Gott, der alles Bewirkende

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Unsere Auserwählung in Christus
aus der Reihe „Christi unausspürbarer Reichtum“
von M. Jaegle Neuauflage: 1985

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß
Als Schrift leider vergriffen.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Unsere Auserwählung im Glanze der Herrlichkeit Gottes

2. Teil

b) Gott, der alles Bewirkende

Die fortlaufende Offenbarung des 1. Kapitels des Epheserbriefes kommt nun nochmals auf das "Vorher Ausersehen" zurück. Es erscheint im Anschluss an die große Wahrheit von der Aufhauptung des Alls in Christus. "...aufzuhaupten das All in dem Christus, beides, das in den Himmeln und das auf der Erde, in Ihm, in dem uns auch das Los getroffen hat, die wir vorher ausersehen sind, dem Vorsatz dessen gemäß, der alles bewirkt nach dem Ratschluss Seines Willens, damit wir seien zum Lobpreise Seiner Herrlichkeit, die wir eine frühere Erwartung haben in Christo" (Eph 1:10-12).

Dieses Wort klingt wieder in Röm 8:28 an, denn dort wurde schon von Seinem Vorsatz in Verbindung mit "vorher ersehen" gesprochen. Hier haben wir jedoch mehr als nur eine bloße Wiederholung und zwar durch das Weiterziehen des Horizontkreises Seines Vorsatzes. Gott wird geoffenbart als der, der a l l e s bewirkt nach dem Ratschluss Seines Willens. Diesem Grundzug unterliegt das ganze Geschehen vom Anfang bis zum Schluss. Was auch immer von der gegnerischen Seite aus geschieht, alles ist letztlich eine Auswirkung Seines Willens, nach welchem nur das zur Ausführung kommt, was Seinem Liebesvorsatz für die ganze Schöpfung entspricht.

Die Verteilung der Lose

Wenn wir nun weiter lesen: "... in dem uns a u c h das Los getroffen hat", so lässt das darauf schließen, dass in Gottes Vorsatz noch andere Losteile und Losempfänger vorgesehen sind. Hier haben wir einen Hinweis auf die Losverteilung in Israel, bei der jedem Israeliten ein Stück Land zum Genuss übergeben wurde. Gelost wurde von Menschen, aber die Entscheidung kam von Jewe (Spr 16:33). Die uns betreffende Losziehen fand dagegen längst vorher statt. An ihr waren jedoch keine Menschen beteiligt, sondern allein Gott. Bei ihr hatte uns das herrlichste und schönste Los getroffen, das Gott Menschenkindern zusprechen konnte. Der ganze Epheserbrief ist eine Beschreibung desselben und zeigt, das es sich aus den vornehmsten göttlichen Herrlichkeit zusammensetzt. Eine solche ist zunächst die frühere Erwartung. Die Herausgerufene braucht nicht über die große Drangsalszeit hinaus auf die Wiederkunft Christi zur Aufrichtung seines Königreiches zu warten. Für sie kommt Er vorher, um sie knapp vor dieser schweren Gerichtsperiode hinwegzuraffen, um allezeit mit Ihm droben zusammen zu sein (1Thes 4:17). Das ist schon ein gar herrliches Anfangsziel unseres Loses. Was wird es aber erst sein, wenn uns Christus in das Erwartungsgut einführt, das Er jetzt schon droben in der Hinmmelswelt für uns bereit hält (Kol 1:5)!

