Der grundlegende Bußruf

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Die Nachtgesichte des Propheten Sacharja
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Erklärt auf einem Bibelkursus in Langensteinbach vom 21.-31. Januar 1924
Nachgeschrieben, geprüft und ergänzt von Pfarrer Friedrich Take

weitere Abschriften hier:

Inhaltsverzeichnis

1. Der grundlegende Bußruf

  • Sach 1:1-6 (ELB) (1) Im achten Monat, im zweiten Jahr des Darius, geschah das Wort des HERRN zum Propheten Sacharja, dem Sohn Berechjas, des Sohnes Iddos: (2) Der HERR ist heftig erzürnt gewesen über eure Väter. (3) Und du sollst zu ihnen sagen: So spricht der HERR der Heerscharen: Kehrt um zu mir! spricht der HERR der Heerscharen, und ich werde mich zu euch umkehren, spricht der HERR der Heerscharen. (4) Seid nicht wie eure Väter, denen die früheren Propheten zuriefen: «So spricht der HERR der Heerscharen: Kehrt doch um von euren bösen Wegen und von euren bösen Taten!» Aber sie hörten nicht und merkten nicht auf mich, spricht der HERR. (5) Eure Väter, wo sind sie? Und die Propheten, leben sie ewig ? (6) Doch meine Worte und meine Vorhaben, die ich meinen Knechten, den Propheten, gebot, haben sie eure Väter nicht erreicht ? Und sie kehrten um und sagten: Wie der HERR der Heerscharen vorhatte, nach unseren Wegen und nach unseren Taten an uns zu handeln, so hat er mit uns gehandelt.

Die Überschrift

Der Prophet Sacharja ist einer der bedeutendsten und geistesgewaltigsten Propheten der Bibel. Er fängt an, sich in unserer Zeit aufzuschließen. Sein Buch ist ein apokalyptisches Buch. Apokalypse - Wegziehung, Enthüllung, Offenbarung. Wir haben in der Bibel drei solcher Bücher: Daniel, Sacharja, Offenbarung Johannes. Wir müssen die biblischen Bücher in den zeitgeschichtlichen Umständen betrachten, in denen sie geschrieben wurden. Dann werden wir sie besser verstehen. Sacharja gibt uns selber einen Wink in dieser Beziehung. Er fängt gleich mit einer Zeitangabe an. Es ist sehr wichtig zu erfahren, aus welcher Zeit das Buch stammt. Sach 1:1. Der Name des Königs Darius kommt auch in den Büchern Esra, Nehemia, Daniel und Haggai vor. Die Bibel hat die Fähigkeit, sich selber auszulegen. Aus Zeitumständen heraus, in Zeitumstände hinein wirkt der Heilige Geist. Die Weissagung vom kommenden, ewigen König ist da am größten, wo in Israel kein König war. Deswegen knüpft sie immer an David an wie die Weissagung vom kommenden Propheten an Mose anknüpft.

Darius war ein König der Perser (ein Nachfolger des Kyrus). Kyrus hatte die Juden 536 aus der babylonischen Gefangenschaft heimziehen lassen. Sacharja, 520 (Sach 1:1) von Gott erweckt, richtet also nach der babylonischen Gefangenschaft, und zwar zu Jerusalem, seinen Prophetendienst aus. Das prophetische Dreigestirn nach der babylonischen Gefangenschaft der Juden heißt: Haggai, Sacharja und Maleachi. Die geoffenbarte Wahrheit der Bibel spricht von vier Weltreichen: das babylonische, das persische, das griechische und das römische Weltreich. Die auf das römische Weltreich folgenden großen Reiche sind alle aus diesem hervorgegangen, Erben desselben.

Als die Juden wieder nach Kanaan aus der Gefangenschaft zurückkehren durften, meinten die Gläubigen unter ihnen: Jetzt kommt der Messias und mit ihm seine Herrlichkeit. Darum zogen sie heim. Die anderen aber blieben in Babylon. Denen hat es in Babel gefallen. Aber als erstere nach Jerusalem zurückgekehrt waren, fanden sie nur Elend und Hemmungen vor. Aber das Schwerste war: Die Herrlichkeit des Herrn erschien nicht. Wie kam das? Nicht daher, dass die Juden einen irdischen Messiasreich erwarteten. So war es ihnen ja doch immer geweissagt worden. Und Gott wird diese Weissagung einst erfüllen. Aber das war die Ursache, der Fehler: Sie wollten das Königreich Gottes ohne vorherige Buße, ohne Umkehr zu Gott, ohne Sündenvergebung, ohne Erneuerung, ohne Heiland.

Dem in Babel verbleibenden Teil jener Judenschaft war der Mammon, die irdische Wirtschaft wichtiger, darum waren sie geblieben. Aber auch den Juden, die nach Jerusalem zurückgezogen waren, fehlte der himmlische Sinn, die Buße. Den Götzendienst des Mammon und anderer Götzen hatten sie ausgezogen, aber die Selbstgerechtigkeit haben sie dafür angezogen. An Gott fehlt’s nie; an uns fehlt’s Der Götzendienst ist durch die babylonische Gefangenschaft bei diesen Juden ausgetrieben worden, aber 10 Teufel sind statt dessen eingezogen. Als die Juden den Götzen dienten, bekamen sie 70 Jahre Zuchthaus, als sie selbstgerecht wurden, bekamen sie etwa 2000 Jahre Zuchthaus. Jetzt geht der Jude über die Selbstgerechtigkeit hinaus zur letzten Stufe, zum Selbst, zur Selbstaufrichtung, ohne Gesetz und ohne Gott. Was wird dann werden? Also die einen sogar ohne äußere Umkehr (Babylon), die anderen ohne innere Umkehr. Es wird eine lange Zeit der Nacht über euch kommen, musste ihnen darum der Prophet Sacharja sagen. Damit aber das Volk nicht aus der Selbstgerechtigkeit in die Verzagtheit falle, hat er ihnen auch Gnadenverheißungen Gottes gegeben.

