1. Mose - Kapitel 44

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift: 1. Buch Mose (Band I -X) (2017/21)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Die Bände I-VIII sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

1. Buch Mose - Kapitel 44

Der Kelch des Joseph
Juda steht für Benjamin ein

Der Kelch des Joseph

1Mo 44:1-2

„Und es gebietet Joseph dem, der über sein Haus ist, und sagt: 'Fülle die Packen der Männer mit Speise, soviel wie sie tragen können, und tue das Geld eines jeden Mannes in die Öffnung seines Packens! Und meinen Pokal, den silbernen Pokal, tue in die Öffnung des Packens des Kleinsten, und dazu sein Proviantgeld!' Und er tut nach dem Wort, das Joseph spricht.“

Joseph führt seine Brüder buchstäblich in Versuchung, und dies im Sinne von „auf die Probe stellen“, was wir auch „Anfechtung“ nennen können. Er wollte erfahren, wie sich die Brüder jetzt verhalten würden, wenn ihr Kleinster, Benjamin, in Gefahr gerät, und zudem war viel Geld im Spiel, dazu der silberne Pokal, der einen hohen Wert hatte – konnten die Brüder dieser Versuchung widerstehen? Oder lassen sie sich erneut von dem Üblen gelüsten, wie zuvor schon einmal, als sie Joseph verkauften?

Wie sich die Brüder verhielten, werden wir im Weiteren ja noch lesen; wir stellen uns heute erst einmal die nicht ganz einfache Frage, was solche Anfechtungen bedeuten, und dies im Blick auf die Brüder, die ja im Grunde das Volk Israel darstellen: Anfechtungen, Versuchungen oder auf die Probe stellen, dienen der Entwicklung, dem Wachstum, hier erst einmal den Brüdern, später dem gesamten Volk Israel. Was sich nun bei den Brüdern über Jahrzehnte hinzog, zieht sich bei dem Volk Israel erst einmal über Jahrhunderte bei ihrem Exodus durch die Wüste dar, dann Jahrtausende, bis Israel als Gesamtheit gerettet wird, wenn der Bergende aus Zion in Jerusalem eintreffen wird und alle Unfrömmigkeit von Jakob abwenden wird, wie es Röm. 11:26 vorhersagt.

Zu den gestrigen Aussagen, speziell zu der Wüstenwanderung, lesen wir einiges sehr Interessantes in 1Kor 10:1ff; Paulus beschreibt hier, wie das Volk Israel trotz vielfältiger Segnungen sich dem Üblen gelüsten ließ, den Anfechtungen also nicht widerstand! Die Folge war dann Götzendienst. Es ist nicht von ungefähr, wenn wir in Mt 5-7 unter anderem lesen, dass Jesus von einem Berg zu Seinen Jüngern und den Scharen an Volk predigte (die so genannte Bergpredigt), worunter sich die Bitte befindet: „...Bring uns nicht in Versuchung hinein, sondern birg uns vor dem Bösen“ (Mt 6:13)!

Hier steht das Volk Israel (nicht wir) vor unseren inneren Augen, welches, wie wir es in 1Kor 10 ff lesen, in der Wüste angefochten wurde und wobei die Mehrzahl fiel – sie wurden zu Götzendienern und ließen sich vom Üblen gelüsten. Die Folge lesen wir in 1Kor 10:5, die Mehrzahl wurde niedergestreckt.

Die erste Probe bzw. Versuchung der Brüder, als Joseph das schöne Kleid bekam und vom Vater bevorzugt wurde, brachte die Brüder zu Fall, das Üble gewann die Oberhand – jetzt stehen sie vor der zweiten Versuchung, und wir werden sehen, dass ein Wachstum zum Positiven eingesetzt hat.

Wir greifen heute noch einmal auf 1Kor 10:1 ff zurück, und hier ab 1Kor 10:11, wo wir im Blick auf die Wüstenwanderung lesen, dass dies alles jenen vorbildlich widerfuhr, „uns zur Ermahnung“. Und in 1Kor 10:13 lesen wir weiter: „Keine Anfechtung hat euch ergriffen als nur menschliche. Und Gott ist getreu, der euch nicht über das hinaus anfechten lassen wird, wozu ihr befähigt seid...“.

Die Väter Israels, die unter der Wolke waren, werden hier für uns zu Vorbildern, aber nicht im positiven, sondern im negativen Sinn. Es geht hier um unseren Wandel, und hierin werden wir alle ohne Zweifel angefochten, wobei Paulus uns sagt, dass diese Anfechtungen menschlich sind, und Gott in Seiner Treue zu uns hierüber wacht, dass diese Anfechtungen nicht unser Vermögen übersteigen. Geschrieben wurde uns diese Ermahnung, weil Paulus zuvor in 1Kor 9:24 ff unseren Wandel mit einem Wettkampf vergleicht, wo es gilt, einen unvergänglichen Kranz zu erreichen, der dann vor der Preisrichterbühne des Christus ausgeteilt wird.

Vergessen wir bei dem Obigen aber nicht, dass wir eine komplette Waffenrüstung in Eph 6:10 ff dargereicht bekommen, mit welcher wir gemäß Vers 10 „in der Gewalt Seiner Stärke“ stehen dürfen.

