Der 2. Korintherbrief - Kapitel 10

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Abschrift: Die Korintherbriefe Band I - IV (2007/08)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I, III und IV sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der 2. Korintherbrief - Kapitel 10

Paulus verteidigt seine apostolische Autorität

Paulus verteidigt seine apostolische Autorität

2Kor 10:1

"Ich selbst nun, Paulus, spreche euch zu durch die Sanftmut und Lindigkeit des Christus, der ich von Angesicht z war demütig bei euch war, abwesend aber mutig gegen euch bin."

Der nächste Abschnitt unseres Korintherbriefes befasst sich mit jenen, die den Apostel angreifen und seinen Dienst zu stören versuchten, es ist also gewissermaßen eine Kampfansage an seine Gegner. Dies steht nicht im Widerspruch zu den zurückliegenden Aussagen, die viel von der Macht Gottes und Seinem unbeschreiblich reichen Gnadengeschenk sprachen, weil wahre Liebe auch kämpfen kann, wenn es darum geht, Hindernisse zu entfernen, glühende Pfeile abzuwehren, kurzum, wenn es gilt, Satan und seine Gehilfen zu entlarven, damit die junge Gemeinde im Glauben wachsen kann. Dabei müssen wir sehen, dass Satan ja nicht persönlich, wie einst bei Jesu Versuchung in Erscheinung tritt, sondern sich der Menschen bedient, die ihm willfährig sind. Und in Korinth war dies sicherlich auch eine wohl kleine, aber doch sehr aktive jüdische Gemeinde.

Wir müssen uns, um richtig zu verstehen, vergegenwärtigen, dass es damals gewissermaßen zwei sehr verschiedene jüdische Gemeinden gab: Es gab zum einen die alttestamentlichen jüdischen Gemeinden, di ein der Synagoge ihren Mittelpunkt hatten. Diese lehnten Jesus ab, weil sie in Ihm nicht ihren König erkennen konnten, ja sie trugen die Verantwortung für Seinen Tod durch die römischen Soldaten. Solch eine Gemeinde bestand, wie vielerorts, auch in Korinth. Sie bekämpfte die Arbeit des Paulus vehement und beeinflusste auch die Korinther.

Zum anderen bildet sich eine jüdische Gruppe um die Jünger Jesu, di eJesus als den Sohn Gottes erkannte und liebt. Diese Gemeinde war es, für die Paulus Spenden einsammelte; das verbindende Element war die gemeinsame Liebe zu Jesus. Man achtete sich gegenseitig, auch wenn selbst für Petrus manches schwer zu begreifen war, was Paulus lehrte (siehe 2Petr 3:16).

Der Kampf, den wir gestern angeschnitten haben, blieb Paulus nicht erspart, nicht den Korinthern und auch nicht uns. Die Körpergemeinde Christi Jesu ist dem Widerwirker ein Dorn im Auge, weil er uns zwar hemmen, aber nie aus unserer Stellung in Christus reißen kann. Mit Paulus trat ein Mann auf, der das besondere Augenmerk Satans hervorrief; ein williges Werkzeug waren diesem zu einem gewissen Teil die eigenen Stammesbrüder, die gemäß Röm 11:25 ff in die Verstockung gerieten. So wie Paulus einst die Jünger Jesu bekämpfte, so wurde er jetzt von jenen bekämpft, die einst seine Kampfgenossen waren. Lernen wir in den vor uns stehenden Versen, mit welchen Mitteln zu kämpfen ist, wir erhalten darin den besten Anschauungsunterricht.

Als erstes stellt Paulus in unserem Leitvers klar, dass er diesen Kampf allein auszufechten hat, weil es u m das "ihm anvertraute Evangelium" geht; er stellt also seine ganze Persönlichkeit als Apostel jenen gegenüber, welche die ju nge Gemeinde beeinflussen, ja gegen ihn aufstacheln wollen - betrügerische Arbeiter, falsche Apostel nennt er sie, wie wir später noch sehen werden.

Wie Paulus nun diesen Kampf zu führen gedenkt, ersehen wir aus den Worten "... durch die Sanftmut und Lindigkeit des Christus"! Nicht er, Paulus, ist Vorbild, sondern der Herr! Paulus möchte seine geliebte Gemeinde für die Gemeinschaft Jesu Christi zubereiten, mehr noch, es geht um die Beschreitung des Zerbruchsweges! Hier ist also einerseits von Kampf die Rede, und andererseits von Erdulden und Leiden - in gewissem Sinn also eine Gratwanderung: wir merken vielleicht, liebe Geschwister, wie spannend dies werden kann!

Vielleicht hat es manchen irritiert, dass wir gestern (schon wieder!!!) von "Zerbruchswegen" sprachen - was haben diese mit dem Kampf zu tun, den die folgenden Verse beinhalten?

Paulus spricht an dieser Stelle nicht durch sein eigenes Vorbild zu, wie er es öfters tut, sondern durch das Vorbild Christi auf dem Zerbruchsweg! Und hier ist "Sanftmut" der Mut, diesen Zerbruchsweg überhaupt zu gehen - und dann auch noch "sanft" im Tragen und Ertragen. Dazu kommt die Lindigkeit, sie bedeutet so viel wie Milde und Nachsicht mit jenen, die zu verurteilen sind (lies Lk 23:34). Wir merken jetzt die Spannung, liebe Geschwister, indem wir uns fragen: Ist so ein Kampf zu gewinnen? Aber gerade weil wir hier noch so menschlich denken, muss uns Paulus tiefer führen, und das heißt hinein in den Sinn Christi. Selbst der entscheidende Kampf gegen betrügerische Arbeiter im Werk des Herrn sollte im Geist der Sanftmut und Lindigkeit geführt werden - es ist der Geist Christi.

Schon in 1Kor 4:18 lasen wir von der Spannung um das Kommen des Apostels nach Korinth, man warf ihm wohl vor, er getraue sich überhaupt nicht mehr. zu kommen. Diese Meinung mag sich verstärkt haben: Aus der Ferne "mutig" (durch entsprechend scharfe Briefe), anwesend hingegen "demütig" - seine Gegner stuften dies als "feige" ein.

Wir werden Schritt für Schritt dahin geführt, uns nicht mehr von Menschen beeinflussen zu lassen, uns nicht mehr nach menschlicher Art zu verhalten und zu reagieren, sondern mehr und mehr auf Christus zu schauen und Phil 2:5 anzustreben: Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus ist".

2Kor 10:2

"Ich flehe jedoch, wenn ich anwesend bin, nicht mutig sein zu müssen, im Vertrauen darauf, dass ich damit rechne und wage, gegen etliche aufzutreten, die uns als solche einschätzen, die nach dem Fleisch wandeln."

Das "Zusprechen" von Vers 1 geht jetzt in "Flehen" über, aber dies fällt dem Apostel nicht schwer, weil es eben im Geist Christi geschieht, also in Seiner Sanftmut und Lindigkeit. Dabei liegt es nun offensichtlich an den Korinthern, ob Paulus bei seinem Kommen mutig auftreten muss oder nicht. Trotzdem geht es hier nicht um einen Kampf gegen die ganze Gemeinde (das wäre mit den Kapiteln 10-13 unvereinbar), sonder gegen Einzelne, wo er gegebenenfalls auch "mutig auftreten muss; diese schätzen ihn und seine Mitarbeiter als "nach dem Fleisch wandelnd" ein. Was meinen sie mit diesem abfälligen Urteil?

Wer solch ein abfälliges Urteil abgibt, hält sich offenbar dafür, "im Geist" zu wandeln, das ist die logische Konsequenz aus obigem Vorwurf. Pauli Gegner - und das ist das Pikante an dem Vorwurf - sahen sich also "geistlicher" wandeln als Paulus selbst! Wie kamen sie zu solcher Annahme (Selbstüberschätzung)? Wir können nur annehmen, dass es solche waren, die gemäß 1Kor 4:6 über das hinaus sinnen, was geschrieben steht, die das Zungenreden hochhielten, sich aufgrund Gesichten und Offenbarungen rühmten und von diesen vermeintlich geistlichen Höhen auf den Apostel herabblickten. Sie schwelgten offenbar in Zeichen und Wundern! Und Paulus? Diesem kamen offensichtlich all diese sichtbaren Zeichen abhanden, sein Weg zeigte sich mehr und mehr in der Schwachheit und Demut - war sein Anspruch, der Apostel der Nationen zu sein, überhaupt noch haltbar?

