Informationen zum 1. Johannesbrief

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1. Johannesbrief

Hintergrundinformationen

Informationen von Heinz Schumacher

Heinz Schumacher schreibt in seiner Übersetzung zum 1. Johannesbrief Folgendes:
Sprache und Stil des 1. Johannesbriefes erinnern an das Johannesevangelium. "Nirgends im NT begegnet (sonst) eine so ausgesprochene Verwandtschaft der Sprache und Stil" (W. Michaelis). Die schlichte, tiefgründige Sprache, die Mitteilungen über das Wesen Gottes (1Jo 1:5 - 1Jo 4:8.16), die Gleichsetzung Jesu mit dem göttlichen Leben (1Jo 1:2 - 1Jo 5:20), der durchgehende Klang von Liebe und Freude, die Gegensatzpaare Licht - Finsternis (1Jo 1:5 - 1Jo 2:8-11), Tod - Leben (1Jo 3:14.15) - das alles lässt den Evangelisten Johannes als Verfasser erkennen (der sich allerdings weder am Anfang noch am Schluss mit Namen nennt). Der Prolog des 1. Briefes ist dem Prolog des Johannesevangeliums eng verwandt. Der Verfasser gibt sich darin als Augenzeuge des irdischen Jesus zu erkennen (1Jo 1:1). Neu sind gegenüber dem Johannesevangelium die Ausführungen über die Wachstumsstufen im Glauben (1Jo 2:12-14) und über die Salbung (1Jo 2:20.27), die Warnung vor dem Antichristentum (1Jo 2:18 - 1Jo 4:3) und die starke Betonung der Gotteskindschaft (1Jo 2:29 - 1Jo 3:9 - 1Jo 4:7 - 1Jo 5:1.4.18).
Vieles spricht für eine Abfassung des 1.Briefes am Ende des 1. Jahrhunderts n.Chr. Der Apostel Johannes hat ihn in hohem Alter geschrieben, wahrscheinlich später als sein Evangelium. Er kann an Christen im kleinasiatischen Raum gerichtet worden sein.
Der 2. und der 3. Brief sind sowohl miteinander als auch mit dem 1. Brief eng verwandt. Sie enthalten im Unterschied zum 1. Brief jeweils Einführung und Briefschluss. Der 2. Brief, der an eine Gemeinde oder Familie oder an Kreise von Gläubigen gerichtet ist, betont das Liebesgebot und warnt vor Irrlehren; der 3. Brief - an eine Einzelperson gerichtet - lobt deren Gastfreundschaft und tadelt ein Gemeindeglied, das "gern der Erste sein will".

Informationen von Ewald Keck

Bei Ewald Keck finden wir folgende Informationen:

Verfasser

Der Verfasser wird zwar nicht direkt genannt, aber es ist leicht erkennbar, dass dieser Brief die Handschrift des Johannes trägt. Die Ähnlichkeit mit dem Johannesevangelium ist nicht zu übersehen. Ausdrucksweise, Inhalt und Wortwahl deuten auf einen gemeinsamen Verfasser. Dies wird besonders im Prolog der beiden Bücher deutlich:

Nr Johannesevangelium 1. Johannesbrief
1. Im Anfang war das Wort (Joh 1:1) Was von Anfang an war (1Jo 1:1)
2. Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut (Joh 1:14) Was wir gehört ... gesehen ... (1Jo 1:1-3)
3. In ihm war das Leben (Joh 1:4) Vom Wort des Lebens (1Jo 1:1)
4. Das Wort ward Fleisch (Joh 1:14) Das Leben ist geoffenbart worden (Joh 1:2)
5. Das Wort war bei Gott (Joh 1:2) Das Wort…war beim Vater (Joh 1:2)

Beide Bücher verfolgen das gleiche Ziel, ihre Leser durch den Glauben zum ewigen Leben zu führen (vgl. 1Jo 5:13 mit Joh 20:31). Zum Lieblingsvokabular des Johannes gehören gegensätzliche Begriffspaare wie z. B. Wahrheit und Lüge; Liebe und Hass; Licht und Finsternis, Sünde und Gerechtigkeit. Außerdem betont der Verfasser, dass er zu den Augenzeugen der ersten Generation gehörte (1Jo 1:1-3 / Joh 1:14). Zudem ist das Zeugnis der Kirchenväter für Johannes eindeutig.

