Tharah in Gottes Heilsvorsatz

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Abschrift des Heftes:
Abraham, der erste Auserwählte - Band I
Gottes Vorsatz mit den auserwählten und nichtauserwählten Menschen

aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum“
von M. Jaegle und Mitarbeitern (1985)

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Inhaltsverzeichnis

Abraham, der erste Auserwählte

Band I

5. Tharah in Gottes Heilsvorsatz

Tharah auf der ersten Stufe

Aufgrund der obigen Ausführungen erkennen wir, dass Tharah sich auf einer niedrigen Offenbarungsstufe bewegte. Das in 1Mo 11:31 geschilderte Ereignis: „Und es nimmt Tharah Abram, seinen Sohn und die ganze Familie“, ist ein rein äußerliches Geschehen, bei dem Gottes Hand noch ganz verborgen bleibt.

Die Deutung des Namens Tharah

Einen weiteren Einblick in Tharahs Leben erhalten wir durch die verschiedene Deutung seines Namens. Dieser kann übersetzt werden mit „Gib Geist“ wie auch „Zurückbleibender“. Wie wir im Folgenden sehen werden, geht aus diesem Namen hervor, dass Tharah erst auf einer Anfangsstufe göttlicher Offenbarungen stand.

Die Bitte: „Gib Geist“, kann nur als ein Gebet zu Gott hin verstanden werden, aus dem Bewusstsein heraus, dass er nicht genügend eigene Kraft hatte, um bis ins Land Kanaan zu kommen. Daher die Bitte Tharahs um diese fehlende Geisteskraft.

Hat Gott dieses Gebet erhört? Die Antwort darauf gibt uns sein Verweilen in Charan; Gott hat ihm den fehlenden Geist nicht geschenkt.

Tharahs Namen finden wir auch im Geschlechtsregister unseres Herrn (Lk 3:34). In der Stichwortkonkordanz zum NT der Konkordanten Übersetzung, Seite 589, ist „Tharah“ mit „Zurückbleibender“ wiedergegeben. Obgleich dies zwei verschiedene Namensdeutungen von Br. Knoch sind, so ergänzen sie sich doch gegenseitig. Weil es Tharah an Geist mangelte, reichte seine eigene Kraft nicht mehr zum Weiterwandern nach Kanaan, und so wurde er ein „Zurückbleibender“. Doch die tiefste Ursache für sein Zurückbleiben ist, dass Tharah kein Auserwählter war und Gott daher seine Bitte um Geist nicht erfüllte. Die Deutung des Namens Tharah mit „Zurückbleibender“ im NT könnten wir jedoch bereits eine weitere, höhere Offenbarungsstufe nennen.

Tharah, ein Vorbild der Mitläufer

Ebenso wie Tharah zusammen mit dem erwählten Abram ein Teilstück der Wegstrecke nach Kanaan, dem Land der Verheißung zurücklegte, gibt es auch heute fromme Menschen, die ein Stück weit zusammen mit den Auserwählten gehen. Es sind Nichterwählte aber Gottesfürchtige, die als Mitläufer Gottes Wort hören, ohne jedoch zum lebendigen Glauben zu kommen.

Diese Menschen werden von den Glaubenden nur zu oft falsch und ungerecht beurteilt. Man schiebt ihnen selbst die Schuld zu, dass sie sich nicht bekehren und glauben können. Und die vollbrachten guten Werke dieser Menschen werden als wertlos geachtet. Oftmals weiß man für sie kein anderes Los als ein endloses Gericht im Feuersee.

Dies ungerechte, harte Beurteilung beruht auf der Unkenntnis, dass sie in der h e u t i g e n Gnadenverwaltung nicht auserwählt sind. Dennoch hat Gott auch ihnen einen Weg bereitet, auf dem sie Ihm wohlgefällig leben können und dereinst für ihre Guttaten belohnt werden.*

*Siehe unsere Schrift: Übeltäter und Guttäter in Gottes Heilsvorsatz

Das Mitgehen dieser Menschen mit den Erwählten ist der unbewusste Ausdruck des verborgenen Suchens und Sehnens nach: „Gib Geist“. Aber so wie Tharah diese Geisteskraft in seinem Leben nicht erhalten hatte, wird diese auch den heutigen Mitläufern versagt. Sie werden „Zurückbleibende“ sein, wenn der Herr Seine Erwählten nach oben zur Vereinigung mit Ihm rufen wird.

