Das Gottesorakel und die Führung - Spr 16:33

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190. Das Gottesorakel und die Führung - Spr 16:33

Das Los wird im Gewandbausch geworfen,aber alle seine Entscheidung kommt von JAHWEH.

Es gibt viele Fragen und Entscheidungen im Leben, die im Sinne Gottes wieder gut noch böse sind, und die darum von der Heiligen Schrift nicht angesprochen werden; denken wir nur an die Wahl des Berufes, des Wohnorts, des Ehepartners, der regierenden Volksvertreter; wie hilfreich wäre es bei solchen Weichenstellungen des Lebens, ein klares "Ja" oder "Nein" Gottes zu erfahren! Als anstelle de Verräters Judas ein Ersatzapostel gewählt werden sollte, wurde die Auswahl zunächst nach klaren schriftgemäßen Bedingungen getroffen (Apg 1:21-23); dann aber wurde zwischen den beiden verbliebenen Brüdern durch ein Los entschieden; allerdings unter Gebet (Apg 1:24-26). Es ist wohl wahr, was Spr 18:18 sagt: "Das Los schlichtet Zwistigkeiten und bringt Starke auseinander", d.h. es errichtet zwischen den Kontrahenten eine Scheidewand, wie erwarteten Tätigkeiten durch einen Vergleich begegnet wird. Wir sollten allerdings bedenken, dass ein solches Verfahren vor der Begabung der Jünger mit dem Heiligen Geist erfolgte, der ja nach Röm 8:14 die Söhne führt und leitet; von nun an finden wir diese Praxis im NT nicht mehr, und auch wir sollten dazu nicht mehr unsere Zuflucht nehmen. Gibt es doch Christen, die in quälender Entscheidungsnot "Hilfen" suchen, wie ein unkontrolliertes Aufblättern der Bibel, das Durchstechen ihrer Seiten, um ein "Führungswort" zu finden wie einen orakelhaften Gebracht der "Losungen". Wahrsagerei, oftmals als "Weissagung" deklariert, sollten wir ohnehin ablehnen, wie alle okkulten Quellen.

Im vorliegenden Wort der SPRÜCHE wird eine alttestamentliche Praxis angesprochen, die ausdrücklich dem Hohenpriester anvertraut war; dieser trug auf seinem Herzen in der Stofftasche seines Brustschildes - dem "Brustschild des Rechts" - zwei Edelsteine, die ein "Ja" oder ein "Nein" Gottes repräsentierten. Sie wurden geschüttelt, geworfen und dann einer von ihnen erwählt. Ob ihre unterschiedliche Farbe oder das Aufleuchten eines der beiden Steine die Entscheidung kundgaben, kann heute nicht ehr geklärt werden. Die Namen der beiden Edelsteine lauteten URIM und THUMMIM (= Lichter und Vollkommenheiten - d.h. Erleuchtung, Klarheit, Zielgebung, Weisung). Man beachte 2Mo 28:30. Von den sieben Vorkommen im AT weist 5Mo 33:8 auf die Führung des Volkes Israel durch den Christus mittels des Loses im Gewandbausch hin: "Und von Levi sprach er: Deine URIM und deine THUMMIM sind für den Mann, deinen Frommen, den du versucht hast zu Massa, mit dem du hadertest bei den Wassern zu Meriba" (vgl. 1Kor 10:9-10).

Als nach der Rückkehr Israels aus der babylonischen Gefangenschaft über die Abstammung von Priestern entschieden werden sollte, die ihre Geschlechtsregister verloren hatten, musste die Entscheidung verschoben werden, "bis ein Priester für die URIM und THUMMIM aufstünde" (Esr 2:63 - Neh 7:65).

Um welche weiteren Entscheidungen es im Alten Bund ging, mögen noch folgende Stellen zeigen:

  • Als der Schuldige gekennzeichnet werden sollte, der einen "Bann" über Israel gebracht hatte, wurde durch das Gottesorakel der URIM und THUMMIM Achan getroffen (Jos 7:13-15).
  • als Josua zum Nachfolger Moses durch Handauflegung eingesetzt wurde, die ihm "Würde" und "Herrlichkeit" seines Vorgängers verleihen sollte, wurde er - hinsichtlich der Frage der Kriegsführung - unter das Recht der URIM und THUMMIM gestellt (4Mo 27:18-21).
  • als Saul, im Ungewissen, ob er gegen die Philister ziehen sollte oder nicht, auch durch die URIM und THUMMIM keine Antwort erhielt, wurde auf dem Wege des Ausschlusses "ein vollkommenes Los" erbeten und Jonathan einer Schuld überführt (1Sam 14:36-45).
  • auch das Land Kanaan wurde den Stämmen Israels durch Losentscheid zugeteilt (Jos 18:10-11 - Jos 19:1+17)
  • Der verworfene König Saul aber wandte sich in seiner ausweglosen Not an die wahrsagende "Hexe von Endor" (= Quelle der Generationen), als er vom Herrn weder durch TRÄUME, noch durch die URIM und THUMMIM, noch durch Propheten eine Antwort erhielt (1Sam 28:6).

Doch galt auch für dieses gottgesetzte Verfahren im Alten Bund: Nicht das Los schaffte Klarheit in der Führung, sondern alle Entscheidung kam von JAHWEH! Der Herr, der sich damals an dieses Verfahren gebunden hatte, verfuhr im Sinne des Jesus Wortes: "Eure Rede sei JA, und dann auch wirklich ja, oder NEIN, und dann auch wirklich nein, was darüber hinausgeht, stammt aus dem Bösen" (Mt 5:37).

Müssen wir nun neiderfüllt auf jene klare "Außenführung" des Alten Bundes sehen? Oder sind wir in einer weit besseren Lage, wenn wir als Söhne durch den Heiligen Geist "von innen her" geleitet werden? Freilich ist die freiheitliche Führung und Entscheidung mündiger Söhne nicht zu vergleichen mit der "Sicherheit", die ein Kleinkind im Laufstall des Gesetzes hat; dennoch ist sie überragend! Noch einmal sei betont: Es geht nicht um Gut und Böse, um Sachverhalte, die das Wort Gottes klar für uns kennzeichnet, und die uns der Heilige Geist beleuchtet, der das Wort lebendig macht; vielmehr sind es "neutrale" Entscheidungen unseres Lebens, bei denen wir wie Paulus oft nicht wissen, "was wir erwählen sollen", wenn wir von verschiedenen Möglichkeiten "bedrängt werden". Wie gut ist dann der Rat geistlicher Brüder! Die letzte Entscheidung aber wird die Liebe geben, denn "wer in der Liebe handelt, handelt immer recht" (Ps 23:3 - 1Jo 3:20), selbst wenn wir uns in Ungewissheit entscheiden. Auch der Umweg Abrahams über HARAN würde ihm zu einem Segen, weil er dort nach jüdischer Überlieferung den Reichtum des Gottesnamens JAHWEH in der "theologischen Schule Sems" kennenlernte.

Lies weiter hier:

191. Der einsichtige Knecht und der schändliche Sohn - Spr 17:2