Der Römerbrief - Kapitel 6

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Abschrift: Der Römerbrief I - IV (2001)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Der Römerbrief ist als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Römerbrief - Kapitel 6

Befreiung von der Macht der Sünde
Die Stellung der Gläubigen in Christus
Gesetz oder Gnade, wem dienen wir?

Befreiung von der Macht der Sünde

Röm 6:1

"Was wollen wir nun vorbringen? Dass wir in der Sünde beharren sollten, damit die Gnade zunehme?"

Es ist schon richtig, dass die zurückliegende Aussage in Bezug auf Sünde und Gnade falsche Folgerungen aufkommen lassen könnte, dem beugt Paulus in klarer Weise vor. Mit der ersten Fragestellung, "Was wollen wir nun vorbringen?" spricht Paulus zu uns, den Herausgerufenen der Körpergemeinde Christi Jesu. Wir, die wir in Ihm mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen gesegnet sind, sollten in der Lage sein, solche Fragen, die im Grunde fleischlicher Natur sind, geistlich zu beantworten.

Die Frage, die vorgebracht werden könnte, ist, etwas deutlicher formuliert, diese: "Wenn die Gnade dort überströmt, wo die Sünde zunimmt, dann wäre es doch nicht so schlimm, wenn der Gläubige in seinen Sünden verharrt, denn die Gnade wird alles überströmend bedecken. Oder noch etwas drastischer: Je mehr der Mensch sündigt, je mehr Gnade darf er erwarten!

Der fleischlich Gesinnte stellt die obige Frage, der geistlich Gesinnte hingegen wird nie auf solche Frage kommen, sie liegt ihm total fern! Schon in unserem letzten Leitvers lasen wir ja, dass die Gnade durch Gerechtigkeit herrscht, was bedeutet, dass vor dem Erhalt der Gnade ein göttliches Gericht erfolgt ist. Würde ein Gläubiger, der auf wunderbare Art und Weise erfahren hat, dass ihm am Kreuz auf Golgatha seine Sünden abgegolten wurden, dass er mit dem kostbaren Glut Christi Jesu freigekauft wurde vom Fluch des Gesetzes, und der nun gerechtfertigt aus Glauben mit Gott Frieden haben darf- würde ein solcher Mensch noch bewusst sündigen wollen, um die Gnade vermehrt herauszufordern? Hier merken wir den heimtückischen Sinn dieser Frage, und hier lässt sich auch einschätzen, ob ein Gläubiger geistlich oder noch fleischlich gesinnt ist (wobei wir uns hüten sollten, das dem Herrn gebührende Richten vorweg zu nehmen - siehe 1Kor 4:5).

Mit der Fragestellung unseres Leitverses beginnt Paulus, uns Schritt für Schritt in die Todes und Lebensgemeinschaft unseres Herrn zu führen, wozu uns geöffnete Augen des Herzens gegeben sein mögen!

Röm 6:2

"Möge das nicht gefolgert werden! Wir, die der Sünde starben, wie sollten wir noch in ihr leben?"

Mit den kommenden Versen betreten wir eine der schwierigsten Lektionen, die uns das Wort Gottes lehrt; es geht um unser Mitgestorbensein mit Christus am Kreuz.

Aber zuerst gibt Paulus noch einen Kommentar zu der gestrigen frage: "Möge das nicht gefolgert werden". Dies klingt berechtigterweise sehr bestimmt und entschieden, weil uns in der Tat solche Denkweise fern liegen sollte. Und n ach dieser entschiedenen Ablehnung macht Paulus eine Aussage, die allergrößte Bedeutung hat: "'Wir, die der Sünde starben".