Der dunkle Prophet

Sacharja wird der dunkle Prophet genannt. Und mit Recht. Sacharja ist dunkel in vierfacher Beziehung:

  • 1. Der Inhalt seiner Verkündigung ist dunkel. Denn sind etwa die schweren Gerichtsankündigungen des Propheten hell zu nennen?
  • 2. Dunkel in Sonderheit für die Juden ist der Inhalt dieses Buches, weil sie nicht sehen wollen, was hell ist. Denn es wird in ihm verheißen: „Aber du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du Tochter Jersusalem jauchze: Siehe dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm, und reitet auf einem Esel und auf einem jungen Füllen der Eselin.“ (Sach 9:9). Dunkel muss ihnen das Wort von den 30 Silberlingen sein: Sach 11:12. Dunkel die Klage des Volkes über den, in den sie gestochen haben: Sach 12:10. Das alles ist den Juden vornehmlich dunkel. Wenn es ihnen hell wird, müssen sie Jesum sehen. Aber das wollen sie einstweilen nicht. So bleibt ihnen Sacharja dunkel, bis der große Lehrer der Gerechtigkeit kommt, wie einer ihrer größten Rabbiner, Karchim, bemerkt hat. Aber er ist ja schon da! Fragst du wer er ist? Er heißt Jesus Christus! Wir müssen die Prophezeiungen des Sacharja ins Licht Jesu stellen. Dann wird uns vieles klar, wir bekommen in seinem heiligen Licht wenigstens einige Strahlen aufs Dunkel des prophetischen Wortes.
  • 3. Ein weiterer Grund zur Erklärung des Dunkels in Sacharja ist der, dass er wegen des Königs Darius nur in der Hülle sprechen durfte. Denn wenn er in aller Deutlichkeit nachdrücklichst kundgetan hätte vor allem Volk: Die Könige dieser Erde werden verschwinden vor dem einen König aller Könige, so hätte dies ihm unter Umständen das Leben gekostet, weil heidnisches und ungläubiges Nichtverstehen von jenem König nichts wusste. Aber die kleine Schar der Gläubigen merkte auch unter der verbergenden Hülle das helle Leuchten vom Messias-König Jesus. Darum konnte er trotzdem unter der Hülle sprechen.
  • 4. Was der Heilige Geist dem Sacharja ganz deutlich gezeigt hatte, das alles ebenso klar niederzuschreiben, hinderte das Fleisch des Propheten. Im Fleisch liegt ihm eine Hemmung. So geht es ja heute noch den Kindern Gottes: Klar geschautes Geistliches vermögen sie nicht ebenso klar, wie sie es sehen oder empfinden, auszusprechen oder aufzuzeichnen. Denn es muss erst alles durchs Fleisch. Das beeinträchtigt die genaue Wiedergabe des Geschauten.

Die Person des Sacharja

Über die Person des Sacharja erfahren wir aufgrund der Heiligen Schrift folgendes: Sein Vater hieß Berechja, der Großvater Iddo, nach Sach 1:1. In Esr 6:14 und Esr 5:1 aber wird „ein Sohn Iddos“ genannt, desgleichen in Neh 12:16. Wie ist dieser Unterschied zu erklären?

1.) Vielleicht ist sein Vater Berechja schon früh gestorben und Sacharja bei seinem Großvater Iddo erzogen worden und galt darum als Sohn Iddos. Oder aber

2.) Berechja hatte ein körperliches Leiden; ein zu kurzes Beim, eine hässliche Narbe im Gesicht oder dergleichen. Dann konnte er nach der Vorschrift den Priesterdienst nicht ausüben. Denn Berechja gehörte, wie sein Vater Iddo, dem Stamm Levi und einem Priestergeschlecht an: Neh 12:1-4. Darum wurde der Name Berechjas nicht in die Priesterlinie aufgenommen.

3.) Oder im hebräischen Sprachgebrauch ist es möglich, bei Aufzählungen der Namen, anstatt des Vaters Namen, den Namen des Großvaters zu setzen.

Sacharja war ein noch jüngerer Mann als Jeremia. Im Alten Bund war man mit 30 Jahren „jung“. Das geht aus Sach 2:8 hervor. Er mag vielleicht etwa 30 bis 35 Jahre gewesen sein, weil man nach dem Gesetz nicht vor 25 Jahren Priester sein konnte. Und er war ja Priester, Priester und Prophet. Zu letzterem Amt wurde er im Jahre 520 von Gott erweckt. Und nun stellen wir die drei Namen Iddo, Berechja und Sacharja zusammen und nennen die deutsche Übersetzung: Iddo = zu seiner Zeit, Berechja = Jahwe wird segnen, Sacharja = Jahwe ist eingdenk, denkt daran. In dem Nebeneinander dieser drei Namen ist der ganze Prophetenberuf genannt, offenbart. „Zu seiner Zeit wird Jahwe segnen, Er denkt daran.“ So hat der Heilige Geist in diesem Priestergeschlecht bei der Namensgebung der genannten Personen mitgewirkt, so wie er auch den Namen bei Zacharias bestimmt hat: Er soll Johannes, der Gottbegnadete, Gotthold hießen, oder der Maria gesagt hat: des Namen sollst du Jesus = Retter - Seligmacher heißen: Lk 1:31. Also bis in solche scheinbaren Nebensächlichkeiten erstreckt sich das Wirken des Geistes Gottes. Aber Namen sind nichts Unwesentliches, denn sie drücken das Wesen dessen aus, was sie bezeichnen. Vergleiche 2Mo 3:13ff.

So ist der Aufbau des Buches Sacharja ein ganz wunderbarer, in zweimal vier ganz gewaltigen Geisteskolonnen wird uns die Zukunft des Reiches Gottes offenbart. So empfängt man doppeltes Licht, wenn man sowohl auf die Geschichte als auch auf ihre Ergänzungen und Erläuterungen in den Reden achtet.

Der Aufbau des Buches

a) Einleitung: Sach 1:1-6. Denn in Vers 7 wird ein anderes Datum als Vers 1 genannt. Also beginnt mit Vers 7 ein neuer Abschnitt. In der Einleitung spricht der Prophet das Thema, den Grundgedanken seiner Schrift aus.

b) Nachtgesichte: Sach 1:7 - Sach 6:8

c) Wieder eine neue Zeitangabe in Sach 7:1, also ein neuer Abschnitt: Reden.

Der Prophet sieht alle geoffenbarten Gesichte zur Nachtzeit und zwar in einer Nacht. Deshalb nennt man seine Gesichte von Sach 1:7 bis Sach 6:8 - Nachtgesichte. Man kann aber diesen Ausdruck auch anders, mehr innerlich begründen. Seine Gesichte lassen zum Teil die dunkle Nacht des Gesichts über Israel sehen. Auch aus dem Grunde kann man sie daher „Nachtgesichte“ nennen. Es sind im ganzen acht Nachtgesichte:

  • 1. Der Mann auf dem roten Pferd zwischen den Myrten in einem tiefen Tal
  • 2. Die vier Hörner und die vier Schmiede
  • 3. Der Mann mit der Messschnur
  • 4. Der Hohepriester Josua vor dem Engel des Herrn
  • 5. Der goldene Leuchter mit den zwei Ölbäumen
  • 6. Die fliegende Schriftrolle
  • 7. Das Weib im Scheffelmaß
  • 8. Die vier Wagen, die Israel fortfahren

Alle diese Gesichte hat Sacharja, eins auf das andere folgend gesehen. Dem gemäß hängen alle Nachtgesichte untereinander zusammen und schreiten in einer gewissen Ordnung fort. In diesen acht miteinander zusammenhängenden Nachtgesichten wird die Geschichte Israels von der Zeit Sacharjas bis zur Ankunft des Messias geschildert, bzw. sie geben, wie die Jubiläums-Bibel sagt, „tröstlichen Aufschluss über die Entwicklung des Reiches Gottes im Kampf mit den Weltreichen.“

Von Sach 7 ab zählen wir 8 Kapitel. Wer es gewöhnt ist, seine Bibel geistlich zu lesen, sieht gleich, dass die acht Nachtgesichte in Korrespondenz stehen mit den acht nachfolgenden „Reden“.

