Die erste Auferstehung

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Auszüge aus dem Buch: "Das feste prophetische Wort" von Pastor A. Fünning
erschienen 1947 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach

Inhaltsübersicht
Kapitel vorher:
21. Die Lehre der Wiederkunft Christi

22. Die erste Auferstehung

Die Entrückung und Verwandlung des Volkes Gottes

In Fortsetzung der Betrachtung der Wiederkunft Christi kommen wir nun zu dem ersten weltgeschichtlichen Akt, der bei seiner Wiederkunft stattfinden wird, nämlich: die Entrückung und Verwandlung des Volkes Gottes, auch erste Auferstehung genannt (Offb 20:5). Diese selige Tatsache nennt die Schrift:

Ich sage euch ein Geheimnis

"Siehe ich sage euch ein Geheimnis." (1Kor 15:51)

Die heilige Schrift enthält sehr viele Geheimnisse, so viel ich weiß zwölf, die alle sehr lehrreich sind, doch das köstlichste aller Geheimnisse ist das, wovon unser Text redet, nämlich das Geheimnis der Entrückung und Verwandlung derer, die Christo angehören. "Ich sage euch ein Geheimnis." Ein Geheimnis ist etwas, was vorher verborgen, geheim gehalten, also nicht geoffenbart war. Das liegt in dem Wort "Geheimnis". So war es mit dem Geheimnis der Entrückung und Verwandlung der Gläubigen. Dieses war in all den Jahrtausenden vor Paulus geheimgehalten, verborgen gewesen, kein Prophet hat dasselbe im Alten Testament geschaut, infolgedessen konnte auch kein Prophet etwas davon weissagen; als "Geheimnis" war es eben verborgen. Erst dem Apostel Paulus ist dasselbe voll und ganz geoffenbart worden. - Die Schrift berichtet bezüglich der Gemeinde ein dreifaches Geheimnis.

  1. Die Gemeinde selbst ist, während der großen Einschaltung, zwischen Israels Verwerfung und seiner Wiederannahme, aus allen Völkern und Sprachen, einschließend Israel, ein Geheimnis (Eph 3:3-6).
  2. Dass die Gemeinde die Braut oder das Weib des Lammes ist, und sein wird, ist ebenfalls ein Geheimnis (Eph 5:32-33).
  3. Die Entrückung und Verwandlung der Gemeinde nennt Paulus ein weiteres Geheimnis (1Kor 15:51).

Diese drei Geheimnisse bezüglich der Gemeinde waren den Menschenkindern 4000 Jahre verborgen, auch den Propheten. Wir können das ganze Alte Testament durchsehen, von 1Mo 1:1 bis zum letzten Vers in Maleachi, und wir werden keine einzige Silbe von einer Gemeinde finden. Wohl finden wir hier und da, zwischen dem ersten und zweiten Kommen Christi, einen leeren Raum, so z.B, zwischen der 69. und 70. Jahrwoche (Dan 9.), aber kein Prophet schaute, was sich in diesem leeren Zeitraum befand. (Es gefiel Gott wohl, in der Zeit dieses leeren Raumes, in der großen Einschaltung, eine Gemeinde aus allen Völkern der Erde für seinen Sohn heraus zu sammeln.) Auch finden wir köstliche Vorbilder der Gemeinde wie Henoch, Lot, Asnath, Zippora und Elias, aber kein Prophet wusste diese Vorbilder zu deuten, wie wir das jetzt im Licht des Neuen Testaments vermögen.

Bezüglich der Wiederkunft Christi lehrt die Schrift bekanntlich, dass dieselbe in zwei Abschnitten stattfinden wird. Einmal kommt der Herr als Bräutigam für die Gemeinde, und dann kommt er als Richter für Israel und die abgefallene Christenheit. Zuerst kommt er für die Seinen, nicht auf die Erde, sondern nur bis in die Luft, auch der Welt nicht sichtbar, sondern nur den Seinen; dann, etwa sieben Jahre später, kommt der Herr mit den Seinen in großer Macht und Herrlichkeit, sichtbar der ganzen Welt. Dieses Doppelte finden wir auch in Lk 12:38 angedeutet. Dort sagt der Herr:

"Und so er kommt in der andern und in der dritten Wache und wird's also finden; selig seid ihr".