Doch bevor wir dieses schwierige Gebiet betreten, müssen wir uns mit einer Eigenart im Wort Gottes vertraut machen: Die Sprache in Bildern. In unserem alltäglichen Sprachgebrauch verwenden wir solche Bildersprache bzw. Redefiguren ganz selbstverständlich, obwohl sie, buchstäblich angewandt, gar nich tmöglich wären. So sprechen wir z.B. im Hinblick auf großes Leid, dass uns das Herz blutet vor Mitgefühl. Würde dies buchstäblich der Fall sein, wäre es unser sicherer Tod. Doch tatsächlich möchten wir mit diesem Bild nur die Größe unseres Mitgefühls ausdrücken. Es entspricht dem Willen Gottes, dass Er uns in Seinem Wort in genau dieser Art und Weise Bilder vorsetzt, die, buchstäblich genommen, unmöglich sind, aber als Bildersprache unserem Verständnis helfen sollen. Und genau dies zeigt auch unser Leitvers. Wären wir buchstäblich der Sünde gestorben, dann wären wir auch buchstäblich tot. Der Todeszustand wird in unserem Leitvers nur als ein Bild vor uns gestellt, um uns einen geistlichen Vorgang verständlich zu machen. Geistlich, im Glauben, es mit unserem Denksinn erfassend - nur so sind wir der Sünde gestorben, doch buchstäblich sind wir noch in unserem alten fleischlichen Körper am bzw. im Leben.

Wenn wir diese Redefiguren in Gottes Wort erkennen und in geistlicher Weise richtig anwenden, bleibt uns manche Fehlauslegung erspart, dafür leuchtet uns manches in viel herrlicherer Weise auf!

"Wir, die der Sünde starben, wie sollten wir noch in ihr leben?"

Wie wir schon sagten, startet Paulus mit obiger Aussage in ein schweres, aber dafür umso herrlicheres Gebiet. Die erste Kernaussage, auf der alles Weitere aufbaut, ist die, dass das ganze Problem "Sünde und Sündigen" nur mit "dem Tod" gelöst werden kann!

Mit unserer letzten Aussage ergibt sich auch folgender Schluss, der für uns ebenfalls von größter Bedeutung ist: All unser eigenes Mühen, mit der Sünde in uns fertig zu werden, endet im Fiasko, weil wir in unserm fleischlichen Körper die Sünde nie ausmerzen können! Erinner wir uns nochmals an die schon öfters gemachten Aussagen über unseren fleischlichen Körper: "Denn ich (Paulus) weiß, dass in mir (das heißt in meinem Fleisch) nichts Gutes wohnt" (Röm 7:18). Wie soll nun das Fleisch, in welchem nichts Gutes wohnt, zum Guten verändert werden können? Dies ist unmöglich! Gemäß Röm 6:23 ist die Kostration der Sünde der Tod. All unsere eigenen Versuche, aus Schlechtem Gutes zu machen, schlagen fehl; es gibt nur einen Weg zum Erfolg, und der heißt "Tod"!

Da wir selber aber noch nicht gestorben sind, blicken unsere inneren Augen auf unseren Herrn, und hier, nur hier allein, führt unser Weg ans Ziel. Christus ist buchstäblich gestorben, und Er starb nicht nur für unsere Sünden und die der ganzen Menschheit, Er starb auch "der Sünde"! Damit stehen wir vor einer überwältigenden Tatsache: Unsere Stellung als Glieder am Körper des Christus bedeutet innigste Verbindung mit Ihm, der Epheserbrief (Eph 1:3-14) bringt es mit den beiden Worten auf den Punkt: "In Ihm!" Und dieses "in Ihm" beinhaltet auch, dass wir an allem, was Christus am Kreuz vollbrachte (und natürlich danach in Seiner Auferstehung), Teilhaber sind. Damit ist es im Hinblick auf unser Thema zuerst einmal wichtig zu erkennen, dass wir auch Teilhaber Seines Todes sind.

Unser heutiger Leitvers könnte also auch so lauten: "Wir, die wir in Christus der Sünde mitstarben ..."

Röm 6:3

"Oder erkennt ihr nicht, dass wir alle, die wir in Christus Jesus getauft sind, in Seinen Tod getauft wurden?"