Wir wollen uns noch etwas mit dem Thema „Versuchung, auf die Probe stellen bzw. Anfechtung“ beschäftigen, obwohl manche Gläubige meinen, sie seien dagegen gefeit. Doch wie ernst auch für uns dieses Thema ist, zeigt uns Paulus in 2Tim 4:10, wo er wohl sehr traurig über seinen langjährigen Mitarbeiter „Demas“ schreiben muss, dass dieser ihn verließ, und dies aus Liebe zum jetzigen Äon, der ja nach Gal 1:4 ein „böser Äon“ ist und erst mit der Aufrichtung des irdischen Königreiches endet bzw. dann vom 4. Äon abgelöst wird. Wir befinden uns heute immer noch in diesem Äon, der Demas derart verlockte, dass er Paulus verließ – und die Verlockungen, das wissen wir alle selber nur zu gut, sind vielfältig gesät!

Demas verlor mit diesem Schritt nicht seine Rettung in der Gnade, wohl aber Verlust oder Beschämung vor der Preisrichterbühne des Christus, denn er lief ja auch in der Kampfbahn, von der uns 1Kor 9:24 ff berichtet, aber ... seine Augen waren nicht auf das Ziel gerichtet, sondern suchten andere Dinge, die ihn ablenkten und letztlich von der Kampfbahn abbrachten. Somit werden uns die Brüder Josephs sogar zum Vorbild, denn sie haben gelernt, sich nicht von irdischem Glanz, auch nicht von einem silbernen Pokal, vom guten Weg abbringen zu lassen!

Eine Frage möchten wir zum Abschluss unseres momentanen Themas aber noch klarer werden lassen: Joseph brachte seine Brüder absichtlich in Versuchung, um zu sehen, ob sich seine Brüder auch tatsächlich geändert haben – er wusste also nicht, wie diese Versuchung ausgehen würde! Und darin unterscheidet er sich von dem Christus, den er ja in Hinsicht der Leiden wunderbar vorschattet. Wir lasen ja zurückliegend schon in 1Kor 10:13, dass uns keine Anfechtung ergreifen kann, als nur “menschliche“, weil ... Gott getreu ist, und sogar über diese Anfechtungen wacht, dass sie nicht über unser Vermögen gehen.

Da Gott aber alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, sind auch unsere Anfechtungen, zwar menschlich, also von Menschen gestellt, aber Gott weiß genau um den Ausgang, letztlich auch bei Demas! Er stellt uns in die Kampfbahn des Lebens, und Er belohnt denjenigen, der „richtig“ gekämpft hat, mit Lohn, wie es uns in 1Kor 3:10-16 eindringlich beschrieben wird.

Um es nochmals zu betonen: Es geht hierbei nicht um unsere Rettung, die uns immer in der Gnade sicher ist, es geht um unseren Wandel und um Lohn!

1Mo 44:3-5

„Und der Morgen wird licht, und die Männer werden weggesandt, sie und ihre Esel. Und sie kommen hervor aus der Stadt, nicht ferne; und Joseph sagt zu dem der über sein Haus ist: 'Steh auf! Folge den Männern nach, überhole sie und sage zu ihnen: ‚Warum bezahlt ihr Böses für Gutes? Warum stehlt ihr meinen silbernen Pokal? Ist dieser nicht der, aus dem mein Herr trinkt? Und er, wenn er wahrsagt, wahrsagt er aus ihm. Übel tut ihr mit dem, was ihr tut.’“

Schauen wir bei unserem neuen Leitvers zuerst die buchstäblichen Gegebenheiten an: Joseph lässt seine Brüder ziehen, und prüft sie dabei, wie sie sich verhalten, wenn Benjamin als Dieb dargestellt wird. Was werden sie bereit sein zu geben, um Benjamin zu retten?

Joseph instruiert den Mann über sein Haus bis ins Detail, wie dieser sich zu verhalten hat bzw. was er in seinem Auftrag sagen soll (wobei wir hier schon einmal anmerken möchten, dass dieser Vertraute Josephs ja um den Schwindel mit dem versteckten Geld und dem Pokal wusste). Uns muss heute irritieren, warum den Brüdern extra gesagt werden soll, dass Joseph aus diesem Pokal wahrsagt, was ja bedeuten würde, dass Joseph ein Wahrsager wäre, was überhaupt nicht zu seinem Glauben passt. Es gibt dazu nur eine Auslegung: Tatsächlich war es im damaligen Orient verbreitete Praxis, durch Mischen von Getränken auf der Oberfläche eines Trinkgefäßes die Zukunft zu erforschen oder Unglücke und Ähnliches vorherzusagen, also all das, was wir heute als okkulte Praktiken bezeichnen. Wir gehen davon aus, dass Joseph mit solchen Aussagen auf seine Brüder lediglich mehr Druck ausüben wollte – in Wirklichkeit wusste er sehr wohl um die Kraft seines Gottes, „wahrsagen“ passte nicht zu ihm

Heute schauen wir etwas mehr in die Tiefe, und hier noch einmal auf den Mann über Josephs Haus, den wir als seinen obersten Diener sehen können. Er war Josephs engster Vertrauter und er wurde mit der schwierigen Aufgabe betraut, die Brüder zu prüfen, wobei ich, der Verfasser dieser Zeilen, erneut an Hebr 1:14 denken musste: „Sind sie nicht alle ein Amt versehende Geister zum Dienst ausgeschickt, um derer willen, denen künftig die Rettung zugelost werden soll?“ Wobei wir dazu anmerken wollen, dass hier das Volk Israel angesprochen ist, dem seine Rettung ja erst künftig zugelost werden soll, im Gegensatz zu uns, die wir unsere Rettung heute schon besitzen.

