Der Wachs braucht schon mehr Hitze (ca. 65°), d. h. er braucht einen Ofen oder eine Feuerflamme (das wäre ein Bild für Menschen oder Geister, die ein schweres Gericht im Hades erleiden, dann aber das Evangelium annehmen; 1Petr 3:19-20).
  3. Das Eisen braucht 1‘538° um geschmolzen zu werden (hier denke ich an Menschen oder Geister, die infolge ihrer Herzenshärtigkeit, die Gehenna oder den Feuersee, bzw. den zweiten Tod brauchen, um von ihrem Egoismus und ihrer Bosheit losgelöst zu werden).

Mit anderen Worten: Alle müssen geschmolzen werden und alle, auch die Gemeinde Jesu, durchlaufen ein Gericht, denn das Gericht beginnt beim Hause Gottes (1Petr 4:17). Allerdings ist das Gericht im Hades und das im Feuersee um ein Vielfaches schwerer!

Das Sterben

Schon oft haben wir Aussagen wie "sie stirbt" oder "er liegt im Sterben" gehört. Darunter verstehen wir meistens, dass die betroffene Person sehr bald einmal ihren letzten Atemzug tun wird! Man erwartet also ein zeitnahes Ende eines noch funktionierenden Körpers.

Auch hier können wir sehen, dass die Bibel dem Begriff "Sterben" einen noch größeren Bedeutungsinhalt zumisst. Was beinhaltet das "Sterben"? Wenn ich an das Sterben und an den Tod denke, dann habe ich zwei sehr unterschiedliche Empfindungen: Vor dem Tod fürchte ich mich nicht, weil mir die Bibel verheißen hat, dass ich, als einer der das Wort Gottes bewahrt, den Tod nicht sehen werde (Joh 8:51) und weil ich nach dem Sterben leben werde (Joh 11:25). Ich komme weder in den Tod, noch in das Totenreich (hebr. Scheol, griech. Hades). Als Jesus-Gläubiger hat für mich der Tod seinen Schrecken verloren!

Mit dem Sterben sieht das ziemlich anders aus! Der Sterbeprozess kann zeitweilig sehr schwer sein. Auch für Gläubige ist dieser Prozess kein Spaziergang! Allerdings durchlaufen ihn einige schon Jahre, bevor sie wirklich sterben, während wohl eine Mehrheit den Sterbeprozess besonders in den Tagen, Wochen oder Monaten vor ihrem Abscheiden erfahren. Adolf Heller war 15 Jahre vor seinem Sterben todkrank und er durchlitt da eine sehr schwere Zeit! 15 Jahre später durfte er ganz friedlich im Zug einschlafen, sodass er verstarb! Paulus schreibt in 1Kor 15:30-31:

  • "Warum sind auch wir jede Stunde in Gefahr? 31 Täglich sterbe ich, so wahr ihr mein Ruhm seid, Brüder, den ich in Christus Jesus, unserem Herrn, habe."

Um des Evangeliums willen durchlitt Paulus so manche Gefahr, Verfolgung und Bedrängnis. In diesem Prozess kam es zu einem "täglichen Sterben". Das griechische Wort apo–thnésko ("wegsterben" oder "gänzlich sterben") kommt von thnésko, was meist mit "sterben" übersetzt wird. Das wiederum hat u. a. den Bedeutungsinhalt "erlöschen" oder "verwelken". Was geschah bei diesem täglichen Sterben? Beim Erlöschen oder Verwelken nehmen die eigenen Kräfte ab und man verliert immer mehr die Kontrolle über sich selbst und seine eigenen Möglichkeiten. Es kommt zu einer totalen Abhängigkeit, in der man das Vertrauen auf seine eigenen Möglichkeiten vollständig verliert. In 2Kor 1:8-9 beschreibt Paulus eine Situation, die das ein Stück weit verdeutlicht:

  • "Denn wir wollen euch nicht in Unkenntnis lassen, Brüder, über unsere Bedrängnis, die uns in Asien widerfahren ist, dass wir übermäßig beschwert wurden, über Vermögen, so dass wir sogar am Leben verzweifelten. 9 Wir selbst aber hatten in uns selbst [schon] das Urteil des Todes erhalten, damit wir nicht auf uns selbst vertrauten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt."

Der Verlust dieses "Selbstvertrauens" war auch ein Verwelken oder Verlöschen der eigenen Möglichkeiten und Kraft. Das beinhaltete u. a. das tägliche Sterben. Auf dem Sterbebett hat der gläubige Christ einen entscheidenden Vorteil! Zwar verliert er vollständig das Vertrauen in seine Möglichkeiten, aber er kann immer mehr sein Vertrauen und seine Hoffnung auf den Gott setzen, der die Toten auferweckt! Der Gläubige befindet sich kurz vor dem Ziel seines Glaubens, wo die Bilanz wie folgt aussieht: 0% Vertrauen auf sich selbst und 100% Vertrauen auf Gott! Und dann darf er die wunderbare Erfahrung machen, wie Gott ihm alles, wirklich alles, schenkt, und dann wird die Freude unbeschreiblich sein.

