Gottes Geschenk Seiner Gerechtigkeit

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Abschrift des Heftes:
Abraham, der erste Auserwählte - Band II
Abrahms neues Leben als Auserwählter

aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum“
von M. Jaegle und Mitarbeitern (1986)

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Inhaltsverzeichnis

Abraham, der erste Auserwählte

Band II

7. Gottes Geschenk Seiner Gerechtigkeit

Ein göttlicher Zuspruch

Bei der Betrachtung von Abrams bisherigem Leben sind wir manchen bedeutungsvollen Stationen seiner Pilgrimschaft begegnet. Jetzt kommen wir zu einem Kapitel, das wieder in paulinische Briefe hineinragt, und zwar durch ein wunderbares Geschenk, das Gott für Abram bereithielt. Zur Offenbarung und Austeilung dieses Segens kam es durch ein erneutes Reden Gottes mit Abram.

Nachdem Jewe bereits viermal mit Abram gesprochen hatte (Apg 7:3; 1Mo 12:1-3.7; 1Mo 13:14), redet Er in 1Mo 15. aufs neue mit ihm: „Fürchte dich nur nicht, Abram! Ich bin dein Schild und dein überaus vermehrter Lohn.“ „Fürchte dich nicht!“ Diesem göttlichen Zuspruch zufolge muss sich Abram gefürchtet haben vor der Rache der geschlagenen Feinde. Es ist oftmals so, dass uns ein Geist der Furcht und Verzagtheit überkommt nach großen, in der Kraaft Gottes errungenen Siegen. Wie ermutigend, in solchen Augenblicken des Lebens die tröstenden Worte zu hören „Fürchte dich nicht!“

Welch eine Bestätigung erhielt Abram damit von Gott für seinen Einsatz zur Rettung Lots und seinen Verzicht auf einen Lohn von der Welt! Abram durfte Gottes Schutz bereits in der Vergangenheit und ganz besonders in der Schlacht erfahren, und nun verheißt Er ihm, auch in der Zukunft sein Schild zu sein.

Und wenn Jewe spricht: „Ich bin dein überaus vermehrter Lohn“, so hat Abram damit die größte Belohnung empfangen, die Gott überhaupt geben kann, nämlich Sich Selbst.

Abrams großes Anliegen

Ermutigt durch diese einzigartige Zusage, hören wir Abram mit Jewe reden. Er hatte den Namen Jewes schon zweimal angerufen (1Mo 12:8 und 1Mo 13:4), jedoch wird der Grund des Anlaufens nicht mitgeteilt. Aber diesmal bekommen wir ihn zu hören. Als Erstes erwarten wir ein Wort des Dankes aus Abrams Mund für die Zusicherung Jewes: „Ich bin dein Schild und Lohn.“ Doch stattdessen bewegt ihn ein großes Anliegen, das er mit folgenden Worten kundtut (1Mo 15:2): „Mein Herr Jewe, was gibst Du mir?“ Welch tiefe Ehrfurcht spricht aus dieser Anrede! Abram anerkennt Jewe als seinen Herrn und Meister, was die einzig richtige Stellung des Auserwählten vor seinem Gebieter ist.

So schüttet nun Abram sein Herz vor Jewe aus und unterbreitet Ihm sein Begehr (1Mo 15:2b): „Ich gehe kinderlos dahin, und der Sohn, der in meinem Hause umherläuft, er ist von Damaskus, Elieser.“ Dann fährt er fort (V. 3): „Siehe, mir gibst Du nicht Samen. Und siehe, ein Sohn meines Haushalts soll meinen Besitz einnehmen.“

Es ist, wie wenn er zu Jewe sagen würde: Was nützt mir letztlich alles, was Du mir gegeben hast, denn es sinkt mit mir doch alles ins Grab. Und dann - wo bleibt da die Erfüllung der Verheißung, dass in meinem Samen alle Sippen (alle Menschen) des Erdbodens gesegnet werden sollen? Dafür müsst ich einen Sohn haben, und diesen hast du mir noch nicht gegeben! Doch vorerst ging Abrams Anliegen nicht so weit. Er begehrte lediglich einen leiblichen Erben, weil sonst dem Elieser von Damaskus sein ganzer Besitz zufallen würde.