Die Vorwürfe, die wir oben genannt haben, sind auch heute noch nur zu oft zu finden! Wer in charismatischen Kreisen verkehrt, weiß sehr wohl darum! Aber was fleischlich und was geistlich ist, obliegt nicht dem menschlichen Urteil, und das darf uns tröstlich sein!

2Kor 10:3

"Denn wiewohl wir im Fleisch wandeln, führen wir nicht Krieg dem Fleische nach"

Wir müssen heute noch einmal darauf hinweisen, dass die Korinther stark von den jüdischen Gemeinden beeinflusst wurden. Es war auch nicht unbekannt, dass in der jungen Pfingstgemeinde um Petrus durchaus Zeichen und Wunder gegeben waren - auch Paulus vollbrachte solche in seiner Anfangszeit als Gläubiger. Doch je mehr der erhöhte Herr Seinem Apostel das Geheimnis um die Körpergemeinde enthüllte, desto mehr wurden ihm die äußere Kraft genommen, sein Weg führte immer mehr in die Leidensgemeinschaft seines Herrn. Hier müssen wir die Ursache sehen, warum sich einige Korinther geistlich über Paulus stehend sahen - sie hielten an äußren Zeichen und Wundern fest und lehnten den Weg in die körperliche Schwachheit ab. Doch gerade dahin wurde Paulus geführt und wir dürfen im Verlauf dieses Briefes erleben, wie Gottes Kraft gerade in der körperlichen Schwachheit vollkommen gemacht wird (2Kor 12:9).

Paulus hat kein Problem damit, zuzugeben, dass er tatsächlich noch im Fleisch wandelt, und dies mit allen Konsequenzen. Schließlich hat er schon an früherer Stelle bezeugt, dass er den Schatz des herrlichen Evangeliums des Christus in irdenen Gefäßen hat (2Kor 4:7), damit das Außerordentliche der Kraft sich als von Gott erweise, und nicht von Menschen!

An dieser Stelle muss sich jeder von uns einmal (oder erneut fragen), wozu er steht: Suchen wir äußerliche Hilfe von Gott in Form von körperlichem Wohlergehen und beten um Erhörung aller möglichen Wünsche und Vorstellungen oder sind wir bereit, für unseren Glauben auch schwere Wege zu gehen - Leidenswege (Zerbruchswege)? Und weiter: Wären wir auch bereit, auf schweren Wegen am Glauben festzuhalten, ja darin Gott zu danken und Ihn so zu verherrlichen?

Paulus wurde in Korinth angegriffen, weil seine äußere Kraft zunehmend erlahmte, sein äußerer Zustand immer erbärmlicher wurde. Machen wir uns doch nichts vor, liebe Geschwister - den Paulus, den uns nur zu oft menschliche Kunstwerke vorgaukeln, gab es nicht. Lesen wir seinen Weg in 2Kor 11:23 ff, so bekommen wir ein anderes Bild seines körperlichen Aussehens! Was würden wohl heute jene charismatischen Gläubigen sagen, wenn sie diesem von Schlägen, Entbehrungen, ja von Steinigung gezeichneten Mann gegenüber stehen würden? Würden sie ihm auch ins Gesicht sagen: "Paulus, du glaubst zu wenig?" Es ist eine betrübliche Tatsache, dass es bis heute eine staatliche Zahl Gläubiger gibt, die immer noch von ihren vermeintlichen geistlichen Höhen auf Paulus herabblicken würden! Man muss sie zu jenen zählen, die auch heute noch Paulus nicht beigestanden wären, sondern ihn auch verlassen hätten (lies 2Tim 4:16). Und im Grund haben doch viele Gemeinschaften Paulus vielleicht nicht unbedingt völlig verlassen, aber ihn an den Rand ihrer Erkenntnis gestellt.

Wie bekämpfte Paulus diese geistlich so hoch über ihm stehenden Gläubigen? Ein Krieg dem Fleisch nach kam für ihn nicht infrage, solche Kriege beinhalten List, Diplomatie, Lüge, ja Gewalt - und dies wohlgemerkt auch unter Gläubigen 8oder solchen, die sich dafür halten)!!! Waren es nicht die vermeintlich frommen Juden, die Paulus die größten Schäden zugeführt haben? "Krieg" ist ein hartes Wort, und doch gebraucht es Paulus, allerdings nicht im Sinn von "dem Fleisch gemäß", sondern in geistlichem Sinn. Und in diesem Sinn ist uns ja auch die bekannte Waffenrüstung in Eph 6:10-18 dargereicht, weil bis heute mächtige Feinde auf uns eindringen!

2Kor 10:4

"Sind doch die Waffen unseres Krieges nicht fleischlich, sondern mächtig für Gott: zum Einreißen von Bollwerken, wenn wir Vernunftsschlüsse einreißen."

Erinnern wir uns an 2Kor 6:7 ff: Dort zählt Paulus seine Leiden auf, in welchen er steht, nennt aber zugleich auch die Kraft Gottes und die Waffen der Gerechtigkeit in der Rechten und in der Linken, was wir in unserer dortigen Auslegung als Waffen der Verteidigung und des Angriffs gewertet haben. Ein Soldat in der Zeit Pauli trug ja links das Schutzschild zur Abwehr und rechts das Schwert zum. Angriff. In Verbindung mit den dortigen Aussagen schreibt er heute von einer Kriegsführung nicht mit fleischlichen Waffen, die aber trotzdem mächtig für Gott sind.

"Fleischliche" Waffen sind solche, mit denen wir normalerweise Menschen bekämpfen! Nun ist aber unser Kampf bekannterweise nicht mit oder gegen Fleisch un Blut, sondern wir stehe, wie es uns Eph 6:12 lehrt, gegen die geballte Macht der Finsternis! Wenn wir diesen Vers bewusst lesen, müssen wir eigentlich erst einmal zutiefst erschrecken, welch unheimliche Mächte und Kräfte hier aufgezählt sind, die allesamt gegen uns stehen. Doch zur gleichen Zeit (ab Vers 13) wird uns Hilfe dargereicht, mächtige Hilfe, mit welcher wir an den bösen Erdentagen widerstehen und standhalten können.

Wir sind heute mit unserem Wissen um die Aussagen im Epheserbrief, und hier vor allem in Bezug auf die Waffenrüstung, den Korinthern ein gutes Stück voraus. Es entspricht dem Willen Gottes, dass wir kein passives ruhiges Glaubensleben führen sollen, abgeschirmt von allem Bösen, sondern mitten in den Machtbereich des Fürsten dieses Äons, Satan, gestellt sind und kämpfen müssen! Vielleicht verstehen wir 8noch) nicht, warum Gott dies will, aber es geht letztlich darum, Ihn zu erkennen, wie Er ist - und Er ist Liebe!

Es bewegt in der Tat viele Gläubige, warum Gott ihnen nicht all die Mühen, Trübsale, Leiden, ja den Kampf gegen die mächtige geistliche Welt der Bosheit und Finsternis erspart - und wenn wir behaupten, dass uns Gott mit diesem Kampf letztlich Seine Liebe erzeigen möchte, ist dies menschlich kaum fassbar. Ein bekanntes Beispiel aus der Natur könnte uns helfen: Wir alle kennen die schönen Schmetterlinge, doch bevor sie zu solchen heranwachsen, müssen sie einen gewissen Weg gehen: Am Anfang steht eine Raupe, die sich dann in einer Hülle verpuppt, und in dieser Hülle entwickelt sie ihre schöne Gestalt. Um dann aus dieser Hülle herauszukommen, sie aufzubrechen, bedarf es ungeheurer Kräfte seitens des Falters. Soweit die Natur! Nun haben Menschen versucht, dem Falter zu helfen, indem sie die Umhüllung (Puppe) selber aufbrachen und dem Schmetterling kampflos das Licht schenken wollten - nur der derart befreite Schmetterling starb kurz darauf, er war lebensunfähig! Das Resümee: Der Falter brauchte den Kampf der Befreiung, um lebensfähig zu sein!

