Die Früh-Briefe des Apostels Paulus: Unterschied zwischen den Versionen

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===<big>'''II. Die Früh-Briefe des Apostels Paulus ''0</big>===
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==<big>'''II. Die Früh-Briefe des Apostels Paulus'''</big>==
  
 
Wenn wir uns jetzt den Briefen des Paulus zuwenden, dann müssen wir sie in ihrer zeitlichen Reihenfolge behandeln, und sie in zwei Kategorien einteilen frühere und spätere.  
 
Wenn wir uns jetzt den Briefen des Paulus zuwenden, dann müssen wir sie in ihrer zeitlichen Reihenfolge behandeln, und sie in zwei Kategorien einteilen frühere und spätere.  
  
Die Reihe der früheren Briefe ist vor Apg. 28 geschrieben worden. Die späteren Briefe sind nach der formellen Zurückweisung, die auf die Proklamation durch Petrus und die Zwölf erfolgte, geschrieben worden. Die Proklamation enthielt das Angebot des Königs und des Königreichs während dieser Phase, also während der Zeit der Apostelgeschichte. Diese beiden Reihen sind gleich wichtig, aber trotzdem voneinander verschieden. Zusammen stehen sie in einer anderen Kategorie als die apostolischen Briefe von Petrus, Jakobus, Johannes und Judas.  
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Die Reihe der früheren Briefe ist vor [[Apg 28]] geschrieben worden. Die späteren Briefe sind nach der formellen Zurückweisung, die auf die Proklamation durch Petrus und die Zwölf erfolgte, geschrieben worden. Die Proklamation enthielt das Angebot des Königs und des Königreichs während dieser Phase, also '''während der Zeit der Apostelgeschichte'''. Diese beiden Reihen sind gleich wichtig, aber trotzdem voneinander verschieden. Zusammen stehen sie in einer anderen Kategorie als die apostolischen Briefe von Petrus, Jakobus, Johannes und Judas.  
  
Obwohl die genaue Reihenfolge der einzelnen Bücher des Neuen Testaments nicht mit der Autorität von Manuskripten belegt werden kann, gibt es doch keinen Zweifel über die Reihenfolge der fünf Gruppen, in die sie in den besten und ältesten Manuskripten eingeteilt werden. Es gibt auch keinen Zweifel über die Reihenfolge innerhalb der Gruppe 'Paulinische Briefe'. Die derzeitige Reihenfolge der Bücher des Neuen Testaments in der englischen und allen modernen Versionen ist von der lateinischen Vulgata übernommen, deren Anordnung als Vermächtnis des Hieronymus für alle späteren Generationen festgelegt ist.  
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Obwohl die genaue Reihenfolge der einzelnen Bücher des Neuen Testaments nicht mit der Autorität von Manuskripten belegt werden kann, gibt es doch keinen Zweifel über die Reihenfolge der fünf Gruppen, in die sie in den besten und ältesten Manuskripten eingeteilt werden. Es gibt auch keinen Zweifel über die Reihenfolge innerhalb der Gruppe Paulinischen Briefe. Die derzeitige Reihenfolge der Bücher des Neuen Testaments in der englischen und allen modernen Versionen ist von der lateinischen Vulgata übernommen, deren Anordnung als Vermächtnis des Hieronymus für alle späteren Generationen festgelegt ist.  
  
Aus der heutigen Anordnung der Bücher in unseren Bibeln erfahren wir also nichts über die Reihenfolge ihrer Entstehung. Die einzig sicheren Daten hierüber sind folgende:  
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Aus der heutigen Anordnung der Bücher in unseren Bibeln erfahren wir also nichts über die Reihenfolge ihrer Entstehung. Die einzig sicheren Daten hierüber sind folgende: <br/><br/>
  
I. In allen besten und ältesten Manuskripten sind die einzelnen Bücher in fünf Gruppen eingeteilt:  
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In allen besten und ältesten Manuskripten sind die einzelnen Bücher in fünf Gruppen eingeteilt:  
  
1. Die vier Evangelien.  
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#Die vier Evangelien.  
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# Die Apostelgeschichte.
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# Die Apostolischen Briefe.
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#Die Paulinischen Briefe.
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#Die Apokalypse. <br/><br/>
  
2. Die Apostelgeschichte.
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===<big>Die Adressaten</big>===
  
3. Die Apostolischen Briefe.  
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Obwohl die Reihenfolge der Bücher in der ersten und dritten Gruppe variiert, ist sie in der vierten Gruppe immer konstant. Die Paulinischen Episteln sind (im Unterschied zu den Briefen an Einzelpersonen und an die Hebräer) nie in einem griechischen Manuskript in anderer Reihenfolge gefunden worden, wie wir sie heute in unsern Bibeln haben.  
  
4. Die Paulinischen Briefe.
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Was immer über die chronologische Reihenfolge gelehrt werden mag (d. h.: die Reihenfolge, in der sie geschrieben wurden), die gültige Anordnung für uns heute, ist deshalb die kanonische Ordnung. Sie beginnt mit dem Brief an die Römer und endet mit dem 2. Brief an die Thessalonicher. Es ist nicht so, dass eine Anordnung richtig wäre und eine falsch. Beide sind richtig, keine ist falsch.  
 
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5. Die Apokalypse.
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II. Obwohl die Reihenfolge der Bücher in der ersten und dritten Gruppe variiert, ist sie in der vierten Gruppe immer konstant. Die Paulinischen Epistel sind (im Unterschied zu den Briefen an Einzelpersonen und an die Hebräer) nie in einem griechischen Manuskript in anderer Reihenfolge gefunden worden, als wir sie heute in unsern Bibeln haben.
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Was immer über die chronologische Reihenfolge gelehrt werden mag (d. h.: die Reihenfolge, in der sie geschrieben wurden), die gültige Anordnung für uns heute ist deshalb die kanonische Ordnung. Sie beginnt mit dem Brief an die Römer und endet mit dem 2. Brief an die Thessalonicher. Es ist nicht so, dass eine Anordnung richtig wäre und eine falsch. Beide sind richtig, keine ist falsch.  
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Beide sind wichtig, aber nicht gleichgewichtig. Die chronologische Anordnung bietet nämlich eine Fülle höchst wichtiger Informationen für alle, die sich für die heilsgeschichtlichen Phasen interessieren. Die kanonische Ordnung ist voller tiefgehender Informationen, was Lehre und Erfahrung betrifft. Wir können keine vernachlässigen oder ignorieren, ohne vor Gott Schuld auf uns zu laden und uns selber Eintrag zu tun.
 
Beide sind wichtig, aber nicht gleichgewichtig. Die chronologische Anordnung bietet nämlich eine Fülle höchst wichtiger Informationen für alle, die sich für die heilsgeschichtlichen Phasen interessieren. Die kanonische Ordnung ist voller tiefgehender Informationen, was Lehre und Erfahrung betrifft. Wir können keine vernachlässigen oder ignorieren, ohne vor Gott Schuld auf uns zu laden und uns selber Eintrag zu tun.
  
Für die ursprünglichen Empfänger hatte die zeitliche Reihenfolge größere Bedeutung war sie sogar äußerst wichtig. Aber für uns heute ist die kanonische Anordnung die wichtigere geworden, seit das Zeugnis abgelehnt wurde, das "durch die, die es gehört haben" verbreitet worden war, und seit daraufhin das Königreich ausgesetzt wurde.  
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Für die ursprünglichen Empfänger hatte die zeitliche Reihenfolge größere Bedeutung, war sie sogar äußerst wichtig. Aber für uns heute ist die kanonische Anordnung die wichtigere geworden, seit das Zeugnis abgelehnt wurde, das '''durch die, die es gehört haben''' verbreitet worden war, und seit daraufhin '''das Königreich ausgesetzt''' wurde.  
  
 
Dieser Unterschied erweist sich in dem großen Wechsel, der stattfand, als der Heilige Geist die Reihenfolge, in der sie uns vorgelegt werden sollten, umkehrte: Die erste große Tatsache ist, dass kein griechisches Manuskript eine andere Reihenfolge hat als unsere heutige Bibel. Die zweite große Tatsache ist, dass die Briefe an die Thessalonicher, die zuerst geschrieben wurden, am Ende stehen.  
 
Dieser Unterschied erweist sich in dem großen Wechsel, der stattfand, als der Heilige Geist die Reihenfolge, in der sie uns vorgelegt werden sollten, umkehrte: Die erste große Tatsache ist, dass kein griechisches Manuskript eine andere Reihenfolge hat als unsere heutige Bibel. Die zweite große Tatsache ist, dass die Briefe an die Thessalonicher, die zuerst geschrieben wurden, am Ende stehen.  
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Keiner von unsern Lesern wird diese beiden Tatsachen für zufällig halten. Und da wir selber glauben, dass wir sie einer göttlichen Fügung verdanken, muss es auch einen Grund dafür geben.  
 
Keiner von unsern Lesern wird diese beiden Tatsachen für zufällig halten. Und da wir selber glauben, dass wir sie einer göttlichen Fügung verdanken, muss es auch einen Grund dafür geben.  
  
Zunächst fällt uns auf, dass das Warten auf Gottes Sohn vom Himmel und die Errettung vor dem zukünftigen Zorn eindeutig im Mittelpunkt aller Verkündigung während dieser Phase der Apostelgeschichte standen. Noch war Jehovas Verheißung, Jesus Christus zu senden, nicht zurückgezogen. Noch hatte Israel die Möglichkeit, die Erfüllung alles dessen zu sehen, was die Propheten geredet hatten, aber nur unter der Bedingung der nationalen Buße. Deshalb war es das Zeugnis derer, "die es gehört hatten", überall, ob gesprochen oder geschrieben, dass das rasche Kommen des Herrn nahe bevorstand und die Erlösung vom zukünftigen Zorn erlebt wird während der Phase der Apostelgeschichte.  
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Zunächst fällt uns auf, dass das Warten auf Gottes Sohn vom Himmel, und die Errettung vor dem zukünftigen Zorn eindeutig im Mittelpunkt aller Verkündigung während dieser Phase der Apostelgeschichte standen. Noch war Jehovas Verheißung, Jesus Christus zu senden, nicht zurückgezogen. '''Noch hatte Israel die Möglichkeit, die Erfüllung alles dessen zu sehen,''' was die Propheten geredet hatten, aber nur unter der '''Bedingung der nationalen Buße.''' Deshalb war es das Zeugnis derer, '''die es gehört hatten''', überall, ob gesprochen oder geschrieben, dass '''das rasche Kommen des Herrn nahe bevorstand''' und die Erlösung vom zukünftigen Zorn erlebt wird '''während der Phase der Apostelgeschichte.'''
  
Die Paulinischen Briefe können aus dieser Schlussfolgerung nicht ausgenommen werden. Wenn jemand zu der Ansicht neigt, die Verheißung von Apg. 3 sei irgendwann vor Apg. 28 zurückgezogen worden, dann muss er nachweisen, wo ein derart epochemachendes Ereignis festgehalten wäre. Aber dieser Nachweis ist unmöglich. Keine Spur davon ist zu sehen. Tatsächlich betont es der allererste Brief, den Paulus geschrieben hat, (1. Thess. 1, 10), und der zweite Brief lässt sich anders gar nicht verstehen.  
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Die Paulinischen Briefe können aus dieser Schlussfolgerung nicht ausgenommen werden. Wenn jemand zu der Ansicht neigt, die Verheißung von [[Apg 3]] sei irgendwann vor [[Apg 28]] zurückgezogen worden, dann muss er nachweisen, wo ein derart epochemachendes Ereignis festgehalten wäre. Aber dieser Nachweis ist unmöglich. Keine Spur davon ist zu sehen. Tatsächlich betont es der allererste Brief, den Paulus geschrieben hat, ([[1Thes 1:10]]), und der zweite Brief lässt sich anders gar nicht verstehen.  
  