Dennoch zum Ziele gebracht

Wenngleich Tharah nicht zu den Auserwählten gehört, um zusammen mit Abraham (Mt 8:11) an den Segnungen des Tausendjahrreiches im wieder hergestellten „Kanaan“ teilzunehmen, wird Gott ihn dennoch zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls segnen.

Bei dem Gericht vor dem großen weißen Thron, wo die Menschen ihren Werken entsprechend gerichtet und verurteilt werden (Offb 20:11-15), wird Tharah für sein Mitgehen mit dem erwählten Sohn Abram aus einem Lande, wo den Götzen gedient wurde, sicher die gerechte Vergeltung widerfahren. Dies gilt ausnahmslos für alle Mitläufer aller Zeiten.


Vorbildliches Familienleben

Tharahs rechte Stellung zum Sohn

Im Leben dieses Mannes können wir in Verbindung mit seinem Sohn Abram, dem Erwählten, noch weitere Segensspuren entdecken.

Gewiss hat Abram seinem Vater Tharah die Worte des ihm erschienenen Gottes der Herrlichkeit (Apg 7:2ff.) mitgeteilt, gleich wie Joseph, der seinem Vater und seinen Brüdern ebenfalls die ihm von Gott gegebenen Träume erzählt hat (1Mo 3:5-9). (Und diese waren nur Beweise seiner göttlichen Absonderung zum Segen für die vorerst noch zurückgestellten Familienglieder.)

Wie mag Tharah die Berufung seines Sohnes aufgenommen haben? Er hätte sie ja anzweifeln und als Einbildung seines jungen Sohnes abtun können. Zumindest hätte er sagen können, diese Sache scheine ihm zu unsicher, um die Heimat zu verlassen und einer ungewissen Zukunft entgegenzugehen.

Doch Tharah hatte Gnade, dem göttlichen Ruf seines Sohnes Glauben zu schenken. Er erkannte, dass es der ihm von Gott gewiesene Weg sei, mit seinem berufenen Sohn aus der angestammten Heimat wegzuziehen.

Abrams rechte Stellung zum Vater

Aber auch Abram wurde vor eine Prüfung gestellt, und zwar in seiner Einstellung zum Vater. Auch ihm wurde dazu Gnade dargereicht. Seine in geistlicher Hinsicht erhaltene Vorrangstellung verleitete ihn nicht, nun selbst die Sache des Auszugs in die Hand zu nehmen. Nein, er blieb seinem Vater auch darin untergeordnet, indem er ihm die Durchführung des Auszugs überließ.

Welch leuchtendes Vorbild war hier Abram auf Christus! In der Weihestätte war Er mit seinen Fragen und Antworten den Vorstehern weit überlegen. Obwohl das seinen Eltern gegenüber noch vielmehr der Fall war (Lk 2:47), heißt es von Ihm (Lk 2:51): „Er ordnete Sich ihnen unter.“

Und in dieser Unterordnung ließ Abram seinem Vater völlig freie Hand. Der Bericht über den Auszug ist so abgefasst, dass der Eindruck entsteht, die göttliche Aufforderung zum Weggang sei an Tharah ergangen (1Mo 11:31ff.).

Nach dem Auszug aus dem Lande der Chaldäer hatte Abram

Eine weitere Prüfung

zu bestehen, als sein Vater bleibenden Wohnsitz in Charan nahm. Hier hätte Abram darauf bestehen können, dass er berufen sei, Gottes willen entsprechend nach Kanaan zu gehen und sich deshalb keinesfalls in Charan aufhalten dürfe. Folglich hätte er seinen Vater bedrängen und zum Weitergehen zwingen oder zumindestens des Ungehorsams bezichtigen können.