Also in der zweiten und dritten Wache, also zweimal. Dann ermahnt er seine Knechte, dass sie Ihn beide Mal wachend erwarten sollen. Wer diesen klaren Unterschied der beiden Abschnitte der Wiederkunft Christi nicht klar erkennt, der kommt aus dem Nebel der Verwirrung, in welchem sich heute so viele Gotteskinder befinden, nicht heraus. -

Wir haben es hier, wie eingangs erwähnt, mit dem ersten Abschnitt der Wiederkunft Christi, in welchem der Herr für die Seinen kommen und sie entrücken und verwandeln wird, zu tun. Sehr bedeutungsvoll ist, dass der Herr Sein Kommen für die Seinen vor der großen Trübsal mit der Tätigkeit eines Diebes vergleicht.

"So du nicht wachen wirst, werde ich über dich kommen wie ein Dieb und wirst nicht wissen, welche Stunde über dich kommen wird!" (Offb 3:3)

Und:

"Wenn ein Hausherr wüsste zu welcher Stunde der Dieb kommt, so wachte er und ließe nicht in sein Haus einbrechen. Darum seid auch ihr bereit; denn des Menschen Sohn wird kommen zu der Stunde, da ihr's nicht meint" (Lk 12:39-40).

So unerwartet wird der Herr kommen, wie ein Dieb in der Nacht. Jesus lässt durch Johannes sagen:

"Siehe, ich komme, wie ein Dieb" (Offb 16:15).

Für den wahren Gläubigen wird Christus nicht kommen wie ein Dieb in der Nacht, denn Paulus schreibt:

"Ihr aber, liebe Brüder, seid nicht in der Finsternis, dass euch der Tag wie ein Dieb ergreift. Ihr seid allzumal Kinder des Lichts und Kinder des Tages; wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis. So lasset uns nun nicht schlafen wie die andern, sondern lasset uns wachen und nüchtern sein. (1Thes 5:4-6).

Also die Diebestätigkeit bezieht sich auf solche, die noch in der Finsternis sind. Es sind Namenchristen, die da schlafen, weil sie schlafen und nicht nüchtern sind. Nun wollen wir sehen, wie ein Dieb kommt und was er tut:

Der Herr kommt wie ein Dieb

1. Ein Dieb kommt in der dunkelsten Stunde der Nacht!
So kommt der Herr, wenn es am dunkelsten in der Weltgeschichte ist. War es je dunkler in der Welt als heute? Königreiche wanken und stürzen. Die Ungerechtigkeiten und Gewaltherrschaft, Hass, Neid und Abfall zeigen sich überall und auf allen Gebieten. Ja, es geht auf Mitternacht zu! Wie in der dunkelsten Stunde der Dieb kommt, so kommt der Herr Jesus in der dunkelsten Stunde der Menschheit.

2. Der Dieb kommt leise und unbemerkt.
Niemand hat ihn scheinbar gehört noch gesehen, und doch ist er da gewesen denn die Beweise, dass er da war, sind vorhanden. Niemand ahnte, dass der Dieb gerade in dieser Nacht kommen werde und das Haus beraube. So wird der Herr kommen zu einer Stunde, da ihr's nicht meint (Mt 24:44).

3. Der Dieb kommt unangemeldet
Er schickt dem Haus, in das er einbrechen will, vorher keine Botschaft. Auch Jesus wird den Menschen vorher keine Botschaft zuteil werden lassen, dass Er um die Stunde kommen wird. Nein, plötzlich und unangemeldet wird er kommen.

