Der 2. Korintherbrief - Kapitel 3

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Abschrift: Die Korintherbriefe Band I - IV (2007/08)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I, III und IV sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der 2. Korintherbrief - Kapitel 3

Die Korinther als Empfehlungsbrief des Apostels
Der vorzügliche Dienst des neuen Bundes

Die Korinther als Empfehlungsbrief des Apostels

2Kor 3:1

"Fangen wir wieder an, uns selbst zu empfehlen? Oder bedürfen wir etwa (wie gewisse Leute) empfehlender Briefe an euch oder von euch?"

Mit Kapitel 3 setzt Paulus seine Gedanken fort, und dies in der Weise, dass er davon ausgeht, durch seine bisherigen Ausführungen auch leicht missverstanden zu werden. Und so mag es ihm aus der Ferne beim Verlesen seines Briefes in Korinth gewesen sein, als höre er aus den Reihen gewisser Gemeindemitglieder die Zwischenrufe: "Jetzt fängt er wieder an, sich zu empfehlen!" Dem möchte der Apostel im Folgenden begegnen.

"Empfehlungen", auch in Briefform, waren und sind im Grunde nichts Falsches, im Gegenteil, solche können durchaus vor Scharlatanen schützen; Paulus selbst stellte ja solche Empfehlungen auch vielfach aus, wie uns z. B. 2Kor 8 auch zeigen wird. Hier geht es Paulus aber nicht um die gewohnte äußere Empfehlung, es geht um mehr: "Um die innere geistliche Verbindung!" Um das tiefer z u verstehen, müssen wir uns jetzt die damaligen Zustände vergegenwärtigen: Zuerst müssen wir bedenken, dass dieser Brief in einer Zeit des Übergangs geschrieben wurde, dem Übergang vom irdischen Königreich zur überhimmlische Verwaltung. Paulus kam ja aus der Muttergemeinde Jerusalem, der Petrus vorstand. Die Apostelgeschichte lehrt uns, dass er am Anfang seiner Mission durchaus Königreichsbotschaft lehrte, erst nach und nach enthüllte ihm der Herr seinen wahren Auftrag unter den Nationen. Die Korinther standen - und davon muss ausgegangen werden - auch mit dieser Muttergemeinde in Jerusalem in Verbindung und wurden von dort auch dahingehend beeinflusst, dass das Gesetz durchaus noch in Kraft sei (was ja für die Königreichsgemeinde auch richtig war). Diese Meinung vertraten in Korinth die Gegner Pauli. Durch gewisse empfehlende Briefe wollte die Muttergemeinde in Jerusalem den Zusammenschluss mit den Gemeinden aus den Nationen herstellen - ein Betreben, durch eine äußere Organisation das zustande zu bringen, was Paulus durch die Einheit des Geistes, also von innen her, zu erreichen suchte.

Wir denken, dass. unsere gestrigen Gedanken nicht so schnell zu verstehen sind und mancher von uns mag sich ungeduldig fragen, ob das alles so wichtig ist! Reichen uns nicht die "Vollkommenheitsbriefe" des Paulus? Ja, liebe Geschwister, letzteres ist wohl eine grundsätzliche Frage: Liebe ich alle Schriften in Gottes Wort? Ist sie mir kostbar und heilig? Ist sie meine tägliche Nahrung? Reicht es mir, meinen Blickwinkel lediglich auf die Gefängnisbriefe Pauli zu richten? Mich immer nur mit mir selbst zu beschäftigen? Bedenken wir: Selbst die Weltmenschen beschäftigen sich leidenschaftlich mit "Geschichte", wie viel mehr sollten wir uns dafür interessieren, was vor unserer Zeit war, wie die ersten gemeinden entstanden... usw.! Lasst uns also ruhig noch etwas "GEschichte betreiben, indem wir in die Zeit Pauli hineinschauen, sie uns vergegenwärtigen und damit auch die Spannungen in Korinth verstehen.

In Korinth suchten zwei Strömungen die Oberhand zu gewinnen: Einmal die Muttergemeinde in Jerusalem, die wohl auch die Gnade kannte, aber nur Verbindung mit werden, also mit dem Gesetz (lies Jak 2:24). Diese Strömung sprach den fleischlichen Menschen an. Zum anderen stand Paulus als Apostel der Nationen, der jegliche eigene Werke, die den Menschen retten könnten, ablehnt und die Rettung einzig und allein durch die gnade erkennen durfte und lebt (Eph 2:8). "Empfehlungsbriefe", die aus Jerusalem kamen und den Charakter deiner äußeren Organisation durch menschliche Mittel hatten (die Korinther sollten sich zu "Jerusalem" bekennen), standen dem Bemühen Paulus entgegen, die gestern erwähnte Einheit. zu fördern, die durch den Geist gewirkt wird. Man kann deshalb auch sagen: Die eine Seite müht sich um eine äußere Organisation (woraus ja heute die Kirche wurde), die andere um einen inneren Organismus, woraus sich die wunderbare geistgewirkte Körpergemeinde Christi Jesu entwickelte.

2Kor 3:2

"Unser Brief seid ihr, uns ins Herz hineingeschrieben, von allen Menschen erkannt und gelesen,"

Es ist ersichtlich, dass Paulus jegliche äußere Organisation, die eine Gefahr für das geistliche Leben in der Gemeinde darstellte, ablehnte. Aus dieser Stellung heraus konnte er auch schreiben, was unser heutiger Leitvers beinhaltet! Das ist der lebendige Organismus, den er mit "Empfehlungsschreiben" meint.

