Schlussgedanken zum Buch: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Die Kundgebung des neuen Lebens)
(VI. Das Kreuz, der Mittelpunkt des Lebens)
Zeile 58: Zeile 58:
 
Wir sehen auf den ersten Blick, wie gänzlich es sich in allen Punkten von der Art und Weise des gefallenen, alten Menschen unterscheidet. Vor allem hängt dieses Leben ganz und gar von Gott ab, indem es in allen Dingen durch Ihn, mit Ihm und für Ihn lebt, unähnlich dem alten Menschen, der wenn er es könnte, in seinem Fall ohne Gott leben möchte, - doch ist er nicht wirklich ohne Gott, denn es kann kein Geschöpf so unabhängig sein, aber er erwartet mehr von sich selbst und den Geschöpfen als von Gott und wählt sie seinen Weg im Eigenwillen, anstatt im Gehorsam zu wandeln - beruht die Kraft und Freude des neuen Menschen ganz und gar in Gott, und seine höchste Ehre besteht darin, Seinen Willen zu erkennen und zu tun. Kommt er in die Welt, so sagt er: "Ich komme zu tun Deinen Willen, mein Gott" ([[Hebr 10:9]]), verlässt er dieselbe, so spricht er: "In Deine Hände befehle ich meinen Geist" ([[Lk 23:46]]). Es ist durch ein Leben des Glaubens, nicht vom eigenen Ich, sondern von Gott regiert; auf jeder Stufe empfängt es von Ihm, verlässt es sich auf Ihn und gibt es von dem was Sein ist. Sie ist auch seine Heimat nicht von ihm selbst geschaffen, seine Geburt ist nicht aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen des Mannes, sein Gesetz ist nicht, seinen eigenen Willen zu tun, sondern was er den Vater tun sieht. So ist auch seine Speise die Gabe des Vaters; seine Freiheit besteht darin, ein Sohn in des Vaters Haus zu sein; sein Dienst geschieht so, dass er sich für Andere in der Kraft des göttlichen Lebens bis auf das Äußerste hingibt und geopfert wird. Diese ganze Abhängigkeit und Unterordnung kennzeichnet es durchgehend. Daher kann es in allen Dingen Ruhe bewahren; Gott ist seine Stärke, und Gott kann nimmermehr fehlschlagen.  
 
Wir sehen auf den ersten Blick, wie gänzlich es sich in allen Punkten von der Art und Weise des gefallenen, alten Menschen unterscheidet. Vor allem hängt dieses Leben ganz und gar von Gott ab, indem es in allen Dingen durch Ihn, mit Ihm und für Ihn lebt, unähnlich dem alten Menschen, der wenn er es könnte, in seinem Fall ohne Gott leben möchte, - doch ist er nicht wirklich ohne Gott, denn es kann kein Geschöpf so unabhängig sein, aber er erwartet mehr von sich selbst und den Geschöpfen als von Gott und wählt sie seinen Weg im Eigenwillen, anstatt im Gehorsam zu wandeln - beruht die Kraft und Freude des neuen Menschen ganz und gar in Gott, und seine höchste Ehre besteht darin, Seinen Willen zu erkennen und zu tun. Kommt er in die Welt, so sagt er: "Ich komme zu tun Deinen Willen, mein Gott" ([[Hebr 10:9]]), verlässt er dieselbe, so spricht er: "In Deine Hände befehle ich meinen Geist" ([[Lk 23:46]]). Es ist durch ein Leben des Glaubens, nicht vom eigenen Ich, sondern von Gott regiert; auf jeder Stufe empfängt es von Ihm, verlässt es sich auf Ihn und gibt es von dem was Sein ist. Sie ist auch seine Heimat nicht von ihm selbst geschaffen, seine Geburt ist nicht aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen des Mannes, sein Gesetz ist nicht, seinen eigenen Willen zu tun, sondern was er den Vater tun sieht. So ist auch seine Speise die Gabe des Vaters; seine Freiheit besteht darin, ein Sohn in des Vaters Haus zu sein; sein Dienst geschieht so, dass er sich für Andere in der Kraft des göttlichen Lebens bis auf das Äußerste hingibt und geopfert wird. Diese ganze Abhängigkeit und Unterordnung kennzeichnet es durchgehend. Daher kann es in allen Dingen Ruhe bewahren; Gott ist seine Stärke, und Gott kann nimmermehr fehlschlagen.  
  