4. Die Menschen merken es erst, nachdem der Dieb da gewesen ist.
Welch großer Schrecken befällt die Bewohner eines Hauses, wenn sie am Morgen sehen, dass ein Dieb da gewesen ist, der sie gründlich bestohlen hat. Inzwischen ist aber der Dieb längst auf und davon und nicht mehr aufzufinden. So werden die Menschen dastehen und sehr erschrocken sein, wenn Jesus da gewesen ist. Ja, die Bestürzung wird auf der ganzen Erde sein, wenn plötzlich Hunderttausende, ja vielleicht Millionen Menschen verschwunden sein werden.

5. Der Dieb kommt mit der Absicht, etwas zu stehen.
Er hat nicht die Absicht, in diesem oder jenem Haus nur einen harmlosen Besuch zu machen. Nein, nein, er will etwas mitnehmen, das dem Anderen und ihm sehr wertvoll ist. So kommt auch Jesus mit einer ganz klaren Absicht.

6. Der Dieb kommt, um das Wertvollste mitzunehmen.
Gold, Silber, Edelsteine, kostbare Kleider, Juwelen, Geschmeide, darauf hat er sein Auge gerichtet. Das Wertlose lässt er verächtlich zurück. So wird der Herr Jesus nur das Wertvollste mitnehmen, wenn Er kommt. Ja, was wird Er mitnehmen? Er kommt, um seine Perle (Mt 13:46), seine Gemeinde, die Er mit Seinem Blut erkauft hat, mitzunehmen. Alle die nicht mit Seinem Blut erkauft sind, sind wertlos und bleiben zurück.

7. Der Dieb lässt das Haus leer zurück, nachdem er sich selbst bereichert hat.
So wird auch die Erde, wenn der Herr die Seinen zu Sich genommen hat, schrecklich verarmt sein. Denn die Seinen waren: "Das Salz der Erde" und "Das Licht der Welt" (Mt 5:13-14). - Das "Aufhaltende" (2Thes 2:6), die Gemeinde Christi ist fort, und nun wird der Boshafte, der Antichrist geoffenbart werden (2Thes 2:8). Damit öffnen sich die Schleusen des Verderbens und die Gerichte Gottes (Offb 6.-19.) stürzen sich hernieder. Die zurückgebliebene Welt und Christenheit wird, nachdem die lebendige Gemeinde weggenommen ist, nur noch als "Aas" bezeichnet. "Wo das Aas ist, da sammeln sich die Geier!" (Mt 24:28). So gründlich wird die Welt verarmt sein, wenn der Herr da war. Er selbst aber, der Herr, hat sich unendlich bereichert, indem Er Seinen Leib, welcher da ist die "Fülle und Sein Vollmaß" (Eph 1:23), ja noch mehr, seine Gemeinde, die kostbare Perle zu sich genommen; sie ist der Goldertrag einer 6000-jährigen Welt- und Menschheitsgeschichte. - Bist du bereit für jenen wichtigen und herrlichen Augenblick, wenn der Herr kommen wird, wie ein Dieb in der Nacht?

Das Kommen des Herrn in Kraft und Herrlichkeit

Das Kommen des Herrn in großer Kraft und Herrlichkeit, welches am Ende der 70. Jahrwoche stattfindet, wird auch für viele wie ein Dieb in der Nacht sein, d.h. völlig unerwartet und unvorbereitet. Die dann noch auf Erden lebenden Gläubigen werden allerdings nicht unvorbereitet sein, denn sie wissen aus der heiligen Schrift, dass am Ende der 70. Jahrwoche, das ist die große Trübsal und Drangsalszeit, der Herr mit den Seinen kommen wird. Wenn sie genau darauf achten, dann wissen sie Zeit und Stunde, da der Antichrist, wenn er nach 3 1/2 Jahren den Bund, den er mit dem Staat Israel gemacht hat, bricht. Dann sind es nochmals 3 1/2 Jahre, bis zur großen Schlacht bei Harmagedon, wohin der Herr kommen wird. Dieses Kommen des Herrn, mit großer Kraft und Herrlichkeit am Ende der großen Drangsalszeit, wird in der heiligen Schrift nirgends ein "Geheimnis" genannt. Dagegen das Kommen des Herrn am Anfang der 70. Jahrwoche wird ein "Geheimnis", ja sogar ein ganz besonderes Geheimnis genannt.