Stellen wir also noch einmal gegenüber: Auf der einen Seite die starre Form der Organisation (aus welcher sich ja die Staatskirche entwickelt hat), die durchaus auch ohne Herz, Geist und Leben bestehen kann (den meisten von uns mag unbekannt sein, mit welch herzlosesten Mitteln die römische Kirche im Mittelalter ihre Ansprüche durchgesetzt hat), auf der anderen Seite die Herzensverbindung, die mit einer äußeren Form nicht zu tun hat, die sich aber dennoch untereinander in einem Geist, einem Erwartungsgut, einer Berufung, einem Herrn, einer (Geistes-) Taufe und einem Gott und Vater aller verbunden weiß! Das ist das Zeugnis, das in unsere Herzen hineingebrannt wurde und von allen Menschen erkannt und gelesen werden kann!

Das Erkannt- und Gelesenwerden, und dies von allen Menschen, setzt einen entsprechenden Wandel und eine einfache Verständlichkeit voraus! Den Römern durfte Paulus schreiben, dass ihr Glaube in der ganzen Welt verkündigt wird (Röm 1:8), ein wahrhaft schöner Empfehlungsbrief! Und wir? Sind wir es auch? Vielleicht sollten wir uns erneut vergegenwärtigen, womit Paulus auch uns zuspricht: "Ich spreche euch nun zu - ich, der Gebundene im Herrn, würdig der Berufung zu wandeln, zu der ihr berufen wurdet, mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld einander in Liebe ertragend. Befleißigt euch, die Einheit des Geistes (die ohne unser Zutun besteht) durch das Band des Friedens zu halten" (Eph 4:1 ff).

2Kor 3:3

"da es offenbar ist, dass ihr ein Brief Christi seid, durch unseren Dienst vermittelt und ins Herz hineingeschrieben, nicht mit Tinte, sondern durch den Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischliche Tafeln des Herzens."

Der ungläubige Mensch liest in der Regel Gottes Wort nicht, aber er kann sehr wohl ein ausgelebtes Wort Gottes bei einem Gläubigen erkennen und beurteilen. Wir sind also in der Tat allen Menschen ein offener Brief, ja ein Brief Christi! Das ist nicht mehr nur eine persönliche Empfehlung, sondern ein geistgewirktes Zeugnis, und Christus Selbst ist der Schreiber.

Wir leben heute, liebe Geschwister, in einer aufgerüttelten Zeit, wo sich vor unser aller Augen vollzieht, was uns eigentlich zutiefst erschüttern sollte: Der Name "Jesus Christus" verschwindet mehr und mehr aus dem allgemeinen Wortschatz dieser Welt und wird durch einen universalen Gott ersetzt, hinter dem sich alle Weltreligionen verbergen können. Man braucht und will keinen Sohn Gottes mehr, dieser stört nur auf dem Weg der globalen Vereinigung. Umso mehr sollen wir den Namen unseres Herrn, den wunderbaren Namen "Jesus" hochhalten, ihn bezeugen, ja durch unseren Wandel allem Menschen lesbar machen.

Auf steinerne Tafeln wurde einst am Berg Sinai durch Gottes Finger geschrieben (2Mo 31:18), aber von Menchenhand zerbrochen (2Mo 32:19). Nun schrieb Gott erneut, diesmal aber nicht auf Stein oder mit Tinte, sondern durch den geist des lebendigen Gottes in unsere Herzen. Der Brief Christi bekommt also eine ganz neue Qualität! Beachten wir hier, dass nicht das fleischliche, sonder das fleischerne Herz gemeint ist - ein wesentlicher Unterschied! Das "fleischerne" Herz ist die Zentrale des menschlichen Lebens, mit all seinen Schwächen und seiner Ohnmacht. Es ist also nur ein irdenes Gefäß (sieh 2Kor 4:7), aber mit einem unsagbar kostbaren Schatz als Inhalt!

2Kor 3:4

"Solches Vertrauen haben wir durch Christus zu Gott;"

Der Zusammenhang, in dem unser heutiger Leitvers steht, bezieht sich auf den Dienst, den Paulus für seinen Herrn an der Gemeinde tun darf. Wer für diesen Dienst tauglich ist, hat er ja schon in 2Kor 2:16 aufgeworfen und beantwortet. Jetzt geht es aber nicht mehr um die menschliche Seite des Verhaltens, sondern um die grundsätzliche Frage des Vertrauens zu Gott, wobei Christus, unser Herr, vermittelnd dazwischen steht!

"Vertrauen" muss wachsen, und damit das auch geschieht, führt uns Gott so, wie es für uns das Beste ist. Dabei können die einzelnen Führungen recht unterschiedlich, ja leidvoll sein. Schauen wir z.B. Hiob an: Seine Führung ist uns ja allen bekannt. Am Ende seines Weges, nachdem ihm alles genommen war, hätte man erwarten können, dass sein vertrauen erschüttert ist - doch das Gegenteil war der Fall. So lesen wir am Schluss nach all dem, was er durchmachen musste in Hi 42:2: "Ich erkenne, dass Du alles vermagst, und n ichts, was du Dir vorgenommen hast, ist Dir zu schwer!" Ein wunderbares Zeugnis! Zwischen dem Wirken Gottes und unserem Vertrauen steht Christus! Alles, was wir empfangen haben, wurde uns "in Ihm" geschenkt. Wenn wir in Eph 1:3-14 hinein schauen, dann wird uns ein Schatz an geistlichen Segnungen vorgelegt. Zählen wir einmal in diesen Versen die Wortverbindnung "in Ihm" was für eine Fülle! Selbst der Glaube, dies alles zu fassen und vollgewiss zu sein, kommt von Ihm.

Wenn Paulus in unserem Leitvers sein Vertrauen zu Gott in Bezug auf seinen Dienst ausdrücklich durch Christus bestätigt dass weiß er nur zu gut, dass er alles seinem Herrn zu verdanken hat. Wie reich sind wir, liebe Geschwister, dass wir, unabhängig von er Welt um uns herum, ein neues geistliches Leben in Ihm führen dürfen!

