Der Prophet Paulus

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Aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum:
Christenheit im Abfall
Gedanken zum Ende des Zeitalters der Gnade
von Joachim Kaase

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

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Inhaltsverzeichnis

Christenheit im Abfall

Der Prophet Paulus

In Lk 7:28 wird Johannes der Täufer von Jesus als der größte je von einer Frau geborene Prophet benannt.

Als Er dies sagte, weilte bereits der Pharisäer Saulus von Tarsus unter den Lebenden, der später zumindestens der am weitesten vor- und zurück Schauende unter allen Propheten werden sollte.

Sicherlich hat der Herr den Johannes nur im Rahmen Seiner damaligen Sendung (allein zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel) so betitelt. Johannes war also bis zum Kommen des Herrn zu Israel der Größte in der Heilslinie mit diesem Volk, wobei der Prophet einer anderen späteren Heilslinie noch gar nicht im Blickfeld stand.

Es ist sogar möglich, dass der Herr damals noch nicht darüber unterrichtet war, was der Vater beabsichtigte, als Er Israels Beiseitesetzung in Angriff nahm. Die neue Heilslinie war ein in Gott selbst verborgenes Geheimnis. Bis dahin lief zunächst alles NUR unter dem Aspekt der Segnung der Menschheit, allein durch Israel.

Wenn es uns heute um das Prophetenamt und seinen jeweiligen Umfang geht, müsste wohl Paulus als der Größte gewertet werden. Alle übrigen Propheten hatten NUR das Allgeschehen in enger Verbindung mit Israel im Auge.

Doch Paulus hatte gemäß seiner Sonderaufgabe als Verwalter einer völlig neuen Haushaltung, und Gründer einer Körperschaft für den Sohn Gottes, einen weitaus größeren Überblick in Gottes Walten als irgendein anderer der Propheten.

Alle sonstigen Propheten hatten in die Verwaltung des Paulus keinen Einblick. Es ist so, als wenn man in der Wüste von Arizona in die Weite schaut und nicht weiß, dass ein großer Canyon zwischen dem Vordergrund und den Hügeln in der Ferne sich tief dahinzieht. So haben die Propheten der Beschneidung nur bis an den Rand des Canyons und dann wieder in das dahinterliegende Terrain sehen können und hatten nicht die geringste Ahnung von der tiefen Schlucht dazwischen.

Das Resultat ist, dass niemand von ihnen irgendein Ereignis beschrieben hat, wie es sich innerhalb des Einschubs der paulinischen Haushaltung vollzieht, während Paulus ALLE Zeitabschnitte überschaute. Dies ist eine grundlegende Wahrheit, die man bei der Beurteilung biblischer Prophetie niemals außer Acht lassen darf, wenn man zu annehmbaren Resultaten kommen will.

Da sich demnach keine der außerpaulinischen Prophezeiungen in unserer jetzigen, eingeschobenen Haushaltung erfüllen kann, dürfen wir auch den Umkehrschluss wagen, dass wir heute ohne diese Prophezeiung auskommen könnten. Denn Gottes Erwählte der Jetztzeit hätten mit den 13 Paulusbriefen alles in der Hand, was zu einem Wandelwachstum erforderlich ist.

Dies mag manchen Ohren wie eine Lästerung klingen und muss auch sofort dahingehend abgemildert werden, dass Paulus 2Tim 3:16.17 schreibt: „Alle Schrift ist gottgehaucht und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes zubereitet sei zu jedem guten Werk.“

Damit meint er ganz gewiss auch alle Schriften der Beschneidung, und es wäre undenkbar, die Schöpfungsberichte, die Geschichte der Vorzeit, die Entwicklung Israels die Evangelien der Apostel, die Apostelgeschichte usw. nicht zu kennen. Das alles ist NÜTZLICH! UNNÜTZ bleibt aber JEDE in unsere Haushaltung verlegte Erfüllung alter Prophetie. Sie wird immer nur Verwirrung stiften. Hier muss unterschieden werden zwischen Wesentlichem und Unwesentlichem, zwischen dem, was uns jetzt direkt angeht, und dem, was zunächst und deutlich für die Heilslinie Israels geschrieben ist - Phil 1:9-11.

