Der 2. Korintherbrief - Kapitel 11

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Abschrift: Die Korintherbriefe Band I - IV (2007/08)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I, III und IV sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der 2. Korintherbrief - Kapitel 11

Der göttliche Eifer
Warnung vor falschen Lehrern
Paulus rühmt sich seiner Schwachheit

Der göttliche Eifer

2Kor 11:1

"O dass ihr doch eine kleine Unbesonnenheit von mir ertragen möget! Aber ihr ertragt sie ja auch an mir."

Unser Leitvers muss uns eigentlich verblüffen, Paulus gibt eine, wenn auch kleine, "Unbesonnenheit" zu! Aber hat er nicht erst einen Vers zuvor auf die Führung durch den Herrn hingewiesen? Fordert er die Korinther gar auf, ihn auch zu ertragen, wenn er jetzt in einer kleinen Unbesonnenheit redet? Unter anderem gehört auch "die Unbesonnenheit zu jenen bösen Dingen, die aus dem Herzen kommen" (siehe Mk 7:22) - wie kommt Paulus jetzt dazu, sich der "Unbesonnenheit" zu zeihen?

Wir können diese Worte nur verstehen, wenn wir uns ganz in die damalige Situation hineinversetzten: Die Gegner Pauli - und die werden ja in diesem Kapitel ganz massiv angegriffen - haben den Apostel gerade mit diesem Vorwand angegriffen: "Paulus - du bist unbesonnen!" In ihren Augen war es in der Tat unbesonnen, auf Enthüllungen zu pochen, die nur ihm (dem Apostel) gegeben sein sollen! Hatten denn die anderen Apostel, die für das Königreich eintraten, nichts mehr zu sagen? War dieser "Alleinanspruch" Pauli auf sein Evangelium nicht Torheit und Selbstüberschätzung?

Ja, liebe Geschwister, in den Augen mancher Korinther sah das tatsächlich auch so aus und Paulus greift ganz einfach nur ihren Vorwurf auf; mit anderen Worten hätte er sagen können: "Gut ... in euren Augen bin ich unbesonnen, aber ertragt mich trotzdem!" Uns so können wir diese Aussage auch verstehen.

Uns kann dieses Wort heute sagen: Auch wir sind in den Augen unserer Mitmenschen nur zu oft Unbesonnene, ja Toren! Aber hat Gott nicht gerade das Törichte der Welt erwählt? Lesen wir noch einem 1Kor 1:26-29 un dsehen unsere Berufung an!

Warnung vor falschen Lehrern

2Kor 11:2

"Denn ich eifere um euch mit dem Eifer Gottes; habe ich euch doch einem Mann angetraut, um euch dem Christus als eine lautere Jungfrau darzustellen."

Wir haben gestern gesehen, dass Paulus die Korinther (oder wenigstens einen Teil von ihnen ) aufforderte, ihn trotzdem anzuerkennen, auch wenn er in ihren Augen "unbesonnen" sei! Seine Begründung: Sein göttlicher Eifer um sie! Und was dürfen wir uns unter "dem göttlichen Eifer" vorstellen? Hat es Gott nötig, zu eifern?

Wir dürfen dieses Wort "Eifer" bei Gott nicht im menschlichen Sinn zu verstehen suchen, vielmehr müssen wir dahinter einen Gott und Vater sehen, von dem Sein Wort bezeugt: "Gott ist Liebe" (1Jo 4:8)! Und in dieser unfassbaren Liebe hat Er alles für uns getan! Kein Mensch kann dem etwas hinzufügen, was Gott in Christus getan hat - es gibt also keine andere Segensquelle als die, welche uns von Golgatha zufließt: "Sein für uns vergossenes Blut"!

So gesehen und verstanden ist unser Gott und Vater tatsächlich ein "eifernder Gott", sobald ein Mensch versucht, der Hingabe des Sohnes von sich aus etwas hinzuzufügen, also aus eigener Kraft etwas zu erreichen, was in dem Opfer Jesu längst erreicht ist!!!

Was würden wir sagen, liebe Geschwister, wenn unser Kind ständig um ein Spielzeug bettelt, das es längst im Schrank stehen hat? Ja, wir würden vielleicht ungeduldig werden, wenn es nicht verstehen will, was es. hat; doch Gott eifert um uns, aber nicht aus Ungeduld, sondern aus Liebe - das ist der große Unterschied!

In diesem Sinn eifert Paulus mit dem Eifer Gottes um seine Korinther, weil er ihnen die schönste Botschaft auf dieser Erde verkündigen darf: Gott hat in Christus alles für euch getan!

Der Verfasser dieser Zeilen hat über ein Jahrzehnt in pfingstlichen Kreisen zugebracht, wo die Gemeinde Jesu ganz selbstverständlich als "Braut des Lammes" gesehen wurde; als bEweis diente unter anderem auch unser heutiges Leitwort. Erst als ich aus diesen Kreisen herausgeführt und zu anderen Glaubensrichtungen geführt wurde, durfte ich mehr und mehr erkennen, dass die Körpergemeinde nie und nimmer die Braut Christi Jesu ist, sondern vielmehr Seinen Körper darstellt! Die Braut des Lammes ist einzig und allein Israel! Es ist im Nachhinein eigentlich verblüffend, wie altgediente Brüder einen Vers aus den Korintherbriefen herausgreifen, um etwas zu beweisen, dabei aber 20 Verse ignorieren, die das Gegenteil belegen!

Wir sehen den heutigen Leitvers natürlich in seinem Zusammenhang: Paulus kämpfte dafür, dass die Gemeinde in Korinth sich nicht betrügerischen Arbeitern zuwandte, sondern allein Christus! Als Bild benutzte er eine lautere Jungfrau: Wenn diese einem Mann angetraut (verlobt) wird, ist sie nichtmehr frei für andere Männer - dies ist ja bis heute so. Paulus bezieht dies jetzt auf die Korinther und sagt ihnen damit: Auch ihr seid nich t mehr frei für irgendwelche Menschen, die euch verführen wollen, ihr Gehört einzig und allein eurem Herrn! Und dazu habe ich, Paulus 8der vom erhöhten Herrn berufene Apostel der Nationen), euch für Christus passend gemacht. Das Wort "angetraut" ist hier sehr unglücklich übersetzt, im Grunde ist das hier gebrauchte Wort "harmozein" von "Gelenk" oder Fuge "abgeleitet; F. H. Baader übersetzt den ersten Teil unseres Leitverses genauer: "denn ich verband euch gelenkig einem Mann..." Damit wird klarer was Paulus meint, nämlich die Gläubigen durch Gelenke in den Körper Christi Jesu einzubinden. Rauben wir also bitte dem Volk Israel nicht seine herrliche Stellung als "Braut des Lammes" und nehmen sie für uns in Anspruch - ist doch unsere Stellung als Glieder am Körper Christi nicht weniger herrlich!

Wir wollen diesem Thema noch einen Tag widmen, weil wir wissen, wie schwer alteingesessene Meinungen zu korrigieren sind.

Paulus hat, wie wir gestern angeführt haben, die Korinther weniger einem Mann angetraut oder verlobt (diese Übersetzung ist irreführend), sondern sie "gelenkig einem Mann verbunden" - bei dieser Übersetzung kann kein Zweifel mehr aufkommen, was gemeint ist. Und dieser "Mann", von dem die Rede ist, ist mit jenem vollkommenen und gereiften Mann identisch, der nach dem Maß des Vollwuchses der Vervollständigung des Christus ist (lies Eph 4:13). Und wenn wir in Eph 4:14 weiterlesen, dann sehen wir, dass es um die Standfestigkeit der Gläubigen geht, damit sie sich nicht mehr von jeder Lehre übertölpeln lassen - Paulus gebraucht hier das Bild der vom Wind hin und her getragenen Meereswellen - und dass sie klar erkennen, dass durch List der Irrtum planmäßig verbreitet werden soll. Und solch ein planmäßiger Irrtum ist unter vielem eben auch die Lehre, dass die Gemeinde Jesu Christi die Braut des Lammes sei!

Betrügerische Arbeiter versuchten in Korinth, die Gläubigen nicht nur auf ihre eigene Art für Christus zu gewinnen, sondern daneben auch für sich selbst. Paulus hingegen kannte nur das eine Ziel: Der "Eine" Mann und die lautere Gemeinde - und die Lauterkeit zeichnet Paulus durch das Bild einer "lauteren Jungfrau"! Wir müssen klar erkennen, dass damit nicht unsere Stellung gemeint ist, sondern der Zustand der Gemeinde! Die "lautere Jungfrau" symbolisiert die einfältige , nur eine Richtung verfolgende Hingabe an diesen "Einen". Während Christus Selbst gemäß Eph 5:26-27 die herausgerufene Gemeinde heiligt und reinigt (das ist Sein Werk), ist es des Apostels Aufgabe, die Gemeinde darzustellen, das heißt, über der Gemeine zu wachen, damit sie nicht wankt und sich von anderen beeinflussen lässt - und derart möchte Paulus uns alle dem Christus "darstellen", er will Ihm den Ertrag seiner Arbeit gewissermaßen zu Füßen legen.

2Kor 11:3

"Ich fürchte aber, ob nicht etwa, so wie die Schlange in ihrer List einst Eva täuschte, auch eure Gedanken verderbt würden, hinweg von der Herzenseinfalt und Lauterkeit, die auf den Christus gerichtet ist."

Ja, Paulus möchte seinem Herrn von Herzen gerne eine Körpergemeinde zu Füßen legen, die gemäß dem Bild einer lauteren Jungfrau aufrichtig und rein ist - aber er ist besorgt, dass es mit der korinthischen Gemeinde so gehen könnte wie einst mit Eva. Paulus wählt hier ganz bewusst diesen Vergleich, weil er ja im Vers zuvor von der lauteren Jungfrau sprach und Eva sich vor dem Sündenfall ja genau in diesem Zustand der Reinheit befand. Aber Eva wurde durch die List der Schlange getäuscht - und in dieser Gefahr standen die Korinther!