Der vorzüglche Dienst des neuen Bundes

2Kor 3:5-6

"nicht dass wir aus uns selbst tauglich wären, etwas in Betracht zu ziehen, als stamme es aus uns selbst; sondern unsere Tauglichkeit ist von Gott, der auch uns tauglich macht zu Dienern eines neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes; denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig."

Wir haben alle irgendwelche Dienste zu verüben, sei es der stille Gebetsdienst, sei es Trost und Zuspruch an anderen, seien es persönliche oder schriftliche Dienst... nichts kommt aus uns, wir werden allesamt von Gott tauglich gemacht - das muss unsere schlichte und einfache Erkenntnis sein! Selbst das in unserem Leitvers angefügte "in Betracht ziehen", also etwas erwägen, kommt niemals aus uns. Nun. kann man dem entgegen halten, dass ja Jesus Selbst sagte, dass aus dem Herzen böse Erwägungen kommen (Mt 15:19) - ist hier der Mensch oder Gott verantwortlich?

Was sich in unserem Leitvers nur auf das angesprochene Umfeld bezieht, nämlich dass alles von Gott ist, gilt in die Tiefe gesehen universell, weil gemäß Eph 1:11 Gott alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt. Anders ausgedrückt: Im gesamten All gibt es nichts, was nicht dem Ratschluss Seines Willens entspricht. Unter diese Aussage fallen auch die Erwägungen des menschlichen Herzens, darunter fallen all unsere Dienste ... kurz: es gibt nichts, was nicht aus Gott ist!

Nun gibt es Gläubige, die sich über solche Aussagen ärgern, weil sie noch auf die eigene fleischliche Kraft setzen, weil sie in sich einen eigenen Willen sehen wollen, weil sie ihrer Rettung aus eigener Kraft etwas hinzufügen möchten! Es gibt aber auch Gläubige, die sich zutiefst über das Wirken Gottes freuen, die ihr Fleisch täglich kreuzigen und die erkannt haben, dass sich niemand irgend eines eigenen Werkes rühmen kann, sondern dass wir Sein Tatwerk sind, "erschaffen in Christus Jesus, für gute Werke, die Gott vorher bereitet, damit wir in ihnen wandeln" (Eph 2:10).

"sondern unsere Tauglichkeit ist von Gott, der auch uns tauglich macht zu Dienern eines neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes; denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig."

Von den das All. umfassenden Worten im Epheserbrief kehren wir wieder zurück zu den Begebenheiten in Korinth. Paulus sagt in seinen Worten ja nicht, dass er untüchtig sei, er betont nur, dass all seine Tüchtigkeit von Gott ist - das ist der feine Unterschied!

Mit unserem Leitvers bringt Paulus einen neuen Gesichtspunkt zur Sprache; bisher sprach er von der Wirkung des Dienstes, jetzt spricht er vom Inhalt seines Dienstes: Er und seine Mitarbeiter sind Diener eines neuen Bundes. Für uns ist jetzt wichtig, dass wir ganz klar zwischen jenem neuen Bund unterscheiden, der Israel verheißen ist und von dem z.B. Jer 31:31 spricht und jenem neuen Bund, der uns gilt, von dem schon in 1Kor 11:25 die Rede war. Bei dem neuen Bund mit Israel wird das Gesetz eine gewisse Rolle spielen, bei uns, der Körpergemeinde, ist es ein reiner Gnadenbund, der auf dem Blut Jesu beruht, das Gesetz h at keinen Raum mehr.

Nun beruht ein "Bund" (oder ein Bündnis) bekannterweise ja immer auf Bedingungen, die jede Seite zu erbringen hat, sonst wäre es kein Bund! Für Israel trifft dies auch zu; ohne Werke gibt es hier keine Rechtfertigung vor Gott, so schreibt es eindeutig Jakobus (Jak 2:24) an die zwölf Stämme Israels. Auch für uns, die Körpergemeinde Christi Jesu, sind Bedingungen vorgegeben, nur - sind für uns alle Bedingungen bereits von Gott erfüllt, es ist ein reiner "Gnadenbund"! Wiederholen wir also, was wir beretis in 1Kor 11:25 ausgesagt haben: Der neue Bund, beruhend in Seinem Blut, symbolisiert, dass alle Bedingungen von Gottes Seite aus durch Christi Blut erfüllt sind! Das ist der wichtigste Inhalt des Dienstes Pauli, es ist Wohlbotschaft und Balsam für unser Herz!

"....denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig."

Wenn Paulus jetzt von dem "Buchstaben" redet, der tötet, dann muss uns eigentlich klar sein, dass er niemals den Buchstaben der heiligen Schrift meint, sondern das Gesetz, das in Stein eingemeißelt war, um seine unnachsichtige Strenge zu symbolisieren. Das Gesetz tötet, das heißt, es verurteilt den Sünder zum Tod, weil es etwas fordert, was kein Mensch vollständig erfüllen kann. Und wenn dieser auch in der Lage wäre, einen teil, ja sogar den größten Teil des Gesetzes wirklich einzuhalten, strauchelt aber nur an einem Teilchen, sie ist er am ganzen Gesetz schuldig, es gibt keinen Strafnachlass (lies Jak 2:10).

Im Prinzip muss uns das alles bekannt sein; wir wollen also nicht tiefer auf das "tötende" Gesetz eingehen. Beschäftigen könnte allerdings den einen oder anderen von uns die Frage, warum Gott ein Gesetz gibt, welches niemand halten kann! Und darüber hinaus wird der Mensch dann auch noch zum Tode verurteilt - menschlich gesehen ist das im höchsten Grad ungerecht! Man kann jetzt über diese Frage und ihre Antwort viele Seiten, ja Bücher füllen, doch wir versuchen, die schnellste und einfachste Antwort zu finden, und die steht in Gal 3:23-24 und gipfelt darin: "'Daher ist das Gesetz unser Geleiter zu Christus geworden"!