Aber für uns heute ist das nicht der große und wichtige Punkt. Israel hat nicht Buße getan, das Volk hat die gestellte Bedingung nicht erfüllt, und nun sind die großen Verheißungen aus Apg. 3 aufgeschoben, und alle dort verheißenen Segnungen sind vorläufig außer Kraft gesetzt.  
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Aber für uns heute ist das nicht der große und wichtige Punkt. '''Israel hat nicht Buße getan,''' das Volk hat die gestellte Bedingung nicht erfüllt, und '''nun sind die großen Verheißungen aus [[Apg 3]]''' aufgeschoben, und alle dort verheißenen Segnungen sind '''vorläufig außer Kraft gesetzt.''' <br/><br/>
  
Die erste Frage, die sich da stellt, ist: Wo kommen wir als Gläubige aus den Heidennationen ins Spiel? Unseren Vätern wurden doch die "Verheißungen" nicht gemacht, die Paulus in Röm. 9, 3-5 beschreibt? Wir Heiden haben keinen Anspruch auf irgendein "Erbe", das Petrus in 1. Petr. 1, 3-5 nennt. Kein "Bund" wurde mit Heiden geschlossen (außer in ihrer Verbindung mit Israel). Wo stehen wir nun? Welche Grundlage haben wir überhaupt für irgendwelche Segnungen? - gar keine.
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====<big>Beginn der Nationenphase </big>====
  
Unsere Position wird in Eph. 2, 11.12 klar definiert: "... denkt daran,... dass ihr zu jener Zeit ohne Christus wart, ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und Fremde außerhalb des Bundes der Verheißung; daher hattet ihr keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt."
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Die erste Frage, die sich da stellt, ist: Wo kommen wir als Gläubige aus den Heidennationen ins Spiel? Unseren Vätern wurden doch die "Verheißungen" nicht gemacht, die Paulus in [[Röm 9:3]]-5 beschreibt? Wir '''Heiden haben keinen Anspruch auf irgendein Erbe''', das Petrus in [[1Petr 1:3]]-5 nennt. '''Kein Bund wurde mit Heiden geschlossen''' (außer in ihrer Verbindung mit Israel). Wo stehen wir nun? Welche Grundlage haben wir überhaupt für irgendwelche Segnungen? - gar keine.  
  
Während der ganzen Apostelgeschichte konzentrierte sich alles Zeugnis auf das Volk Israel und dessen irdische Segnungen. Der Ölbaum stand noch. "Einige Zweige" waren ausgebrochen und heidnische Zweige dafür "eingepfropft worden" (Röm. 11, 17). Jetzt aber, nachdem der Ölbaum gefällt wurde, wohin sollen wir Gläubigen aus den Heiden eingepfropft sein? Mit oder in wem sollen wir zu "Erben" werden?
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Unsere Position wird in [[Eph 2:11]].12 klar definiert: "... denkt daran,... dass ihr zu jener Zeit '''ohne Christus wart, ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und Fremde außerhalb des Bundes der Verheißung;''' daher hattet ihr '''keine Hoffnung''' und wart '''ohne Gott in der Welt'''."  
  
Die Antwort ist: "In Christus." Aber diese wunderbare Wahrheit konnte nicht offenbart werden, solange der andere Weg zur Erbschaft noch offen war! Es kann nicht zwei Wege zum Erbe gleichzeitig nebeneinander geben!
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Während der ganzen Apostelgeschichte konzentrierte sich alles Zeugnis auf das Volk Israel und dessen irdische Segnungen. Der Ölbaum stand noch. "Einige Zweige" waren ausgebrochen und heidnische Zweige dafür "eingepfropft worden" ([[Röm 11:17]]). Jetzt aber, nachdem der Ölbaum gefällt wurde, wohin sollen wir Gläubigen aus den Heiden eingepfropft sein? Mit oder '''in wem sollen wir zu "Erben" werden?'''
  
Das bringt uns zum Geheimnis von dem allen. Es zeigt uns den Grund für den Wechsel in der Reihenfolge der Paulinischen Briefe. Die eine wichtige Wahrheit, die wir daraus lernen, ist, dass wir nur in Christus unsern Stand haben, dass unsere ganze Hoffnung nur in ihm ist, dass unser Anspruch nicht in Abraham, Israel oder den "Vätern" besteht, sondern "in Christus" begründet ist. "In Ihm sind wir auch zu Erben eingesetzt worden..." (Eph. 1, 11).
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Die Antwort ist: '''In Christus.''' Aber diese wunderbare Wahrheit konnte nicht offenbart werden, solange der andere Weg zur Erbschaft noch offen war! Es kann nicht zwei Wege zum Erbe gleichzeitig nebeneinander geben!
  
Deshalb haben wir nicht mit den Briefen des Paulus an die Thessalonicher zu beginnen, sondern mit dem Römerbrief. Das muss für uns der Einstieg sein. Wir können nicht nach dem Herrn Ausschau halten, bevor wir ihn kennen. Wir müssen erst wissen, was unsere Hoffnung ist, bevor wir auf ihre Erfüllung warten können. Wir müssen zuerst über unsern Stand in Christus instruiert werden, bevor wir etwas davon wissen können, was anstelle der Hoffnung von Apg. 3 offenbart werden sollte.
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Das bringt uns zum Geheimnis von dem allen. Es zeigt uns den Grund für den '''Wechsel in der Reihenfolge der Paulinischen Briefe'''. Die eine wichtige Wahrheit, die wir daraus lernen, ist, dass '''wir nur in Christus unsern Stand''' haben, dass '''unsere ganze Hoffnung nur in ihm''' ist, dass unser Anspruch nicht in Abraham, Israel oder den "Vätern" besteht, sondern "in Christus" begründet ist. I'''n Ihm sind wir auch zu Erben eingesetzt worden...''' ([[Eph 1:11]]).
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Deshalb haben wir nicht mit den Briefen des Paulus an die Thessalonicher zu beginnen, sondern mit dem '''Römerbrief'''. Das muss '''für uns der Einstieg''' sein. Wir können nicht nach dem Herrn Ausschau halten, bevor wir ihn kennen. Wir müssen erst wissen, was unsere Hoffnung ist, bevor wir auf ihre Erfüllung warten können. Wir müssen zuerst über unsern Stand in Christus instruiert werden, bevor wir etwas davon wissen können, was anstelle der Hoffnung von [[Apg 3]] offenbart werden sollte.
  
 
Jetzt können wir erkennen, warum die kanonische Ordnung der Paulinischen Epistel notwendigerweise geändert werden musste, also warum der zuletzt geschriebene nach vorn kam und der zuerst geschriebene nach hinten.  
 
Jetzt können wir erkennen, warum die kanonische Ordnung der Paulinischen Epistel notwendigerweise geändert werden musste, also warum der zuletzt geschriebene nach vorn kam und der zuerst geschriebene nach hinten.  
  
Wie wir oben ausgeführt haben, ist nicht eine Reihenfolge richtig und die andere falsch, sondern beide sind richtig. Das wird vollends klar, wenn wir sie einmal richtig einteilen.  
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Wie wir oben ausgeführt haben, ist nicht eine Reihenfolge richtig und die andere falsch, sondern beide sind richtig. Das wird vollends klar, wenn wir sie einmal richtig einteilen. <br/><br/>
  
 
Die kanonische Reihenfolge der Paulinischen Briefe:  
 
Die kanonische Reihenfolge der Paulinischen Briefe:  
  
A. Römer: Grundlegende Wahrheit und dogmatische Lehre, notwendig für alle, in allen Phasen der Heilsgeschichte.  
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{| border="0" cellspacing="0" cellpadding="5" style="background:#f9f9f9;"
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| A ||  Römer: || || || Grundlegende Wahrheit und dogmatische Lehre, notwendig für alle, in allen Phasen der Heilsgeschichte.
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| B ||  1.u.2. Korinther: || ||  || Ermahnung wegen praktischen Versagens, zum Verständnis der Glaubensgrundsätze des Römerbriefs.
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| C || Galater: || || || Korrektur dogmatischer Fehler im Verständnis der Lehre des Römerbriefs.
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| A ||  Epheser: || || || Grundlegende Wahrheit und dogmatische Lehre, notwendig für die heilsgeschichtliche Phase des Geheimnisses; Christus ist das Haupt über alles, denn die Gemeinde ist sein Leib.
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| B ||  Philipper: || || || Ermahnung wegen praktischen Versagens, zum Verständnis und zur Durchführung der Lehre des Epheserbriefs.
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| C || Kolossser: || || || Korrektur dogmatischer Fehler zum Verständnis der Lehre des Epheserbriefs: "... hält sich nicht an das Haupt"
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Thessalonicher rundet das Ganze ab mit der jetzt verzögerten Erwartung der Wiederkunft des Herrn.  
  
B. 1. und 2. Korinther: "Ermahnung" wegen praktischen Versagens, zum Verständnis der Glaubensgrundsätze des Römerbriefs.
 
 
C. Galater: "Korrektur" dogmatischer Fehler im Verständnis der Lehre des Römerbriefs.
 
 
A. Epheser: Grundlegende Wahrheit und dogmatische Lehre, notwendig für die heilsgeschichtliche Phase des Geheimnisses; Christus ist das Haupt über alles, denn die Gemeinde ist sein Leib.
 
 
B. Philipper: "Ermahnung" wegen praktischen Versagens, zum Verständnis und zur Durchführung der Lehre des Epheserbriefs.
 
 
C. Kolosser: "Korrektur" dogmatischer Fehler zum Verständnis der Lehre des Epheserbriefs: "... hält sich nicht an das Haupt"
 
 
Thessalonicher rundet das Ganze ab mit der jetzt verzögerten Erwartung der Wiederkunft des Herrn.
 
  
 
Es gehört nicht zu unserer Aufgabe, hier weiter auf die kanonische Ordnung der Paulinischen Epistel einzugehen. Das muss anstehen, bis wir uns an geeigneter Stelle damit befassen. Uns geht es jetzt um die chronologische Reihenfolge, denn die gehört zu den Grundlagen der Lehre von der Heilsgeschichte.  
 
Es gehört nicht zu unserer Aufgabe, hier weiter auf die kanonische Ordnung der Paulinischen Epistel einzugehen. Das muss anstehen, bis wir uns an geeigneter Stelle damit befassen. Uns geht es jetzt um die chronologische Reihenfolge, denn die gehört zu den Grundlagen der Lehre von der Heilsgeschichte.  
  
Paulus gehörte nicht zu denen, die Hebr. 2, 3 als die bezeichnet, "die es gehört haben." Er war keiner "von diesen Männern, die bei uns gewesen sind die ganze Zeit über, als der Herr Jesus unter uns ein und ausgegangen ist" (Apg. 1, 21). Deshalb konnte er in keiner Beziehung als einer von den Zwölf angesehen werden. Das mindert aber die Bedeutung der Paulinischen Epistel in keiner Weise, denn er hörte den Herrn vom Himmel. Er war vom Heiligen Geist inspiriert und der Herr selbst unterwies ihn nach und nach.  
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'''Paulus gehörte nicht zu denen''', die [[Hebr 2:3]] als die bezeichnet, '''die es gehört haben.''' Er war keiner "von diesen Männern, die bei uns gewesen sind die ganze Zeit über, als der Herr Jesus unter uns ein und ausgegangen ist" ([[Apg 1:21]]). Deshalb konnte er in keiner Beziehung als einer von den Zwölf angesehen werden. Das mindert aber die Bedeutung der Paulinischen Epistel in keiner Weise, denn '''er hörte den Herrn vom Himmel.''' Er war vom Heiligen Geist inspiriert und '''der Herr selbst unterwies ihn''' nach und nach.  
  