Die Herausgerufene hat es daher nicht mehr nötig, Lose zu ziehen, um Gottes Absicht mit dem Einzelnen erkennen zu können, denn das uns geltende Los ist bereits gezogen, vor der Erschaffung der Welt, und von Gott selbst. Hätte man das n och besser erkannt, so würden weder Tages- noch Jahreslose als solche gezogen werden, die zum Teil ja doch den an Israel gerichteten Schriftteilen entstammen und die noch herrschende Unklarheit über die Bestimmung derHerausgerufenen eher vermehren. Wollen wir etwas über unser Los wissen, so ziehen wir nicht blindlings irgendeinen Spruch, sondern schlagen eher die uns geltenden, durch den Apostel Paulus gegebenen Briefe auf. In ihnen finden wir eine abgerundete, lückenlose Offenbarung darüber. Dieses unser persönliches Los birgt einen solchen überschwänglichen Reichtum Seiner Gnade, dass es als unerschöpfliche Quelle göttlicher Kraft und Freude für jeden Tag und jedes Jahr, ja für unser ganzes Leben mehr als ausreichend ist, so dass wir keines anderen mehr bedürfen.

Unsere hohe Gnadenstellung

Was haben wir der göttlichen Auserwählung doch alles. zu verdanken! Wo wir auch davon lesen, hält uns Gottes Wort fortgesetzt die größten Vorzüge vor Augen, die wir allen Geschöpfen voraus haben dürfen. Sie hebt uns auf die höchste Stufe, auf die ein Geschöpf geführt werden kann. Durch sie sind wir Anwärter der eigenen Herrlichkeit Gottes und Christi geworden (1Thes 2:12; 2Thes 2:14). Zudem hat uns Gott das herrlichste Losteil von allen, die Er zu vergeben hat, "in den Überhimmeln" aufbewahrt. Ja, unsere Auserwählung ist eine Segensquelle, die uns fortgesetzt mit den höchsten Segnungen förmlich überschüttet! Wenn wir das bedenken, so werden wir tief beeindruckt von einer solch gnadenvollen, göttlichen Herabneigung zu uns.

Es kann daher nicht ausbleiben, dass unser Herz mit der tiefsten Dankbarkeit zu Ihm, dem so weitherzigen Geber dieser unermesslichen Heiligabend, erfüllt wird. Ein heißes Begehren muss uns erfassen nach der Erkenntnis Seines Willens, um die uns gegebene Fähigkeit zu einem Gegendienst und zu einer Gegenfreude recht auszunützen und Ihm solche entgegenzubringen. Und in der Tat besteht in Gottes Vaterherzen ein solcher Wunsch.

Mit der Prägnanz, wie sie nur Seinem Wort eigen ist, gibt uns Gott in zwei knappen Worten kund, welches der Hauptzweck unserer Auserwählung ist, als Freude Seines Herzen:

Für Sich!

Ein Ziel, so hoch! so hehr! schon für unser jetziges Leben, tut sich da vor uns auf, wie es schöner und herrlicher nicht erdacht werden könnte: "F ü r S i c h" hat Gott uns in Christus auserwählt und durch Christum Jesum vorher ausersehen!

Mit diesen Worten ist unsere eigentliche Glückseligkeit und Herrlichkeit angesprochen. Nehmen wir sie als Wunsch unseres himmlischen Vaters, als das große Lebensmittel, in unsere Herzen auf, so erhält unser inwendiger Mensch, und durch denselben auch der äußere, die rechte Entwicklung und Zielrichtung. Das willensgemäße Eingehen auf diesen hohen Zweck unseres Daseins ist nämlich eine ganz machtvollen Unterbindung unseres Ich- und Selbstlebens.

Nun dürfen wir aber in dieser göttlichen Anspruchserhebung an uns nicht in erster Linie eine Forderung sehen, denn immer und in jedem Fall gibt Er zuerst, bevor Er verlangt. Aber gerade Sein Verlangen nach uns ist uns eine Zusicherung und Bestätigung dafür, dass Seine Heiligabend an uns schon etwas ganz Großes bewirkt haben. So strahl in diesen Worten vor allem die Vollkommenheit des für uns geschehenen Erlösungswerkes auf; denn dass uns Gott für Sich begehrt, ist ein absolut sicheres Zeichen dafür, dass wir durch Christus für Gott wieder annehmbar und brauchbar, ja sogar kostbar gemacht wurden.