Was war die List der Schlange? Wir wissen es alle, doch wir können es nicht oft genug wiederholen und es uns vergegenwärtigen, weil die Taktik der Schlange heute genauso betörend ist wie damals! Und gerade in unserer heutigen Zeit wird der Mensch in einer Art und Weise verführt und von Gott entfernt, die wohl einmalig ist. Die Evolution feiert Sieg um Sieg, die Menschen werden von Urzeit Tieren (Dinosaurier) überflutet, womit bewiesen werden soll, dass die Angaben der Bibel von der Wissenschaft längst überholt sind. Zur selben Zeit, wo der Mensch im Begriff steht, der Erde ihren Todesstoß zu versetzen (Klimawandel), laufen die Vorbereitungen zur ersten bemannten Marslandung auf Hochtouren! Der Mensch ist größenwahnsinnig geworden! Wir könnten hier beliebig fortfahren, aber wir merken leicht, dass es nur um eines geht: "Es gibt keinen Gott - es dar keinen Gott geben!"

Ja, liebe Geschwister, es bedarf viel Mut, sich heute zu dem alleinigen Schöpfer zu bekennen, zu unserem Gott und Vater und in dieser Herzenseinfalt un dLauterkeit zu verharren, die auf Christus gerichtet ist!

Unser Leitvers kann uns nicht wichtig genug werden, ja, wir müssen ihn eigentlich ganz dick unterstreichen, denn sein Inhalt ist schwerwiegend und richtungsweisend!

Wir Gläubigen stehen im Spannungsfeld zweier Kräfte, die auf uns einwirken: Einmal der liebende Ruf unseres Herrn, in der Herzenseinfalt und Lauterkeit unsere Gedanken auf Ihn zu richten, zum anderen die Macht der Finsternis, di euns einflüstert, unsere Gedanken auf uns selbst zu richten. - "schaut euch doch an, was ihr alles leisten könnt, ihr braucht keinen Gott"! Wir merken hier sogar eine Steigerung zu dem, was bei Eva geschah. Bei ihr konnte die Schlange die Existenz Gottes nicht leugnen, sie täuschte Eva lediglich derart, "so zu sein wie Alueim"! Doch heute geht die List einen Schritt weiter: Es gibt gar keinen Gott, alles ist durch Zufall entstanden und hat sich nach und nach höher entwickelt - welch ein Trug!!!

Im Angesicht solch gigantischer Täuschung ist es alles andere als leicht, sich die oben genannte Lauterkeit und Herzenseinfalt zu bewahren und auf Christus zu schauen. Machen wir uns nichts vor, liebe Geschwister, das ist ein Kampf! Wer von. uns will den heute "nichts sein" vor der Welt? Wer will denn ausgelacht, verspottet oder im besten Fall bemitleidet werden, wenn er von Jesus spricht und Ihn bezeug?

"Jesus" ist unsere Mitte, Er ist unser Halt, Er ist alles für uns! Eingedenk 2Kor 3:18 wollen wir Ihn nicht nur einfältig und lauter bezeugen, sondern uns von Ihm durch dieses Leben führen lassen, auch wenn es uns bei den Menschen zu Toren macht - in Ihm sind wir reich!

2Kor 11:4

"Denn wenn jemand kommt und einen anderen Jesus heroldet, den wir nicht geheroldet haben, oder wenn ihr einen anderen Geist erhaltet, den ihr nicht durch uns erhieltet, oder ein andersartiges Evangelium, das ihr nicht durch uns empfingt, dann ertragt ihr das trefflich."

Unser Blick und unsere Gedanken müssen auf Jesus gerichtet sein, und dies in der inneren Gewissheit "Er hat alles vollbracht!" Nur so erlangen wir die tiefe Ruhe und den frieden in unseren Herzen, der all unserem Denksinn überlegen ist - das war der wunderbare Abschluss, den wir gestern haben durften.

Heute sehen wir, dass "Dreierlei" auf die Korinther einstürmt, bzw. womit sie verführt und getäuscht werden sollen: Ein anderer Jesus, ein anderer Geist und ein andersartiges Evangelium.

Kommen wir zum ersten Punkt: "ein anderer Jesus" - gibt es "den" überhaupt? In der Person in keinem Fall, wohl aber in Seiner Stellung! Die jüdischen Prediger, also erst einmal der Jünger Jesu, verkündigten den Sohn Gottes auf eRden, also den irdischen Jesus. Ihre Botschaft ist zum großen Teil in den sogenannten "vier Evangelien" niedergeschrieben. Paulus hingegen hatte es mit dem erhöhten, zur Rechten Gottes sitzenden Christus Jesus zu tun. Die List Satans ist damals wie heute die, dass wir uns mehr mit dem irdischen Jesus beschäftigen, anstatt gemäß Kol 3:1-4 nach dem zu trachten, was droben ist! Merken wir den Unterschied, liebe Geschwister?

Israel hat einen irdischen Auftrag, nämlich in Christus das All auf der Erde aufzuhaupten! Die Körpergemeinde hat zwar denselben Auftrag, aber das Aufgabengebiet liegt in den Himmeln (siehe Eph 1:10). Deshalb konnte Paulus in 2Kor 5:16 sagen, dass er nun Christus dem Fleisch nach nicht mehr kennt. Wer nur den irdischen Jesus verkündigt, betrügt die Körpergemeinde um seine wahre überhimmlische Berufung ... dagegen kämpft Paulus in Korinth und müsste auch heute noch vehement kämpfen.

Es entspricht dem Willen Gottes, dass wir zwar in unserer Stellung (unsere Rettung in der Gnade) unangreifbar sind (deswegen unsere Versiegelung mit dem heiligen Geist der Verheißung), aber in unserem Wandel sind wir durchaus beeinflussbar - und das nutzt der Widerwirker mit allen Kräften aus! So haben es die Korinther anscheinend trefflich ertragen, von dem erhöhten Christus Jesus weg und hin zu dem irdischen Jesus gelenkt zu werden, ihre wahre Berufung geriet somit mehr und mehr in den Hintergrund!

In gleicher Weise war es mit dem "anderen Geist" und dem "andersartigen Evangelium". Mit dem "irdischen Jesus" kam auch der gesetzliche Geist der Juden, verbunden mit ihrem Evangelium vom kommenden irdischen Königreich, welche Paulus ein "andersartiges Evangelium" nennt, weil es in eine andere Richtung führt: "Auf die Erde"! Wir können das ganze Problem mit drei Worten umreißen: Gesetz oder Gnade!

Das Schlimmste, was in den von Paulus gegründeten jungen Gemeinden passieren konnte, war eben diese Vermischung von "Gesetz und Gnade". Auch bei den Galatern hatte Paulus schwer zu kämpfen, der ganze Brief an die Galater befasst sich mit diesem Problem der Vermischung. Schon im ersten Kapitel dieses Briefes lesen wir von jenem "andersartigen Evangelium", welche hinweg von der Gnade Christi ins Gesetz führt! Und mit ungewohnter Härte verhängt der Apostel den Bann über jene Verführer, seien es Menschen oder Boten aus dem Himmel: "Er sei in den Bann getan"! Gesetz oder Gnade - das ist bis heute die tragische Frage an jedes einzelne Glied am Körper Christi Jesu!

2Kor 11:5

"Doch schätze ich, dass mir nichts mangelt, was die hervorragenden Apostel auszeichnet."

Paulus spricht von jenen, die ihn, bzw. sein Evangelium bewusst oder unbewusst angreifen. All jene Apostel um Petrus, mit denen Paulus ja lange gemeinsam gearbeitet hatte, glaubten zwar alle an Jesus als den Sohn Gottes, doch ihr Auftrage war irdisch! Darum sagte der auferstandene Herr vor Seiner Himmelfahrt zu Seinen Jüngern (Aposteln): "Daher geht. hin, macht alle Nationen zu Jüngern, tauft sie in den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu halten, was ich euch geboten habe". Wir haben es hier mit dem allseits bekannten, aber auch von sehr vielen gründlich missverstandenen "Missionsauftrag" zu tun. "Missverstanden" deshalb, weil gerade jene, die von dem "erhöhten Jesus" zum "irdischen Jesus" verführt wurden, meinten, sie müssten diesen Missionsauftrag ausführen! Und das Ergebnis: Trotz weltweiter Evangelisation, trotz Einsatz aller nur möglichen Mittel - es gibt bis heute kein einziges Volk, das zu Jüngern gemacht wurde!

Paulus liebte sein Volk, das ja seine Brüder dem Fleisch nach waren, und er liebte insbesondere jene, die an Jesus glauben durften. Dazu gehörten ja auch die Heiligen in Jerusalem, für welche die große Kollekte in den zurückliegenden Versen eingesammelt wurde. Der große Unterschied trat jedoch darin zu Tage, dass dies den irdischen Jesus verehrten und verkündigten, also auf das irdischen Königreich hinführten. Paulus hingegen führte zum erhöhten Herrn und zu unserer überhimmlischen Berufung! Beide Gruppen hatten ihre Apostel, und alle waren "hervorragend", nur eben auf unterschiedlichen Berufungsebenen! In diesem Sinn konnte Paulus schreiben, dass ihm nichts mangelt, was die hervorragenden Apostel auszeichnet!

Dass hierbei auch "falsche Apostel und betrügerische Arbeiter" ins Spiel kamen, sehen wir in den kommenden Versen.

2Kor 11:6

"Wenn ich auch wohl ungelernt im Ausdruck bin, so doch nicht in der Erkenntnis; sondern in jeder Hinsicht sind wir für euch in allem offenbar geworden."

Es gab sicher hervorragende Redner unter jenen Aposteln, die wir dem Königreich zuordnen müssen und es gab mit Sicherheit auch äußerst redegewandte Männer unter den Korinthern, die ihre Redekunst offen gegen Paulus einsetzten. Paulus hingegen gibt sich in unserem Leitvers äußerst bescheiden, obwohl wir ja schon gesehen haben, dass er eine sehr gute Ausbildung als Pharisiäer hatte, also durchaus dem gehobenen Stand zugerechnet werden durfte. Er unterscheidet aber zwischen "ungelehrtem Ausdruck", auf den er offensichtlich wenig Wert legt, und "Erkenntnis", die ihm so überaus kostbar ist.