Unsere innige Verbindung mit Christus, dieses "in Ihm" sein, gehört zu den kostbarsten Enthüllungen, die Paulus von unserem erhöhten Herrn empfangen durfte. Heute setzt Paulus seine Belehrung mit dem Worten fort: "Oder erkennt ihr nicht ..." Dieses leichte Fragezeichen hinter seinen Wortgen lässt erkennen, dass die nun folgende Wahrheit kein selbstverständliches Allgemeingut der Gläubigen ist, die Praxis rings um uns herum bestätigt dies. Ein gewisser Teil der Gläubigen macht die Rettung von der Wassertaufe abhängig, und ein weiterer Teil hält die Wassertaufe zumindest für nützlich und angebracht. Es ist wohl nur der kleiner Teil der Körpergemeinde Christi Jesu, der erkannt hat, dass die Wassertaufe in der Verwaltung der Gnade keinerlei Bedeutung mehr hat. Die Wassertaufe ist mit dem Bundesvolk Israel verbunden, nur hier hat sie ihrer Berechtigung. Das Problem der unterschiedlichen Ansichten liegt damit, wie so oft, in einem Mangel am Schneiden des Wortes der Wahrheit (2Tim 2:15), wobei nicht unterschieden wird, welche Aussagen der Schrift Israel und welche der Körpergemeinde Christi Jesu gehören.

Wenn wir jetzt einen kurzen Streifzug durch das Gebiet der Taufen machen, dann kann dies in dieser Abhandlung nur sehr unzuglänglich sein. Wir empfehlen deshalb den interessierten Lesern, in unserer speziellen Schrift: "Die biblische Lehre von den Taufen" (bei uns abrufbar) vertiefend weiter zu forschen. So belehrt uns z.B. der Hebräerbrief, dass die Wassertaufe zu den Anfangsgründen gehört, die der zur Reife gebrachte Gläubige hinter sich lassen sollte (Hebr 6:1-2). In Hebr 9:10 lesen wir von mehr oder weniger vorzüglichen Taufen und in Hebr 10:1 wird das Gesetz als der Schatten des zukünftigen Guten bezeichnet. Unter Gesetz sind aber alle Handlungen des mosaischen Gesetzes, einschließlich der Wassertaufe. Die Wassertaufe gehört somit zu den Schattenbildern des Zukünftigen. Doch Schattenbilder können in der heutigen Verwaltung der Gnade keinerlei geistliche Werte mehr vermitteln, sie können weder geistliches Leben noch die Vereinigung mit Christus schaffen. Alle Schattenbilder sind ja durch Christus erfüllt, und jeder, der die Wassertaufe begehrt, ignoriert diese Tatsache!

Nachdem wir die Wassertaufe hinter uns gelassen haben, kommen wir zu der Taufe, die Paulus in unserem Leitvers anspricht.

Mit der Taufe in Christi Tod hat Paulus eine der wichtigsten Wahrheiten über die heute gültige Taufe offenbart. Christi Taufe in den Tod ist eine Wahrheit des Kreuzes, die nur Paulus, aber keiner der zwölf Apostel bekannt machte. Es ist die Taufe, von der Jesus in Lk 12:50 sprach: "Doch mit einer Taufe habe Ich mich noch taufen zu lassen, und wie drängt es Mich, bis sie vollendet ist!" Da Jesus aber zuvor schon von Johannes dem Täufer im Jordan getauft wurde (Mt 3:13) ergeben sich für Ihn zwei Taufen.

Seine Taufe in den Tod handelt nicht davon, dass Er für die Sünde starb, sondern Er starb vielmehr der Sünde, da Er Selbst ja keine Sünde kannte. Dafür wurde Er aber von Gott für uns zur Sünde gemacht (2Kor 5:21). Dies bedeutet, dass Gott unsere Sünde auf Ihn gelegt hat und Ihn zum Sündenträger machte. Doch wie sollte der Sohn Gottes von derselben wieder gereinigt werden? Da gab es kein anderes Mittel als das Gerichtsfeuer, welches sie vertilgte und uns davon befreite. Von diesem gewaltigen Gericht, welches Ihm auf Erden bevorstand, redete Er in Lk 12:50 im Bild einer Taufe.