Nun ist einleitend zu diesem Thema weiter zu beachten, dass sich das "für Sich" bei weitem nicht an Seinen Auserwählten, Seiner Herausgerufenen, erschöpft. Schon in der Wahrheit" das All in Gott" kommt dieser göttliche Wunsch überzeugend klar für die ganze. Schöpfung zum Ausdruck. Sie ist ja durch Christus aus, durch und zu Gott erschaffen, das heißt "für Ihn". Am Schluss der Äonen ist dieses Ziel durch den Sohn auch vollkommen in dem Wort "Gott alles in allen" erreicht.

Nun wartet Gott nicht mit allen bis zu dem noch so fern liegenden Zeitpunkt, sondern begehrt äonenlang vorher eine bestimmte Anzahl Seiner Geschöpfe durch Vornahme einer Auserwählung für Sich. Diesem außergewöhnlichen Vorsatz liegt eine besondere Absicht zugrunde, die Er jedoch in keiner Weise geheimnisvoll verborgen hält.

Ein herrliches Vorbild im AT

Schon in den hebräischen Schriften erhalten wir viel Licht über den Zweck dieser besonderen göttlichen Handlungsweise. 3Mo 20:26 redet Jewe Folgendes zu dem ganzen Volk Israel: "...Ich habe euch von den Völkern abgesondert, um M e i n zu s e i n" In dieser Besitzergreifung war das ganze Volk, also alle zwölf Stämme, mit inbegriffen. Und trotzdem redet Jewe ein z weites Mal von dem Stamm Levi: "...die L e v i t e n sollen M i r gehören" (4Mo 3:12). Aus Stellen, welche he den Vorgang beschreiben, wie Jewe die Leviten für S i c h genommen, geht hervor, dass das ein "f ü r S i c h" in einem tieferen S inne und zu einem besonderen Zweck war. "Und Jewe redete zu Mose und sprach: "Lass den Stamm Levi heranziehen und stelle sie vor Aaron, den Priester, dass sie ihm dienen" (4Mo 3:6). Und weiter 4Mo 3:41: "Und du (Mose) sollt die Leviten f ü r M i c h, Jewe nehmen..." 4Mo 8:18-19: "Und I c h habe die Leviten genommen anstatt aller Erstgeborenen unter den Söhnen Israels; und Ich habe die Leviten dem Aaron und seinen Söhnen als Gegebene aus der Mitte der Söhne Israels gegeben, um den Dienst der. Söhne Israels am Zelt der Zusammenkunft zu verrichten." Wir können dies Handlung zusammenfassend so umschreiben: Jewe hat die Leviten g e n o m m e n, um sie dem Priesterfürsten zu g e b e n zur Mithilfe am Stifsthütten- und T e m p e l d i e n s t, welcher für Gott geschah und. zur G e m e i n s c h a f t mit Ihm. Gott hat genommen, u m zu geben und um wieder zu erhalten.

In diesem nun, was Jewe mit den Leviten vornahm, sind auch für uns wichtige Wahrheiten niedergelegt, welche unsere Auserwählung und Vorher-Ausersehung harmonisch miteinander verbinden. B dachten wir nun, wie uns Gottes Wort über den Vorgang der Auserwählung und Vorher Ausersehen belehrt: Die Auserwählung geschah d u r c h Gott in Christus (Eph 1:4); und die Vorher-Ausersehung d u r c h Christus für Gott (V. 5). Was Gott mit den Leviten vornahm, sehen wir Ihn nun auch an uns tun, nur auf viel höherer Heilsstufe. Auch wir sind von Ihm genommen und dem Sohn übergeben, auf dass Gott uns durch Christus wiederzugeben naher Gemeinschaft und nutzbringenden Dienst erhalte. Schon durch die Erschaffung des Alls im Sohn Seiner Liebe wurden wir diesem übergeben, aber durch unsere Auserwählung nun ein zweites Mal für ein viel höheres Ziel.

