Die Apostelgeschichte Kapitel 22

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Abschrift Apostelgeschichte in täglichen Andachten Band I - VI
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

22. Die Apostelgeschichte Kapitel 22

Rede des Paulus an das Volk
Paulus beruft sich auf sein römisches Bürgerrecht
Paulus vor dem Hohen Rat

Rede des Paulus an das Volk

Apg 22:1

„Männer, Brüder und Väter, hört nun meine Verteidigung vor euch!

So wie wir uns gestern den Tumult der Volksmenge vor Augen gestellt haben, dürfen wir uns heute die ganz plötzlich eingetretene Stille vorstellen – es muss ja schon fast unheimlich gewesen sein! In einem Psalmwort lesen wir die zuerst einmal unverständlich scheinenden Worte: „Selbst der Grimm des Menschen wird Dir huldigen, und der Rest dieses Grimms wird Dich feiern“ (Ps 76:11). Wir können diese Aussage durchaus auf die Situation in Jerusalem anwenden:

Der Grimm auf Paulus umfasste nicht nur die Bevölkerung von Jerusalem, sondern die unübersehbare Schar jener Juden aus der Zerstreuung, die alle das Pfingstfest in Jerusalem erleben wollten. Und diese riesige Menge an Menschen, für die kein Gebäude groß genug gewesen wäre, um sie zu fassen, führte Gott auf einen Platz, wo sie alle hören konnten, „vor die Stufen des römischen Kastells“! Hier, unter freiem Himmel, sollte der Name „Jesus“ noch einmal bezeugt werden.

Bedenken wir auch die Winzigkeit, dass Paulus wohl nie diesen exponierten Platz, nämlich die Treppe zur Burg, hätte benutzen können, wenn ihn nicht die römischen Krieger gefangen genommen hätten! Ja, die grimmige Erregung der Volksmasse huldigte Gott durch ihr plötzlich eingetretenes Schweigen! Es war, tiefer gesehen, nicht die Stille vor Paulus, sondern die Stille vor Gott!

Noch ein Wort aus Röm 11:36 darf uns heute beeindrucken, es lautet zusammengefasst, dass „alles“ aus Ihm, durch Ihn und zu Ihm hin ist, selbst die uns unbedeutend erscheinenden Ereignisse hier in Jerusalem dienen dieser herrlichen Wahrheit!

Apg 22:2

„Als sie hörten, dass er ihnen in hebräischer Mundart zurief, gewährten sie ihm noch mehr Stille.“

Bedenken wir noch einmal, liebe Geschwister: Eine einzige Handbewegung von Seiten des Apostels Paulus genügte, um eine tobende Volksmenge weithin zum Schweigen zu bringen! Und als dann auch die Stimme Pauli in hebräischer Mundart erklang (welche bei den Juden stets in Verbindung mit heiligen Dingen angewandt wurde) trat „noch mehr“ Stille ein – fast möchte man „eine Totenstille“ sagen!

Wir lesen zwar in Vers 1, dass Paulus seine Verteidigung ankündigt, doch wir merken schnell, dass es weniger um ihn, als vielmehr um die Offenbarung der unverdienten Gnade Gottes geht, die aus einem grimmigen Verfolger Saulus einen demütigen Diener Paulus gemacht hatte – auch in dieses Leben des Apostel Paulus passt wunderbar das gestern zitierte Psalmwort aus Ps 76:11!

Paulus beginnt mit der Anrede „Männer, Brüder und Väter“. Dies ist keine leere Höflichkeitsfloskel, sondern zeigt seine liebende Einstellung zu seinem Volk. Mit keinem Wort tadelt er jene, die ihn kurz zuvor aus der Weihestätte zerrten, ihn schlugen, ja, ihn zu töten suchten. Das heißt: Für Paulus war dieses Volk noch nicht endgültig verstockt, noch erhoffte er im Inneren seines Herzens eine Möglichkeit, wiewohl er nur zu gut um den Willen Gottes wusste! War es jenes, was er den Philippern zusprach: „Wenn nun irgendein Zuspruch in Christus, wenn irgendein Trost der Liebe, wenn irgendeine Gemeinschaft des Geistes, wenn innerste Regung und Mitleid noch etwas gelten …“ (Phil 2:1)? „Innerste Regung und Mitleid“ mit einem Volk, das nach Gottes Willen in die Verstockung gehen muss, damit das Geheimnis der Körpergemeinde enthüllt werden kann – das lebt uns Paulus vor! Und er ruft uns in Phil 2:2 noch weiter zu: „ … wenn dies alles bei euch etwas gilt, so macht meine Freude dadurch vollständig, dass ihr gleichgesinnt seid, ein und dieselbe Liebe habt …“!

Apg 22:3

„Dann erklärte er: Ich bin ein jüdischer Mann, geboren in Tarsus in Cilicien, aber aufgewachsen in dieser Stadt: Zu den Füßen Gamaliels wurde ich in genauer Auslegung des väterlichen Gesetzes unterwiesen und war ein Eiferer für Gott, so wie ihr alle es heute seid.“

Paulus legt jetzt der hörenden Volksmenge seinen Lebenslauf vor, den wir ja alle kennen; die Frage ist, ob wir ihn einfach überfliegen sollen, oder uns noch einmal mit ihm beschäftigen – tun wir das Letztere!

Beachten wir zuerst, wie sich Paulus mit seinen jüdischen Zuhörern erst einmal auf die gleiche Stufe stellt. Von diesem Standpunkt aus sucht er das Wirken der Gnade an ihm zu veranschaulichen. Waren die Juden Eiferer für das Gesetz, so war er dies genauso, ja noch mehr. Dazu kam seine Erziehung in Jerusalem als Schüler eines hoch geachteten Lehrers. Aber bleiben wir heute dabei stehen, wo Paulus versucht, am Beispiel seines Lebens den Zuhörern die wirksame Gnade zu erklären. Dieses Bild ist gewissermaßen auch eine Vorschattung auf unsere zukünftige Aufgabe!

Wir wissen alle, dass die Körpergemeinde Christi Jesu ein Werkzeug ist, um gemäß Eph 1:10 das All in Christus aufzuhaupten, wobei es ein weiteres Werkzeug gibt, nämlich Israel. Zu beachten ist, dass Israel für die Erde, wir hingegen für die Himmel zuständig sind. Nun lesen wir in Apg 2:7 des Epheserbriefes, dass wir in den kommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau stellen werden, anders ausgedrückt: Wir sind vor den himmlischen Zuschauern „Schaugefäße Seiner Gnade“! Wir können auf diese köstliche Aufgabe, die uns in der Herrlichkeit erwartet, nicht oft genug hinweisen, vor allem, weil sie verhindert, dass wir nur zu oft über uns selber verzweifeln! Stellen wir uns immer vor Augen, dass Gnade ja nur an Sündern wirksam sein kann! Und es sind nicht nur die Sünden der Vergangenheit, sondern auch unsere täglichen Kränkungen Gott gegenüber, welche die Gnade hinwegströmt (lies Eph 1:7).