Bei Gott ist der Tod ja nicht das endgültige Ende eines Menschen, sondern eine Zwischenstation, welcher das Gericht folgt, und über kürzere oder längere Zeiträume die Hinführung zu Christus und in Ihm dann auch die Zurechtbringung, das heißt, alle Geschöpfe Gottes werden in dem Namen "Jesus" ihre Knie beugen und Ihm huldigen, weil auch sie in Christus letztendlich ihren Retter gefunden haben. Und um diesen Retter zu erkennen, um Gottes Liebe zu erfahren, muss jeder Mensch erst einmal sein Unvermögen dem Gesetz gegenüber, das ihn erbarmungslos verurteilt erkennen. Doch er erkennt auch, das Got tlängst den Ausgang geschaffen hat und er erkennt die unsagbare Liebe Gottes in dem Namen "Jesus"!

2Kor 3:7-8

"Wenn aber schon der Dienst des Todes, der in Stein eingemeißelten Buchstaben, in Herrlichkeit kam, so dass die Söhne Israels nicht unverwandt in das Angesicht des Mose sehen konnten wegen der Herrlichkeit seines Angesichts, die doch wieder aufgehoben wurde, wie wird da nicht vielmehr der Dienst des lebendig machenden Geistes in Herrlichkeit sein!"

Wir haben in dem gestrigen Vers 6 bewusst die Aussage "der Geist aber macht lebendig" noch ausgelassen, weil die Antwort ja in den heutigen Versen 7-8 erfolgt. Wir müssen in diesen zwei Versen "Offenbarungsstufen" sehen, nämlich vom "Kleinen zum Großen", unseren Leitversen gemäß von einer geringeren zu einer überwältigenden Herrlichkeit! Paulus betont hier also keine Gegensätze, sondern zeigt in den beiden Bündnissen Entwicklungslinien auf.

Das Heil Gottes begann auf der Stufe der Offenbarung seiner Gerechtigkeit. Er gab das steinerne Gesetz und behandelte den Menschen entsprechend seines Verhaltens. Da aber das menschliche Unvermögen unweigerlich zum Tod führte (es war der Dienst des Todes), war der Glanz im Angesicht des Moses nur ein kurzes Aufleuchten, es wurde wieder aufgehoben! Und trotzdem war es ein Stück sichtbarer Herrlichkeit!

Heute, kurz vor dem Abschluss der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade, dürfen wir laut aufjubeln: "Aus der Finsternis (des Todes) leuchte das Licht, das lässt es in unseren Herzen aufleuchten zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi" (2Kor 4:6). Nach dem Dienst des Todes, der noch kein Licht und Leben geben konnte, kam der dienst des Geistes, der lebendig macht, und wir, die Glieder am Körper Christi, dürfen dieses Leben heute schon als kostbarstes Gut in unseren irdenen Gefäßen tragen!

2Kor 3:9

"Denn wenn schon der dienst der Verurteilung einst Herrlichkeit war, wieviel mehr fließt nun der Dienst der Gerechtigkeit in Herrlichkeit über."

Es mag zuerst schwer fallen, im "Dienst der Verurteilung" Herrlichkeit zu sehen, wenn auch nur in geringem Maß - doch bedenken wir, dass der "nicht berufene Mensch" gerade wegen seiner Verurteilung verzweifelt nach einem Retter ausschauen, und so unweigerlich zu Christus geführt wird! Seine Verurteilung wird ihm also letztlich zum Heil, ja zur Herrlichkeit.

Der unteren Stufe der Verurteilung, die ja somit auch schon Herrlichkeit war, weil sie, wenn auch über Äonen, letztlich doch an das herrliche Ziel führt, folgt die höhere Stufe des Dienstes der Gerechtigkeit, die in Herrlichkeit überfließt. Beachten wir hier zuerst, dass es nicht "Dienst der Rechtfertigung" heißt (was wir hier ja erwarten könnten, weil wir ja in der Gnade gerechtfertigt sind), sondern Dienst der "Gerechtigkeit". Den Grund für diese Wortwahl müssen wir darin sehen, dass Gottes Gnadenwerk der Versöhnung auf dem Grund Seiner Gerechtigkeit vollbracht ist! Im Gegensatz zu den Menschen im alten Bund dürfen wir wissen, dass unsere Schuld getilgt ist, dass wir im Blut Jesu Christi die Freilösung, ja die Vergebung unserer täglichen Kränkungen haben, weil die Gnade in uns überfließend ist.

"Überfließen" - das ist heute das Wort, an dem wir uns erfreuen dürfen. Nicht nur der Dienst darf überfließen, es ist ein unfassbares Maß an Herrlichkeit, das die Gnade Tag für Tag all unseren Unrat, den wir immer noch aus unserem Fleisch hervorbringen, hinweg schwemmt. "Überfließend" bedeutet ja "über den Rand hinweg", also noch mehr als schon auf normale Art abfließen kann. Wir dürfen uns also im Geist mehr als gerettet sehen - wir sind überfließend gerettet.

2Kor 3:10

"Denn gleichsam unverherrlicht ist das einst Verherrlichte in dieser Einzelheit wegen der alles übersteigenden Herrlichkeit."

