Die Stellung der Pfingstgemeinde im Plane Gottes

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Abschrift der Schrift: Wohin gehört Pfingsten?
aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum Eph 3:8
von M. Jaegle (1984)

Mit freundlicher Genehmigung von Gehard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

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Inhaltsverzeichnis

Wohin gehört Pfingsten?

4. Die Stellung der Pfingstgemeinde im Plane Gottes

Vor allem ist wichtig, dass diese Gruppe von Gläubigen aus Israel - die wahre Pfingstgemeinde - am rechten Ort im Plane Gottes eingeordnet wird. Dazu ist es notwendig, dass wir nochmals in gedrängter Kürze die Bestimmung und den Beruf Israels inmitten der Völker ins Auge fassen.

Letztere treten schon in Erscheinung bei der Erwählung des Stammvaters Abraham (1Mo 12:1-3): „... gehe in das Land, das Ich dir zeigen werde. Und machen will Ich dich zur großen Nation, und segnen will Ich dich ... Und gesegnet seien in dir und in deinem Samen alle Sippen des Erdbodens.“ In 1Mo 22:18 wird diese Verheißung also erweitert: „Und gesegnet sind in deinem Samen alle Nationen der Erde ...“ Nach Gal 3:16 ist dieser Same Christus.

Dieses Erkenntnis, dass durch Christus der Segen kommt, gehört zum Glaubensgrund eines jeden Gotteskindes. Immerhin sollte beachtet werden, dass dieser Segen vorerst nur Israel gehört und erst später durch dieses Volk zu den Nationen gebracht werden soll.

Israels Bestimmung und Aufgabe

Das Volk Israel wird im gelobten Land mit seinem König das verheißene Königreich der Himmel auf dieser Erde bilden. Es wird nach Gottes Ratschluss die große Segensvermittlerin für die auf der Erde lebenden Nationen sein.

Nach Israels Errettung aus Ägypten lässt ihnen Jewe durch Mose ihre Bestimmung mitteilen: „... und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und eine heilige (= ab- oder ausgesondert für Gott nach der Grundbedeutung des Hebräischen) Nation sein“ (2Mo 19:6). Ja „siehe, ein Volk, das abgesondert wohnt und unter die Nationen nicht gerechnet wird“, ruft Bileam über Israel aus (4Mo 23:9).

Dazu ist also Israel berufen: Im Königreich Christi während 1000 Jahren unter den Völkern ein segnendes Priestervolk zu sein, mit der schönen Aufgabe, sie zu Jewe zu führen.

Israels Erwählung aus den Völkern ist nicht so zu verstehen, als ob dadurch die andern Völker verworfen sein sollten, im Gegenteil. Es wird vielmehr in Gottes Hand ein Kanal werden, durch welchen der göttliche Segen zu den Nationen fließen wird.

Diese Mittlerrolle Israels ist das kennzeichnende Merkmal der hebräischen Schriften (AT). Sie kennen keinen anderen Segen für die Nationen außer demjenigen, der ihnen durch das Volk Seiner Wahl gebracht wird (vgl. Jer 4:1.2; Sach 8:13).

Israels Versagen und Wiederherstellung

Es ist eine traurige Tatsache, wieviel in den alten, ehrwürdigen Schriftrollen über den steten Ungehorsam des auserwählten Volkes zu lesen ist. Seine Erwählung machte es stolz, und in egoistischer Weise wollte es diesen Segen nur für sich behalten. Es war unwillig, ihn weiterzugeben. Als Folge davon erfüllte es die hohe Berufung als Priestervolk nicht, und die Nationen blieben ohne Licht und Segen.

Trotzdem wird Gott Sein Vorhaben und Ziel erreichen. Die Propheten und Psalmisten reden mit voller Überzeugung davon, wie die Völker noch durch Israel gesegnet sein werden und welch herrlicher Zustand auf Erden sein wird (Jes 2:2-4; Sach 8:20-23; Ps 110:3).

Diese prophetischen Aussagen zeigen, wie der verworfene Nazarener noch König Seines Volkes werden wird, das Ihm ergeben zur Verfügung steht und den Nationen priesterlich dient. Israel verbündet mit den Völkern, ein Segen inmitten der Erde (Jes 19:24).

Das wird dann das vollkommene Königreich der Himmel auf dieser Erde sein, und Christus, der König, mit Seinem Volk im verheißenen Lande. Ein „in den Himmel kommen“ ist diesem Königreich der Himmel völlig fremd. Aller Segen ist nur für diese Erde bereitet.