"Getauft in Christus Jesus" wurden wir nicht durch irgendeine von Menschenhand ausgeführte Wassertaufe, sondern durch die Geistestaufe, die an uns durch den Geist Gottes vollzogen wurde, als wir gläubig wurden, Geistlich gesehen wurde uns dabei bewusst, dass wir durch diese "in Christus hinein verpflanzt" sind, Er ist unser Haupt und wir Seine Glieder. Wer diese Geistestaufe nicht erhalten hat, kann kein Glied an Seinem Körper sein, sondern ist im höchsten Fall ein religiöser Mitläufer. Die Geistestaufe ist die Versiegelung mit dem Geist der Verheißung, dem heiligen, von dem Eph 1:13 spricht. Sie ist damit das Angeld unseres überhimmlischen Losteils.

Dies ist die erste Taufaussage in unserem Leitvers, und sie ist auch die Voraussetzung für die zweite Taufe, die wir morgen betrachten werden.

Die Aussage, "... dass wir alle, die wir in Christus Jesus getauft sind, ..." ist die Voraussetzung für die zweite angesprochene Taufe, nämlich die "in Seinen Tod". Mit dieser Offenbarung wird uns gesagt, dass nicht nur Christus durch die Taufe in den Tod der Sünde starb, sondern dass auch wir in unserer Stellung "in Ihm" dieser Taufe teilhaftig sind, indem unsere alte Menschheit mit gekreuzigt wurde. Wir wiederholen hier, dass diese Wahrheit nur für jene eine geistliche Tatsache ist, die die Geistestaufe erhalten haben bzw. als Glieder am Körper des Christus berufen sind.

Als in Christus Jesus Getaufte, und dies ist die erste Taufe, sind wir weiter auch in Seinen Tod getauft - dies ist es, was wir erkennen sollen! Mit dieser Taufe wird uns gesagt, dass nicht nu r Christus der Sünde starb, sondern auch wir, und zwar als "in Ihn Hineingetaufte".

Es ist eine gewaltige Tatsache mit ungeheurer Wirkung, dass der Sohn Gottes nicht fernab und in längst vergangener Zeit am Kreuz einen bitteren Tod sterben musste und uns dabei nur unsere Sündenlast abnahm, sondern dass wir vielmehr gleichzeitig mit in Seinen Tod hineingenommen wurden. Wir sind mit gestorben (Röm 6:8), so dass die Bitternis Seiner Todestaufe auch unsere Taufe wurde.

Diese Taufe kann nie mehr in irgendeiner Form wiederholt werden! Dies ist die klare Schlussfolgerung aus obiger Tatsache. Es ist nicht nachzuvollziehen, wenn jemand meint, heute noch mit einer Wassertaufe dieser Mittaufe in Christi Jesu Tod etwas hinzufügen zu können. Bedenken wir auch, dass Christi Taufe in den Tod nicht von Menschen vollzogen wurde (Diese konnten Ihn nur ans Kreuz nageln); das Gerichtsfeuer, das Er erdulden musste, wurde von Gott vollzogen! Halten wir heute fest.: Mit der Taufe in Christi Tod wurden wir durch die Gabe der Wirksamkeit Seines Geistes im Geist mit Christus vereinigt und starben mit Ihm der Sünde. Das Schattenbild der Wassertaufe hat hier seine Erfüllung gefunden und ist damit abgetan.

Röm 6:4

"Mit Ihm zusammen wurden wir nun durch die. Taufe in den Tod begraben, damit, ebenso wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt wurde, also auch wir in Neuheit des Lebens wandeln mögen."

Bei allem, was uns an schwerer Kost in den nächsten Tagen geboten wird, wollen wir fest im Auge behalten, dass es um die Antwort der Frage in Vers 2 geht: "Wir, die der Sünde starben, wie sollten wir noch in ihr leben?" Und da dieses Thema für uns alle schwierig ist, führt uns Paulus Schritt für Schritt hinein, wobei wir uns der vielen Wiederholungen nicht verdrießen lassen wollen.

