Jahwe ist Israels Schöpfer, Erlöser, Beistand und Befreier - Jes 43:1-21

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aus HSA: Verkündiger von Gericht und Heil nach Jesaja (40-66) Bd.2


Jahwe ist Israels Schöpfer, Erlöser, Beistand und Befreier - Jes 43:1-21

Der 1. Vers dieses Kapitels ist schon vielen zum Trost geworden: "Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, mein bist du!" Die heute lebenden Gläubigen denken dabei an die Erlösung durch das Blut Jesu, die Vergebung der Sünden (Eph 1:7). Wir müssen uns nicht fürchten, denn der Herr gibt Acht auf uns. "Mein bist du" - das sind im Hebräischen nur zwei Worte: li atah (wörtlich: mir du). Du gehörst mir - du bist mein Eigentum! Das ist ein ganz persönlicher Zuspruch des Herrn, damals für Israel, heute für uns. Neue Testament bestätigt diese Zusage und macht auf die Konsequenzen aufmerksam, die sich daraus ergeben (etwa in Joh 10:27.28 - Röm 14:7.8 - 2Kor 5:15.17 - Gal 2:20)

In Jes 43 aber geht es zunächst um Israels Erlösung aus der babylonischen GEfangenschaft und um Bewahrung auf dem Rückmarsch von Babel nach dem Land Israel. Weder Wasser noch Feuer sollen den Rückkehrern das Geringste anhaben können. Jes 43:2 gilt für den Zug der heimkehrenden Exulanten, nicht allgemein für jeden Israeliten und jeden Gläubigen in jeder Situation. (Ich folge darum weitgehend in Jes 23:2 der Übersetzung von E. König, die das deutlich macht.) Gott kann wunderbar schützen und erretten, und er tut es auch (Ps 66:12 - Dan 3:17 - Dan 3:27), doch er ist kein Automat, seine Hilfe keine Selbstverständlichkeit. Es kann für den Herrn Gründe geben, einmal nicht zu helfen. Das ändert aber nichts an seinen Zielen.

Schon Jes 40:3.4 betraf den Zug durch die Wüste, ebenso Jes 41:17.18 und Jes 42:15.16. Gott verspricht den Heimkehrern einen gebahnten Weg; Schwierigkeiten sollen aus dem Weg geräumt werden. Während er einerseits "das Land der Fremde, in dem Israels festgehalten wurde, zu einer Einöde macht" (Delitzsch zu Jes 42:15), verheißt er anderersetits für den Wüstenzug das so dringend benötigte Wasser (Jes 41:17.18 - Jes 43:19.20). Den Blinden will er ein Führer sein (wie leicht kann man sich in der Wüste verirren!), in Dunkelheit ihnen Licht und Wegweisung geben (Jes 42:16). Der Weg zurück in die Heimat ist Jahwes Weg (Jes 40:3), der selbst wirkt Neues (Jes 43:19).

Doch kehren wir zu Jes 43:3.4 zuruück! Dort verheißt Jahwe, dass er sogar bereit ist, ein "Lösegeld" für den Loskauf seines Volkes aus Babylonien zu entrichten, nämlich "die ägyptische und äthiopische Bevölkerung des nordöstlichen Afrika im Stromgebieet des unteren und oberen Nil... Dass erst Cambyses und noch nicht Cyrus Ägyspten erobert hat, welcher dies nur vorhatte, tut der Wahrheit der Verheißung keinen Abbruch - genug, dass Ägypten und die Nachbarreiche durch die neue persische Weltmacht unterjocht wurden und insofern ersatzweise als Lösegeld für Israel dienten, als dieses durch eben diese Weltmacht seine verlorene Freiheit wiedergewann" (Delitzsch). "Jahwe gibt reichlich Lösegeld, er gibt noch Kusch und Seba daszu" (Elliger). "Man vergleiche zu Äthiopien Jes 11:11 - Jes 18:1 - Jes 20:3-5; zu Seba 1Mo 10:7.)

Wenn Gott hier ein "Lösegeld" zahlt, so ist er dazu natürlich nicht verpflichtet; er handelt auch hier in souveränder Freiheit. Er muss dem Perserreich weder eine Zahlung leisten noch seine Gunst erkaufen; darauf weist Jes 45:13 hin.

Jes 43:4 enthält geradezu eine Liebeserklärung des Ewigen an sein Volk: "Du bist teuer (oder: kostbar) in meinen Augen, werg geachtet (oder: herrlich) und ich liebe dich." Diese Gottesliebe ist keine rührselige Gefühlsauffwallung, sondern sie konkretisiert sich in seinem heilsgeschichtlichen Tun. Diese Liebe gilt auch uns, ja der ganzen Welt (Röm 5:8 - Joh 3:16); und um uuns und die Welt zu retten, gab Gott nicht etwa Ägypten als Lösegeld dahin, sondern seinen eigenen Sohn (Mt 20:28 - 1Jo 2:2).

