Das Wesen der Rechtfertigung

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Abschrift: Wer ist Satan?
Satans Ursprung, Werke und Ziel (Heft 4)
aus der Reihe „Mannigfaltige Weisheit Gottes“
von M. Jaegle 1977

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß
Als Schrift noch erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

9. Das Wesen der Rechtfertigung

Beginn der Heilsgeschichte der Menschheit

Lasst uns daher noch ausführlicher die Rechtfertigung der Brüder erörtern, die den Hauptzug in Josephs Geschichte bildet

Im Gerichtssaal

Zum besseren Verständnis stellen wir zunächst Josephs Gerichtsverfahren der heutigen Gerichtsbarkeit gegenüber. Sein erstes Handeln an seinen Brüdern glich einer gerichtlichen Voruntersuchung zwecks Überführung, durch die die Übeltäter zu einem Geständnis gebracht werden. Auf diese hin folgt dann die eigentliche Gerichtsverhandlung mit der Verurteilung.

Wären die Brüder vor einem weltlichen Tribunal gestanden, so würde sie Josephs Vergebung nicht vor der Verurteilung und deren Folgen geschützt haben; denn kein irdischer Richter kann und darf Übeltäter aufgrund der Vergebung ihres Opfers freisprechen. Ein solcher Richter würde dem Recht entgegen handeln und dem Verbrechertum Vorschub leisten.

Mit dem Bild des Gerichtssaales weiterfahrend wollen wir nun Folgendes annehmen: Würde für bereits verurteilte und ihre Strafe verbüßende Übeltäter der Beweis erbracht, sie seien unbewusst u nd genötigt worden, so würde sie das schon weitgehend von ihrer Verantwortung entbinden. In der Folge würde weiter offenbar, dass ihr Verbrechen lebenserhaltend gewesen sei, denn es hätte geschehen müssen zur Rettung aller Landesbewohner und darüber hinaus auch noch vieler Menschen anderer Länder. Wie müsste dann der Gerichtshof solche Verbrecher nach dem Gesetz behandeln? Zunächst würde ihnen die noch zu verbüßende Strafe erlassen und ihnen sofort wieder die Freiheit zurückgegeben. Eine vollständige Rehabilitation verlangt aber noch mehr. Die bereits in das Strafregister eingetragene Übeltat müsste gelöscht werden, so dass sie wieder als vollwertige Brüger leben könnten, und zwar wie solche, die sich nie etwas zuschulden hätten kommen lassen. Dies müsste auch darum geschehen, weil das vom richtenden Staat erstrebte Ziel vollkommen erreicht und das Ansehen seiner Regierung in den Augen ihrer Untertanen erhöht worden wäre. Wenn überdies die Verbrecher durch die bereits erlittene Strafe zu besseren Menschen gemacht worden wären und diese ihnen zu einem höheren Genuss des neuen Lebens der Freiheit mitgeholfen hätte, so wären sie und ihr verübtes Unrecht nach jeder Seite hin vollkommen gerechtfertigt, d. h. als gerecht erwiesen. Wenn ferner die also geführten Menschen eine aufrichtige Reue mit Umsinnung zum Ausdruck gebracht hätten, mit dem Vorsatz, nie mehr eine solche, vorerst als verbrechen vor ihnen gestandene Tat zu begehen, so wären die für gerecht erklärten Menschen selbst auch gerecht geworden wie ihr Richter.

In diese Betrachtungsweise müssen wir auch noch den Menschen mit einbeziehen, an dem die Übeltäter so viel Böses verübten. Dieser unschuldig Leidende wäre gerade aufgrund der erlittenen Ungerechtigkeit zum Zweithöchsten des Landes erhoben worden, und infolge seiner hohen Stellung zum Segen für alle Menschen. Damit wäre das an ihm begangene Böse tatsächlich restlos in Gutes umgewandelt worden. Wenn aber trotzdem noch jemand für die einstigen Frevler eine weitere Strafe verlangte? Würde nicht vielmehr ihr ehemaliges Opfer, aufgrund seiner Erhöhung und Herrschaft, sich selbst für seine früheren Feinde verwenden und deren böse Tat als unerlässlich für all das Gute als gerecht erklären?