Der Nichtauserwählten Heil in Abrams Bitte

Da Jewe Abram verheißen hatte (1Mo 12:3b), in seinem Samen alle Sippen des Erdbodens zu segnen, war in der Bitte um einen Sohn auch das Heil aller Nichtauserwählten enthalten. Immer neu offenbart uns Gott mit der Führung Seines ersten Auserwählten, dass Ihm auch stets das Heil der übrigen Menschen am Herzen liegt. Abram, der sich nicht daran genügen ließ, nur für sich allein Jewe als Schild und überaus vermehrten Lohn zu haben - was zu seinem eigenen Genuss gedient hätte - sondern den Weg einschlug, auf dem das Heil für die Völker lag, wurde damit in seiner Gesinnung ein Nachahmer Gottes.

Eine zweifache Verheißung

Gott beantwortet Abrams Anliegen mit einer doppelten Zusage: Einerseits soll der aus seinemSchoß Kommende seinen Besitz einnehmen (1Mo 15:4); anderseits verspricht Er ihm überdies noch eine unzählbare Nachkommenschaft (V. 5). Um dem Abram die große Zahl seiner Nachkommenschaft anzuzeigen lässt Er ihn nachts zum Sternenhimmel aufblicken und fordert ihn auf, die Sterne zu zählen: „Könntest du sie zählen? - Also wird dein Same gesegnet werden."

Abrams bestandene Glaubensprüfung

Nach dem, was Gott dem Abram vorlegte,musste er zu einer gewaltigen Verheißung die Gott wohlgefällige Stellung finden. Und das war keine leichte Sache.

Doch siehe, Abram besteht die große Glaubensprobe! Er erhält von Gott das schöne Zeugnis (1Mo 15:6a): „Und es glaubt Abram Jewe Alueim...“, dass Er ihm noch eine Nachkommenschaft, so zahlreich wie die Sterne des Himmels, schenken wird.

Auf dieses glaubende Vertrauen empfängt Abram

Das Geschenk von Gottes Gerechtigkeit

Die schriftliche Urkunde dieser Schenkung lautet (1Mo 15:6b): „Und Er rechnet es ihm zur Gerechtigkeit an.“ „Anrechnen“ bedeutet jemandem etwas gutschreiben, wofür der Empfänger keine Leistung erbracht hat.

Geschenkweises, umsonst, frei von jeden eigenen Werken, wurde Abrams Gerechtigkeit angerechnet und Rechtfertigung zuteil. Das Anrechnen von Gottes Gerechtigkeit hat gar nichts mit Werken und Eigenverdienst zu tun. Gerade das Gegenteil ist wahr!

Einen Gott, der Menschen um ihrer Werke willen gerecht spricht, gibt es nicht. Dies ist die große Wahrheit, die aus diesem Geschehnis aufleuchtet. Abram wurde von Gott ganz offensichtlich überfordert. Was konnte er angesichts seiner Unfähigkeit tun? Glauben!

Doch Gott in Seiner unergründlichen Weisheit beschenkt die Glaubenden (in denen Er zuvor den Glauben und das Vertrauen in Ihn bewirkte) überströmend mit Seinen Heilsgaben und rechnet ihnen die Verdienste und das Werk Seines Sohnes zu! Eine der größten Schenkungen an Seine geliebten Menschenkinder ist Seine Gerechtigkeit. Hier haben wir den Ursprung der Gerechtigkeit aus Glauben (Glauben wird hier erstmals im Wort Gottes erwähnt.) Die Gabe der Gerechtigkeit beinhaltet ferner die Rechtfertigung, wie andere das hebräische Wort für „Gerechtigkeit“ auch übersetzen. Demnach war Abram gerechtfertigt in seinem Glauben, ein gerecht gesprochener Mann. So reich hat ihn Jewe mit dem Geschenk Seiner Gerechtigkeit begnadet.