Wie und für was die zwölf Jünger berufen wurden

In einer wunderbaren Zusammenarbeit sehen wir Gott und Christus an uns wirken. Wie sich dieses im einzelnen vollzog, darüber er werden wir durch die Auserwählung der zwölf Apostel belehrt. Mk 3:13-14 lesen wir Folgendes über sie: "Und Er steigt hinauf auf den Berg und ruft herzu, welche E r w o l l t e, und sie ginge hin zu I h m. Und E r macht die Zwölf, die Er auch Apostel nannte, auf dass s i e mit I h m seien". Diese Schriftworte, zusammenhanglos betrachtet, könnten so scheinen, als ob Jesus hier ganz eigenmächtig gehandelt hätte und daraus der erste Anfang der Auserwählung der Zwölf hervorgegangen wäre. So ebenfalls Lk 6:12-13; Joh 13:18; Joh 15:19.

Aber in Seinem innig-vertrautenGebet zum Vater (Joh 17) schenkt und der Herr Jesus noch tiefere Blicke in diesen Vorgang. Vers 6: "Ich offenbare Deinen Namen den Menschen, die D u M i r gibst aus der Welt. D e i n waren sie und Mir g i b s t D u sie..." Es ist höchst beachtenswert, wie oft Er diese Wahrheit wiederholt; so in jedem folgenden Vers: Joh 17:9.10.11.12.24; Joh 18:9. Ebenfalls zuvor Joh 10:29. Ehe Er die Zwölf zu Sich rief, hatte Er sie demnach vom Vater erhalten. In jener Nacht des Gebets (Lk 6:12-13), die derAuserwählung vorausging, oder zu einer anderen Gelegenheit hatte Ihm der Vater wohl Mitteilung darüber gemacht, welche Er für Ihn auserwählt und zuvorbestinmmt hatte, und erst darauf erwählte Er diese gemäß dem vorhergehenden Ratschluss Seines V Vaters (Joh 15:16).

Dass nun die zwölf Apostel sofort diesem Auserwählungsruf Jesu Folge leisten konnten, ging auch wieder ganz von dem Vater aus, nach Joh 6:44: "Niemand kann zu Mir kommen, so nicht der Vater, der Mich sendet, ihn zieht" (Joh 6:37.65). Aber der Vater zieht nicht nur zum Sohn, Er enthüllt Ihn auch (Mt 16:15-17; Joh 6:29), und wiederum beschließt der Sohn, den Vater denen zu enthüllen, die Er Ihm gegeben hat (Lk 10:22).

So hatte Gott die Jünger Seinem Sohn gegeben, um durch Ihn mit ihnen Gemeinschaft pflegen zu können und sie als brauchbare Werkzeuge wieder zu erhalten.

Die zwei Züge des Vaterherzens Gottes in Bezug auf die Jünger, ja, für alle Seine Auserwählten, macht der Herr Jesus schon bei der Auswahl der Zwölf deutlich erkennbar, so wie wir das bei Markus finden. "Und Er macht die Zwölf, die Er auch Apostel nannte, auf dass sie m i t I h m seien und auf dass E r sie a u s s c h i c k e" (Mk 3:14). Das "Und" macht aus diesem Satz zwei Gedanken, erstens: dass sie Gemeinschaft mit Ihm haben sollten, und davon getr eint: ihr Aussendung zum Dienst. "Mit Ihm sein" bedeutet nicht zuerst wirken, sondern ein einiges, inneres Verbundensein mit Ihm Eigehen zu einer Vereinigung von Herz zu Herz. Ganz in diesem Sinne hatte sie ihr Herr und Meister auch erzogen. Wie deutlich gab Er ihnen doch bei Maria und Martha (Lk 10:38-42) zu verstehen, dass die Gemeinschaft vor dem Dienst kommt. Auch mit der Belobung der Jünger (Lk 22:28) brachte Er z um Ausdruck, dass Ihm die Gemeinschaft mit den Seinen über alles ging.