Diejenigen, welche das Kommen des Herrn, für die Seinen leugnen und lehren, dass alle Stellen, die von der Entrückung und Verwandlung der Seinen handeln, sich auf die sichtbare Wiederkunft Christi, wenn er wiederkommen wird in großer Kraft und Herrlichkeit, beziehen, sind in einem sehr großen Irrtum. Denn die sichtbare Wiederkunft des Herrn in großer Kraft und Herrlichkeit wurde im ganzen Alten Testament geoffenbart; von derselben weissagten alle Propheten, auch die drei ersten Evangelien sprechen viel davon, das wäre doch absolut kein Geheimnis. Denn was klar und deutlich und zwar seit Jahrtausenden geoffenbart und bekannt ist, ist doch kein Geheimnis mehr und wird auch nicht so genannt. Dagegen das Kommen des Herrn für die Seinen, welche dann auferweckt und verwandelt dem Herrn entgegen gerückt werden in die Luft, das nennt die Schrift ein "Geheimnis", denn das war in den 4000 Jahren vorher verborgen und nicht geoffenbart worden. - Dieses Geheimnis der Entrückung und Verwandlung des Volkes Gottes nennt Paulus:

Die glückselige Erwartung

"Und warten auf die selige (gen. glückselige) Erwartung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes, und unseres Heilandes Jesus Christus." (Tit 2:13)

Dieses enthüllte Geheimnis, oder diese glückselige Erwartung ist eine durchaus neutestamentliche Offenbarung. Kein jüdischer Heiliger hat dieselben geschaut. Wohl hatten die Heiligen des Alten Bundes ab und zu einige herrliche Blicke in die Zukunft. So ruft der große alttestamentliche Dulder Hiob, angesichts des Zusammenbruchs seines ganzen irdischen Glücks, und angesichts seines todkranken Körpers aus: "Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und Er wird mich hernach aus der Erde auferwecken" (Hi 19:25 ). Jedoch das ist nicht die glückselige Erwartung, die der Herr den Seinen gibt. Alttestamentliche Heilige kennen wohl eine Auferstehung der Toten, aber keine Auferstehung aus den Toten heraus (erste Auferstehung). Zum ersten Mal spricht der Herr selbst von dieser glückseligen Hoffnung und zwar im Obersaal zu Jerusalem. Die Elf waren um ihn, Judas war hinausgegangen, um ihn zu verraten. Da eröffnet er ihnen, dass er von ihnen gehen werde. Als sie darüber traurig wurden, sprach er zu ihnen die köstlichen Worte, Joh 14:1-3:

"Euer Herz erschrecke nicht. Glaubt an Gott und glaubt an mich. In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn's nicht so wäre, so wollte ich zu euch sagen: 'Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, so will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, auf dass ihr seid, wo ich bin'".

Mit diesen Worten ist die glückselige Erwartung zum ersten Mal in der Schrift erwähnt. Und nur die, die Ihm angehörten, seine Jünger, hörten diese Verheißung; diese Verheißung ist deshalb nicht für Israel, auch nicht für die Welt, auch nicht für die Nationen - der Erde, sondern allein für die, die Ihn als ihren Herrn kennen und Ihm angehören. Diese gilt auch nicht den Namenschristen. Diese köstliche Verheißung enthält ein Doppeltes:

  1. Ich will wiederkommen - das ist der Herr Jesus,
  2. und euch zu mir nehmen, auf dass ihr seid, wo ich bin; das ist der Ort in den Wohnungen des Vaterhauses, die der Herr Jesus mit seinem versöhnenden Blut auf Golgatha bereitet hat. Da ist der Herr Jesus, und dahin will er, wenn er wiederkommt, die Seinen nehmen. Das ist, ihr Teuren, die glückselige Erwartung. Etwas später, nachdem der Herr Jesus die Verheißung, dass er wiederkommen wird, gegeben hatte, hörten sie ihn beten (Joh 17.). Und was für ein Gebet ist das? Nie wieder ist solch ein Gebet gen Himmel gestiegen. Er betet dort für der Jünger Heiligung, dann für die Erhaltung, und endlich für ihre Verherrlichung, denn er betet, Joh 17:24:
"Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, dass sei meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt, ehe denn die Welt gegründet war."