"Ewigkeit" und "Unendlichkeit"

Den Begriff "Ewigkeit" füllen die meisten Menschen mit dem Attribut "Unendlichkeit". Die Unendlichkeit wiederum verbinden wir mit etwas, das nie aufhört, bzw. kein Ende hat. In Bezug auf die Unendlichkeit lesen wir bei Wikipedia:

In der Theologie und manchen philosophischen Konzeptionen (wie der Natürlichen Theologie) ist die Unendlichkeit eines der Attribute Gottes, während die Schöpfung per se endlich bzw. vergänglich ist.

Aus Sicht der Bibel ist klar, dass nur Gott ohne Anfang und Ende ist. Melchisedek ist typologisch ein Bild von Christus, der ohne Anfang und Ende ist. So lesen wir in Hebr 7:3:

  • "Ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister, hat er weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens, er gleicht dem Sohn Gottes und bleibt Priester für immer."

Der Sohn Gottes ist ohne Anfang und Ende! Gott hat weder Anfang noch Ende, und ebenso gilt das für alles, was zu Gott gehört. Alles, was kein Bestandteil Gottes ist und nicht zu Gott gehört, ist zeitlich begrenzt; auch dann, wenn es die Zeitalter (griechisch: die Äonen) "überlebt".

Unter einer Ewigkeit stellen wir uns eine nie endende Zeit vor! Aber bereits hier stoßen wir auf das erste Problem: "Gibt es irgendjemanden, der biblisch beweisen kann, dass es die Zeit immer geben wird? Ist es nicht viel mehr so, dass die Zeit, wie wir sie kennen, etwas von Gott Erschaffenes ist? Wer kann eindeutig darlegen, dass es vor dem allerersten Schöpfungsakt Gottes bereits eine Zeit ‚in unserem Sinne‘ gab? Oder wer kann beweisen, dass es nach Abschluss aller Zeitalter (Äonen) immer noch eine Zeit gibt?"

Eines ist klar: "Gott existiert immer, auch dann, wenn es einmal keine Zeit mehr geben sollte! Auch bin ich davon überzeugt, dass Gott außerhalb von Raum und Zeit existiert! In Bezug auf die "Zeit" geben uns die ersten Verse des Hebräerbriefes einen sehr interessanten Hinweis. Da lesen wir in der Übersetzung von Heinz Schumacher:

  • "Nachdem Gott in alter Zeit zu vielen Malen und auf vielerlei Weise zu den Vätern gesprochen hat durch die Propheten, hat er [nunmehr] in diesen letzten Tagen zu uns gesprochen durch den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben des Alls, durch den er auch die Weltzeiten gemacht hat."

Das griechische Wort für Weltzeiten lautet "Äonen"! Die Äonen gehören also zur Schöpfung Gottes. Wenn Gott die Weltzeiten oder die Zeitalter gemacht hat, dann ist es auch naheliegend, dass Gott auch die Zeit erschuf. Es ist also völlig offen, ob es eine "nie endende Zeit" gibt. Sollte die Zeit in ihrer Existenz aufhören zu existieren, dann existiert Gott selbstverständlich weiter und auch alles, was zu Gott gehört!

Für mich ist es fraglich, ob es eine Ewigkeit im Sinne "einer nie endenden Zeit" gibt, weil es möglicherweise einmal gar keine Zeit mehr gibt. Darum ist es auch fraglich, ob es einen nie endenden Äon gibt, da die Äonen (die Zeitalter) zur Schöpfung Gottes gehören!

"Äon" und "Olam"

Das Pendant zum griechischen Wort "Äon" lautet im Hebräischen "Olam" (Ps 110:4 – Hebr 5:6). Die Wortwurzel von Olam lautet "Alam" und bedeutet so viel wie "verbergen", "blenden" oder "verheimlichen‭". Olam ist etwas Verheimlichtes oder Verborgenes. Alle Dinge, die in der Bibel das Attribut "äonisch" haben, wurden von Gott für uns Menschen verborgen! Das Äonische ist etwas Verheimlichtes und Verstecktes! Gott selbst hat das Äonische so verborgen, dass wir Menschen keinen Zugriff dazu haben. Wir wissen nicht, wie lange etwas Äonisches dauert; es sei denn, dass die Bibel selbst dazu eine Angabe macht.

In Bezug auf seinen Aufenthalt im Bauch des Fisches schrieb Jona in Kapitel 2, Vers 7:

  • "Zu den Gründen der Berge sank ich hinab. Der Erde Riegel waren hinter mir auf ewig [geschlossen]. Da führtest du mein Leben aus der Grube herauf, HERR, mein Gott."