Apg 22:4-5

„Als solcher verfolgte ich Männer wie auch Frauen dieses Weges bis auf den Tod, indem ich sie binden ließ und in die Gefängnisse überantwortete, wie es mir auch der Hohepriester und die gesamte Ältestenschaft bezeugen kann. Von ihnen empfing ich auch Briefe an die Brüder und zog nach Damaskus, um auch die, die dort waren, gebunden nach Jerusalem zu führen, damit sie bestraft würden.“

Wie soll ein Mensch, der ein Leben lang fromm war, die Gnade zur Schau stellen? Er hat sich nichts vorzuwerfen und kann deshalb mit der Gnade in diesem Leben nicht so viel anfangen! Und in der Herrlichkeit wäre er genauso ein schlechter Schausteller dieser überströmenden Gnade!

Wir führen das Obige hier an, weil ein nicht unerheblicher Teil der Gläubigen versucht, ihr altes Leben zu verdrängen. Bei Paulus sehen wir, dass er zu seiner Vergangenheit steht, ja dass er sie vor dem ganzen Volk ausbreitet. Diese Aussage darf aber nicht damit verwechselt werden, dass wir in Christus eine neue Schöpfung sind, wo das Ehemalige verging und neu geworden ist (siehe 2Kor 5:17), das ist ein ganz anderer Zusammenhang! Paulus greift auf sein altes Leben zurück und stellt es zur Schau – nur so kann er verdeutlichen, was Gnade in Wahrheit bewirken kann.

So kann es durchaus gut sein, liebe Geschwister, dass auch wir immer wieder gefordert sind, Zeugnis von unserem Leben geben, aber nicht nur von unserem „frommen“, sondern auch von unserem sündhaften Leben! Und gleich Paulus darf unser altes Leben der dunkle Hintergrund sein, auf dem wir mit unserem Zeugnis zeigen, was Gnade bewirkt. Denn heute schon sind wir der Welt, den himmlischen Boten und den Menschen ein Schauspiel geworden – wir werden beobachtet, so lesen wir es in 1Kor 4:9b.

Apg 22:6

„Als ich mich auf meiner Reise Damaskus näherte, geschah es, dass mich gegen Mittag unversehens ein grelles Licht aus dem Himmel umstrahlte.“

Nach dem Hinweis auf sein altes Leben kommt Paulus auf jenen Moment zu sprechen, wo er mit dem Herrn konfrontiert wurde, den er bislang erbittert bekämpft hatte. Ein grelles Licht aus dem Himmel umstrahlte ihn!

Vielleicht darf uns dieses wunderbare Erleben des Paulus heute auch etwas sagen: Nicht Saulus war es, der sich (wie man heute so schön sagt) bekehrt hat, sondern der Herr rief ihn – das ist ein gewaltiger Unterschied! Die Frage wäre hier: Hätte sich Saulus selbst dem Herrn zuwenden können?

Im Hinblick auf Israel sagt Jesus zu Seinen Jüngern in Joh 6:29: „Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den derselbe ausgesandt hat!“ Und zu den Juden sagt Er in Joh 6:44: „Niemand kann zu Mir kommen, wenn der Vater, der Mich gesandt hat, ihn nicht zieht“! Damit ist im Grunde die Antwort an Israel vom Herrn persönlich gegeben, und dies klar und eindeutig!

Und wie ist es bei uns, den Gliedern am Körper Christi Jesu? Wir lesen in Eph 1:4, dass wir in Christus vor dem Niederwurf der Welt von Gott auserwählt wurden – und allein diese Aussage schließt unsere eigene Beteiligung in jeglicher Form aus. Wir wurden bereits vor dem ersten Menschenpaar in Sohn Seiner Liebe erkannt und auserwählt, und an dem von Gott bestimmten Zeitpunkt in unserem Leben machte Er uns diese Auserwählung bewusst, das heißt, wir wurden von Gott berufen! Kein Mensch kann sich damit brüsten, er habe sich bekehrt, vielmehr sind wir „in der Gnade Gerettete, durch Glauben,“ (Eph 2:8), aber anschließend lesen wir weiter: „… und dies ist nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe, nicht aus Werken, damit sich niemand rühme.“ Es gibt nur „Einen“, der handelt und wirkt, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, zu dem wir „Abba, Vater“ rufen dürfen (Röm 8:16).

Apg 22:7

„Da fiel ich zu Boden und hörte eine Stimme zu mir sagen: Saul, Saul, was verfolgst du Mich?“

Können wir uns in irgendeiner Weise vorstellen, liebe Geschwister, was sich im Inneren des Saulus in jenem Moment abgespielt hatte, als ihn das Licht umstrahlte und er die Stimme hörte? Wir hören immer wieder von Menschen, die ganz nahe am Tod standen, wie sich in Sekundenschnelle ihr ganzes Leben vor ihren inneren Augen abgespielt hat! Ähnlich müssen wir es bei Saulus sehen: In einem winzigen Augenblick stellte ihm der Herr all sein Handeln vor Augen und mit furchtbaren Erschrecken musste ihm bewusst gewesen sein, wie sehr er in die Irre ging.

Und ganz besonders muss ihm der Tod des Stephanus vor Augen gestanden haben; obwohl er selber wohl keinen Stein geworfen hatte, so war er dennoch der Verantwortliche, legte man ihm doch nach dem Tod des Stephanus dessen Obergewänder zu Füßen (Apg 7:58).

Der Herr, der Paulus rief (und dies war ja der Moment seiner Berufung), stellte ganz bewusst die obige Frage in unserem Leitvers! Natürlich kannte Er die Antwort, aber der am Boden liegende Saul musste zuerst einmal die Finsternis erkennen, in welcher er bislang gewandelt war. Und in dieser Finsternis konnte das Licht nicht grell genug sein, um das bisherige Leben des Saulus aufzuhellen.

Vielleicht dürfen wir an dieser Stelle kurz innehalten und auf jene unzählbaren Menschen schauen, die gestorben sind oder noch sterben, ohne dieses Licht erlebt zu haben: Es steht ein köstliches, uns allen bekanntes Wort in Phil 2:9-11, eigentlich ein Name: „Jesus!“ Und in diesem Namen werden einmal all jene Menschen ihre Knie beugen, die von Gott nicht auserwählt waren und zu Lebzeiten auch nicht zum Glauben finden konnten. Aber noch mehr: Sie werden auch alle mit ihren Zungen huldigen: „Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters“ – auch sie werden dann alle gerettet sein!

Apg 22:8

„Ich aber antwortete: Wer bist Du, Herr? Er sagte zu mir: Ich bin Jesus, der Nazarener, den du verfolgst!“

Wir sprachen gestern von all jenen, die zu ihren Lebzeiten nicht glauben konnten, wozu ja auch in vielen (den meisten) Fällen unsere eigenen nächsten Angehörigen gehören. Gottes Auswahl ist ja keine Familienauswahl, sondern sie sucht „Einzelne“. Natürlich freuen wir uns, wenn Mitglieder unserer Familie zum Glauben finden, nur dürfen wir dies nicht erwarten! Wir müssen erkennen, dass unsere Auswahl und Berufung ja nur das eine Ziel hat, Werkzeug zu sein, um das All in Christus aufzuhaupten, es hin zu Christus zu führen. Wenn in einer Stadt „Gemeinderäte“ gewählt werden, dann wird ja auch nicht eine ganze Familie gewählt, sondern eben nur „Einzelne“, welche die anderen vertreten sollen – sinngemäß ist es im Glauben!