Wir haben dieses Naturerlebnis (das ja auch von Gott bewirkt ist) ausführlich dargelegt, weil wir meinen, dass es uns im Hinblick auf unseren Kampf manches sagen kann. Auf den Kampf des Schmetterlings folgte für diesen das Licht! Auf unserem Kampf folgt auch Licht, das Licht der Herrlichkeit! Und der Kampf, den wir vorher auf Erden führen mussten, lässt uns das Licht umso herrlicher erstrahlen!

Und was kann für uns schöner sein, wenn wir unseren Kampf auf Erden beendet haben, als dass der Herr uns Seine Hand aus den Wolken entgegenstreckt, um uns zu Sich in ein Licht zu entrücken, das mit menschlichen Worten nicht zu beschreiben ist!

Wir merken, liebe Geschwister, wie wir uns bei so manchen Aussagen in der Vielfalt verlieren können, wir wollen also wieder zurück nach Korinth und uns auf das konzentrieren, was Paulus hier sagen möchte bzw. womit er in Korinth zu kämpfen hat.

Wenn Paulus vom "Einreißen von Bollwerken" schreibt, meint er natürlich keine menschlichen Festungen, er meint auch nicht die Beseitigung der Bollwerke des Unglaubens in der Welt, vielmehr geht es ihm hier um die Niederringung der Widerstände innerhalb der korinthischen Gemeinden, und hier auch nicht um Widerstände gegen seine Person, sonder gegen sein Evangelium!

Es war in den frühesten Gemeinden so und es ist heute nicht viel anders, dass sich sehr schnell dort Widerstand formiert, wo das Evangelium des Paulus auch zu den Zerbruchswegen führt, wo auf Leiden und Trübsal hingewiesen wird und was uns Gottes Wort als "zweite Gnade" vorlegt! Ja, liebe Geschwister, da baut unser "Ich" sehr schnell "Bollwerke" dagegen auf, hinter denen man sich zu verstecken sucht - wir wollen keine Leiden, wir wollen "Wohlergehen"! Und dann folgen die "Vernunftschlüsse", die wir auch mit "Berechnungen" oder "Erwägungen" wiedergeben können.

So manche Korinther haben also berechnet und erwogen, dass es für ihr irdischen Wohl besser sei, auf Zeichen und Wunder zu setzen, als auf Pauli zweite Gnade, der Leidensgemeinschaft und des Trostes Christi - gegen diese Bollwerke ziehen Paulus und seine Mitarbeiter zu Felde, sie niederzureißen ist sein Ziel, diesem sind die kommenden Aussagen gewidmet.

2Kor 10:5

"und jede Höhe, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt. Wir nehmen alle Gedanken unter den Gehorsam des Christus gefangen"

"Bollwerke", die Paulus einzureißen gewillt ist, sind, wie wir gestern darlegten, "Vernunftschlüsse", also Überlegungen und Berechnungen einzelner Korinther, die diesen dazu dienen sollen, ihre eigene Flucht vor unliebsamen Wegen zu rechtfertigen und letztlich ihr "Ich" zu retten! Ja, da bedarf es wirklich Waffen, die mächtig für Gott sind!

Und dieses "Ich", das in Korinth noch Einzelne sehr intensiv pflegten, nennt Paulus in. unserem heutigen Vers "Höhe", es ist all jenes, was im Menschen groß sein, was etwa gelten will, also ganz einfach unser alter "Ich-Mensch"! Und dieser stellt sich wahrlich gegen die Erkenntnis Gottes, weil Gottes Wort gerade das Gegenteil lehrt. Lassen wir uns erinnern, was Paulus schon im ersten Brief mit schmerz im Herzen anprangern musste: Parteinahme, Eifersüchteleien, der Gang vor weltliche Richter, Mahlzeiten in heidnischen Tempeln, Emanzipation der Frau, Überbewertung der Zungenrede, den Ärger an den Leiden Pauli, ja sogar Leugnung der Auferstehung Jesu ... hier wurde nicht mehr Gott verherrlicht, sondern die menschliche Weisheit! Wo Einzelne versuchen, ihre Meinung einer ganzen Gemeinde überzustülpen, muss der Apostel in der Tat "Krieg" führen.

Und so geht der Apostel also gegen die Höhen (die Selbsterhöhung) vor, und er nimmt alles (menschlichen) Gedanken gefangen, das heißt, er versucht sie wegzuführen, dass sie keinen Schaden mehr anrichten können. "Selbsterhöhung" ist nicht immer so leicht erkennbar - schon die harmlosen Worte: "ich habe mich bekehrt", "ich habe Menschen zu Jesus geführt", "ich habe dies und jenes getan" .... all dies ist Selbsterhöhung! Wer verstanden hat, was Gnade ist, weiß auch, dass sich kein Fleisch jemals und irgendeiner Sache wegen rühmen kann, weil alles aus Gott ist!

Gott sagt in Seinem Wort klar und deutlich, dass Er der allein Wirkende ist, und das mit allen Konsequenzen! Doch schon beim ersten Menschenpaar versuchte die Schlange mit Erfolg, diese Tatsache in Zweifel zu ziehen: Esst ... und ihr werdet sein wie Alueim"! Und in welchem Ausmaß gelang es der Schlange im Verlauf der Menschheitsgeschichte, diese Erhöhung gegen Gott fortzusetzen! Immer mehr Macht wurde Gott genommen und in selbem Maß dem Geschöpf zugedacht. Man kann viele feine Erkenntnisse gegen Gott haben, doch die Wurzel allen Übels ist die, dass Gott nicht mehr als der gesehen wird, der alles, aber auch restlos alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt!

Die Gedanken jener, die. Christus gehören, müssen unter Seinen Gehorsam gefangen genommen werden - versuchen wir, diese Aussage aufzuschlüsseln. was ist Christi Gehorsam überhaupt? Eine schöne Antwort finden wi rin Hebr 10:7: "Siehe, Ich (Christus) treffe ein (in der Summe der Rolle ist von Mir geschrieben), u m Deinen Willen, o Gott, zu tun". Hier, liebe Geschwister, stehen wir an der Wurzel des Gehorsams unseres Herrn! Während Seines ganzen Erdenlebens verkündigte Er diese Wahrheit, sie war Ihm Halt und Stütze bis zu Seinem Tod, ja bis zum Tod am Kreuz. Dieser Gehorsam ist weit entfernt von unserem eigenen menschlichen Wollen, weil Jesus Christus nur ein Verlangen in _Sich trug, den Vater zu verherrlichen, Sich Seinem Willen unterzuordnen. "Ich kann gar nichts von mir Selbst aus tun" (Joh 5:30), so hören wir Sein Zeugnis, und der Vers geht weiter: ".. .weil Ich nicht Meinen Willen suche, sondern den Willen dessen, der Mich gesandt hat"! Ja, unser Herr war frei von jeglicher Selbstverwirklichung, Er ist das leuchtende Beispiel für alle, die "in Ihm" sind!

Wir sind dabei, den "Gehorsam" unseres Herrn zu erkennen und. zu verstehen, das Große, was wir gestern sehen durften, war, dass Christus nicht aus dem Himmel herabgestiegen ist, um Seinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der Ihn gesandt hat (gemäß Joh 6:38). In welch krassem Widerspruch steht diese Aussage des Herrn gegen all jene, die für die Freiheit des menschlichen Willens eintreten und zum Beispiel behaupten, es läge an der Entscheidung jedes Menschen, ob er sich für oder gegen Gott entscheiden würde!!!

Christus wusste, dass es nur "Einen" gibt, und diesem Einen , Seinem Vater, ordnete Er Sich völlig unter. Und so sehr der Herr vor Seiner Menschwerdung auch "in der Gestalt Gottes war, ja es nicht als ein Raub erachtete, ebenso wie Gott zu sein (Phil 2:6), oder in Joh 10:30 sagte: "Ich und der Vater - Wir sind eins", so stellte Er doch für alle Zeiten klar, dass es keine Vermischung von Vater und Sohn gab: "Der Vater ist größer als Ich" (Joh 14:28).

