Joh 5:17-20 - Abhängigkeit und Liebe

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Bibeltext nach der Elberfelder-Übersetzung

ELB Joh 5:17 Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke.
ELB Joh 5:18 Darum nun suchten die Juden noch mehr, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat aufhob, sondern auch Gott seinen eigenen Vater nannte und sich [so] selbst Gott gleich machte.

Von Daniel Muhl

Das Wirken des Vaters und des Sohnes

Wirken = ‭ἐργάζομαι‭ ergazomai +2038
→ von Werk‭ ‭= ἔργον‭ ergon ‭+2041

Die Heilungen am Sabbat bezeichnet Jesus als das Wirken des Vaters in ihm! Sowohl der Vater wirkt als auch er selbst. Das Wirken Jesu geschah aber in völliger Abhängigkeit und Übereinstimmung mit dem Vater (V. 19)!
Die Gegner Jesu konnten die Heilungen Jesu nicht in Abrede stellen! Sie konnten nur sagen, dass Heilungen am Sabbat gegen das Sabbatgebot verstoßen (was aber nicht stimmt). Im Weiteren versuchten sie seine Wunder als ein Wirken dämonischer Kräfte hinzustellen (Mt 12:24).

Jesus - der Sohn Gottes

Die meisten Juden sahen in Jesus einen Wanderprediger und möglicherweise einen Propheten – der ähnliche Wunder wie Elia und Elisa tat – aber sie konnten sich nicht vorstellen, dass dieser äußerlich, einfach wirkende Mensch der Sohn des Allmächtigen sein soll. Das empfanden die meisten Anwesenden als Gotteslästerung. Deshalb ärgerten sich die meisten Juden über Jesus. Die Gottessohnschaft war im AT zwar bekannt (Ps 2:7 / 2Sam 7:14 / Ps 82:6 / Hos 11:1), aber in der jüdischen Wortauslegung wird diese (meines Wissens) meist auf "gesalbte Herrscher", "Engelfürsten" oder das "Volk Gottes" bezogen. Wenn Gott Salomo als seinen Sohn bezeichnet (2Sam 7:14), dann war es nicht ganz ungewöhnlich, wenn Jesus sich auch als "Sohn Gottes" bezeichnet; aber, weil er es selbst tat, empfanden ihn die Juden als ein Gotteslästerer! Wenn jedoch Jesus durch den Heiligen Geist gezeugt (Mt 1:18) wurde und er der Sohn einer Jungfrau war (Jes 7:14) war, dann konnte er gar nicht anders als zu bezeugen, dass er der Sohn Gottes war.
An dieser Frage scheiden sich alle Geister! Wer in Jesus nur einen Menschen, Propheten, Wundertäter oder Religionsgründer sieht, wird sich immer an Jesus ärgern! Das ist aber auch völlig logisch, denn wenn ein normaler Mensch sagen würde, dass er die Wahrheit, das Leben, der Weg und die Auferstehung ist, dann könnte man das nur als größenwahnsinnig bezeichnen. Wer in Jesus nur einen guten Menschen sieht, kann das ganze neue Testament nur noch als ein "höchst fragliches und umstrittenes Geschichtsbuch" deklarieren, in dem vieles der menschlichen Fantasie entsprungen ist.
Die Frage, ob Jesus der Sohn Gottes ist, ist die alles entscheidende Frage, in der die wichtigste Weichenstellung des Lebens entschieden wird. Wer in Jesus nur einen normalen Menschen sieht, verfügt nur über eine vage Hoffnung, dass Gott ihm seine Sünden vergeben wird. Er weiß nicht, ob seine Lebensführung für ein ewiges Leben ausreicht oder nicht usw.! Er lebt in der gleichen Ungewissheit, wie die Muslime.
Je nachdem, wie wir Jesus beurteilen, sehen wir alles aus einem ganz anderen Blickwinkel! Ein von Gott gezeugter Sohn, hat die DNA-Gottes und muss Gott wesensgleich sein. In dieser Beurteilung lagen die Juden richtig! Als sie Jesus, als normal erscheinenden Menschen, vor sich sahen, konnten sie sich einfach nicht vorstellen, dass sie ein Gott gleiches Wesen vor sich hatten! Darum ist es eine reine Gnade, wenn man Jesus als Sohn Gottes erkennen darf!

ELB Joh 5:19 Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer was er den Vater tun sieht; denn was [der] tut, das tut ebenso auch der Sohn.
ELB Joh 5:20 Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er selbst tut; und er wird ihm größere Werke als diese zeigen, damit [ihr] euch wundert.