Zu unserem Leitvers: Saulus, entsetzt über das, was ihm widerfährt, hat nur eine Frage, als ihm Jesus begegnet: „Wer bist Du, Herr?“ Wir, liebe Geschwister, werden, wenn der Herr uns buchstäblich begegnet, diese Frage nicht mehr haben. So wie der Vater den Sohn liebt und alles in Seine Hand gegeben hat, mit derselben Liebe liebt der Sohn auch uns – dies darf uns immer kostbarer werden. In Joh 14:21 sagt Jesus unter anderem: „Wer Mich aber liebt, wird von Meinem Vater geliebt werden; auch Ich werde ihn lieben und Mich ihm offenbaren.“ Diese Worte gelten im Grunde den Jüngern Jesu, doch wie ist es bei uns? Kann man auf Befehl lieben? Gott weiß, dass dies nicht möglich ist, deshalb hat Er Seine Liebe durch den uns gegebenen heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen (Röm 5:5). Damit kommen wir zu dem Punkt, der uns wichtig werden soll:

Wenn wir einmal unseren Herrn buchstäblich sehen werden, brauchen wir nicht mehr fragen, „wer bist Du, Herr?“, vielmehr werden wir mittels der Kraft der in uns ausgegossenen Liebe Sein Erscheinen über alles lieben! Und so wie uns Seine Gnade täglich überströmt, wird Ihm unsere Liebe entgegenströmen - was für ein herrliches Ereignis steht uns doch hier bevor!!!

Apg 22:9

„Die mit mir waren, schauten zwar das Licht, hörten aber nicht die Stimme dessen, der mit mir sprach.“

Mit Saulus waren ja all jene, die als Schergen und Handlanger fungierten, also die Befehle des Saulus ausführten. Sie alle sahen, wie unser Leitvers berichtet, nur das Licht, aber keine Stimme – das soll uns heute bewegen!

Im Grunde ist es die Fortsetzung von dem Thema, das uns schon gestern beschäftigt hat: Wenn Gott einen Menschen, den Er zuvor erwählt hat, ruft, öffnet Er ihm das Herz, dass dieser Auserwählte Ihn hören kann. Der gerufene Mensch erhält also „ein hörendes Herz“!

Medizinisch gesehen ist unser Herz nur ein Muskel, der dafür sorgt, dass unser Kreislauf funktioniert, von diesem buchstäblichen Herzen reden wir hier nicht. Aus biblischer Sicht hat die Bezeichnung „Herz“ eine ganz andere Bedeutung, es geht um unsere geistliche Lebensmitte. Diese Lebensmitte des Menschen ist der zentrale Ort, wo unsere Gedanken entstehen (die guten wie die bösen), es ist somit das Zentrum der Denk- und Wesensart des Menschen! Bei den ungläubigen Menschen ist ihr Herz verfinstert, weil Gott sie gemäß Röm 1:24 in den Begierden ihrer Herzen dahingegeben hat. Sie werden Gottes Stimme erst zum Gericht vernehmen können! Die Begleiter des Saulus konnten mit ihren verfinsterten Herzen nichts hören, aber das grelle Licht Gottes traf nicht nur die Augen, sondern auch das Herz des Saulus, er konnte somit als Einziger mit dem Herzen auch hören!

ist es nicht etwas wunderbares, liebe Geschwister, dass wir hörende Herzen erhalten haben? Ja noch mehr, dass Gottes Liebe in diese Herzen ausgegossen ist? Und das Herrlichste ist, dass Christus durch den Glauben völlig in unseren Herzen wohne, wie es Eph 3:17 beschreibt, und wir in Liebe gewurzelt und gegründet, erstarken mögen, um mit allen Heiligen zu erfassen … (lies weiter Eph 3:18-19)!

Apg 22:10

„Dann fragte ich: Was soll ich tun, Herr? Da sagte der Herr zu mir: Steh auf, geh nach Damaskus! Und dort wird man zu dir über alles sprechen, was dir zu tun verordnet ist.“

Gegen die für alle anderen Anwesenden unhörbare Stimme in seinem Herzen, „Ich bin Jesus!“, war Saulus machtlos, mehr noch, er beugte sich ihr sofort mit den Worten: „Was soll ich tun, Herr?“ Und der Herr gab ihm im Grunde seinen Dienstauftrag, nämlich das zu tun, was ihm längst im Voraus verordnet war! Pauli Weg war also von Gott längst vorbereitet und geordnet.

Hätte sich Paulus (dort ja noch „Saulus“) dem verordneten Weg widersetzen können? Viele Gläubige propagieren ja „einen freien Willen des Menschen“; mit einem solchen freien Willen hätte sich Paulus dann auch sehr wohl widersetzen können, allerdings mit dem Ergebnis, dass Gottes gesamtes Vorhaben, „die Enthüllung des Geheimnisses der Gemeinde Christi Jesu“ geplatzt wäre – es sei denn, Er hätte Sich einen neuen willigeren Apostel gesucht! Wir sehen ganz leicht, liebe Geschwister, dass sich kein Mensch dem Willen Gottes widersetzen kann, dass folglich auch kein Geschöpf einen freien Willen haben kann! Es ist gut für uns, wenn wir der Aussage in Eph 1:11 b absolute Priorität einräumen, ja sie zu einer „Kernaussage“ der heiligen Schrift machen!

Obige Aussage ruft natürlich auch Widerspruch hervor: Sind wir dann nur noch Marionetten Gottes? Und warum dann noch eine Preisrichterbühne wie in 2Kor 5:10 genannt, vor welcher wir entsprechend dem, was wir getan haben, etwas oder nichts wiederbekommen werden? Oder warum konnte z. B. Demas aus Liebe zum jetzigen Äon Paulus verlassen (2Tim 4:10), wo ihn Paulus doch gebraucht hätte?

Es lohnt sich, einmal einen Tag lang diese Frage zu bewegen, weil sie von großer Bedeutung ist!

Wir weichen heute etwas ab, um eine Antwort auf das Gestrige zu finden, die aber nur in kürzest möglicher Form gegeben werden kann:

Wir alle erleben um uns herum, dass die ungläubige Menschheit fast durchweg anders handelt, als Gott es will. Doch alle Menschen sind Geschöpfe Gottes, und dies zwingt uns zu der Erkenntnis, dass Gott dem Menschen die Kraft gegeben haben muss, sich Ihm auch zu widersetzen! Es ist also Gottes Wille, dass der Mensch einen „scheinbar eigenen Willen“ besitzt, sich Ihm scheinbar widersetzen kann! Aber eben nur „scheinbar“!!! Gott hat Seinen Geschöpfen deshalb die Kraft zur Widersetzung gegeben, um Sich zu offenbaren! Das klingt paradox, ist es aber nicht!