Und wie tief durfte Paulus in den göttlichen Heilipslan hineinschauen und Erkenntnis über Erkenntnis sammeln! Keinem anderen Schreiber der Schrift waren solche Ein- und Ausblicke gewährt, wie ihm! Und so konnte er dann auch in Röm 11:33 ausrufen: "O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes" Wie unausforschlich sind Seine Urteile und wie unausspürbar Seine Wege!" Und einen Vers zuvor (Röm 11:32) lesen wir ja von einem dieser herrlichen Wege, dass Gott alle zusammen in die Widerspenstigkeit einschließt, damit Er Sich aller erbarme. Da wird in wenigen Worten der ganze Heilsplan Gottes offenbar gemacht! Und in Röm 11:36 vernehmen wir genauso knapp vom Verlauf der ganzen Schöpfung: "Denn aus Ihm, und durch Ihn und zu Ihm hin ist das All!"

Wer aus dem unausforschlichen Schatz der Erkenntnis schon die zwei obigen Verse fassen kann, darf sich allein damit eigentlich unendlich reich wissen, reicher als all die gelehrte Wissenschaft, die mit ihrer vermeintlichen Erkenntnis die Existenz Gottes zu leugnen sucht.

2Kor 11:7-8

"Oder beging ich etwa eine Sünde, als ich mich selbst erniedrigte, damit ihr erhöht würdet, weil ich euch das Evangelium Gottes umsonst verkündigt habe? Andere herausgerufene Gemeinden habe ich beraubt, indem ich Kostration nahm, um den Dienst an euch zu tun."

Einer der Vorwürfe gegen Paulus war offensichtlich, dass er den Korinthern das Evangelium Gottes umsonst verkündigte - eigentlich ein seltsamer Vorwurf, weil jeder doch froh sein könnte diese Botschaft kostenlos zu erhalten. Auch hier müssen wir uns wohl in jene Zeit zurückversetzen, wo es wahrscheinlich einer Herabwürdigung eines Amtes war, wenn dieses umsonst ausgeübt wurde, ja man fasste es sogar als "eine Sünde" auf.

"Seltsam" muten uns auch die weiteren Ausführungen des Apostels an: Er verzichtet bei den Korinthern auf ein ihm zustehendes recht auf Lebensunterhalt, in den mazedonischen Gemeinden hingegen, die viel ärmer als die Korinther waren, nahm er durchaus Kostration (= eine Ration an Kost), ja er gibt an, diese Gemeinden "beraubt" zu haben! Es gibt nur eine Erklärung für diese Aussage. Über viele Verse hinweg warb ja Paulus in Korinth für die Kollekte der Heiligen in Jerusalem. Der Ausführung dieser großen Sammlung wollte Paulus gerade in Korinth nicht derart im Wege stehen, dass er auch noch für sich selbst sammeln ließ. Deshalb erwarb er hier seinen Lebensunterhalt durch Handarbeit (Apg 18:3). Er gab damit gleichzeitig den Korinthern ein Vorbild seiner selbstlosen Liebe und erhöhte die Korinther dadurch, dass auch sie im Blick auf dieKollekte selbstlos handeln mögen.

Die Unterstützung Mazedoniens hatte Paulus ausdrücklich zu dem Zweck angenommen, um nach Korinth reisen zu können und dort unentgeltlich das Evangelium Gottes zu verkündigen - in diesem Fall sorgten die Schwächerein (Ärmeren) für die Reichen, damit diese auch "erhöht" werden können - und das kommt ja auch bei uns noch vor!

2Kor 11:9

"Als ich bei euch anwesend war und Mangel litt, fiel ich niemandem zur Last; denn meinen Mangel füllten die Brüder auf, die damals aus Mazedonien kamen. In allem hielt ich darauf, dass sich euch nicht beschwerlich fiel; und ich werde es auch weiterhin so halten."

Es gibt Verse im Wort Gottes, die hat man noch nie in Acht genommen, geschweige denn darüber nachgedacht - die momentanen Verse gehören wohl dazu. Aber wozu stehen sie dann in Gottes Wort? Wenn Paulus in 2Tim 3:16 schreibt, dass alle Schrift nicht. nur gottgehaucht, sondern für uns auch vielfältig nützlich ist, müssen es auch solche Verse sein, die wir gerade behandeln. Und was lernen wir?

Nun, wir sehen, wie sich die damaligen Gemeinden gegenseitig ergänzten; man sah nicht nur das Eigene, sondern hatte das Wohl aller im Auge. So erfahren wir, dass vor fast zweitausend Jahren arme mazedonische Gemeinden, die zum Teil doch sehr reiche korinthische Gemeinden derart unterstützte, dass dies erhöht würde, und dies im Sinn, dass sich der Apostel dazu erniedrigt hat, Handarbeit zu verrichten und dabei auch durchaus Mangel erlitt. Doch die Korinther wurden dadurch erhöht, dass sie freimütig das Evangelium hörten, dass sie im Glauben wachsen konnten, dass ihr Wandel diesem Wachstum gemäß war - die Erhöhung müssen wir also auf der geistlichen Seite sehen.

Wir sehen also einen Apostel, der mit äußerstem Zartgefühl und Liebe in Korinth wirkt, wir sehen mazedonische Gemeinden, die auch in ihrer Armut freigiebig über ihre Grenzen hinaus helfen, und wir sehen eine korinthische Gemeinde, die von allem den gewinn hat, dass sie in die richtige Richtung gelenkt wird. So sehr jeder einzelne Gläubige von Gott geliebt wird, so geht es doch um das Ganze - um die Körpergemeinde Christi Jesu. Sie muss für ihrer große überhimmlische berufung zubereitet werden. So dürfen also auch wir uns immer wieder prüfen, ob wir nur unser Wohl, oder das "aller" im Auge haben.

2Kor 11:10

"So gewiss die Wahrheit Christi in mir ist: dieser Ruhm soll mir in den Landstrichen Achajas nicht versperrt werden."

Wieder haben wir einen Vers vor uns, der - wird er nicht im Zusammenhang erkannt - kaum verstanden werden kann. Doch im Zusammenhang sehen wir, dass es um die Zubereitung geht, was in unserem Wandel zum Ausdruck kommt. Mit Drohungen und Zwang ist allerdings dieser würde Wandel nicht zu erreichen, es bedarf der Erkenntnis Gottes! Und gerade Pauli Evangelium enthüllt Gott als einen Gott der Liebe und Gnade, wobei die Botschaft der Versöhnung uns Kenntnis des Herzens und Wesens Gottes vermittelt. Auf keine andere Weise erfahren wir davon ! Und ist diese Erkenntnis erst einmal in unser Herz gedrungen, dann leiten uns Sein Geit und Seine Liebe auch zu einer ungeheuchelten Liebe anderen gegenüber.

Paulus wusste von alledem und vermittelte diese Botschaft unentgeltlich an die Korinther, ohne ihnen zur Last zu fallen. Er liebte sie mit einer heiligen Liebe der Geduld und Lindigkeit und des Erbarmens. Und worin bestand nun sein Ruhm? Er bringt ihm mit den Landstrichen Achajas in Verbindung, dem unteren Teil des heutigen Griechenlands, wo auch Korinth liegt und meint mit "Ruhm" seinen Dienst in der Wahrheit Christi., Und so wie die Liebe Christi ihn zum Dienst drängt (siehe 2Kor 5:14), so leitete ihn die Wahrheit Christi auf all seinen Wegen, auch in den Landstrichen Achajas. Menschlicher Ruhm war es also nicht, sondern er rühmte sich des Herrn.

Christus ist dem Apostel Paulus "Wahrheit" geworden, wir können auch "Wirklichkeit" sagen. Und vielleicht können wir uns heute darüber Gedanken machen, wie (oder ob) Christus in unserem Leben "Wirklichkeit" geworden ist! (?)

2Kor 11:11-12

"Weshalb? Weil ich euch etwa nicht liebe? Gott weiß es. Was ich nun tue, werde ich weiterhin tun, damit ich denen den Anlass abschneide, die einen Anlass suchen wollen, sich dessen rühmen zu können, dass man gefunden habe, sie handelten ebenso wie wir."

"Weshalb" - diese Frage bezieht sich auf seine Ablehnung, von den Korinthern Verköstigung anzunehmen und stattdessen lieber selbst zu arbeiten (wobei wir ja wissen sollten, dass Paulus in anderen Gemeinden durchaus die Unterstützung annahm, ja dass Brüder, die aus Mazedonien kamen, seinen Mangel in Korinth füllten). Und die Antwort auf das "weshalb" erfolgt sofort: "Weil ich (Paulus) euch liebe! Und Gott weiß dies.

Es mag in Korinth geredet worden sein, dass der Apostel die Korinther nicht so sehr liebt wie andere Gemeinden, aber sollten sie aus seinem heißen Ringen um sie nicht die Wahrheit gespürt haben? Es war kein Liebesentzug, dass er die Hilfe zur Verköstigung in Korinth ablehnte, er wollte nur eine klare Abgrenzung zu jenen Predigern ziehen, die damals (wie zum Teil auch heute noch) nur das Geld ihrer Zuhörer im Auge hatten. Die Verführung war, dass sie das Gesetz auf ihrer Seite. hatten, zum Beispiel: "Du musst den Zehnten geben"! Von solchen zweifelhaften Leuten wollte, ja musste sich Paulus klar abgrenzen! Seine Botschaft hieß: Ich suche nicht das eure, sondern euch!" Und deshalb die unbeugsame Ablehnungen jeglicher Kostration.

Pauli Gegner mögen sich gerührt haben, ihm ebenbürtig zu sein, doch sie scheiterten an Folgendem: Selbstlos zu dienen, ein hartes und entbehrungsreiches Leben zu führen und vor allem um Christi willen zu leiden. Hier wird der tiefe Gegensatz zwischen Berufsapostel (um Geld zu verdienen) und berufenem Apostel sichtbar!