Ohne etwas von der Bedeutung der kanonischen Reihenfolge der Paulinischen Briefe zu mindern, müssen wir unser Möglichstes tun, die wirkliche Unterweisung aus der chronologischen Reihenfolge herauszufinden. Deshalb betrachten wir zunächst  
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Ohne etwas von der Bedeutung der kanonischen Reihenfolge der Paulinischen Briefe zu mindern, müssen wir unser Möglichstes tun, die wirkliche Unterweisung aus der chronologischen Reihenfolge herauszufinden. Deshalb betrachten wir zunächst <br/><br/>
  
die Frühbriefe des Paulus.
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===<big>'''Die Frühbriefe des Paulus''' </big>===
  
Über die genaue Datierung der Frühbriefe des Paulus werden unterschiedliche Meinungen vertreten. Weil es keine äußeren Belege darüber gibt, sind alle Forscher auf die internen Belege angewiesen und haben die gleiche Grundlage. Aber jeder kann seine eigenen Schlussfolgerungen ziehen. Wir nennen die allgemein angenommenen Jahreszahlen, es ist aber möglich dass künftige Forschungsergebnisse noch Korrekturen erforderlich machen.  
+
Über die genaue Datierung der Frühbriefe des Paulus werden unterschiedliche Meinungen vertreten. Weil es keine äußeren Belege darüber gibt, sind alle Forscher auf die internen Belege angewiesen und haben die gleiche Grundlage. Aber jeder kann seine eigenen Schlussfolgerungen ziehen. Wir nennen die allgemein angenommenen Jahreszahlen, es ist aber möglich dass künftige Forschungsergebnisse noch Korrekturen erforderlich machen. <br/><br/>
  
 
Die chronologische Reihenfolge:  
 
Die chronologische Reihenfolge:  
  
1. Thessalonicher 52 Korinth  
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{| border="0" cellspacing="0" cellpadding="5" style="background:#f9f9f9;"
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| 1. Thessalonicher || || || || 52 || || || || Korinth
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| 2. Thessalonicher || || || || 53 || || || ||  Korinth
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| 1. Korinther|| || || ||  57 (Frühling)  || || || || Ephesus
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|-
 +
| 2. Korinther|| || || ||  57 (Herbst)  || || || || Ephesus
 +
|-
 +
| Galater || || || || 57 (Winter)  || || || || Korinth
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|-
 +
| Römer || || || ||  58 (Frühling)  || || || || Korinth
 +
|-
 +
| Apg 28:25.29 || || || || 62 || || || 
 +
|-
 +
| Epheser || || || || 62 (Frühling)  || || ||  ||Gefangenschaft in Rom
 +
|-
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| Kolosser || || || || 62 (Frühling)  || || || || Gefangenschaft in Rom
 +
|-
 +
| Philipper || || || || 62 (Herbst)  || || || || Gefangenschaft in Rom
 +
|-
 +
| 1. Timotheus || || || || 67*  || || || || Korinth
 +
|-
 +
| Titus || || || || 67  || || || ||Korinth
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|-
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| 2. Timotheus || || || || 68  || || || || Rom (Gefängnis)
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2. Thessalonicher 53 Korinth
+
Die Bedeutung der vorstehenden Tabelle mit dem Angelpunkt in der Mitte, von dem sich alles ableitet, ist offensichtlich.  
  
1. Korinther 57 (Frühling) Ephesus
+
Zwischen den beiden Gefangenschaften liegen die Missionsreisen, die Paulus gemacht oder beabsichtigt hatte und der Hinweis auf eine zweite und spätere Inhaftierung. Die Missionsreisen, auf die sich die Fußnote* bezieht, liegen außerhalb der heilsgeschichtlichen Phase der Apostelgeschichte und bleiben deshalb in dem vorliegenden Buch unberücksichtigt. Es ist klar, dass man es vor Gott zu verantworten hätte, wollte man diese letzte Etappe im späteren Dienst des Paulus die heilsgeschichtliche Phase des Geheimnisses ignorieren.  
  
2. Korinther 57 (Herbst) Ephesus  
+
:''* Es ist wahrscheinlich, dass 1. Timotheus und Titus früher geschrieben wurden und sowohl die frühere wie auch die spätere Periode abdecken. Zwischen ihnen und dem 2. Brief an Timotheus lägen dann die Reise nach Mazedonien ([[Phil 2:24]].25), Kolossä ([[Phil 2:2]]), Spanien ([[Röm 15:24]]), Dalmatien ([[2Tim 4:10]]) und Ephesus ([[2Tim 4:12]]). Damit erfüllte er seine Ankündigung von [[Apg 28:28]]: "... dass den Heiden dies Heil Gottes gesandt ist..."''
  
Galater 57 (Winter) Korinth
+
Wir haben deshalb jetzt das Zeugnis DER FRÜHBRIEFE DES PAULUS zu betrachten. <br/><br/>
  
Römer 58 (Frühling) Korinth
+
====<big>Das Zeugnis der Frühbriefe</big>====
  
Apostelgeschichte 28,25+29 im Jahr 62
+
Von seiner Berufung haben wir drei Berichte: in [[Apg 9:6]] erfuhr er vom Herrn nichts weiter als: "Steh auf und geh in die Stadt; da wird man dir sagen, was du tun sollst" (dazu [[Apg 22:12]]-21; [[Apg 26:12]]-20)
  
Epheser 62 (Frühling) Gefangenschaft in Rom
+
Der Herr sprach zu Ananias über Paulus (um dessen Befürchtungen zu beschwichtigen): "... dieser ist mein auserwähltes Werkzeug, dass er meinen Namen trage vor Heiden und Könige und vor das Volk Israel. Ich will ihm zeigen, wieviel er leiden muss um meines Namens willen" ([[Apg 9:15]].16). Das war zu Ananias gesprochen, nicht zu Paulus. Mehr wird an dieser Stelle nicht berichtet, als dass Ananias ihm die Hände auflegte und Paulus pneuma hagia empfing, oder "die Kraft aus der Höhe" (in Form der "Geistesgaben").  
 
+
Kolosser 62 (Frühling) Gefangenschaft in Rom
+
 
+
Philipper 62 (Herbst) Gefangenschaft in Rom
+
 
+
1. Timotheus 67 (3) Korinth
+
 
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Titus 67 Korinth
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2. Timotheus 68 Rom (Gefängnis)
+
 
+
Die Bedeutung der vorstehenden Tabelle mit dem Angelpunkt in der Mitte, von dem sich alles ableitet, ist offensichtlich.
+
 
+
Zwischen den beiden Gefangenschaften liegen die Missionsreisen, die Paulus gemacht oder beabsichtigt hatte und der Hinweis auf eine zweite und spätere Inhaftierung. Die Missionsreisen, auf (3) die sich die Fußnote bezieht, liegen außerhalb der heilsgeschichtlichen Phase der Apostelgeschichte und bleiben deshalb in dem vorliegenden Buch unberücksichtigt. Es ist klar, dass man es vor Gott zu verantworten hätte, wollte man diese letzte Etappe im späteren Dienst des Paulus die heilsgeschichtliche Phase des Geheimnisses ignorieren.
+
 
+
:*** (3) Es ist wahrscheinlich, dass 1. Timotheus und Titus früher geschrieben wurden und sowohl die frühere wie auch die spätere Periode abdecken. Zwischen ihnen und dem 2. Brief an Timotheus lägen dann die Reise nach Mazedonien (Phil. 2, 24.25), Kolossä (Phil. 22), Spanien (Röm. 25, 24), Dalmatien (2. Tim. 4, 10) und Ephesus (2. Tim. 4, 12). Damit erfüllte er seine Ankündigung von Apg. 28, 28: "... dass den Heiden dies Heil Gottes gesandt ist..." ***
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Wir haben deshalb jetzt das Zeugnis DER FRÜHBRIEFE DES PAULUS zu betrachten.
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Von seiner Berufung haben wir drei Berichte: in Apg. 9, 6 erfuhr er vom Herrn nichts weiter als: "Steh auf und geh in die Stadt; da wird man dir sagen, was du tun sollst" (dazu Apg. 22, 12-21; 26, 12-20)
+
 
+
Der Herr sprach zu Ananias über Paulus (um dessen Befürchtungen zu beschwichtigen): "... dieser ist mein auserwähltes Werkzeug, dass er meinen Namen trage vor Heiden und Könige und vor das Volk Israel. Ich will ihm zeigen, wieviel er leiden muss um meines Namens willen" (Apg. 9, 15.16). Das war zu Ananias gesprochen, nicht zu Paulus. Mehr wird an dieser Stelle nicht berichtet, als dass Ananias ihm die Hände auflegte und Paulus pneuma hagia empfing, oder "die Kraft aus der Höhe" (in Form der "Geistesgaben").  
+
  
 
Der Auftrag, den Paulus erhielt, wurde nur allmählich enthüllt. Vermutlich war er zwar Paulus zu ein und derselben Zeit verkündet worden, aber für andere erst zur gegebenen Zeit eröffnet, so wie Gottes Absichten entfaltet wurden. Erst kurz vor dem Ende des ersten Teiles vom Dienst des Paulus erfahren wir alles das, was in Apg. 9 gesagt ist. Wir dürfen deshalb in Bezug auf das große Geheimnis (das Mysterium) nicht durcheinander bringen, was von dem jeweils Gesagten auf den ersten und was auf den zweiten Teil zu beziehen ist.  
 
Der Auftrag, den Paulus erhielt, wurde nur allmählich enthüllt. Vermutlich war er zwar Paulus zu ein und derselben Zeit verkündet worden, aber für andere erst zur gegebenen Zeit eröffnet, so wie Gottes Absichten entfaltet wurden. Erst kurz vor dem Ende des ersten Teiles vom Dienst des Paulus erfahren wir alles das, was in Apg. 9 gesagt ist. Wir dürfen deshalb in Bezug auf das große Geheimnis (das Mysterium) nicht durcheinander bringen, was von dem jeweils Gesagten auf den ersten und was auf den zweiten Teil zu beziehen ist.  
  
Sein voller Auftrag wird uns erst in den späteren und ergänzenden Berichten der Apostelgeschichte (Apg. 22, 12-21 und Apg. 26, 12-20) überliefert, als er sich der göttlichen Trennungslinie näherte. In Apg. 9 war die Zeit noch nicht gekommen, alles das zu offenbaren, was das spätere Geheimnis betrifft. Und bis dahin gab Paulus sein Zeugnis in Übereinstimmung mit dem der Zwölf. So brachte er sein Zeugnis "den Juden zuerst". In dem gleichen Sinne, und nur in diesem Sinne, bezeugte er, dass er "den Juden ein Jude geworden" sei.  
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Sein voller Auftrag wird uns erst in den späteren und ergänzenden Berichten der Apostelgeschichte ([[Apg 22:12]]-21 und [[Apg 26:12]]-20) überliefert, als er sich der göttlichen Trennungslinie näherte. '''In [[Apg 9]] war die Zeit noch nicht gekommen, alles das zu offenbaren, was das spätere Geheimnis betrifft.''' Und bis dahin gab Paulus sein Zeugnis '''in Übereinstimmung mit dem der Zwölf.''' So brachte er sein Zeugnis "den Juden zuerst". In dem gleichen Sinne, und nur in diesem Sinne, bezeugte er, dass er "den Juden ein Jude geworden" sei.  
  