Unser heutiger Leitvers fordert unsere Konzentration heraus, seine Worte verwirren uns erst einmal. Wir wollen deshalb zuerst den großen Zusammenhang herstellen, in welchem die Worte zu sehen sind:Es geht um zwei Dienste im Vergleich, nämlich der Dienst des Todes (alter Bund) mit dem Dienst des lebendig machenden Geistes (neuer Bund). Beide haben ihre Herrlichkeit, der eine noch stark bedeckt, der andere überfließend. Der Vergleich muss aber so gesehen werden, dass keiner der zwei Dienste schlechter oder besser wäre, vielmehr sehen wir Offenbarungsstufen Gottes. Die Herrlichkeit des Dienstes des Todes, die ihren Ausdruck auf dem Angesicht Moses widerspiegelte, offenbarte die Gerechtigkeit Gottes, indem der Mensch durch Gericht und Verurteilung letztendlich doch die Liebe Gottes erkennen wird - das war bereits damals ein Stück gedämpfte offenbarte Herrlichkeit! Dieser Bund war aber nichts Bleibendes, Mose verhüllte jedesmal sein Angesicht, damit die Söhne Israels nicht sähen, wie das Ende käme (Vers 13 zeigt dies noch). Hier ist also die (gedämpfte) Herrlichkeit entherrlicht, das heißt, sie musste einer höheren Stufe an Herrlichkeit weichen - das ist ein Teil der Aussage unseres Leitverses.

Und diese (wir nennen es einmal gedämpfte) Herrlichkeit musste der "alles übersteigenden Herrlichkeit" weichen - damit haben wir unseren Leitvers verständlicher gemacht.

Der an Herrlichkeit überfließende Dienst des Paulus steht also weit über jenem des Mose, so wie das gedämpfte Licht des Mondes durch das strahlende Licht der aufgehenden sonne abgelöst wird. Und wir dürfen in diesem herrlichen Licht der Liebe stehen und uns von allen Seiten bescheinen lassen - das ist Gnade, liebe Geschwister!

2Kor 3:11

"Denn wenn das Aufgehobene damals durch Herrlichkeit aufgehoben wurde, wieviel mehr bleibt nun das Bleibende in Herrlichkeit."

Lassen wir uns der vielen Wiederholungen nicht überdrüssig werden, liebe Geschwister, sie sollen uns vielmehr zum Dank anspornen, dass wir in einer Zeit leben, die nach dem Kalender Gottes als "Verwaltung der Gnade" (oder auch Verwaltung des Geheimnisses) bezeichnet wird. Darüber hinaus muss uns ganz besonders dankbar machen, dass diese Gnadenverwaltung mit großen Schritten ihrem Ende zugeht, was ja heißt, dass die Wiederkunft unseres Herrn ganz nahe ist!

Wir sollen uns bei dem Thema "Bündnisse" auch fragen, was diese uns heute noch sagen können - wissen wir nicht längst alles? Aber wissen wir auch, dass Gott nicht nur die zwei Bündnisse, von denen wir bisher sprachen, machte, sondern sieben Bündnisse brauchte, um den Menschen ihre Sünde und Hilflosigkeit zu lehren und ihnen zu zeigen, dass sie Seine Kraft und Hilfe brauchen?

  1. Der erste Bund wurde ja mit Noah geschlossen, um wenigstens einige Menschen durch die Arche vor der Flut zu retten.
  2. Der zweite Bund sicherte allen Überlebenden zu, dass sich eine solche Flut nicht wiederholen würde, der Regenbogen war das Zeichen.
  3. Der dritte Bund mit Abraham versprach diesem das verheißene Land,
  4. der vierte Bund verhieß Abraham einen Samen (sein Zeichen war die Beschneidung),
  5. der fünfte Bund schließlich war der Bund in der Wüste, wo Gott Seinem Volk das Gesetz gab,
  6. der sechste Bund, ebenfalls mit seinem Volk Israel, wird ein neuer Bund sein, wenn Jesus als Messias auf den Ölberg kommt.
  7. Der siebte Bund ist unser geistlicher Bund, der bis heute in Kraft ist.

Alle diese Bündnisse sollen uns lehren, dass allein Gott imstande ist, einen Bund zu halten, die menschliche Seite versagt! Es ist wohl eines der ganz wichtigen Mittel Gottes, dem Menschen seine Unfähigkeit zu zeigen und ihn für die rechte Unterordnung in der Vollendung zuzubereiten - wer versagt, ist ja gerne bereit, sich unterzuordnen!

2Kor 3:12

"Da wir nun solche Erwartung haben,... "

Wir haben gestern einen kurzen Ausflug in die Bündnisse Gottes gemacht, ohne auf die Aussage des Leitverses einzugehen - das wollen wir heute nachholen.

Der Bund des Gesetzes kam in Herrlichkeit, wie das leuchtende Angesicht des Moses bezeugte, obwohl es ein Dienst des Todes war. Aber sein Schein verblasste, weil das Gesetz - da es niemand halten konnte - auch niemand gerecht machen konnte. Was hier aufgehoben wurde, war zwar ohne Zweifel Herrlichkeit (was wäre es heute für eine Sensation, wenn ein äußerlich leuchtendes Angesicht eines Menschen durch die Medien gesehen würde), aber eben vergehend!

Dem Aufgehobenen steht heute das Bleibende gegenüber, auch mit Herrlichkeit ausgestattet, die aber nur in unserem Geist erfasst werden kann - es ist das gläubige Wissen, dass wir mit dem Geist der Verheißung Versiegelte und damit Herausgerufene und Heilige sind. Die Herrlichkeit der Leuchtkraft, wie sie Mose in seinem Angesicht widerspiegeln durfte, ist aufgehoben, dafür spiegeln wir eine andere Art von Herrlichkeit wider, nämlich die Herrlichkeit unseres Herrn - wir werden dies Aussage noch ausführlich in Vers 18 betrachten.

Wir freuen uns heute ganz einfach darüber, dass wir überhaupt eine Erwartung haben dürfen (im Gegensatz zu dem ungläubigen Menschen), und dann auch noch eine solche, die an Herrlichkeit nicht zu überbieten ist und die uns nie genommen werden kann! Das, was uns rettet, nämlich die Gnade, das dürfen wir in den herankommenden Äonen als Schaugefäße "zur Schau stellen", an uns wird also, wie Eph 2:7 sagt, der alles übersteigende Reichtum Seiner Gnade in Christus Jesus zur Schau gestellt - welch herrlichste Erwartung!