Es ist ja die große Not der allgemeinen Christenheit, dass sie die Aussagen und Prophezeiungen der Beschneidung total überbewertet, und damit automatisch das paulinische Evangelium unterbewertet, und dem der Beschneidung unterordnet.

Das ist ähnlich wie die heute rapide zunehmende Entwertung des Frauenbegriffs. Die Frau, die nach Gottes Willen ihrem Manne eine Gehilfin und in allem untergeordnet sein sollte - 1Mo 2:18; Eph 5:22 -, erstrebt heute eine Gleichberechtigung, die aber nicht möglich ist, sondern nur auf die Unterordnung des Mannes unter die Frau hinauslaufen kann. Hier muss jedes Gleichsetzenwollen misslingen. Es endet immer mit der Überordnung des einen über das andere!

Wenn man also das paulinische Evangelium nicht, wie es heute notwendig wäre, dem der Beschneidung überordnet, dann ordnet man es ihm unter. Eine Gleichwertung ist dabei nicht machbar.

Es kann niemand Gottes Ordnungen einnivellieren, es wird immer eine Umkehrung herauskommen. Das Unterste wird nach oben, das Oberste nach unten platziert. Gleichberechtigung ist in beiden Fällen eine Illusion, eine nicht zu verwirklichende Utopie!

Zitate der Propheten des AT

Nun kann man weiter argumentieren, dass gerade Paulus eine große Anzahl alttestamentlicher Stellen und auch Prophezeiungen in seinen Briefen in die Texte eingebaut hat und nur zu oft als erfüllt deklarierte.

Nach dem uralten Bemühen, aus zwei deutlich zu unterscheidenden Evangelien eines zu machen, will man aus der Tatsache, dass Paulus laufend aus den alten Propheten zitierte, beweisen, dass seine Botschaft völlig auf dem Alten Testament gründe.

In der Tat zitiert Paulus in seinen 13 Briefen etwa 90 mal aus den alten Propheten, wobei allein der Römerbrief den größeren Teil enthält, nämlich 54 Zitate.

(Die Zahlen entstammen einer eher flüchtigen Zusammenzählung der in der Konkordanten Wiedergabe angegebenen Stellen. Man kann da sicherlich zu anderen Ergebnissen kommen. So erwähnt Heinrich Langenberg in seinem Römerbriefkommentar - Seite 67 - sogar 84 nur im Römerbrief. Die genaue Anzahl ist aber zur Beurteilung unseres Anliegens unwesentlich.)

Es folgen im 1. Korintherbrief 12, im Galaterbrief 11, und im 2. Korintherbrief 7 alte Zitate. Bei den späteren Briefen, die eigentlich die Vervollständigung des Wortes bringen, verläuft dieser Trend dann geradezu im Sande. Da haben wir nur noch im Epheserbrief drei Zitate, und je eines im Philipperbrief und im 1. Timotheusbrief. Der Kolosserbrief, der 2. Timotheusbrief, Titus und Philemon bleiben ganz ohne Zitate.

Erstaunlicherweise nimmt Paulus aber in seinen ersten, nämlich den beiden Thessalonicherbriefen überhaupt keinen Bezug auf alte Aussagen. Aus allem erkennen wir, wenn man die Briefe in ihrer etwaigen zeitlichen Reihenfolge anschaut, dass einer anfänglichen starken Steigerung (Gal 1 - 1Kor 12 - 2Kor 7 und Röm 5:4) ein schnelles Zurückgehen in den Gefängnisbriefen folgt (Eph 3 - Phil 1).

Die Zitate selbst nimmt Paulus hauptsächlich aus den fünf Mosebüchern (39), dann Jesaja (23) und den Psalmen (15). Bei anderen Propheten werden nur noch drei, zwei, oder gar nur ein Zitat entlehnt.

Nun müssen wir zunächst deutlich sehen, dass Paulus seine Sonderlehre keineswegs auf diese Aussagen aufbaut, sondern vielmehr immer die alten Zitate seiner Lehre anpasst.