Auch unser Herr hat einen obersten dienstbaren Geist (Engelfürst), den wir in verschiedenen Aussagen in Gottes Wort als „Michael“ kennen (Danl 10:13, Dan 12:1), der, wie wir lesen, für das Volk Israel steht. Dazu lasen wir ja bereits in 1Mo 22:12, als Abraham seinen Sohn abschlachten wollte, dass der Bote Ieue’s Abrahams Gehorsam stoppte, indem er sagte: „... denn nun weiß ich (!), dass du Alueim fürchtest.“ Unser Bild mag nicht in allem perfekt übereinstimmen, und doch dürfen wir immer wieder kleine Leuchtfeuer der Herrlichkeit und des Wirkens unseres Herrn aufleuchten lassen, die uns erfreuen!

1Mo 44:6-9

„Und er überholt sie und spricht zu ihnen diese Worte. Und sie sagen zu ihm: 'Warum spricht mein Herr Worte wie diese? Ferne sei es von deinen Knechten, zu tun nach diesem Wort! Siehe, das Geld, das wir fanden in der Öffnung unserer Packen, haben wir dir wiedererstattet aus dem Lande Kanaan. Und wie sollten wir stehlen aus dem Hause deines Herrn Silber oder Gold? Wer von deinen Knechten mit ihm gefunden wird, er sterbe! Und überdies werden wir meines Herrn Knechte werden.'“

Lassen wir es uns nicht verdrießen, liebe Geschwister, wenn wir uns, wie zurückliegend, wiederholen, aber wir sollen ja auf das sinnen, was droben ist (siehe Kol 3:1 ff), und dazu gehört auch die unsichtbare Welt der himmlischen Boten.

Heute geht es darum, dass die Brüder eines schweren Diebstahls beschuldigt werden, dessen sie sich nicht bewusst sind, ja, den sie für unmöglich halten. Im Gegensatz zu früher scheinen die Brüder nun enger zusammengewachsen zu sein, sollte trotz aller Erwartung dennoch ein Dieb unter ihnen sein, haben sie ein klares Urteil: Er soll sterben! Und – sie stellen sich alle gemeinsam als Knechte zur Verfügung; diese Haltung zeugt von innerem Wachstum.

Vielleicht dürfen wir hier daran erinnert werden, dass auch der Körper Christi eine enge Einheit ist, wie sie uns Paulus in Eph 4:1-6 nahe bringt. Das Einstehen der Brüder, einer für den anderen, wird bei uns leider noch vielfach vermisst! Dafür gibt es zum Teil unerbittliche Grabenkämpfe, vor allem wenn es um bestimmte Lehrmeinungen wie zum Beispiel die Allaussöhnung geht! Vergessen wir nie: „ein Gott und Vater aller, der über allen ist und durch alle und in allen wirkt.“

1Mo 44:10

„Und er sagt: 'Überdies nun, nach euren Worten, so sei es. Der Mann, bei dem der Pokal sich findet, er wird mein Knecht, und ihr sollt unschuldig sein.'“

Joseph hat sich alles genau überlegt und seinem Diener vorgegeben, wie und was er reden soll. Dieser hört die schwerwiegenden Worte der Brüder, die nun offen füreinander einstehen, schwächt aber die Konsequenz derart ab, dass nur einer in die Knechtschaft gehen soll, nämlich der, bei dem der Pokal gefunden wird – die anderen sollen frei sein. Damit stehen wir wieder vor einer Versuchung der Brüder: Sollte wider allen Erwartungen doch ein Dieb unter ihnen festgestellt werden, können sich die anderen schuldlos von dem Dieb trennen und dies dann auch wahrheitsgemäß ihrem Vater berichten.

Wir haben gestern zum Schluss noch gelesen, dass Gott durch alle und in allen wirkt, und Er wirkt dabei bei jedem von uns anders, so wie wir es in Eph 4:7 lesen: „Jedem Einzelnen von uns aber wurde die Gnadengabe nach dem Maß des Geschenks Christi gegeben“ ... wie wichtig ist es da, uns gegenseitig in allem zu stützen, vor allem uns so verhalten, wie es Eph 4:15-16 wunderbar beschreibt: „... in Liebe alles zum Wachsen bringen, hinein in Ihn, der das Haupt ist, Christus, ...“!

„Liebe“ ist bei dem Obigen die Triebfeder zum Wachstum, „in Liebe“ sollen wir uns auch gegenseitig ertragen, auch wenn Unterschiede im Wandel und in der Erkenntnis zu Tage treten; das zusammenhaltende Band des Friedens muss die Einheit des Geistes symbolisieren, gerade auch hierin sind wir den himmlischen Boten ein Schauspiel, so wie es die Brüder jetzt vor dem Diener Josephs sind.

1Mo 44:11-12

„Und sie eilen, und sie lassen herab jedes Mannes Packen zur Erde; und sie öffnen, ein jeder Mann seinen Packen. Und er durchsucht sie, beginnend beim Größten und endend mit dem Kleinsten. Und es findet sich der Pokal im Packen Benjamins.“

Als Erstes lesen wir in unserem neuen Leitvers, dass alle Brüder ihre Packen öffneten, dabei wird aber in unserem Textwort eine Sache völlig übergangen: Wir lesen aber erst einmal von keinerlei Reaktion auf das Geld, dass ja jeder Mann gemäß Vers 1 unseres Kapitels in seinem Packen vorfinden musste!