Abhängig und sehend

Wahrlich, Amen = ‭ἀμήν‭ amen (+281)
→ von Hebräisch:‭ ‭‭ ‭ןַמָא‭ ‘aman ‭Amen‭ (+0543) = "So sei es!"
→ → von ‭‭ ‭ןמא‭ ‘aman‭ ‭(+0539) = glauben, vertrauen, treu ist‭

Amen heißt nicht nur "so sei es!"; "Amen" ist zutiefst auch ein Beziehungsbegriff, der mit dem Vertrauen auf Gott verbunden ist! Mit dem Ausdruck "Amen, Amen" unterstreicht Jesus seine tiefe Vertrauensbeziehung zum Vater. Genau aus dieser innigen Vertrauensbeziehung heraus, handelte er auch.
Jesus agierte in völliger Abhängigkeit von seinem Vater. Wenn er sagt, "der Sohn kann nichts von sich selbst tun", dann zeigt er damit, dass seine Worte und seine Handlungen in absoluter Übereinstimmung mit dem Vater erfolgen. Als gezeugter Sohn Gottes kann und will er auch nicht die kleinste Kleinigkeit ohne seinen Vater tun. Weil Gott Liebe ist (1Jo 4:16), tat Jesus alles aus Liebe zu seinem Vater und zu uns.
Der Ausdruck "kann nichts" erweckt den Eindruck einer völligen Ohnmacht. In Bezug auf ein "Handeln ohne den Vater", war er absolut ohnmächtig und das wollte er auch, aber weil er "alles mit und durch seinen Vater tat", war er gleichzeitig auch "allmächtig". Für Engel und Menschen erschien Jesus am Kreuz absolut "ohnmächtig". In Wirklichkeit wurde aber genau hier die allergrößte Macht im Universum sichtbar, als die Liebe des Sohnes alles "loslassen" konnte und damit den Tod besiegt hat!
Wie konnte der Sohn immer genau das tun, was der Vater tat? Jesus konnte dies nur deshalb, weil er durch den Heiligen Geist gezeugt wurde und weil er seinen Vater immer "vor Augen" hatte! Dabei dürfte es sich um seine "Augen des Herzens" handeln. Ich bezweifle, dass Jesus den Vater ständig mit seinen "leiblichen Augen" sah.
Nichts lässt uns so sehr im Sinne Gottes handeln, wie ein kontinuierliches Aufschauen auf Jesus (Hebr 12:2). Nur das Anschauen der Herrlichkeit des Herrn verwandelt uns in sein Bild (2Kor 3:18). Wenn wir im Herzen ständig auf seine Gnade, Treue und Liebe schauen, dann lernen wir auch immer mehr "im Sinne" des Herrn zu leben.

"Lieb haben"

Lieb haben, gern haben =‭ ‭φιλέω‭ philéo +5368
→ von‭ ‭φίλος‭ phílos ‭+5384 = freundschaftlich gesinnt‭ sein

Die Agape (die göttliche Liebe = +26) steht grundsätzlich über der Phileo (dem "Gern-haben"). Das zeigt uns auch (2Petr 1:7). Warum aber benutzt Jesus, bzw. der Heilige Geist, hier das Wort "phileo", anstelle von "agape"? Selbstverständlich liebte der Vater seinen Sohn auch mit der göttlichen Liebe, aber die "Freundesliebe" bringt noch etwas anderes zum Ausdruck. Gott liebt seine Feinde mit der "Agape-Liebe", mit einer Liebe, die sich opfern kann! Aber er empfindet zu ihnen (noch) keine "Freundesliebe"! Feinde sind keine Freunde! Nur den Freunden offenbart man sein Herz. Jesus bezeichnete seine Jünger als Freunde (Joh 15:14), wenn sie das taten, was er ihnen gebot! Es ist eine große Ehre, wenn Jesus jemanden als "Freund" bezeichnet. Ein Freund ist ein Gegenüber, der die gleiche Gesinnung hat. Abraham und Mose wurden als "Freunde Gottes" bezeichnet (Jes 41:8 / 2Mo 33:11). Auch David liebte seine Feinde (denken wir nur an Saul und Absalom), aber sie waren nicht seine Freunde, sondern Jonathan war ein Freund, dem er sein Herz und seine Pläne offenbaren konnte. In der "brüderlichen Freundesliebe" kommt noch mehr die Sympathie und das Wohlgefallen des Vaters zum Ausdruck. Jesus hatte das ganze Wohlgefallen Gottes! Das Wohlgefallen Gottes war auch die Voraussetzung dafür, dass er seinem Sohn alles zeigte! Die vollkommene "Freundesliebe" des Vaters zum Sohn macht deutlich, dass der Vater seinem Sohn sein ganzes Herz geoffenbart hat und ihn, in alle seine Gedanken eingeweiht hat.

Zeigen und Werke

Weil der Vater seinen Sohn "freundschaftlich liebte", zeigte er ihm alle seine Gedanken und Werke, die er dann tun konnte. Wenn wir uns ebenfalls wünschen, dass Gott uns seine Gedanken zeigt, dann sollten wir auch "Freunde Jesu" werden. Das ist aber nur möglich, wenn wir das tun, was er uns gebietet und wenn wir uns die Gesinnung Jesu aneignen. Diese Gesinnung beinhaltet die aufopfernde Liebe, die auch "in den Riss" treten kann und sich für andere verwendet, so wie sich Mose und Daniel für ihr Volk verwendet haben (2Mo 33 / Dan 9). Auch Abraham suchte nach einer Möglichkeit, in der Gott die Städte Sodom und Gomorra verschonen würde.
Ein Herz, das von der suchenden Retterliebe des Heilands geprägt ist, ist vor Gott wohlgefällig und kommt so auch in die wunderbare Stellung, ein Freund Gottes zu sein. Seinen Freunden zeigt Jesus die Werke, die der Vater zuvor bereitet hat (Eph 2:10) und wer sie sehen darf, kann sie dann auch im Namen Jesu tun!
Eines der größeren Werke, von denen Jesus hier spricht, sind die Totenauferweckungen, die dann auch in V. 21 erwähnt werden.