Einen solchen Fall kennt natürlich die menschliche Rechtsprechung nicht. Aber im Kleinen ist damit die Geschichte der Brüder Josephs treffend dargestellt. Weil das Geschehen von Gott ausging und deshalb zu einem Segen nicht nur für Joseph -. der unschuldig für andere litt -, sondern auch für die ganze damalige Welt und insbesondere für die Brüder wurde, konnte Joseph sie rechtfertigen. In dieser allumfassenden Rechtfertigung widerspiegelt sich in auffallender Klarheit und Schönheit Gottes Endziel mit der Menschheit.

Möchten doch auch diese Ausführungen dazu dienen, dass noch viele Geschwister zu der die Herzen beglückenden Erkenntnis der ihnen von Gott in Christus geschenkten Rechtfertigung gelangen!

Die Vollendung

Wenn wir jetzt im Geist dorthin eilen, so müssen wir, um nicht zustraucheln, sorgfältig

Die Wegweiser zur Vollendung

beachten. Dafür dienen uns Begebenheiten aus der Wüstenwanderung des Volkes Israel. Als sich die Rotte Korahs gegen Mose erhob (4Mo 16) machten ihm diese aufrührerischen Männer u. a. auch den Vorwurf (4Mo 16:14): "Du hast uns keineswegs in ein Land gebracht, welches von Milch und Honig fließt, noch uns Äcker und Weinberge als Losteil gegeben. Willst du diesen Leuten die Augen aussstechen? Wir kommen nicht hinauf!" Ähnliche Ereignisse werden uns in 4Mo 20:4 und 4Mo 21:5 berichtet. IN jedem Fall entstand das Murren aus dem Unglauben, Gott werde sie nicht durch Mose in das verheißene Land bringen. Sogar der Gottesmann Mose ist einer solchen Ungeduld verfallen. Nachdem er mit Aaron das erste Mal vor Pharao trat mit der Aufforderung, das Volk ziehen zu lassen (2Mo 5:1), machte Pharao den Dienst des Volkes noch härter (2Mo 5:6 ff). Daraufhin wurde Mose von den Vorstehern beschuldigt, die Lage verschlimmert zu haben. Aber anstatt nun auf Gottes Verheißung der Rettung des Volkes zu bauen (2Mo 3:8.20), ließ sich Mose von dem vorübergehend beschwerten sTand der Dinge einnehmen und mitreißen. Er machte sogar Gott den Vorwurf: "Herr, warum hast Du so übel an diesem Volke getan", und: "Du hast Dein Volk durchaus nicht gerettet" (2Mo 5:22-23).

Ihre falsche Einstellung bestand darin, dass sie schon auf dem Weg zum ZIel diese als erfüllt sehen wollten.

Wir, die aus dem Worte Gottes um den Einzug in das gelobte Landwissen, würden an Gottes Verheißung zweifelnde Männer mit der Mahnung zurechtweisen: Habt doch Geduld; ihr seid ja erst auf dem Weg zum Ziel. Glaubt doch, dass euch Gott aufgrund Seiner Verheißung auch in das gelobte Land hineinbringen wird! Dieser vielsagende Vergleich aus der Geschichte Israels hat leider heute unter den Glaubenden ein an Umfang und Folgen weit über das israelitische Vorbild hinausgehendes Gegenstück gefunden. Obwohl Gott in Seinem Wort unmissverständliche Verheißungen gibt, die Seine triumphale Vollendung klar und deutlichst herausstellen, hat man in den christlichen Dogmen den sich auf dem Weg zum Ziel befindenden Gerichts-Stationen allgemein den Stempel der unwiderruflichen und bleibenden Vollendung aufgedrückt. Daher wurde praktisch jedes zukünftige Gericht für Gottes Endziel gehalten, obgleich alle nur den Weg zur Vollendung kennzeichnen! So kommt es, dass man Gott in Seiner letzten Offenbarung nur noch als den Gott des endlosen Gerichtes an der weit überwiegenden Masse aller Seine Geschöpfe sieht!