Schon einmal, in 1Mo 42:27 ff, waren die Brüder in der gleichen Situation: Sie fanden ihr Geld, der Kaufpreis für das Getreide, in der Öffnung ihrer Packen, was sie dort zum Erzittern brachte und sie fragen ließ, was Alueim ihnen wohl damit antut? Sie suchten also eine Antwort bei Alueim, dem Gott ihrer Väter! Und jetzt? Obwohl sich nach dem Fund bei jedem einzelnen Mann ja jeder der Brüder schuldig fühlen müsste, geht unser Text einfach darüber hinweg, was uns herausfordert, nach dem „warum“ zu fragen?

Für uns stellt sich folgende Situation: Joseph steckte das Geld in die Packen seiner Brüder, um sie erst einmal zu prüfen, aber auch, um ihnen zu helfen, mit diesem zurückgegebenen Geld weiter Korn einkaufen zu können und so ihren Grundnahrungsbedarf zu decken. Das, was die Brüder also nicht verstehen, dient ihnen letztlich zum Besten! Dies erinnert uns stark an Röm 8:28: „Wir aber wissen, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammenwirkt – denen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind.“

Wir stellen das gestrige Schlusswort bewusst noch einmal an den Anfang: „Wir aber wissen, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammenwirkt – denen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind“, weil die momentanen Geschehnisse auch uns zusprechen können. Die Brüder als das zukünftige Volk Israel haben ja auch eine göttliche Berufung, allerdings gemäß Eph 1:10 mit einem Auftrag auf der Erde. Im Gegensatz zu uns stehen die Brüder aber ganz am Anfang, sie sollen lernen, bei allem, was auf sie zukommt, ihrem Alueim zu vertrauen, gerade in Situationen, die sie nicht verstehen, und wie schon zuvor, ist ihnen auch diesmal das vorgefundene Geld völlig rätselhaft.

Zu uns: Auch wir geraten nur zu oft in Situationen, die wir nicht verstehen, wo wir aber herausgefordert sind, Gott einfach zu vertrauen – auch in schweren Lagen. Die meisten von uns kennen wahrscheinlich das schöne Lied „So nimm denn meine Hände“ von Julie v. Hausmann; hierbei soll uns gerade der letzte Vers wichtig und nachdenkenswert werden:

„Wenn ich auch gar nichts fühle, von Deiner Macht, Du bringst mich doch zum Ziele, auch durch die Nacht. So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich.“

Ja, Gott wirkt immer zum Besten Seiner Berufenen, auch wenn diese es im Moment noch nicht verstehen können!

1Mo 44:13

„Und sie zerreißen ihre Gewänder, und jeder Mann lädt seinen Packen auf seinen Esel. Und sie kehren zurück zur Stadt“. .

Wir kehren von unserem Abschweifen in Röm. 8 wieder zurück zu unseren Brüdern, die vollkommen überrumpelt und entsetzt mit ansehen mussten, wie der Beauftragte Josephs tatsächlich den kostbaren Pokal bei Benjamin findet. Damit gelangt Josephs Plan zu seinem Höhepunkt: Wie werden sich die Brüder verhalten? Wie stehen sie jetzt zum zweiten Sohn von der geliebten Frau Jakobs, der Rahel? Erneut (wie zuvor bei Joseph) bietet sich ihnen die Gelegenheit, den vom Vater bevorzugten Sohn, diesmal Benjamin, loszuwerden! Wird erneut die Eifersucht Raum in ihnen gewinnen, oder hat sich etwas in ihnen verändert? Das Urteil haben ja alle anerkannt: „Er sterbe“! Abgemildert durch den Diener Josephs: „er wird mein Knecht werden“! Eine kolossale Versuchung! Und was taten die Brüder?

Einst verkauften sie Joseph als Sklaven nach Ägypten, und als sie ihrem Vater Jakob die gelogene Nachricht vom Tode Josephs überbrachten, lasen wir in 1Mo 37:34, dass Jakob sein Gewand zerriss! Jetzt sehen wir ein ähnliches Bild, nur sind jetzt die Brüder in ihrer Verzweiflung mit dem Vater geeint, sie zerreißen ihre Gewänder – welch ein Bild!

Aber noch ein zweites Bild zeigt sich vor unseren inneren Augen: Sie, die nach den Worten des Dieners unschuldig sind und praktisch hätten heimkehren dürfen, lassen ihren kleinsten Bruder nicht im Stich... sie packen ihre Esel und kehren alle gemeinsam zurück in die Stadt! Und genau das ist es, was sich Joseph mit seiner Aktion erhofft und gewünscht hatte.

1Mo 44:14-15

„Und es kommen Juda und seine Brüder zu Josephs Haus, und er war noch dort. Und sie fallen vor ihm zur Erde. Und es sagt Joseph zu ihnen: 'Was für eine Tat ist diese, die ihr tut? Wisset ihr nicht, dass durch Wahrsagung ein Mann, wie ich es bin, wahrsagt?'“

Es muss ein ungeheuer schwerer Gang für die Brüder zurück in die Stadt gewesen sein – wohl wurde nicht nur das Geld in ihrer aller Packen gefunden, sondern auch der so wichtige Pokal wurde gerade bei Benjamin gefunden und nun soll gerade Benjamin in die Knechtschaft geführt werden?

Alle fühlen sich schuldig und alle lassen offensichtlich ihren kleinsten Bruder nicht mehr im Stich, im Gegenteil: Sie gehen alle geschlossen zurück und treten vor Joseph, wobei unser Leitvers besonders den Namen „Juda“ anführt, der nun zum Anführer seiner Brüder herangereift zu sein scheint. Und Joseph?