Weil aber Christus nicht nur den Menschen ähnlich, sondern völlig "Mensch" wurde, (gem. Phil 2:7 "den Menschen gleichgestaltet und in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden wurde"), war Sein Gehorsam nicht selbstverständlich. Es muss uns tief betroffen machen, wenn wir in Hebr 5:8 lesen, dass der Sohn den Gehorsame durch das lernte, was Er litt!

Christus Jesus, der menschgewordene Sohn Gottes, musste "Gehorsam" lernen. Und zwar durch Leiden! das ist eine gewaltige Lektion für uns! Ob wir sie verstehen?

Wir sind noch lange nicht mit dem Thema "Gehorsam des Christus" fertig, aber wir haben die Grundzüge erkannt: Die Unterordnung unter den Willen des Vaters! Aber was sollen nun hier speziell die Korinther, was sollen wir lernen?

Jene gewaltigen Worte, die in Phil 2:5-8 von der Menschwerdung Christi Jesu und Seinem Gehorsam bis zu Tod am Kreuz berichten, beginnen mit den Worten: "Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus ist"! Und damit kommen wir unserem Leitvers ganz nahe: Unsere Gedanken unter den Gehorsam des Christus gefangen nehmen!

An Adam. und Eva müssen wir leider erkennen, dass es der Schlange gelingen darf, uns Menschen gegen Gottes Allmacht aufzulehnen; doch an Christus dürfen wir frohen Herzens erkennen, dass in Ihm der Gehorsam nicht nur möglich ist, sondern auch erfolgreich gelernt werden kann. Wohin lassen wir unsere Gedanken führen?

Die Schlange sagt: "Ihr werdet sein wie Alueim!" Paulus sagte: "Werdet gesinnt wie Christus Jesus", ja mehr "Seine Gesinnung sei in euch"!

Es ist wirklich ein "Gefangen nehmen" jener Gedanken, die sich gegen Gott auflehnen, die in ihrem Glaubensleben nur Wohlergehen suchen und nicht begreifen wollen, dass Gehorsam mit "Leiden" zu tun hat, dass es weh tun, das "Ich" von seinem Thron zu stoßen und sich dem Herrn unterzuordnen, ja auch in Seinem Gehorsam Ihm gleich zu sein!

2Kor 10:6

"... und sind in Bereitschaft, jeden Ungehorsam zu rächen, wenn euer Gehorsam vollständig wird."

Eine im Glauben junge Gemeinde lebt von der Gemeinschaft; ist diese Gemeinschaft gestört, indem die fundamentalen Dinge infrage gestellt werden, leiden alle darunter. Und wenn der maßgebliche Apostel angezweifelt wird, wie dies in Korinth geschah, muss such Paulus massiv eingreifen - nur so verstehen wir seine Worte.

Wenn der Apostel von "Gehorsam" sprach, dann war das kein sklavischer Zwang, wie wir es von weltlichen Herrschern kennen, sondern ein Gehorsam, der von der Liebe angetrieben wird. Die fehlende Liebe bei einigen Korinthern machte ja nach seinen eigenen Angaben in 1Kor 13:1-3 allen anderen geistlichen Besitz wertlos! Was war also zu tun, um die Gemeinde zu einem brauchbaren Werkzeug für die Heilispläne Gottes zu machen? Paulus und seine Mitarbeiter waren durch aus bereit, auch hart durchzugreifen, wir lesen die schweren Worte: ".. jeden Ungehorsam zu rächen..."! Das Wort "rächen" klingt für uns äußerst negativ, es passt nicht zu dem Gott der Liebe. F. H. Baader übersetzt hier "herauszurechten", was uns annehmbarer scheint. Wenn wir also ganz wörtlich sein wollen, bedeuten Pauli Worte, dass er sich notfalls auch das Recht herausnimmt, gewisse Leute aus der Gemeinde zu entfernen- und das haben wir ja schon dramatisch in 1Kor 5:5 miterlebt, wo Paulus soweit ging, entsprechende Glieder der Gemeinde dem Satan zum Ruin des Fleisches zu übergeben - wohlgemerkt, um jene am Tag des Herrn Jesus gerettet zu sehen!

Gläubige leben vom "Vergeben", das ist richtig! Aber echtes "Vergeben" setzt Einsicht voraus; fehlt diese, muss auch "herausgerechtet" werden. In Korinth waren verführerische Kräfte am Werk, die keine Einsicht zeigen wollten, hier war tatsächlich ein Schnitt notwendig, auch wenn er wehtat.

2Kor 10:7

"Blickt ihr nur auf das Äußere? Wenn jemand meint und sich selbst zutraut, Christus anzugehören, so ziehe er wiederum bei sich selbst dies in Betracht, dass, so wie er Christus angehört, ebenso auch wir."

Paulus versucht "aufzudecken"! Seine Frage lautet: Ist das Äußere, das Sichtbare, wichtiger als die inneren Angelegenheiten? Wir haben es ja schon angeschnitten: Satan versucht mit allen Mitteln, das Entstehen der Gemeinde zu stören, es von dem Boden seiner überhimmlischen Berufung herab auf das Irdische zu ziehen, die Blicke der Gläubigen auf das "Äußere" zu richten. In 2Kor 5:7 lasen wir ja schon die deutlichen Worte: "... denn wir wandeln hier durch Glauben und nicht durch Wahrnehmung", und das heißt, das Schauen auf das Äußere trübt unseren Blick für das Innere, also für das "Unsichtbare" und das für uns einzig Wahre!

Die Frage in Bezug auf "das Äußere" wird somit zu einer grundsätzlichen frage, weil damit all das gemeint ist, was wir vor Augen haben, und das spricht unseren "Ich-Menschen" an! Das erklärt auch, warum bis heute gerade charismatische Gemeinden so großen Zulauf haben; hier wird der Schwerpunkt auf "das Äußere", das Sichtbare gelegt, unsere überhimmlische Berufung, unser Wandel im Glauben, geht dabei fast völlig verloren.

Zurück nach Korinth: Zeichen und Wunder sowie gesetzliche Werke von Seiten jüdischer Gemeinden beeinflussen die Korinther von außen, von Innen wurden sie von Gemeindegliedern beeinflusst, die geistreich auftraten, das "Ich" nicht kreuzigen wollten, ja sogar ihre Zugehörigkeit zu Christus höher bewerteten als bei anderen. Das mag so weit gegangen sein, dass solche meinten, sie brauch keinen Paulus - "wir haben Christus direkt im Geist" und sie meinten damit ihren eigenen menschlichen Hochmutsgeist)!!

Wir dürfen (ja müssen) uns immer wieder fragen. Wo liegt unsere Berufung? Im Sichtbaren oder im Unsichtbaren?

"Christus angehören"

Wir machen heute einen kleinen Abstecher weg von den Problemen und Nöten in Korinth und beschäftigen uns mit der Frage unserer Zugehörigkeit zu Christus, weil es gerade in. unserem elementarsten Stand doch noch so manche Unsicherheit gibt - und Unsicherheit verhindert den Frieden, den wir doch im Herzen haben sollen.

Das Erste und wohl Entscheidende hierbei ist, dass kein Mensch diese Zugehörigkeit selber herbeiführen kann! Die Entscheidung, wer Ihm gehört, wurde bereits von Gott getroffen, als es noch gar keine Menschen gab. Diese Tatsache lesen wir in Eph 1:4: "... so wie Er (Gott) uns in Ihm (Christus) vor dem Niederwurf der Welt auserwählt hat"! Vor dem Niederwurf der Welt weist auf eine Zeit vor den Äonen hin (lies 1Kor 2:7), also einer Urschöpfung, die vor unserer heutigen Erde, also auch vor Adam und Eva, bestand. In jener frühen Zeit wurde jeder Einzelne von uns von Gott nicht nur gesehen, sondern auch bereits auserwählt und vorherbestimmt (lies Eph 1:4-5).

Wir wissen, dass diese Aussage für so manche Gläubige "Reizworte" sind - der Grund liegt auf der Hand: Das eigene Handeln des Menschen ist hier ausgeschlossen, es wird behauptet, der Mensch sei damit nur noch eine Marionette!" Aber so kann nur jemand argumentieren, der sein "Ich" noch nicht gekreuzigt hat.

