Die Wiederkunft Christi

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Auszüge aus dem Buch: "Das feste prophetische Wort" von Pastor A. Fünning
erschienen 1947 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach

Inhaltsübersicht
Kapitel vorher:
19. Die Auferstehung des Leibes

20. Die Wiederkunft Christi

"Mehr Licht", so rief einst der große deutsche Dichterfürst Goethe sterbend aus. Trotz seines genialen Geistes fehlte es ihm scheint's in der Todesstunde an hellen Licht von oben, dem Licht, das Gottes Kinder hinüberleuchtet in die obere Heimat. Mehr Licht, so rufen im zunehmenden Dunkel heute Kinder Gottes aus. Sie möchten gewisse Schritte und feste Tritte tun, auf dass sie in der Nacht dieser Zeit nicht straucheln oder gar das rechte Ziel verfehlen. Dieses Licht ist das prophetische Wort (2Petr 1:19), das da scheint an einem dunklen Ort, gerade für unsere dunkle und für die noch dunkler werdende kommende Zeit. Und derselbe Petrus ermahnt uns, dass wir auf dieses feste prophetische Wort, das ja ein Licht am dunklen Ort ist, achten sollen - wie lange? - bis der Tag - der leuchtende Tag der herrlichen Wiederkunft Christi, anbreche. Nun lasst uns Petri Ermahnung recht beherzigen und im kostbare prophetische Wort betend zu erforschen suchen, was es uns über die große und herrliche Tatsache der Wiederkunft Christi zu sagen hat. Da fragen wir zuerst das vernachlässigte Alte Testament. Wenn der Herr Jesus Joh 5:39, sagt:

"Suchet in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie ist's, die von mir zeugt",

so ist mit dem Ausdruck "Schrift" das Alte Testament gemeint; denn das geschriebene Wort des Neuen Testaments existierte damals noch nicht. Hier nun betont der Herr, dass das ganze Alte Testament (und selbstverständlich später auch das Neue) von Ihm zeuge. Und so ist es auch. Von den ersten Seiten des Alten Testaments wird in vielen Weissagungen und Vorbildern immer wieder auf den Sohn Gottes, Jesus Christus, hingewiesen, der in die Welt kommen wird, um die Menschheit von dem schrecklichen Schaden der Sünde zu heilen, der aber auch ferner das ganze Universum zur gottgewollten Vollendung bringen wird. Bevor wir nun weitergehen, lasst uns, wie Mose, die Schuhe ausziehen; denn der Ort, an dem wir uns befinden, ist heiliges Land.

Das doppelte Kommen des Herrn im Alten Testament

Die Propheten des Alten Testaments schauten ein doppeltes Kommen des Herrn, ein erstes und zweites, das erste Kommen in Verwerfung und Leiden, das zweite Kommen dagegen in Herrlichkeit. Einige Beispiele:

1. Ich will Feindschaft.... stechen (1Mo 3:15)

Hier haben wir des Weibes Same und den Kopf der Schlange. "Du wirst ihn in die Ferse stechen", das geschah beim ersten Kommen, und zwar auf Golgatha. "Derselbe (des Weibes Same) wird dir den Kopf zertreten", das wird beim zweiten Kommen stattfinden (Offb 12:1-20), vor dem tausendjährigen Reich. Ohne den Sturz und die Bindung Satans ist kein tausendjähriges Königreich möglich.

2. Vier Vorbilder des ersten und zweiten Kommens 1Mo 4.-6

Auf das erste Kommen weisen Kain und Abel hin. Abel weist auf den hin, dessen Blut besser redet denn Abels Blut, und Kain weist auf den mörderischen Hass seiner Brüder hin. Auch Ihn hassten sie ohne Ursache wie Abel. Das zweite Kommen wird vorgeschattet durch Henoch und Noah. Beide Abschnitte sind Vorbilder für das zweite Kommen des Herrn: Henoch für die Entrückung der Heiligen vor der großen Trübsal (Offb 3:10) und Noah für die Bewahrung des Überrestes Israels während der großen Trübsal nach Sach 14:1-4.