Gott hat zwei Kräfte in Bewegung gesetzt, das Gute und das Böse, das Licht und die Finsternis (Jes 45:7). Er tötet und erhält am Leben, Er verwundet und heilt, Er setzt also Triebe in das Menschenherz und umgibt den Menschen mit Einflüssen, welche diesen zur Auflehnung gegen Gott reizen – Gott fordert also den Widerstand Seiner Geschöpfe bewusst und gezielt heraus! Und alles hat dieses eine Ziel: Gott will jedem Geschöpf Seine unsagbare Liebe offenbaren, und nur auf dem Weg der scheinbaren Auflehnung und der Finsternis ist es dem Geschöpf möglich, diese Liebe in dem Namen „Jesus“ zu erkennen! Der Fall „Pharao“, uns allen bekannt, verdeutlicht dies: Gott wirkt nicht nur gemäß Seinem geoffenbarten Willen, nach welchem sich Pharao ja sofort hätte beugen müssen, sondern Er erzeugt Selber den Widerstand gegen Sein Wort im Herzen des Pharao!!! Sein Ziel: Damit Seine Macht zur richtigen Darstellung kommt!

Nach all dem Obigen können wir jetzt sagen: Der Wille des Menschen kann nur das tun, was der Wille Gottes ist – wobei auch scheinbar ein Handeln gegen Gottes Wille (wie bei Pharao) möglich ist! Aber solches Handeln ist eben nur „scheinbar“!

So sehr wir zu kürzen versucht haben, einen Tag müssen wir dem Thema „Wille Gottes“ noch widmen, vor allem im Blick auf uns, die Körpergemeinde Christi Jesu; dabei ist besonders spannend, warum wir vor der Preisrichterbühne Christi offenbar gemacht werden sollen, wenn doch alles in unserem Leben dem Willen Gottes gemäß verläuft?

Die obige Frage stellt erst einmal ein Problem dar; aber, das Problem hat auch eine ganz praktische Seite: Angenommen, wir erkennen, dass der Mensch vollkommen dem Handeln Gottes ausgeliefert ist, hätte es dann noch einen Sinn, irgendetwas zu tun? Wozu beten, wenn alles vorherbestimmt ist? Wozu helfen, wenn Gott die Nöte bewirkt? Die Antwort finden wir in Eph 2:10: „Denn wir sind Sein Tatwerk, erschaffen in Christus Jesus für gute Werke, die Gott vorherbereitet, damit wir in ihnen wandeln.“ Vereinfacht heißt dies: Gott hat auch die guten Werke für uns bereitgelegt, wir brauchen nur darin ganz entspannt umherwandeln! Es ist Gottes Wille, uns durch Seine Wege zu erziehen und unsere Herzen zu gewinnen, und dies durch „den Schleier der Ungewissheit und Unwissenheit“! Gott will uns nicht die Einzelheiten Seiner Gedanken und Wege offenbaren, denn dann würden wir uns tatsächlich darauf ausruhen, anstatt zu lernen, Ihm und Seiner Liebe zu vertrauen. Hier, liebe Geschwister, liegt der tiefere Grund, warum wir alle einmal offenbar gemacht werden sollen!

Vor der Preisrichterbühne geht es darum, ob wir eigene Werke produziert haben (Holz, Gras, Stroh), oder uns auf Ihn verlassen haben, und unseren Wandel ganz entspannt in Seinen Werken ausgeübt haben. Wir sind ungewiss, was wir beten und erbitten sollen (Röm. 8:26), aber wir beten trotzdem, nur immer mit dem Zusatz: „Dein Wille geschehe!“ Wir helfen, wo wir sollen, wenn der Geist Gottes uns drängt. Wenn wir unseren Wandel derart ausrichten (voll auf Ihn), bauen wir auf Gold, Silber und kostbare Steine, die auch vor der Preisrichterbühne des Christus Bestand haben werden!

Apg 22:11-12

„Als ich infolge der Herrlichkeit jenes Lichtes nichts erblickte, wurde ich von denen, die mit mir waren, an der Hand geleitet und kam so nach Damaskus. Ein gewisser Ananias aber, ein ehrfürchtiger Mann nach dem Gesetz, dem von allen dort wohnenden Juden Gutes bezeugt wird, kam zu mir.“

Ein letzter abschließender Absatz zu dem gestrigen: Entspannt in den guten Werken wandeln, die Gott vorherbereitet hat, heißt: Weg von unserem „Ich“, hin zu Jesus, und in Ihm zum Vater schauen! So wird es uns möglich sein, „mit Ihm zu leiden“ (Röm 8:17), „trefflich dienen“ (1Tim 3:13), „zu erdulden“ (2Tim 2:12) … um nur einige Stellen zu nennen, die vor der Preisrichterbühne Christi eine Rolle spielen.

Zurück zu Pauli Rede auf den Stufen der römischen Burg: Gott lenkt die Wortführung Seines Apostels so, dass dieser erst einmal von dem Wunder seiner Berufung zeugen durfte – für Zeichen und Wunder war das Volk Israel immer schon empfänglich. So war es dann auch möglich, dass die Menge des zuhörenden Volkes weiter in absoluter Stille den Worten Pauli lauschte.

Achten wir einmal darauf, dass Paulus seine Berufung in drei Stufen erhielt:

  1. Aus dem Mund des Herrn empfing er den Auftrag, nach Damaskus zu gehen, um zu erfahren, was ihm verordnet ist.
  2. Durch Vermittlung des Ananias erhielt er sein vorläufiges Dienstprogramm (Verse 14-15),
  3. und empfing in der Weihestätte in Jerusalem den Auftrag, zu den Nationen zu gehen (Verse 17-21). Durch diese dreiteilige Steigerung ist die Rede des Apostels gekennzeichnet.

Paulus war erst einmal von dem grellen Licht total erblindet, sein Blick nach außen war ihm genommen, dafür sollte er umso mehr in sich hineinschauen – und das tat er auch! Vielleicht darf uns dies heute aufmuntern, weniger nach außen in die Welt zu schauen, die uns ja nur wirr macht, sondern mit unserem Inneren auf das zu sinnen, was droben ist, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend (Kol 3:1-4).

Apg 22:13

„Und herzutretend sagte er zu mir: Saul, Bruder, blicke auf! Und zu derselben Stunde blickte ich zu ihm auf.“

Wir lesen das Original unseres Leitverses in Apg 9:17-18 und sehen, dass Paulus leicht abweicht. Tatsache ist, dass Paulus drei Tage lang geblendet war, dass Ananias ihm die Hände auflegte und sofort fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, er wurde sehend! Doch geben wir dem „sehend werden“ heute einen weiteren Sinn: Er konnte plötzlich über sein bisher irdisches Verständnis hinaus in die Herrlichkeit des Namens „Jesus“ schauen, er erkannte schlagartig die geistlichen Zusammenhänge und Tiefen jener Lehre, die er bislang hartnäckig verfolgt hatte.

Wir nehmen dies heute zum Anlass, wiederholt darauf hinzuweisen, dass auch wir, obwohl berufen, blind sein können für geistliche Wahrheiten, die in die Tiefe führen. Beweisen brauchen wir diese Blindheit unter Gläubigen wohl nicht, weil eigentlich jeder von uns, der Pauli Evangelium bezeugt, sie um sich herum wahrnehmen kann.