Da wir mit unserer Abhandlung darlegen, dass die Josephgeschichte sogar ein Vorbild der in der Vollendung erreichten Allaussöhnung ist, erhebt sich die Frage: Mit welcher Berechtigung darf man diese Aussage machen, da doch dieses Endziel des Heilsratschlusses Gottes bis zu Paulus ein Geheimnis war? Wir antworten: Dieses Geheimnis ist doch unzweideutig mit Kol 1:20 enthüllt! Unverduneklt erstrahlt uns in diesem Gotteswort Seine das Universum aussöhnende Liebe, die der Vollendung das bleibende Gepräge gibt. Und darum erglänzt uns die Vollendung in hellstem Licht! Dieser Lichtglanz erhellt auch die Josephsgeschichte. Daher erkennen wir in ihr das genaue Schattenbild von Kol 1:20! Denn wie Joseph nicht nur mit einigen, sondern mit allen seinen Brüdern die Ausssöhnung zustande brachte, so dürfte doch, ja, so wird ganz gewiss auch Gott in der Vollendung mit allen Seinen Feinden ausgesöhnt sein! Darum bezeugen wir die Allaussöhnung nicht mit der Geschichte Josephs, sondern gewahren diese in der Beleuchtung der geoffenbarten Allaussöhnung. Dass Gott vorbereitend auch schärfste Gerichte zur Erreichung dieses hehren Zieles mitwirken lässt, ist zur Genüge betont worden.

Das Gesamtbild der Vollendung

Damit sich nun das von Gott mit Joseph und seinen Brüdern gegebene Vorbild durch Christus lückenlos erfülle, wird der Herr auch Seinen Mördern und allen Seinen Feinden nach ihrem Gericht die tiefste Ursache Seines Leidens und schmachvollen Todes enthüllen. Denn selbst wenn sich diese daran erinnern würden, dass der Herr am Kreuz den Vater für sie um Vergebung bat und Er ihnen auch dies Vergebung nach dem Gericht gewähren würde, könnten sie ihre Sünde doch nicht getilgt sehen. Sie hätten also keine vollkommene Glückseligkeit, weil ihre Sünde auch weiterhin als ein gegen Gott begangenes Unrecht vor ihnen stehen würde! Zwar könnten Gott und Sein Sohn auch die schwerste Sünde vergeben, doch rechtfertigen könnten Sie dieselbe nicht, wenn das Böse nicht auch von Ihnen geplant gewesen wäre. Sie würden sonst ungerecht gehandelt haben, weil Sie folglich eine von Gott unabhängige und unkontrollierte, gegen Seinen Willen von Satan selbstständig ausgeführte, böse Tat gutheißen würden. So hoffnungslos dieses fragwürdige Bild nun ist, so überaus herrlich ist die göttliche Lösung in der die Vergebung weit überragenden Rechtfertigung! Wenn man bedenkt, dass Petrus unter der Leitung des heiligen Geistes die Mörder, die Jesus verrieten, verleugneten und töteten, der Verantwortung ihres Verbrechens enthob (Apg 4:13-15), noch ehe sie gerichtet wurden, wieviel mehr werden dann diese - nach überstandenem Gericht - vom Herrn Selbst, als ihrem gerechten Richter, gerecht gesprochen werden! IN welch eindrücklicher Größe und Gewichtigkeit werden dann für dies Menschen die Worte Jesu erstehen, mit denen Er vor und nach Seiner Kreuzigung bezeugten bezeugte, dass er also leiden musste (Mt 26:54; Lk 24:25) und Gott Seinen Kreuzestod zum Erweis Seiner grenzenlose Liebe wollte (Mt 16:23; Mt 26:39). Und auch dem Judas wird - nach seinem Gericht - enthüllt werden, dass üb er der Tat seines Verrats steht: "Es musste die Schrift erfüllt werden" (Apg 1:16; Ps 41:9).