Israel ist als Nation von Gott berufen und ist unter die Nationen getan worden. Das jüdische Volk hat es darum mit der Welt zu tun. Es wird unter den Nationen zubereitet für seine zukünftige Missions-Weltaufgabe an den Völkern der Erde. Die Gemeinde dagegen ist aus allen Nationen, aus allen Völkern heraus erwählt worden. Der gegenwärtig sich auswirkende Rat Gottes hat es nicht mit den Weltmächten zu tun, sondern mit einer aus dem Bann der Weltmächte heraus erwählten Schar. In einem späteren Zeitalter, Äon, im Tausendjährigen Reich hat es Gott mit den Weltmächten zu tun. Darum ist auch bei Erwähnung des Tausendjährigen Reiches von den Weltmächten die Rede. Und überall, wo vom Tausendjährigen Reich die Rede ist, werden die Weltmächte erwähnt. Zum Beispiel ist in Mt 2:1 und Lk 2:1 (zur Zeit des Königs Herodes - zu der Zeit, dass ein Gebot vom Kaiser Augustus) Weltgeschichte, ist der Weltmacht Erwähnung getan.

Dem entspricht, dass Matthäus alsbald die Bergpredigt bringt, Gesetz, das von den Völkern nur im Tausendjährigen Reich erfüllt werden kann; und Matthäus und Lukas Buß- und Bekehrungspredigten bringen, gleicherweise auch Markus, und durch den Täufer Johannes, eine Predigt, die vom Herrn Jesus aufgenommen wurde. Bekehrung wird aber in erster Linie im Alten Testament gefordert, liegt auf der Gesetzeslinie. Denn Bekehrung ist etwas Gesetzliches. Jeder, der zum Glauben kommt, muss diese gesetzliche Stufe durchmachen. So geht der Weg: Aus der Natur ins Gesetz, ins Evangelium oder in die Freiheit.

Ganz anders das 4. Evangelium. In ihm, dem Evangelium der Geistesgemeinde, steht nichts von Weltmächten, hört man nichts vom König Herodes und Kaiser Augustus. Auch werden in ihm nur sechs Wunder berichtet. Und nichts hört man in diesem Evangelium der Wiedergeburt, im Geistesevangelium, von Bekehrung oder Bekehrten. Gläubig, wiedergeboren, das sind die Ausdrücke, die der Apostel Johannes verwendet. Denn dies Evangelium steht auf der Stufe des Wiedergeburtslebens. So wird auch in Joh 1 ganz im Gegensatz zu Mt, Mk und Lk 1 gleich in die Ewigkeit. Das ist kein Zufall, denn der Heilige Geist weiß, was Er tut. Auch wird gleich im Anfang des Johannes-Evangeliums, Joh 3 von Wiedergeburt gesprochen. Nichts davon in den anderen Evangelien.

Acht ist zweimal vier. Acht Nachtgesichte sind es und acht auslegende, entsprechend Reden. Die Zahl Vier bezeichnet in der Bibel überall die Welt. So deutet hier zweimal vier darauf hin, dass das jüdische Volk eine doppelte Rolle in Bezug auf die Welt spielen soll. Es bringt Fluch mit sich für die Welt und auch Segen. Wie das sich vollzieht, zeigt der Prophet Sacharja.

3 = Gott, 4 = Welt; 3 + 4 (Weltreiche) = 7. Sieben ist die Zahl, die die Gemeinschaft von Weltlichem mit Gott ausdrückt: 3 x 4 = 12 zeigt die Vermengung von Gott und Welt oder die relative Vollendung an, während 12 x 12 = 144, in Offb 14:1 die absolute, die ganze Vollendung bedeutet. Die Zahl 11 bedeutet die Menschwerdung Gottes, die Fleischwerdung, Welt von beiden Seiten, Gott in der Mitte: 4 + 3 + 4 = 11

10 bedeutet: Gott kommt mit Seinem Rat zum Ziel. 3 = (Gott) auf beiden Seiten, 4 = (Welt) in der Mitte = 3 + 4 + 3 = 10. Die Zahl der Unrast, Unruhe, Arbeit ist 6, die Zahl des Menschen (am 6. Tag schuf Gott den Menschen), den Sünder. 666 ist die zur Vollendung gekommene Unruhe, die nicht in Gott eingeht, wo man nie aus der Arbeit (6) zur Ruhe (7) kommt.

Nun muss man das Wunder beschauen, dass wir nicht nur 2 x 4 = 8 Nachtgesichte des Sacharja miterleben, sondern dass diese Kapitel mit den Nachtgesichten Bezug haben, Zug um Zug, Kapitel um Kapitel mit den nachfolgenden Reden Sach 1:1-17: Alles liegt im tiefsten Frieden. Kein Mensch unter den Nationen kümmert sich um das Reich Gottes. So lautet die Meldung der ausgesandten Engelkundschafter Sach 1:11: „Alle Länder sitzen still“. Dagegen: Kapitel Sach 7-8: Alle Welt kümmert sich ums Judenvolk, Sach 8:23. Alle Nationen begehren eifrigst mit den Juden ins Reich Gottes einzutreten.

Sach 2:1-4 (2. Nachtgesicht): Vier Hörner und vier Schmiede, gekommen, „dass sie die Hörner der Heiden abstoßen“. Sach 9 sehen wir einen Schmied bei der Arbeit. Alexander der Große wirft das persische Weltreich über den Haufen und verschont Israel. Sach 2:5ff. (Sach 2:1ff.) (3. Nachtgesicht): Ein Mann mit der Messschnur in der Hand.