Wir sind nicht auserwählt und vorherbestimmt, weil wir besser wären als die anderen, sondern weil wir Werkzeuge sein sollen, um gerade jene anderen zu Christus Jesus und damit zu Gott zu führen. Wir sind also keine "Bevorzugung" sondern "Werkzeuge"! Christus anzugehören bedeutet also, unverdientermaßen "Glied an Seinem Körper" zu sein, unwiderrufbar und unangreifbar! Keiner, der auserwählt ist, kann verloren gehen! Das ist keine menschliche Irrlehre, sondern lehrt uns Gottes untrügliches Wort!

2Kor 10:8

"Denn wenn ich mich noch darüber hinaus auch unserer Vollmacht rühmen sollte (die der Herr uns zu eurer Auferbauung und nicht zum Einreißen gegeben hat), so werde ich nicht zuschanden werden."

Was die Zugehörigkeit zu Christus betrifft, darin gibt es keine Unterschiede (von besseren oder schlechteren Gläubigen), alle sind Glieder am Körper des Christus und alle wurden von Gott vorherbestimmt und auserwählt. Der einzige Unterschied, den wir hier nennen müssen, liegt darin, dass jedes Glied am Körper eine andere Funktion hat (lies noch einmal 1Kor 12:12-27), aber generell gilt: "Ihr aber seid zusammen der Körper des Christus..."!

Anders verhält es sich mit der persönlichen Vollmacht, von der Paulus in unserem Leitvers spricht. Und wenn Paulus hiervon spricht, so wird er mit seinen Mitarbeitern deswegen nicht zuschanden werden (weil es kein eigenes Rühmen ist). Und wessen rühmt sich der Apostel? Es ist die Vollmacht, die Körpergemeinde des Christus aufzubauen.

Leider wurde (und wird bis heute) diese Vollmacht des von Gott hierfür berufenen Apostels nicht immer in vollem Umfang erkannt. Wir möchten aus diesem Grund "ohne wenn. und aber" hervorheben, dass es einzig und allein Paulus gegeben war, die Körpergemeinde Christi Jesu zu gründen, zu belehren und zum Wachsen zu bringen. Nur ihm ist unsere überhimmlische Berufung enthüllt worden! Wer also bei den anderen Schreibern der Bibel. unsere Berufung sucht, wird auf das Irdische geführt und geht am Ziel vorbei! Das Bemerkenswerte dabei ist, dass dem Apostel, der ja überreich mit äußerlichen Zeichen und Machttaten ausgestattet war, diese mehr und mehr genommen wurden, der Weg ging also weg vom "Schauen" hin zum "Glauben", von der Stärke zur Schwachheit - und dies, damit Gottes Kraft in der menschlichen Schwachheit vollkommen gemacht wird. (2Kor 12:9).

2Kor 10:9

"....damit ich nicht dafür gelte, ob ich euch durch die Briefe etwa in große Furcht jagen wollte."

Zweimal war zurückschauend vom "Einreißen" die Rede, aber eingerissen werden sollten nur die Bollwerke der betrügerischen Arbeiter, nicht hingegen der Aufbau der Gemeinde - dieser musste mit allen Mitteln gefördert werden, ging es doch darum, die Körperglieder gemäß Eph 4:13 aus der Unmündigkeit heraus zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes zu führen, zum gereiften Mann, zum Maß des Vollwuchses der Vervollständigung des Christus, damit wir nicht mehr Unmündige seien, von jedem Wind der Lehre wie von brandenden Wogen hin und her geworfen, und umhergetragen durch die Unberechenbarkeit der Menschen, durch die List, die darauf ausgeht, den Irrtum planmäßig zu verbreiten ... ein großes Ziel, für welches der Apostel Paulus tatsächlich der Vollmacht von oben bedurfte.

Jagte es den Korinthern Furcht ein, wenn Paulus mit dem "Einreißen" begann? Machte es sie unsicher, wenn Glaubensgeschwister, mit denen man ja doch eine gewisse Zeit Gemeinschaft hatte, jetzt zurechtgewiesen wurden? Pauli Vollmacht sollte nicht nur ein Schreckmittel sein, sie sollte Wirkung erzielen, sie sollte tatsächlich Bollwerke einreißen!

Wenn wir heute in die Gemeinden hineinschauen, sehen wir wenig von dem hehren Ziel, das uns oben der Epheserbrief nennt. Eine Vielzahl an Gemeinden, die sich gegenseitig der falschen Lehre bezichtigen und sich bekämpfen ... wir könnten hier viel aufzählen! Paulus suchte mit Vollmacht, die Korinther an sein Evangelium, das Evangelium der Gnade, heranzuführen. Lassen auch wir uns von ihm führen, seine Botschaft gibt uns das Rüstzeug für unseren späteren Beruf in den überhimmlischen Regionen. Und wer Paulus weniger beachtet? Der bleibt zwangsläufig im Dunkeln, weil er sich gemäß Eph 3:9 nicht über die Verwaltung des Geheimnisses erleuchten lässt!

2Kor 10:10

"Denn die Briefe, so behauptet man, sind zwar gewichtig und stark in der Aussage, aber die Anwesenheit des Körpers ist schwach, und das Wort ist für nichts zu halten."

Wir merken immer wieder, besonders hier bei den Korinthern, dass Paulus von seiner Person her nicht den imposanten Eindruck machen konnte, den sich heute mancher vorstellt. Lasst und deshalb einfach einmal einen vertieften Blick in seinen Lebenslauf tun:

Paulus (damals Saulus, was "der Erbetene" bedeutet) verbrachte seine Kindheit in Tarsus, einer kulturell hochstehenden Stadt in der Provinz Cilicien. Er entstammte einer angesehenen Familie von Pharisäern, die zugleich das römische Bürgerrecht besaß. Schon als Kind wurde er im göttlichen Gesetz unterwiesen, er galt als sehr klug und die Familie beschloss deshalb, dass er Rabbiner werden sollte. So wurde er als Jüngling zum Studium nach Jerusalem gesandt, wo der bedeutende "Gamaliel" sein Lehrer wurde. Er lernte alle Regeln des Mosaismus und der Pharisäer, sein Streben galt, die Ideale der vom Gesetz vorgeschriebenen Heiligkeit zu erlangen und den Titel eines "Gerechten" zu verdienen. Nach seinem Studium verstärkte sich sein Eifer für das Gesetz und mit aller Kraft setzte er sich für den Glauben seiner Väter ein und scheute auch nicht davor zurück, mit brutaler Rücksichtslosigkeit vorzugehen, wenn es ihm notwendig erschien. Und dies war bei einer Gruppe von Nachfolgern Jesu der Fall! Die schreckliche Jagd auf diese Gruppe von Menschen begann!

Wir haben hierbei schmerzlich das Bild eines knienden Mannes namens Stephanus vor Augen, der nicht um sein Leben flehte, sondern um. Vergebung seiner Peiniger bat (Apg 7:59-60). Saulus, der auch für diesen Tod verantwortlich war, könnte gerade durch dieses Erleben nachdenklich geworden sein, doch er unterdrückte seine Zweifel und stürzte sich mehr und mehr in die Verfolgung der Christen und bildet sich dabei ein, dass sein Tun ein verdienstvolles Werk sei.

Wir haben gestern den ersten Teil des Lebens unseres Apostels angeschnitten und sahen einen nur zuoft vor Wut schnaubenden Mann, der mit Zustimmung der obersten Priester in Jerusalem Jagd auf Christen machte, sie einkerkern, ja töten ließ. Saulus wurde zum Verfolger, Schmäher und zum Fluchenden - und dennoch (oder gerade deshalb) widerfuhr ihm die Gnade Gottes, die sein weiteres Leben bestimmen sollte.

Es war Gottes Wille, dass der Mann, den Er Sich als Gerät auserwählt hatte, diesen schlimmen Weg gehen musste - nur mit der hautnahen Erfahrung des Bösen (was Paulus aber erst hinterher bewusst wurde) konnte er wirklich einschätzen, was Gnade ist! Wir kennen sein Erleben vor Damaskus und wie ihn der erhöhte Herr durch drei Tage Blindheit zur Wahrheit führte. Bis in Tiefste erschüttert erkannte Saulus seinen Herrn, ein neuer Lebensabschnitt begann für ihn.