Wie mag sein Herz geklopft haben, als er alle Brüder gemeinsam vor sich niederfallen sieht? Als er nicht nur ihre Angst, sondern vielmehr auch ihre Geschlossenheit erkennen darf? Aber immer noch nicht gibt er sich zu erkennen, ja er klagt sie erneut einer schlimmen Tat an, und dies mit den Worten, dass er durch Wahrsagung ihre Tat wahrgesagt habe!

Wir haben hierzu bereits an früherer Stelle angemerkt, dass sich Joseph hier nicht als Wahrsager im Sinne von finsteren Praktiken offenbart. Möchte er mit solchen Worten seinen Brüdern nur noch mehr Furcht einflößen? Oder beruft er sich einfach auf seine von Gott gegebene Fähigkeit, zur gegebenen Zeit Träume zu deuten?

Wir möchten heute einen ganz besonderen Punkt ansprechen, der uns tiefer in das Handeln Gottes führen soll: Joseph provozierte eine Situation, in welcher die Brüder erst einmal völlig unschuldig waren, und trotzdem klagt er, wie ja unser Leitvers es bezeugt, seine Brüder dieser üblen Tat an, die sie nicht begangen haben – wir Menschen würden solches Handeln als „hinterlistig“ bezeichnen. Doch es kommt ja hier auf die Absicht solchen Handelns an: Was bezweckt Joseph damit?

Als Antwort haben wir ja längst gesehen, dass Joseph seine Brüder prüfen möchte, ob sich ihre frühere Gesinnung geändert hat. Doch es gibt noch einen tieferen Grund: Joseph möchte in Zukunft mit seinen Brüdern in Liebe zusammenwohnen! Mehr noch: Er möchte, dass die Brüder erkennen, dass er ihnen ihre üble Tat vergeben hat, und sie ihn lieben lernen!

Obige Gedanken führen uns weit zurück in die Urzeit der menschlichen Geschichte, in den Garten Eden: Dort sehen wir in 1Mo 3:8 ff, wie sich der erste Mensch und sein Weib vor Gott verstecken, und Ieue Alueim den Menschen ruft: „Adam! Wo bist du?“ Aber wusste Ieue Alueim nicht längst, wo Adam war? Hatte nicht Er ihm den verhängnisvollen Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen direkt vor die Nase gesetzt? Und forderte Er das erste Menschenpaar nicht förmlich durch Sein Werkzeug „Schlange“ heraus, von diesem Baum zu essen?

Es ist nicht leicht, solche Gedanken, wie sie gestern anklangen, weiter zu verfolgen, es bedarf dazu der Bereitschaft, im Glauben und in der Erkenntnis zu wachsen, wie wir dies ja schon wiederholt in 1Jo 2:12-14 am Bild der „Kindlein (im Glauben), der Jünglinge und Väter“ getan haben. Und wie dieses Wachstum vonstatten geht, hat uns Gott in Seinem Wort am Bild von „Offenbarungsstufen“ aufgezeigt. Auf der untersten (Glaubens-) Stufe ist der Mensch der Wirkende und Aktive, doch je höher die Leiter erklommen wird, je heller und weiter wird die Sicht, bis auf der obersten Stufe Gott der allein Wirkende ist, dazu ein Beispiel vom Auszug Israels aus Ägypten:

  • Auf der untersten Stufe lesen wir in 4Mo 22:5 die neutrale Aussage: „Ein Volk ist aus Ägypten ausgezogen.“
  • Auf der 2. Stufe in 2Mo 12:39 lesen wir: „Israel ist aus Ägypten fortgetrieben worden (durch den Pharao).
  • Auf der 3. Stufe: „Mose führte Israel aus Ägypten heraus“ (Apg 7:36).
  • Die 4. Stufe (2Mo 6:27) sagt: Mose und Aaron führten Israel aus dem Lande Mizraim (= Ägypten).
  • Die 5. Stufe in Ri 2:1 führt noch höher: „Der Bote Jewes sprach: 'Ich habe euch aus Ägypten herausgeführt'“.
  • Stufe 6 sagt in Hos 12:14: „Jewe führt Israel durch einen Propheten aus Ägypten. Und schließlich, auf der höchsten
  • 7. Stufe in 2Mo 20:1: Jewe Selbst führt Israel aus Ägypten heraus!

Was lernen wir nun aus den gestern dargestellten Offenbarungsstufen (die übrigens noch weiter fortgesetzt werden könnten)? Wir haben vorgestern festgestellt, dass Joseph Fragen an seine Brüder stellt, deren Antwort er ja längst am besten kennt. Und wir haben vergleichsweise Gottes Frage an Adam herangezogen, wo auch Gott längst die Antwort wusste ... und wir haben durch das Bild einer Offenbarungsstufe gesehen, dass Gott seine wahre Absicht erst einmal verschleiert und der Mensch erst durch Glaubenswachstum langsam die Größe und Einmaligkeit Gottes erkennen lernt, vor allem aber Sein großes Ziel, „in Liebe alles in allen zu sein“!