Sach 10 wird das ganze jüdische Volk erneuert, neu gesegnet, es wird priesterlich und geht in den Tempel. Ganz merkwürdig, wie das zusammen harmoniert. Sach 3 (4. Nachtgesicht): Dem Hohenpriester Josua werden die alten, schmutzigen Kleider ausgezogen und neue, reine angezogen. In Sach 11 wird inhaltlich das gleiche gesagt, nur nicht im Bild, sondern im Wort: Die törichten Hirten werden abgetan und der neue Hirt kommt.

Sach 4 (5. Nachtgesicht): Vom goldenen Leuchter und den zwei Ölbäumen, dem Bild des Heiligen Geistes (Öl). Entsprechend wird Sach 12:10 die Ausgießung des Geistes der Gnade und des Gebetes verheißen. Es wird hier ohne Bild in der „Rede“ dasselbe, was in Sach 4 im Bild gesagt ist, wiederholt.

Sach 5 (6. + 7. Nachtgesicht): Vom fliegenden Brief und dem Weib im Scheffelmaß: Alle Sünden werden ausgemerzt. In Sach 13 in Korrespondenz dazu wird die Gnadenfülle des offenen Bornes wider die Sünde und Unreinigkeit gezeigt.

Sach 6 (8. Nachtgesicht): Vier Wagen rollen davon, um das zerstreute Israel nach Zion zu holen. Sach 14: Der Herr steht in seiner Herrlichkeit auf Zion.

Verschiedene Haushaltungen

Alles muss aus dem Geiste verstanden werden. Ich habe von der Bibel geglaubt, dass es Wort Gottes ist, ich habe es erlebt, es ist mir Lebensquell; aber ich habe Jahrzehnte gebraucht, bis ich es recht verstand. Es ist unmöglich, alles auf einmal zu verstehen. Erst nach jahrelangen Kämpfen wird es einem offenbar. Man erfasst das Ganze der Schrift, den Plan Gottes, sieht die Größe und Wunderbarkeit von Gottes Walten und himmelumfassenden Arbeiten. "A Mädle, das immer nur bei der Mutter bleibt, a Bub, a braver, der nicht mal hinnauskommt, denen fehlt ebbe was". Wie notwendig es ist, mal hinauszukommen vom Haus, habe ich selbst erfahren. „Aufrecht gesessen!“ hat die Mutter immer bei Tisch gesagt „und nicht immer den Mund zum Löffel, zum Essen hinuntergetan. So essen die Schweine. Die tun den Rüssel in den Trog“! Wie oft hat die Mutter so gesagt! Aber man hörte nicht recht. Jetzt komme ich als Student nach Heidelberg und esse immer bei einer Notarsfamile, einer vornehmen Familie also, zu Tisch. Oft sind noch Gäste da. Sagt nun bald die Frau Notar: „Mein lieber junger Herr! Wenn Sie am Tisch nicht schön hinsitzen, lass ich Euch das Essen aufs Zimmer servieren!“ Da habe ich mich tief geschämt und habe mich ganz exemplarisch hingesetzt. -

Unser Gott hat viele Haushaltungen, Ökonomien. Das Wort Ökonomie = Haushaltung kommt oft vor im Neuen Testament, es wird leider nur nicht immer so in der unserer Bibel übersetzt. Wer nicht auch mal gewissermaßen aus seiner eigenen Haushaltung, in der er steht, herauskommt und in andere guckt, lernt nicht viel, und hat seine eigene nicht so lieb. Dieses Recht steht allen Gläubigen zu. Aber erst muss man überhaupt einmal im Hause Gottes sein. Dann wird einem da eine Stube aufgemacht, und da eine Stube, und man kann sich die einzelnen Stuben ansehen. Dann sieht man das ganze Haus Gottes (den ganzen Plan Gottes) mit den verschiedenen Stuben (Haushaltungen).

Sach 1:1-6 ist die Einleitung zum Buch Sacharja. Der Prophet bekommt innerlich vom Herrn das ganze prophetische Programm gezeigt. Ehe Sacharja die Nachtgesichte und Reden vom Herrn erhält, hat er innerlich die Worte Sach 1:1-6 bekommen. Sie sind gleichsam die Überschrift zum ganzen folgenden.

Kehret euch zu Mir

Merkwürdig, dass er den aus Babylon zurückgekehrten Juden zuruft: Bekehrt euch! Sie haben alles, vielleicht Hab und Gut, unter Umständen das Leben aufs Spiel gesetzt, sind arm geworden, haben große Strapazen auf sich genommen, die Gefahren der weiten Reise nicht geachtet, und haben nun in Jerusalem den Tempelbau angefangen, ja sind Gottes Volk, wie sie meinen. Kehret euch zu mir, spricht der Herr Zebaoth, oder der Zorn Gottes geht weiter, der über euren Vätern war.

Wir haben, wie der Prophet, als Gläubige auch einen Auftrag an unser Volk. Nicht, ihm zu sagen, du hast die größten Gaben, du hast ungehobene Kräfte in dir. Deutschland, Deutschland über alles! Du hast den Weltkrieg und die Revolution erlebt, aber du wirst wieder hochkommen. Solche begeisternden und begeisterten Reden werden unserem armen Volke nichts bringen und sagen. Sondern: Kehret euch zu mir, spricht der Herr Zebaoth. Ohne tiefgehende Buße wird unserem Volke nicht zu helfen sein. Lassen wir uns nicht dadurch täuschen, wenn anscheinend ein staatlicher und völkischer Tiefstand überwunden ist, und es wieder aufwärtsgeht. Es geht immer erst in die Höhe, ehe der Zusammenbruch kommt. Und das Weltenrad geht von Zusammenbruch zu Zusammenbruch. Das ist das Ziel Gottes mit den Nationen: Zusammenbruch! Jetzt ist es augenblicklich mit dem Aufleben Deutschlands eine gefährliche Sache. Die Leute werden sagen: die Pietisten mit ihrem dummen Geschwätz, die Welt geht unter, haben sich geirrt. Nein, die Welt muss erst taumelig werden, trunken vom Taumelkelch, der Antichrist mit seinen hohen, edlen, großen Zielen, die er aufstellt, die Völker erst zu einer gewissen Höhe führen, dann kommt der Untergang. Jetzt ist nur die Verstockung noch tiefer geworden, weil man trotz Krieg und Revolution keine Buße tat. Das Gericht wird umso schrecklicher sein.

So müssen wir als Geistesmenschen wie Sacharja und Jeremia und andere Menschen Gottes gegen unser eigenes Vaterland Zeugnis ablegen, gegen die ganze Welt, müssen ihnen trotz allem äußeren Glanz und äußerem Höhenleben den inneren Bankrott vorhalten, müssen hineinrufen: „Es ist in keinem anderen Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darinnen wir sollen gerettet werden!“ Deutschland ist ohne Jesus verloren. Und wenn ihr das Beste wollt, wird die Welt durch das Beste-Wollen errettet? Ihr jagt uns auf den Weg der Selbsttätigkeit. Wird Deutschland durch Eigenhilfe vor dem Untergang bewahrt? Nur durch Buße und Glauben kann es errettet werden.