Hier bittet er den Vater, Ihm das zu geben, was Er den Jüngern versprochen hatte, nämlich, dass die Seinen dort seien, wo Er ist - wozu? Dass sie Seine Herrlichkeit sehen. Die Verheißung im Obersaal in Jerusalem gegeben (Joh 14:1-3), ist noch nicht erfüllt und sein Gebet (Joh 17.), ist auch noch nicht erhört. -"Ich will wiederkommen", meint nicht den Tod des Gläubigen, wie manche lehren, dass ist völlig verkehrt. Wenn der Gläubige stirbt, dann kommt nicht der Herr zu ihm, sondern umgekehrt, der Gläubige geht zum Herrn. Er ist "außerhalb des Leibes", aber "daheim beim Herrn" (2Kor 5:8). Wenn der Gläubige stirbt, dann wird sein Körper in die Erde gelegt, wo er verwest, sein körperloser Geist aber geht direkt zum Herrn. Jedoch sein Körper ist auch erlöst, und muss und wird ähnlich werden dem Leibe der Herrlichkeit (Phil 3:21). Die Jünger sind gestorben und eine Generation nach der anderen von Gläubigen ist ebenso gestorben, und noch ist die vom Herrn gegebene Verheißung, "dass Er wiederkommen und sie zu sich nehmen wird" nicht erfüllt und sein Gebet, "dass sie bei ihm seine Herrlichkeit sehen werden," ist auch noch nicht erfüllt.

Obwohl die Jünger die Verheißung der glückseligen Erwartung, dass der Herr wiederkommen und die Seinen zu sich nehmen wird, kannten, hatten sie doch keine Ahnung davon, wie der Herr wiederkommen und wie er sie zu sich nehmen wird. Das hatte der Herr ihnen nicht gesagt. Das Werkzeug dazu wurde der Apostel Paulus, der sich der Geringste aller Heiligen nannte, den aber der Herr erwählte, einmal das Geheimnis der Herrlichkeit zu offenbaren, um solche den Seinen mitzuteilen.

Die volle Offenbarung des Geheimnisses der glückseligen Erwartung

Die volle Offenbarung des Geheimnisses der glückseligen Erwartung: wie der Herr für die Seinen wiederkommen, und wie er sie zu sich nehmen wird, ist dem Apostel Paulus offenbart worden.

Die volle Offenbarung wird uns in 1Thes 4:13-18 als Ergänzung von 1Kor 15:51-52 und Tit 2:13 mitgeteilt. Die Veranlassung dieser Offenbarung war folgende. Die Gläubigen von Thessalonich, wie die anderen Christen in der ersten Christenheit, warteten sehnlichst auf den wiederkommenden Herrn. Nun waren einige Geschwister in Thessalonich gestorben. Die lebenden Geschwister trugen Leid um diese, weil sie meinten, dass die Heimgegangenen ihren Anteil an der herrlichen Erscheinung Jesu verloren hätten. Sie trauerten deshalb wie Heiden, die keine Hoffnung haben. Deshalb gab der Herr dem Apostel Paulus diese besondere herrliche Offenbarung, um die Furcht zu bannen und den Geist zu erleuchten. Damals waren die trauernden Geschwister in Thessalonich die Empfänger dieser trostreichen Botschaft, heute sind wir es. Da nun die folgenden Verse eine der größten und herrlichsten Offenbarungen der Schrift enthalten, so lasst uns mit gespannter Aufmerkasmkeit hören, was der Herr seinen Kindern zu sagen hat. Wir lesen 1Thes 4:13:

"Wir wollen euch aber, liebe Brüder, nicht verhalten (nicht in Unwissenheit lassen) von denen, die da schlafen, auf dass ihr nicht traurig seid wie die anderen, die keine Hoffnung haben."