Es ist wohl eine der schwersten Aufgaben, die der Mensch lernen muss, nämlich dass Gott das Finstere und Böse als Werkzeug erschaffen hat, um damit Sein hehres Ziel zu erreichen. Wir lesen diese Aussage nirgendwo deutlicher als in Jes 45:7, wo Gott am Ende noch einmal betont: „Ich, Ieue Alueim, mache all dieses.“

Und auch Joseph benutzt erst einmal diese Offenbarungsleiter, wo er auf der untersten Stufe ja aus menschlicher Sicht durchaus böse handelt, indem er seine Brüder bewusst falsch des Diebstahls belastet. Doch wie groß ist die Freude, wenn er sich im nächsten Kapitel seinen Brüdern dann endlich zu erkennen gibt und sie in die Arme schließen kann!

Juda steht für Benjamin ein

1Mo 44:16

„Und es sagt Juda: 'Was sagen wir meinem Herrn? Was sprechen wir? Und womit rechtfertigen wir uns? Alueim hat die Verworfenheit deiner Knechte gefunden. Siehe uns, Knechte meines Herrn, sowohl wir, als auch der, in dessen Hand der Pokal gefunden ward.'“

Wir kommen nun endlich zum buchstäblichen Teil unseres Leitverses: Was geschieht nun auf das Dilemma des gefundenen Pokals im Packen Benjamins? Die Brüder stehen erneut vor Joseph und die Worte, die Juda als Sprecher der Brüder findet, kommen uns erst einmal wie ein hilfloses Gestammel vor! Eines allerdings fällt auf: Wir finden merkwürdigerweise keinen Versuch Judas, den Diebstahl des Pokals abzustreiten (was ja sein Recht gewesen wäre)! Im Gegenteil, er weist vor Joseph auf Alueim, der die Verworfenheit aller Brüder gefunden hat – eine mehr als beachtenswerte Antwort.

Eindeutig steht vor dem inneren Auge Judas das einstige böse Verhalten der Brüder an Joseph und zwingt ihn zu dem Schluss, im Namen aller Brüder sich vor Alueim als Verworfene zu sehen - das ist das Bekennen der eigenen Schuld und damit ein großartiger Schritt Judas!

Hier sehen wir im Kleinen, wie durch eine Notlage, auch wenn sie wie hier im Fall des Pokals unverschuldet entsteht, plötzlich die alte Schuld aufsteigt und alles Gegenwärtige verdrängt, vor allem aber die Augen plötzlich auf Alueim gerichtet sind und die Erkenntnis Raum im Herzen der Brüder findet:

„ Wir sind vor Alueim Verworfene!“

Wenn wir unsere gestrigen Aussagen im göttlichen Sinn noch weiter verfolgen, kommen wir (weg vom Kleinen hin zum Großen) fast schon zwangsläufig zu der Erkenntnis, dass dieser Stand der Verworfenheit vor Gott dazu führt, nach einem Weg zu suchen, der die Verworfenheit (oder Verlorenheit) aufhebt, nur – von sich aus kann das kein Geschöpf vollbringen, es bedarf immer der rettenden Hand Gottes.

So wie Joseph seine Brüder mit dem Pokal bewusst und gezielt in das Unglück laufen ließ, so lässt Gott Seine Geschöpfe, angefangen mit Adam, sich bewusst in der Sünde verfangen, woraus es nur einen einzigen Weg gibt, und der heißt „Jesus“!

Und so wie Joseph seine Brüder im nächsten Kapitel in die Arme schließen kann und die Brüder seine vergebende Liebe erkannt haben, so führt Gott einmal alle Geschöpfe an Sein Herz, weil einmal alle den herrlichen Namen „Jesus“ bekennen werden, huldigen, und ihre Knie beugen werden: Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters (Phil 2:10-11).

Es ist unser großes Vorrecht, heute schon in unserem Herrn und Haupt den Vater zu verherrlichen, weil Er uns erkennen ließ, was Er in Liebe nach dem Ratschluss Seines Willens beschlossen hat, nämlich einmal „alles in allen zu sein“, und dies in gegenseitiger Liebe!

Noch ein Letztes wollen wir unserem Leitvers entnehmen: Wir schrieben vorgestern, dass uns die Worte der Brüder erst einmal wie ein hilfloses Gestammel vorkommen, und dies deshalb, weil sie ja in völliger Unkenntnis der Geschehnisse um sie herum sind. Und in dieser Unkenntnis, aber auch in ihrer Angst und Verzweiflung, blicken sie auf Alueim, nennen Seinen Namen und bekennen sich schuldig.

Wenn wir jetzt auf uns schauen, dann dürfen auch wir uns einmal prüfend fragen, ob wir nicht oft in einer ähnlichen Lage sind, weil selbst wir, die ja eine frühere Erwartung als alle anderen Geschöpfe haben, nicht immer wissen, was um uns herum vorgeht, oder, wie es trefflich in Röm 8:26 zum Ausdruck kommt, wir gar nicht wissen, was von Gottes Seite aus sein muss und unsere Gebete somit auch zu einem hilflosen Gestammel werden, wobei wir aber die Zusage haben, dass uns in solchen Schwachheiten der Geist aufhilft, und uns für uns verwendet – was für eine herrliche Aussage und Trost!

Bestärkt wird unsere Unwissenheit über das, was sein muss, dadurch, dass wir zu wenig in Gottes Wort forschen, und damit viel zu schnell auf die List des Verführers hereinfallen, der den Irrtum versucht, planmäßig zu verbreiten (siehe Eph 4:14). Und einer der schlimmsten Irrtümer ist, dass Gott nur einen (kleinen) Teil Seiner Geschöpfe zu retten vermag, während die große Masse dem Verführer für „ewig“ verfallen ist!