Gemeinschaft mit dem Vater

Aber diese Verbundenheit mit den Seinen sah Er nie als letztes Ziel an, etwa durch ein Sie-Festhalten an Seiner Person. Vielmehr benützte Er diesen vertrauten Verkehr zur Vorbereitung und Erziehung für den Umgang und die Gemeinschaft mit dem Vater. In diesem Sinne und ganz nach dem Willen des Vaters hatte Er Seine Jünger von Ihm empfangen und auch erzogen. Lesen wir daraufhin die Kapitel Joh 14-17, so können wir fortgesetzt Jesu Zurücktreten und das Hinweisen der Jünger zum Vater erkennen (Joh 16:23-24). Als dann der Geist Gottes den auferstandenen Gottessohn in ihnen verherrlichte, wurde es offenbar, wie vollkommen der Sohn des Vaters Werk an den Jüngern vollbracht hatte, indem sie für Gott gesegnete und brauchbare Apostel wurden und in Gemeinschaft und Dienst ganz für Gott da waren. So schreibt Johannes in seinem ersten Brief: "... die Gemeinschaft aber, die unsrige, ist m i t dem V a t e r und mit Seinem Sohn Jesu Christo! (1Jo 1:3). So war es des Sohnes Wille, dass in allem der Vater zuerst kommen sollte.

Diesen weg durchlaufen auch wir, die auserwählten Glieder Seiner Körperschaft, um durch Christus für die Gemeinschaft mit dem Vater und zum Dienst für ihn zubereitet zu werden. Wenn schon im irdischen Leben Umgang mit hochgestellten Persönlichkeiten und der Bekleidung hoher Ämter eine Bildungsschulung vorausgehen muss, wieviel mehr, wenn uns Gott haben will für die Gemeinschaft Seines Sohnes (1Kor 1:9). Schon im Ruf Seiner Gesandten in die W alt zur Sammlung Seiner Auserwählten liegt es beschlossen, dass uns Gott zuerst Seinem Sohn übergibt: "Wir flehen für C h r i s t u m: "Werdet versöhnt mit Gott!" (2Kor 5:20)". Und wo könnten wir eine bessere Ausbildung zu würdiger Vatergemeinschaft erhalten als beim Sohn des Vaters selbst! Dazu wird uns nun sein Erdenleben zu höchstem Vorbild.

Jesus, unser höchstes Vorbild

An Ihm, dem größten aller Auserwählten, sehen wir ein Leben für den himmlischen Vater in vollendetster Vollkommenheit ausgelebt. Die Freude Seines Herzens bestand in der Gemeinschaft mit Seinem Vater. Aus allen Lebenserfahrungen zog es Ihn immer wieder zu Ihm. Sein Leben ging ganz darin auf, aus Liebe zu Ihm Seinen Willen zu tun. Dieser Trieb war so ausgeprägt in Ihm, dass Ihm die Erfüllung Seiner Lebensaufgabe zur Speise geworden war (Joh 4:34). Schon mit zwölf Jahren war Er Sich Seiner Gottessohnschait bewusst und ging Sein Lebensbestreben dahin, in den Dingen Seines Vaters zu sein (Lk 2:49). In dieser Herzensstellung und -gesinnung war Er so stark, dass Er gehorsam sein konnte bis hinein in den schmachvollen Kreuzestod. Und dort am Schandpfahl, wo Ihn Gott zur Sünde gemacht hatte und Seine Gerichtsgluten auf Ihn sandte, verharrte Er in. unveränderlich gebliebener Anhänglichkeit an den Vater und beschloss Sein Werk als krönenden Abschluss eines nur für Gott gelebten Lebens mit dem Wort Seines Herzens "Vater" (Lk 23:46).

