Der einsichtige Knecht und der schändliche Sohn - Spr 17:2

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191. Der einsichtige Knecht und der schändliche Sohn - Spr 17:2

Ein einsichtiger Knecht wird über den schändlichen Sohn herrschen und inmitten der Brüder die Erbschaft verteilen.

Wie soll man diese rätselhafte Aussage verstehen? Offensichtlich handelt es sich bei dem Schande bereitenden Sohn (DEL) um einen Erstgeborenen; dieser hatte ja nach dem Tode seines Vaters als Oberhaupt der Familie alle rechtlichen Vollmachten wahrzunehmen, auch die Abwicklung des Erbes. Nun aber hat er, zu Lebzeiten des Vaters oder nach seinem Tod, der Familie solche Schande bereitet, dass er von ihr verstoßen wurde. Der einsichtige Knecht aber hatte durch treuen Dienst in einem solchen Maß Achtung und Vertrauen der Familie erworben, dass er anstelle des Erstgeborenen unter den unmündigen Brüdern des Verstoßenen das Erbe auszuteilen hatte. Er selbst nimmt am Erbe nicht teil, empfängt aber dennoch großen Lohn, wie es Spr 14:35 in Aussicht stellt: "Des Königs Gunst wird dem einsichtigen Knecht zuteil; aber der Schändliche wird Gegenstand seines Grimmes sein!" Dem schließt sich 1Tim 3:13 an: "Die gut gedient haben, erwerben sich eine schöne Stufe und viel Freimütigkeit im Glauben!" Solch ein einsichtiger Knecht war Abrahams Knecht ELIESER VON DAMASKUS (zu deutsch: Gottes Hilfe). Abraham hätte ihm, falls er kinderlos geblieben wäre, all sein Hab und Gut hinterlassen (1Mo 15:1-4). Elieser bewährte sich vor allem in der "Schlacht der Könige", als er mit 318 hausgeborenen Knechten Lot und seine Familie aus der Gefangenschaft befreite (1Mo 14:14). Auch die Brautwohl für Isaak, die er im Auftrag Abrahams durchführte, zeigt seinen Gehorsam; seine Treue und die göttliche Führung, unter der er stand (1Mo 24.)

Es gab in Israel so manchen bewährten, in der Familie seines Herrn geliebten und geachteten Sklaven, der im Halljahr hätte freiwerden können, aber dennoch bei seinem Herrn bleiben wollte. Dieser freiwillige Gehorsam wurde bekundet, indem er sich für kurze Zeit mit einem Pfriem an die Haustüre seines Herrn heften ließ, weshalb die "durchgrabenen Ohren" Zeichen für den vollkommenen Gehorsam des einsichtigen Knechtes wurden (Ps 40:6 - Jes 50:4-6 - 5Mo 15:17).

Was könnte nun neben der natürlichen Bedeutung von Spr 17:2 dessen prophetischer Sinn sein? Nach Gal 3:24 bis Gal 4::6 ist das heilige Gesetz Gottes dieser einsichtige Knecht Gottes, in der Funktion als "Vormund", "Verwalter" und "Pädagoge auf Christus hin", herrschend über die unmündigen Söhne bis zu deren Mündigkeit, denn es überführt von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht. So waren ja im Altertum viele Sklaven hochgeachtete "Pädagogen und Hausverwalter". Wer aber ist nicht nur ein "unmündiger", sondern ein Schande bereitender Sohn, der unter die gerichtsmäßige Vormundschaft des Gesetzes gestellt wurde? Es ist Israel, im völkischen Sinn "Gottes erstgeborener Sohn" (2Mo 4:22 - Hos 11:1); im Abfall von Gott und im Götzendienst, aber auch im Formalismus erstarrter Frömmigkeit, hat es Gott Schande bereitet; allerdings wird sogar Ephraim, als der götzendienerischste aller Stämme; auch im Gericht noch "Gottes erstgeborener und teurer Sohn" genannt (Jer 31:9+20).

Wir möchten aber auch noch die symbolische, auf Christus weisende Bedeutung aufleuchten lassen, weil ja Gottes Wort "siebenfach gefüllt" ist. Wer ist dann der einsichtige Knecht, der "Sklave JAHWEHs", wie Er oftmals in den Propheten genannt wird? Jesus Christus ist "Gottes Knecht, Zermach oder Spross genannt" (Sach 3:8 - Apg 3:13 - Jes 41:8 - Jes 42:1+19 - Jes 52:11). "Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln; Er wird erhoben und erhöht werden und überaus hoch sein" bezeugt Jes 52:13 von dem leidenden Christus und Seiner Herrschaft. Der dem Vater gleiche Sohn, der Knechtsgestalt angenommen hat (Phil 2:7), verteilt nun inmitten der Brüder das Erbe des Vaters. So gesehen, leitet die Mitte des Passionspsalms (Ps 22:22) die Heilszeit der Christusgemeinde ein: "Verkündigen will ich Deinen Namen meinen Brüdern; inmitten der Versammlung will ich Dich loben!" Zu diesen Erben Gottes gehören alle Glaubenden, auch wenn sie zuvor schandbare Söhne waren! Doch schämt sich der Christus nicht sie "Brüder zu nennen", weil Er als der Heiligende, wie auch sie, die von Ihm geheiligt werden, von einem Gott und Vater stammen (Hebr 2:11).

Auch Israel wird durch Gottes einsichtigen Knecht dereinst gerettet und in das Heil und Erbe heimgeführt werden!


Lies weiter hier:

192. Der Prüfer der Herzen - Spr 17:3