1Mo 44:17

„Und es sagt Joseph: 'Ferne sei es von mir, dies zu tun! Der Mann, in dessen Hand der Pokal sich fand, er werde mein Knecht. Und ihr, ziehet hinauf in Frieden zu eurem Vater!'“

Die geschichtliche Sachlage spitzt sich dramatisch zu, und wieder ist es Joseph, der alles herbeiführt und die Zügel in der Hand hält! Und es geht Joseph nur um einen Punkt: Wie verhalten sich die Brüder, wenn es zum Extremfall kommt!

Natürlich wusste Joseph, dass Benjamin nach seinem eigenen scheinbaren Tod die Lieblingsrolle bei seinem Vater übernommen hatte; seine Absicht war nun, zu testen, wie die Brüder handeln würden, wenn auch Benjamin dem Vater Jakob durch Knechtschaft verloren gehen würde! Er bietet ihnen folglich an, in Frieden heimzuziehen, während der scheinbar überführte Dieb des Pokals, Benjamin, zurückbleiben müsste.

Erinnern wir uns an dieser Stelle an ein Bild in Kap. 37:25, wo wir die Brüder gemütlich neben einer Zisterne sitzend beim Essen sehen, während unten auf dem Grund der Zisterne Joseph in Todesangst liegt! Beachtlich war hier, dass es Juda war, der den Tod Josephs damit verhinderte, dass er dessen Verkauf an Sklavenhändler vorschlug.

Jetzt sehen wir zwar ein anderes, aber doch ähnliches Bild: Benjamin ist in der Gefahr, als Knecht in Ägypten zurückzubleiben, während die übrigen Brüder in Freiheit heimkehren könnten. Was wird geschehen? Wird sogar wieder einer der Brüder vortreten, und das Schlimme zu verhindern suchen?

1Mo 44:18-34

„Und Juda tritt heran zu ihm und sagt: ...........“

Was nun in den letzten 16 Versen unseres Kapitel folgt, ist die tief bewegende Rede Judas, worin er vor Joseph sein Herz öffnet und alles genau und wahrheitsgemäß darlegt, was sich seit der ersten Reise nach Ägypten ereignet hat. Da die Rede im Grunde alles noch einmal darlegt, was wir zurückliegend ja schon gelesen haben, überlassen wir es unseren Lesern, die 16 Verse einfach durchzulesen, und wir werden lediglich noch jene Punkte ansprechen, die uns wichtig sind:

Das Erste, was uns wichtig werden darf, ist, dass es unter den elf Brüdern „Juda“ war, der 4. Sohn von Lea, der hervortritt und damit die führende Rolle übernimmt, die eigentlich „Ruben“, dem Erstgeborenen von Jakob zugestanden wäre. Seine künftige Führungsrolle wird ihm dann auch später in 1Mo 49:8 ff von Jakob als der väterliche Segen zugesprochen. Wir wissen auch, dass das Geschlechtsregister Judas über David bis zu Joseph, dem Mann der Maria führt, von der Jesus geboren wurde – Juda ist damit der direkte Vorfahr von Jesus.

Aufgefallen ist uns Juda bisher dadurch, dass er sich in 1Mo 38 an seiner Schwiegertochter Thamar versündigte, sie dann bestrafen wollte, bis sich zeigte, dass er ebenso schuldig war. Wett machte er diese Schuld, indem er in 1Mo 37:26 dazu riet, Joseph zumindest nicht zu töten, sondern ihn zu verkaufen. Später war er es, der Jakob überredete, Benjamin mit nach Ägypten ziehen zu lassen ... und nun steht er vor Joseph und spricht zu ihm und tut das Höchste, was Joseph mit seinem Plan erreichen konnte: Er stellt sich als Knecht anstelle für Benjamin zur Verfügung!

Juda berichtet Joseph die uns bekannten Ereignisse, wobei uns auffällt, wie stark sich Juda für seinen Vater einsetzt, ja förmlich mit diesem mitleidet, falls irgendetwas mit Benjamin geschehen würde. Er berichtet, wie eng sein Vater gerade mit Benjamin verbunden war, dass „seine Seele mit dessen Seele verknüpft sei“, was Joseph in besonderer Weise berührt haben muss, denn auch er war ja auf diese Weise mit seinem Vater verbunden, bis diese seelische (gefühlvolle) Verbindung gewaltsam unterbrochen wurde.

In Vers 32-33 erleben wir dann den Höhepunkt der Rede Judas, er gibt Joseph erst einmal bekannt, dass er sich bei seinem Vater als Bürge für Benjamin eingesetzt hat, diesen wieder heil zurück zu bringen, andernfalls er gegen seinen Vater alle seine Tage sündige, was „Zielverfehlung“ beinhaltet. Lasst uns hier kurz innehalten, denn was Juda im Kleinen tat, tat der Sohn Gottes Seinem Vater gegenüber im Großen:

Es ist Petrus, der uns dies in 1Petr 1:20 enthüllt. Bereits vor dem Niederwurf der Welt, also noch bevor der erste Mensch erschaffen ward, stellte Sich der Sohn Gottes Seinem Vater als makelloses und fleckenloses (Opfer-) Lamm als Bürge zur Verfügung, und Er bürgte dafür, dass keines der Geschöpfe verloren geht, wenn Gott diese erschafft und nach dem Ratschluss Seines Willens unter die Sünde stellt!

Er, der Sohn Seiner Liebe, bürgte als Opferlamm, was bedeutet, von Anfang an bereit zu sein, sich zu opfern, zu sterben!