Der Prophet Sacharja muss auch dem Volk der Juden sagen: Kehret um, kehret euch zu Mir, spricht der Herr Zebaoth. Ich habe keinen anderen Auftrag an euch.

Glauben wir, dass ohne Christus Mensch oder Nationen gerettet werden? Nun, dann müssen wir auch wirklich konsequent sein! Wer aber nicht so zentral in Christo, im Geiste, steht, muss in den gesetzlichen und natürlichen Belangen mithelfen, wenn er ein ordentlicher, anständiger Mensch ist, muss mithelfen, damit es besser werde. Aber er hilft in Wahrheit n u r mit, dass es schlechter wird, weil das Bessernwollen ohne Buße und Glauben und Jesum angegriffen wird. Darum wirkt sich die Menschheit auch wenn sie das Größte, Beste in eigener Kraft will, nur Verderben und Gericht. Weiß man aber, ohne Jesum kann ich nichts tun, dann kommt das Kreuz. Eine Schwester (Kinderschulschwester) handelt nach solcher christlichen Erkenntnis in der bevorstehenden Bürgermeisterwahl. Der Bürgermeister, der ihren Standpunkt erfuhr, sagte ihr darauf: „Wenn Sie nicht mittun bei der nächsten Bürgermeisterwahl, dann sorge ich dafür, dass Sie aus dem Dorf herauskommen.“ Seht das Kreuz, das da nahte!

Ohne Buße ist alles Torheit

Bismarck, Moltke, Roon, der alte Kaiser, waren Männer, die das Beste für unser Volk erstrebten. Sie richteten die Einheit des deutschen Volkes, das Deutsche Reich auf. Eine große, edle Tat! Und nach nicht langer Zeit ist ihr großes Volk zusammengebrochen! Wer nun erkannt hat, ohne Buße und Glauben ist keine Rettung Deutschlands und der Welt möglich, der muss ihnen beiden in Christo bezeugen: All dein Ringen, all dein Kämpfen ist umsonst! Dann wird die Welt böse. Aber sie muss wissen, dass noch Propheten Gottes unter der Menschheit dastehen.

Und nun denkt euch den jungen Mann, den Sacharja! Ein „Knabe“ wird er in Sach 2:8 genannt. Die Juden bauen zu Jerusalem an Stadt und Tempel. Und er verkündigt ihnen: Der Herr ist zornig gewesen über eure Väter und wird weiter zürnen über euch, wenn ihr nicht umkehrt. Denn ohne Buße ist euer Werk nichts, ist Torheit!

Mein Mütterle, ihr habt sie gekannt, war eine energische Frau. Aber sie hatte keine großen Erkenntnisse ins Wort Gottes. Aber das hat sie klar erkannt: Ich bin eine große Sünderin, jedoch Christi Blut hat alle meine Sünden zugedeckt. Mehr nimmer. Aber nachdem sie das erkannt hatte, wollte sie, dass auch alle ihre Kinder zum Ergreifen derselben Wahrheit kämen und flehte darum wohl Tag und Nacht inständig. Mein Bruder hat nicht wollen. Er hat viel Geld verdient. Und nun überschüttete er sein Mütterle mit allerhand guten und schönen Dingen. Da kam ein ganzer Tortenzug, die besten Weine, allerhand Delikatessen in ihr Haus. Er hat das bloß getan, weil er wusste, dass das Mütterle nicht mit ihm zufrieden war. Die Mutter aber sagte: „Das freut mich alles nicht, wenn du nicht den Heiland annimmst. Ich hab Respekt vor deiner Kindesliebe. Und essen und trinken will ich’s auch. Aber...“ Dies Mütterle hat klar gewusst, ohne den Heiland geht’s nicht.

So hat’s der Prophet auch gewusst und dementsprechend gesagt: Kehret euch zu mir, spricht der Herr Zebaoth. Aber er fügt hinzu: Ich weiß wohl, die alten Propheten brachten dieselbe Bitte. Sie sind gestorben; die Väter, die Gottes Bußruf hörten, aber nicht gehorchten, sind auch nicht mehr. Aber das Wort Gottes bleibt. Es ist nicht dahin, tot. So wird’s auch bei mir gehen. Ich sterbe, verderbe, aber das Wort Gottes läuft. So sage ich euch, was ich euch jetzt verkündige, das bleibt. Denn es ist Wort Gottes! Das will ich euch bloß im Voraus sagen! <b/>

Das Wirken des Propheten

Wunderbar, dass ein junger Mann wagt, so hinzutreten. Denn der Prophetenstand war ein Beruf, der immer mit grimmigster Feindschaft der Widersacher zu rechnen hatte. Darauf weist auch Sacharja leise andeutend hin: „Und die Propheten, leben sie noch? Haben eure Väter sie gehasst, vielleicht sogar umgebracht? Aber das Wort haben sie nicht umbringen können.“ So sollten auch wir dastehen: mit göttlicher Vollmacht. Ja, wir sollten noch viel mehr als die Propheten so dastehen, weil wir den Sohn Gottes haben. Aber das Wort Gottes zieht an und stößt ab. Letzteres ist schwer zu ertragen für den, der es verkündigen muss.

Sach 1:1 wird die Prophetie in die geschichtliche Zeitlage hineingestellt. Das Volk des Gesetzes geht durch die geschichtlichen Verhältnisse hindurch. Die Geistgemeine wird unter Leiden vollkommen gemacht für den Tag des Herrn. Sie hat mit den geschichtlichen Verhältnissen nichts zu tun. In Jes 1 und Jer 1 werden die Zeitbestimungen auf die Könige von Juda bezogen. Anders hier in Sach 1. Nicht der Davidprofi wird hier genannt, sondern der Weltherrscher. Denn nunmehr waren ja die Juden unter ihre Macht gelangt. Das Volk Israel stand nicht mehr unter der Herrschaft seines irdischen Königsgeschlechts. So kommt es, dass die letzten Propheten: Haggai, Sacharja und Maleachi Israel unter die Weltmachtherrscher stellen. Denn es ist keine Rede davon, dass Israel, aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrt, ein freies Volk war. Nach der babylonischen stand das jüdische Volk unter persisch-medischer, griechischer und römischer Gewalt, und letztere war so extrem auf sich selbst bezogen. Einige sind entschiedene Antisemiten.