2Kor 11:13

"Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, die sich zu Aposteln Christi verstellen."

Paulus wird deutlich! Er nimmt kein Blatt mehr vor den Mund! Seine Anklage ist in der Tat hart! Wir müssen aber zuerst klarstellen, dass er hier weit über jenen Personenkreis hinausgeht, der die Jünger Jesu umfasst, die ja ebenfalls Apostel waren und als solche wirkten. Aber auch diese Apostel Jesu Christi stellten aufgrund ihrer irdischen Berufung und der damit verbundenen Bejahung des Gesetzes (siehe Apg 21:20) eine Gefahr für die Körpergemeinde dar, die jedoch in keinem Verhältnis zu jener Gefahr war, welche dieser weitere Personenkreis in Korinth darstellte, den Paulus jetzt mit "falsche Apostel und betrügerisch Arbeiter" bezeichnet.

Paulus reißt diesen Männern ihre Maske ab, indem er sie zwingt, dass sie auch an dem gemessen werden, dessen sie sich rühmen - dies gehört zur Kriegsführung Pauli, um Bollwerke einzureißen. Und das falsche Ansehen dieser Männer war tat sächlich ein starkes Bollwerk gegen Pauli Evangelium.

Und was sind das für Männer? Nun, sie täuschen ihr Apostelamt nur vor; zwar arbeiten sie emsig, aber sie arbeiten betrügerisch, weil sie nicht für den Herrn arbeiten, sondern für ihren eigenen Vorteil, indem sie die eigene Ehre und den eigenen Gewinn suchen. Wir müssen allerdings sehr klar erkennen, dass Paulus diesen Leuten keine Irrlehre vorwirft, sein Vorwurf gilt also nicht der Dogmatik, sondern ihrer Unredlichkeit! Also keine falsche Theologie, sondern ein unwürdiger Wandel, innere Fäulnis und böse Heuchelei sind die Vorwürfe! Und aus diesem verderbten Wandel entsprang eine gefährliche Irreführung für die Korinther.

Für uns lautet die Botschaft: Die Lehre steht in einer tiefen Beziehung zu unserem Leben, unser Wandel muss mit unserer Erkenntnis übereinstimmen!

Wir müssen heute noch etwas deutlicher erklären, um was für Männer es sich handelt, auf die der Vorwurf, falsche Apostel und betrügerische Arbeiter zu sein, zutrifft, schließlich ist die Gefahr heute nicht geringer geworden, eher im Gegenteil!

Was war nun das gefährliche an diesen Männern? Die Antwort ist kurz und deutlich: Sie suchen nicht das, was des Christus ist, sondern sie suchen das "ihre"nämliche ihre eigenen Interessen und Vorteile. Wohlgemerkt, damit sind sie keine Irrlehrer, sie lehnen ja Christus nicht ab, im Gegenteil! Gerne lassen sie sich von ihren Sünden und Bosheiten durch Sein Blut freisprechen, aber sie wollen nicht von ihren guten Eigenschaften oder persönlichen Vorzügen und Überlegenheiten getrennt werden, um allein in Christus erfunden zu werden! Sie wollen nicht wahr haben, dass die Art und Weise des Todes Christi ein Ende hinter alles setzt, was selbst der religiöse Mesnch in sich selbst ist. Sie wollen also noch jemand sein, sie wollen ihr "Ich" nicht kreuzigen, und damit macht sie das Wort Gottes zu "Feinden des Kreuzes Christi", wie wir es in Phil 3:18 lesen. Und zu dieser Schriftstelle muss noch gesgat werden (auch wenn es manche nicht verstehen wollen) dass diese Feinde des Kreuzes "Gläubige" sind! Der Untergang, von dem hier die Rede ist, bezieht sich auf ihren Wandel, nicht auf die Rettung in der Gnade, weil ja der Wandel das Hauptthema im Philipperbrief ist!

Die falschen Apostel lehrten gefährliche Freiheitsparolen, die sie als geistliche Höhenwege darstellten. Paulus lehrte die Freiheit vom Gesetz, sie hingen lehrten die. Freiheit im Wandel, die Kraft des eigenen "Ichs"! Merken wir, liebe Geschwister, wie fein der Unterschied und wie hoch die Gefahr ist, mehr auf jene zu hören, die unser Fleisch stärken wollen?

2Kor 11:14

"Und dies ist nichts Erstaunliches; denn Satan selbst verstellt sich zu einem Boten des Lichts."

Es ist schon erschreckend, wenn wir sehen müssen, wie schon in dieser jungen Gemeinde Paulus kämpfen musste, wie sogar das Apostelamt nachgeahmt und verfälscht werden konnte; aber Paulus wunderte sich offensichtlich darüber nicht, weil er nur zu gut über die Machenschaften des Widerwirkers Bescheid wusste. Und das Gefährliche ist, dass er nicht leicht erkenntbar ist, sondern sich als "Bote des Lichts" tarnt und damit bis heute (also auch bei uns) Zugang und offene Ohren findet. Und die Verführung gelingt deshalb so oft, weil unser Fleisch angesprochen wird - und hier sind wir naturgemäß empfänglich!

Ein Bote des Lichts verführt die Gläubigen nicht plump, indem er zum Beispiel Christus leugnen würde - das würde ihn ja sofort entlarven; sein Kriegsführung ist gut getarnt. Und er versteckt sich hinter jenen Männern, die wie wir schon gestern sahen, ihr "Ich" nicht kreuzigen lassen wollen - die Verführung gilt, und das können wir nicht oft genug sagen, unserem "Ich"!

Wie weit darf nun Satan gehen? Wir wissen, dass unser "Rettung in der Gnade" auch für Satan unantastbar ist! Hier kann er also die Heben nicht ansetzen! Antastbar hingegen ist unser Dienst und Wandel, hier kann er verheerenden Schaden anrichten, der so weit geht, dass all unsere Werke total verbrennen (1Kor 3:14) oder gemäß Phil 3:18 dem Untergang geweiht sind.

Satan wurde als göttliches Werkzeug in seiner Boshaftigkeit geschaffen, um uns zum Kampf herauszufordern (lies Eph 6:10 ff.) weil es Gottes Wille ist, dass wir kämpfen! Das dient zu unserer Zubereitung für unsere überhimmlische Berufung "Gebt daher Obacht, Brüder, wie ihr genau wandelt..." (Eph 5:15)!

2Kor 11:15

'"Daher ist es nichts Großes, wenn sich auch seine Diener als Diener der Gerechtigkeit verstellen, deren Abschluss aber ihren Werken entsprechend sein wird."

Wir merken, liebe Geschwister, wie sich auch mit dem heutigen Leitvers unsere bisherige Auslegung deckt, allerdings nur, wenn wir immer das Gesamtthema dieses Briefes im Auge behalten. WEr sind nun die in unserem Leitvers angesprochenen Diener Satans!

Mit Sicherheit steht uns die geballte Macht der Finsternis gegenüber, Eph 6:12 nennt Fürstlichkeiten, Obrigkeiten, Weltbeherrscher dieser Finsternis und geistliche Mächte der Bosheit inmitten der Überhimmlischen. Diese treten aber nich toffen oder direkt auf, sondern wirken - ob wir es wahrhaben wollen oder nicht - auch durch Gläubige, und zwar durch solche, die wir zurückliegend beschrieben haben. Wer nicht bereit ist, sein Fleisch zu kreuzigen, wer mehr "das Eigene" sucht, anstatt "das des Christus", wird schnell missbraucht, das heißt, er wird ein Diener der Finsternismächte. Diese Diener predigen zwar Gerechtigkeit, aber sie lassen die Gnade und den Frieden des Evangeliums in ihren Werken und in ihrer Gesinnung vermissen - sie werden damit zu Heuchlern, die ihren eigenen Ruhm suchen und derart die anderen Gläubigen verführen.

Paulus zielt also ganz exakt auf jene Gruppe innerhalb der korinthischen Gemeinde, die er schon in 1Kor 3:10-15 angeführt hat, die nicht auf dem Grund Jesu Christi ihren Dienst und Wandel vollziehen, sondern ihren eigenen Grund gelegt haben. Ihr Abschluss ist ihren Werken entsprechend, gemäß 1Kor 3:15 verbrennen sie (ihre Werke) im F euer, sie selbst aber werden gerettet, wobei sich die Rettung nur auf solche bezieht, die auch tatsächlich zur Körpergemeinde berufen wurden (es gibt auch sogenannte Mitläufer, die durchaus eine lange Zeit aktiv mitwirken, dann aber plötzlich stehen bleiben.)

Paulus rühmt sich seiner Schwachheit

2Kor 11:16

"Nochmals sage ich, es meine niemand, ich sei unbesonnen. Wenn aber doch, so nehmt mich nur als unbesonnen an, damit auch ich mich ein klein wenig rühmen möge."

Wieder stehen wir heute vor einem Vers, dem kaum Bedeutung bzw. Aussagekraft zugemessen wird - er wird einfach überlesen! Doch bei einer gründlichen "Vers für Vers - Auslegung" spüren wir, dass auch diese Worte eine gewichtige Aussagekraft haben, sie sind der Anfang einer Versgruppe (Vers 16-29), in welchen Paulus gründlich mit seinen Gegnern abrechnet. Das hat er zwar bisher auch getan, doch nun kommt eine neue Komponente hinzu, er vergleicht sich mit seinen Gegnern.

Wir, die wir Paulus als den allein zuständigen Apostel der Körpergemeinde Christi Jesu schätzen, haben jetzt die Gelegenheit, Dinge aus dem Leben des Apostels zu erfahren, die wir sonst nie gehört hätten. Es ist nämlich der schwere Zerbruchsweg, auf welchen der Herr seinen berufenen Apostel und treuen Diener geführt hat - und Paulus kann hierbei eine lange Liste von Leiden und Drangsalen aufzählen! Er berichtet das alles den Korinthern (und uns), um zu helfen, den gewaltigen Unterschied zwischen sich und den betrügerischen Arbeitern zu erkennen. Es ist nicht der äußere Glanz, in welchem Paulus seine Gegner übertrifft, sondern es ist der Kreuzesweg Christi, welchen er an seinem Leben aufzeigt und wodurch er alle berufenen Gläubigen aufruft, ihm. zu folgen.