Das Thema „Bürge“ hat für uns noch einen viel tieferen Sinn, dem wir heute nachgehen wollen, denn es weist uns darauf hin, dass Gott den Weg Seiner Schöpfung vorher bis in alle Einzelheiten geplant und festgelegt hat, und dies derart, dass Ihm später nichts, aber auch gar nichts aus dem Ruder laufen konnte und kann!

Leider ist einem Großteil der Gläubigen unbekannt, was „ein Bürge“ ist und wozu er dient, und hier ganz speziell, warum Sich Gottes Sohn als Bürge dem Vater zur Verfügung gestellt hat, und dies, noch bevor der erste Mensch erschaffen wurde! Bedenken wir doch einmal, dass Sich unser Herr und Haupt vor dem Niederwurf der Welt als Opferlamm bereitgestellt hat, was doch im Klartext bedeutet, dass der Sündenfall ein fester Bestandteil in Gottes Ratschluss war – wäre dem nicht so, wäre ein Opferlamm vor dem Niederwurf der Welt unnötig! Doch die Schlange, hinter welcher wir Satan sehen, hat die ersten Menschen nicht nur verführt, er hat auch den Irrtum planmäßig gemacht, nämlich den, der Mensch habe einen freien Willen und hätte selbst entscheiden können, gegen Gott zu sündigen oder nicht. Dort, im Garten Eden, fängt also bereits der Irrtum an, der darin gipfelt, dass am Ende die Ernte Satans bei grob geschätzten 90% der Menschen liegt, denen auch noch eine ewige Verdammnis droht, Gott hingegen nur 10% (wahrscheinlich noch weniger), die an Ihn glauben, auf Seine Seite ziehen kann – es ist müßig anzugeben, wer hier der Sieger wäre! Dieser Irrtum verdunkelt vollkommen die Herrlichkeit unseres Gottes und den nicht abschätzbaren Wert der Bürgschaft Christi, welche dieser vor dem Beginn der Schöpfung auf Sich nahm.

Wir setzen das Thema „Bürge“ heute noch fort, es gehört zu den elementaren Wahrheiten in Gottes Wort: Gottes Ratschluss umfasste einen Heilsplan mit Seiner Schöpfung, an dessen Ende „Er“ in Liebe alles in allen sei, wie es 1Kor 15:28 aussagt. Um dieses Ziel zu erreichen, bedurfte Er ein Werkzeug, welches den Menschen in die Sünde und damit in die Gottesferne führte; und Gott schuf dieses Werkzeug gezielt und bewusst, was uns in Jes 45:7 gelehrt wird. Dieses Finstere und Böse in Gestalt von Satan hatte die Aufgabe, den Menschen in die Finsternis zu führen, in welcher Gott dann zu Seiner Zeit das strahlende Licht Seiner Liebe aufleuchten lassen wird, und dies in dem Opferlamm, das am Kreuz geschlachtet wird bzw. wurde.

Was die Sünde, angefacht durch Satan, im Lauf der Zeit mit den Geschöpfen Gottes angerichtet hat, nämlich sie von Gott zu trennen, hat der Bürge Christus Jesus wieder gut gemacht: „Denn Gott war (am Kreuz) in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend: Er rechnet ihnen ihre Kränkungen nicht an und hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt“ (2Kor 5:19).

Zusammengefasst: Gott liebte die Welt so sehr, dass Er Seinen einziggezeugten Sohn, den Sohn Seiner Liebe am Kreuz dahingibt, auf dass alle einmal erkennen können und erkennen werden, was Gottes Liebe ist und letztlich selbst durch den Bürgen in Liebe zum Vater erwachen und erglühen werden und so des Vaters Sehnsucht gestillt wird und Er alles in allen sei – was für ein glückseliges Ziel!

Der ganzen Schöpfung Zweck und Ziel ist, wie wir gesehen haben, dass der Vater von jedem Seiner Geschöpfe geliebt wird, und Seine unsagbare Liebe eine „Antwort“ in den Herzen der Menschen findet. Dazu ist der Weg in die Finsternis nach dem Ratschluss Seines Willens notwendig, und genauso notwendig ist der Weg zurück, wozu es des einen Bürgen bedurfte, der Sich als Opferlamm von Anfang an bereitstellte. In diesem Opferlamm konnte Gott Seine Liebe zur Schau stellen, daraus entstand der Anspruch Jesu, „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ zu sein!

Liebe zu geben und Liebe zu empfangen – das ist also der Schöpfung Zweck und Ziel!

Wir kommen vom Großen wieder zum „Kleinen“ zu dem Bürgen Juda, der vor Joseph steht, und diesem bekannt, dass er seinem Vater für die Rückkehr Benjamins gebürgt hatte, und dies mit den Worten von Vers 32: „...so sündige ich gegen meinen Vater alle meine Tage“, womit er sagen möchte, dass ihn in diesem schlimmem Fall die Sünde sein ganzes Leben lang quälen würde und ihn leiden ließe – das waren gewaltige Worte von Juda! Wir erkennen darin deutlich seine Rolle als Stammvater Jesu, der dann auch tatsächlich für eine ganze Welt litt und starb!

Und Joseph: Er stand vor Juda, hörte und sog jedes Wort förmlich in sich ein, und mit jedem Wort öffnete sich sein Herz mehr und mehr, bis er sich nicht mehr bezwingen konnte...!

Lies weiter:
1. Mose - Kapitel 45