Der Heilswert der zugerechneten Gerechtigkeit

Der hohe Heilswert göttlicher Gerechtigkeit, die Abraham angerechnet wurde, offenbart sich dadurch, dass Paulus gleich in zwei Briefen (Römer und Galater) dieses Thema aufnimmt. In Röm 4:3 zitiert er wortgetreu die Aussage von 1Mo 15:6. Darauf betont er, dass diese sGerechtigkeit nicht durch eigenes Wirken zu erlangen ists, sondern nur durch Glauben (Röm 4:5).

Weiter ist für den Apostel wichtig, - dies um unseretwillen - wann Abraham Gottes Gerechtigkeit angerechnet wurde: War er schon beschnitten oder noch unbeschnitten? Hätte er sie erst nach seiner Beschneidung erhalten, so wäre die Gerechtigkeit Gottes ausschließlich für das Volk der Beschnedung gewesen. Aber nun wurde sie ihm angerechnet, als er noch in der Unbeschnittenheit war. Und zu welchem Zweck? Er sollte der Vater aller sein, auch derer, die da glauben durch die Vorhaut, damit ihnen die Gerechtigkeit zugerechnet werde (Röm 4:11).

Ferner wird in diesem Abschnitt gesagt, dass Abraham das Zeichen der Beschneidung als Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens erhielt. Somit ist denen aus den Nationen ebenso wie den Glaubenden aus Israel die Gerechtigkeit aus Glauben zugesprochen.

Und nochmals betont Paulus diese Tatsache, dass es aus Glauben ist, damit es der Gnade gemäß sei, und die Verheißung dem gesamten Samen bestätigt werde, nicht allein dem aus dem Gesetz, sondern auch dem aus Abrahams Glauben (den er in der Vorhaut hatte - Röm 4:16).

Damals war für den leiblichen Samen Abrahams die Beschneidung das Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens. Heute aber ist die Auferstehung Jesu Christi dieses Siegel, denn gemäß Röm 4:25 hat Gott Seinen Sohn auch um unserer Rechtfertigung willen auferweckt.

Aus den grundlegenden Ausführungen zu diesem Thema wollen wir noch folgende Verse herausgreifen (Röm 4:20-22): „Aber an der Verheißung Gottes zweifelte er nicht durch Unglauben, sondern wurde im Glauben bekräftigt, Gott Verherrlichung gebend und vollgewiss, dass Er das, was Er verheißen hat, auch zu tun imstande ist. Darum wird es ihm auch zur Gerechtigkeit angerechnet.

Die Kräftigung von Abrams Glauben

Zuerst wird hervorgehoben, dass Abram nicht an der Verheißung durch Unglauben zweifelte, worauf der Grund genannt wird, weshalb er die Verheißung glauben konnte: Er wurde im Glauben gekräftigt. Das ist wieder eine kostbare Offenbarung des Wirkens Gottes im Glaubensleben Seiner Auserwählten.

Glaubenskräftigung auch für uns

Was Abram an Kräftigung des Glaubens erfahren durfte, hält der Herr auch für uns bereit. Dies bezeugt der Apostel Paulus in Phil 4:13: „Alles vermag ich in Ihm, der mich kräftigt, Christus“. Jedoch sind wir, um der überschwänglichen Gnade willen, zur Mitwirkung aufgerufen. So in Eph 6:10: „Im übrigen, meine Brüder, kräftigt euch im Herrn und in der Gewalt Seiner Stärke!“ und 2Tim 2:1: „Du nun, mein Kind, kräftige dich in der Gnade, die in Christus Jesus ist...“

Wie können wir diese paulinische Anordnung ausführen? Indem wir im Gebet zu Gott sagen: Jetzt kräftige ich mich im Herrn und in der Gewalt Seiner Stärke und in der Gnade, die in Christus Jesus ist. Einen solchen Glaubensgehorsam wird der Herr jedesmal segnen, ganz besonders dann, wenn wir die Kräftigung des Glaubens begehren, um Ihn noch besser verherrlichen zu können.