Allen diesen Menschen, die Christus ans Kreuz brachten, wird es deshalb gleich ergehen wie Josephs Brüdern. Auch ihnen wird diese sie nach scharfen und einschneidenden Gerichten rechtfertigende Botschaft zuerst unfassbar vorkommen. Doch welche Glückseligkeit muss es ihnen bewirken, wenn sie n ach einer solchen Sünde - und ihr entsprechenden allerschwersten Gericht - Rechtfertigung des Lebens erhalten und als Gerechte eingesetzt werden! Da kann es gar nicht anders sein, als dass sie von einer solchen Weisheit und sie besiegenden Liebe völlig überwunden sind. Gewiss werden sie den Brüdern Josephs in der Bitte um Vergebung nicht nachstehen und auch Worte zum Herrn sprechen, wie: "O, vergibt doch unser Verbrechen und unsere Sünden und was wir Dir Böses getan haben" (1Mo 50:17).

Dann werden sich auch völlig überzeugt sein, dass sie - im letzten Grunde - die opfernden Priester Gottes waren, durch welche Er der Welt das wahre Opferlamm schenkte! Ja, dass Er ihnen das Opferlamm, Jesu, nach Seinem festgesetzten Ratschluss auslieferte (Apg 2:23), um an Ihm zu tun so viel als Seine Hand und Ratschluss vorher ausersah, dass es geschehe (Apg 4:28).

Wenn diese Menschen einst erkennen, dass ihre Taten - nun ins Licht der Vollendung gerückt - notwendig waren, um Gottes einzigartiges Endziel zu verwirklichen: alles in allen zu sein, um gesegnete, ungetrübte Gemeinschaft mit Seinen Geschöpfen zu haben, so sehen sie ihre große Sünde nicht mehr als Zielverfehlung, sondern schlussendlich als eine aus göttlicher Güte und Gerechtigkeit begangene Tat, die Gott dazu diente, Seine das All aussöhnende Liebe zu erweisen!

Wenn weiter die Mörder des Sohnes Gottes erfahren werden, dass der Herr ihre alles Böse dieser Welt überragende Sünde durch Seinen Opfertod sühnte und sie gar mit Gott versöhnte, während Er unter ihren Händen unsagbar litt, so werden sie bestimmt von einem solch liebevollen Erbarmen überwunden sein. Denn einer solchen allen Hass und alle Feindschaft besiegenden Liebe vermag auf die Dauer auch das verhärtetes Herz nicht zu widerstehen. Da nun Gott die größten Sünder und die ärgste Sünde, den Mord an Seinem Sohn, noch rechtfertigen wird, wie sollte Er da mit allen übrigen Menschen anders verfahren, das die doch nicht direkt an der Kreuzigung des Sohnes Gottes beteiligt waren? Wenn schon das schlimmste Verbrechen, das je im All geschah, in Gottes Rat beschlossen war, so sind es ohne Zweifel auch all den anderen, weniger schweren Kränkungen gewesen.

Nach Phil 3:21b ist der Herr in Seiner Wirksamkeit befähigt "das All Sich Selber unterzuordnen". Das wird Er erreichen durch den aus Liebe z u allen erlittenen schmählichen Kreuzestod. Und diese Macht der Liebe wird einst noch alle so überwältigen und erfüllen, dass sie Ihm als dem wahren Herrn und Gebieter huldigen werden (Phil 2:10-11).

Der Herr bleibt dennoch nicht in diesem Seinem Siege stehen, sondern übergibt das Ihm untergeordnete All dem Vater. Gleichzeitig wird Er Sich auch Selber dem Vater unterordnen (1Kor 15:28). Das wird der Höhepunkt Seines Triumphes sein! Denn mit Seiner eigenen Unterordnung übergibt Er das Königreich Gott, dem Vater. Dann hat Er aufgehoben jede gegnerische Oberherrschaft und jede Obrigkeit und Macht (V. 24). Dann regiert und bestimmt im ganzen Universum nur noch eine Macht: die Liebe Gottes! Dasselbe gewahren wir auch bei Joseph, dem Abbild Christi. Auch er konnte im Umgang mit seinen Brüdern die richterliche Gewalt endgültig niederlegen, da sich ihm die Brüder aus aufrichtiger Liebe untergeordnet hatten. In der vor uns liegenden Vollendung wird dann auch dieser schönste Zug des Vorbildes dirch den Herrn vollkommen verwirklicht sein!