2Kor 12-14

"Da wir nun eine solche Erwartung haben, gebrauchen wir viel Freimut und sind nicht wie Mose, der eine Hülle über sein Angesicht tat, damit die Söhne Israels nicht unverwandt sähen, wie das Aufgehobene zum Abschluss kam, sondern ihre Gedanken wurden verstockt;"

Der alttestamentliche Dienst hatte durchaus seine Herrlichkeit, wenn auch verschwindend - das Angesicht Mose zeigte dies an. Lasst uns daher zuerst einen Blick in die damaligen Gegebenheiten werfen, den biblischen Hintergrund finden wir in 2Mo 34:29-35.

Wir sehen, dass Mose sein Angesicht immer nur dann zeigte, wenn er von einer Begegnung mit dem Herrn kam und dem Volk die Worte Gottes mitzuteilen hatte. Wenn dann der Glanz zu schwinden begann, verhüllte Mose sein Angesicht. Der Grund war der, dass er dem Volk nicht zumuten wollte, wie der in seinem Angesicht geschaute Glanz wieder aufgehoben bzw. zum Abschluss gebracht werden würde. Mose verhüllte also sein Angesicht aus Furcht und Sorge, weil er wohl wusste, dass sie ihm gegebenen Offenbarungen Gottes keine bleibende Wirkung unter dem Volk haben würde, ja dass das Volk seinen Gott verlassen und den Bund brechen würde (lies 5Mo 31:16). Was mag bei solchem Wissen im Herzen Mose vorgegangen sein?! Wohl wird er mit heiligem Eifer zum Volk gesprochen haben, aber sicher nicht mit Freimut und Freudigkeit!

".... sondern ihre Gedanken wurden verstockt" - das heißt erst einmal nicht, dass sich das Volk verstockte, sondern es wurde verstockt. Vordergründig ist zwar der sittliche Verfall des Volkes an der Verstockung schuld, doch tiefer gesehen sind es die Erziehungswege Gottes, die durch das Gericht der Verstockung hindurchführen.

Im Gegensatz zu Mose, der mit bedrücktem Herzen sprach, konnte Paulus mit viel Freimut reden, weil nichts mehr zu verhüllen war, das Ziel lag klar und unfehlbar vor ihm (und vor uns)!

"...denn bis zum heutigen Tag bleibt ihnen dieselbe Hülle beim Lesen des alten Bundes und wird nicht enthüllt, weil sie ja nur in Christus aufgehoben wird."

Wir stehen hier vor einem Geheimnis, "der Verstockung Israels", welches uns allerdings nicht unbekannt sein soll, vielmehr enthüllt es Paulus in Röm 11:25 ff, und dies nicht nur , um unser Wissen zu erweitern, sondern auch darum, "damit ihr nicht bei euch selbst als besonnen geltet", was anders gesagt heißt: "damit wir nicht hochmütig werden", und zwar hochmütig Israel gegenüber!

Der Inhalt des Geheimnisses ist der, dass

  1. Israel den Herrn ans Kreuz gebracht hat,
  2. Israel ein zweimaliges Angebot des Königreichs der Himmel abgelehnt hat,
  3. Israel verstockt wurde,
  4. diese Verstockung aber nur zeitlich begrenzt ist,
  5. die Verstockung auch die Beiseitestellung Israels mit sich brachte und
  6. während der Zeit dieser Beseitestellung Israels Gott ein zweite Geheimnis enthüllen konnte, nämlich dass in dieser Zeit die Körpergemeinde Christi Jesu gebildet wurde und noch wird.

Durch Israel Verstockung konnte also erst die heutige Verwaltung der Gnade aufgerichtet werden - wir haben somit nicht den geringsten Grund, uns diesem Volk gegenüber zu erheben oder es geringer zu achten als uns!

Für uns wird auch an der Verstockung Israels erneute sichtbar, wie Gott alles nach dem Tatschluss Seines Willens bewirkt. Das Volk lief Ihm nicht aus dem Ruder, vielmehr tat es genau das, was Gott längst beschlossen hatte! In Röm 11:12-15 sehen wir, dass die Kränkung Israels (ihr Ungehorsam) zwar ihr Niedergang (Verstockung) bedeutete, dass diese aber nur zeitlich ist und gleichzeitig der Welt Reichtum bedeutet; und wie reich sind wir, die wir aus allen Nationen auserwählt und berufen wurden, durch dieses Verstockung geworden!

2Kor 3:15-16

"Ja bis heute, sooft auch Mose gelesen wird, liegt diese Hülle auf ihrem Herzen; sobald es sich jedoch zum Herrn umwendet, wird die Hülle fortgenommen."

Man darf sich ruhig auch einmal fragen, was wohl geschehen wäre, wenn das Volk Israel schon damals Jesus als seinen Messias angenommen hätte. Im Prinzip wäre das geschehen, was die Propheten sehnsüchtig vorausgesagt haben: Das irdische Königreich hätte für tausend Jahre aufgerichtet werden können. Nur - dann hätte es keine Bildung der Körpergemeinde Christi Jesu und damit auch keine Verwaltung der Gnade gegeben, dem Glauben hätten die Werke folgen müssen!