Diesen so wunderbaren, anbetungswürdigen, so einzigartig vollkommenen Sohnesgehorsam stellt nun unser Apostel Paulus als höchstes Vorbild vor uns hin mit den Worten: "Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christo Jesu ist..." (Phil 2:5). Mit dem will er sagen: Als Söhne Gottes ahmt den Sohn in Seinem Gehorsam nach und lernet von Ihm, eure Körper Gott ungeteilt darzustellen, und werdet Ihm, als dem großen Bruder, auch in dieser Hinsicht gleichgestaltet (Röm 8:29).

Gott selbst hat uns dazu die allerbeste Möglichkeit gegeben durch die Gabe des Geistes Seines Sohnes (Gal 4:6). Durch ihn wird in u unseren Herzen ein herzliches Verlangen nach dem Vater geweckt und dafür dürfen wir, wie einst der Sohn Selbst zu ihm sagen: "Abba, Vater."

Paulus, nachahmenswertes Vorbild

Unser Apostel steht darin als herrlichstes Vorbild vor uns. Er war so von Christi Gesinnung erfüllt und in den Sohnesgehorsam eingegangen, dass sein Leben einzig und allein nur noch seinem Gott und der Ausführung Seines Willens gehörte. Er erreichte darin eine so hohe Stufe, dass ihn der. Geist Gottes bevollmächtigte, die Herausgerufene aufzufordern, ihn nachzuahmen. Ja, an seinem Leben wird offenbar, wie tief der Geist Christi in ihm willig Folgenden in die Gemeinschaft mit dem Vater einführt. Zweimal in seinen Briefen gebraucht er wie der Sohn das "Abba, Vater" (Mk 14:36; Röm 8:15; Gal 4:6), damit jedem Gläubigen nahelegend, dass er auch so zu Gott sagen darf. "Gnade und Friede" zu Eingang seiner Briefe erbittet er "von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesu Christo". Das war Frucht, die aus der Gemeinschaft mit dem Sohn empor sprosste.

Nach diesen Vorbildern des Sohnes und auch unseres Apostels hat Gott auch uns für Sich bestimmt. Sobald wir das haben erkennen. und erfassen dürfen, werden wir es mit rechtem Verständnis verstehen, unsere Gemeinschaft mit Gott, dem Vater, ganz nach Seinem Willen zu gestalten und zu pflegen.

Gemeinschaft mit Gott durch Sein Wort

Die tiefste Gemeinschaft auf Erden besteht im gegenseitigen Gedankenaustausch zweier sich liebender Menschen, der zur inneren, gegenseitigen Berufung führt. Die größte Freude können Kindern ihren Eltern bereiten, wenn sie Zeit haben für ihr guten Ratschläge und Ermahnungen und dieselben so in Lieben aufnehmen, dass ihr Leben danach gestaltet wird. Auf diesen Grundsätzen beruht auch unsere tiefste Gemeinschaft mit Gott! Als jenes Weib aus der Schar ihre Stimme erhob, und zu Jesus sagte: "Glückselig der Leib, der Dich getragen, und die Brüste, die Du gesogen" und damit meinte, auf diesem Gebiet läge die innigste Gemeinschaft, entgegnete ihr Jesus: "Glückselig in der Tat sind, die das Wort Gottes hören und bewahren" (Lk 11:27-28) und lehrt damit, dass das Aufnehmen des Wortes Gottes in innerste Verbundenheit mit Gott bildet und viel höher steht als die durch Blutsbande erzeugte Lebensgemeinschaft.