Wenn einsts alle Geschöpfe zu nie endender Glückseligkeit gebracht sind, wird auch allen offenbar sein, wie kurz Gott die Zeit bemessen hat, während der er ein verzehrendes Feuer war. Am Ziel wird sie dann die beglückende Erkenntnis erfüllen, dass Gottes Gerichtsfeuer im Grunde nur das an ihnen verbrannte, was sie von Gott, der wirklichen Lebens - und Freudenquelle, trennte und unglücklich machte. Unserem Gott wird deshalb noch von allen Seinen Geschöpfen ein nie endender Lobpreis für SEine Gerichte dargebracht werden (Ob nicht auch später Josephs Brüder ihm - im vertrauten Umgang - für sein Gericht gedankt haben werden, mit dem Bekenntnis, dass dies unerlässlich war, um aus ihnen bessere und friedvolle Menschen zu machen für ein wahres und bleibendes Lebensglück?)

Rückblick und Ausblick

Auf die Frage nach dem Grund für das neue, Gott erquickende Leben der Brüder gibt es nur die eine Antwort: Es ist die Verwerfung und der Verkauf ihres Bruders! Ohne diese Schandtat wären sie nie von ihrem verdorbenen Wesen befreit worden. Denn im Gericht lernten sie erst die ganze Tiefe der Verruchtheit und verabscheuungswürdigen Gesinnung kennen. Joseph hätte zeitlebens zum Gram und Kummer des Vaters darunter zu leiden gehabt. Für die Brüder Josephs begann erfahrungsgemäß das neue Leben jenseits des Gerichts in der segensvollen Gemeinschaft mit ihrem erhöhten Bruder und dem unbeschatteten Zusammensein mit ihrem Vater.

In welch vorbildlicher Übereinstimmung mit Christus hat doch Joseph das mannigfaltige Rettungswerk an seinen Brüdern ausgeführt, wie es der Herr gemäß Seinen Verheißungen noch an allen Menschen vollbringen wird. Joseph hat seine Brüder, die einstmaligen Übeltäter als Gerechte eingesetzt (Röm 5:19); er hat sie frei gemacht von der Sklaverei der Verderblichkeit (Röm 8:21); er hat sich aller erbarmt (Röm 11:32); und er hat sie mit seiner aufrichtigen und vergebenden Liebe so überwunden, dass sie nach dem Kniefall aus Furcht ihrem Bruder Joseph noch aus Liebe und Hingabe auf den Knien Dank und Huldigung darbrachten, zur Verherrlichung ihres Vaters Jakob (Phil 2:10-11). Demnach zerfiel Jakobs Familengeschichte in zwei Teile. Der erste erstreckte sich auf die von den Brüdern in ihrem alten, verdorbenen Wesen verbrachte Zeit bis hin zum Verkauf Josephs,. Die Wende zum zweiten brachte dann Josephs Erhöhung, als seine Brüder durch ihn gerichtet, zurechtgebracht und ausgesöhnt waren.

In gleicher Weise zerfällt auch die Geschichte der Menschheit in zwei Abschnitte. Der erste erstreckte sich auf die Zeit bis zur Kreuzigung. Mit Christi Auferstehung begann der zweite, der aber erst in der Vollendung den Vollertrag bringen wird. Wäre aber die Kreuzestat unterblieben, so würde sich das Sehnen dem Vater auf einer überaus höheren Heilsstufe, als die ersten Menschen sie je im Paradies, vor dem Sündenfall, besessen hatten!

Diese Wahrheit wurde bereits schon im Gesetz vorgebildet, das doch nur den Schatten des zukünftigen Guten hat, nicht aber das (vollkommene) Abbild der Sachen selber (Hebr 10:1). Demnach ist jedes Opfer nur Schattenbild der Heilswahrheiten, die erst durch Christus ihre Erfüllung finden.

So schreibt E. F. STRÖTER über das Schuldopfer:
"Das Schuldopfer hat es mit der sündigen Handlung zu tun, die einen Eingriff bedeutet in die Rechte Gottes oder des Nächsten. Daher war der Gedanke des Ersatzes, der Wiedergutmachung oder Wiederherstellung innig damit verbunden. Zu der Schätzung des Schadens durch den Priester musste n och ein Fünftel mehr als Ersatz geleistet werden (3Mo 5:16.24). So hat Christus als Schuldopfer nicht nur allen Schaden wieder gut gemacht, sondern noch vielmehr dazu geleistet, als uns durch den Sündenfall verloren ging!"