==== VI. Das Kreuz, der  Mittelpunkt des Lebens ====
+
=== Die Gemeinschaft des Kreuzes ===
  
Ein anderes Kennzeichen dieses Lebens ist das Kreuz, das allezeit in Verbindung mit demselben steht.
+
Ein anderes Kennzeichen dieses Lebens ist das Kreuz, das allezeit in Verbindung mit demselben steht. Freude, Ruhe des Herzens, Frieden mit Gott und eine Hoffnung, die nicht sterben kann, besitzt es gewiss, doch bei alledem, ist auch ein Schmerz gegenwärtig. Das Leben der Liebe muss hier leiden und dem Schmerz verwandt und mit Kummer vertraut sein. Es scheint seltsam, das derjenige, welcher für alle sorgt, selbst unversorgt sein sollte. Doch muss es in dieser Welt so sein. Die Liebe leidet in dieser Welt, und das ewige Leben ist das Leben der Liebe und nicht der Eigenliebe. Es opfert sich in allen Dingen auf, trägt anderer Lasten, ja es stirbt für sie, während es doch eine Zeitlang wie Gott selbst verworfen wird. Daher machen diese wiederholten Amen wie auch das Leben Christi selbst, wenn auch die Jünger es zuerst nicht verstehen, kein Hehl aus der Tatsache, dass das Kreuz unser Teil sein muss, wenn wir anders das Leben Gottes leben wollen. Ist nicht bereits die allererste Stufe ein Durchgang durch das Wasser? und was ist die letzte, wenn nicht die Gemeinschaft des Kelches Christi, um uns wie unser Herr vollkommen zu machen?
 +
 
 +
Die ganze Lehre über den Dienst  des neuen Menschen, über Sein weizenkornartiges Sterben und seine Erniedrigung und seinen Schmerz und seine vollständige Selbsthingabe ist letztlich nur eine Wiederholung der gleichen Wahrheit, dass der Auserwählte leiden muss, denn nur auf diese Weise wird die Natur überwunden und in den Stand versetzt, der zu Gott aufsteigen und ewiglich mit Ihm wohnen kann. Der Mensch muss seiner gegenwärtigen Beschaffenheit nach verzehrt werden, auf das er nach Gottes Ebenbild erneuert werde. Dies kann aber nur durch Wasser und Feuer geschehen. Daher muss nicht allein der alte Mensch sterben, sondern auch der neue Mensch muss, wie er zunächst aus dem alten hervorgebracht wird, und zuerst in der Gestalt des sündigen Fleisches an dem Ort und in der Natur des alten Menschen heranwächst, den Fluch des alten Menschen tragen, bis jener  durch die Wirkung des göttlichen Feuers in Segen verwandelt ist. Der Altar des Herrn schattet ab, wie das Geschöpf stirbt und verzehrt wird, um in einer neuen Gestalt  als "ein Opfer, durch das Feuer dem Herrn bereitet" aufzusteigen.
 +
 
 +
==== Von Kraft zu Kraft ====

Version vom 11. Mai 2016, 11:47 Uhr

nach dem gleichnamigen Buch von Andrew Jukes

"Der neue Mensch und das ewige Leben"

in Bearbeitung

Gedanken über das zwölffache "Wahrlich, wahrlich!" des Sohnes Gottes im Evangelium des Johannes