3. Isaak, der Sohn des Vaters (1Mo 22.-24.)

Das erste Kommen ist abgebildet in Isaak , dem einzigen und vielgeliebten Sohn des Vaters, übernatürlich geboren, der vom Vater geopfert wurde (1Mo 22:1-14). Das zweite Kommen ist vorgebildet in 1Mo 24.. Das dazwischen liegende Kapitel 1Mo 23. schildert Tod und Begräbnis der Sarah in einem heidnischen Grab. Sarah, der Mutter der Nation, die in diesem Zeitalter im Grab der Nationen begraben ist Hes 37:11.12. Dann in 1Mo 24. sendet der Vater seinen Knecht (den heiligen Geist) in die Ferne, um seinem Sohn ein Weib zu holen, der dieses dann zu seinem Sohn bringt. Der Sohn geht ihr entgegen (vgl. 1Thes 4:16a), um sie zu sich zu nehmen.

4. Verwerfung und Regiment des Sohnes (Ps 2.)

Das erste Kommen, dessen Höhepunkt das Kreuz ist, ist abgebildet in den ersten zwei Versen (vgl. Apg 4:25-28). Das zweite Kommen schildern die Verse Ps 2:6-9) (vgl. Ps 110:5; Dan 2:34.35; Offb 19:15).

5. Leiden und Herrlichkeit des Sohnes Ps 22.-24.

Das erste Kommen schildert Ps 22., der neben Jes 53. am klarsten und anschaulichsten Jesu Leiden am Kreuz darstellt. Wir hören da seinen Angstschrei: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Wir sehen die wogende Menge unter dem Kreuz, spottend, lachend, höhnend Ps 22:7-9. Er ist ausgeschüttet wie Wasser Ps 22:15, seine Kraft ist vertrocknet wie ein Scherben Ps 22:16 und seine Zunge klebt am Gaumen Ps 22:16. Sie durchgraben seine Hände und Füße Ps 22:17, sie teilen seine Kleider Ps 22:19 und über sein Gewand werfen sie das Los Ps 22:19, lauter Einzelheiten unterm Kreuz, wie sie genauer in den Evangelien berichtet sind.

Das zweite Kommen schildert Ps 24. "Machet die Tore weit.... Ehren." Die Stadt, die Ihn verworfen, öffnet ihre Tore weit, um Ihn als König zu empfangen und Ihm zu huldigen. Zwischen dem 22. und 24. Psalm ist der kostbare Ps 23., der Hirtenpsalm, der die beiden Psalmen 22. und 24. verbindet. Diese drei Psalmen sind eine wunderbare Illustration des dreifachen Amtes des Herrn Jesus: als Prophet Ps 22., als Priester Ps 23. und als König Ps 24., und zwar in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. In der Vergangenheit, Ps 22. ist Er der gute Hirte, der sein Leben für seine Schafe dahin gegeben hat (Joh 10:12), In der Gegenwart; Ps 23., ist Er im Himmel der große Hirte der Schafe, der von den Toten auferweckt und erhöht wurde, der seinen Schafen Leben und volle Genüge gibt, sie leitet, weidet, beschützt und zur Vollendung führt (Hebr 13:20-21; dann in der Zukunft, Ps 24. wieder als Erzhirte, um seinen treuen Unterhirten Kronen zu verleihen (1Petr 5:4). Er selbst aber wird als gekrönter König aller Könige und Herr aller Herren regieren. Das ist das gewaltige Bild, das dem Gläubigen die drei Psalmen enthüllen.

6. Des Herrn wunderbare Menschwerdung (Jes 9:5-6)

Das erste Kommen zeigt uns seine wunderbare Menschwerdung: "denn uns ist ein Kind geboren", das zeigt uns auch seine menschliche Natur, geboren von der Jungfrau Maria, aber "ein Sohn ist uns gegeben" schildert seine göttliche Natur. Ein bloßer Mensch hätte uns nie erlösen können, deshalb gab Gott seinen eingeborenen Sohn (Joh 3:16). Die hier aufgezählten Namen sind eine Entfaltung des Namens "Immanuel" (Jes 7:14). Das zweite Kommen schildert seine kommende große Herrschaft: "die Herrschaft kommt auf seine Schulter" (Jes 9:5, vgl. Lk 1:31.32).