Beachtet den Feigenbaum

Und die Stundenleute? Sie merken auch nichts. Die Nationen sind auch heute still wie damals. Aber wir sollten es beachten, dass Großes in der Welt vor sich geht. Wenn der Feigenbaum Blätter gewinnt, hat der Heiland gesagt, dann passt auf! Und das jüdische Volk wird in der Heiligen Schrift als Feigenbaum abgebildet. Er bekommt jetzt Blätter. Er schlägt aus. Seht ihr’s nicht? Niemand merkt es. Der Kardinalerzbischof Faulhaber von München hat neulich in großer öffentlicher Versammlung gesagt: Das Heil kommt von Rom. Andere meinen, es kommt von Moskau, die dritten von München oder von Wittenberg. Nein, von Jerusalem kommt es. Das Heil kommt von den Juden. "Israel habe Ich erwählt, ein Segen für die Nationen zu sein."

Auch wir, die Geistgemeine, sind von Zion, aber von dem oberen. Jene, die Juden, von dem unteren. Deswegen gibt es zwei Testamente, das der Magd und das der Freien (Gal 4:24). Und wir haben zwei Linien in der Schrift, eine Gesetzes- und eine Geisteslinie. Wir aus Gott Geborenen sind nicht das Volk, das aus den Nationen herausgeholt ist. Für dieses hat der Heiland nur ein Gebot gegeben, ein neues, dass ihr euch untereinander liebt!

Gottes Volk unter der Macht des Weltreiches - das war damals und ist noch heute die Signatur der Zeit. Wir haben darum kein Recht zu hoffen, dass in der gegenwärtigen Periode sich die Welt unserem Heiland zu Füßen legen wird. Sie wird sich im Gegenteil immer mehr von ihm abwenden, bis sie unter der Führung des Antichristen sich ganz feindlich wider ihn erhebt.

Solange der wahre König des Gottesreiches im Himmel thront, so lange bleibt unser wahres Leben verborgen mit Christus in Gott.

Bekehrung ist ein gesetzlicher Zustand

„Kehrt euch zu mir!“ So heißt es immer wieder bei den Propheten des Alten Bundes. Der Ruf ertönt also auf der Gesetzesstufe, auf gesetzlichem Boden. Deswegen hat auch Johannes, der letzte der alttestamentlichen Propheten, gepredigt: „Bekehret euch!“ Der Heiland hat an diesen Bußruf angeknüpft und die Evangeliumspredigt angeschlossen. Es geht aus der Natur durchs Gesetz ins Evangelium. Ich war bekehrt, aber von einer Geburt aus Gott habe ich nichts gewusst. Wer aber nicht aus Gott geboren ist, kann das Reich Gottes nicht sehen. Bekehrung ist eine gesetzliche Stufe, ein gesetzlicher Zustand. Man wandelt im Licht. Dahin kommen im 1000-jährigen Reich alle Nationen.

Wenn das teure Wort Gottes länger auf uns wirken kann durch Gottes Gnade, dann kommt der Heilige Geist in uns hinein, dann kommt’s dahin, dass wir in Ihm sind und Er in uns, ein Geisteszustand, den nur einzelne erreichen. Die Bekehrten sind die Tun-Menschen. Ihr Tätigkeits-Glaubensleben entspricht völlig der Stufe des Gesetzes. Bin ich aber in Ihm, bin ich darauf gerichtet, dass in Ihm bleibe, in Ihm verwahrt werde, dann stehe ich im Wiedergeburts- im Geistesleben. Nicht zu tun, zu treiben, zu handeln, aktiv zu sein, ist meine Aufgabe, sondern dass ich Frucht bringe in Ihm. Das sagt uns das Wiedergeburts- und Geistesevangelium, das Johannesevangelium. Der Wiedergeborene ist auf die Innerlichkeit, der Bekehrte noch zum Teil auf die Äußerlichkeit gerichtet. Die Schar der Bekehrten ist Organisation, die Gemeine der Wiedergeborenen organisiert sich nicht, sie ist Organismus. Der Apostel der Gemeine schreibt nie an die Bekehrten, sondern an die Söhne, Kinder, Geliebten, Heiligen und Gläubigen Gottes. So unterscheidet die Bibel selbst zwischen Bekehrten und Wiedergeborenen.

Nach Sach 1:3-6 hat der Prophet gewissermaßen festen Boden unter den Füßen.

Wenn einer bekehrt ist, steht man unter der vollen Einwirkung der Erlösungs- und Auferstehungskräfte des Heilandes, aber es ist ein noch der Sonne Jesu Gegenüberstehen. Das vierte Evangelium ist das Evangelium der Gemeine. Ich kann aus den drei anderen viel Herrliches schöpfen, aber was z.B. Mk 16:17 steht, und der Missionsbefehl Mt 28:18-20 gilt uns als Glieder am Leibe Christi in diesem Sinn nicht, sondern den Juden im 1000-jährigen Reich! In der Gemeine gibt es keine Massenheilungen. Die sind nicht für diesen Äon bestimmt. Wohl Einzelheilungen. Dem Volk Gottes steht die Gabe der Heilung zur Verfügung. Bezeichnend ist, dass das vierte Evangelium nur sechs Wunder erzählt, während die drei ersten Evangelien von vielen Heilungen zu berichten wissen. Diese kamen auf dem Boden der Bekehrung vor.

Der Boden der Glaubensgemeine

Dieser Boden fehlt aber jetzt, darum so wenig Heilungen. Aber in der Glaubensgemeine wird kein Sondergewicht auf Heilungen gelegt. Wird doch dem Apostel der Gemeine, Paulus, sein Leiden trotz dreimaligem Flehen nicht genommen, weil’s im Plan des Hauptes mit diesem Jünger stand, dass er sein Leiden behalten solle. Sein Schüler Timotheus ist magenkrank. Aber Paulus rät ihm: Trink ein Gläschen Wein! Es war hier einfach nicht der Weg und Wille Gottes, zu heilen. Im Prinzip ist die Geistesgemeine unabhängig von Leiden und Tod, Trübsal und Not, Röm 8:17.18. Denen, welche er zuvor ersehen hat, die er berufen und gerecht gemacht hat, müssen alle Dinge zum Besten dienen. Ich weiß, dass, wenn ich krank bin, und der Herr will, kann ich in 5 Minuten gesund werden. Ich kann aber auch krank bleiben, so wie es Sein Rat beschlossen hat. Das ist die freie Stellung der Gläubigen in Christo.

