Reiche Herren - arme Knechte - Spr 22:2+7+22-23

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aus WJS: "Das Buch der Sprüche - die Unterweisung des Vaters" (ausgelegt in 366 Tageslesungen)
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253. Reiche Herren - arme Knechte - Spr 22:2+7+22-23

Reiche und Arme treffen sich: JAHWEH hat sie alle gemacht! - Der Reiche herrscht über die Armen, und der Borgende ist ein Knecht des Leihenden. - Beraube nicht den Armen, weil er arm(rechtlos) ist, und zertritt nicht den Elenden im Tor. Denn JAHWEH wird ihre Rechtssache führen, und ihre Berauber des Lebens (der Seele) berauben.

Die vorliegenden SPRÜCHE zeigen, dass Gottes Wort kein "Wolkenkuckucksheim" für Illusionisten aufbaut und keine Vorspiegelung falscher Tatschen betreibt, sondern sich dem wirklichen Geschehen in dieser Welt stellt; dies betrifft auch die immerwährende Frage nach dem Verhältnis von Reichtum und Armut, von Reichen und Armen. Zwar ließ die Revolution unter der Parole "Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" den Knecht über den Fürsten herrschen, den Narren über den Weisen, wie es Spr 19:10 sagt; und doch blieben auch in den Machtsystemen des Sozialismus und der Demokratie stärkste Unterschiede bestehen zwischen Mächtigen und Ohnmächtigen, zwischen Herrschenden und Unterdrückten, zwischen Reichen und Armen. Dieses Missverhältnis zwischen wenigen Reichen und vielen Armen und Rechtlosen wird auch in Ps 22:7 angesprochen: Der Reiche herrscht über die Armen, und der Borgende ist ein Knecht des Leihenden. Denken wir nur an die Macht der Geldinstitute! Spr 22:7 will die Glieder des Gottesvolkes davor warnen, Schulden zu machen, damit sie nicht in Abhängigkeit und Sklaverei verfallen. Dabei gab es in Israel die einmalige Rechtsbestimmung des Hall- und Jubeljahres, das eine "Lösung" der Knechtschaft, die Rückgabe verkauften Eigentums und Befreiung aus der Schuldhaft anbot (3Mo 25.). Reiche und Arme treffen sich (PAR: stoßen aufeinander): JAHWEH hat sie alle gemacht! Das will nicht heißen, dass Gott den Reichen reich, den Armen arm geschaffen habe, sondern vielmehr, dass beide "im Bilde Gottes" erschaffen sind. So wie der Silberschekel mit dem Prägebild des Tiberius dem Cäsar in Rom zugehörte, der ihn zu Steuern und Abgaben forderte, so gehört der im Bild Gottes erschaffene Mensch voll und ganz dem lebendigen Gott was zu der Äußerung Jesu führte: "Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört" (Mt 22:15-22). Als Menschen sollen sich Arme und Reiche begegnen - "im Wechselverhältnis der Tugenden" (DEL), do dass der Arme den Reichen nicht beneidet, der Reiche den Armen nicht erpresst und verachtet (Spr 3:31). Denn "wer den Armen unterdrückt, verhöhnt den, der ihn gemacht hat; wer aber des Dürftigen sich erbarmt, der erhöht IHN" (Spr 14:31 - s. auch Spr 17:5)! Hi 34:18-19 bezeugt von dem Allmächtigen, dass ER "die Person des Fürsten nicht ansieht und den Reichen nicht vor dem Armen berücksichtigt. Denn sie alle sind das Werk Seiner Hände!" Zur rechten, gottgemäßen Begegnung zwischen dem Armen und seinem Bedrücker gibt Gott beiden die Gnade erleuchteter Augen. (Spr 19:13). Auch wir sind "erleuchtet an den Augen des Herzens" durch den Heiligen Geist; wie sehr muss es uns da beschämen, dass es in der Christusgemeinde noch immer eine Bevorzugung und Erhöhung des Reichen, des Mächtigen und Titelträgers vor dem Armen gibt, wovor Jak 2:1-5 mit deutlichen Worten warnt.

Und dennoch gilt: "Hat nicht Gott die weltlich Armen auserwählt, reich zu sein im Glauben und zu Erben des Reiche, welches Er denen verheißen hat, die Ihn lieben?" (Spr 22:5). Spr 22:22-23 stellt der Rechtlosigkeit des Armen vor dem irdischen Gerichtshof, dem "TORE" , die Rechtfertigung durch den Herrn vor dem himmlischen Gericht entgegen. Beraube nicht den Armen, weil er arm ist, und zertritt nicht den Elenden im TORE. Denn JAHWEH wird seine Rechtssache führen, und ihre Berauber des Lebens berauben! Im Altertum war das TOR die Gerichtsstätte, wo die Ältesten einer Stadt Gericht hielten (5Mo 16:18 - 2Sam 15:2 - Jes 29:2 - Hi 29:7 u.a.). Weil die rechtlosen Armen dort keine Gönner und Fürprecher besaßen, wurden sie oftmals von den mächtigen Reichen beraubt und niedergetreten (BA: zermalmt). So lag "Lazarus am Tor des reichen Mannes" (Lk 16:20); er war also "völlig dessen Gewalt und richterlichen Entscheidungen unterworfen" (A. Heller: 200 biblische Symbole). Auch in diesem Geschehen trafen sich reich und arm; die blinde und taube Unbarmherzigkeit des Reichen bewirkte, dass Lazarus "keinen Menschen hatte", und dass nur "die Hunde seine Geschwüre leckten", weil ja oft die Tiere "barmherzigen" sind als die Bestie Mensch. Doch hatte der arme Lazarus einen Fürsprecher und Sachwalter am himmlischen Gerichtshof (1Jo 2:1-2). JAHWEH selbst führte seine Rechtssache und der Räuber wurde beraubt, der Verwüster verwüstet, wie uns der Blick in das "Jenseits" des reichen Mannes und des armen Lazarus zeigt (Lk 16:19-31 - Ps 103:6 - Jes 33:1). Wir sollten wissen, "dass JAHWEH die Rechtssache des Elenden ausführen wird, das Recht des Armen" (Ps 140:12). "Denn ihr Erlöser ist mächtig" (Spr 23:11). Nur in diesem Licht kann man die Aussage von Spr 22:16 verstehen, dass "die Bedrückung des Armen ihm zur Mehrung ausschlägt", die fortwährende Bereicherung aber schließlich den Reichen "zum Verlust" führt.

Denen, die um des Reiches Gottes willen leiden, wird Gott Ruhe geben", wenn Jesus Christus sich mit den Engeln Seiner Macht offenbaren wird; doch den Bedrängern der Leidenden wird "Vergeltung in flammendem Feuer widerfahren" (2Thes 1:4-10). Im Blick auf die Endabrechnung werden die Herren in der Christusgemeinde von den Aposteln unterwiesen, ihre Knechte verantwortliche zu behandeln, da Drohen zu unterlassen, ihnen zu gewähren, was recht und billig ist, und gläubige Sklaven "wie geliebte Brüder" zu behandeln (Eph 6:9 - Kol 4:1 - Phil 1:16).


Lies weiter hier:

254. Der Verherrlichung geht Demut voraus! - Spr 15:33 - Spr 22:4