Wir wollen hier, um auch wirklich alle Zweifel auszuräumen, nochmals einen Absatz betreffs der Wassertaufe einfügen, weil ja viele Gläubige meinen, es sind doch Jesu Worte in Mk 16:16: "Wer glaubt und getauft wird ..." oder jene Abschiedsworte in Mt 28:29: "Daher geht hin, macht alle Nationen zu Jüngern, tauft sie in den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes...". Doch diese Worte sprach Jesus nicht zu den Gliedern Seines Körpers (diese warn zu jenem Zeitpunkt noch als ein Geheimnis in Gott verborgen), sondern vielmehr zu Seinen Jüngern, die einen irdischen Auftrag im zukünftigen irdischen Königreich haben! Um in dieses Königreich hineinzukommen, ist diese angesprochene Taufe tatsächlich eine Voraussetzung - doch was haben wir, die Körpergliedier Christi Jesu, die wir eine überhimmlische Berufung haben, damit zu tun? Nichts! Wer dies trotzdem bejaht, verkennt seine eigene Berufung und lehrt das Gegenteil dessen, was uns Paulus im Römerbrief lehren will.

Lassen wir uns nicht beirren: Mit Ihm zusammen durch die Taufe in den Tod begraben zu sein, das kann kein Wasser vollbringen, vermittelt durch Menschenhand, zumal Paulus ja in der From der Vergangenheit "wurden wir! spricht. Wenn Christus der Sünde starb, wenn Er begraben und auferweckt wurde, so geschah dies nicht um Seinetwillen, sondern für alle Menschen. Doch nur die Geistgetauften, wie wir es vorgestern ausführten, haben heute schon Anteil daran!

Wir stellen auch heute wieder die Hauptfrage von Vers 2 zur Erinnerung vornan: "Wir, die der Sünde starb en, wie sollten wir noch in ihr leben?" Der Inhalt dessen, was wir lernen sollen, ist der: Wie gehe ich als "in Christus Jesus Getaufter" im täglichen Wandel mit der Sünde um. Und als "in Christus Jesus Getaufte" sollten wir als ersten Schritt gemäß Vers 3 erkennen, dass wir auch "in Seinen Tod getauft wurden."

Der zweite Schritt im Erkennen sagt uns in unserem heutigen Leitvers, dass wir nich tnur in Seinen Tod getauft wurden, sondern mit Ihm zusammen auch durch diese Taufe in den Tod "begraben wurden". Dass dies natürlich nur ein geistiger Akt ist, den wir glaubensmäßig erfassen sollen, dürfte klar sein. Praktisch heißt dies, dass wir glauben sollen, dass unser sündiger fleischlicher Körper mit Christus nicht nur gestorben ist, sondern auch begraben wurde! Der Akt des Todes ist damit vollständig abgeschlossen!

Und nun beginnt für uns gewissermaßen ein neues Leben! Denn so wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt wurde, so dürfen auch wir in Neuheit des Lebens wandeln. Die große Schwierigkeit im verstehen besteht für uns Gläubige darin, dass wir fortan aus zwei Teilen bestehen: Einmal aus unserem alten Menschen, der den sündigen fleischlichen Körper beinhaltet, und weiter aus einem mit Christus auferweckten neuen Leben. Den alten Menschen sollen wir im Glauben für tot erachten, im neuen Leben sollen wir unseren geistlichen Wandel führen! Wenn uns dies jetzt sehr schwer, ja kaum fassbar erscheint, so lassen wir uns damit zusprechen, dass Paulus diesem Thema noch viele folgende Verse gewidmet hat, die uns noch lange mit diesem wunderbaren Thema beschäftigen werden. Halten wir für heute fest: Wir sind im Blick auf unser sündiges Fleisch mit Christus gestorben. und begraben, jedoch mit Blick auf unser neues Leben " in Ihm" auchz mit Ihm auferweckt worden, um in Neuheit des (geistlichen) Lebens zu wandeln.

Röm 6:5

"Denn wenn wir mit Ihm zur Gleichgestaltung mit Seinem Tod zusammengepflanzt wurden, werden wir es doch auch hinsichtlich der Auferstehung sein:"

Wir Gläubigen heute haben den Vorteil gegenüber den damaligen Empfängern des Römerbriefes, dass wir die vollständigen Enthüllungen in den Paulusbriefen vorliegen haben, auch die tiefsten in den Gefängnisbriefen an die Epheser, Kolosser und Philipper. Dadurch sind uns Aussagen geläufig, die zur Zeit der Bekanntgabe des Römerbriefes noch unbekannt waren! Dies gilt auch für die Wortverbindung "in Ihm" die uns besonders eindrücklich im im 1. Kapitel des Epheserbriefes nahegebracht wird. Im Römerbrief benutzt Paulus diese "in Ihm" kaum, dafür hauptsächlich die Wortverbindung "durch Ihn" oder "mit Ihm".