Es ist besonders interessant, diese Erläuterung zu betrachten, denn sie bezieht sich direkt auf das, worüber er anschließend an dieselben Gläubigen schrieb. Beachten wir zunächst, "wie nun Paulus gewohnt war" in der ersten Zeit der Ausübung seines Dienstes (Apg. 17, 2). Da war etwas ganz Besonderes an dieser Gewohnheit, denn er spricht davon auch wieder in 1. Thess. 1, 9 und 2, 1. Er war mit Silas aus dem Gefängnis in Philippi gekommen, und tat in Thessalonich, was er überall zu tun pflegte: Er ging in die Synagoge "und redete mit ihnen an drei Sabbaten von der Schrift." Er brauchte keine Musikkapelle, er brauchte keine Solosänger, kein Streichquartett, keinen einleitenden Chorgesang, keinen Choral, keine rhetorischen Kunstgriffe einer verbrauchten sogenannten Religion, keine neuen Moden oder moderne Methoden. Bei ihm gab es kein Singen auf Knien, keine besondere Anzahl von "Amen" u.s.w. u.s.f. Er ging nur zu ihnen hinein und redete mit ihnen an drei Sabbaten VON DER SCHRIFT.  
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Es ist besonders interessant, diese Erläuterung zu betrachten, denn sie bezieht sich direkt auf das, worüber er anschließend an dieselben Gläubigen schrieb. Beachten wir zunächst, "wie nun Paulus gewohnt war" in der ersten Zeit der Ausübung seines Dienstes ([[Apg 17:2]]). Da war etwas ganz Besonderes an dieser Gewohnheit, denn er spricht davon auch wieder in [[1Thes 1:9]] und [[1Thes 2:1]]. Er war mit Silas aus dem Gefängnis in Philippi gekommen, und tat in Thessalonich, was er überall zu tun pflegte: '''Er ging in die Synagoge''' "und redete mit ihnen an drei Sabbaten von der Schrift." Er brauchte keine Musikkapelle, er brauchte keine Solosänger, kein Streichquartett, keinen einleitenden Chorgesang, keinen Choral, keine rhetorischen Kunstgriffe einer verbrauchten sogenannten Religion, keine neuen Moden oder moderne Methoden. Bei ihm gab es kein Singen auf Knien, keine besondere Anzahl von "Amen" u.s.w. u.s.f. Er ging nur zu ihnen hinein und redete mit ihnen an drei Sabbaten VON DER SCHRIFT.  
  
Er sprach nicht von der Zeitung. Es gab bei ihm gewiss keine "Politik von der Kanzel" in Bezug auf irgendwelche öffentlichen Ereignisse in Thessalonich oder im römischen Weltreich. Er befasste sich nicht mit Wohnungsproblemen armer Thessalonicher oder mit Elendsvierteln, Wasserwerken oder Kanalisation. Er befasste sich nur mit einer Sache, und das war DIE SCHRIFT. Und warum? Weil er den Glauben an die Schrift nicht verloren hatte! Denn wie er ihnen später in seinem Brief schreibt, war das Wort, das er ihnen gepredigt hatte, "nicht Menschenwort," sondern "Gottes Wort, das in euch wirkt, die ihr glaubt" (1. Thess. 2, 13).  
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Er sprach nicht von der Zeitung. Es gab bei ihm gewiss keine "Politik von der Kanzel" in Bezug auf irgendwelche öffentlichen Ereignisse in Thessalonich oder im römischen Weltreich. Er befasste sich nicht mit Wohnungsproblemen armer Thessalonicher oder mit Elendsvierteln, Wasserwerken oder Kanalisation. Er befasste sich nur mit einer Sache, und das war DIE SCHRIFT. Und warum? Weil er den Glauben an die Schrift nicht verloren hatte! Denn wie er ihnen später in seinem Brief schreibt, war das Wort, das er ihnen gepredigt hatte, "nicht Menschenwort," sondern "Gottes Wort, das in euch wirkt, die ihr glaubt" ([[1Thes 2:13]]).  
  
Das war der Grund, warum es von dort aus weiter erschallen konnte "durch Mazedonien und Achaja und an allen Orten": Weil es das Wort der Herrn war, das sie im Glauben angenommen hatten. Weil es Gottes Wort war, "redete er mit ihnen... von der Schrift." Er hat die Schrift nicht kritisiert. Er hat nicht über die Schrift gesprochen, sondern aus der Schrift. Und so "legte er ihnen dar, dass Christus leiden musste." Ebenso wie Petrus seinen Aufruf in Apg. 3, 18 begründet hatte, tat es auch Paulus. Er wollte zeigen, "dass dieser Jesus, den ich euch verkündige, der Christus ist" (Apg. 17, 3).  
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Das war der Grund, warum es von dort aus weiter erschallen konnte "durch Mazedonien und Achaja und an allen Orten": Weil es das Wort der Herrn war, das sie im Glauben angenommen hatten. Weil es Gottes Wort war, "redete er mit ihnen... von der Schrift." Er hat die Schrift nicht kritisiert. Er hat nicht über die Schrift gesprochen, sondern aus der Schrift. Und so "legte er ihnen dar, dass Christus leiden musste." Ebenso wie Petrus seinen Aufruf in [[Apg 3:18]] begründet hatte, tat es auch Paulus. Er wollte zeigen, "dass dieser Jesus, den ich euch verkündige, der Christus ist" ([[Apg 17:3]]).  
  
Vers 7 zeigt uns noch etwas anderes, das Paulus "von der Schrift" ihnen gesagt haben muss: Dass Jesus bald kommen werde, um als König zu herrschen. Das war es nämlich, wessen er vor den Oberen der Stadt beschuldigt wurde (V. 7). Daraus lernen wir, dass Paulus die Lehre der Zwölf bestätigte und nicht darüber hinaus ging. Auf dieser Lehre war die Gemeinde in Thessalonich gegründet und in ihr hatte sie ihre Nahrung. Das war es, so wird uns berichtet, was der Apostel "gewohnt war" zu tun, wohin er immer kam. Sein besonderer Auftrag wurde in diesem Abschnitt immer in den Synagogen der Diaspora ausgeführt.  
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[[Apg 17:7]] zeigt uns noch etwas anderes, das Paulus "von der Schrift" ihnen gesagt haben muss: Dass Jesus bald kommen werde, um als König zu herrschen. Das war es nämlich, wessen er vor den Oberen der Stadt beschuldigt wurde (V. 7). Daraus lernen wir, '''dass Paulus die Lehre der Zwölf bestätigte und nicht darüber hinaus ging.''' Auf dieser Lehre war die Gemeinde in Thessalonich gegründet, und in ihr hatte sie ihre Nahrung. Das war es, so wird uns berichtet, was der Apostel "gewohnt war" zu tun, wohin er immer kam. Sein besonderer Auftrag wurde in diesem Abschnitt '''immer in den Synagogen der Diaspora''' ausgeführt.  
  
Das besagt nicht, dass das Angebot Gottes, das Petrus verkündete, zurückgezogen worden wäre. Im Gegenteil, alles zeigt, dass es noch offen stand, und dass Israel noch der Adressat der Verkündigung war. Es ist richtig, Paulus stieß an zwei Orten auf so entschiedenen Widerstand der Juden, dass er sich an die Heiden wandte. Aber das geschah nur bei zwei örtliche Ausnahmen und der spezielle Dienst, in dem Paulus stand, wurde dadurch weder beeinträchtigt noch geändert.
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Das besagt nicht, dass das Angebot Gottes, das Petrus verkündete, zurückgezogen worden wäre. Im Gegenteil, alles zeigt, dass es noch offen stand, und dass '''Israel noch der Adressat der Verkündigung''' war. Es ist richtig, Paulus stieß an zwei Orten auf so entschiedenen Widerstand der Juden, dass er sich an die Heiden wandte. Aber das geschah nur bei zwei örtliche Ausnahmen und der spezielle Dienst, in dem Paulus stand, wurde dadurch weder beeinträchtigt noch geändert.
  
Antiochien in Pisidien war der Ort, wo Paulus und Silas ihre Mission unter den Juden erfüllten, indem sie ihnen sagten: "Euch musste das Wort Gottes zuerst gesagt werden; da ihr es aber von euch stoßt und haltet euch selbst nicht für würdig des ewigen Lebens, siehe, so wenden wir uns zu den Heiden..." (Apg. 13, 47). Aber sofort in der nächsten Stadt (Ikonion) geschah es, "dass sie wieder in die Synagoge der Juden gingen" (14, 1); denn Apg. 28, 28 war noch nicht erreicht.  
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Antiochien in Pisidien war der Ort, wo Paulus und Silas ihre Mission unter den Juden erfüllten, indem sie ihnen sagten: "'''Euch musste das Wort Gottes zuerst gesagt werden'''; da ihr es aber von euch stoßt und haltet euch selbst nicht für würdig des ewigen Lebens, siehe, '''so wenden wir uns zu den Heiden..."''' ([[Apg 13:47]]). Aber sofort in der nächsten Stadt (Ikonion) geschah es, "dass sie '''wieder in die Synagoge der Juden''' gingen“ ([[Apg 14:1]]); denn [[Apg 28:28]] war noch nicht erreicht.  
  
In Korinth geschah es ebenso: "Als sie aber widerstrebten und lästerten, schüttelte er die Kleider aus und sprach zu ihnen: Euer Blut komme über euer Haupt; ohne Schuld gehe ich von nun an zu den Heiden" (Apg. 18, 6). Das tat er auch; aber das Haus, in das er ging, "war neben der Synagoge"(V. 7), und im nächsten Ort, in den er kam (Ephesus), ging er "in die Synagoge und redete mit den Juden" (V. 19).  
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In Korinth geschah es ebenso: "Als sie aber widerstrebten und lästerten, schüttelte er die Kleider aus und sprach zu ihnen: '''Euer Blut komme über euer Haupt;''' ohne Schuld gehe ich von nun an zu den Heiden" ([[Apg 18:6]]). Das tat er auch; aber das Haus, in das er ging, "war neben der Synagoge“([[Apg 18:7]]), und im nächsten Ort, in den er kam (Ephesus), ging er "'''in die Synagoge und redete mit den Juden'''“ ([[Apg 18:19]]).  
  
Diese Ereignisse zeigen, dass sie nur lokal waren, und durchaus nicht von der Art wie die große Proklamation in Apg. 28, 28: "So sei es euch kundgetan, dass den Heiden dies Heil Gottes gesandt ist; und sie werden es hören."  
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Diese Ereignisse zeigen, dass sie nur lokal waren, und durchaus nicht von der Art wie die große Proklamation in [Apg 28:28]: "'''So sei es euch kundgetan, dass den Heiden dies Heil Gottes gesandt ist'''; und sie werden es hören."  
  
Während Paulus so "den Juden ein Jude wurde," und mit den Zwölf gemeinsam den Dienst des Herrn Jesus bestätigte, und somit die Verkündigung des Petrus vom Königreich in den Synagogen der Diaspora förderte, können wir gewiss sein, dass sein Zeugnis dem der Zwölf in keiner Hinsicht widersprach. Und worin das bestand, haben wir bereits gesehen. Derselbe Gott gab ihm dasselbe Zeugnis wie ihnen, "durch Zeichen, Wunder und mancherlei mächtige Taten und durch die Austeilung des heiligen Geistes nach seinem Willen" (Hebr. 2, 4).  
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Während Paulus so "den Juden ein Jude wurde," und '''mit den Zwölf gemeinsam den Dienst des Herrn Jesus bestätigte''', und somit die Verkündigung des Petrus vom Königreich in den Synagogen der Diaspora förderte, können wir gewiss sein, dass sein Zeugnis dem der Zwölf in keiner Hinsicht widersprach. Und worin das bestand, haben wir bereits gesehen. Derselbe Gott gab ihm dasselbe Zeugnis wie ihnen, "durch '''Zeichen, Wunder und mancherlei mächtige Taten''' und durch die Austeilung des heiligen Geistes nach seinem Willen" ([[Hebr 2:4]]).  
  
 
Es ist sicher eine interessante Lektion für unsere Leser, wenn sie nochmals die ganze Apostelgeschichte lesen und darauf achten, was "die es gehört haben" über das Königreich und den König zu sagen hatten, und was Paulus in den Synagogen bezeugte. Solange wir darauf eingestellt sind, einen Unterschied und eine Weiterentwicklung zwischen den apostolischen Briefen und den Frühbriefen des Paulus zu finden, werden wir auch einen Unterschied erwarten zwischen den Briefen, die Paulus in der Anfangszeit des bestätigenden Zeugnisses schrieb, und denen aus der Zeit kurz vor dem Ende dieser Phase.
 