Wir haben schon oft von den beiden Begriffen a) „unsere Stellung in Christus“ und b) „unser Wandel“ gesprochen und dabei betont, dass das Erstere unsere Rettung in der Gnade beinhaltet und von keiner Macht im All angegriffen werden kann! Anders verhält es sich bei unserem Wandel: Wir haben schon in den letzten Tagen angeführt, dass er durchaus von unserem „Ich“ geleitet werden kann, und damit „unwürdig“ wird. Doch nicht nur das: Ein vom „Ich“ gelenkter Wandel kann von Satan stark beeinflusst werden, so stark sogar, dass uns die Tiefen des Evangeliums verborgen bleiben; und dies deshalb, weil wir auf das Irdische sinnen! Und wessen Gedanken auf das Irdische ausgerichtet sind, der steht in der Gefahr, den Lüsten dieses Äons zum Opfer zu fallen (siehe Demas in 2Tim 4:10).

Pauli Blickrichtung wurde durch Ananias nach oben gelenkt, die Richtung war also schon einmal gut! Und so appellieren wir auch heute wieder an Kol 3:1-4, unser „Wandel“ steht hier auf dem Prüfstand!

Apg 22:14-15

„Weiter sagte er: Der Gott unserer Väter hat dich dazu bestimmt, Seinen Willen zu erkennen, den Gerechten zu gewahren und die Stimme aus Seinem Mund zu hören; denn du sollst Ihm für alle Menschen ein Zeuge dessen sein, was du gesehen hast und noch hörst.“

Es ist doch richtig spannend, wenn wir im Nachhinein miterleben können, wie eine Volksmenge, die Paulus noch kurz zuvor töten wollte, plötzlich völlig still ist und offensichtlich geduldig zuhört, was Paulus über diesen „Jesus aus Nazareth“ zu sagen hat! Tut sich hier auf einmal doch noch eine Tür für das Volk Israel auf?

Paulus erzählt, wie ihm Ananias seinen zukünftigen Dienstauftrag zuwies, an erster Stelle stand „das Erkennen Seines Willens“! Leider sehen wir heute viele dienende Brüder, die „Seinen Willen“ in der Tiefe noch gar nicht erkannt haben, an erster Stelle, dass Paulus der für die Körpergemeinde allein maßgebende Apostel ist!

Schon in Röm 12:1-2 spricht Paulus uns eindringlich zu, zu prüfen, was „der Wille Gottes“ sei! Und er schreibt hier von dem guten, wohlgefälligen und vollkommenen Willen Gottes! Zuerst sei gesagt: Der Wille Gottes ist nicht steigerungsfähig! Die drei Begriffe sind also keine Erkenntnisstufen, sondern beinhalten die zusammenfassende Einheit des göttlichen Willens. Und um das Erkennen dieses einheitlichen Willens Gottes, um das Erkennen, bittet Paulus in Kol 1:9-10 für seine Glaubensgeschwister. Es geht in dieser Fürbitte um geistliche Weisheit und allem geistlichen Verständnis, mit dem auch wir erfüllt sein sollen, „um des Herrn würdig zu wandeln und Ihm in jeder Weise zu gefallen“!

Noch einmal zurück zu Röm 12:2: „… und euch nicht auf diesen Äon einzustellen, sondern euch umgestalten zu lassen durch Erneuerung eures Denksinns …“. Und wieder bedeuten diese Worte nichts anderes als: Weg von unserem „Ich“, hin zu „Ihm“!

Apg 22:16

„Und nun, was zögerst du? Steh auf, lass dich taufen und dir die Sünden abwaschen und rufe Seinen Namen an!“

Mit der Erscheinung seines Herrn wurde Paulus be- und gerufen, seine Rettung in der Gnade wurde damit besiegelt. Die Versiegelung mit dem Geist der Verheißung, dem heiligen, wie wir es in Eph 1:13 lesen, ist eine Grundlage, sie gehört zum Glaubensanfang! Jetzt folgt das glaubensmäßige Wachstum, sich, wie in Röm 12:2 zu lesen ist, nicht auf diesen Äon einzustellen, sondern sich umgestalten zu lassen durch die Erneuerung des Denksinnes!

Und hier muss auch uns immer wieder zugerufen werden: „Was zögerst du? Steh auf!“

Einst schaute Lots Frau zurück auf die dem Gericht Gottes verfallenen Städte Sodom und Gomorra – ihr Schicksal kennen wir. Auch bei uns ist es nur zu oft jener „Blick zurück“, zurück in die Welt und unser altes Leben. Doch wer sich auf diesen (gegenwärtigen bösen)) Äon einstellt, verliert nur zu schnell den Blick nach oben. Die Frau von Lot wurde augenblicklich gerichtet, wir hingegen, wenn wir zurück schauen, gehen unserer Rettung in der Gnade zwar nicht verlustig, doch unser Wandel wird „unwürdig“ und muss vor der Preisrichterbühne Christi wieder ausgeglichen werden, was durchaus zu Verlust, Tadel und Beschämung führen kann.

Lassen wir uns also heute gleichsam die Worte des Ananias an Paulus auch zu uns sprechen, lassen wir uns zurufen: „Was zögerst du? Stehe auf …“ (und jetzt benützen wir nicht weiter die Worte des Ananias, sondern fahren mit Eph 5:14 fort) „erwache, der du schlummerst, stehe auf aus den Toten, und aufleuchten wird dir der Christus!“ Hier ist natürlich nicht der buchstäbliche Tod angesprochen, sondern unser geistlicher (Tief-) Schlaf, der uns hindert, das helle Licht Christi Jesu zu erkennen – es ist somit von unserem Wandel die Rede.

„Was zögerst du?“

Apg 22:17-18

„Als ich nach Jerusalem zurückkehrte und in der Weihestätte betete, geschah es, dass ich in Verzückung geriet und Ihn wahrnahm, der mir gebot: Eile und geh schnell aus Jerusalem hinaus, weil sie dein Zeugnis für Mich nicht annehmen werden.“

Wir machten auf drei Stufen aufmerksam, in welchen Paulus seine Berufung erhielt, einmal durch den Mund des Herrn, dann durch Ananias, und heute sind wir beim dritten Punkt angelangt und hören, wie Paulus in der Weihestätte war, und hier den Auftrag bekam, aus Jerusalem hinaus zu gehen, was ja im weiteren Sinn bedeutet, auch über die Grenzen Israels hinaus zu den Nationen zu gehen. Diese Abstufung ist für uns deshalb interessant, weil sich erst bei diesem letzten Punkt der Tumult aufs Neue erhob.

Was Paulus hier in seiner Rede weglässt, ist die Tatsache, dass er nach seiner Berufung nicht gleich nach Jerusalem reiste, sondern gemäß Gal 1:17-18 zuerst einmal die absolute Stille in der arabischen Wüste suchte, wo er drei Jahre lang von seinem Herrn vorbereitet wurde. Auch für Paulus als Israelit war es ja erst einmal ungeheuerlich und nicht vorstellbar, dass Gott Israel beiseite stellen und Sich den Nationen zuwenden wollte.

Jetzt berichtet Paulus also der immer noch still lauschenden Volksmenge von seiner Verzückung und dem Gebot, Jerusalem zu verlassen, weil die Juden das Zeugnis über Jesus nicht annehmen würden – und seltsam, die Volksmenge blieb auch hier noch ruhig!