Unser heutiger Leitvers ist gewissermaßen eine Einschiebung in das Thema "wie sollten wir noch in der Sünde leben". Sie dient uns dazu, dass uns immer klarer und eindrücklicher unsere Verbindung mit unserem Herrn und Haupt aufgezeigt wird.

Paulus gebraucht deshalb ein in der Schrift seltenes Wort, nämlich mit Ihm zur Gleichgestaltung mit Seinem Tod "zusammengepflanzt", und dies nicht. nur mit Seinem Tod, sondern auch mit Seiner Auferstehung. Wir werden mit diesem Ausdruck auf unsere Verbindung mit Christus hingeführt. "Zusammengepflanzt beinhaltet nicht nur das gemeinsame Wachstum, sondern auch das wurzelmäßige ineinander Verschlungen- und Verwobensein, wobei hier be sonders die Wurzeln eine Rolle spielen, stellen sie doch die Kraft- und Energiequelle der gesamten Pflanze dar.

Diese innige Verbindung mit Christus gilt also sowohl für Seinen Tod als auch für Seine Auferstehung, wobei Paulus an dieser Stelle nicht unsere buchstäbliche Auferstehung beim Kommen des Herrn im Auge hat, sondern unsere geistliche Auferstehung zu einem lebendigen geistlichen Wandel, zu dem wir in Eph 5:14 und Phil 3:11 aufgefordert werden.

Röm 6:6

"dies erkennend, dass unser alte Menschheit zusammen mit Ihm gekreuzigt wurde, damit der Körper der Sünde unwirksam gemacht werde und wir nicht mehr der Sünde versklavt sind;"

Zur Gleichgestaltung mit Seinem Tod zusammengepflanzt - dies sollen wir erkennen! Und dann kennzeichnet Paulus unseren fleischlichen Körper als "unsere alte Menschheit". Damit stehen wir wieder vor der göttlichen Wahrheit, dass der heute Gläubige aus zwei Teilen besteht, einmal "der alten Menschheit" und weiter aus "einer Neuheit des Lebens", in welcher wir unseren geistlichen Wandel führen sollen.

Fassen wir nochmals zusammen: Wir sind aufgefordert, nicht mehr in der Sünde zu leben. Doch das Ende der Sünde ist einzig und allein der Tod (Röm 6:23) in keinem Fall unser eigenes Mühen. Im Normalfall würde dies bedeuten, dass wir erst buchstäblich sterben müssten, um von der Sünde wegzukommen. Doch es gibt einen zweiten Weg, den wir gehen können, ohne den buchstäblichen Tod zu erleiden, auf den uns Paulus in diesem Kapitel immer wieder hinweist: Wir sind in Christi Tod getauft worden, wir sind mit Ihm zusammen durch die Taufe in den Tod begraben, wir sind mit Seinem Tod zusammengepflanzt, und unser heutiger Leitvers sagt es noch klarer: "Unsere alte Menschheit ist zusammen mit Ihm gekreuzigt!"

Unser buchstäblicher Tod der Sünde wird also zu unseren Lebzeiten dadurch umgangen, dass wir uns in den Tod Christi hineinbegeben. Wenn wir unsere alte Menschheit, und dies ist jetzt ein Akt des Glaubens, mit Ihm ans Kreuz geben, dann ist diese alte Menschheit auch mit Ihm gestorben und begraben, also ein endgültiges "Aus" für diese! Dort aber, wo ein Körper gestorben ist, hat die Sünde keine Handhabe mehr.

DAs Kreuz Christi trennt somit zwei Menschheit: Am Kreuz nahm Er die alte Menschheit mit sich in den Tod und ins Grab. Und mit Seiner Auferweckung wurde auch in uns etwas Neues erweckt, das uns in Eph 4:24 als "die neue Menschheit" beschrieben wird. Und nur diese neue Menschheit ist in der Lage nicht mehr der Sünde zu leben!