So strebt er also nicht die Auslegung der verwendeten Zitate an, sondern lediglich die Illustration seiner Themen durch dieselben.

Dabei kann er sie sogar völlig umformen, ihnen einen anderen Sinn geben, um sie seiner neuen Verkündigung anzugleichen.

Auch kann er, wie in Röm 3:9-18, wo er deutlich macht, dass Juden wie Griechen allesamt unter der Sünde seien, in seiner Beweisführung nicht weniger als sechs verschiedene Zitate wahllos nebeneinander reihen.

Er tut damit etwas, was er als Vollblutpharisäer bei den Rabbinern in Jerusalem lernen konnte. Sie übten in ihren Reden die Methode, derartige Stellen in langen Reihen miteinander zu verknüpfen und nannten dies „charaz“, was man wörtlich mit „Perlen aufreihen“ deuten kann.

Alles in allem wird nirgends erkennbar, dass er seinen Darlegungen die alten Zitate zugrunde legt, sondern vielmehr, dass er sie, wie es ihm als sinnvoll erscheint, auch mittels Umstellung, als Erläuterung für das Neues nützt. Dies geschieht, wie wir herausfanden, massiv in der Übergangzeit, also vor den letzten und abschließenden Offenbarungen der Gefängnisbriefe, und es kann auch vermutet werden, dass er diese Methode besonders bei den Gemeinden mit einem größeren Judenanteil tut, die ihrer Herkunft nach in den alten Propheten bewandert waren.

Wir müssen es dem Apostel Paulus schon abnehmen, dass er so mit der alten Prophetie verfährt. Er hat die Freiheit dazu, weil er unter der Leitung des Geistes Gottes steht. Was er niederschrieb, ist inspiriert!

Es bleibt zu beachten, wenn der Schriftenkenner Paulus Ereignisse in seiner Gnadenhaushaltung mit Zitaten der alten Propheten belegt, da, wo es ihm nützlich erscheint, dann deutet er manchmal damit nur eine gewisse Vorerfüllung an, niemals jedoch die vom Propheten ursprünglich gemeinte Erfüllung.

Die eigentliche Erfüllung kann immer nur außerhalb unserer Haushaltung stattfinden, selbst wenn sie manchmal auf Ereignisse innerhalb derselben zu passen scheint.

Wir aber sollten uns strikt hüten, in gleicher Weise zu verfahren. Wie haben in keiner Weise die Voraussetzungen eines Paulus.

Man darf sogar die Möglichkeit ins Auge fassen, dass der Geist Gottes diese Zitatensammlung bei Paulus zu dem Zweck zuließ, damit es oberflächlichen Kennern des Gotteswortes schwerfällt, die als äußerst wichtig zu nehmende Trennung zwischen der Heilslinie Israels und dem Evangelium des Paulus für die Nationen deutlich zu erkennen.

Hier ist ein intensives Umgehen mit dem Wort unter strikter Geistesleitung erforderlich, sonst bleibt man unter dem galatischen Bann stecken.

Wir ziehen das Fazit, dass der Prophet Paulus als einziger unter allen übrigen Propheten in bis dahin unbekannte Dimensionen schauen konnte. Niemand sonst durfte so weit in die Vergangenheit oder in die Zukunft blicken wie er, geschweige denn in solche Tiefen und Höhen göttlichen Wirkens. Er ist der Ausnahmeprophet für ein vorher geheim gehaltenes Vorhaben Gottes von ungeahnter Gnadenfülle.

Das Abwenden von Paulus

Die Mächte der Finsternis haben jederzeit allergrößtes Interesse daran, die klare Botschaft des Nationenapostels Paulus zu verwässern und auszuhöhlen. Es ist ihnen ein Zentralanliegen, Gottes freies Gnadenwalten auf jede nur erdenkliche Weise zu verdunkeln, um erwählte Heilige in Ungewissheit zu halten und auf falsche Ziele hin in Leerlauf zu setzen. So konnte es ihnen schon vor nunmehr fast zweitausend Jahren gelingen, den Irrtum planmäßig zu machen, dass es nur ein Evangelium gebe.