Es ist sicher eine interessante Lektion für unsere Leser, wenn sie nochmals die ganze Apostelgeschichte lesen und darauf achten, was "die es gehört haben" über das Königreich und den König zu sagen hatten, und was Paulus in den Synagogen bezeugte. Solange wir darauf eingestellt sind, einen Unterschied und eine Weiterentwicklung zwischen den apostolischen Briefen und den Frühbriefen des Paulus zu finden, werden wir auch einen Unterschied erwarten zwischen den Briefen, die Paulus in der Anfangszeit des bestätigenden Zeugnisses schrieb, und denen aus der Zeit kurz vor dem Ende dieser Phase.
  
Der Herr hatte Paulus besondere Mitteilungen gemacht. Paulus hatte sich nicht umsonst für drei Jahre nach Arabien zurückgezogen. Was er hörte, als er in den dritten Himmel und in das Paradies entrückt war, das konnte er damals nicht sofort weitersagen. Und ein Grund dafür lag sicher in der Entfaltung der Heilsgeschichte und ihrer Phasen. Wenn wir diese Beschränkungen berücksichtigen, müssen wir uns die Frühbriefe des Paulus in ihrer zeitlichen Reihenfolge ansehen; und bei der Ähnlichkeit seines Zeugnisses mit dem der Zwölf müssen wir erwarten, dass sich im Blick auf seine besondere Berufung als Diener unter den Heiden gewisse Fortschritte und Entwicklungen in seiner Lehre beobachten lassen. Wenn er schon vorher etwas von dem "großen Geheimnis" (dem Mysterium) erfahren hatte, dann ist eins sicher: Er hat es nicht zu Papier gebracht und hatte auch keinerlei Auftrag dazu, bis Apg. 28, 28 geschehen war.  
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Der Herr hatte Paulus besondere Mitteilungen gemacht. Paulus hatte sich nicht umsonst für drei Jahre nach Arabien zurückgezogen. Was er hörte, als er in den dritten Himmel und in das Paradies entrückt war, das konnte er damals nicht sofort weitersagen. Und ein Grund dafür lag sicher in der Entfaltung der Heilsgeschichte und ihrer Phasen. Wenn wir diese Beschränkungen berücksichtigen, müssen wir uns die Frühbriefe des Paulus in ihrer zeitlichen Reihenfolge ansehen; und bei der Ähnlichkeit seines Zeugnisses mit dem der Zwölf müssen wir erwarten, dass sich im Blick auf seine besondere Berufung als Diener unter den Heiden gewisse Fortschritte und Entwicklungen in seiner Lehre beobachten lassen. Wenn er schon vorher etwas von dem "großen Geheimnis" (dem Mysterium) erfahren hatte, dann ist eins sicher: Er hat es nicht zu Papier gebracht und hatte auch keinerlei Auftrag dazu, bis [[Apg 28:28]] geschehen war.  
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Sein Zeugnis würde sich sonst insofern von dem der Zwölf unterscheiden, als deren Zeugnis auf dem beruhte, was sie vom Herrn "gehört" hatten, als er unter ihnen ein- und ausging auf der Erde. In dem, was er sprach, beruhte das Zeugnis des Paulus auf dem, was ihm derselbe Herr vom Himmel mitgeteilt hatte, in Arabien und wo sonst noch. In dem was er schrieb, beruhte es auf direkter Inspiration von Gott, mit der sich die Verheißung des Herrn in [[Joh 16:12]]-15 erfüllte. Deshalb gibt es einen zwangsläufigen Unterschied zu dem, was die Zwölf "gehört" hatten. Deren Zeugnis war hauptsächlich mündlich; seines sollte an das Schreiben gebunden sein. Das erklärt seine letzte Anweisung an Timotheus in [[2Tim 4:13]]: "Den Mantel, den ich in Troas ließ bei Karpus, bringe mit wenn du kommst, und die BÜCHER, BESONDERS DIE PERGAMENTE." <br/><br/>
  
Sein Zeugnis würde sich sonst insofern von dem der Zwölf unterscheiden, als deren Zeugnis auf dem beruhte, was sie vom Herrn "gehört" hatten, als er unter ihnen ein- und ausging auf der Erde. In dem, was er sprach, beruhte das Zeugnis des Paulus auf dem, was ihm derselbe Herr vom Himmel mitgeteilt hatte, in Arabien und wo sonst noch. In dem was er schrieb, beruhte es auf direkter Inspiration von Gott, mit der sich die Verheißung des Herrn in Joh. 16, 12-15 erfüllte. Deshalb gibt es einen zwangsläufigen Unterschied zu dem, was die Zwölf "gehört" hatten. Deren Zeugnis war hauptsächlich mündlich; seines sollte an das Schreiben gebunden sein. Das erklärt seine letzte Anweisung an Timotheus in 2. Tim. 4, 13: "Den Mantel, den ich in Troas ließ bei Karpus, bringe mit wenn du kommst, und die BÜCHER, BESONDERS DIE PERGAMENTE."
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====<big>Paulus als Gefangener</big>====
  
Vor Apg. 28, 25.26 war Paulus "als Gefangener aus Jerusalem überantwortet in die Hände der Römer" (V. 17). Danach aber, obwohl immer noch gefangen, war er "der Gefangene Christi Jesu" (Eph. 3, 1). Vor Apg. 28, 25.26 sagte Paulus "um der Hoffnung Israels willen trage ich diese Ketten" (V. 20); aber danach bezeichnet er sich als gefangen "für euch Heiden" (Eph. 3, 1). Wenn Paulus vor Apg. 28 persönlich etwas von dem Mysterium gewusst hat, dann kann er es kaum weitergesagt haben, sogar an Einzelne, ohne ihre Stellung in der Heilsgeschichte völlig umzustoßen. Obwohl er nicht beauftragt war, es zu schreiben, können wir dennoch in keiner Weise behaupten, dass er es nicht dem einen oder andern gegenüber erwähnt hat, der vorbereitet war es aufzunehmen oder der darein eingeführt werden sollte. Das ist die Bedeutung des Wortes "Vollkommene" in 1. Kor. 2, 6.  
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Vor [[Apg 28:25]].26 war Paulus "'''als Gefangener''' aus Jerusalem überantwortet in die Hände '''der Römer'''“ ([[Apg 28:17]]). Danach aber, obwohl immer noch gefangen, war er "'''der Gefangene Christi Jesu'''" ([[Eph 3:1]]). Vor [[Apg 28:25]].26 sagte Paulus "'''um der Hoffnung Israels willen''' trage ich diese Ketten“ ([[Apg 28:20]]); aber '''danach''' bezeichnet er sich als '''gefangen "für euch Heiden"''' ([[Eph 3:1]]). Wenn Paulus vor [[Apg 28]] persönlich etwas von dem Mysterium gewusst hat, dann kann er es kaum weitergesagt haben, sogar an Einzelne, ohne ihre Stellung in der Heilsgeschichte völlig umzustoßen. Obwohl er nicht beauftragt war, es zu schreiben, können wir dennoch in keiner Weise behaupten, dass er es nicht dem einen oder andern gegenüber erwähnt hat, der vorbereitet war es aufzunehmen oder der darein eingeführt werden sollte. Das ist die Bedeutung des Wortes "Vollkommene" in [[1Kor 2:6]].  
  
Auf jeden Fall wäre sein Zeugnis zweifellos dem der Zwölf voraus gewesen, sogar im Blick auf seinen Auftrag in Apg. 26, 15-18; aber besonders als das Ende dieser heilsgeschichtlichen Phase näher rückte und er sah, "dass sich der Tag naht."  
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Auf jeden Fall wäre sein Zeugnis zweifellos dem der Zwölf voraus gewesen, sogar im Blick auf seinen Auftrag in [[Apg 26:15]]-18; aber besonders als das Ende dieser heilsgeschichtlichen Phase näher rückte und er sah, "dass sich der Tag naht."  
  
Deshalb müssen wir uns darauf gefasst machen, einige Unterschiede z. B. zwischen dem Römerbrief (dem letzten vor Apg. 28) und dem an die Thessalonicher (den er als ersten geschrieben hat) zu sehen. Aber andererseits wollen wir nicht versäumen, alle die Punkte zu bemerken, in denen das Zeugnis des Paulus mit dem übereinstimmt, was "die es gehört haben" als Worte des Herrn Jesus bekräftigten.  
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Deshalb müssen wir uns darauf gefasst machen, einige Unterschiede z. B. zwischen dem Römerbrief (dem letzten vor [[Apg 28]]) und dem an die Thessalonicher (den er als ersten geschrieben hat) zu sehen. Aber andererseits wollen wir nicht versäumen, alle die Punkte zu bemerken, in denen das Zeugnis des Paulus mit dem übereinstimmt, was "die es gehört haben" als Worte des Herrn Jesus bekräftigten.  
  
 
Wir haben bereits gesehen, dass der Apostels Paulus, zu dem der Herr vom Himmel her redete, eine Zeit lang in seinem Dienst eng verbunden war mit denen, die den Herrn auf der Erde reden gehört hatten. So haben wir die Bekräftigung doppelt. Aber obwohl wir in den Grundzügen dasselbe Zeugnis erwarten können, müssen wir auch auf eine gewisse Weiterentwicklung gefasst sein.  
 
Wir haben bereits gesehen, dass der Apostels Paulus, zu dem der Herr vom Himmel her redete, eine Zeit lang in seinem Dienst eng verbunden war mit denen, die den Herrn auf der Erde reden gehört hatten. So haben wir die Bekräftigung doppelt. Aber obwohl wir in den Grundzügen dasselbe Zeugnis erwarten können, müssen wir auch auf eine gewisse Weiterentwicklung gefasst sein.  
  
Als Paulus berufen wurde, war die Verkündigung des Petrus bereits geschehen, und alle, die gläubig geworden waren, wurden mit der Taufe des Johannes getauft zur Buße, im Blick auf die Wiederkunft des erwarteten Messias, den Gott zu senden versprochen hatte, und darauf, dass "alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn" (Apg. 3, 19-26).  
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Als Paulus berufen wurde, war die Verkündigung des Petrus bereits geschehen, und alle, die gläubig geworden waren, wurden mit der Taufe des Johannes getauft zur Buße, im Blick auf die Wiederkunft des erwarteten Messias, den Gott zu senden versprochen hatte, und darauf, dass "alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn" ([[Apg 3:19]]-26).  
  
Deshalb befassen wir uns nicht mit den besonderen Nuancen der Bedeutung mancher Wörter, die sich feststellen lassen, wo die erwartete Wiederkunft Jesu Christi beschrieben wird. Wir bauen nicht zuerst das Dach, indem wir über den Gebrauch der Wörter parousia, epiphaneia, oder apokalupsis diskutieren. Welche Wörter auch immer verwendet werden, es ist stets dasselbe gemeint, dass der Herr "den sende, der euch zuvor zum Christus bestimmt ist: Jesus" und damit auch "alles... wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn" zur gegebenen Zeit seine Erfüllung finden würde, einschließlich der Offenbarung, die Johannes geschrieben hatte.  
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Deshalb befassen wir uns nicht mit den besonderen Nuancen der Bedeutung mancher Wörter, die sich feststellen lassen, wo die erwartete Wiederkunft Jesu Christi beschrieben wird. Wir bauen nicht zuerst das Dach, indem wir über den Gebrauch der Wörter ''parousia, epiphaneia'', oder ''apokalupsis'' diskutieren. Welche Wörter auch immer verwendet werden, es ist stets dasselbe gemeint, dass der Herr "den sende, der euch zuvor zum Christus bestimmt ist: Jesus" und damit auch "alles... wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn" zur gegebenen Zeit seine Erfüllung finden würde, einschließlich der Offenbarung, die Johannes geschrieben hatte.  
  