Die heidnischen Nachbarn, von denen die Thessalonicher Geschwister umgeben waren, hatten keine Hoffnung des Wiedersehens ihrer Lieben nach dem Tode, wie ja auch heute noch die Heiden und ihre toten Namenschristen. Die klassischen, römischen und griechischen Schriftsteller schildern in schwarzen Farben die Hoffnungslosigkeit der Toten. Anders die Gläubigen in Thessalonich. Sie waren ja von Paulus belehrt worden über ein seliges Leben nach dem Tode. Auch hatte der Herr Jesus den Seinen gesagt, Joh 14:3:

"Ich will wiederkommen und euch zu mir nehmen, auf dass ihr seid, wo ich bin."

Doch wie er wiederkommen und die Seinen zu sich nehmen wird, und was mit den Entschlafenen geschieht, die vor dem Kommen des Herrn sterben, das hat weder Herr noch ihr Lehrer Paulus sie gelehrt. Dies Fehlende wird nun in dieser großen Offenbarung nachgeholt. Es ist köstlich zu sehen, wie der Herr Jesus das ängstliche Fragen der betrübten Thessalonicher Geschwister so freundlich beantwortet, ihnen und allen Gotteskindern zum unaussprechlichen Trost (1Thes 4:18)

"Denn so wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, also wird Gott auch, die da entschlafen sind durch Jesus, mit ihm führen." (1Thes 4:14).

Zuerst schaun wir die Tatsache an, dass Jesus gestorben ist. Von den Gläubigen dagegen wird gesagt, dass sie "entschlafen" sind und zwar "durch Jesus", also nicht nur entschlafen in Jesus - das wäre schon köstlich; singen wir doch so manches Mal: "Sicher in Jesu Armen..." - sondern "entschlafen durch Jesus", d.h. von Ihm zum Entschlafen gebracht, genau wie eine Mutter ihr Kind zum Schlafen bringt. Doch "Entschlafen" wird nie von Jesus gesagt, sondern er starb, d.h., er kostete den Tod mit seiner ganzen Grausamkeit als Gericht Gottes über die Sünde. Für die Gläubigen dagegen ist der physische Tod nur ein Entschlafen. Dreimal wird in unserm Text der Tod der Gläubigen ein "Schlafen" genannt. Dann: Lazarus unser Freund schläft,.. 1Kor 11:30: "Ein gut Teil schlafen." 1Kor 15:51: "Sie werden nicht alle entschlafen."

So gewiss nun Jesus gestorben und auferstanden ist, so gewiss werden alle, durch Jesus Entschlafenen, auferstehen. Gott wird die durch Jesus entschlafen sind, mit ihm, d.h. mit dem Herrn Jesus führen, wenn derselbe erscheinen wird. Also alle die seligen körperlosen Geister, die beim Herrn waren, die wird Er mitbringen, auf dass diese mit den andern ihre Herrlichkeitsleiber erhalten. Ein köstliche Unterweisung! Doch es kommt noch schöner.

"Denn das sagen wir euch als ein Wort des Herrn - also eine besondere Offenbarung vom Herrn, - dass wir, die wir leben und übrigbleiben, auf die Zukunft des Herrn, werden denen nicht zuvorkommen, die da schlafen." (1Thes 4:15)

Also die entschlafenen Geschwister werden vor den noch lebenden Gläubigen keine untergeordnete Stellung einnehmen; das Gegenteil ist der Fall.

Der Herr selbst kommt hernieder

"Denn Er selbst, der Herr, wird.... hernieder kommen vom Himmel." (1Thes 4:16). Jetzt befindet sich der Herr zur rechten Gottes, gekrönt mit Ehre und Herrlichkeit. Dort übt Er sein Priesteramt aus zugunsten der Seinen. Wenn jedoch das letzte Glied seiner Gemeinde zugefügt worden ist, wird Er seinen Platz zur Rechten Gottes verlassen und hernieder steigen, um die Seinen von der Erde zu holen, nicht durch Tod, sondern für immer dem Tod zu entrücken. Da es sich um die Kinder handelt, die Ihm der Vater gegeben hat, um die Erben Gottes und Miterben Jesu Christi, um die Braut des Lammes, da genügen keine glänzende Begleiter von Engeln und Erzengeln, nein, der Herr, in höchst eigener Person kommt, um seine Brautgemeinde heimzuholen. Das wird hier auf's Nachdrücklichste betont.