Dazu wurden damals gezielt sowohl vom Synedrium, als auch von den judenchristlichen Gemeinden „Missionare“ geschult und in alle Welt, aber besonders zu den von Paulus gegründeten Gemeinden ausgesandt, um das Evangelium der Gnade zu zerstören.

Hier kann man die falschen Brüder erkennen, von denen Paulus etwa in Gal 2:4 und 2Kor 11:26 schreibt.

Wenn nun Paulus zum Ende seiner Laufbahn hin Klage führt, dass sich alle in der Provinz Asia von ihm abgewendet hätte (2Tim 1:15), so haben sie sich damit nicht auch grundsätzlich von Christus abgewandt. Aber sie haben den erhöhten Christus des Paulus verlassen, um sich Jesus, dem Diener der Beschneidung, zuzuwenden. Sie glaubten mehr dem was dieser für Israel auf Erden verkündete, und verließen die Botschaft, welche der Herr Paulus später aus der Herrlichkeit offenbarte. Die Gläubigen in Asia taten es also genau das, wovor Paulus in 2Kor 5:6 warnt, nämlich, den Christus dem Fleisch nach zu kennen. Es ist aber heute genauso dringlich wie damals, zu erfassen, dass es für unsere jetzige Gnadenhaushaltung nur EIN Evangelium geben kann, wie es dem Apostel Paulus schrittweise vom Herrn offenbart wurde.

Es gab bis zur Beiseitesetzung Israels ein ZWEITES für die aus der Beschneidung, welches NACH der Entrückung der Körperschaft des Christus wieder gültig sein wird. Die Unterbrechung dieses Beschneidungsevangeliums wird aber heute kaum erkannt.

Im uns vorliegenden Wort Gottes sind freilich beide Botschaften enthalten (es gibt auch weitere, wie etwa Offb 14:6, die deutlich wieder einen anderen Zweck haben).

Eine der wichtigsten Anweisungen

Darum mahnt Paulus in 2Tim 2:15, das Wort der Wahrheit richtig zu schneiden. Eine der wichtigsten Anweisungen für unsere Zeit!

So sind alle Frohbotschaften reine Wahrheiten, sofern man sie da belässt, wohin sie gehören. Hier bringt Gleichschalten verlustreiche Verwirrung, das richtige Auseinanderhalten jedoch größten Segen!

Selbst Luther schrieb einmal dazu:
„Es ist zweierlei Wort in der Schrift. Eines geht mich nicht an, betrifft mich auch nicht. Das andere betrifft mich, und auf dasselbige, das mich angeht, mag ichs kühnlich wagen, und mich darauf als auf einen starken Felsen verlassen!“

Das Evangelium der Zwölf ist deutlich von dem des Paulus nach Herkunft, Handhabung und Zielsetzung zu unterscheiden.

Das Beschneidungsevangelium wurde nur der Beschneidung verkündet, mit Ausnahme einer bestimmten Proselytenregelung.

Pauli Botschaft ist für die Nichtbeschneidung (Vorhaut), jedoch hier mit der Ausnahme, dass in ALLEN Nationen, und damit auch im heutigen Israel, Zuvorerwählte berufen werden zur Körperschaft des Christus.

So können in der Endkonsequenz auch Unbeschnittene zu Israels Rettung gehören, und andererseits beschnittene Juden zur Körperschaft des Christus geführt werden. Da wird jedes Ritual gegenstandslos, wie es Paulus denn auch in 1Kor 7:18-19 und Röm 2:25-29 darlegt.

Die Abkehr von Paulus hat also schon sehr früh, noch zu seinen Lebzeiten eingesetzt und ist eine bestehende Tatsache auf breitem Raum in der Christenheit geblieben. Man kann voraussetzen, dass in all den vergangenen Jahrhunderten immer nur wenige Gläubige zu der Basislehre des Paulus neu hingefunden haben. Da diese aber dann, den neu entdeckten Lehren des Nationenapostels gemäß, still in der Verborgenheit Dienende blieben, sind sie selten bekannt geworden. Sie haben auch unter allen weltlichen Regierungsformen keine Schwierigkeiten gehabt, wenn sie sich nach den Anweisungen aus Röm 13 verhielten.