7. Das gnädige Jahr des Herrn und einen Tag der Rache (Jes 61:1.2)

Das erste Kommen schildert Jes 61:1.2a. Diese Verse las der Herr in der Synagoge zu Nazareth (Lk 4:17-19). Mitten im Satz (Jes 61:2), nachdem er gelesen hatte "zu verkündigen ein gnädiges Jahr des Herrn", hörte der Herr auf, weiter zu lesen. Warum? Nun, weil bis hierher das angenehme und gnädige Jahr des Herrn geschildert wird, das mit seinem ersten Kommen anbrach, wie der Herr selbst sagt Lk 4:21: "Heute ist diese Schrift erfüllt vor euren Ohren". Und dieses angenehme Jahr währt heute noch, Gott sei Dank. Das zweite Kommen schildert die Worte der letzten der letzten Hälfte des soeben angeführten Verses Jes 61:2, "und einen Tag der Rache Gottes. Das ist die große Trübsal, der große und schreckliche Tag, der brennen soll wie ein Ofen, der von den Propheten, vom Herrn Jesus und von den Aposteln so schauerlich beschrieben wird. An diesem Tag kommt der Herr als Richter über Israel, über die abgefallene Christenheit und über die Nationen der Erde (vgl. Jes 63:1-6). Er wird sie mit eisernem Zepter zerschlagen, wie Töpfe zerschmeißen (Ps 2:9).

8. Der Geburtsort des Messias und sein künftiges Friedensreich (Mi 5:1-5)

Das erste Kommen schildert die Menschwerdung des Herrn Jesus in Bethlehem, und zwar wie Jes 9:5 seine menschliche und göttliche Natur (Mi 5:1). Das zweite Kommen schildert den einst Verachteten, aber nun als den Hirten des geretteten Volkes Israel, der Israel von Assur (dem König des Nordens) erretten wird. Er wird Israels Friede sein und wird herrlich werden bis an das Ende der Erde. Aber auch Israel wird durch Ihn herrlich werden unter den Völkern der Erde ([Mi 5:3]-6).

9. Der Einzug des Herrn in Jerusalem und sein herrliches Friedensregiment (Sach 9:9-10)

Das erste Kommen zeigt uns den einziehenden König in Jerusalem (Sach 9:9). Das zweite Kommen aber zeigt uns den großen Friedensfürsten (wie Jes 9:5 u. Mi 5:4), der die Heiden Frieden lehren und dessen Friedensherrschaft sich über die ganze Erde erstrecken wird. (Sach 9:10, vgl. Ps 72.).

So rückblickend sehen wir im ersten kommen den leidenden Knecht des Herrn arm, sanftmütig, der Allerverachtetste, der Spott des Volkes, der sich selbst zum Opfer gab (Ps 22.; Ps 69.; Jes 53., Sach 13:6-7), aber vorwärtsblickend sehen wir denselben als König mit königlicher Macht und Ansehen angetan, der sich alle seine Feinde unterwirft (Ps 2.; Ps 45.; Ps 72.; Jes 11.). Wir sehen ihn dargestellt als:

  1. als Sohn
  2. als den Schönsten unter den Menschenkindern und
  3. als König des Friedens und der Gerechtigkeit, der über die ganze Erde herrschen wird.