Die ersten Jahre nach seiner Bekehrung galten der Vorbereitung, die wir anhand der. Apostelgeschichte gut nachlesen können. Für uns ist interessant, dass er erst einmal, identisch mit den Jüngern Jesu, das irdische Königreich verkündigte. Erst nach und nach wurde ihm sein Sonderauftrag an den Nationen enthüllt und in dem Maß, wie seine Erkenntnis wachsen durfte, nahm seine körperliche Kraft ab, bis er, nach etlichen Missionsreisen, zum Schluss an einem Frühlingstag des Jahres 61 n. Ch. als Gefangener in Rom eintraf.

Menschlich gesehen war sein Weg ein ständiger Abstieg, doch geistlich gesehen durfte er höchste Höhen erklimmen - wie verläuft unser Leben, liebe Geschwister? Möge uns Paulus auch hierin etwas Vorbild sein und uns dienen!

Die Gegner Pauli haben offensichtlich gehöhnt, dass der Apostel aus der Ferne kühn sei, aber wenn er Auge in Auge vor der Gemeinde stehe, er dann nichts wagen würde und zu schwach sei! Man anerkannte zuwar, dass seine Briefe schon sehr eindrucksvoll und mächtig seien - was wir, liebe Leser, ja wunderbar erfahren dürfen - aber wenn dann Paulus körperlich anwesend sei, er schwach wirke! Und gewandt und mitreißend zu reden war anscheinend auch nicht seine Sache - das war die Lage in Korinth!

Wir haben absichtlich vorgestern das Bild eines Saulus gezeichnet, das bei ihm durchaus eine gute Bildung, auch in der geschliffenen Kunst der Rede, zulässt. Und dass Paulus mit seiner Rede Menschen mitreißen konnte, ist vielfach bezeugt. Doch auch diese Kunst, mit feinen Reden die Menschen. zu überzeugen, legte er ab, weil keine Menschenworte wirken sollten, sondern allein der Geist Christi. Aus diesem Grund lesen wir in Phil 3:7, dass er all das, was ihm früher Gewinn war, um Christi willen als verwirkt erachtete, ja als Abraum - "damit ich Christus gewinne und in Ihm befunden werde..."!

Wir bauen wohl alle noch viel zu viel auf unsere eigene Kraft, liebe Geschwister! Und es schmeichelt ungemein, wenn wir anerkannt werden, man uns lobt und dergleichen mehr, all diese menschlichen Vorzüge ließ Paulus hinter sich. In Korinth war sein Bild erst einmal von Schwachheit geprägt, doch es zeigte sich, dass Christus in ihm mächtiger war, als es seine Feinde vermutet hatten.

Vielleicht könne auch wir heute mit in den tag nehmen, mehr und mehr unseres eigene Kraft, die uns so oft G ewinn war, als Abraum zu sehen, dafür umos mehr danach zu trachten, Christus zu gewinnen und in Ihm erfunden zu werden.

2Kor 10:11

"Ein jeder ziehe dies in Betracht: derart wie wir uns als Abwesende durch Briefe im Wort zeigen, solche werden wir auch sein, wenn wir bei euch in der Arbeit anwesend sind."

Auch mit unserem heutigen Leitvers wollen wir die gestrigen Gedanken noch etwas verfolgen, steht doch Phil 3:7 ff durchaus in Zusammenhang mit unserem Text. Ein von etlichen als schwach bezeichneter Paulus kündigt an, auch in seiner persönlichen Anwesenheit in Korinth zu dem zu stehen, was er schriftlich dargelegt hat. Was aber ein gewisser Teil der Gläubigen nicht mitbekommen hat, ist, dass der Apostel immer mehr von seine "Ich" Abstand nimmt, dass er immer mehr erkennt, dass alles, was ihm früher so wichtig, ja ein Gewinn für ihn war, jetzt mehr und mehr in den Hintergrund tritt, bis er es als "Abraum", ja sogar "alles als verwirkt erachtet". Sein ganzes Leben hat jetzt nur einen Inhalt: "Damit ich Christus gewinne und in Ihm befunden werde"!

Auch wir dürfen uns heute fragen: Sind wir bereit, uns von all dem vielen zu trennen, was uns bisher wichtig war? Paulus sieht sich vielfach als "Wettkämpfer" in einer Kampfbahn, wo es gilt, einen Preis zu erringen - nur ist dieser Preis nicht weltlich, sondern besteht in geistlichen Gütern. Christus hat uns längst gewonnen, das ist eine Tatsache und unser größter Gewinn! Aber wollen auch wir Ihn gewinnen?

"Ihn gewinnen" bedeutet in der Praxis, dass wir uns mehr und mehr mit Ihm beschäftigen, dass Er uns immer mehr ausfüllt, und je mehr wir Ihn derart gewinnen, umso mehr wird das, was uns bisher Gewinn war, zurücktreten und abgelegt werden. Auf disem Weg werden wir aber von Menschen kaum mehr beachtet werden, weil dieser Weg uns von außen gesehen "schwach" wirken lässt. Wie oft singen wir voll Inbrunst: "... nichts hab ich zu bringen, alles, Herr, bist Du!" stehen wir auch in unserem Wandel zu diesem Lied?

2Kor 10:12

"Doch wagen wir nicht, uns selbst zu beurteilen oder einen Maßstab anzulegen nach gewissen Leuten, die sich selbst empfehlen. Sie aber sind unverständig, da sie sich an sich selbst messen und sich den Maßstab an sich selbst legen."

Der Vorwurf etlicher Korinther, Paulus haben einen "Doppekcharakter", ist grundlos. Das demütige persönliche Auftreten einerseits und die Kühnheit in dem Brief andererseits hatten ganz andere Gründe, die nur derjenige zu würdigen wusste, der Einblick in die Führung des Apostels durch seinen Herrn hatte. Das gibt Paulus jetzt den Korinthern zu bedenken. Seine apostolische Vollmacht beruht nicht auf Selbstempfehlung, sondern auf Anordnung und Berufung seines Herrn.

Was in Korinth angeprangert wurde, ist auch heute vorzufinden: Gläubige, die sich vordrängen, die ihren eigenen Maßstab an sich anlegen, anstatt es sich vom Herrn messen und zuteilen zu lassen. Aber - ist es denn falsch, sich nach Aufgaben auszustrecken? Dem Herrn dienen zu wollen? Sicherlich nicht! Aber es ist eben der große Unterschied, ob ich ungeduldig nach vorne strebe, weil " ich" mich für fähig halte, oder ob ich in der Stille abwarte, bis ich den Ruf des Herrn vernehmen! Dazu bedarf es allerdings eines "hörenden Herzens"!

Und noch etwas gehört dazu, sich nicht selbst zu berufen, sondern sich berufen zu lassen: Es geht, wenn uns der Herr ruft, nur zu oft erst einem "abwärts". Wir sollen zubereitet werden, in der kommenden Herrlichkeit "Schaugefäße Seiner Gnade zu sein!" Anders ausgedrückt, wir sollen einmal der unsichtbaren Welt bezeugen: "Schaut uns an, was die Gnade aus uns armseligen Erdenbewohnern gemacht hat!" Wir empfehlen uns aber nicht selbst, sondern weisen auf die Kraft Gottes hin, die sich in unserer Schwachheit vollkommen gemacht hat.

2Kor 10:13

"Wir wollen uns nun nicht ins Ungemessene rühmen, sondern nach dem Maß des Wirkungskreises (dessen Maß Gott uns zuteilt), um auch bis zu euch zu reichen."

Wir merken immer deutlicher, liebe Geschwister, wie sich die Gemeinschaft Seiner Leiden durch alle Kapitel mehr oder weniger deutlich hindurch zieht, wie unser "Ich" abnehmen, unser Herr hingegen zunehmen muss. In Phil 3:12 ff wird uns dies anhand einer Jagdszene gezeigt, da ist von "ergreifen" und "ergriffen" die Rede; von Christus sind wir als Gläubige längst ergriffen, und dies für alle Zeiten! Es ist dies unser Fundament, auf dem wir stehen dürfen. Von. unserer Seite aus, als Reaktion, folgt nun das "Ergreifen" was Paulus als "Nachjagen" bezeichnet, er jagt danach, seinem Herrn immer ähnlicher zu werden.