Hieraus ist klar ersichtlich, dass zuerst Israel wiedergeboren sein muss, bevor alle Nationen unter die göttlichen Heilsauswirkungen kommen können. An diesen irdischen Segnungen werden die Völker weder gleichberechtigte noch gleichgestellte Empfänger zusammen mit dem gläubigen Israel sein, sondern in untergeordneter Stellung Gottes Wohltaten aus der Hand dieses Priestervolkes erhalten.

Unsere Stellung im Heilsplan Gottes

Die folgende Darlegung unserer Stellung im Vorsatz Gottes wird uns zeigen, dass der Segen, den wir als Glieder der Körperschaft Christi heute erhalten, unendlich viel größer und herrlicher ist. Er ist das Werk von Gottes überfließender Gnade, und zwar als Folge von Israels Fall und Ungehorsam (Röm 11:12-15).

Einen freimütigen Verkehr mit Gott und direkten Zugang zu Ihm als Vater (Eph 2:18; Eph 3:12), so wie er in der heutigen Verwaltung der Gnade für Glaubende aus den Nationen kostbare Tatsache ist, kennt der allergrößte Teil des Wortes Gottes nicht. Die Erkenntnis dieser segensvollen Wahrheit erfüllt uns mit dankbarer Freude ob der Gnade, in der wir als Glieder der Körperschaft Christi stehen dürfen. Dieser gravierende Unterschied ist bei der Erforschung des Pfingstgeschehens unbedingt im Auge zu behalten.

Jesu Dienst in Niedrigkeit

Christus hat in seinem Dienst auf Erden in Niedrigkeit nichts grundsätzlich Neues verkündet. Er knüpfte an bestehende Linien an mit den Worten: „Sinnet um! Denn das Königreich der Himmel hat sich genaht!“ Durch die Anwesenheit des Königs war auch dieses Königreich nahe, aber noch nicht ganz gekommen - nur näher gekommen!

Seinen Dienst tat Er nach der Richtschnur der hebräischen Schriften. Er diente nämlich nur Seinem Volke. Er selbst sagte, dass Er nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt sei (Mt 15:24). Paulus bestätigt diese Aussage des Herrn in Röm 15:8: „Denn ich sage, Christus ist der Diener der Beschneidung geworden für die Wahrhaftigkeit Gottes, um die Verheißungen der Väter zu bestätigen.“ Es galt immer der Grundsatz: Israel zuerst!

Aber das auserwählte Volk beging die größte aller Sünden, indem es seinen König verworfen, und durch die Römer ans Kreuz geheftet hat. - Dennoch musste es nach Jesu eigenen Worten also geschehen (Lk 24:26)! Hat Gott deswegen Sein Volk verworfen? Nein! Pfingsten ist ein erster Beweis dafür, denn zuerst musste für Israels Wohlgefallen die Erstlingsgarbe in den Tempel gebracht werden. Und Gott hat diese Erstlingsgarbe mit Wohlgefallen angenommen, indem Er Christus auferstehen ließ. Jedoch diesem Geschehen musste Sein Tod vorangehen! Dazu kam dann noch das Gebet Jesu am Kreuz für Seine Feinde: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“

Gott erhörte gnadenvoll dieses Gebet, so dass Israel trotz seiner ruchlosen Tat anstelle von Fluch und Verwerfung einen großen Segen erlebte, nämlich 50 Tage später, genau dem Vorbild entsprechend.

Apostelgeschichte

Pfingsten als Fortsetzung der Königreichslinie

An Pfingsten wurde die Königreichslinie fortgesetzt, die sich aus den hebräischen Schriften durch die Evangelien hindurchzieht. Diese Verbindung ist klar aus dem 1. Kapitel der Apostelgeschichte zu ersehen. Dort wird uns in Apg 1:3 gesagt, dass der Auferstandene zu den Aposteln vom Königreich redete. In Apg 1:6 fragen sie Ihn in rechter Erkenntnis der Sachlage, ob Er um diese Zeit dem Israel das Königreich wieder herstelle. Damit meinten sie kein anderes als das von den Propheten bezeugte. In Seiner Antwort weist der Herr ihre Frage nicht als unberechtigt zurück, sondern anerkennt diese große Wahrheit als noch einmal Wirklichkeit werdend, nur sagt Er zu ihnen (Apg 1:7): „Euch steht es (noch) nicht zu, die Zeiten oder Fristen zu erfahren, die der Vater in eigener Vollmacht festgesetzt hat.“ (Das, was Christus den Aposteln damals noch nicht sagen konnte - die lange Hinausschiebung des Königreichs infolge des erneuten Ungehorsams Israels, und die Enthüllung eines in Gott verborgenen Geheimnisses zugunsten der Nationen -, ließ er dann durch den Apostel Paulus später bekannt machen).