Wieviel Elend und unnötiges Märyrertum ist aber gerade dadurch entstanden, dass man sich in irgendeiner Form gegen Obrigkeiten auflehnte, die allesamt, wie man bei Paulus lernen kann, von Gott verordnet sind. Nun ist es heute erfahrungsgemäß viel schwerer, Gläubige an die richtige Schriftteilung heranzuführen als etwa an die andere verschüttete große Wahrheit der verlustslosen Aussöhnung des gesamten Alls.

Wer diese Unterscheidung jedoch zu praktizieren lernte und dadurch reiche Segnungen erhielt, wird immer wieder auf teilweise härtesten Widerstand lieber und treuer Geschwister stoßen. Der meistgebrauchte Einwand ist dabei, dass man das Wort des Paulus über das des Christus stelle.

Das kann aber SO NICHT stimmen!

Jedes Wort ist grundsätzlich hoch zu achten, was aber doch nie ausschließt, dass man unterscheidet, WEM Er es jeweils sagte und WANN. Man muss das, was Er Israel gebot, auch Israel lassen und das, was Er DANACH, später und allein durch Paulus uns verkünden ließ, annehmen!

Das Evangelium des Paulus ist das ALLEIN heute gültige Wort des erhöhten Christus. Wir handeln dem Herrn zuwider, wenn wir heute Sein Wort an Israel über Sein Wort an uns stellen, wie Er es Paulus offenbarte. Das ist die Wahrheit, auch wenn dies heute Millionen Gläubiger nicht so zu sehen vermögen!

Paulus hat ja nicht eigenmächtig gehandelt, sondern den strikten Anweisungen des Herrn gemäß, den Aufbau einer Christuskörperschaft in einer bis dahin geheim gewesenen, neuen Haushaltung begonnen.

Nach der Hinwegraffung derselben werden dann wieder alle irdischen Reden des Herrn wichtiger sein, wie die Anweisungen DESSELBEN Herrn durch Paulus für die Jetztzeit.

Freilich könnte man fragen, warum Gott nicht mit der Beiseitesetzung Israels auch die Israel betreffenden Schriftteile deutlicher beiseite setzte, sodass es gar nicht zu der üblichen Evangeliumsvermischung hätte kommen können.

Doch müssen wir es wohl der Weisheit Gottes überlassen, dass Er nicht eindeutigere Unterschiede setzte, sodass die Möglichkeit des Vermischens bestehen blieb.

Hier ist der Fleiß und die innere Bereitschaft jedes Gläubigen gefordert, der bei genauerer Beschäftigung mit dem Wort auf diese Untnerschiede und Widersprüche stoßen muss und unter Flehen um Aufschluss dann auch vom Herrn den nötigen Durchblick erhalten wird.

Möge uns in all diesem der Schluss des Römerbriefes dienlich sein, wo der Nationenapostel Paulus schreibt (Röm 16:25-26):

„Ihm aber, der euch festigen kann gemäß MEINEM Evangelium und der Heroldsbotschaft von Christus Jesus, gemäß der Enthüllung eines GEHEIMNISSES, das vor äonischen Zeiten verschwiegen war, nun aber offenbar wurde, und auch durch prophetische Schriften gemäß der Anordnung des äonischen Gottes FÜR ALLE NATIONEN bekanntgemacht worden ist, um Glaubensgehorsam zu wirken - Ihm, dem allein weisen Gott, sei durch Christus Jesus Verherrlichung für die Äonen der Äonen! Amen!"

Der Bann

Wer sich etwas intensiver mit dem Brief des Apostels Paulus an die Galater beschäftigt, wird im ersten Kapitel auf den Bannfluch, auf das „anathema“ für die Verfälschung des Evangeliums stoßen und in Gal 5:1-5 auf die Trennung von Christus beim Beschneidungsvollzug.

Das letztere, die Beschneidungsforderung der Judaisten unter den Gläubigen der Körperschaft des Christus, ist schon damals durch das Apostelkonzil in Jerusalem entschärft worden und lief allein schon dadurch aus, dass Israel nach und nach beiseite gesetzt wurde.