Paulus beginnt damit, noch einmal den Vorwurf der Unbesonneheit zu beseitigen; sollte es ihm nicht gelingen, ist er trotzdem zuversichtlich, dass sein Leben im Zeichen des Kreuzes ein so gewaltiges Zeugnis ist, dass allein die Aufzählung seiner Leiden genügen muss, um die Korinther von der Echtheit seines Dienstes zu überzeugen; "ein klein wenig sich rühmen" nennt der das - und diese Art von Ruhm ist durchaus gottgemäß, denn er dient als Ansporn zu einem entsprechenden Wandel.

2Kor 11:17

"Was ich jetzt rede, das rede ich nicht im Sinne des Herrn, sondern wie in Unbesonnenheit, in der Voraussetzung, Ursache zum Rühmen zu haben."

Wenig oder nichts hört man auch über unseren heutigen Leitvers, obwohl er gleich eine recht brisante Aussage macht: Paulus redet nach seinen Worten nicht im Sinne des Herrn! Da möchte man eigentlich doch fragen: "Kann das wirklich sein, Paulus?"

Um zu verstehen, was Paulus zu solchen Worten bewegt, müssen wir uns wieder einmal zurück in die Lage der Korinther versetzen. Es ist wohl klar, dass sich selbst zu rechtfertigen, seine Stellung zu behaupten und auf seine Leistung hinzuweisen, nicht im Sinne Jesu sein kann; zu Recht schreibt deshalb Paulus von "Unbesonnenheit"! Und warum handelt er dann so? Ganz einfach, weil es die Lage in Korinth so erfordert!

Das Verhalten des Apostels wurde stets auch vom Verhalten der Gemeinden mitbestimmt und speziell in Korinth musste Paulus auf ihre Eigenart eingehen - und eine dieser korinthischen Eigenarten war "das Rühmen" (wobei hier besonders der Eigenruhm jener falschen Apostel und betrügerischen Arbeiter gemeint ist). Paulus musste sich auf dieses Niveau herunterlassen, um bei den Korinthern nicht nur gehört, sondern auch verstanden zu werden. Also rühmte auch er sich, weil er wohl mehr als alle anderen Grund dazu hatte. Allerdings bestand sein Ruhm nicht darin, dass er seine Taten, seine Vorzüge und Stärken aufzählte, vielmehr rühmte sich Paulus seiner Schwachheit! Die Korinther werden sicher aufgeschreckt worden sein, als sie hören mussten, dass ihres Apostels einziger Ruhm die Fülle seiner schweren Leiden für Christus ist.

Vordergründig sprach Paulus also nicht im Sinne des Herrn, doch tiefer gesehen konnte er von sich aus gar nichts sagen, weil Gott alles bewirkt, auch wenn es erst einmal unbesonnen erscheint!

2Kor 11:18-19

"Weil viele sich dem Fleisch nach rühmen, will auch ich mich einmal rühmen. Denn gern ertragt ihr die Unbesonnenen, die ihr so besonnen seid!"

Es ist, wie wir gestern angedeutet haben, auch einmal nötig, sich den Eigenarten von Menschen anzupassen, um sich überhaupt verständlich zu machen. Um aber jedem Missverständnis vorzubeugen: Hierbei geht es nicht darum, seine Meinung den Menschen anzupassen oder bei einer Predigt dies oder jenes zu verschweigen, weil es manche Gläubige nicht hören wollen - es geht vielmehr darum, sich auch einmal dem Stil der Zuhörer anzupassen, damit diese überhaupt aufwachen.

Und gerade das Fleisch, das doch gar nichts nützt, wurde in Korinth gepflegt und hochgehalten. Dabei ist das biblische Zeugnis über das Fleisch eindeutig: "Die aber im Fleisch sind, können Gott nicht gefallen" (Röm 8:8); im Fleisch wohnt nichts Gutes (gem. Röm 7:18). "Der Geist ist es, der lebendig macht, das Fleisch nützt dabei überhaupt nichts" (Joh 6:63). Besonders wichtig zu wissen ist für uns, dass sich das Fleisch nicht verändern kann! Jeder Versuch unsererseits, es besser zu machen, ist zum Scheitern verurteilt. Die Gesinnung des Fleisches, also sein Ende, ist immer nur der Tod (siehe Röm 8:6). Das Einzige, was wir mit unserem Fleisch machen können, ist, es vorzeitig in den Tod. zu bringen, und das geschieht auf der Ebene des Glaubens! Im Glauben dürfen wir erfassen, dass auch unser Fleisch mit Christus mitgekreuzigt ist (lies Röm 6:6 ff). Damit werden wir "zwiegespalten" - Paulus drückt dies in Röm 7:25 so aus: "Folglich, auf mich selbst gestellt, sklave ich demnach mit dem Denksinn dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde."

Jene, die sich in Korinth dem Fleisch nach rühmten, rühmten sich im Grunde "dem Gesetz der Sünde" - und die Korinther ertrugen dies offensichtlich!

Das schwierige Thema über "das Fleisch", das wir gestern angeschnitten haben, wollen wir auch heut noch etwas ausbreiten, weil es von äußerster Wichtigkeit ist, dass wir darüber Bescheid wissen und uns dieses Wissen auch ständig vergegenwärtigen. Gerade unser Fleisch ist ja das Einfallstor für den Widerwirker, hier kann er uns spürbar treffen! Und wenn Paulus an früherer Stelle vom "Einreißen von Bollwerken" schrieb, dann sind es gerade diese fleischlichen Bollwerke, die den Gläubigen von Anfang an so sehr zu schaffen machten.

Wir haben immer wieder be tont, dass es dem Willen Gottes entspricht, dass wir auf Erden kämpfen müssen - die Erfahrung dieser Kämpfe ist im Grunde das Einzige, worin sich das wahre Kind Gottes von einem bloßen Bekenner unterscheidet! Denken Sie, liebe Geschwister, doch einmal intensiv über die Tatsache nach!!! gerade die Tatsache der Erfahrung dieses Kampfes ist daher die beste und für uns klar erkennbare Versicherung, dass wir ein berufenes Gotteskind sind. Es geht hier um den Kampf des Geistes gegen das Fleisch! Anders ausgedrückt: Mit unserem Denksinn müssen wir täglich unser Fleisch ans Kreuz verweisen, weil es sich täglich meldet und in den Vordergrund drängt (eigenen Ruhm sucht) - es ist also ein Kampf zwischen den zwei Naturen in uns, einem dem seelischen Menschen (der alten Natur, dem Fleisch) und dem, was vom Geist ist (der neuen Natur). Wenn wir hier oft wechselnde Begriffe verwenden, dann deshalb, weil auch Gottes Wort für das Fleisch Begriffe wie alter Mensch, alte Natur, äußerer Mensch, seelischer Mensch verwendet, im Gegensatz zum neuen, inwendigen und geistlichen Menschen. Wir müssen also wissen, dass bei all den Bezeichnungen einmal unser Fleisch und zum anderen unser Geist angesprochen ist. "Weil viele sich dem Fleisch nach rühmen..." kämpfen wir doch gegen diese Art von Ruhm an!

2Kor 11:20

"Ihr ertragt es doch, wenn man euch völlig versklavt, wenn man euch aufzehrt, wenn man von euch nimmt, wenn jemand überheblich ist, wenn man euch ins Angesicht schlägt."

"Ihr ertragt gerne die Unbesonnenen" - das war der Vorwurft in Vers 19; mit dem heutigen Leitvers setzt Paulus die Vorwürfe massiv fort.

Was haben sich die Korinther doch von denen alles gefallen lasse, die sich ihrer eigenen Größe rühmten, die Gemeinde von Paulus trennen und in die eigene Hand zu bekommen suchten - die Korinther ertrugen diese Unbesonnenen, ja sie ertrugen es sogar gerne! Im Grunde sehen wir hier jenen Kampf, der gestern unser Hauptthema war, der Kampf der alten gegen die neue Natur in uns. Und dass die Korinther sich dies alles sogar gerne gefallen ließen, zeigt, wie mächtig das Fleisch in uns ist! Es ist eine Reihe von Erduldungen, die Paulus den Korinther vorhält, an der Spitze steht die "Versklavung". Damit meint Paulus dass die Herrschsucht dieser be trügerischen Arbeiter obenan steht; sie wollen Macht ausüben, Macht über andere! Und in diesem "Machtwahn" reißen sie alles an sich, sie nehmen, was sie können - die Korinther werden "aufgezehrt"! Dazu kommt noch das "von euch Nehmen", was die Habgier kennzeichnet. Zum Schluss nennt Paulus die Überheblichkeit jener falschen Apostel, die so ausgeprägt war, dass sie die Korinther gleichsam ins Angesicht schlugen.

Es berührt uns hier, wie stark doch das Fleisch in den Korinthern wirkte (und wohl auch in uns wirkt). Unterschätzen wir also das Fleisch nicht, der Kampf muss mit allen Mitteln der göttlichen Waffenrüstung geführt werden. Die Korinther mussten lernen, dass das Fleisch nur demütigt, aufzehrt, ja versklavt, dass hingegen wahre Freiheit nur im Geist zu finden ist, dem Geist Christi Jesu!

2Kor 11:21

"Zur Unehre könnte ich sagen, dass wir zu schwach aufgetreten sind."

Wir wollen bei allem "Kampf" von dem wir ja viel gehört haben, nicht übersehen, wie Paulus uns immer wieder einen Blick in sein Inneres tun lässt, wie auch er nur ein Mensch mit Stärken und Schwächen ist - so dürfen wir unseren heutigen Leitvers anschauen.