Es war reichlich Zeit gelassen für alles, was für die "Wiederherstellung aller Dinge" erforderlich war. Für Israel waren zwischen der Kreuzigung des Messias und der Zerstörung Jerusalems nochmals vierzig Jahre Bewährungsfrist gegeben eine Periode die fast ganz abgedeckt wird von der Phase der Apostelgeschichte. Das muss allen klar sein, die sich für die große, beherrschende Tatsache interessieren, dass die Verkündigung des Petrus unmittelbar auf das Pfingstereignis folgte: Diese ganze heilsgeschichtliche Phase war eine Einmaligkeit. Sie hatte einen Zweck, einen Inhalt, ein Ziel und ein Zeugnis, das von niemand sonst als nur von einer besonderen Gruppe von Zeugen gegeben wurde. Alles ist zusammengefasst in Apg. 3, 19-26 einer Schriftstelle, die von den meisten Lesern vielleicht nicht aus ihren Bibeln herausgestrichen, aber praktisch ignoriert wurde.  
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Es war reichlich Zeit gelassen für alles, was für die "Wiederherstellung aller Dinge" erforderlich war. '''Für Israel waren zwischen der Kreuzigung des Messias und der Zerstörung Jerusalems nochmals vierzig Jahre Bewährungsfrist''' gegeben eine Periode die fast ganz abgedeckt wird von der '''Phase der Apostelgeschichte.''' Das muss allen klar sein, die sich für die große, beherrschende Tatsache interessieren, dass die '''Verkündigung des Petrus unmittelbar auf das Pfingstereignis''' folgte: Diese ganze heilsgeschichtliche Phase war eine Einmaligkeit. Sie hatte einen Zweck, einen Inhalt, ein Ziel und ein Zeugnis, das von niemand sonst als nur von einer besonderen Gruppe von Zeugen gegeben wurde. Alles ist zusammengefasst in [[Apg 3:19]]-26 einer Schriftstelle, die von den meisten Lesern vielleicht nicht aus ihren Bibeln herausgestrichen, aber praktisch ignoriert wurde.  
  
Die Überlieferung, dass Christus gekommen sei, eine Gemeinde zu gründen, und dass die Gemeinde zu Pfingsten gegründet worden sei, hat Apg. 3, 19-26 völlig bedeutungslos werden lassen, denn diese Schriftstelle hat keinen Platz in dieser überlieferten menschlichen Lehre und ist deshalb übergangen worden. Das hatte sehr schwerwiegende Folgen für das rechte Verstehen des übrigen Neuen Testaments und dafür, dass man "richtig schneide das Wort der Wahrheit"(2. Tim. 2, 15 K). Die dadurch angerichtete Verwirrung ist die Ursache für all die Schwierigkeiten, auf die Menschen stoßen, die nach Antwort für ihre Fragen suchen.  
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Die Überlieferung, dass Christus gekommen sei, eine Gemeinde zu gründen, und dass die Gemeinde zu Pfingsten gegründet worden sei, hat [[Apg 3:19]]-26 völlig bedeutungslos werden lassen, denn diese Schriftstelle hat keinen Platz in dieser überlieferten menschlichen Lehre und ist deshalb übergangen worden. Das hatte sehr schwerwiegende Folgen für das rechte Verstehen des übrigen Neuen Testaments und dafür, dass man '''"richtig schneide das Wort der Wahrheit“''' ([[2Tim 2:15]] K). Die dadurch angerichtete Verwirrung ist die Ursache für all die Schwierigkeiten, auf die Menschen stoßen, die nach Antwort für ihre Fragen suchen.  
  
Die Frühbriefe des Paulus sind hoffnungslos verdunkelt, weil sie nicht in ihrer zeitlichen Reihenfolge studiert werden. Wir wollen sie nochmals im Licht dieser Reihenfolge betrachten, in der sie geschrieben wurden, und wir wollen diesem besonderen Gedanken des "vielfach und auf vielerlei Weise" seine ihm zukommende Bedeutung in der Auslegung einräumen.
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Die Frühbriefe des Paulus sind hoffnungslos verdunkelt, weil sie nicht in ihrer zeitlichen Reihenfolge studiert werden. Wir wollen sie nochmals im Licht dieser Reihenfolge betrachten, in der sie geschrieben wurden, und wir wollen diesem besonderen Gedanken des "'''vielfach und auf vielerlei Weise'''" seine ihm zukommende Bedeutung in der Auslegung einräumen.<br/><br/>
  
Lies weiter:
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Lies weiter:<br/>
Die Briefe an die Thessalonicher
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[http://www.bibelwissen.ch/wiki/Briefe_an_die_Thessalonicher <big> '''Briefe an die Thessalonicher''' </big>]<br/><br/>

Aktuelle Version vom 17. November 2020, 17:55 Uhr

Abschrift des Buches: Heilsgeschichtliche Entfaltung im Neuen Testament
Verfasser: E. W. Bullinger (1874)

Herausgeber:
Manfred Mössinger, 76307 Karlsbad, Eigenverlag (1993)
In englischer Sprache:
The Foundation of Dispensational Truth

Weitere Bücher unter: Abschriften

Kapitel davor:
I. Gott hat geredet

4. Durch die (die) IHN gehört haben
g) Was sie gehört haben

II. Die Früh-Briefe des Apostels Paulus

Wenn wir uns jetzt den Briefen des Paulus zuwenden, dann müssen wir sie in ihrer zeitlichen Reihenfolge behandeln, und sie in zwei Kategorien einteilen frühere und spätere.

Die Reihe der früheren Briefe ist vor Apg 28 geschrieben worden. Die späteren Briefe sind nach der formellen Zurückweisung, die auf die Proklamation durch Petrus und die Zwölf erfolgte, geschrieben worden. Die Proklamation enthielt das Angebot des Königs und des Königreichs während dieser Phase, also während der Zeit der Apostelgeschichte. Diese beiden Reihen sind gleich wichtig, aber trotzdem voneinander verschieden. Zusammen stehen sie in einer anderen Kategorie als die apostolischen Briefe von Petrus, Jakobus, Johannes und Judas.

Obwohl die genaue Reihenfolge der einzelnen Bücher des Neuen Testaments nicht mit der Autorität von Manuskripten belegt werden kann, gibt es doch keinen Zweifel über die Reihenfolge der fünf Gruppen, in die sie in den besten und ältesten Manuskripten eingeteilt werden. Es gibt auch keinen Zweifel über die Reihenfolge innerhalb der Gruppe Paulinischen Briefe. Die derzeitige Reihenfolge der Bücher des Neuen Testaments in der englischen und allen modernen Versionen ist von der lateinischen Vulgata übernommen, deren Anordnung als Vermächtnis des Hieronymus für alle späteren Generationen festgelegt ist.

Aus der heutigen Anordnung der Bücher in unseren Bibeln erfahren wir also nichts über die Reihenfolge ihrer Entstehung. Die einzig sicheren Daten hierüber sind folgende:

In allen besten und ältesten Manuskripten sind die einzelnen Bücher in fünf Gruppen eingeteilt:

  1. Die vier Evangelien.
  2. Die Apostelgeschichte.
  3. Die Apostolischen Briefe.
  4. Die Paulinischen Briefe.
  5. Die Apokalypse.

Die Adressaten

Obwohl die Reihenfolge der Bücher in der ersten und dritten Gruppe variiert, ist sie in der vierten Gruppe immer konstant. Die Paulinischen Episteln sind (im Unterschied zu den Briefen an Einzelpersonen und an die Hebräer) nie in einem griechischen Manuskript in anderer Reihenfolge gefunden worden, wie wir sie heute in unsern Bibeln haben.

Was immer über die chronologische Reihenfolge gelehrt werden mag (d. h.: die Reihenfolge, in der sie geschrieben wurden), die gültige Anordnung für uns heute, ist deshalb die kanonische Ordnung. Sie beginnt mit dem Brief an die Römer und endet mit dem 2. Brief an die Thessalonicher. Es ist nicht so, dass eine Anordnung richtig wäre und eine falsch. Beide sind richtig, keine ist falsch.

Beide sind wichtig, aber nicht gleichgewichtig. Die chronologische Anordnung bietet nämlich eine Fülle höchst wichtiger Informationen für alle, die sich für die heilsgeschichtlichen Phasen interessieren. Die kanonische Ordnung ist voller tiefgehender Informationen, was Lehre und Erfahrung betrifft. Wir können keine vernachlässigen oder ignorieren, ohne vor Gott Schuld auf uns zu laden und uns selber Eintrag zu tun.

Für die ursprünglichen Empfänger hatte die zeitliche Reihenfolge größere Bedeutung, war sie sogar äußerst wichtig. Aber für uns heute ist die kanonische Anordnung die wichtigere geworden, seit das Zeugnis abgelehnt wurde, das durch die, die es gehört haben verbreitet worden war, und seit daraufhin das Königreich ausgesetzt wurde.

Dieser Unterschied erweist sich in dem großen Wechsel, der stattfand, als der Heilige Geist die Reihenfolge, in der sie uns vorgelegt werden sollten, umkehrte: Die erste große Tatsache ist, dass kein griechisches Manuskript eine andere Reihenfolge hat als unsere heutige Bibel. Die zweite große Tatsache ist, dass die Briefe an die Thessalonicher, die zuerst geschrieben wurden, am Ende stehen.

Keiner von unsern Lesern wird diese beiden Tatsachen für zufällig halten. Und da wir selber glauben, dass wir sie einer göttlichen Fügung verdanken, muss es auch einen Grund dafür geben.

Zunächst fällt uns auf, dass das Warten auf Gottes Sohn vom Himmel, und die Errettung vor dem zukünftigen Zorn eindeutig im Mittelpunkt aller Verkündigung während dieser Phase der Apostelgeschichte standen. Noch war Jehovas Verheißung, Jesus Christus zu senden, nicht zurückgezogen. Noch hatte Israel die Möglichkeit, die Erfüllung alles dessen zu sehen, was die Propheten geredet hatten, aber nur unter der Bedingung der nationalen Buße. Deshalb war es das Zeugnis derer, die es gehört hatten, überall, ob gesprochen oder geschrieben, dass das rasche Kommen des Herrn nahe bevorstand und die Erlösung vom zukünftigen Zorn erlebt wird während der Phase der Apostelgeschichte.

Die Paulinischen Briefe können aus dieser Schlussfolgerung nicht ausgenommen werden. Wenn jemand zu der Ansicht neigt, die Verheißung von Apg 3 sei irgendwann vor Apg 28 zurückgezogen worden, dann muss er nachweisen, wo ein derart epochemachendes Ereignis festgehalten wäre. Aber dieser Nachweis ist unmöglich. Keine Spur davon ist zu sehen. Tatsächlich betont es der allererste Brief, den Paulus geschrieben hat, (1Thes 1:10), und der zweite Brief lässt sich anders gar nicht verstehen.

Aber für uns heute ist das nicht der große und wichtige Punkt. Israel hat nicht Buße getan, das Volk hat die gestellte Bedingung nicht erfüllt, und nun sind die großen Verheißungen aus Apg 3 aufgeschoben, und alle dort verheißenen Segnungen sind vorläufig außer Kraft gesetzt.

Beginn der Nationenphase

Die erste Frage, die sich da stellt, ist: Wo kommen wir als Gläubige aus den Heidennationen ins Spiel? Unseren Vätern wurden doch die "Verheißungen" nicht gemacht, die Paulus in Röm 9:3-5 beschreibt? Wir Heiden haben keinen Anspruch auf irgendein Erbe, das Petrus in 1Petr 1:3-5 nennt. Kein Bund wurde mit Heiden geschlossen (außer in ihrer Verbindung mit Israel). Wo stehen wir nun? Welche Grundlage haben wir überhaupt für irgendwelche Segnungen? - gar keine.