Inhaltsverzeichnis des Buches

  1. Der "Amen" und "der Jünger der da zeugt" - Einleitung
  2. Die Heimat des neuen Menschen - Das erste "Wahrlich, wahrlich"
  3. Die Geburt des neuen Menschen - Das zweite "Wahrlich, wahrlich"
  4. Das Gesetz des neuen Menschen - Das dritte "Wahrlich, wahrlich"
  5. Die Speise des neuen Menschen - Das vierte "Wahrlich, wahrlich"
  6. Die Freiheit des neuen Menschen - Das fünfte "Wahrlich, wahrlich"
  7. Die göttliche Natur des neuen Menschen - Das sechste "Wahrlich, wahrlich"
  8. Der Dienst des neuen Menschen - Das siebte "Wahrlich, wahrlich"
  9. Das Opfer des neuen Menschen - Das achte "Wahrlich, wahrlich"
  10. Die Erniedrigung des neuen Menschen - Das neunte "Wahrlich, wahrlich"
  11. Die Herrlichkeit und Macht des neuen Menschen - Das zehnte "Wahrlich, wahrlich"
  12. Der Schmerz und die Freude des neuen Menschen - Das elfte "Wahrlich, wahrlich"
  13. Die Vollendung des neuen Menschen - Das zwölfte "Wahrlich, wahrlich"
  14. Schlussgedanken zum Buch - Der neue Mensch und das ewige Leben


Der neue Mensch und das ewige Leben

14. Schlussgedanken zum Buch

Kol 3:11 Da ist weder Grieche noch Jude, Beschneidung noch Unbeschnittenheit, Barbar, Skythe, Sklave, Freier, sondern Christus alles und in allen.

Christus, die Erfüllung von Allem

Wir haben nun die Reihenfolge der wiederholten Amen unseres Herrn, von welchem ein jedes eine weitere Wahrheit erschließt, die den neuen Menschen und dessen ewiges Leben charakterisiert, besprochen. Zum Schluss möchte ich die Lehre, die wir auf diese Weise vor Augen hatten, nochmals kurz zusammenfassen. Indem uns Gott Seinen Sohn gab, hat Er uns dieses Leben geschenkt. Und Sein Leben wird in dem Maß, wie wir Ihn aufnehmen, in uns geoffenbart werden. Und obwohl zu dieser Zeit, wo irdischer Vorteil so eifrig gesucht wird, derjenige, welcher dieses Leben Christi erkennt, mehr denn je in Gefahr steht, als armer schwacher Tor und mystischer Träumer in den Feuerofen des Spottes von Seiten der Welt geworfen zu werden. Doch gibt es einen Samen, dem das Reich Gottes schon jetzt eine Freude, und das Leben Christi die eine, unfehlbare Realität ist. Für solche zähle ich die unterscheidenen Merkmale dieses Lebens noch einmal auf, damit wir unseren Beruf in Christo Jesu besser erkennen können.

Vorerst aber noch ein Wort über den Zusammenhang dieser Amen mit dem Leben Christi selbst. Christus ist selber die Erfüllung von allem. In diesen Amen treten uns diese Wahrheit als Lehre entgegen, welche wir in dem Leben Jesu Christi verwirklicht sehen. Diese wiederholten Amen beschreiben die Wirkungen des Lebens Gottes in Fleisch und Blut. Indessen lenkt unser Herr unsere Aufmerksamkeit mit verschiedenen Worten auf diese Wahrheiten. Falls wir die Tatsachen, wie sie in Seiner eigenen Person unter der Hülle des Fleisches vor uns stehen, in unserer Blindheit nicht sehen sollten. Denn wahrlich, die Christenheit ist Christus, und Christus ist die Christenheit. Er ist das fleischgewordene Wort, daher ist Er die Erfüllung eines jeden Wortes, welches jemals gesprochen wurde oder gesprochen werden soll. Er ist die Erfüllung des Gesetzes. Er ist die Erfüllung der Propheten. Er ist die Erfüllung all jener Hoffnungen und Traditionen der Heiden-Welt, welche schwache, unbewusste Weissagungen auf den hin waren, der da kommen sollte.