Paulus macht sich also Gedanken, ob er und seine Mitarbeiter zu schwach aufgetreten sind! In 2Kor 10:1 sprach er den Korinthern durch Sanftmut und Lindigkeit de sChristus zu und betonte, wie demütig er von. Angesicht bei ihnen war, und in 2Kor 10:10 hebt er hervor, wie schwach sein Körper in der Anwesenheit in Korinth war und das Wort für nichts zu halten war. War also seine Anwesenheit in Korinth wirklich zu lau? Hätte er energischer auftreten sollen? Hätte er die Korinther mit harten Worten aufrütteln sollen?

"Zur Unehre könnte ich dies sagen!" - und das Wörtchen "könnte" weist uns darauf hin, dass es eine menschliche. und einen göttliche Sicht der Dinge in Korinth gibt. Die menschliche Sicht ist eben die, dass man durch ein zu schwaches Verhalten Gottes Ziel nicht erreicht, Ihm also Unehre gemacht hat; die göttliche Seite ist die, dass bei Gott alles seine Zeit hat, so lesen wir es in Pred 3:1 ff. Und der langen Aufzählung Salomos können wir heute n och anfügen, dass auch die Reife der Gemeinde, ja jedes einzelnen Gläubigen, seine Zeit hat. Und da Paulus von seinem Herrn geführt wurde, hat er nichts zur Unehre Gottes getan, wiewohl es menschlich so aussehen könnte, vielmehr hat Gott auch den Korinthern Zeit gegeben, sich zu entwickeln, wobei es für sie. zu erkennen galt, dass "Kampf" auch für sie notwendig war.

Auf uns gesehen dürfen wir uns immer wieder zusprechen, nicht ungeduldig zu sein, wenn es nicht so geht, wie wir es uns vorstellen - auch uns hat Pred 3:1 etwas zu sagen!

"Worin aber jemand zu gewagt ist (ich rede in Unbesonnenheit) bin auch ich zu gewagt:"

Wir könnten Pauli Worte im heutigen Leitvers auch auf etwas andere Weise wiedergeben, etwa so: "Wenn anscheinend bei euch Korinthern schon so viele etwas zu sagen wagen (ich sage dies auf meine menschliche Art), kann ich es genaus wagen, euch etwas. zu sagen.

Wir müssen hier noch einmal festhalten, welcher Personenkreis gegen Paulus stand: Da waren zum einen Glieder innerhalb der korinthischen Gemeinde, die zwar keine Irrlehren verbreiteten, dafür als Feinde des Kreuzes gesehen werden müssen, weil sie ihr "Ich" nicht kreuzigen wollten. Sie waren auf ihren eigenen Vorteil bedacht und fühlten sich durch die Lehre Pauli gestört - deshalb ihre Ablehnung ihm gegenüber. Mit diesen hat ja Paulus in den letzten Versen abgerechnet. Zum anderen hatten auch die Apostel in Jerusalem einen gewissen Einfluss bei nach Korinth, schließlich reiste ja beispielsweise auch ein Apostel wie Petrus bis nach Rom und verkündigte das nahe gekommene Königreich auf Erden. Die Botschaft des Königreichs war also nicht unbekannt. Im Blick auf die folgenden Verse müssen wir davon ausgehen, dass Paulus jetzt vermehrt jene machtvollen Apostel im Visier hat, die zwar seine Volksgenossen sind, aber seinem Evangelium der Gnade entgegenstehen, weil sie all Eiferer für das Gesetz sind.

Wir dürfen annehmen, dass sich auch solche Stimmen in Korinth regten: Der Paulus will ein Apostel sein? Der wirkt doch völlig schwach und elend! Wo bleiben seine Machttaten, seine Zeichen und Wunder? Da treten doch die Apostel wie Petrus oder Johannes ganz anders auf! Warum sollten wir auf so einen schwachen Mann hören!

Starke Worte waren das, die Paulus zu hören bekam; seine Antwort: "Also gut... denn rede ich ich stark (gewagt)!

2Kor 11:22

"Hebräer sind sie? Ich auch! Israeliten sind sie? Ich auch! Abrahams Same sind sie? Ich auch!"

Unser Leitvers zeigt jetzt eindeutig, wohin die Blicke des Apostels Paulus gehen: Zu seinen eigenen Stammesgenossen! Korinther, also solche aus den Nationen kann er hier nicht gemeint haben. Was hat nun Paulus im Vergleich seiner Person und seines Dienstes mit jenen Aposteln und ihrem Dienst in Jerusalem zu sagen?

Als ersten Vergleich bringt Paulus die Abstammung ins Spiel - "Hebräer sind sie" (die Apostel in Jerusalem). Also Nachkommen jenes geheimnisvollen uralten Volkes, das auch den Griechen Eindruck machte. Das Wort "Hebräer" bedeutet "Durchziehe", es war der besondere Name der Juden, die an den Sitten und Überlieferungen der Väter festhielten (im Gegensatz zu den jüdischen Hellenisten, die sich den griechischen Einflüssen öffneten). Zum ersten Mal taucht der Name in 1Mo 14:13 in Verbindung mit "Abram" auf.

Und Paulus? Stammte er nicht aus Tarsus, eine glänzenden und kulturell hochstehenden Stadt in der Provinz Cilicien? Und war er nicht sogar ein Römer (Paulus hatte tatsächlich schon von Geburt an die römische Staatsbürgerschaft, die seine Familie als geachtete Pharisäer erwarb)? Gehörte er gar am Ende gar nicht jenem Volk der Hebräer an? Mit einem unmissverständlichen "Ich auch!" klärt Paulus diese Frage.

Und Israeliten sind sie (die Apostel in Jerusalem), Abrahams Same. Wir hören hier drei Bezeichnungen, die jede für sich ihre Bedeutung hat: "Hebräer" bezeichnet die völkische Abstammung, "Israel" bedeutet die Zugehörigkeit zum theokratischen Bundesvolk, und "Abrahams Same" beinhaltet die Teilhaberschaft an den Verheißungen. Das alles konnten die Apostel in Jerusalem aufweisen undsich dessen rühmen - aber Paulus auch!

2Kor 11:23

"Diener Christi sind sie? (ich spreche unsinnig.) Ich bin es weit mehr als sie; in Mühen, übermäßiger, in Gefängnissen übermäßiger, unter Schlägen überreichlich, oftmals in Todesgefahr."

War in Vers 22 noch die volle Übereinstimmung mit den Aposteln in Jerusalem, so ändert sich das jetzt - Paulus zählt Dinge auf, denen er sich weit mehr rühmen kann als sonst irgend jemand, und dies beginnt mit "Diener Christi".

"Ja, Entschuldigung, Paulus", möchte man da sagen, "waren die Apostel in Jerusalem keine Diener Christi?" Ist es nicht fast schon Unsinn, auf jene, die gemäß Gal 2:9 für Säulen in Jerusalem gehalten werden, herabzublicken? Sind Männer wie Jakobus, der leibliche Bruder des Herrn, oder Petrus, das Haupt der Zwölf, oder Johannes, der Jünger Jesu, den Er lieb hatte, weniger wert? Sind sie minderwertige Diener Christi? Erinnert Pauli Unterscheidung nicht an jenen bekannten Streit unter den Jüngern Jesu, wer der Größte unter ihnen sei? Ist es nicht in der Tat unsinnig, wenn ein Diener Christi behauptet, besser zu sein als die anderen?

Wir sehen, liebe Geschwister, dass es gar nicht so leicht für Paulus war, sich zu rechtfertigen, zumal er sich ja in 1Kor 15:8-9 als "der geringste unter den Aposteln" genannt hat, einer "der nicht würdig genug ist, Apostel genannt zu werden". Allerdings hebt er dann in Vers 10 hervor, dass er sich dafür auch weit mehr als sie alle gemüht hat - wird Paulus jetzt aufzählen, wie viele Gemeinden er gegründet hat? Wird er sich jetzt rühmen, wie viele Menschen er zu Jesus geführt hat? Wird er nochmals auf die Kollekte hinweisen, die durch ihn für die Heiligen in Jerusalem durchgeführt wurde?

Das zuletzt aufgeführte Rühmen wäre menschlich, doch wir sehen, dass sich der Apostel ganz anderer Dinge rühmt, nämlich seiner Lasten, seiner Nöte und Leiden - und damit unterscheidet er sich bis heute wohl auch von manchen unter uns!

Das Wort "unsinnig" macht uns zu schaffen, kann Paulus unsinnig reden, und dies auch n och in geschriebenen Wort Gottes? Ein Blick in die Übersetzung von Baader ist hilfreich, er übersetzt hiermit "danebensinnend" und damit bekommt das Wort eine andere Bedeutung: Paulus redet keinen Unsinn, wie es im herkömmlichen Sprachgebrauch verstanden wird, sondern "er sinnt hier neben das hinaus", was er eigentlich sinnen sollte, indem er sich seiner Leiden rühmt. In Phil 2:5 spricht uns Paulus zu: "Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus ist" - war es des Herrn Gesinnung, Sich Seiner Leiden zu rühmen? Ein klares "Nein"! Wenn es Paulus hier trotzdem tut, sinnt er daneben, aber es ist notwendig, um sein Evangelium von jenem der Jünger Jesu in Jerusalem zu unterscheiden.

WEnn Paulus hier beginnt, seine Mühen und Leiden aufzuzählen, so mag von manchen ein "Aber" kommen - Petrus. zum Beispiel hat doch auch gelitten, war auch im Gefängnis und starb vermutlich wie Paulus auch den Märtyrertod in Rom. Wir können solchen Erwägungen nur begegnen, wenn wir ein klares Wissen um die zwei unterschiedlichen Werkzeuge Gottes haben, einmal das Volk Israel mit einer irdischen Berufung. Mit Pfingsten erging ein erneutes Angebot an das Volk Israel, ihren Messias in dem gekreuzigten Jesus zu erkennen und Ihn anzunehmen - das Königreich der Himmel war nahe gekommen. Die Apostel unter der Führung von Petrus waren dazu mit allen Machttaten ausgestattet, doch das Volk lehnte ab. Die Folge: Das Angebot wurde zurückgenommen und der anfangs in Zeichen und Wundern so mächtige Petrus brauchte diese göttliche Machtausstattung nicht mehr - das Evangelium ging durch Paulus an die Nationen. Und Apg 9:16 sagt uns, dass Paulus (im Gegensatz zu Petrus) zum "Leiden um Christi willen" bestimmt war!