Es war auf dem Jerusalemer Konzil eindeutig herausgestellt, dass die Beschneidung für die aus den Nationen zur Rettung nicht erforderlich sei. Dies wurde auch mündlich und schriftlich überall verbreitet.

Doch fanden die Judaisten bald zu einer Umgehung dieser Grundlage, indem sie die Beschneidung zwar nicht mehr als zur Rettung notwendig erklärten, aber dennoch als eine wichtige Wandelvoraussetzung anpriesen. Also nicht mehr RETTUNGSGRUNDLAGE, wohl aber WANDELBEDINGUNG war nun die neue Parole, was aber in der Konsequenz ebenso sinnlos ist.

Es war dies somit eine Verführungsmöglichkeit in der Übergangsepoche, als das Evangelium der Vorhaut durch Paulus ausgebreitet wurde und das Evangelium der Beschneidung zurückging.

Heute ist es undenkbar, dass sich Gläubige nach dem jüdischen Ritual beschneiden lassen. Es fehlt einfach der Bezug zum Synedrium und zu den judenchristlichen Gemeinden des Übergangs. Sie beide waren die Bedränger der Nationengläubigen in diese Richtung und sind heute beide nicht mehr existent.

Aber umso mehr hat sich das „anathema“ aus der Übergangzeit heraus bis in unsere Tage verwirklicht.

Zu diesem „andersartigen“ Evangelium in Gal 1:5-10 gehörte damals wohl weitgehend noch die Beschneidungsforderung. Wir dürfen aber annehmen, dass die Klage des Apostels aus 2Tim 2:15, dass sich alle in der Provinz Asia von ihm abgewandt hätten, schon nicht mehr mit dem Beschneidungsproblem verbunden war, sondern eher ein Hinwenden zur Lehre des Herrn an die Jünger auf Erden bedeutete.

Dieses „andersartige“ Evangelium aber setzte sich massiv durch und ist bis in diese und ist bis in unsere Tage die Grundlage der Verkündigung, wenn auch das Beschneidungselement gegenstandslos wurde.

Dieses „andersartige“ Evangelium, welches aber nicht ein „anderes echtes“ ist, müssen wir kennenlernen, um es als falsch und wertlos einstufen zu können.

Es ist einwandfrei eine Mischung aus dem Evangelium der Vorhaut (des Paulus) und dem Evangelium der Beschneidung (der Zwölf). Also ein MISCHEVANGELIUM. Es wird dadurch ein ANDERSARTIGES - was wesenhaft Verschiedenheit ausdrückt - und ist doch kein anderes, weil es weder das eine noch das andere der damals bestehenden beiden Evangelium war. Die Galater verließen also nicht völlig das Evangelium des Paulus, um sich ganz dem Evangelium des Petrus zu widmen. Nein, sie wurden durch Judaisten verführt, die beide Evangelien des Christus verfälschten und verkehrten. Es war dadurch ein neues, aus allen Zusammenhängen gerissenes, ein zerstümmeltes und kraftloses Evangelium entstanden.

Die Verkünder eines solchen Mischevangeliums stellt Paulus dann in Gal 1:8.9 unter einen Bann.

Dies nimmt er so ernst, dass er es zweimal tut. Ja, er bekräftigt es in der Weise, dass er jeden Boten und Menschen, auch sich selbst und seine Mitarbeiter in diesen Bannfluch einbezieht, wenn diese alle jemals etwas anderes verkünden sollten, als er es bisher getan hatte.

Dieses ANATHEMA wird nun wohl am besten mit „verbannen“ oder „in den Bann tun“ übersetzt. Es ist ein etwas schwieriges Wort und hat im Griechischen bei Hinzufügung eines bestimmten Zeichens sogar den entgegengesetzten Sinn. Das gute Wort wäre „anath´èma“, das üble „anathema“. Auf jeden Fall kann man bis heute beobachten, dass sich dieser Bann bei Verkündern des Mischevangeliums wie eine Decke auswirkt, und die Sicht auf die Klarheit des paulinischen Evangeliums verdunkelt.