Es war ein langer Weg, bis die endgültige Ablehnung des gesamten Volkes Israel rechtskräftig wurde, er endete erst mit Apg 28:26-28. Wir nennen diesen Zeitabschnitt deshalb „die Verwaltung des Übergangs“, ein Übergang, wo Sich Gott von Israel abwendet, Sein Volk in die Verstockung führt und Sich den Nationen zuwendet.

Apg 22:19

„Da entgegnete ich: Herr, sie selbst wissen darüber Bescheid, dass ich es war, der die an Dich gläubig Gewordenen einkerkern und überall in den Synagogen auspeitschen ließ.“

Wenn wir genau in unseren Leitvers hineinhören, hören wir auch heraus, dass Paulus versuchte, der Stimme, die ihm gebot, auf schnellstem Weg Jerusalem zu verlassen, zu widersprechen, zumindest aber das Urteil über Israel abzumildern. Die Stimme, die Paulus hörte, sagte ihm ja, dass sein (des Paulus) Zeugnis nicht angenommen wird! Jetzt legt der Apostel für jene ein Wort ein, die von seinem vormaligen Hass und seiner eifernden Verfolgung jener, die an Jesus glaubten, Kenntnis hatten. Diese zumindest (so meint Paulus) glauben doch nun seinem Zeugnis – warum also jetzt so schnell Jerusalem verlassen?

Wir haben hier eines jener stillen Zwiegespräche mit Gott vor uns, das wenig oder kaum beachtet wird, erst recht nicht als Mustergebet. Und dennoch ist es für uns bedeutsam!

Wir haben des Öfteren darauf hingewiesen, dass wir, wie es Röm 8:26 bestätigt, nur zu oft nicht wissen, was wir beten sollten (in Übereinstimmung mit dem, was sein muss), weil uns Gottes Willen nicht bis ins kleinste Detail bekannt ist. Und dies aus dem einfachen Grund, damit wir uns nicht auf Grund der unabwendbaren Geschehnisse ausruhen. Gott will, dass wir mit Ihm reden, Ihm unsere Sorgen und Lasten mitteilen, ja Ihn auch kindlich um Hilfe bitten – es ist das Reden mit unserem himmlischen Vater!

Was Paulus macht, ist der nach Röm 8:26 ja aussichtslose Versuch, etwas zu erreichen, was nach dem Willen Gottes nicht sein kann – und doch ist es die wunderbare Zwiesprache, die auch wir immer wieder suchen sollen. Nicht der Erfolg des Gebetes ist entscheidend, sondern ganz einfach die suchende Nähe des Vaters! Und in entscheidenden Dingen dürfen wir wissen, dass uns der Geist selbst mit unausgesprochenem Ächzen für uns verwendet!

Apg 22:20

„Und als das Blut Deines Zeugen Stephanus vergossen wurde, da war ich selbst es, der dabeistand und mit den anderen daran Wohlgefallen hatte und die Obergewänder derer bewachte, die ihn hinrichteten.“

Noch ein Argument führt Paulus an, um für sein Volk Milde vom Herrn zu erbitten, seine wohl schlimmste Tat: Die Ermordung des Stephanus. Gerade für jene Juden, die dies miterlebt hatten und hernach seine Umkehr und sein Zeugnis für Jesus hörten, war es doch fast unmöglich, Paulus nicht zu folgen! Darum noch einmal: Warum sollte er jetzt so schnell Jerusalem verlassen, wo die Möglichkeit gegeben war, dass vielleicht doch nicht alle sein Zeugnis verweigern würden?

Wir sehen, die Argumente des Paulus waren nicht ganz aus der Luft gegriffen, sondern hatten ihren durchaus realen Hintergrund. Doch so wie einst Ananias dem Saulus kundtat, dass es ihm bestimmt war, den Willen Gottes zu erkennen, so gelten diese Worte heute auch uns! Auch wir sollen den Willen Gottes, soweit es möglich ist, erkennen! Und erkennen sollen wir hier, dass Gott Sein Volk Israel nicht rachesüchtig in die Verstockung schickt, sondern dies von Anfang an genau so geplant hatte.

Es entsprach Seinem Heilsplan, ein Volk auszuwählen, dass nicht edel, sondern störrisch war, ja sogar so störrisch, dass es Jesus ablehnte – es war das schwächste und geringste Volk aus allen Völkern (siehe 5Mo 7:7). Und aus diesem Versagen des auserwählten Volkes Israel, aus dieser Kränkung Gott gegenüber wurde gemäß Röm 11:12 „der Reichtum der Nationen“! Weil das Volk ablehnen musste, konnte in der Zeit ihrer Verstockung das Geheimnis der Körpergemeinde Christi Jesu enthüllt werden. Und wenn der letzte aus den Nationen zu dieser Körpergemeinde gerufen sein wird, wenn die angekündigte Vollzahl der Nationen (die Vervollständigung) eingegangen sein wird (siehe Röm 11:25b), dann folgt die Entrückung und danach wird Sich Gott wieder Seinem Volk zuwenden!

Apg 22:21

„Doch Er sagte zu mir: Geh, denn Ich werde dich in die Ferne zu den Nationen hinausschicken!“

Paulus ist immer noch dabei, die in merkwürdiger Stille verharrende Menge zu überzeugen, dass Jesus, der ihm vor Damaskus begegnet war, der Messias Israels ist! Und die Stille der Zuhörer beweist, dass sie durchaus von den Worten des Apostels ergriffen war. Aber in erster Linie ging es Paulus ja darum, seinem Herrn zu beweisen, dass nicht alle sein Zeugnis über Jesus abweisen würden – und so fährt er mit dem Text unseres Leitverses fort. Wusste Paulus, was für eine Sprengkraft gerade diese Worte enthielten?

Noch in Röm 11:13-15 legt Paulus dar, dass es ihm daran gelegen ist, zumindest einige von seinem Fleisch (von seinem Volk) zu retten, indem er sie zur Eifersucht (auf die Nationen) reizen könnte. Wir sprachen in diesem Zusammenhang an früherer Stelle schon von einer positiven und negativen Eifersucht, wobei sich die positive Eifersucht dahingehend auswirken würde, dass Israel seinen Herrn annimmt. Doch was jetzt in Jerusalem folgte, war pure negative Eifersucht, nämlich Hass und Ablehnung!

Erinnern wir uns, wie Paulus vor Damaskus beim Erkennen seiner furchtbaren Schuld völlig zusammenbrach – jetzt, wo er seinem zuhörenden Volk ihre Schuld vor Augen stellte, geriet dieses in rasende Wut; welch ein Gegensatz!

Wir werden mit unserem Leitvers in Gedanken ganz an den Anfang der Körpergemeinde Christi Jesu geführt, als der Herr unserem Apostel den Weg zu uns wies und befahl. Heute stehen wir fast (oder „so gut wie“) am Ende dieses Auftrages! Wir erleben in noch nie dagewesener Weise, wie unsere christlichen Werte aufgegeben werden und der Boden des Antichristen fast schon völlig geebnet ist! Man müsste sich täglich furchtbar aufregen, wenn wir nicht wüssten, dass dies alles sein muss; lassen wir uns also nicht so schnell in unserem Sinn erschüttern – Jesus ist nahe!