Auf diese Weise kommt auch wahre Gemeinschaft mit dem himmlischen Vater zustande. In der Schrift ist uns durch Christus Seine Offenbarung geschenkt. Durch das gläubige Lesen un dAufnehmen eines jeden Seiner Aussprüche wird Er uns immer größer in Seiner Liebe und Herrlichkeit. So wachsen wir in der Erkenntnis Gottes (Kol 1:10) und erhält unsere Gedankenwelt den rechten Inhalt, um sich schriftgemäß mit Gott zu beschäftigen. Das Aufnehmen und Bewahren, das heißt das Durchdenken der empfangenen Erkenntnis über Gott besteht eigentlich in einem kindlich gläubigen Sich-Versenken in Ihn, und das führt zu einer vertrauten Zwiesprache mit Ihm, unserem Vater. Besonders der Anblick Seiner Dahinab Seines innig geliebten Sohnes für uns zieht uns hinein in Seine Liebe und vermag unsere Herzen so zu erfassen, dass sie Ihn brünstig zu lieben vermögen und Ihm ergebungsvoll entgegenschlagen mit dem Bekenntnis, dass Er uns das Beste und Liebste ist. Er erfüllt unser Herz, und wir gehen auf in Ihm, und während Ihm der erste Platz eingeräumt wird, bleibt die eigene Persönlichkeit klein im Hintergrund. Das ist höchste Betätigung Seiner durch heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossene Liebe (Röm 5:5), Ihn mit derselben wieder brünstig zu lieben. Das ist vollendetste Form, und höchste Stufe unseres Daseins für Gott, so wie es Seinem Herzenswunsch entspricht und Ihm zur größten Freude gereicht. Ein solcher Umgang mit Ihm ist eine gesunder und n nüchterne Mystik, frei von allem Dunkeln und Geheimnisvollen. Wir wollen es noch mehr bedenken, wie sehr Er nach dieser Herzens- und Liebesgemeinschaft verlangt. Wir würden den Sitz unserer Motive, das Herz, noch viel reiner halten. Nicht nur jeden bösen, sondern auch alle unnützen Gedanken würden wir durch die Zucht des Geistes sofort abbrechen, um dieses große Gebiet unseres Lebens ganz unserem Vater einzuräumen.

Ja, wahrlich, das "für Gott" verdient, von uns allen als Lebensleitspruch an- und aufgenommen zu werden, und diesem Gotteswillen sollten unsere höchsten Bestrebungen gewidmet sein. Und wenn wir in diesem Herzenswunsch unseres Vaters unseren erhabensten Daseinszweck sehen, so gibt da unserem kurzen Leben den wertvollsten Inhalt. So hat es eigentlich Wert zu leben, denn niemand sonst im ganzen Weltall als Gott wäre dessen würdig, dass wir so in brünstiger Liebe an Ihm hangen und für Ihn da sind, für Ihn, unseren liebreichen Gott und Vater, und neben ihm auch unserem Heiland.

Des Sohnes höchstes Ziel

Wir können ja diesen uns so beglückenden Gnadenstand gar nicht genießen, ohne in herzlichster Dankbarkeit zu denken, dass dieser ja das Werk unseres hochgelobten Heilands ist. Ja, Seiner Tat am Kreuz verdanken wir unsere innere Verbundenheit mit dem himmlischen Vater. Zwar könnte er aufgrund dessen, was Er dort für die Schöpfung vollbracht, sie dauernd an sich ketten. Satan verlangt ein anbetendes Niederlagen vor sich selbst (Mt 4:9; Offb 13:8). Auch ein ungeratener Sohn (Absalom) hat einmal Herzen für sich gestohlen, die nur seinem Vater gehörten (2Sam 15:6).