Wer fällt unter den Bann

Die heutige Christenheit, das heißt jeder, der diese Mischbotschaft verkündet und alle, die sie annehmen und in Wort und Tat weitergeben, alle sind unter diesem Bann. Da es hier nur wenige Ausnahmen gibt, kann man von der Christenheit heute, aber auch von der in den vergangenen fast zweitausend Jahren, von einer Christenheit IM BANN sprechen.

Geradezu ein Markenzeichen dieses Bannes ist das seit alters her millionenfach von Natioonengläubigen gebetete „Vaterunser“.

Damit wird eine Anweisung des Herrn an Seine Jünger, die nur in die israelitsche Heilslinie passt, einfach in die Gnadenhaushaltung versetzt, wo sie denkbar unpassend ist.

Der Bitte eines Jüngers: Herr lehre uns beten! (Lk 11:1-4) wurde h ier vom Herrn in Seiner damaligen Eigenschaft als Gesandter zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel ganz im Sinne der irdischen Zukunftsaufgaben entsprochen.

Wir wollen nur einmal den Passus unter die Lupe nehmen: „Erlass uns unsere Schuld, wie auch wir die unserer Schuldner erlassen haben.“

Dies wird in Mt 6:14-15 vom Herrn so bekräftigt:

„Denn wenn ihr den Menschen ihre Kränkungen vergebt, wird Euer himmlischer Vater auch euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen ihre Kränkungen nicht vergebt, wird Euer Vater euch euere Kränkungen auch nicht vergeben."

In der Haushaltung der totalen Gnade sieht die Situation nun grundlegend anders aus, denn bei Paulus lesen wir in Eph 1:7-8:

„In Ihm HABEN wir die Freilösung durch Sein Blut, die Vergebung der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt“. Damit sind alle Kränkungen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gemeint. Damit ist nun auch die vorige „Wie du mir - so ich dir-Anordnung“ einfach von einer für Israel unbekannten Gnadenfülle außer Kraft gesetzt.

Alle Gläubigen können heute in der Regel das Vaterunser aufsagen, doch eines der Gebete des Apostels Paulus ist kaum jemanden geläufig, obwohl ein solches weitaus wertvoller wäre. Hier ist an Eph 1:15-23; Eph 3:14-21; Phil 1:9-11; Kol 1:9-11 und andere zu denken.

Auswirkungen des Banns

Dieser Bann, der in jedem Fall dem Abwenden von Paulus und seiner reinen Lehre folgt, ist die eigentliche Ursache zu den großen Staatskirchen mit ihrem Gepräge, Zeremonien und Riten, die allesamt nutzlos sind.

Hier liegt auch der Grund zu den vielen Fehlsteuerungen wie die Kreuzzüge, die Hexenverbrennungen, die unzähligen Religionskriege und gewaltsamen Umgliederungen ganzer Herrschaftsgebiete aus der einen in eine andere Kirche.

Alle Absplitterungen und Sekten konnten nur aufgrund der Unsicherheit des Mischevangeliums entstehen, welches allezeit genügend Raum zu unsinnigen Fehldeutungen in Erkenntnisfragen lässt.

So bot und bietet die Christenheit zu allen Zeiten ein desolates Bild jammervoller Fehlunternehmungen und Leerläufe.

Weil sie Paulus nicht kennt und ernst nimmt, ist sie schließlich heute auch noch dabei in einem noch nie dagewesenen Umfang grundlegende Glaubensgüter über Bord zu werfen.

Doch dazu einiges mehr im Abschnitt DER LETZTE ABFALL.

Zuerst jedoch wollen wir ein paar der markantesten Leerläufe unter die Lupe nehmen, wie sie mehr oder weniger immer praktiziert wurden, aber eher noch in den letzten Zeiten zugenommen haben.

So schauen wir uns in den nächsten Abschnitten den „Missionsleerlauf“, den „Endzeitleerlauf“, den „Israelleerlauf“ und den „Charismaleerlauf“ an und bekommen damit ein gutes Durchschnittsbild der schier endlosen und unnützen Euphorien in der Christenheit.

Lies weiter:
2. Der Missionsleerlauf