Wir nehmen noch einen Tag für diesen Vers 23, um auch wirklich zu verstehen, worum es Paulus geht, und wir knüpfen noch einmal an Apg 9:16 an, weil hier ersichtlich ist, dass dem Apostel Paulus von Anfang an bestimmt war, um Jesu Namen willen zu leiden; und den Grund hierfür zeit er uns in 2Kor 12:9b: Gottes Kraft wird in der menschlichen Schwachheit vollkommen gemacht (wir kommen noch später auf diese Aussage zu sprechen). Nur unter diesem Aspekt wird uns vermehrt klar, warum Paulus so eindringlich von der "zweiten Gnade" spricht, nämlich nicht nur die Vorteile in Anspruch zu nehmen, die der Tod Jesu am Kreuz für uns bewirkt hat, sondern auch in die Gemeinschaft Seiner Leiden und Seines Trostes einzutreten - und die Fülle an Leiden, welche diese zweite Gnade mit sich brachte, mussten die Apostel, die für das irdische Königreich standen, nicht auf sich laden!

Halten wir also zusammenfassend fest: Das irdische Königreich, vertreten von den Jüngern Jesu, gründet auf sichtbaren Machttaten wie Zeichen und Wundern. Die Menschen müssen überzeugt werden! Die Körpergemeinde. Christi Jesu hingegen hat es mit der unsichtbaren Welt zu tun, hier bedarf es keiner sichtbaren Machttaten, vielmehr wird jedes Körperglied einmal ein Schaugefäß Seiner Gnade sein, an dem Gott den staunenden überhimmlischen Geschöpfen zeigt, was Seine Kraft auch (oder gerade) an leidenden Menschen vermag!

Nur mit diesem Wissen verstehen wir, wenn sich Paulus im Folgenden rühmt, in Mühen und in Gefängnissen übermäßiger als die Apostel unter Petrus gewesen zu sein, was auch auf Schläge und Todesgefahr zutrifft und wovon noch die folgenden Verse berichten.

2Kor 11:24-25

"Von den Juden erhielt ich fünfmal vierzig Schläge weniger einen. Dreimal wurde ich mit Ruten gepeitscht, einmal wurde ich gesteinigt, dreimal erlitt ich Schiffbruch, eine Nacht und einen Tag habe ich im Sumpf verbracht."

Wenn wir, zusammen mit dem gestrigen Vers, die doch sehr genaue Auflistung der Leiden Pauli lesen, dann fragen wir uns, warum er dies so peinlich genau tut, und wir fragen auch, was uns das heute sagen soll. Für die Korinther mag eine pauschale Nennung der Leiden ihres Apostels zu ungenau oder gar übertrieben geklungen haben, Paulus musste deshalb deutlicher werden. Dabei war sein übermäßiges Mühen ja allen sichtbar, seine Gefängnisaufenthalte bekannt und auch über die Schläge hatte man Kenntnis, sie hinterlassen ja normalerweise sichtbare Spuren. Zu der. uns merkwürdig vorkommenden Zahl der Schläge: Nach dem jüdischen Gesetz (5Mo 25:2-3) durften höchsten vierzig Schläge ausgeteilt werden und damit diese Höchstzahl nicht durch ein versehen überschritten wurde, gab man gewöhnlich einen Schlag weniger (was aber die grausamen Schmerzen kaum mehr linderte).

Uns könnte man beim Lesen solcher Berichte fragen, ob wir auch bereit wären, um Christi willen solche Schmerzen zu erdulden? Es gibt ein Buch (leider vergriffen): "Gemeinde Jesu in Knechtsgestalt - ein Gang durch ihre zweitausendjährige Geschichte", das zutiefst erschüttert! Wir haben es heute wohl verdrängt, unter welchen grausamen Qualen di ein Christus Gläubigen leben mussten und zum Teil in anderen Ländern auch heute noch leben müssen), wie sie selbst in abgelegensten Hochtälern der Berge von römischen Schergen aufgespürt und abgeführt wurden - da fragt man sich doch, warum wir heute zumindest in Europa von solchen Leiden verschont sind! Können wir nicht m ehr leiden? Wollen wir nicht mehr leiden? Gehet es uns zu gut? Erinnern wir uns hier und heute zurück an 1Kor 12:26: "Und sei es, dass ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit..." Die leidenden Gläubigen in der Vergangenheit (einschließlich die des Paulus) können also nicht so einfach an uns vorbei gehen!

2Kor 11:26

"Oftmals unterwegs, war ich Gefahren durch Ströme ausgesetzt, Gefahren durch Wegelagerer, Gefahren durch mein eigenes Geschlecht, Gefahren durch die Nationen, Gefahren in der Stadt, Gefahren in der Wildnis, Gefahren auf dem Meer, Gefahren unter falschen Brüdern."

Wir reden oft zu leichthin von den drei großen Missionsreisen des Paulus und vergessen dabei, wie mühevoll das damalige Reisen war. Es gab keine Flugzeuge, Züge oder Autos, mit denen man mal schnell eine große Strecke zurücklegen konnte - zum großen Teil mussten die Wege in mühevollen Fußmärschen bewältigt werden. Die Gefahren, die hierbei lauerten, sind in unserem heutigen Vers aufgezählt.

Eine ganz spezielle Gefahr stellten wohl die "falschen Brüder" dar, die überall in den jungen Gemeinden Einlass fanden und ihr unheilvolles Wirken begannen. Wir haben solch ein den zurückliegenden Versen gerade in Korinth kennengelernt und miterlebt, wie Paulus sie in unmittelbaren Zusammenhang mit "Satan als Engel des Lichts" stellte. Und Satan hat ein Heer von Helfern und Dienern, die sich als "Diener der Gerechtigkeit" verstellen. Auch Paulus lernte mehr und mehr, dass sein Kampf gemäß Eph 6:12 weniger Fleisch und Blut gilt, sondern vielmehr den Fürstlichkeiten, Obrigkeiten und Weltbeherrschern der Finsternis, den geistlichen Mächten der Bosheit inmitten der Überhimmlischen - sie alle stehen hinter den Menschen, die gegen Paulus, seine Mitarbeiter und alle Gläubigen hetzten und lästerten. Diese Mächte werden heute wenig wahrgenommen, ja man übergeht sie vielfach. Man hört auch nicht selten von Gläubigen: "Mit dem Teufel will ich nichts zu tun haben!!!" Was diese Gläubigen aber offensichtlich nicht wissen, Satan will sehr wohl. mit uns zu tun haben und schließt seine feurigen Pfeile unerkannt auf uns ab. Aus diesem Grund gilt uns einmal mehr und eindringlich: "Deshalb nehmt die gesamte Waffenrüstung Gottes auf, damit ihr befähigt werdet, an dem bösen (gegenwärtigen) Tag zu widerstehen..." (Eph 6:13 ff)

2Kor 11:27-28

"Dazu unter Mühe und Anstrengung, oftmals in durchwachten Nächten, in Hunger und Durst, oftmals in Fasten, in Kälte und Blöße; ohne was sich außerdem noch zuträgt : das tägliche Überlaufenwerden, die Sorge für alle herausgerufenen Gemeinden."

Wir haben schon (vorgestern) darauf hingewiesen, dass uns die Leiden des Paulus, auch wenn sie weit über tausend Jahre zurückliegen, nicht unberührt lassen dürfen, die Aussage, wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit", darf nicht nur die Gegenwart betreffen, sonder muss alle Körperglieder Christi Jesu einbeziehen, auch Paulus. Ob wir wohl all das, was Paulus hier aufzählt, vor Augen haben, wenn wir seinen Namen nennen? Wie fern sind wir im Allgemeinen doch heute diesen Drangsalen und Leiden, die für einen Paulus notwendig waren und zu seinem Dienst dazugehörten, und - die sein Ruhm waren! Sind wir ganz ehrlich, liebe Geschwister, stehen wir nicht oft eher den Korinthern näher, denen die steten Leiden des Paulus peinlich waren? Und wie viele Gemeinden gibt es, wo gerade solchen Gläubigen, die leiden, der fehlende Glaube abgesprochen wird oder wo eigenes Fehlverhalten der Grund für Leiden sein soll!

"Viel könnte ich, Paulus, hier noch aufzählen", so sind die Worte "was sich außerdem bei mir zuträgt" zu verstehen, doch der Apostel wendet sich jetzt von den äußeren Nöten seinen inneren Lasten zu, die auf ihm liegen, und hier vor allem die Sorge für seine jungen Gemeinden, "Sorgen", die ihn täglich überlaufen (bestürmen). Das hat aber nichts mit Phil 4:6 zu tun, wo Paulus schreibt, "sorgt euch um nichts...", vielmehr meint er hier jene Fürsorge, die Probleme in den Gemeinden (wie hier in Korinth) zu lösen sucht, die ihn in das Gebet und die Fürbitte für ganze Gemeinden wie auch einzelne Glieder treibt - es ist wirklich eine Fülle an Sorgen, die ihn bestürmen und in Beschlag nehmen, und das alles wohlgemerkt neben seinen äußeren Mühsalen! Paulus tut uns hier sein Herz auf, lässt uns tief hineinschauen und mit ihm fühlen - vielleicht gibt uns das heute etwas!

2Kor 11:29

"Wer ist schwach, und ich bin nicht schwach mit ihm? Wem wird Anstoß gegeben, und ich glühe nicht mit ihm?"

Sein Inneres, das Paulus vor uns öffnet, zeigt uns keinen Theoretiker, der weise Reden hält und dann zur nächsten Gemeinde reist, vielmehr sehen wir einen Paulus, der sich auch zu dem bekennt, was wir Menschen gerne vor anderen verbergen wollen: zur eigenen Schwachheit!