Paulus beruft sich auf sein römisches Bürgerrecht

Apg 22:22

„Bis zu diesem Wort hörten sie ihn an, dann aber erhoben sie ihre Stimme und riefen: Hinweg von der Erde mit einem solchen; denn zu leben gebührt ihm nicht!“

Es geschah genau jenes, was wir im Verlauf des Dienstes Pauli wiederholt miterlebt haben: Die Juden waren gar nicht unbedingt ablehnend gegen diesen „Jesus“, es erregte sie nur, dass Sich Gott nun auch den Nationen zuwenden wollte, und dies in einer offenbar ganz anderen Art und Weise, wie es mit den bisherigen Proselyten geschah.

Achten wir darauf, wie es heißt: „Bis zu diesem Wort hörten sie ihn an …“! Eben noch hatte die Volksmenge in angespannter Stille zugehört, und schlagartig gab es ein Inferno des Aufruhrs. Die Antwort auf das „warum“ ist eindeutig: Paulus hatte bestätigt, dass das Evangelium nun zu den Nationen gehen würde. Und hier finden wir auch das Geheimnis der Abtrünnigkeit Israels aufgezeigt, aber wir sehen ebenfalls die Wege Gottes, die für uns Menschen nicht immer gleich verständlich sind.

Das Volk Israel wird gemäß seiner göttlichen Auswahl einmal der Segenskanal für alle Nationen sein, und dazu wurde und wird das Volk von Gott zubereitet; und auch hier war die göttliche Schule noch lange nicht beendet: Nationalstolz und Selbstsüchtigkeit verstopften den Segenskanal hin zu den Nationen – in diesem Zustand war Israel für seinen Auftrag (noch) unbrauchbar! In Mt 18:24-35 lesen wir das Gleichnis eines Sklaven, welcher dem König zehntausend Talente schuldig war, und in einem Gnadenakt volle Erlassung der Schuld erhielt. Dieses Gleichnis zeigt den Zustand Israels auf! Anstatt dass dieser Sklave nun auch seinerseits jenem Gnade erwies, der ihm etwas schuldete, zeigte er brutale Härte und Eigensucht. Die Folge war, dass ihm die erlassene Schuld wieder auferlegt wurde. Auch Israel musste bezahlen: Jerusalem wurde durch die Römer zerstört, das jüdische Volk wurde aus seinem Land vertrieben und in alle Winde zerstreut und es musste bis in die jüngste Zeit schlimmste Drangsal erleiden – Israel ist in der Hand jener Folterknechte von Mt 18:34!

Apg 22:23-24

„Als sie so schrien, ihre Obergewänder wegschleuderten und Staub in die Luft warfen, befahl der Oberst, ihn in die Burg zu führen, und sagte, man solle ihn unter Geißelung vernehmen, um zu erfahren, aus welcher Ursache sie ihm dies so laut zuriefen.“

Wir zeigten gestern auf, dass sich Israel schon lange in der Hand jener Folterknechte befindet, die das Gleichnis in Mt 18:34 anführt. Und dieser Zustand wird so lange andauern, bis ihr Unglaube und ihre hasserfüllte Ablehnung der Wahrheit Gottes gegenüber durch das Kommen Jesu als „Messias für Israel“ weggenommen werden.

Auch das Leben des Apostels Paulus verlief in ähnlichen Bahnen: Vorher ein erbitterter Feind und Verfolger der ersten christusgläubigen Juden, dann folgt das umwandelnde Erleben vor den Toren von Damaskus – aus Saulus wurde Paulus! Hat Paulus nun bei seiner Umwandlung mitgewirkt? Hatte er irgendeinen Verdienst dabei? Nicht im Geringsten! Es war allein das Werk Gottes! Und so wird es auch bei Israel sein: Erst wenn die von Gott vorherbestimmte Zeit gekommen ist, wird Israel wieder von Gott angenommen, wird die Decke von ihren Augen genommen und sie werden erblicken, in wen sie gestochen haben. Wunderschön schreibt Paulus in Röm 11:26b: „Eintreffen wird der Bergende aus Zion; abwenden wird Er die Unfrömmigkeit von Jakob.“

Es darf, ja soll uns tief bewegen, wie Gott in Seiner liebenden Gnade bei Paulus, bei uns, und nicht zuletzt bei Seinem Volk Israel allen Unglauben und jeden Widerstand gegen Seine Wahrheit überwindet und aus Feinden „Liebende“ macht! Aus diesem Wissen dürfen wir täglich Kraft schöpfen, vor allem auch im Hinblick auf all jene, die heute noch nicht von Gott gerufen sind! Doch wir wollen auch nicht müde werden, die Wahrheit, dass „Gott einmal alles in allen sein wird“, weiter zu verkündigen, ohne Furcht vor Menschen (auch vor gläubigen Geschwistern). Gott schließt alle zusammen in Widerspenstigkeit ein, damit Er Sich aller erbarme – O Tiefe des Reichtums …“ (Röm 11:33 ff)!

Apg 22:25

„Als man ihn bereits mit Riemen ausgestreckt hatte, sagte Paulus zu dem dabeistehenden Hauptmann: Ist es euch erlaubt, einen Mann, der Römer ist, auch unverurteilt zu geißeln?“

Wir kommen zuerst noch kurz auf die gestrigen zwei Verse zurück: Als der römische Oberst sah, dass die Ansprache Pauli an das Volk nicht den erhofften Erfolg einer Beruhigung brachte, ja dass nach anfänglicher Ruhe der Tumult noch schlimmer wurde, machte er kurzen Prozess und brachte ihn in die Burg hinauf in Gewahrsam. Und da er wohl selber neugierig war, was nun die eigentliche Ursache dieses ganzen Aufstandes bedeuten sollte, ging er zu der römischen Praxis über, durch Geißelung eine Aussage zu erzwingen. Soweit die Verse 23-24.

Mit einem Juden machten die Römer normalerweise kurzen Prozess, bei Paulus war es so, dass durch Geißelung eine Aussage erzwungen werden sollte. Doch dann tat Paulus etwas: Er berief sich auf sein römisches Bürgerrecht! Weshalb tat er dies? Diese Frage ist berechtigt, denn in Philippi hat der Apostel die Rutenschläge willig erduldet und sich erst danach auf sein römisches Bürgerrecht berufen (siehe Apg 16:23.37-38). Gab es für dieses Verhalten einen Grund? Das unterschiedliche Verhalten Pauli liegt darin, dass es in beiden Fällen (in Philippi und hier in Jerusalem) um „das Zeugnis“ ging! In Philippi war es das Zeugnis vom Sieg des Geistes über die Leiden – der Gefängnisaufseher konnte kaum fassen, dass Menschen trotz blutüberströmtem Körper an ihrem Gott festhielten (lies Apg 16:33)! Hier in Jerusalem war es das Zeugnis gegen den „Hohen Rat der Juden“, es galt ihrer Widerspenstigkeit und Ungerechtigkeit im Gegensatz zu der doch besseren Gerechtigkeit jener aus den Nationen (hier die Römer). Die Römer respektierten ja immerhin, dass keiner ihrer Landsleute unverurteilt geschlagen werden durfte.