Ebenso ist Er die Erfüllung und das Wesen alles Guten, welches uns in der äußeren Natur entgegentritt, denn auch die Natur ist Sein materialisiertes Wort. Er ist das Brot, der Wein, das Wasser und der Fels, der Weg und der Mann der Seinen, der Baum des Lebens und die Erstlingsfrucht, der Morgenstern und die Sonne, der lösende Blutfreund und der Prophet, der Priester und der Arzt; denn Er ist die Erfüllung Seiner eigenen Worte. Der gefallene Mensch mag wohl eines sagen und das andere tun. Der neue Mensch ist selbst und muss Das sein, was Er spricht. Daher antwortet Er auf die Frage: "Wer bist du?" - "Ich bin das, was ich von Anfang an geredet habe" (Joh 8:25). Denn was Er sprach, war eben das, was Er war: Sein Leben war die vollkommene Erfüllung Seiner eigenen Lehre. Und demnach werden Seine Worte, obwohl wir es nicht wissen wollen, bevor Er in uns lebt, auch in uns erfüllt werden, weil eben Sein Leben die Erfüllung Seiner Lehre ist.

I. Der Weg des neuen Menschen

Was ist das Evangelium anderes als die Kundgebung des neuen Lebens, welches in dem Menschen durch die Aufnahme des Wortes und Geistes des Herrn gestaltet wird? Was sagt es aus, wenn nicht, dass ein neuer Mensch aus unserer geteilten Natur hervorgebracht worden ist, in welchem der Bruch geheilt wurde, weil Gott gekommen ist, um im Menschen zu wohnen, auf dass der Mensch durch den Tod in Gott wohne? Ist dies bloß eine Tradition von etwas, was einmal in einem fernen Land vor achtzehnhundert Jahren geschah, oder ist es die frohe Botschaft der einen Tatsache, welche in Gnaden auf ewig wahr ist, dass nämlich durch das Erscheinen des Wortes Gottes, ewiges Leben im Menschen geschaffen wurde, ein "neuer "Mensch" - "Christus in uns, die Erwartung der Herrlichkeit" (Kol 1:27 - Kol 3:10 - Gal 4.) der das Kreuz trägt, damit der Mensch seinem alten Leben nach sterbe und wieder auferstehe, auf dass er auf ewig in Gott lebe. Dies alles wurde zuerst in Christo Jesu für uns vollbracht. Er ist der erstgeborene Sohn - der Erstling des Lebens aus den Toten (Kol 1:18) und in Ihm und durch Ihn, und Sein Leben und Sterben wurde das Werk für uns vollbracht; denn in Ihm ist Gott eins mit dem Menschen, und der Mensch eins mit Gott. Doch das Werk, das in Christo Jesu für uns vollbracht wurde, ist das Zeichen und Unterpfand für das gleiche Werk, welches Gott in allen Zeiten durch Seinen Geist im Menschen gewirkt hat und noch wirkt.

In seinen dreißig Jahren haben wir alle Stufen des einen ewigen Lebens, wie er in der menschlichen Natur hervorgebracht werden kann und hervorgebracht worden ist. Seine Kindheit zeigt uns das ewige Leben, wie es sich auch in der Patriarchen Zeit kundtat; Seine Jugend zeigt das gleiche Leben wie es während des jüdischen Zeitalters heranwuchs; Seine Taufe erschließt unsere Stellung als Christen, wie der Himmel sich durch den symbolischen Tod auftut und der Mensch in die geistliche Welt eingeht und der Geist herabkommt und des Vaters Stimme vernommen wird; indem Er den Menschen auf Erden als Seinen Sohn bekennt. Schließlich zeigt uns Christi Tod und Auferstehung, wie der Mensch auf ewig mit Gott eins wird, nicht nur hier mit Seiner Fülle erfüllt, sondern auch, gelöst von den Einschränkungen seines Sündenfalls, zum König von Königen, zum Herrn der Herren gesetzt. Christus offenbart dies alles. In Ihm ist der Ratschluss Gottes für immer offenbar gemacht.

Damit wir aber mit Ihm an diesem Allem teilhaben können, muss Er in uns gestaltet werden und wachsen. Dann werden auch wir etwas von allen diesen Stufen wissen: eine Zeit der Kindheit ohne Gesetz, eine Zeit der Jugend, da wir, obwohl Erben, wie Israel zunächst unter Vormündern und Pflegern getan werden, sodann die Zeit, in der sich der Himmel auftut und wir zu Tod und Auferstehung gelangen. "Was einmal geschehen ist, das wird auch weiter geschehen, denn es geschieht nichts Neues unter der Sonne" (Pred 1:9). Auf allen Stufen ist der neue Mensch der Sohn Gottes. Diese wiederholten Amen lenken nur, wie auch Christi Leben für uns, unsere Aufmerksamkeit auf etliche Kennzeichen oder Stadien des vorgezeichneten Weges.