Den Propheten im Alten Bund verborgen

Die Heiligen des Alten Bundes konnten die beiden Kommen des Herrn nicht so scharf und klar voneinander trennen, wie wir das heute im Licht des Neuen Testaments können. Wenn man am fernen Horizont zwei Bergspitzen erblickt, so kommt uns das vor als befänden sich die beiden Bergspitzen beieinander. Geht man aber näher und näher zum ersten Berg, dann merkt man, dass sich der andere Berg mit seiner Spitze in weiter Ferne befindet. Noch überraschter werden wir, wenn wir plötzlich wahrnehmen, dass sich zwischen dem ersten und dem zweiten Berg Täler, Städte und Dörfer befinden. So erblickten die Propheten des Alten Testaments bezüglich des Kommens des Herrn zwei prophetische Bergspitzen, die scheinbar ganz dicht beieinander standen. Was sich aber zwischen den beiden Bergspitzen (zwischen dem ersten und zweiten Kommen) befand (die Gemeinde), das sahen sie nicht. Deshalb weiß auch kein Heiliger, kein Prophet des Alten Testaments etwas von einer Gemeinde. Diese war eben ein "Geheimnis", das verborgen war im Alten Testament und dessen Offenbarung erst dem Apostel Paulus anvertraut wurde (Eph 3:1-12). Ferner sehen auch die Propheten nicht alles, was sich jenseits der zweiten Bergspitze (dem zweiten Kommen) befindet, z.B. die große Rebellion durch den losgelassenen Satan hervorgerufen, die Zeitalter nach den 1000 Jahren, den großen weißen Thron, den großen Weltenbrand (2Petr 3:7-13), die neue und vollkommene Schöpfung Himmels und der Erde aus Gottes Hand hervorgehend, und die vielen dann folgenden Zeitalter, in welchen der unausforschliche Reichtum der Gnade Gottes in Christo Jesu immer vollständiger geoffenbart wird (Eph 2:7), zu dem Zweck, einmal die unerlösten Geister zu Christus zu bringen bis Ihm alles untertan und Gott sein wird alles in allem.

Das erste Kommen Christi ist eine geschichtliche, unumstößliche Tatsache. Wie nun das erste Kommen eine unumstößliche Tatsache ist, ebenso gewiss und unumstößlich wird auch das zweite Kommen Jesu sein. Denn was Gott zusagt, das hält er gewiss. Obwohl die beiden Kommen des Herrn geschichtlich weit auseinanderliegen, so ist jedes Kommen nicht vollkommen in sich selbst, im Gegenteil, das zweite Kommen bedingt das erste Kommen, und das erste Kommen fordert zur Vollendung zwangsläufig das zweite Kommen. Beide Kommen sind absolut notwendig, um den großen Heilsplan Gottes auszuführen und zu vollenden. Das erste Kommen war zur Rettung der Seele, das zweite Kommen ist zur Rettung und Verherrlichung des Leibes und zur Vollendung und Wiederherstellung des ganzen Weltalls, alles, was die Propheten von Anfang an geweissagt haben. Aber es wird keine Auferstehung und Verherrlichung des Leibes geben, bis der Herr wiederkommt.

Das doppelte Kommen des Herrn im Neuen Testament

1. Mt 16:21.27 verkündet Jesus sein Leiden, aber auch seine Herrlichkeit. Sein erstes Kommen schildert der Herr in Mt 16:21: "Von der Zeit fing Jesus an und zeigte .... auferstehen." Sein zweites Kommen in Herrlichkeit mit den Engeln in Mt 16:27: "Denn es wird geschehen.... Engeln."

2. Mt 23:37-39. Jesu Wehklage und sein zukünftiger jubelnder Empfang. Sein erstes Kommen schildert der Herr in der Klage über Jerusalem (Mt 23:37.38). Sein zweites Kommen aber, wenn das Volk bekehrt ausrufen wird: "Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn" (Mt 23:39).

3. 1Kor 11:23-26. Die Verkündigung seines Todes bis er kommt. Vom ersten Kommen zeugen die des Herrn Tod versinnbildlichenden Elemente: Brot - das ist sein Leib, gebrochen auf Golgatha; und Wein - sein Blut ebenfalls auf Golgatha vergossen. - Solch Genießen sollen wir tun zum Gedächtnis seines Todes, bis er wiederkommt. Das ist sein zweites Kommen.

4. Hebr 9:28: "Also ist Christus einmal geopfert, wegzunehmen vieler Sünden." Das geschah bei seinem ersten Kommen auf Golgatha. "Zum andern Mal wird er ohne Sünde (d.h. dann hat er mit der Sünde nichts mehr zu tun) erscheinen denen, die auf ihn warten zur Seligkeit." Das wird geschehen bei seinem zweiten Kommen.

5. In der Offenbarung wird uns das erste Kommen beständig vor Augen geführt durch den Ausdruck "Lamm", welcher 28 mal in der Offenbarung vorkommt. Ferner "Ich war tot!" (Offb 1:18); "du bist erwürget und hast uns Gott erkauft mit deinem Blut" (Offb 5:9). Das zweite Kommen dagegen durch das dreimalige: "Siehe. ich komme bald!" (Offb 22:7.12.20)


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20.b Das zweite Kommen Christi