Wenn der Herr die Seinen heimholt, wird ein dreifaches Signal ertönen. Er kommt:

1. Mit Feldgeschrei und Kommandoruf. -

Was dieser Kommandoruf sein wird, wissen wir nicht; vielleicht ist es ein gewaltiges "Kommt!" wie Offb 4:1 durch das Weltall ertönen wird. Doch wie Jairi Tföchterlein, der Jüngling von Nain und Lazarus seine Stimme vernahmen, so werden die Seinen (die hienieden so gern auf seine Stimme hörten, wie der Herr selbst sagt: Meine Schafe hören meine Stimme!) die Sstimme ihres königlichen Herrn und Bräutigams vernehmen und ihm entgegen gehn.

2. Und die Stimme des Erzengels. -

Der Erzengel hier ist der Führer der himmlischen Heerscharen. Wie der Herr Jesus von Engelscharen besungen, empfangen wurde, als er in diese Welt kam, so wird der Erzengel bei des Herrn Wiederkehr eine sehr wichtige Aufgabe zu lösen haben; denn also steht geschrieben, Hebr 1:6: "Wenn er den Erstgeborenen wiederum in den Erdkreis einführen wird, sollen ihn alle Engel Gottes anbeten." Dann wird der ganze Himmel in Bewegung sein, wenn er durch Jesu Blut gerettete Sünder, aber nun als Brautgemeinde mit ihren verklärten Leibern, ins Vaterhaus bringen wird.

3. Und mit der Posaune Gottes. -

Diese Posaune Gottes oder letzte Posaune, 1Kor 15:52 ist nicht die in Offb 11. erwähnte letzte Posaune, wie immer noch irrtümlicherweise gelehrt wird. Die Posaune (Offb 11.) ist eine Gerichtsposaune mit den entsprechenden Begleiterscheinungen der Gerichte: "Und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und Erdbeben und ein großer Hagel" (Offb 11:19c). Dagegen die Posaune bei Jesu Wiederkunft ist eine Jubelposaune. Da finden wir in allen vier Hauptstellen der Entrückung (Joh 14:1-4; 1Kor 15:51-52; Tit 2:13; 1Thes 4:13-18), nichts von irgendwelchen schrecklichen Gerichtsbegleiterscheinungen wie Blitze, große Stimmen, Donner, Erdbeben und Hagel, sondern lachender Sonnenschein. Nein, nein, diese Jubelposaune leitet nicht die Gerichte Gottes - die kommen später - , sondern die himmlische Jubelfeier ein, wenn der himmlische Bräutigam seine Braut heimholt. Der Ausdruck "letzte Posaune" ist ein Signal aus dem römischen Militärleben. Beim ersten Signal hieß es aufstehen, beim zweiten mussten sie sich marschbereit machen, aber beim dritten oder letzten Signal zogen sie aus. So werden die Seinen beim Signal der letzten Posaune ausziehen aus allem was irdisch, sündig und verweslich ist.

"Und die Toten in Christo werden auferstehen zuerst. Danach wir, die wir leben und übrig bleiben, werden zugleich mit ihnen hingerückt werden in den Wolken, dem Herrn entgegen in der Luft." (1Thes 4:16-17).