So wollen wir in Kurzfassung diese Lehre wiederholen!

II. Die Heimat des neuen Menschen

Erstens ist die Heimat des neuen Menschen der Himmel. Der Himmel, der für den gefallenen, alten Menschen verschlossen wurde, öffnet sich dem neuen wieder. Es wird uns zuerst die Versicherung gegeben, dass der Mensch seine lang verlorene Heimat wiedersehen soll und dass Engel auf ihn herab- und von ihm hinaufsteigen sollen (Joh 1:51). Wie aber mag solches geschehen? Nur durch eine himmlische Geburt; denn der einzige Weg, um in irgendeine Welt zu gelangen, ist durch eine Geburt in dieselbe. Um daher in den Himmel einzugehen, muss der Mensch von neuem geboren werden. Es muss ein neues Leben empfangen werden, und zwar das Leben des Himmels selbst; denn nur so können wir im Himmel leben. Dieses neue Leben kommt durch die Vermittlung dessen, der Sich Selbst für uns zum Leben gibt, nämlich durch Vermittlung des Menschensohnes, der im Himmel war, der auf die Erde kommt, dann alle, die Ihn aufnehmen, Gottes Söhne werden, und damit sie auf dem gleichen Weg, den Er für uns gegangen ist "aus dem Wasser und Geist geboren", das heißt durch den Tod der gegenwärtigen Natur und durch das Lebendigmachen des Heiligen Geistes samt Ihm von der Erde zum Himmel, vom Tod zum Leben auf immer zurückkehren (Joh 3:3-15).

Doch welcher Art ist dieses Leben der Ruhe, der Sabbat des Herrn, in welcher der neue Mensch nichts von sich selber tut, noch tun kann, sondern nur das, was der Vater tut. Anstatt daher den Tod in die Welt zu bringen, erweckt und belebt er vielmehr; anstatt, wie der alte Mensch gerichtet zu werden, ist er vielmehr dazu gesetzt, andere zu richten. Und durch beides, durch das Lebendigmachen wie auch durch das Richten, führt er des Vaters Willen aus, der darin besteht, den Fluch zu überwinden und anderen jene Ruhe zu geben, die sie durch ihren Eigenwillen verloren haben (Joh 5:19-20). Erhält sich nun dieses Leben selbst? Nein, es lebt vom himmlischen Brot, indem es nämlich das Fleisch und das Blut des Menschensohnes, der im Himmel ist, isst und trinkt und von Ihm zehrt, wie die Rebe vom Weinstock und wie der Weinstock von der Wurzel, nämlich durch die fortwährende Mitteilung und Aufnahme jenes Lebens, das beständig vom Vater ausgeht (Joh 6:26-58).

III. Die göttliche Natur des Neuen Menschen

Sodann ist dieses Leben auch Licht; und dieses Licht befreit den Menschen von den Banden, welche die Finsternis stets um ihn schlingt. Es scheint in unsere Finsternis, aber es durchbricht nicht ihre Fesseln. Haben wir dann die Wahrheit erkannt, so wird uns die Wahrheit frei machen. Weil der Sohn auch uns zu Söhnen macht, macht Er uns wirkliche frei (Joh 8:31.36). Dies führt zu der göttlichen Natur, welche uns aus Gnaden geschenkt wird. Denn der neue Mensch ist ein Sohn Gottes. In Ihm sind der Schöpfer und das Geschöpf unauflöslich eins; denn indem der ewige Sohn in unsere Natur kam, wohnte die ganze Fülle der Gottheit im Menschen, und die Menschheit wurde in Gott aufgenommen. Gott wurde Mensch, damit der Mensch sagen kann: "Ich bin". Des Menschen Sohn ist wahrhaftiger Gott (Joh 8:51-58). Weil nun Gott Liebe ist, muss dieses Leben ausgehen, um anderen zu dienen, und zwar stellt dieser Dienst es an die Stelle irrender, bedürftiger Seelen, für welche sich der neue Mensch hingibt, indem er zuerst gleich dem Hirten mit den Schafen wandelt und dann sein Leben opfert, damit sie leben können. (Joh 10:1-15). Denn der neue Mensch dient nicht nur, indem er seine Kräfte für solche hingibt, die ihn nur wenig verstehen, sondern er wird sogar zum Opfer für sie und ist gleich dem Weizenkorn damit zufrieden, in die Erde zu fallen und zu sterben, auf dass er durch seine Selbsthingabe dasjenige vereinige, was durch den Eigenwillen des Menschen entzweit ist und dadurch bringt er viel Frucht (Joh 12:23.32).