Doch Abram verstand Gottes Willen dahingehend, dass er seinem Vater in Ehrfurcht untergeordnet blieb. Ihm war das doppelt geboten, da dieser ihm auf seinem neuen Lebensweg keine Schwierigkeiten bereitete, ja sogar die Heimat um seinetwillen verlassen hatte. So harrte er geduldig bei seinem Vater aus, bis zu dessen Tod. Erst nach dem Sterben seines Vaters war für ihn der Zeitpunkt gekommen, nach Kanaan weiterzuziehen.

Hier haben wir das Bild von einem vorbildlichen Zusammenleben eines Erwählten mit einem Nichterwählten. Der Vater zeigte Verständnis für den Sohn, und dieser hatte Geduld mit seinem Vater.

Gefahren für ein friedliches Zusammenleben

Ein gutes Zusammenleben, wie dies Tharah und Abram praktizierten, ist sowohl für die Eltern als auch für die Kinder manchen Gefahren ausgesetzt. In der Meinung, dass man nur wollen müsse, um den rettenden Glauben zu erlangen, versuchen gläubige Eltern oftmals durch Drängen oder gar Zwang, ihre Kinder zu bekehren. Sie erreichen damit leicht das Gegenteil, dass nämlich die Kinder verdrossen werden, wovor Paulus in Kol 3:21 warnt.

Ebenso kann es zu Spannungen in der Familie führen, wenn söhne oder Töchter, die zum Glauben kommen, meinen, sie können nun auch gleich die Eltern mit hineinziehen.

Der Grund für diese Störungen liegt in der Unkenntnis über die Erwählung. Wer nicht auserwählt ist, erhält nach Tit 1:1 auch nicht den Glauben der Auserwählten. Das darf aber nie vom Beten und Flehen für Ungläubige abhalten, denn zu Seiner Zeit wird jedes Gebet um Rettung seine gottgemäße Erfüllung finden.

Auch hält Gott für die Nichtauserwählten, aber doch gottesfürchtigen Menschen, schon in diesem Leben einen Segen bereit, da Er sie vor vielen Sünden dieser Welt zu bewahren weiß.

Eine andere Ursache für das Drängen zur Bekehrung entspringt der falschen Auffassung über das künftige Los der Ungläubigen.* Viele meinen, wer sich nicht in diesem Leben bekehre, dessen Teil sei für immer der Feuer- und Schwefelsee.

*Siehe hierzu die Schrift: „Das künftige Los meiner ungläubigen Verwandten“. Zu beziehen durch den Konkordanten Verlag, Pforzheim.

Allen diesen Menschen ist jedoch nach 1Kor 15:22 die Verheißung gegeben, dass auch sie einmal nach Gottes Plan und Ordnung zum unvergänglichen Leben geführt werden. Wie vormals die Schriftgelehrten und Pharisäer den Menschen das Königreich der Himmel zu Jesu Zeiten verschlossen (Mt 23:13), so wird auch nur zu oft den Nichtauserwählten der Zugang zu dem ihnen zugesicherten, künftigen neuen Leben in Unvergänglichkeit versperrt.


Wann und wo erhielt Abram den göttlichen Ruf zum Auszug

Abram, ein Vorbild

Nach dem Tode Tharahs war nun für Abram der Weg endgültig frei, um in das verheißene Land überzusiedeln. Es muss für Gott eine Freude gewesen sein, nun mit Abram, der bereits die Vorproben bestanden hatte, den begonnenen Auszug vollends zum Ziel zu führen. Und auch wir können Abram, unserem Glaubensvater, nur ein Lob erteilen, da er mit seinem ehrfurchtsvollen Verhalten gegenüber seinem Vater vorbildlich handelte.