Die äonisch geschlossenen Riegel der Erde waren in seinem Fall gerade mal 3 Tage und 3 Nächte verschlossen! Wenn ein Mensch in die Grube kommt – die ein Bild für das Totenreich ist – dann sind die Riegel der Erde äonisch lang geschlossen, weil kein Mensch sagen kann, wie lange sich dieser Mensch im Totenreich aufhalten muss. Gott hat den Menschen die Aufenthaltsdauer verborgen, Er hat diese Zeit ‚verheimlicht‘! Da aber der Scheol (gr. Hades) einmal alle seine Toten hergeben muss (Offb 20:13), ist die Zeit im Hades beschränkt! Auch beim reichen Mann aus Lk 16:23-26 ist es uns verborgen, wie lange sein Aufenthalt im Hades dauert.

Die "ewige" Feuerstrafe

Über Sodom und Gomorra schrieb Judas:

  • Jud 1:7 - So stehen [auch] Sodom und Gomorra und die umliegenden Städte, die in gleicher Weise wie diese Unzucht trieben und hinter andersartigem Fleisch herliefen, als [warnendes] Beispiel da, indem sie des ewigen (griech. äonischen) Feuers Strafe erleiden. (HSN)

Jesus sagte in Mt 11:24:

  • Doch ich sage euch: Dem Sodomer Land wird es erträglicher ergehen am Tag des Gerichts als dir (26*)!

Das erträglichere Gericht des Sodomer Landes dürfte ein Hinweis darauf sein, dass die verborgene Zeitdauer des Gerichts kürzer ausfallen wird als für Kapernaum. Für Sodom gibt es nämlich folgende Verheißung:

  • "Und ich wende ihr Geschick, das Geschick Sodoms und ihrer Töchter und das Geschick Samarias und ihrer Töchter, und ich wende dein Geschick in ihrer Mitte: 54 damit du deine Schmach trägst und dich all dessen schämst, was du getan hast, wodurch du sie tröstest." (Hes 16:53-54)

Aus dem Gesamtkontext der Bibel wird also deutlich, dass die Strafe mit äonischem Feuer bei Sodom und Gomorra zeitlich beschränkt ist und keineswegs unendlich lang dauert.

Das "ewige" Leben

Nicht wenige Christen befürchten Folgendes:

"Wenn das ‚äonische Feuergericht‘ zeitlich begrenzt ist, dann wäre ja auch das ‚äonische Leben‘ oder der ‚äonische Gott‘ (Röm 16:26) zeitlich begrenzt!"

Diese Aussage ist ein kolossaler Fehlschluss! Gott ist ohne Anfang und Ende, und alles, was zu Gott gehört, hat ebenfalls kein Ende! Sein Leben und alle, die zu Gott gehören, haben kein Ende! Der Tod jedoch und somit die Gottesferne werden einmal weggetan (1Kor 15:26)! Alles, was sich außerhalb von Gott befindet, kommt an sein Ende! Da Gott einmal aber "alles in allen" sein wird (1Kor 15:28), wird Er auch alle Wesen vollständig mit Seiner Liebe erfüllen.

Der ganz entscheidende Vorteil des äonischen Lebens gegenüber der äonischen Verdammnis ist der, dass alle Menschen mit äonischem Leben bereits "göttlich verborgenes Leben" haben dürfen, während andere sich in einem "göttlich verborgenen Feuergericht" befinden, dessen Länge uns unbekannt ist! Es ist ein unbeschreibliches Geschenk, wenn wir jetzt schon auf dieser Erde das äonische Leben geschenkt bekommen! Und dieses Leben reicht bis in die "Ewigkeit", bis zu dem Punkt, wo Gott alles in allen sein wird! Das ist die Vollendung! Ob es in der Vollendung noch eine "Zeit" gibt oder ob es dann noch Äonen gibt (die ja zum Erschaffenen gehören; Hebr 1:2), ist völlig offen und kann niemand mit Bestimmtheit sagen! Gott ist ohne Anfang und Ende und somit unendlich! Wenn Er als "äonischer Gott" (Röm 16:26) bezeichnet wird, dann bedeutet das ganz einfach, dass Er in allen Zeitaltern Gott ist! Wenn ich vom amerikanischen Präsidenten im Jahre 2021 spreche, dann heißt das nicht zwingend, dass der gleiche Präsident nicht auch Präsident von 2022 ist. Die Bezeichnung "äonischer Gott" schränkt die Unendlichkeit Gottes auch dann nicht ein, wenn wir unter "äonisch" keine Unendlichkeit erkannt haben!

Äonen sind göttlich verborgene Weltzeitalter, und der Ausdruck "hinein in die Äonen der Äonen" (Offb 20:10) deutet lediglich an, dass der entsprechende Vorgang bis in die "Abschluss-Äonen" hineindauert. Ganz am Ende aller Abschluss-Äonen kommt die Vollendung, wo Gott alles in allen sein wird, und dann gibt es vielleicht auch keine Zeit und keine Äonen mehr! Aber das kann keiner genau sagen!


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