Die Apostelgeschichte enthüllt uns ja Stück für Stück dieses Geschehen, wir sehen darin, wie Israel immer wieder, anfänglich auch durch Paulus, das Königreich angeboten wurde. Je mehr aber Paulus abgesondert wurde und sich von den übrigen Aposteln in Jerusalem unterschied (indem er immer mehr die Rettung in der Gnade erkannte), desto widerspenstiger wurden die Juden. Diesee Periode nennen wir deshalb "die Verwaltung des Übergangs", nämlich vom pfingstlichen Angebot an Israel an bis zur Bildung der Körpergemeinde Christi Jesus aus allen Nationen. Und wenn der Letzte der Körpergemeinde berufen wird, wenn also die Vervollständigung der Nationen erreicht ist (Röm 11:25 b), dann wird Israel als Gesamtheit gerettet werden, wo wie geschrieben steht: Eintreffen wird der Bergende aus Zion; abwenden wir Er die Unfrömmigkeit von Jakob.

Heute liegt bei dem Volk Israel nicht nur eine Decke auf dem Angesicht, sondern auch auf den einzelnen Herzen. Nur ein Strahl der Herrlichkeit des Herrn kann sie lüften, wenn Er auf den Ölberg wiederkommt und all die Segnungen bringt, die das Gesetz verheißt. Dann ist der Herr nicht nur König, Er ist auch die Kraftquelle Israels, all das zu halten, was das Volk ohne Ihn nicht konnte und kann.

2Kor 3:17

"Der Herr aber ist dieser lebendig machende Geist. Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit."

Unser Leitvers knüpft im Grund an Vers 6 an, wo es heißt: Der Geist aber macht lebendig"; heute lesen wird, dass der Herr dieser lebendig machende Geist ist und eine wesentliche Seite der Wirksamkeit dieses Geistes ist "Freiheit"! Es wäre nun viel über "den Geist" in seiner ganzen Vielfalt im Wort Gottes zu schreiben, doch wir wollen uns auf das konzentrieren, was der Zusammenhang sagen möchte, und der hat uns ja. zuletzt den alten Bund mit seiner gesetzlichen Gebundenheit vor Augen gestellt. Im Gegensatz dazu steht der neue Bund (1Kor 11:25), der uns in die Freiheit vom Gesetz führt.

Doch lasst uns zuerst bewusst werden, was es heißt: "Der Herr aber ist der lebendig machende Geist!" Dazu müssen wir uns zuerst im Klaren sein, was "Geist" überhaupt ist! Der erhabenste Sinn des Wortes "Geist" kommt in der Bezeichnung der göttlichen Kraft zum Ausdruck, die wir in der Regel als "Geist Gottes" und "heiliger Geist" bezeichnen, er ist die alles wirkende göttliche Kraft, die sich in Gottes Schöpfung kundtut. Dieser Geist Gottes ist es, der in uns wohnt, wie wir ja schon in 1Kor 3:16 lasen, ja mehr n och: "Wir sind (heute) der Tempel Gottes"! Dass Gottes Geist in uns ist, lesen wir auch in Röm 8:9, und hier in der Verbindung mit "Christi Geist"! Das klingt jetzt zuerst einmal etwas verwirrend, ist aber im Grunde doch ganz einfach:

Christi Geist wirkt in engster Übereinstimmung mit dem Geist Gottes, Christi Geist befähigt uns, mit Gottes Geist in ständiger gesegneter Verbindung zu stehen. - Christus ist also auch hier der Mittler. Und Er vermittelt uns die alles übersteigende Kraft Gottes, die nach Seinem Kreuzestod in Ihm Selbst gewirkt hat, indem sie Ihn aus den Toten auferweckt hat (lies Eph 1:19-20). Sein (Christi) Leben ist auch unser neues Leben, Er (Christus) ist somit für uns dieser lebendig machende Geist.

"Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit."

Der erste Teil von Vers 17 zeigte uns, dass Sein Geist in Christus wirkt und uns so neues Lebern gibt. So wie der Sohn auf erden mit dem Vater verbunden war, so sind wir heute in Christus, das heißt, in Seinem Geist mit dem Geist Gottes in einer wunderbaren Einheit verbunden - der Herr ist also für uns dieser lebendig machende Geist.

Nun ist da, wo dieser Geist wirkt, auch "Freiheit", und damit ist zum einen die Freiheit von dem Buchstaben, der tötet, gemeint, zum anderen aber auch die Freiheit, die uns Vers 18 zeigt, nämlich das Anschauen der Herrlichkeit des Herrn. In Vers 16 lasen wir ja, dass Israel, sobald ihm die Hülle fortgenommen wird, sich zum Herrn umwendet und Ihn dann auch schauen darf.

Die gesetzliche Verbundenheit Israels verhindert das freie Hineinschauen in die göttliche Herrlichkeit, wir jedoch haben den Geist Christi und damit auch die Freiheit von dieser gesetzlichen Gebundenheit. Aber leben wir auch diese Freiheit aus? Diese Frage ist nicht unberechtigt, ein unrühmliches Beispiel sind die Galater! Der ganze Galaterbrief steht im Grunde unter der Überschrift: "Frei vom Gesetz!" Die Galater haben sich (sicherlich von gesetzestreuen Juden) von der Freiheit in die Gebundenheit verführen lassen; im Fleisch wollten sie das vollenden, was im Geist (der Freiheit) begonnen haben (lies Gal 3:1-4).

Es ist Wahrheit, dass uns der Widerwirker unsere Berufung und Rettung in der Gnade nicht nehmen kann, ja er darf sie nicht einmal antasten, weil wir mit dem geist der Verheißung, dem heiligen, versiegelt sind (Eph 1:13)! Aber er kann unseren Wandel beeinflussen, indem er uns mit seinen feurigen Pfeilen unsicher macht, an unser Fleisch appelliert (das wir ja als mit Christus gekreuzigt sehen sollen) und uns so in die Unfreiheit zu verleiten sucht.

2Kor 3:18

"Wir alle aber, mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn widerspiegeln, werden in dasselbe Bild umgestaltet von Herrlichkeit zu Herrlichkeit wie von des Herrn lebendig machendem Geist."