Fehlende Erkenntnisse

Nach allem bis dahin aus der Schrift geschöpften Wissen könnte man meinen, dass nun die Vorbereitungen getroffen seien, um mit dem inzwischen 75 Jahre alt gewordenen Abram (1Mo 12:4) den Gang ins gelobte Land antreten zu können. Doch bevor dies geschehen kann, müssen wir uns weitere Erklärungen und Antworten auf Fragen aus der Heiligen Schrift gebenlassen. Eine erste Frage betrifft den Zeitpunkt des göttlichen Rufs an Abram. Bis jetzt gingen wir immer von der Voraussetzung aus, Gottes Ruf sei bereits in Ur, dem Land der Chaldäer, an Abram ergangen. Jedoch im Bericht in 1Mo 11:32 bis 1Mo 12:1 lesen wir Folgendes: „Und es stirbt Tharah in Charan. Und es sagt Jewe zu Abram: ‚Gehe du aus deinem Lande und aus deiner Verwandtschaft ...‘“

Ein Vergleich obiger Aussage mit Apg 7:2-4 lässt Unterschiede erkennen. In 1Mo wird der Ablauf der Ereignisse so geschildert, als ob Jewe Abram erst nach dem Tod seines Vaters Tharah in Charan angesprochen hätte. Deshalb müssen wir die Sache besonders sorgsam erwägen.

Das Anhören von Zeugen

Als ersten Zeugen hören wir Nehemia. Von ihm haben wir bereits die große Wahrheit erfahren, dass Gott den Abram als Ersten der Menschen erwählt hat. Weiter belehrt er uns, wo und wann Gottes Ruf an Abram erging (Neh 9:7): „Du bist es, Jewe, Gott, der Du Abram erwählt und ihn aus Ur in Chaldäa herausgeführt und ihm den Namen Abraham gegeben hast.“ Mit Nachdruck besteht Nehemia da rauf, dass es Jewe ist, der Abram schon aus Ur herausführte. In Übereinstimmung damit sagte Gott Selbst zu Abram (1Mo 15:7): „Ich bin Jewe Alueim, der dich hervorgebracht hat aus Ur in Chaldäa...“ Ähnliches bezeugt Abraham gegenüber Abimelech (1Mo 20:13). „Und es geschieht, als Alueim mich wandern lässt von dem Lande und von dem Hause meines Vaters ...“ Dann wieder hören wir Abraham zu seinem Knecht Elieser sprechen (1Mo 24:7). „Jewe, der Alueim der Himmel und der Alueim der Erde, der mich nahm aus meines Vaters Hause und aus dem Lande meiner Verwandtschaft...“

Ein besonderes Wort über Abrahams Erwählung lesen wir bei Jesaja (Jes 29:22a): „Darum also sagt Jewe zum Hause Jakob, Er, der da absonderte den braham.“ Mit diesem Ausspruch ist Abrams Herausnahme aus seiner Verwandtschaft umschrieben. Die Fortsetzung dieses Berichts eröffnet uns weiter die gesegnete Folge dieser Erwählung für Israel, denn es heißt (V. 22b): „Hinfort ist Jakob nicht mehr beschämt, und hinfort wird Israels Antlitz nicht mehr erblassen.“ Hierin leuchtet aufs neue das Prinzip göttlicher Erwählung auf: Segen für die Nichtauserwählten.

In Bezug auf die Erwählung sagt Josua (Jos 24:3): „Ich (Jewe) nahm Abraham, euren Vater, von jenseits des Stromes...“ Und als letzter Zeuge sei noch Stephanus, der erste Märtyrer, erwähnt (Apg 7:2-4): „Männer, Brüder und Väter, hört mich an! Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham, als er noch in Mesopotamien war, ehe er in Charan wohnte, und sagte zu ihm: „Zieh aus deinem Land hinaus und aus deiner Verwandtschaft und komm herzu in das Land, das Ich dir zeigen werde.“ Da zog er aus dem Land der Chaldäer und wohnte in Haran (Charan). Und von dort, nach dem Sterben seines Vaters, entheimatete Er ihn in dieses Land, in dem ihr nun wohnt.“

Übereinstimmende erklären außer Mose alle übrigen Schreiber, dass der Ruf Gottes zum Auszug bereits an Abram erging, als er noch an seinem Geburtsort in Ur in Chaldäa weilte.

Lies weiter:
6. Grundsätze göttlicher Auswahl