Zeit und Ort der Abfassung

Das Buch enthält keinerlei Zeitangaben. Vermutlich entstanden die Briefe und das Evangelium etwa zur gleichen Zeit, ca. 95-100 n.Chr. Nach historischen Quellen (Kirchengeschichte des Eusebius; Zeugnis des Irenäus), kommt als Ort nur Ephesus in Frage. Johannes zog nach Ausbruch des jüdischen Krieges (66-70 n.Chr.) von Jerusalem nach Ephesus und wirkte dort als Gemeindeleiter bis zu seinem Tod.

Empfänger

Das Schreiben enthält zwar keine typischen Briefmerkmale wie Briefkopf, Segensgruß und Schlussgrüße, aber die häufige liebevolle Anrede weist auf eine enge Beziehung zwischen Verfasser und Empfänger hin: Kinder (griech. teknon = Kindlein, Babys: 1Jo 2:1 / 1Jo 2:12 / 1Jo 2:14 / 1Jo 2:18 / 1Jo 2:28 / 1Jo 3:7 / 1Jo 3:18 / 1Jo 4:4 / 1Jo 5:21); Geliebte (1Jo 2:7 / 1Jo 3:2 / 1Jo 3:21 / 1Jo 4:1 / 1Jo 4:7 / 1Jo 4:11). Wahrscheinlich handelt es sich um ein Rundschreiben an verschiedene Gemeinden in Kleinasien, dem Wirkungskreis des Apostels Johannes (vgl. Offb 1:11 / Offb 2-3: Sendschreiben). Die Themen des Briefes waren für alle Gemeinden gleich wichtig und brisant.

Anlass

Johannes nennt verschiedene Gründe, warum er diesen Brief geschrieben hat und welches Ziel er damit verfolgt.

  1. Er will zu tieferer Gemeinschaft mit Gott und untereinander führen (1Jo 1:3)
  2. Er will zur vollkommenen Freude führen (1Jo 1:4)
  3. Er will vor einem Leben in der Sünde bewahren (1Jo 2:1)
  4. Er will an das alte und neue Gebot der Liebe erinnern (1Jo 2:7-8)
  5. Er will vor einer gefährlichen Irrlehre warnen (1Jo 4:1 vgl. 1Jo 5:21)
  6. Er will die Heilsgewissheit stärken (1Jo 5:13)

Der hauptsächliche Anlass, der in jedem Kapitel im Hintergrund steht, war das Eindringen von Irrlehren in die Gemeinden. Die Irrlehrer waren ehemalige Gemeindemitglieder (1Jo 2:19). Dabei ging es nicht wie bei Paulus um Gesetzlichkeit (z. B. Galaterbrief), denn dieses Problem war seit der Zerstörung des Tempels (70 n.Chr.) erledigt. Eine neue Welle der Irrlehre war im Anrollen in Form des sog. Gnostizismus (griech. gnosis = Erkenntnis), die bis zum Ende des 2. Jhdts. der gefährlichste Feind der christlichen Gemeinden war. Johannes benützt diesen Begriff besonders häufig, um den Unterschied zwischen den Irrlehren der Gnosis und der wahren Erkenntnis Gottes aufzuzeigen ([[1Jo 2:3 / 1Jo 2:5 / 1Jo 2:29 - 1Jo 3:1 / 1Jo 3:19 / 1Jo 3:24 / 1Jo 4:2 / 1Jo 4:6-7 / 1Jo 4:13 / 1Jo 5:2 / 1Jo 5:20).

Gedanken von Daniel Muhl