Lassen wir uns heute mit Gal 1:15 zusprechen! Dass Paulus sein römisches Bürgerrecht schon von Geburt an besaß, zeigt uns, dass die Gnade Gottes, in die er berufen wurde, schon vom ersten Atemzug seines Lebens an wirksam war! Und wie bei Paulus, so auch bei uns!

Apg 22:26-27

„Sobald der Hauptmann das hörte, ging er zu dem Oberst, berichtete ihm das und sagte: Was hast du vor zu tun? Denn dieser Mann ist ein Römer! Da trat der Oberst herzu und fragte ihn: Sage mir, bist du ein Römer? Er entgegnete: Ja!“

Mit diesem „Ja“, er sei ein Römer, ging Paulus bewusst in das Lager Roms über, um fortan als römischer Bürger seinen Dienst an den Nationen fortzusetzen. Damit wird diese kaum oder gar nicht beachtete Antwort zu einem wichtigen Schlüsselwort! Nicht mehr als Jude, sondern als römischer Bürger geht Paulus nach Rom und verfasst als solcher seine letzten Briefe, welche die tiefsten Wahrheiten für uns enthalten.

Wir müssen diese Hervorhebung seines römischen Bürgerrechts aber unbedingt auch in Verbindung mit seiner Gesamtlage sehen: Er geht einerseits zwar als römischer Bürger nach Rom, andererseits aber als ein „Gebundener Christi Jesu“! Werfen wir hierzu einen Blick in Gal 6:14-15 (bitte lesen):

Der römische Bürger Paulus bekennt, dass ihm die Welt gekreuzigt ist und er der Welt! Und weiter: „Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit etwas, sondern nur eine neue Schöpfung.“ Mit anderen Worten lesen wir dies in 2Kor 5:17: „Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist da eine neue Schöpfung: das Ehemalige verging, siehe, es ist neu geworden.“

Wir möchten mit Obigem sagen, dass Paulus nicht mehr als Jude nach Rom reiste, dass jetzt die Nationalität (vor allem die der Juden) keine Rolle mehr spielt, sondern nur noch der Stand „in Christus“, was eine neue Schöpfung beinhaltet. Eine „neue Schöpfung“ kann es aber nur dort geben, wo „die alte“ gestorben ist“ Und angesprochen ist mit der „alten Schöpfung“ unser Fleisch, unser „Ich“, unser seelischer Mensch, um nur einige Bezeichnungen zu nennen. All dies muss an das Kreuz Christi verwiesen werden, wo es als „gestorben“ geachtet werden muss!

Apg 22:28

„Darauf antwortete der Oberst: Ich habe mir dieses Bürgerrecht mit einer großen Summe erworben. Paulus aber erklärte: Ich jedoch bin so geboren!“

Wir können heute nahtlos an die gestrigen Aussagen anknüpfen: Der eine musste sich sein Bürgertum teuer erkaufen, er musste sich folglich für diese Geldsumme lange Zeit abmühen – der andere bekam es in die Wiege gelegt! Achten wir hier besonders auf Paulus:

Wir möchten zuerst noch einmal an Gal 1:15 erinnern: Paulus bezeugt, dass Gott ihn von seiner Mutter Leib an abgesondert und durch Seine Gnade berufen hat. In dieser Absonderung lag auch sein römisches Bürgerrecht. Gott hat alle Wege Seines Apostels bis ins kleinste Detail vorbereitet. Pauli Zeugnis vor dem Oberst: „Ich jedoch bin so geboren!“ zeigt uns, dass es kein Menschenwerk war, sondern allein die Gnade Gottes, die wirkt und rettet! Aber – Gottes Gnade geht mit uns nicht immer solche Wege, wie wir sie gerne hätten! Sie rettet uns nicht nur, wie es Eph 2:8 festlegt, sondern führt uns auch Wege der Zubereitung, die Gebundenheit nach sich ziehen können, was Drangsal und Leiden bedeutet.

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere von uns an unsere Gedanken in den Auslegungen des 2. Korintherbriefes, wo wir „die zweite Gnade“ hervorzuheben versuchten. Und diese zweite Gnade beinhaltet, was wir in Phil 1:29 lesen: „… denn in Gnaden ist euch für Christus gewährt: nicht allein an Ihn zu glauben, sondern auch für Ihn zu leiden …“!

Pauli Hinweis auf seine römische Bürgerschaft rettete also vor den Tötungsabsichten seiner Landleute, führte aber in die Gebundenheit, wo andere Leiden und Drangsale für Christus auf den Apostel warteten. Nehmen wir heute die Aussage Pauli derart, dass ihm (und uns) Gott alles in die Wiege gelegt hat, was unser Vertrauen fordert, dass alle Wege, die Gott uns führt, richtig sind, mehr noch: Dass uns alles (alle Wege) zum Guten zusammenwirkt (Röm 8:28).

Paulus vor dem Hohen Rat

Apg 22:29-30

„Die im Begriff waren, ihn zu vernehmen, entfernten sich nun sofort von ihm. Und auch der Oberst fürchtete sich, als er erfuhr, dass er ein Römer sei, weil er ihn hatte binden lassen. Da er aber beabsichtigte, Gewisses darüber zu erfahren, welchen Vergehens er von den Juden angeklagt wurde, löste er ihm tags darauf die Ketten und befahl, dass die Hohenpriester und das gesamte Synedrium zusammenkommen sollten. Dann ließ er Paulus hinabführen und unter sie treten.“

Erneut staunen wir, wie Gottes Wege verlaufen: Die Neugier des Oberst trat schon in Vers 24 zutage, als er Paulus geißeln lassen wollte, um etwas zu erfahren. Als dieser Weg auf Grund der römischen Staatsbürgerschaft nicht durchführbar war, wählte der Oberst den Weg über die Juden, um somit etwas Gewisses zu hören.

Wenn wir genauer hinsehen, erkennen wir, dass es Gottes Wille war, dass noch einmal die Hohenpriester und das ganze Synedrium hören sollten, was Paulus zu sagen hatte. Der Apostel hatte den Auftrag, ein letztes Mal vor seinen Landsleuten Zeugnis abzulegen, und dies musste sein, bevor er nach Rom überstellt wurde. Wir stellen hier eine menschliche Frage: Warum müht Sich Gott so sehr um Sein Volk, obwohl Er Selbst es ist, der dieses Volk verstockt? Wozu also noch mal ein (unnützes) Zeugnis vor dem jüdischen Hohen Rat?

Es gibt nur eine Antwort: „Das All ist aus Gott“ (Röm 11:36), anders gesagt. „Alles ist aus Gott“, auch das Üble und Böse (Jes 45:7)! Es stellt den dunklen Hintergrund dar, vor dem Gott Seine unsagbare Liebe aufleuchten lassen will. Auch Sein auserwähltes Volk musste so tief wie möglich mit dem Bösen verstrickt werden, um am Ende zu erkennen, wie unfassbar groß ihr Gott ist und wie allumfassend Seine Liebe wirkt! So gesehen führte Gott immer wieder die Situation herbei, in welcher sich Israel entscheiden konnte und auf Grund seiner Fehlentscheidungen es immer dunkler um das Volk wurde. Und dann lesen wir in Röm 11:32b: „… damit Er Sich aller erbarme“!

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23. Die Apostelgeschichte Kapitel 23