Es ist für uns trostreich, dass auch ein Paulus sagen konnte: "Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht so ein, es ergriffen zu haben...", ein Erdenleben reicht dazu wohl nicht aus, Ihm auch nur annähernd ähnlich zu sein!

Doch in der Kampfbahn, in der wir alle stehen, ist uns eine Richtschnur gegeben. Paulus bezeichnet sie als "Maß des Wirkungskreises, das Gott uns zugeteilt hat." Eine Richtschnur zeigt logischerweise die Richtung, die gegangen werden muss, und diese Richtung kann nur durch Geistesführung erkannt werden. Das Gegenteil hiervon wäre eine fFührung in das Ungemessene hinein, welche von unserem "Ich" bestimmt wird.

Paulus möchte den Korinthern sagen: Nicht ich bestimme, wohin ich reise, was ich sage und schreibe, sondern Gott Selbst gibt die Richtschnur, nach der ich mich ausrichte, und sie reicht weit, sogar bis nach Korinth!

2Kor 10:14

"Denn wir strecken uns nicht über dieses Maß hinaus, als ob wir nicht zu euch hinreichen würden, haben wir doch andere überholt und sind mit dem Evangelium des Christus auch bis zu euch gekommen."

Gott hat das Maß der Richtschnur (das Maß des Wirkungskreises) Seinem Apostel und dessen Mitbrüdern Selbst zugeteilt, erkennen können dies die Brüder aber nur, wenn sie sich vom Geist Gottes führen lassen. Ein recht markantes Beispiel finden wir Apg 16:6 ff, wo wir deutlich sehen, wie der heilige Geist eigene Wünsche wehrt: "... doch wurde ihnen vom heiligen Geist verwehrt, das Wort in der Provinz Asien zu sprechen." Dieses Wirken Gottes durch Seinen heiligen Geist zeigt uns, liebe Geschwister, doch ganz deutlich, dass (und wie) Gott alles lenkt, dass nichts dem Zufall oder menschlichen Willen überlassen ist.

Wenn Gott alles so lenkt und steuert, möchte man hier doch eigentlich fragen, ob es überhaupt noch möglich ist, dass wir falsche Wege gehen können? Wir stehen hier wohl vor einer generellen Frage, die grundlegende Bedeutung hat, leider können wir sie im R ahmen dieser Schrift nur kurz anschneiden: Tatsache ist, dass wir nach unserem Verständnis sehr wohl immer wieder falsche Wege nicht nur einschlagen, sondern zum Teil auch sehr weit darauf gehen! Erkennbar ist dies für un soft erst hinterher. Gott hätte uns, wie in Apg 16, durchaus diese Wege verwehren können, Er tat es aber nicht, weil auch diese (falschen) Wege für uns die richtigen waren! Können wir das fassen?

Im Grunde stehen wir jetzt wider vor dem erst kürzlich von uns gebrauchten Wort in Spr 3:6: "Erkenne Ihn auf allen deinen Wegen, und Er wird gerade machen deine Pfade" (nach Elberfelder). Und was gerade gemacht werden muss, war vorher zwangsläufig krumm. Er, unser Gott und Vater lässt uns also erst einmal (oder immer wieder) krumme Wege gehen - und gerade hierin sollen wir Ihn ja erkennen! Und erst dann macht Er unsere krummen Wege gerade!

Zu unserem gestrigen Thema, der Führung Gottes, möchten wir heute noch anfügen, dass Gott, für uns oft erkennbar, Wege verhindert, wenn diese Seinem Vorsatz entgegenstehen würden. So konnte Lukas, der Schreiber der Apostelgeschichte, das spürbare Verwehren eines Weges auch für uns dokumentieren. Wir sehen, es gibt falsche (krumme) Weg, die wir durchaus von Gott geführt werden, weil sie und letztlich dienen, Ihn zu erkennen; und es gibt Wege, die wir zwar gerne gehen würden, die uns aber verwehrt werden, weil sie nicht dem Willen Gottes entsprechen. Hieraus ergibt sich eine für uns ganz herrliche Konsequenz: Wir können in tiefsten Grunde gar nichts falsch machen, weil wir in allem von Gott geführt werden, seien es krumme oder gerade Wege! Vielleicht passen hierzu noch die Worte aus Röm 8:28: "Wir aber wissen, dass Gott denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammenwirkt - denen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind."

Unser Leitvers kommt leider bei der Fülle anderer Gedanken etwas zu kurz aber Paulus möchte den Korinthern sagen, dass er keinerlei Konkurrenzgeist kennt, wenn es um das Evangelium des Christus geht, aber er macht auf seine apostolische Vollmacht als Apostel der Nationen aufmerksam, ganz gleich, wer vor oder nach ihm in Korinth predigt. Er geht also nicht über Gottes Maß hinaus, sondern erfüllt den ihm zugeteilten Dienst mit aller Liebe und Inbrunst. Und wenn er hierbei andere überholt hat, si ist dies ein "Überholden des Evangeliums der Gnade", zurück bleibt das Evangelium des irdischen Königreiches, welches das Gesetz zum Inhalt hat.

2Kor 10:15

"Wir rühmen uns nicht in Ungemessene auf Grund der Mühen anderer, haben aber die Zuversicht, wenn euer Glaube gewachsen ist, unter euch (unserem Wirkungskreis gemäß) über die Maßen groß zu werden,"

Es ist immer wieder notwendig, dass wir etwas "Geschichte" betreiben, um zu sehen, was sich damals in Korinth abgespielt hat; das hilft zum Erkennen, was Paulus überhaupt sagen möchte, hierzu dient uns auch der gestrige Abschluss.

Paulus sprach in Vers 14 vom "Überholen anderer" und dass jetzt sein Evangelium, das Evangelium des Christus, auch bis nach Korinth gekommen ist. Wen hat er überholt? Worum geht es hier in Korinth? Lesen sie jetzt, liebe Geschwister, einmal Röm 15:20! Wir sehen, dass es ein Evangelium gibt, welches durchaus "Christus" nennt und erkennt - trotzdem will Paulus nicht auf diesem Grund bauen, er nennt ihn sogar "fremden Grund". Dieses Evangelium kann nur jenes sein, welches Petrus und die anderen Jünger Jesu nach Seiner Himmelfahrt verkündigt haben und das auch in Korinth nicht unbekannt war, ja sogar schon vor Paulus gehört wurde!

Paulus gibt also seiner Zuversicht Ausdruck, dass sein Evangelium der Gnade in Korinth noch groß wird, wenn ..."euer Glaube gewachsen ist"! Es ist also spürbar Pauli großes Anliegen, dass die Korinther den Glaubensstand erreichen, dass sie für das herrliche Evangelium der Gnade zubereitet werden, mehr noch: Dass sie auch bereit sind, in die Leidensgemeinschaft Christi einzutreten. Und auf diesem Weg werden die Korinther immer wieder durch andere Einflüsse gestört, unter anderem auch durch jüdische Eiferer für das Gesetz.

Viele haben sich schon in Korinth bemüht, das anerkennt Paulus, aber nur ein Evangelium konnte für die Korinther maßgebend sein: Das der Gnade! Dieses Evangelium muss über die Maßen groß werden!

2Kor 10:16

"...um auch über eure Gegend hinaus das Evangelium zu verkündigen, aber ohne uns im Wirkungskreis eines anderen dessen zu rühmen, was schon bereitlag."

Wir müssen uns immer wieder vergegenwärtigen, dass seit Jesu Menschwerdung das nahe gekommene Königreich auf Erden verkündigt wurde, erst einmal durch Johannes den Täufer, dann durch Jesus Selbst und nach Seiner Himmelfahrt und dem Erleben an Pfingsten durch Seine Jünger. Auch Paulus reihte sich nahtlos in diese Verkündigung ein. Es entstanden überall, auch in der Diaspora, solche gläubige jüdische Gruppen, die in Jesus ihren Messias erkannt hatten und jetzt darauf warteten, dass er als König zurückkommt, um das verheißene Tausendjahrreich aufzurichten. Und solch gläubige Juden waren bis nach Rom zu finden.