Jesus hat bei seinem Auftreten das 1000-jährige Reich eingeleitet. Man versteht die Bibel nicht, wenn man sie nicht äonenmäßig, besser heilsgeschichtlich, liest. Denn was kann der Erlöser z. B. mit Gesetz anfangen? Denn die gewaltige Bergpredigt ist lauter Gesetz. Weil aber zur Zeit noch die Grundlage fehlt, kann die Bergrpedigt auch jetzt im Großen nicht durchgeführt werden. Wenn jetzt ein gläubiges Gotteskind in sie eingeht, kommt es sofort in die größte Passion. Wer die Bergpredigt erfüllt erfüllen will, muss mammonsmäßig arm, muss Märtyrer sein, muss sterben können. Ganze Nationen kann man nicht selig machen ohne Gesetz. Darum gilt für die Zeit, wo die Nationen sich bekehren Gesetz, die Bergpredigt. Der Jakobus-Brief zeigt die erfüllte gesetzliche Linie an. Das hat Luther gesehen. Es hat ihn aber gestört. Er konnte nichts damit anfangen. Denn es fehlte ihm der Durchblick. Darum nannte er den Jakobus-Brief eine stroherne Epistel. Der Heilige Geist aber hat kein Stroh gedroschen.

Im 1000-jährigen Reich wird der Jakobus-Brief eine ungeheure Rolle spielen. Petrus hat der Gemeine mit am nächsten gestanden, siehe das Gesicht Apg 10! Aber ganz und voll hat er das Wesen der Gemeine nicht verstanden, sonst würde Gal 2 nicht vorgekommen sein. Er hat sich am meisten zu der Schar der übrigen Zwölf hingezogen gefühlt. Ganz anders Paulus. Er ist der Apostel der Nationen, der Gemeine. - Weil Luther ein Geistesmensch war, hat er erkannt, dass das Reich Gottes nicht ohne die Juden kommt. Aber er hat nicht die tiefere Einsicht darüber haben können. Darum muss er über die Offenbarung Johannis urteilen: „Ich mag sie nicht leiden. Sie judaisiert mir zu viel“.

Göttliches Wirken ist Gott-menschlich

Alles göttliche Wirken ist Gott-menschlich, nicht rein göttlich. So sehen wir es beim Heiland, der Gott-Mensch war. So geschieht es hier bei Sacharja, dass Gottes Wort durch menschliche Gefäße übermittelt wird. Das Wort des Herrn geschah zu Sacharja, das heißt, das Wort kam maßgebend wie ein Geschehnis. Hier tritt die Inspiration der Heiligen Schrift deutlich zutage. Das Wort Gottes empfangen wir hier durch Vermittlung des Sacharja. Das Geheimnis der Inspiration ist das Geheimnis des Gottlebens. Das Leben kann man aber nicht in Worte fassen. So wie auch das natürliche Leben von keinem noch so bedeutenden Naturforscher begriffen, oder in Worte gefasst werden kann. Es ist das Unbegreifliche und muss es sein. Denn Gott ist auch Leben und darum auch unbegreiflich. Bei der Inspiration haben wir ein Ineinander von völliger menschlicher Freiheit und göttlichem Wirken. Menschen, die Träger der Inspiration sind, sind nur solche, die sich dem Herrn restlos zur Verfügung gestellt haben, die nichts anderes als Sklaven seines Heiligen Geistes sein wollen, Menschen, die völlig, restlos vom Eigenen ausgezogen sind und in der Gewalt Jesu stehen. Dazu gehört aber ganz freie Hingabe. Inspiration ist daher der heilige Zusammenklang der gewaltigen Majestät Gottes und der ganzen Hingabe eines Menschen. Dabei verhält sich der Mensch weiblich, das heißt empfangend. Und so wie aus der Vereinigung von Mann und Weib im Natürlichen neues Leben entsteht, so im Geistlichen aus der Hingabe des Menschen an Gott etwas Neues, eine Geburt.

Und so hat sich auch Sacharja restlos Gott hingegeben und empfing, und was aus dieser Vereinung von göttlicher Majestät und menschlicher Hingabe Neues wurde, ist das Buch Sacharja. Wenn eine Frau empfängt und gebiert, so ist das ein Geschehnis für sie. So war es auch für Sacharja ein außerordentliches Geschehnis, als er das Wort Gottes empfing, das er den Menschen bringen sollte. Darum steht hier, das Wort des Herrn geschah zu Sacharja. Hast du auch schon mal ein solches Geschehnis erlebt?

Und so ist es heute noch: Das sind die größten Ereignisse, Geschehnisse (im Menschenleben), wo ein Wort des Herrn zu einem Menschen geschieht. Und das Wort ist der Same der Wiedergeburt. So erlebt der Mensch, der den göttlichen, männlichen Samen des Wortes in sich aufnimmt, das große Geschehnis einer neuen Geburt. Die nach Jerusalem 556 zurückgekehrten Juden hatten 2 Jahre später, 534, den Tempelbau begonnen. Aber dieser geriet bald ins Stocken. Man verlor den Mut. Man gewöhnte sich an den Gedanken, von dem Tempelbau abzulassen und ohne Tempel auszukommen. Da traten nach 14 Jahren die beiden Propheten Haggai und Sacharja auf und erfüllten das Volk mit neuem Eifer. Es wird an die noch viel größere Not der Väter erinnert (Auswanderung nach Zerstörung von Stadt und Tempel), welche nur wohlverdiente Strafe für dieselben gewesen war. Das beste Heilmittel gegen die gefährliche Traurigkeit dieser Welt ist bestimmte Erinnerung an unsere Verschuldungen, sie führt zur göttlichen Traurigkeit, 2Kor 7:10. Vor dem Sündenbewusstsein fliehen die „Weltschmerzgedanken“, die Melancholie. Und ergreift man in tiefer Sündenerkenntnis und Sündenschmerz gläubig den gekreuzigten Heiland, zieht Trost, Friede und Freude in Gott in unser Innerstes.

Spricht der Herr Zebaoth

Dreimal wird in Sach 1:3 wiederholt: „spricht der Herr Zebaoth“. Diese Ausdrucksweise, der Herr der Engelheere, kommt so häufig erst vor bei den Propheten von der Zeit an, als das jüdische Volk unter die Herrschaft der Weltmacht geriet und von ihr arg bedrückt wurde. Und bei denjenigen Propheten, die wie Sacharja direkt unter der Gewalt der Weltmacht stehen, wird dieser Ausdruck gebracht, um das Volk zu trösten: Den Heerscharen der Weltmacht stehen die Heerscharen der Gottesmacht gegenüber. „Was die Kriegsheere der Weltherrscher vermögen, hat Gottes Volk erfahren. Will es nicht erfahren, was Gottes Engelheere vermögen?“ Das geht aber nur, wenn sich Israel zu Gott bekehrt. Dann kann und wird der Herr ihm helfen. Das geschieht allerdings beides erst in der letzten zeit, vor Anbruch des 1000-jährigen reiches. Dann wird Christus mit tausend und abertausend Engeln erscheinen zur Aufrichtung eines herrlichen Reiches unter seinem Volke.