Die Apostelgeschichte bildet daher die Fortsetzung der Königreichslinie. Dabei hat Israel den Vorrang, und die Nationen können nicht eher gesegnet werden, bis dass Israel als Ganzernte eingebracht worden ist.

Der Dienstauftrag an die Zwölfe

Diese Heilsordnung wird auch berücksichtigt im Dienstauftrag, den der Auferstandene den Aposteln erteilte Apg 1:8: „... und ihr werdet meine Zeugen sein: in Jerusalem, wie auch im gesamten Judäa und Samaria und bis zur letzten Grenze des Landes.“ Hier erstreckt sich der Wirkungskreis der Apostel der Beschneidung noch nicht „bis zur letzten Grenze der Erde“, sondern nur bis zur letzten Grenze des Landes Palästina. („Erde“ und „Land“ sind im Griechischen dasselbe Wort „ge“). Das stimmt mit ihrer Sendung in den Evangelium überein (Mt 10:5.6).

In den Evangelien gingen ferner weder Jesus noch seine Jünger über die Grenzen des gelobten Landes hinaus zu den Nationen. Im Verlauf der Apostelgeschichte stellen wir fest, dass auch die Apostel nie zu den anderen Völkern gingen. Diesen Auftrag erhielt später erst der Apostel Paulus.

Diese Tatsachen umgrenzen Pfingsten wie mit einem Zaun, der sich im weiteren Verlauf der Apostelgeschichte zu einem undurchdringlichen Gehege für Angehörige eines anderen Volkes verdichtete.

Die reale Erfüllung von Pfingsten

Nun wollen wir an das eigentliche Pfingstfest herantreten und anhand der wirklichen Erfüllung des abgeschatteten fünfzigsten Tages prüfen, ob es sich mit den aufgezeigten Parallelen auch also verhält. Alsdann fällt die endgültige Entscheidung, ob wir als Gläubige aus den Nationen ein Recht haben, uns Pfingsten anzeignen.

Die Zusammensetzung der Festversammlung in Jerusalem
Was die zwölf Apostel betrifft, so ist die Sache von vornherein klar. Sie waren ohne Ausnahme Israeliten. Aber die übrigen Anwesenden besonders die in Apg 2:41 genannten 3000, die hinzugetan wurden, welcher Nationalität gehörten diese an?

Zuerst wollen wir einmal die Zusammensetzung der in Jerusalem versammelten Festgemeinde betrachten. Nach Apg 2:5 wohnten in Jerusalem Juden, ehrfürchtige Männer aus jeder Nation unter dem Himmel (Hier wird Israel als ein unter alle Nationen zerstreutet Volk geschaut). Auf das Fest kamen zu den in Jerusalem wohnenden Juden auch solche, die im Ausland weilten (gehorsam dem Wort in 5Mo 16:16, sich an Pfingsten vor Jewe zu stellen). Die Verse Apg 2:9.10 enthalten genaue Angaben, woher sie kamen. Ferner werden noch Proselyten genannt, Menschen aus den Nationen, die sich zum Gott Israels bekannten. Diese waren aber bei weitem nicht den Juden gleichgestellt, sondern standen auf einer viel tieferen Stufe. Das fand seinen sichtbaren Ausdruck im Tempel, wo sie ihren besonderen Vorhof hatten. Dieser lag weiter vom Heiligtum entfernt als derjenige der Juden, obgleich sie sich dem Volk Seiner Wahl angeschlossen hatten.

Bemerkenswert ist, dass diese Proselyten nur in der Aufzählung als Anwesende genannt werden. Bei den Heilsangeboten werden sie jedoch von Petrus übergangen, und damit sehr auffällig nach hinten verwiesen. Mit dieser stummen Tatsache wurde ihnen deutlich zur Kenntnis gebracht, dass sie die Erfüllung von Pfingsten nicht auf sich beziehen durften.

Ehe wir uns zur Pfingstbotschaft des Petrus wenden, sei auf die große Notwendigkeit hingewiesen, hier und im ganzen Gotteswort besonders die Fürwörter zu beachten. Die zu übersehen ist nicht nur eine Verletzung eines gewissen Anstandes und des geistlichen guten Tones, sondern vermengt Wahrheiten, die auseinander gehalten werden sollen, damit keine verhängnisvollen Irrtümer entstehen. Noch klarer ausgedrückt. Durch das Übersehen der Fürwörter kommt man in Gefahr, sich Verheißungen und Gaben anzueignen, die Israel gehören, wodurch der Blick für die viel größeren Reichtümer der Herausgerufenen aus den Nationen getrübt wird.

Lies weiter:
5. Petri Ansprache zu Pfingsten