Wir möchten wiederholt darauf hinweisen, dass wir es mit zwei jüdischen Gruppierungen zu tun haben, einmal die traditionelle jüdische Gemeinde, die ihr Zentrum in der Synagoge hatte - diese lehnte Jesus ab! Zum anderen sehen wir jene kleine Gruppe der Jünger Jesu, die nach dem Pfingsterleben auf die Wiederkunft ihres Herrn wartet, allerdings einer Wiederkunft zur Aufrichtung des Königreiches. Dieser letzteren Gruppe gehörte auch Paulus an, sonderte sich aber zunehmen ab, weil sein Evangelium nicht nur an Israel, sondern an alle Nationen gerichtet war. Und in dem Maß, wie der erhöhte Herr dem Paulus das wunderbare Evangelium der Gnade enthüllte und es unter den Nationen zunahm, im selben Maß traten die jüdischen Gemeinden in den Hintergrund, weil die Verstockung gemäß Röm 11:25 wirksam wurde. Zu den genannten zwei jüdischen Gruppen reihte sich also eine dritte Gruppe ein, die Körpergemeinde Christi Jesu, vertreten durch Paulus.

Diese dritte Gruppe ist bis heute das tragende Element des Evangeliums. Und wenn gemäß Röm 11:25b der Letzte berufen und damit die Vervollständigung der Nationen abgeschlossen sein wird, dann kommt unser Herr! Und wir dürfen alle hoffen!

'Wir gingen gestern noch nicht au funseren Leitvers ein, weil uns das Wissen um die drei Gruppierungen eine wichtige Voraussetzung zum Verständnis der Lage in Korinth ist. Auch heute wollen wir daran anknüpfen; für Paulus sah die Lage so aus:

  • Die traditionelle Gruppe der Juden bekämpfte ihn erbittert, weil sie auf die Nationen eifersüchtig waren. Wie die Apostelgeschichte zeigt, waren sie zum Teil nicht abgeneigt, von Jesus zu hören, ja sogar an Ihn zu glauben, der St reit entfachte aber immer daran, dass auch die Nationen zum Glauben kamen.
  • Die an Jesus gläubigen Juden, deren Anführer Petrus war und von denen sich Paulus abgesondert hatte, bekämpften ihn zwar nicht, taten sich aber mit seiner neuen Lehre der Gnade und der Freiheit vom Gesetz schwer (siehe 2Petr 3:14-16). Es bestand aber immer Kontakt untereinander.
  • Die Korinther, die zur Körpergemeinde Christi Jesu zählten, wurden von den beiden jüdischen Gruppen beeinflusst und standen deshalb nicht einmütig hinter Paulus, deshalb die vielen Ermahnungen.

Paulus wollte nie in Konflikt mit Petrus geraten, er war stets um ein gutes Verhältnis bemüht (siehe auch die Kollekte für die Heiligen in Jerusalem); in keinem Fall wollte er Petrus ins Gehege kommen! Aber er wusste aufgrund der Enthüllungen, dass ein Evangelium wachsen, dass es allen Nationen bekannt gemacht werden musste, ohne sich dabei im Wirkungskreis des Petrus (wir nehmen ihn hier als Repräsentant der Pfingstgemeinde) zu rühmen. Er nahm ja dem Petrus nichts weg, weil alles schon längst von Gott bereitet und die Zeit reif war, das Geheimnis der Körpergemeinde Christi Jesu zu enthüllen und dies aufzubauen. Seit ca. 1958 Jahren ist diese Gemeinde im Aufbau, jetzt steht sie allen Anzeichen nach an ihrem Abschluss, und wie gestern enden wir auch heute in der Hoffnung auf Sein Kommen und wollen deshalb Sein Erscheinen lieb haben!

2Kor 10:17

"Wer sich aber rühmt, der rühme sich im Herrn!"

Wir können den heutigen Leitvers gut aus seinem Zusammenhang herausnehmen, er passt im Grunde für jede Lebenslage und Situation. Doch wenn wir in unserem Korintherbrief bleiben, erkennen wir gut, was Paulus meint:

Es muss für die jüdischen Gläubigen (Heiligen) ein deprimierendes Erleben gewesen sein, zusehen zu müssen, wie die Gemeinden unter Paulus zunahmen, ihre jüdischen Gemeinden hingegen schrumpften! Menschlich gesehen hätte Paulus sich in der Tat rühmen können, weil seine Mühen ja sichtbar Erfolg hatten. Doch Gott hatte sich gerade jenen Mann erwählt und berufen, der aufgrund seines Lebenslaufs gar keinen Grund hatte, sich in irgendeiner Sache zu rühmen - war er doch zuvor einer der erbittertsten Bekämpfer und Verfolgen der an Jesus Gläubigen. Was also hatte Paulus zu rühmen? Wessen hätte er sich rühmen sollen?

Es fällt auf, wie stark Paulus in diesem Abschnitt seines Briefes das Rühmen hervorhebt - es hängt wohl mit seiner Erfahrung der überströmenden Gnade zusammen und dies überwiegend in seinen Zerbruchswegen! Und auf diesen schweren und doch herrlichen Wegen wird aller Selbstruhm zum Schweigen gebracht!

Beachten wir noch, dass sich Paulus nicht "des" Herrn rühmt, sondern "im" Herrn - ein kleiner, aber doch gewisser Unterschied! Der Herr ist hier nicht das Objekt des Rühmens, sondern in Ihm ist das Rühmen begründet! Man kann sich als Beispiel eines Freundes rühmen, der einem aus einer finanziellen Notlage geholfen hat. Wir können uns gleicherweise auch des Jesus rühmen, weil Er für uns gestorben ist - aber im Grunde sind wir doch "in Ihm", und in diesem Stand sind wir mit allem gesegnet, was es überhaupt von Gott an Segnungen gibt: "Gott ... der uns mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen in Christus segnet..." (Eph 1:3) - rühmen wir uns also "in Ihm!"

2Kor 10:18

"Denn nicht derjenige ist bewährt, der sich selbst empfiehlt, sondern der, den der Herr empfiehlt."

Man kann die Worte unseres Leitverses auch anders wiedergeben: Alles, was wir selber machen wollen, was unser "Ich" hervorbringt, ist von vorne herein zum Scheitern verurteilt; nur was der Herr in uns bewirkt, kann sich bewähren und hat Bestand! Das heißt ganz praktisch: Lassen wir doch den Herrn in uns wirken! Unterlassen wir jegliche menschliche Ungeduld, die meint, vor der Zeit handeln zu müssen! Oder halten wir uns zurück uns auf bestimmte Aufgaben zu stürzen, ohne einen Auftrag vom Herrn zu haben!

Mancher mag sich jetzt fragen: "Wie erkenne ich, wenn der Herr wirkt? Wie merke ich, was ich tun soll? Die Antwort ist: Dazu bedarf es eines hörenden Herzens! Und das hörende Herz schaut erst einmal von sich selbst weg, und dann "hin auf den Herrn"! Und unser Herr spricht sehr vielfältig zu uns, zu allererst aber durch das Wort Gottes! Es können aber auch Begebenheiten in unserem täglichen Leben sein, die uns derart eingrenzen, dass wir gar nicht anders können, als in Seine vorgegebene Richtung zu gehen - wir wollen aber kein Schema vorgeben, weil der Herr kein Schema hat, jeder wird von Ihm individuell geführt.

Paulus bedurfte keiner Schriftempfehlung (obwohl ihm gerade das ja seine Gegner vorwarfen), weil seine Empfehlung die Gemeinde in Korinth war. So lasen wir schon in 2Kor 3:2: "Unser Brief seid ihr, uns ins Herz hinein geschrieben, von allen Menschen erkannt und gelesen...". Und wenn Paulus hier von "allen Menschen" sprach, dann war sein Gesichtsfeld noch auf die Länder am Mittelmeer beschränkt. Heute, zweitausend Jahre später zeigt sich eine ganz andere Dimension dieser Aussage: Das Evangelium Christi hat tatsächlich den ganzen Erdenkreis umrundet und überall Menschen gerufen, die von Gott zur Körpergemeinde Christi Jesu bestimmt waren und noch sind, - das ist das Wirken unseres Herrn!

Lies weiter:
Der 2. Korintherbrief - Kapitel 11