Aber so handelt der Sohn des himmlischen Vaters nicht. Er sucht nicht Seine eigene Herrlichkeit, sondern die des Vaters (Joh 7:18). Zwar wirkt Er auch darauf hin, die Herzen der Geschöpfe zu Sich zu ziehen, aber nur, u m sie dann als von des Vater Liebe Überwundene Ihm wieder darzulegen und all Anbetung auf Ihn hinzulenken. Der Sohn sucht und findet Seinen größten Ruhm darin, sie in die willige und freudige Unterordnung unter den Vater zu bringen, um Ihm dann selbst untertan zu sein (1Kor 15:28). Aber gerade diese Selbstlosigkeit in vorbildlichem Gehorsam zum Vater wird Ihm die rückhaltlose Liebe und Zuneigung aller Herzen einbringen, und dadurch wird noch einmal vermehrte Liebe des Vaters zu allen ausgelöst werden nach dem Wort Jesu: "Wer Mich aber liebt, der wird von Meinem Vater geliebt werden (Joh 14:21; Joh 16:27).

Unser Eingehen auf des Sohnes Ziel

Heute schon auf dieses Ziel des Sohnes einzugehen, bedeutet einer der größten Fortschritte im Leben der Seinen. Im ersten Anfang, im Kindheitsstadium des Glaubenslebens, bleibt man vor lauter Glück ob den Gnadengaben, die man im Heiland finden durfte, bei Ihm stehen; betet zu Ihm und huldigt I h m. Das ist eine ganz richtige Einstellung und ganz recht, den Heiland so zu erfreuen, denn Gott beruft ja in Seine Gemeinschaft (1Kor 1:9).

Wer aber in einem gesunden inneren Wachstum steht, wird bald durch den Geist Christi zur Erkenntnis geführt werden, dass wir durch Christum Jesum vorher ausersehen sind zum Sohnesstand f ü r G o t t, und dass uns noch Christus in die Gemeinschaft mit dem Vater führen will. so geben wir Ihm Gelegenheit, so recht Seine Mittleramtes zwischen Gott und uns zu walten. Aus Seinem Wort an die Herausgerufene werden wir gelehrt, Gott Dank zu sagen d u r c h Christus Jesum (Röm 1:8; Röm 7:25) dafür, dass wir d u r c h Christus Zutritt zum Vater haben (Eph 2:18; Eph 3:12). Und unsere ganze Wirksamkeit im Glaubensleben soll also geschehen: "Und alles, was ihr auch tut in Wort oder auch Werk, alles sei i m N a m e n des Herrn Jesu C h r i s t i, und danket Gott, dem Vater, d u r c h I h n" (Kol 3:17).

Es ist etwas wunderbar Großes um das Eingehen in eine solche Gemeinschaft mit Gott, dem Vater, durch Christum Jesum, um in Liebe und Hingebung zu Ihm ganz darin aufzugehen und um nur noch für Ihn da zu sein, auf dass Er uns alles sein könne. Das ist nämlich im Kleinen durch die Auserwählten eine Vordarstellung des großen Endzieles: "Gott alles in allen". Auf diese Weise sind wir im Geiste schon z u den Abschlüssen der Äonen gelangt (1Kor 10:11); denn dort werden dann alle Geschöpfe Gott als Vater willig und freudig anerkennen und Ihm in herzlichster Gemeinschaft zur Verfügung stehen. Aber das wird erst sein, wenn Gericht, Finsternis und das Böse ihren Zweck erfüllt haben. und von Gott für immer abgetan sein werden. Aber über alle Maßen köstlich muss es für Gott sein, wenn heute schon, während des dunklen Menschentages und aus dem bösen Äon, dessen Gott der Widerwirker ist (2Kor 4:4), dankbare und von Liebe getragene Vaterrufe zu Ihm emporsteigen.

Ist dann diese Herzensgemeinschaft mit unserem himmlischen Vater der Ausgangspunkt für den Dienst und alles Wirken für Ihn, so wird unser Glaubenswerk getragen sein von köstlicher Ruhe und tiefem Frieden und frei bleiben von jeglichem Drängen und Hasten. Wo aber bei allem Wirken für Gott dieses "Dasein für Ihn" fehlt, kann Zeit und Kraft für Ihn verwendet werden, ohne dass E selbst findet, nach dem Sein Herz am meisten verlangt.

Lies weiter:
c) Gemeinschaft und Dienst