Mit dieser Auslegung wird die Wahrheit bezeugt, dass, wenn Adam. und sein Geschlecht nicht gesündigt hätten, Christus als Schuldopfer und HInzufüger die Menschheit nie auf eine erhabenere Heilsstufe hätte erheben können. Wir vermögen uns deshalb nicht die Freude im All und noch viel weniger die des Vaters Jesu Christi vorzustellen, wenn Ihm Sein Sohn die Menschheit herrlicher zurückgeben wird als Er sie von Ihm empfangen hat!

Der völlige Zusammenbruch der Lehre von der endlosen Verdammnis

Angesichts dieser unleugbaren Heilswahrheit wird die in die Christenheit eingedrungene, lieblose Lehre von der ewigen Verdammnis wieder einmal mehr in ihrer ganzen Unhaltbarkeit offenbar. Sie ersteht als unerhörte Irrlehre, weil sie Christi herrlichen Sieg in die größte aller Katastrophen verkehrt.

Da nun Christi Rettung und Neuschaffung der gesamten Menschheit unumstößlich feststeht, und diese mit der Josephsgeschichte treffend vorgebildet ist, wollen wir zur Illustration einmal versuchen die Josephsgeschichte umgekehrt mit der Lehre der e. V. in Einklang zu bringen. Wir müssten dann schon mit 1Mo 42:17 das Geschehen beenden, denn es heißt in diesem Vers: "Und er sammelt sie in Haft für drei Tage". Diesen Ausspruch müssten wir folgerichtig - um mit der genannten Lehre zu harmonieren - umändern in: "Und er setzte sie lebenslänglich ins Gefängnis und ließ sie darin unter unaufhörlicher Peinigung leiden."

Und weiter die e. V. Lehre: Sie haben ja nicht auf Joseph gehört, als er sie anflehte und zudem betrogen sie noch ihren Vater. Deshalb verdienen sie auch kein besseres Los als lebenslängliche (ewige) Verdammnis!

Würden Gläubige tatsächlich die von Joseph an seinen Brüdern geübte Zucht in dieser Weise auslegen, so müsste man mit Recht an ihrem klaren Verstand zweifeln. Auch wäre solchen Auslegern mit Recht entgegenzuhalten: Wie könnt ihr denn einer Begebenheit ein Ende setzen, wenn sie noch in voller Entwicklung steht, und überdies dem so edel gesinnten Joseph eine solche Grausamkeit unterschieben! Entschieden müssten sie aufgefordert werden: Lest doch diese Geschichte bis zu ihrem Schluss und kommt zur Einsicht, dass ihr diese wohltuendste Wahrheit in eine krasse Lüge verkehrt, und zwar durch Leugnung des glorreichen Sieges Josephs!

Damit wäre ein treffendes Schattenbild von der Haltlosigkeit und dem Widersinn der e. V. gezeichnet. Das aber führt weiter zu der Frage: Wie würde nach diesem Vorbild der Sohn Gottes dem Vater das All übergeben? Nun, neben einer verschwindend kleinen Zahl erlöster und neugeborener Menschen müsste Er ungezählte Milliarden vor Schmerz schreiender und Got lästernder Geschöpfe für dauernd in den Feuersee werfen! Von der e. V. wird dieser Feuersee gleich einem Tresor hermetisch verschlossen, aus dem es kein Entrinnen mehr gäbe. Tatsächlich steht mancher Ausleger dieser Lehre dafür ein, als ob sie Gott und Seinem Sohn größte Verherrlichung einbrächte. Doch wie schmerzlich muss es Gott und seinen Christus kränken, wenn der Segen des alles überragenden Endsieges des Sohnes Gottes trotz seines hehren Vorbildes durch Joseph mit der Irrlehre von der e. V. so skrupellos zerstört wird! Dem gegenüber hat Joseph als sterblicher Mensch vermocht, völlig verkommene Geschöpfe vollzählig in neue gute umzuwandeln. Es ist daher gar nicht auszudenken, wie außerordentlich die Gläubigen Gott und Seinen Sohn verunglimpfen mit dem Dogma, nach welchem der Herr kraft Seines Opfertodes nicht imstande sein ausahmslosalle Menschen in neue, ausgesöhnte umzuwandeln. Andernfalls würde Er über die ewig Verdammten herrschen wie ein Landesoberhaupt im Zuchthaus.