In der Luft unter dem Himmel, wo bisher die Operationsbasis und das Hauptquartier des Fürsten dieser Welt mit seinen dämonischen Gewalten der Finsternis unter dem Himmel gewesen (Eph 2:2; Eph 6:12), das aber besiegt und gestürzt wird, findet die Begegnung des Herrn mit den Seinen, die große Siegesfeier statt. Doch über diese selige Tatsache belehrt uns Paulus in 1Kor 15. noch etwas ausführlicher. Dort lesen wir 1Kor 15:51: "Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen!" Nein, nein, Hunderttausende, vielleicht Millionen werden, wenn der Herr kommt, nicht sterben, sondern lebend, wie ein Henoch und Elias verwandelt werden." Die Leiber der entschlafenen Gläubigen, auch wenn sie längst vermodert sind, und die Leiber der dann noch lebenden Gläubigen, alle werden verwandelt werden (1Kor 15:52). Diese Verwandlung der Leiber der entschlafenen und der lebenden Gläubigen geschieht, wie bei Henoch und Elias, unterwegs während der glorreichen Auffahrt. "Und dasselbe plötzlich, in einem Augenblick" zur Zeit der letzten Posaune. Denn dies Verwesliche muss anziehen Unverweslichkeit, und dieses Sterbliche muss anziehen Unsterblichkeit" (1Kor 15:53). In dieser wunderbaren Verwandlung wird unser Leib der Niedrigkeit ähnlich werden seinem Leibe der Herrlichkeit (Phil 3:20-21), ja, wir werden Ihm, dem glorreichen Gottessohn gleich sein (1Jo 3:2), gleichgestaltet sein dem Ebenbild seines Sohnes (Röm 8:29). Und wie wir getragen haben das Bild des irdischen (Adam), also werden wir auch tragen das Bild des himmlischen (Christus) (1Kor 15:49). Diese wunderbare Tatsache hat schon David geschaut, wenn er (Ps 17.) ausruft:

"Ich werde satt werden, wenn ich erwache, in deinem Bilde."

Die Entrückung - eine Familienfeier

Dann und dort wird die Gemeinde zum ersten Mal beisammen und zusammen sein. Diese Entrückung ist zugleich eine Familienfeier. Alle Kinder Gottes, die aus Christi Geist geboren sind, werden aus allen Teilen der Welt zu dieser großen Familienfeier gezogen, und nehmen nun an derselben teil. Während die Wiederkunft des Herrn mit den Seinen in großer Kraft und Herrlichkeit Reichscharakter hat, hat die Wiederkunft des Herrn für die Seinen einen intimen Familiencharakter. Wie bei einer Familienfeier nur Angehörige der Familie erwartet werden und anwesend sind, so werden bei dieser kommenden großen und herrlichen Feier nur Kinder Gottes, nur solche, die zur Familie Gottes gehören, anwesend sein. Gehörst du zu derselben?

"Und werden beim Herrn sein alle Zeit" (1Thes 4:17c). Dann haben wir ausgerungen. Dann sind wir dort, wo Ihm gesungen wird: "Ewige Freude wird über ihrem Haupte sein, Freude und Wonne werden sie ergreifen, aber Schmerz und Seufzen werden entfliehen" (Jes 35:10). Und da diese wunderbare Verwandlung und Entrückung auch die erste Auferstehung in der Schrift genannt wird, so ruft der Seher von Patmos von dieser herrlichen Tatsache begeistert aus: "Glückselig und heilig, wer teil hat an der ersten Auferstehung". Das, ihr Teuren, ist die glückselige Erwartung des Volkes Gottes. Die Verheißung des Herrn: "Ich will euch wiedersehen und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen", und die im Obersaal gegebene: "Ich will wiederkommen und euch zu mir nehmen, auf dass ihr seid, wo ich bin," ist nun erfüllt, und sein Gebet, Joh 17:24: "Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, audass sie meine Herrlichkeit sehen", ist nun erhört. -

Diese glückselige Hoffnung ist, wie schon der alte Gottesmann Bengel klagte, den Kirchen verloren gegangen; ja viele Kirchen haben sie bis auf den heutigen Tag noch nicht gefunden. Jedoch die wahren Gläubigen haben sie gesucht und gefunden, worüber sie sich königlich freuen. Ja, die Vereinigung des Hauptes und königlichen Bräutigams mit den Seinen, ist Herz und Kern, Summe und Krone der glückseligen Hoffnung der wahren Gläubigen. Ist sie auch deine?

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23. Die Bedeutung der Entrückung