IV. Die Erniedrigung des neuen Menschen

Dann wird uns gezeigt, was dies alles kostet. Das ewige Leben wird durch eine derartige Erniedrigung auf die Probe gestellt, wie es Fleisch und Blut niemals ertragen könnten. Doch der neue Mensch weiß, dass er von Gott kommt und zu Gott geht. Daher kann er sich erniedrigen, nicht nur, um denen die Füße zu waschen, welche nur wenig davon verstehen, was sie eigentlich empfangen, sondern auch, um als Lohn für eine solche Erniedrigung verworfen, ja von dem einem verraten, von einem anderen verleugnet zu werden, und zwar von denen, für welche solches geschieht, und welche selbst für eine solche Selbsterniedrigung noch nicht vorbereitet sind (Joh 13:1-38). Doch liegt gerade in dieser Erniedrigung eine Herrlichkeit verborgen, denn Gott wird dadurch verherrlicht, und Er verherrlicht auch die Seele, welche sich auf diese Weise erniedrigen kann, mit Sich Selbst, indem Er dieselbe zu einem Gefäß Seiner Selbstoffenbarung macht. Daher kann der neue Mensch sagen: "Wer mich sieht, sieht den Vater, denn der Vater, der in mir wohnt, derselbe tut die Werke".

V. Die Vollendung des neuen Menschen

Licht, Liebe und Leben leuchten aus ihm heraus. Er ist es nicht, der da lebt, sondern der Herr Selbst ist es, der in ihm lebt. Daher muss er Prophet, Priester und König sein, denn Christi Werke sind die Werke des neuen Menschen; ja es werden sogar noch größere Werke getan, wenn der Mensch in Christo zum Vater geht (Joh 14:9-14). Doch der Weg zu dieser höchsten Freude in Christo geht durch Trübsal. Dadurch, dass man nicht nach dem Fleisch schaut - denn Er sagt: "Über ein Kleines so werdet ihr mich nicht sehen" - gelangt der Mensch zu jenem Schauen, wo der Schmerz in Freude umgewandelt wird, ja zu der vollkommenen Freude, die niemand von uns nehmen kann (Joh 16:16-24). Sodann wird die Vollendung erreicht, jene vollkommene Vereinigung mit dem Herrn, wo der Wille der Kreatur sich in Gottes Willen verloren hat, wo nunmehr völlige Ruhe herrscht, da nur noch ein Wille regiert; die Zwei sind nun eins und der Eine ist Alles. (Joh 21:15). Solcher Art ist dieses Leben, und ein solches ist das Ende desselben.