Jesajas Prophetie betrifft aber nie nur die Zeit der Herrschaft der Assyrer, Babyblonier oder Perser, sie greift immer wieder weit darüber hinaus. So verheißt der Herr in den Versen Jes 43:5-7 (wie schon in Jes 11:11.12) eine Sammlung Israels aus allen Himmelsrichtungen. Dies erleben wir in unserer Zeit und es wird seinen Abschluss finden beim Kommen des Messias, des Christus, des Königs Israels (Mt 24:30.31).

Jes 43:7 enthält eine besondere sprachliche Kostbarkeit. Gott versichert Israel, er habe dessen Söhne und Töchter, jeden Einzelnen, zu seiner Herrlichkeit und Ehre geschaffen, gebildet und vollends hervorgebracht. Es sind die drei auch in 1Mo 1:27 und 1Mo 2:7 - 1Mo 2:18b gebrauchten Verben des göttlichen Schaffens bara, jazar und asah. Nach Delitzsch heben sie "Macht, Freiheit und Reichtum der Gnade hervor, mit der Jahwe Israel ins Dasein gerufen, um sich an ihm zu verherrlichen und durch dasselbe verherrlicht zu werden; sie bilden eine Steigerung, denn bara bedeutet: neu hervorbringen, jazar das Hervorgebrachte formen, asah es vollends ausbilden, also (lateinisch) creavi, formavi, perfeci" - So ist auch die Gemeinde Gottes der gegenwärtigen Heilszeit eine Neuschöpfung Gottes; von ihm auserwählt und ins Leben gestellt, wird sie nun weiter - jeder Einzelne - von ihm geformt und gebildet und zur Vollendung geführt (Eph 1:3 - Eph 2:8-10 - Eph 4:11.12 - Phil 1:6).

Die Verse Jes 43:9-13 heben, wie schon frühere Texte, die Einzigartigkeit Jahwes hervor. Wer unter den Göttern der Völker kann - wie er - weltgeschichtliche Ereignisse im Voraus verkündigen? (Man vergleiche Jes 41:21-23 und die Erklärungen dazu.) Jahwe fragt (Jes 43:9): "Wer unter den Göttern der Völker kann, wie ich jetzt, Israels Wiederbringung verkündigen? Um zu beweisen, dass sie es können, mögen sie früher von ihnen geweissagte eingetroffene Geschehnisse hören lassen, sie mögen Zeugen solcher früheren Weissagungen stellen und sich so als Götter legitimieren" (Delitzsch).

Seinen Absolutheitsanspruch fasst Jahwe Jes 43:11 in die Worte: "Ich, ich bin Jahwe, und außer mir gibt es keinen Retter." Dazu passen im Neuen Testament die Worte in Joh 14:6 und Apg 4:12. - Weiter stellt der Herr fest (Jes 43:13): "Da ist keiner, der aus meiner Hand entreißt." Dies erinnert an Joh 10:28.29. - Ebenso vollmächtig fragt der Ewige in Jes 43:13: "Ich wirke, und wer kann es rückgängig machen?" Natürlich niemand. Wenn Gott eine Schöpfung schafft, wenn er sich ein Volk aus "erstgeborenen Söhnen" der Völker erwählt, wenn er Gerichte kommen lässt, wenn er die Juden aus der babylonischen Gefangenschaft heimkehren lässt, wenn er Menschen zu Gotteskindern macht - wer könnte irgendetwas davon rückgängig machen?! So ist auch die Heimkehr Isrels in unserer Zeit einschließlich der Staatengründung 1968 ein Geschehen, das niemand jemals wieder rückgängig machen kann. Denn man kann zwar gegen Menschen und Völker mit Erfolg Kriege führen, aber niemals gegen den Heilsplan Gottes!

In Jes 43:14 übersetzt man auch "und stoße herunter all die Riegel (des Kerkers)" statt "und stürze sie alle als Flüchtlinge hinab". Wir haben uns wie Delitzsch, König, Schneider, Menge u.a. entschieden, nach dem Masoritischen Text zu übersetzen.

Der Herr erinnert in Jes 43:16.17 an Israels einstige Erlösung aus Ägypten. Denn diese war Vorbild und Gewähr der Erlösung aus Babel. Nun aber will Jahwe Neues wirken (Jes 43:1 - Jes 43:19). Gab es auch einst unter Mose schon viele Wunder in der Wüste - Jahwe als Isrels Führer und König wird neue Wunder wirken; die Natur einschließlich der Tierwelt soll daran teilhaben (vgl. Jes 11:6-9 - Jes 30:23-26 - Jes 65:25).