Unsere Position wird in Eph 2:11.12 klar definiert: "... denkt daran,... dass ihr zu jener Zeit ohne Christus wart, ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und Fremde außerhalb des Bundes der Verheißung; daher hattet ihr keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt."

Während der ganzen Apostelgeschichte konzentrierte sich alles Zeugnis auf das Volk Israel und dessen irdische Segnungen. Der Ölbaum stand noch. "Einige Zweige" waren ausgebrochen und heidnische Zweige dafür "eingepfropft worden" (Röm 11:17). Jetzt aber, nachdem der Ölbaum gefällt wurde, wohin sollen wir Gläubigen aus den Heiden eingepfropft sein? Mit oder in wem sollen wir zu "Erben" werden?

Die Antwort ist: In Christus. Aber diese wunderbare Wahrheit konnte nicht offenbart werden, solange der andere Weg zur Erbschaft noch offen war! Es kann nicht zwei Wege zum Erbe gleichzeitig nebeneinander geben!

Das bringt uns zum Geheimnis von dem allen. Es zeigt uns den Grund für den Wechsel in der Reihenfolge der Paulinischen Briefe. Die eine wichtige Wahrheit, die wir daraus lernen, ist, dass wir nur in Christus unsern Stand haben, dass unsere ganze Hoffnung nur in ihm ist, dass unser Anspruch nicht in Abraham, Israel oder den "Vätern" besteht, sondern "in Christus" begründet ist. In Ihm sind wir auch zu Erben eingesetzt worden... (Eph 1:11).

Deshalb haben wir nicht mit den Briefen des Paulus an die Thessalonicher zu beginnen, sondern mit dem Römerbrief. Das muss für uns der Einstieg sein. Wir können nicht nach dem Herrn Ausschau halten, bevor wir ihn kennen. Wir müssen erst wissen, was unsere Hoffnung ist, bevor wir auf ihre Erfüllung warten können. Wir müssen zuerst über unsern Stand in Christus instruiert werden, bevor wir etwas davon wissen können, was anstelle der Hoffnung von Apg 3 offenbart werden sollte.

Jetzt können wir erkennen, warum die kanonische Ordnung der Paulinischen Epistel notwendigerweise geändert werden musste, also warum der zuletzt geschriebene nach vorn kam und der zuerst geschriebene nach hinten.

Wie wir oben ausgeführt haben, ist nicht eine Reihenfolge richtig und die andere falsch, sondern beide sind richtig. Das wird vollends klar, wenn wir sie einmal richtig einteilen.

Die kanonische Reihenfolge der Paulinischen Briefe:

A Römer: Grundlegende Wahrheit und dogmatische Lehre, notwendig für alle, in allen Phasen der Heilsgeschichte.
B 1.u.2. Korinther: Ermahnung wegen praktischen Versagens, zum Verständnis der Glaubensgrundsätze des Römerbriefs.
C Galater: Korrektur dogmatischer Fehler im Verständnis der Lehre des Römerbriefs.
A Epheser: Grundlegende Wahrheit und dogmatische Lehre, notwendig für die heilsgeschichtliche Phase des Geheimnisses; Christus ist das Haupt über alles, denn die Gemeinde ist sein Leib.
B Philipper: Ermahnung wegen praktischen Versagens, zum Verständnis und zur Durchführung der Lehre des Epheserbriefs.
C Kolossser: Korrektur dogmatischer Fehler zum Verständnis der Lehre des Epheserbriefs: "... hält sich nicht an das Haupt"

Thessalonicher rundet das Ganze ab mit der jetzt verzögerten Erwartung der Wiederkunft des Herrn.


Es gehört nicht zu unserer Aufgabe, hier weiter auf die kanonische Ordnung der Paulinischen Epistel einzugehen. Das muss anstehen, bis wir uns an geeigneter Stelle damit befassen. Uns geht es jetzt um die chronologische Reihenfolge, denn die gehört zu den Grundlagen der Lehre von der Heilsgeschichte.

Paulus gehörte nicht zu denen, die Hebr 2:3 als die bezeichnet, die es gehört haben. Er war keiner "von diesen Männern, die bei uns gewesen sind die ganze Zeit über, als der Herr Jesus unter uns ein und ausgegangen ist" (Apg 1:21). Deshalb konnte er in keiner Beziehung als einer von den Zwölf angesehen werden. Das mindert aber die Bedeutung der Paulinischen Epistel in keiner Weise, denn er hörte den Herrn vom Himmel. Er war vom Heiligen Geist inspiriert und der Herr selbst unterwies ihn nach und nach.

Ohne etwas von der Bedeutung der kanonischen Reihenfolge der Paulinischen Briefe zu mindern, müssen wir unser Möglichstes tun, die wirkliche Unterweisung aus der chronologischen Reihenfolge herauszufinden. Deshalb betrachten wir zunächst

Die Frühbriefe des Paulus

Über die genaue Datierung der Frühbriefe des Paulus werden unterschiedliche Meinungen vertreten. Weil es keine äußeren Belege darüber gibt, sind alle Forscher auf die internen Belege angewiesen und haben die gleiche Grundlage. Aber jeder kann seine eigenen Schlussfolgerungen ziehen. Wir nennen die allgemein angenommenen Jahreszahlen, es ist aber möglich dass künftige Forschungsergebnisse noch Korrekturen erforderlich machen.

Die chronologische Reihenfolge:

1. Thessalonicher 52 Korinth
2. Thessalonicher 53 Korinth
1. Korinther 57 (Frühling) Ephesus
2. Korinther 57 (Herbst) Ephesus
Galater 57 (Winter) Korinth
Römer 58 (Frühling) Korinth
Apg 28:25.29 62
Epheser 62 (Frühling) Gefangenschaft in Rom
Kolosser 62 (Frühling) Gefangenschaft in Rom
Philipper 62 (Herbst) Gefangenschaft in Rom
1. Timotheus 67* Korinth
Titus 67 Korinth
2. Timotheus 68 Rom (Gefängnis)


Die Bedeutung der vorstehenden Tabelle mit dem Angelpunkt in der Mitte, von dem sich alles ableitet, ist offensichtlich.

Zwischen den beiden Gefangenschaften liegen die Missionsreisen, die Paulus gemacht oder beabsichtigt hatte und der Hinweis auf eine zweite und spätere Inhaftierung. Die Missionsreisen, auf die sich die Fußnote* bezieht, liegen außerhalb der heilsgeschichtlichen Phase der Apostelgeschichte und bleiben deshalb in dem vorliegenden Buch unberücksichtigt. Es ist klar, dass man es vor Gott zu verantworten hätte, wollte man diese letzte Etappe im späteren Dienst des Paulus die heilsgeschichtliche Phase des Geheimnisses ignorieren.

* Es ist wahrscheinlich, dass 1. Timotheus und Titus früher geschrieben wurden und sowohl die frühere wie auch die spätere Periode abdecken. Zwischen ihnen und dem 2. Brief an Timotheus lägen dann die Reise nach Mazedonien (Phil 2:24.25), Kolossä (Phil 2:2), Spanien (Röm 15:24), Dalmatien (2Tim 4:10) und Ephesus (2Tim 4:12). Damit erfüllte er seine Ankündigung von Apg 28:28: "... dass den Heiden dies Heil Gottes gesandt ist..."

Wir haben deshalb jetzt das Zeugnis DER FRÜHBRIEFE DES PAULUS zu betrachten.

Das Zeugnis der Frühbriefe

Von seiner Berufung haben wir drei Berichte: in Apg 9:6 erfuhr er vom Herrn nichts weiter als: "Steh auf und geh in die Stadt; da wird man dir sagen, was du tun sollst" (dazu Apg 22:12-21; Apg 26:12-20)

Der Herr sprach zu Ananias über Paulus (um dessen Befürchtungen zu beschwichtigen): "... dieser ist mein auserwähltes Werkzeug, dass er meinen Namen trage vor Heiden und Könige und vor das Volk Israel. Ich will ihm zeigen, wieviel er leiden muss um meines Namens willen" (Apg 9:15.16). Das war zu Ananias gesprochen, nicht zu Paulus. Mehr wird an dieser Stelle nicht berichtet, als dass Ananias ihm die Hände auflegte und Paulus pneuma hagia empfing, oder "die Kraft aus der Höhe" (in Form der "Geistesgaben").

Der Auftrag, den Paulus erhielt, wurde nur allmählich enthüllt. Vermutlich war er zwar Paulus zu ein und derselben Zeit verkündet worden, aber für andere erst zur gegebenen Zeit eröffnet, so wie Gottes Absichten entfaltet wurden. Erst kurz vor dem Ende des ersten Teiles vom Dienst des Paulus erfahren wir alles das, was in Apg. 9 gesagt ist. Wir dürfen deshalb in Bezug auf das große Geheimnis (das Mysterium) nicht durcheinander bringen, was von dem jeweils Gesagten auf den ersten und was auf den zweiten Teil zu beziehen ist.

Sein voller Auftrag wird uns erst in den späteren und ergänzenden Berichten der Apostelgeschichte (Apg 22:12-21 und Apg 26:12-20) überliefert, als er sich der göttlichen Trennungslinie näherte. In Apg 9 war die Zeit noch nicht gekommen, alles das zu offenbaren, was das spätere Geheimnis betrifft. Und bis dahin gab Paulus sein Zeugnis in Übereinstimmung mit dem der Zwölf. So brachte er sein Zeugnis "den Juden zuerst". In dem gleichen Sinne, und nur in diesem Sinne, bezeugte er, dass er "den Juden ein Jude geworden" sei.

Es ist besonders interessant, diese Erläuterung zu betrachten, denn sie bezieht sich direkt auf das, worüber er anschließend an dieselben Gläubigen schrieb. Beachten wir zunächst, "wie nun Paulus gewohnt war" in der ersten Zeit der Ausübung seines Dienstes (Apg 17:2). Da war etwas ganz Besonderes an dieser Gewohnheit, denn er spricht davon auch wieder in 1Thes 1:9 und 1Thes 2:1. Er war mit Silas aus dem Gefängnis in Philippi gekommen, und tat in Thessalonich, was er überall zu tun pflegte: Er ging in die Synagoge "und redete mit ihnen an drei Sabbaten von der Schrift." Er brauchte keine Musikkapelle, er brauchte keine Solosänger, kein Streichquartett, keinen einleitenden Chorgesang, keinen Choral, keine rhetorischen Kunstgriffe einer verbrauchten sogenannten Religion, keine neuen Moden oder moderne Methoden. Bei ihm gab es kein Singen auf Knien, keine besondere Anzahl von "Amen" u.s.w. u.s.f. Er ging nur zu ihnen hinein und redete mit ihnen an drei Sabbaten VON DER SCHRIFT.

Er sprach nicht von der Zeitung. Es gab bei ihm gewiss keine "Politik von der Kanzel" in Bezug auf irgendwelche öffentlichen Ereignisse in Thessalonich oder im römischen Weltreich. Er befasste sich nicht mit Wohnungsproblemen armer Thessalonicher oder mit Elendsvierteln, Wasserwerken oder Kanalisation. Er befasste sich nur mit einer Sache, und das war DIE SCHRIFT. Und warum? Weil er den Glauben an die Schrift nicht verloren hatte! Denn wie er ihnen später in seinem Brief schreibt, war das Wort, das er ihnen gepredigt hatte, "nicht Menschenwort," sondern "Gottes Wort, das in euch wirkt, die ihr glaubt" (1Thes 2:13).