Viel hat sich Paulus für seinen Herrn gemüht, übermäßiger als die Apostel in Jerusalem , und gerne hätte er kraftvolle Gemeinden hinterlassen, die voll hinter ihm und dem Evangelium der Gnade stehen. Doch immer wieder sieht er die Schwachheit unter den berufenen Gläubigen. Das nötigt ihn zu dem Bekenntnis: "Wer ist schwach, und ich bin es nicht mit ihm?" Auch wir, liebe Geschwister, werden eventuell mit solchen Situationen konfrontiert - vielleicht ist es hilfreicher, wenn wir bekennen, dass auch wir schwach sind, als gute Ratschläge zu verteilen "Gemeinsames Leid" kann so, wie das Sprichwort sagt, dann durchaus auch zum "halben Leid" werden!

Im zweiten Teil unseres Leitverses, "Wem wird Anstoß gegeben" meint Paulus, dass er erleben muss, wie Glieder der Gemeinde verwirrt, auf Irrwegen geführt, in menschliche Dinge verstrickt werden und auf Abwege kommen - er glüht mit ihnen, was bedeutet, dass er dass "das Brennen" in diesen Gläubigen mitempfindet. Wir denken bei diesen Worten an Phil 2:1, wo Paulus an die Gemeinde schreibt: "... wenn innerste Regung und Mitleid noch etwas gelten...", er appelliert an das Mitempfinden, an das "Mitglühen", bei den Philippern mit dem Ziel: "..sondern einer den anderen in Demut sich selbst für überlegen erachte und jeder nicht auf das Seine, sondern jeder auf das Wohl der anderen achte" (Phil 2:3-4).

2Kor 11:30

"Wenn ich mich schon rühmen muss, dann will ich mich dessen rühmen, was meine Schwachheit erweist."

Die folgenden Verse umrahmen gewissermaßen die Erklärung des Apostels Paulus, dass und warum er sich seiner Schwachheit rühmt. Und wenn unser Leitvers beginnt: "Wenn ich mich schon rühme...", dann entnehmen wir diesen Worten, dass Paulus nur gezwungenermaßen zum "Rühmen" greift, weil die Lage der Gemeinde in Korinth ihn dazu zwingt.

Wenn wir an dieser Stelle einen kurzen Rückblick machen (wir sind ja bald am Ende des zweiten Briefes), dann müssen wir feststellen, dass Paulus jetzt den Bogen wieder schließt, er kommt auf sein großes Thema dieses Briefes zurück, indem er den Zerbruchsweg als den Weg der vertieften Gnadenerfahrung bestätigt. Und wie dieser Zerbruchsweg aussieht, hat er ja nun hinreichend geschildert, was noch aussteht, ist die Frage, warum dieser Weg überhaupt notwendig ist.

Diejenigen unserer Leser, die uns bis hierher gefolgt sind, werden erstaunt feststellen, dass die Korintherbriefe, und ganz besonders dieser zweite Brief, die wir schnell als sogenannte Übergangsbriefe überfliegen, tiefste Fragen unseres Wandels und Dienstes beantworten, ja sie öffnen uns eine ganz andere Perspektive unseres Glaubenslebens.

"Schwachheit" ist heute ein unbeliebtes Wort, es wird mit "Schwächling" identifiziert. Wollen wir "Schwächlinge" sein? In Korinth sah es ein Teil der Gemeinde so, doch Paulus ließ sich nicht beirren. Im Vergleich mit den anderen Aposteln um Petrus war sein Leben in der Tat von wesentlich mehr Schwachheit gekennzeichnet, aber gerade dies war das Siegel seines hohen Amtes und - sein Ruhm! Gehen wir also auch die weiteren Verse mit unserem Apostel mit und lassen uns in den Nachweis hineinführen, warum der Zerbruchsweg Gottes Willen entspricht.

2Kor 11:31

"Der Gott und Vater des Herrn Jesus, der für die Äonen gesegnet sei, weiß, dass ich nicht lüge."

Paulus beginnt den Nachweis, warum seine Zerbruchswege (und mit ihnen ja seine Schwachheit) notwendig sind, mit einer eindrucksvollen Erklärung die unser Leitvers heute zum Ausdruck bringt. Die Gemeinde in Korinth muss wissen, wie ernst ihm das alles ist, er ruft deshalb Gott Selbst zu seinem Zeugen auf, dass er nicht lügt. Es ist hier nicht unerheblich, zu erkennen, dass sich die Berufung auf Gott, nicht auf seine zurückliegenden schmerzvollen Erfahrung bezieht, (hierzu bedarf es keines Zeugen, weil sein sichtbarer Zustand für die Echtheit seiner Angaben sprach), auch nicht auf die kommenden zwei Verse seines Erlebnisses in Damaskus, sondern auf das, was er in Vers 30 angesprochen hat: "... dann will ich mich dessen rühmen, was meine Schwachheit erweist."

Paulus stellt eine Dreiheit vor unser geistliches Auge: Gott als der Wirkende, Jesus als der Ausführende und in unserem Fall Paulus als Schausteller, und zur Schau gestellt wird ja die Kraft Gottes, die in der Schwachheit vollkommen gemacht wird.

Schon in 2Kor 1:3 lesen wir eine ähnliche Segnung Gottes, wobei die wörtliche Übersetzung für segnen "Wohl-sagen" bedeutet; das kann beispielsweise so klingen, dass wir unserem Gott und Vater danken, dass Er alles bewirkt! Und zum Wirken Gottes gehört, dass Er uns in die Gemeinschaft, ja Lebensgemeinschaft Seine Sohnes berufen hat - deshalb die Verbindung "Gott und Vater unseres Herrn Jesus!" Und wenn wir die "Lebensgemeinschaft" nennen, dann gehört jetzt, am Ende dieses Briefes, auch die Leidensgemeinschaft dazu!

Und wenn Paulus noch "für die Äonen" anführt, dann weist dies auf den Heilweg Gottes hin, der Er während dem Ablauf der Äonen ausführen wird - und dafür darf unser Gott und Vater ja heute schon von uns gesegnet werde bzw. mit "Wohlworten" bedacht werden.

2Kor 11:32

"In Damaskus ließ der Landesoberst des Königs Aretas die Stadt der Damaszener überwachen, weil er mich festnehmen wollte;"

Wenn Paulus in unserem Leitvers "Damaskus" nennt, dann verbindet er damit zweierlei: Zum einen fing hier, uns allen wohl bekannt, sein neues Leben mit Jesus Christus an, wovon ja Apg 9 ausführlich berichtet. Zum anderen begann in Damaskus, was weniger bekannt ist, sein tiefer Zerbruchsweg, dessen Ziel und Sinn Paulus jetzt erst so richtig erkennen darf. Und wenn wir uns in Paulus hineinversetzen können, so mag er im Verlauf dieses WEges nur zu oft gefragt haben: "Herr warum?" - und wir wollen das nicht negativ sehen!

Auch wir, liebe Geschwister, haben doch auch schon dieses "Herr, warum?" auf den Lippen oder zumindest im Herzen gehabt, und mancher von uns hat es heute noch! Es ist der Aufschrei eines leidvollen Lebens, wo das Ziel und der. Sinn noch unbekannt sind. Jetzt führt uns aber der Apostel in die göttliche Antwort auf unser "warum" hinein, und er beginnt mit "Damaskus".

Die angesprochenen Begebenheiten können wir in Apg 9:23-25 nachlesen. Wir wollen jetzt weniger auf die historischen Begebenheiten und Menschen achten, sondern uns fragen, warum mPaulus gerade jetzt und hier auf dieses Erleben hinweist. Die heimlich Flucht glich doch eigentlich einer Niederlage! Warum hat er nicht schon hier von seinem römischen Bürgerrecht Gebrauch gemacht? Warum fand kein wunderbares Eingreifen Gottes wie bei den anderen Aposteln statt? Hier, liebe Geschwister, begann der Zerbruchsweg für Paulus, den er lernen musste, zu "bejahen"! Die heimliche Flucht steht für den Bankrott all seiner eigenen bisherigen Bemühungen.

Auch in unserem Leben mag es Momente gegeben haben, wo es nur eines gab: Die Flucht! Und zwar die Flucht vor dem eigenen "Ich" hinein in die Arme unseres Herrn!

2Kor 11:33

"doch wurde ich in einem Weidenkorb durch ein Fenster in die Mauer hinabgesenkt und entrann seinen Händen."

Wir wollen das gestern Gesagte noch etwas vertiefen, weil wir ja hier den Schlüssel zu vielen Fragen bekommen, warum Gott das alles zulässt, warum wir so geführt werden, warum es gerade uns trifft...!

DAs Erleben hier in Damaskus, die unrühmliche Flucht in einem Weidenkorb durch ein Fenster hinab über die Stadtmauer - es ist die erste von vielen Todesgefahren, welche Paulus erleben musste. Tief muss sich dies in sein Gedächtnis eingebrannt haben, weil es seine menschliche Schwachheit aufzeigte.

Ja, liebe Geschwister, versetzen wir uns doch einmal in die damalige Gedankenwelt. unseres Apostels hinein: Auf doch sehr schmähliche Art und Weise von seinem Arbeitsfeld weichen zu müssen, um dem Tod zu entrinnen - das legte keinen Glanz auf sein Wirken und auf seine Beanspruchung, ein ganz besonderes Evangelium, "das der Gnade", erhalten zu haben! Wie muss sich Paulus innerlich gefühlt haben? Hat er sich vor seinen Helfern geschämt (wie wir es doch sicherlich getan hätten)?

Der im Grunde doch ziemlich kurze Bericht, der uns hier noch keine eindeutige Antwort gibt (die erfolgt später), zwingt uns zum Nachdenken; wir sollen erst einmal selber versuchen, eine Antwort zu finden, nicht nur für Paulus sonder auch für uns selbst.

Am Anfang steht das "warum?", dann folgen die Erlebnisse, und am Ende steht das Erkennen! Und wie "segnend" ist es für unseren Gott und Vater, wenn wir Ihm dann wohl-sagen und bekennen: "Darum ist mir wohl zumute, selbst in Schwachheiten...(lies 2Kor 12:10).

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Der 2. Korintherbrief - Kapitel 12