Wir sehen auf den ersten Blick, wie gänzlich es sich in allen Punkten von der Art und Weise des gefallenen, alten Menschen unterscheidet. Vor allem hängt dieses Leben ganz und gar von Gott ab, indem es in allen Dingen durch Ihn, mit Ihm und für Ihn lebt, unähnlich dem alten Menschen, der wenn er es könnte, in seinem Fall ohne Gott leben möchte, - doch ist er nicht wirklich ohne Gott, denn es kann kein Geschöpf so unabhängig sein, aber er erwartet mehr von sich selbst und den Geschöpfen als von Gott und wählt sie seinen Weg im Eigenwillen, anstatt im Gehorsam zu wandeln - beruht die Kraft und Freude des neuen Menschen ganz und gar in Gott, und seine höchste Ehre besteht darin, Seinen Willen zu erkennen und zu tun. Kommt er in die Welt, so sagt er: "Ich komme zu tun Deinen Willen, mein Gott" (Hebr 10:9), verlässt er dieselbe, so spricht er: "In Deine Hände befehle ich meinen Geist" (Lk 23:46). Es ist durch ein Leben des Glaubens, nicht vom eigenen Ich, sondern von Gott regiert; auf jeder Stufe empfängt es von Ihm, verlässt es sich auf Ihn und gibt es von dem was Sein ist. Sie ist auch seine Heimat nicht von ihm selbst geschaffen, seine Geburt ist nicht aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen des Mannes, sein Gesetz ist nicht, seinen eigenen Willen zu tun, sondern was er den Vater tun sieht. So ist auch seine Speise die Gabe des Vaters; seine Freiheit besteht darin, ein Sohn in des Vaters Haus zu sein; sein Dienst geschieht so, dass er sich für Andere in der Kraft des göttlichen Lebens bis auf das Äußerste hingibt und geopfert wird. Diese ganze Abhängigkeit und Unterordnung kennzeichnet es durchgehend. Daher kann es in allen Dingen Ruhe bewahren; Gott ist seine Stärke, und Gott kann nimmermehr fehlschlagen.

Die Gemeinschaft des Kreuzes

Ein anderes Kennzeichen dieses Lebens ist das Kreuz, das allezeit in Verbindung mit demselben steht. Freude, Ruhe des Herzens, Frieden mit Gott und eine Hoffnung, die nicht sterben kann, besitzt es gewiss, doch bei alledem, ist auch ein Schmerz gegenwärtig. Das Leben der Liebe muss hier leiden und dem Schmerz verwandt und mit Kummer vertraut sein. Es scheint seltsam, das derjenige, welcher für alle sorgt, selbst unversorgt sein sollte. Doch muss es in dieser Welt so sein. Die Liebe leidet in dieser Welt, und das ewige Leben ist das Leben der Liebe und nicht der Eigenliebe. Es opfert sich in allen Dingen auf, trägt anderer Lasten, ja es stirbt für sie, während es doch eine Zeitlang wie Gott selbst verworfen wird. Daher machen diese wiederholten Amen wie auch das Leben Christi selbst, wenn auch die Jünger es zuerst nicht verstehen, kein Hehl aus der Tatsache, dass das Kreuz unser Teil sein muss, wenn wir anders das Leben Gottes leben wollen. Ist nicht bereits die allererste Stufe ein Durchgang durch das Wasser? und was ist die letzte, wenn nicht die Gemeinschaft des Kelches Christi, um uns wie unser Herr vollkommen zu machen?

Die ganze Lehre über den Dienst des neuen Menschen, über Sein weizenkornartiges Sterben und seine Erniedrigung und seinen Schmerz und seine vollständige Selbsthingabe ist letztlich nur eine Wiederholung der gleichen Wahrheit, dass der Auserwählte leiden muss, denn nur auf diese Weise wird die Natur überwunden und in den Stand versetzt, der zu Gott aufsteigen und ewiglich mit Ihm wohnen kann. Der Mensch muss seiner gegenwärtigen Beschaffenheit nach verzehrt werden, auf das er nach Gottes Ebenbild erneuert werde. Dies kann aber nur durch Wasser und Feuer geschehen. Daher muss nicht allein der alte Mensch sterben, sondern auch der neue Mensch muss, wie er zunächst aus dem alten hervorgebracht wird, und zuerst in der Gestalt des sündigen Fleisches an dem Ort und in der Natur des alten Menschen heranwächst, den Fluch des alten Menschen tragen, bis jener durch die Wirkung des göttlichen Feuers in Segen verwandelt ist. Der Altar des Herrn schattet ab, wie das Geschöpf stirbt und verzehrt wird, um in einer neuen Gestalt als "ein Opfer, durch das Feuer dem Herrn bereitet" aufzusteigen.

Von Kraft zu Kraft