Die lieben Gläubigen, die an der e. V. festhalten oder die Konsequenzen dieser Lehre noch nicht überdacht haben, möchten wir allen Ernstes bitten: Bleibt doch nicht auf dem Weg zur Heilsvollendung am Feuersee stehen, sondern lest in der Heiligen Schrift weiter und folgt damit der ganzen Heilsentwicklung Gottes bis ans Ende, wo Euch der vollkommene Sieg Christi entgegen strahlt.

Es ist auch zu bedenken, was der Herr von den Wirkungen des Geistes in Joh 16:13-14 sagt: "Er wird in alle Wahrheit leiten - und wird Mich verherrlichen." Da nun die e. V. Lehre behauptet, Chrsitus werde nie den Willen Gottes nach 1Tim 2:4 zu erfüllen vermögen, so wird das dem Herrn deshalb auch keine Verherrlichung einbringen. Dort, wo das geglaubt und verkündet wird, wird der in alle Wahrheit führende Geist Gottes betrübt und dementsprechend in seiner enthüllenden Wirksamkeit gehemmt. Das wird vor allem darin offenbar, dass man unwillig ist und gar Angst davor hat, Schriften über die Allaussöhnung zu lesen. Das ist aber schon ein Ungehorsam gegen Gottes Wort, das uns anweist: "... prüfet aber alles..." (1Thes 5:21). Diese Anweisung gilt ganz besonders den Dienern am Wort, dass sie als Hirten zu ihrer Orientierung konkordante Schriften über die Allaussöhnung prüfend lesen, damit sie darüber Fragenden Rede und Antwort geben können. Leider bit es keine geringe Zahl von Wortverkündigern, die mit Vorurteil solche Schriften als Irrlehre ablehnen und selbst die Glieder ihrer Versammlungen warnend vom Lesen derselben abhalten. Wehe denen, die sie dennoch lesen und gar den Inhalt als Wahrheit annehmen. Dies fallen bei ihren Vorstehern endgültig in Ungnade, welches wiederum eine typische Frucht der Lehre der e. V. ist.

Woher Ungnade kommt und wer sie bewirkt, das sagt uns Paulus in 2Kor 2:11. In den vorangegangenen Versen kommt er auf den in 1Kor 5:1 ff erwähnten Sünder zu sprechen, der Gott gemäß betrübt und zur wahren Umsinnung geführt wurde (2Kor 7:9-10). Und nun bittet der Apostel die Geschwister, dem Zurechtgebrachten ebenso Gnade zu erweisen, wie auch er es tat. Seine Ermahnung begründet er mit dem Hinweis (2Kor 2:11) "...auf dass wir nicht vom Satan übervorteilt würden; denn seine Gedanken sind uns nicht unbekannt." Diesem göttlichen Ausspruch zufolge sucht der Widerwirker die Gläubigen zu übervorteilen; denn sein Sinnen ist auf Ungnade gerichtet, dort wo Gnade erwiesen werden sollte. Und wer darauf eingeht ist vom Satan bereits übervorteilt und betrogen. Darum sollten die Korinther keinesfalls in Ungnade zum schmerzlich zurechtgebrachten Bruder beharren, der gar zeitweilig dem Satan zu Ruin des (sündenverhafteten) Fleisches dahin gegeben war - aber dennoch zur Rettung des Geistes. Mit diesem Einzelfall gewährt uns Gottes untrügliches Wort Einblick in Satans Gedanken, die ebenso auf Ungnade gerichtet sind wie die Lehre von der e. V.