Abrams Frage und Gottes Antwort

Auf Abrams Glaubenssieg folgt nun fast etwas Gegenteiliges. Jetzt bekommt Gott von Abram eine Frage mit der Bitte um Antwort vorgelegt. Abram glaubte der göttlichen Verheißung, dass sein Same so zahlreich werde wie die Sterne des Himmels. Doch auf die wiederholte Zusage Gottes, Er werde ihm und seinem Samen dieses Land geben, hören wir keine glaubensgemäße Antwort aus Abrams Mund. Vielmehr stellt er die F rage (1Mo 15:8): „Mein Herr Jewe, woran soll ich erkennen, dass ich es einnehmen werde?“ Abrams Zweifel offenbart, dass auch der Glaube der Auserwählten Schwankungen unterworfen ist, solange sie sich im Stand der Unmündigkeit befinden.

Anstelle einer Antwort wird Abram angewiesen, verschiedene Tiere herbeizubringen und diese in der Mitte (mit Ausnahme der Tauben) zu zerteilen. Darauf legte er jedes Teil so h in, dass es seinem Gegenstück begegnete (1Mo 15:10). zwischen den geteilten Tieren entstand eine Gasse, durch welche nach uraltem Brauch diejenigen miteinander hindurchgingen, welche ein Bündnis schließen wollten. Mit dem Gang durch die getöteten Tiere bekannte jeder: Wenn ich den Bund breche, soll es mir wie diesen Äsern ergehen (Jer 34:18.19; Hebr 9:16.17). Nachdem nun alles für den Bundesschluss hergerichtet war, ging die Sonne unter, und Abram empfand in Betäubung das Grauen einer großen Finsternis (1Mo 15:12).

Israels ägyptische Gefangenschaft

In diesem Zustand der Betäubung enthüllt nun Gott dem Abram die Zukunft seines Samens. Dieser wird unter einem fremden Volk wohnen und diesem dienen. Es wird ihm dabei übel und elend ergehen 400 Jahre lang (1Mo 15:13).

Wenn nun Gott im voraus wusste, was den Nachkommen Abrams bevorstand, und Er dieses Übel nicht verhinderte, so muss es in Seinem Vorsatz gelegen haben. Ja, wenn wir in Ps 105:25 lesen: „Er (Gott) wandelte ihr (der Ägypter) Herz, sein Volk zu hassen, . Arglist zu üben an Seinen Knechten“, so hat demnach Gott Selbst die Versklavung in Ägypten festgelegt. Hierbei verkündigt Gott von Anfang an den Ausgang und vor alters, was noch nicht getan ist (Jes 46:10). Durch die nachfolgenden Machttaten bei der Hinausführung und Befreiung des Volkes aus dem Sklavenhause Ägypten wurde dann der Name Gottes auf Erden kundgemacht (Röm 9:17), die Furcht Gottes legte sich auf die Völker (Jos 2:9-11).

Der Bundesschluss

1Mo 15:17: „Und es geschieht, als die Sonne sinkt und Zwielicht wird, siehe, ein rauchender Ofen und eine Feuerfackel, die hindurchgeht zwischen diesen abgetrennten Stücken.“ Eigentlich hätten beide Bundespartner, Gott und Abram, miteinander zwischen den toten Tieren hindurch schreiten müssen. Jedoch Gott geht allein, ohne Abram, wie eine Feuerfackel hindurch. Damit übernimmt Er die alleinige Verantwortung für die Einhaltung des Bundes. Da Aabram betäubt und unbeteiligt war, konnte dieser Bund von ihm und seinen Nachkommen auch nie gebrochen werden. Demzufolge ist die Besitznahme des Landes durch Abrams Nachkommen absolut gewährleistet und sichergestellt durch den verheißenden Gott. Kein menschliches Fehlverhalten kann die endliche, vollgültige Erfüllung dieser Zusage infrage stellen. In 1Mo 17. werden wir dann auf einen anderen Bund stoßen, bei welchem auch der daran beteiligte Mensch Bedingungen zu erfüllen hat.

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8. Die Hagar-Episode