Das war der Grund, warum es von dort aus weiter erschallen konnte "durch Mazedonien und Achaja und an allen Orten": Weil es das Wort der Herrn war, das sie im Glauben angenommen hatten. Weil es Gottes Wort war, "redete er mit ihnen... von der Schrift." Er hat die Schrift nicht kritisiert. Er hat nicht über die Schrift gesprochen, sondern aus der Schrift. Und so "legte er ihnen dar, dass Christus leiden musste." Ebenso wie Petrus seinen Aufruf in Apg 3:18 begründet hatte, tat es auch Paulus. Er wollte zeigen, "dass dieser Jesus, den ich euch verkündige, der Christus ist" (Apg 17:3).

Apg 17:7 zeigt uns noch etwas anderes, das Paulus "von der Schrift" ihnen gesagt haben muss: Dass Jesus bald kommen werde, um als König zu herrschen. Das war es nämlich, wessen er vor den Oberen der Stadt beschuldigt wurde (V. 7). Daraus lernen wir, dass Paulus die Lehre der Zwölf bestätigte und nicht darüber hinaus ging. Auf dieser Lehre war die Gemeinde in Thessalonich gegründet, und in ihr hatte sie ihre Nahrung. Das war es, so wird uns berichtet, was der Apostel "gewohnt war" zu tun, wohin er immer kam. Sein besonderer Auftrag wurde in diesem Abschnitt immer in den Synagogen der Diaspora ausgeführt.

Das besagt nicht, dass das Angebot Gottes, das Petrus verkündete, zurückgezogen worden wäre. Im Gegenteil, alles zeigt, dass es noch offen stand, und dass Israel noch der Adressat der Verkündigung war. Es ist richtig, Paulus stieß an zwei Orten auf so entschiedenen Widerstand der Juden, dass er sich an die Heiden wandte. Aber das geschah nur bei zwei örtliche Ausnahmen und der spezielle Dienst, in dem Paulus stand, wurde dadurch weder beeinträchtigt noch geändert.

Antiochien in Pisidien war der Ort, wo Paulus und Silas ihre Mission unter den Juden erfüllten, indem sie ihnen sagten: "Euch musste das Wort Gottes zuerst gesagt werden; da ihr es aber von euch stoßt und haltet euch selbst nicht für würdig des ewigen Lebens, siehe, so wenden wir uns zu den Heiden..." (Apg 13:47). Aber sofort in der nächsten Stadt (Ikonion) geschah es, "dass sie wieder in die Synagoge der Juden gingen“ (Apg 14:1); denn Apg 28:28 war noch nicht erreicht.

In Korinth geschah es ebenso: "Als sie aber widerstrebten und lästerten, schüttelte er die Kleider aus und sprach zu ihnen: Euer Blut komme über euer Haupt; ohne Schuld gehe ich von nun an zu den Heiden" (Apg 18:6). Das tat er auch; aber das Haus, in das er ging, "war neben der Synagoge“(Apg 18:7), und im nächsten Ort, in den er kam (Ephesus), ging er "in die Synagoge und redete mit den Juden“ (Apg 18:19).

Diese Ereignisse zeigen, dass sie nur lokal waren, und durchaus nicht von der Art wie die große Proklamation in [Apg 28:28]: "So sei es euch kundgetan, dass den Heiden dies Heil Gottes gesandt ist; und sie werden es hören."

Während Paulus so "den Juden ein Jude wurde," und mit den Zwölf gemeinsam den Dienst des Herrn Jesus bestätigte, und somit die Verkündigung des Petrus vom Königreich in den Synagogen der Diaspora förderte, können wir gewiss sein, dass sein Zeugnis dem der Zwölf in keiner Hinsicht widersprach. Und worin das bestand, haben wir bereits gesehen. Derselbe Gott gab ihm dasselbe Zeugnis wie ihnen, "durch Zeichen, Wunder und mancherlei mächtige Taten und durch die Austeilung des heiligen Geistes nach seinem Willen" (Hebr 2:4).

Es ist sicher eine interessante Lektion für unsere Leser, wenn sie nochmals die ganze Apostelgeschichte lesen und darauf achten, was "die es gehört haben" über das Königreich und den König zu sagen hatten, und was Paulus in den Synagogen bezeugte. Solange wir darauf eingestellt sind, einen Unterschied und eine Weiterentwicklung zwischen den apostolischen Briefen und den Frühbriefen des Paulus zu finden, werden wir auch einen Unterschied erwarten zwischen den Briefen, die Paulus in der Anfangszeit des bestätigenden Zeugnisses schrieb, und denen aus der Zeit kurz vor dem Ende dieser Phase.

Der Herr hatte Paulus besondere Mitteilungen gemacht. Paulus hatte sich nicht umsonst für drei Jahre nach Arabien zurückgezogen. Was er hörte, als er in den dritten Himmel und in das Paradies entrückt war, das konnte er damals nicht sofort weitersagen. Und ein Grund dafür lag sicher in der Entfaltung der Heilsgeschichte und ihrer Phasen. Wenn wir diese Beschränkungen berücksichtigen, müssen wir uns die Frühbriefe des Paulus in ihrer zeitlichen Reihenfolge ansehen; und bei der Ähnlichkeit seines Zeugnisses mit dem der Zwölf müssen wir erwarten, dass sich im Blick auf seine besondere Berufung als Diener unter den Heiden gewisse Fortschritte und Entwicklungen in seiner Lehre beobachten lassen. Wenn er schon vorher etwas von dem "großen Geheimnis" (dem Mysterium) erfahren hatte, dann ist eins sicher: Er hat es nicht zu Papier gebracht und hatte auch keinerlei Auftrag dazu, bis Apg 28:28 geschehen war.

Sein Zeugnis würde sich sonst insofern von dem der Zwölf unterscheiden, als deren Zeugnis auf dem beruhte, was sie vom Herrn "gehört" hatten, als er unter ihnen ein- und ausging auf der Erde. In dem, was er sprach, beruhte das Zeugnis des Paulus auf dem, was ihm derselbe Herr vom Himmel mitgeteilt hatte, in Arabien und wo sonst noch. In dem was er schrieb, beruhte es auf direkter Inspiration von Gott, mit der sich die Verheißung des Herrn in Joh 16:12-15 erfüllte. Deshalb gibt es einen zwangsläufigen Unterschied zu dem, was die Zwölf "gehört" hatten. Deren Zeugnis war hauptsächlich mündlich; seines sollte an das Schreiben gebunden sein. Das erklärt seine letzte Anweisung an Timotheus in 2Tim 4:13: "Den Mantel, den ich in Troas ließ bei Karpus, bringe mit wenn du kommst, und die BÜCHER, BESONDERS DIE PERGAMENTE."

Paulus als Gefangener

Vor Apg 28:25.26 war Paulus "als Gefangener aus Jerusalem überantwortet in die Hände der Römer“ (Apg 28:17). Danach aber, obwohl immer noch gefangen, war er "der Gefangene Christi Jesu" (Eph 3:1). Vor Apg 28:25.26 sagte Paulus "um der Hoffnung Israels willen trage ich diese Ketten“ (Apg 28:20); aber danach bezeichnet er sich als gefangen "für euch Heiden" (Eph 3:1). Wenn Paulus vor Apg 28 persönlich etwas von dem Mysterium gewusst hat, dann kann er es kaum weitergesagt haben, sogar an Einzelne, ohne ihre Stellung in der Heilsgeschichte völlig umzustoßen. Obwohl er nicht beauftragt war, es zu schreiben, können wir dennoch in keiner Weise behaupten, dass er es nicht dem einen oder andern gegenüber erwähnt hat, der vorbereitet war es aufzunehmen oder der darein eingeführt werden sollte. Das ist die Bedeutung des Wortes "Vollkommene" in 1Kor 2:6.

Auf jeden Fall wäre sein Zeugnis zweifellos dem der Zwölf voraus gewesen, sogar im Blick auf seinen Auftrag in Apg 26:15-18; aber besonders als das Ende dieser heilsgeschichtlichen Phase näher rückte und er sah, "dass sich der Tag naht."

Deshalb müssen wir uns darauf gefasst machen, einige Unterschiede z. B. zwischen dem Römerbrief (dem letzten vor Apg 28) und dem an die Thessalonicher (den er als ersten geschrieben hat) zu sehen. Aber andererseits wollen wir nicht versäumen, alle die Punkte zu bemerken, in denen das Zeugnis des Paulus mit dem übereinstimmt, was "die es gehört haben" als Worte des Herrn Jesus bekräftigten.

Wir haben bereits gesehen, dass der Apostels Paulus, zu dem der Herr vom Himmel her redete, eine Zeit lang in seinem Dienst eng verbunden war mit denen, die den Herrn auf der Erde reden gehört hatten. So haben wir die Bekräftigung doppelt. Aber obwohl wir in den Grundzügen dasselbe Zeugnis erwarten können, müssen wir auch auf eine gewisse Weiterentwicklung gefasst sein.

Als Paulus berufen wurde, war die Verkündigung des Petrus bereits geschehen, und alle, die gläubig geworden waren, wurden mit der Taufe des Johannes getauft zur Buße, im Blick auf die Wiederkunft des erwarteten Messias, den Gott zu senden versprochen hatte, und darauf, dass "alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn" (Apg 3:19-26).

Deshalb befassen wir uns nicht mit den besonderen Nuancen der Bedeutung mancher Wörter, die sich feststellen lassen, wo die erwartete Wiederkunft Jesu Christi beschrieben wird. Wir bauen nicht zuerst das Dach, indem wir über den Gebrauch der Wörter parousia, epiphaneia, oder apokalupsis diskutieren. Welche Wörter auch immer verwendet werden, es ist stets dasselbe gemeint, dass der Herr "den sende, der euch zuvor zum Christus bestimmt ist: Jesus" und damit auch "alles... wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn" zur gegebenen Zeit seine Erfüllung finden würde, einschließlich der Offenbarung, die Johannes geschrieben hatte.

Es war reichlich Zeit gelassen für alles, was für die "Wiederherstellung aller Dinge" erforderlich war. Für Israel waren zwischen der Kreuzigung des Messias und der Zerstörung Jerusalems nochmals vierzig Jahre Bewährungsfrist gegeben eine Periode die fast ganz abgedeckt wird von der Phase der Apostelgeschichte. Das muss allen klar sein, die sich für die große, beherrschende Tatsache interessieren, dass die Verkündigung des Petrus unmittelbar auf das Pfingstereignis folgte: Diese ganze heilsgeschichtliche Phase war eine Einmaligkeit. Sie hatte einen Zweck, einen Inhalt, ein Ziel und ein Zeugnis, das von niemand sonst als nur von einer besonderen Gruppe von Zeugen gegeben wurde. Alles ist zusammengefasst in Apg 3:19-26 einer Schriftstelle, die von den meisten Lesern vielleicht nicht aus ihren Bibeln herausgestrichen, aber praktisch ignoriert wurde.

Die Überlieferung, dass Christus gekommen sei, eine Gemeinde zu gründen, und dass die Gemeinde zu Pfingsten gegründet worden sei, hat Apg 3:19-26 völlig bedeutungslos werden lassen, denn diese Schriftstelle hat keinen Platz in dieser überlieferten menschlichen Lehre und ist deshalb übergangen worden. Das hatte sehr schwerwiegende Folgen für das rechte Verstehen des übrigen Neuen Testaments und dafür, dass man "richtig schneide das Wort der Wahrheit“ (2Tim 2:15 K). Die dadurch angerichtete Verwirrung ist die Ursache für all die Schwierigkeiten, auf die Menschen stoßen, die nach Antwort für ihre Fragen suchen.

Die Frühbriefe des Paulus sind hoffnungslos verdunkelt, weil sie nicht in ihrer zeitlichen Reihenfolge studiert werden. Wir wollen sie nochmals im Licht dieser Reihenfolge betrachten, in der sie geschrieben wurden, und wir wollen diesem besonderen Gedanken des "vielfach und auf vielerlei Weise" seine ihm zukommende Bedeutung in der Auslegung einräumen.

Lies weiter:
Briefe an die Thessalonicher