Dasselbe gilt uns. Nur wenn wir uns vollständig zu Gott kehren, kann Gott sich ganz zu uns kehren: „Kehret euch zu mir, spricht der Herr Zebaoth, so will ich mich zu euch kehren, spricht der Herr Zebaoth."

Sach 1:6: „Gott hat das den Vätern angedrohte Gericht genau heraufgeführt: Dan 9:12; Esr 9:7. Aber ihr seid in noch größerer Gefahr, elendiglich umzukommen, weil ihr noch weniger als sie dem Herrn gehorcht und auf ihn geachtet habt. Denn euren Götzendienst, den Dienst des Baal und der Aschera, den habt ihr fallen lassen; die Götzendienst-Epoche Israels ist vorüber. Der Götzendienst des Baal und der Aschera ist die geringere Sünde. Aber jetzt seid ihr in die Gefahr und den Dienst der Selbstgerechtigkeit gelangt. Das ist viel schlimmer und wird darum auch furchtbarere und schwerere Gerichte nach sich ziehen.“ Jetzt steht Israel, das heißt zur Zeit Sacharjas und in den folgenden Jahrhunderten, namentlich sehen wir es zur Zeit Jesu, in der Selbstgerechtigkeits-Epoche. Und welch entsetzliches Gericht hat die größere Sünde der Selbstgerechtigkeit nach sich gezogen; 70 nach Christi Geburt die Zerstörung Jerusalem und die Zerstreuung der zwei Stämme in die ganze Welt! IN unserer Gegenwart ist ein großer Teil des jüdischen Volkes in eine neue, letzte Epoche seiner inneren Entwicklung eingetreten: Gesetz und Propheten hat es abgelehnt und sich in sich selbst aufgerichtet. Der jüdische Selbstmensch braucht keinen Gott der Väter, keinen Messias mehr. Das ist die schrecklichste Epoche, die Selbstepoche, und sie bringt den unbußfertigen Juden entsetzliches Gericht ein. Weil die Juden jetzt Selbstmenschen geworden sind (die gläubigsten Juden sind keine Zionisten), haben sie aus sich heraus den jüdischen Nationalstaat in Palästina geschaffen.

Die Sünde der Selbstgerechtigkeit

Die in unseren Augen niedrigsten Sünden sind nicht die schlimmsten. Die Hurer, Ehebrecher und Zöllner kommen eher ins Reich Gottes als die Selbstgerechten. Sodom wird’s im jüngsten Gericht erträglicher gehen denn Kapernaum: Mt 11:20ff. Paulus nennt sich den Vornehmsten unter den Sündern. Er hat nicht gelogen, weil er ja an anderer Stelle von sich sagt, dass er unsträflich gewesen sei nach dem Gesetz. Ordinäre Sünden hat er gar nicht verübt. Aber er war der größte Ichmensch, Selbstmensch, der sich denken lässt. Das zeigt sich in seinem starken Widerstreben gegen Christus und seine Gemeine. Wäre es bei ihm nicht durch Jesu Erbarmen zu dem: „Aber nicht ich, sondern Christus“ gekommen, was meint ihr, was ein Paulus ohne Christus angerichtet hätte? Er wäre wohl ein Führer der Juden im Befreiungskampf gegen die Römer, ein falscher Messias geworden, deswegen, weil er ein solcher Selbstmensch war.

Denkt an Luther. Seine Jugend war einwandfrei, fromm und rein. Und doch hat er als junger Mann in der Mönchskutte gebrüllt: „Meine Sünden, meine Sünden!“ Er konnte von sich sagen. „Wenn je ein Mönch durch seine Möncherei in den Himmel gekommen wäre, dann wäre ich’s“. Aber gerade seine selbstgemachte Frömmigkeit war es, die ihn den Ruf: „Meine Sünden, meine Sünden!“ ausstoßen ließ. Er kannte den Ichmenschen in sich. Der sagte ihm: „Alle Energie angewandt, durch muss es, erreicht werden muss es!“ Aber er kam nur weiter von dem Ziel göttlicher Gerechtigkeit und Heiligung weg, weil er es selbst machen wollte. „Ich, der Luther, bring mich in den Himmel", das war seine Meinung. Aber es liegt nicht an jemandes Wollen und Laufen, sondern an Gottes Gnade. Die bringt auch solche in sich starken Ichmenschen wie Luther und Paulus zum innersten Zerbruch.

Und das ist etwas anderes als einen Säufer oder Hurer, Menschen, die oft schon rein äußerlich ein Wrack darstellen, zum Zusammenbrechen zu bringen. Das ist gar nichts Besonderes, da sie ja schon leiblich und seelisch gebrochen sind. Die Sünde der Selbstgerechtigkeit ist die größte Sünde. Darum täte ich lieber ein Schwarzes Kreuz gründen, als im Weißen und Blauen Kreuz arbeiten. Aber da wagt sich niemand heran, weil man da wohl keine Mitglieder kriegte. Man bleibt in seiner Blindheit in der Selbstgerechtigkeit und weiß nicht einmal, dass das die größte Sünde ist, wenn man mal vom menschlichen Standpunkt aus diesen Unterschied machen darf. Es ist leichter, 10 Säufer zum Heil zu bringen als einen Selbstgerechten. Dass unser Sündenbegriff uns nicht verdreht werden, dass wir denken Mord und Totschlag sei die schlimmste Sünde und andere ganz grobe, nein, die Selbstgerechtigkeit ist’s.

„Die vorigen Propheten predigten.“ Indem sich Sacharja auf sie beruft, macht er sie für die aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrten Juden zur Autorität. Er stellt sich auf sie, fußt auf ihnen. Die Träger der Offenbarung sind zwar dahin, sagt er, die Offenbarung selber jedoch nicht. Die alten Weissagungen sind ganz genau erfüllt: Gleich wie der Herr Zebaoth vorhatte, uns zu tun, nachdem wir gingen und taten, also hat er uns auch getan. Werden nicht auch alle die Weissagungen in Erfüllung gehen, die bis jetzt noch nicht erfüllt sind? Die Worte Gottes haben damals eure Väter getroffen, sagt der Prophet, weil sie nicht Gott gehorchten und nicht auf ihn achteten. Ist es ein Wunder, wenn dann Notzeiten kommen und Gott nicht auf das Schreien der Menschen achtet?

Lies weiter:
2. Der Reiter unter den Myrten (Sach 1:7-15)