Wir kommen heute zu einer nicht nur ganz herrlichen, sondern auch für unseren Wandel überaus bedeutsamen Aussage! Die zurückliegenden Tage haben uns langsam an dieses Thema herangetastet und wir wissen nun, warum in in welchem Sinn Paulus hier vom "enthüllten Angesicht" spricht. Beachten wir aber zuerst die ersten Worte: "Wir alle aber..." - und damit sind nicht nur Paulus und die Korinther angesprochen, sondern auch wir, liebe Geschwister!

Uns ist also die Hülle, die heute noch immer auf Israel liegt, vom Angesicht und vom Herzen genommen, das bedeutet, dass wir frei von jeder Bindung in die Herrlichkeit Gottes, die sich uns in Christus zeigt, hineinschauen dürfen und können - und Christus, unser Herr und Haupt, ist die Ausstrahlung Seiner Herrlichkeit und das Gepräge Seines Wesens (Hebr 1:3). Die Herrlichkeit Gottes schauen wir also nicht direkt, sondern durch einen Spiegel, und dieser Spiegel ist Christus (lies hierzu auch Joh 14:9).

Und jetzt kommt das Wichtigste: In Christus schauen wir die Herrlichkeit Gottes, aber - wir müssen Ihn auch anschauen, das heißt: In freudigem Glauben unser Herz auf Ihn ausrichten" Auf wen richtest du dein Herz aus? Seien wir nicht so sicher, liebe Geschwister! Es gab einen Mitarbeiter Pauli, der ihn verließ, weil er sein Herz auf die Verlockungen dieses Äons ausgerichtet hat, es war "Demas" (2Tim 4:10). Und die Verlockungen sind auch heute nicht weniger ge worden, im Gegenteil! Möge Er, der Gott des Friedens, uns ganz und gar heiligen, und "möge euer Geist unversehrt und die Seele und der Körper tadellos bewahrt werden in der Anwesenheit unseres Herrn Jesus Christus. Getreu ist, der euch beruft, Er wird es auch tun" (1Thes 5:23-24).

rspiegeln!"

Ein altes Sprichwort lautet: Sage mir, mit wem du umgehst - und ich sage dir, wer du bist!" Es passt auf unser heutiges Wort: Wir können nur das sein, was oder mit wem wir umgehen - es muss unser Herr sein! Kol 1:13 sagt aus, dass Gott uns aus der Obrigkeit der Finsternis geborgen. und in das Königreich des Sohnes Seiner Liebe versetzt hat, in welchem wir die Freilösung haben, die Vergebung der Sünden. Die Hülle ist uns also abgenommen! Und dann dürfen wir Ihn, unseren Herrn anschauen und dürfen Herrlichstes erkennen: Er ist das Abbild des unsichtbaren Gottes; Er ist der Erstgeborene vor einer jeden Schöpfung; in Ihm ist das All erschaffen; das All ist durch Ihn und zu Ihm, hin erschaffen; Er ist vor allem; Das All besteht zusammen in Ihm; Er ist das Haupt der Körpergemeinde; Er ist der Erstgeborene aus den toten, so dass Er in allem der Erste werde; durch Ihn wird das All ausgesöhnt, indem Er durch das Blut Seines Kreuzes Frieden macht, sei es auf Erden oder in den Himmeln (gekürzt nach Kol 1:13-20). Das ist die Herrlichkeit unseres Herr, liebe Geschwister!

Und diese Herrlichkeit dürfen wir nicht nur anschauen, wir dürfen sie auch mit hörendem Herzen aufnehmen, glauben und widerspiegeln!

Das Ausrichten unserer Herzenspiegel auf Ihn hat aber auch auf uns Auswirkungen - wir werden selber in Sein Bild umgestaltet, und dies von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, oder anders gesagt: Je mehr wir uns in das Bild unseres Herrn versenken, je mehr wir Ihn in unserem Herzen bewegen, desto mehr werden wir durch Umgestaltung Seinem Bild ähnlich. Es ist die Herrlichkeit des Herrn, die sich kraftvoll durch uns widerspiegeln soll, unser Anteil daran ist das sehnsuchtsvolle, gläubige "Anschauen". Und mit dem WAchstum dieses "Anschauens" steigert sich die Umgestaltungskraft. Auf andere Art schreibt dies Paulus in Röm 13:14: "Ziehet den Herrn Jesus Christus an. und trefft keine Vorkehrung für Begierden des Fleisches!"

Bei all dem, was uns an Herrlichem verheißen ist, dürfen wir aber nicht vergessesn, dass wi r noch in unserem Fleisch sind, und dieses Fleisch setzt uns auch Grenzen. Wer glaubt, dass sich die Herrlichkeit des Herrn auch auf unser Fleisch überträgt, der irrt!

"Ihn anschauend" bedeutet erst einmal, uns mit Chrsitus als gestorben zu betrachten (Röm 6:6), u nd dies mit der Konsequenz, dass wir unserem Fleisch keinerlei Bedeutung mehr zumessen! Wenn wir mit Ihm gestorben sind, un ddas ist die andere Seite, dürfen wir glauben, dass wir auch mit Ihm leben, da wir wissen , dass Christus aus den Toten auferweckt wurde. Unsere Umgestaltung in Sein Bild wird sich also auf unser Glaubensleben, auf unser Inneres konzentrieren. Im Fleische schwach, aber im geistlichen Leben erstarkend - das ist unser Weg auf Erden. Und dieser Weg wird in diesem Sinn tatsächlich Herrlichkeit, weil wir ja auch glauben dürfen, dass wir nicht nur umgestaltet, sondern gemäß Röm 8:29 Seinem Bild gleichgestaltet werden!

Lies weiter:
Der 2. Korintherbrief - Kapitel 4