Wein weiteres Vorbild vom rechten Gnadenerweisen schenkt und die Geschichte Josephs. Da noch alle Menschen - gleich den Brüdern Josephs - Gott gemäß betrübt und unter aufrichtiger Reue zu wahrer Umsinnung geführt werden, so wird ihnen Gott Gnade erzeigen. Denn Er wird Sich überein mit Röm 11:32 noch aller erbarmen und niemals Seine Geschöpfe für immer unter die Widerspenstigkeit und in die Ungnade verschließen. Alle diese ungezählten Milliarden der von Christus zurechtgebrachten Geschöpfe werden einst noch mit ganzer Hingabe das Eigentum Gottes! Das kann aber Satan nicht er tragen, denn er sieht sich aller seiner Beute beraubt. Für eine kurze Frist noch ist der Widerwirker der Gott dieses Äons. Daher wird der gegenwärtige Zeitlauf ein böser genannt (Gal 1:4), weil Satan die Gedanken der unzählbaren, nicht auserwählten Menschen so blenden darf, dass ihnen nicht erstrahle der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus (2Kor 4:4).

Diese Wirksamkeit Satans an den ungläubigen Menschen offenbart so recht seine Gedanken, gemäß denen er mit wahrer Gier Gottes Geschöpfe gnadenlos festhält. Unaufhörlich bis in die Vollendung möchte er damit fortfahren. Da ihm aber die Wahrheit der Allaussöhnung im Wege steht, so kommt ihm das Dogma von der e. V. zugute. Mit diesem will der Widerwirker den Beweis erbringen, dass auch Gott Selbst in der Vollendung Milliarden von Menschen ungnädig sein wird.

Auf die Frage nach dem Ursprung dieser Lehre gibt uns 2Kor 2:11 die Antwort. Ungnädigsein entspringt nicht ursächlich dem menschlichen Denken, sondern sind Gedanken Satans. Demnach mu ss auch die gnadenloseste aller Lehren, welches unzweifelhaft die der e. V. ist, von ihm stammen. In Verbindung mit 1Tim 4:, wo vor Lehren der Dämonen gewarnt werden, liegt es ganz nah, dass die e. V. durch lehrende Dämonen in die Schar der Gläubigen eingeschmuggelt wurde. Denn eine Lehre, die Den Sich noch aller erbarmenden Gott in das Zerrbild eines herzlosen Tyrannen umändert und verwandelt, ist Beweis genug für ihre dunkle Herkunft. Daher ist auch zu verstehen, dass der Widerwirker alles Interesse daran hat, dass Auslegungen über die Allaussöhnung nicht gelesen werden, und irgendwie weiß er dies Abneigung auch zu fördern.

Nach diesem uns von der Schrift gegebenen Sachverhalt über die Bekämpfung der Wahrheit der Allaussöhnung, darf, ja muss gesagt werden, dass die darin befangenen Gläubigen gemäß 2Kor 2:11 wohl unbewusst vom Satan übervorteilt und betrogen sind.

Halten wir Rückschau auf die bis dahin geschilderten Ereignisse, so machen wir eine besondere Feststellung über das Wirken Satans. Im Paradies gewahren wir den Widerwirker, wie er durch ein Medium, die Schlange, seine böse Tat vollbringt. Darauf mordet er den gerechten Abel durch Kain, der ja von ihm, dem Bösen war (1Jo 3:12), und den er ganz in seiner Hand hatte. Schließlich hetzt dann Satan in seiner verkappten Wirksamkeit die bösen Brüder zum Verkauf Josephs auf. Das alles erweckt den Anschein, als ob er unabhängig wirken könnte und Gott bei allen seinen Taten im Hintergrund bliebe. Deshalb erhebt sich die Frage, ob Er den Satan selbständig machen lässt? Darauf antwortet uns Gott mit der Geschichte Hiobs, die daher ebenfalls zum Anfang der Heilsgeschichte gehört. Denn Gott schließt mit der Rolle Hiobs eine im ersten Buch Mose bestehende Lücke.

Doch welch gesegnetes Vorrecht für alle Glaubenden, die schon heute Gott als den alles nach dem Ratschluss Seines Willens im ganzen Universuch Bewirkenden erkennen dürfen (Eph 1:11)!

Lies weiter:
1. Hiob und sein Familienleben Heft 5