Wir sollen erkennen, dass unsere altem Menschheit zusammen mit Ihm gekreuzigt wurde, dies haben wir gestern behandelt. Doch wir sollen noch einen weiteren Punkt erkennen: "Damit der Körper der Sünde unwirksam gemacht werde."

Der Tod, dies lasen wir in Röm 5:12, ist durch die Sünde Adams zu allen Menschen durchgedrungen, worauf sie alle sündigten. Wir müssen jetzt erkennen, dass unser alter Körper, der Körper der Sünde, unwirksam gemacht werden kann, indem wir diesen ans Kreuz heften. "Unwirksam" heißt, die Sünde kann nicht mehr in ihm wirken, weil er gestorben und begraben ist. In Gal 5:24 lesen wir hierzu: "Die aber Christus Jesus angehören, kreuzigen das Fleisch samt den Leidenschaften und Begierden", und auch hier könnte man anfügen: "damit der Körper der Sünde unwirksam gemacht werde."

Und noch einen dritten Punkt führt Paulus an, den wir erkennen sollen: ".. und wir nicht mehr der Sünde versklavt sind". Ein Sklave, dies wissen wir aus der Geschichte, war seinem Herrn völlig ausgeliefert und willenlos unterworfen. Dieses Bild zeichnet das Wort auch von dem Verhältnis unseres Körpers zur Sünde. Hier gibt es im Regelfall kein Ausbrechen oder Entfliehen, unser Körper ist bedingungsloser Sklave der Sünde. Doch diese Macht der Sünde über uns ist gebrochen, wenn unser Körper mit Christus am Kreuz für gestorben erklärt wird.

In Eph 4:23 beschreibt Paulus dies so: "... und im geist eures Denksinns verjüngt werdet und die neue Menschheit anzieht". "Anziehen" bedeutet zuerst einmal "erkennen" und danach im Denksinn einen Akt des Glaubens zu vollziehen, nämlich zu glauben, das wir mit Ihm auch mit gekreuzigt sind! Damit sind wir nicht mehr Sklaven der Sünde, sondern sind im Geist Lebende in Christus Jesus, und zwar in einem verjüngten und neuen Leben!

Röm 6:7

"denn wer ihr stirbt, ist von der Sünde gerechtfertigt."

Jedes Wort Gottes steht in einem Zusammenhang, in dem es seine bestimmte Aussagekraft hat. Nehmen wir dieses aus dem Zusammenhang heraus, kann man in bestimmten Fällen den größten Unsinn belegen, indem man einfach sagt: Es steht doch in der Bibel!

Auch unser heutiger Leitvers steht im Zusammenhang der umliegenden Verse. Wenn deshalb von "gerechtfertigt" zu lesen ist, so hat dies nichts mit der weiter zurückliegenden "Rechtfertigung durch Glauben" zu tun, sondern hier geht es um das Thema "Sünde", es handelt sich also um die Rechtfertigung von der übertragenen Sünde Adams auf alle Menschen durch den Tod. Wir sterben der Sünde mit Christus, dies ist unser momentanes Leitthema. Unsere Rechtfertigung von der Sünde ist die des Christus. Er wurde zur Sünde gemacht und wurde damit verantwortlich für die. Sünde der gesamten Menschheit.

Ausschlaggebend ist unsere enge Verbindung mit Christus, unser Zusammengepflanztsein mit Ihm. Wenn Er starb, so starben wir ebenfalls; ist Er von der Sünde durch den Kreuzestod gerechtfertigt, so sind wir es auch. Es geht nicht darum, ob Sünde in uns ist oder nicht, denn in Christus war diese nie, und dennoch wurde Er von Gott für sie verantwortlich gemacht - wir sind damit frei! Wir könnten es auch so ausdrücken: ER hat für uns die Rechnung bezahlt, unsere Schuld ist damit beglichen, niemand wir jemals wieder etwas von uns einfordern! Allerdings starb Christus der Sünde nicht in der Art, dass wir nun nicht mehr buchstäblich sterben müssen, sondern er starb, damit wir der Sünde gegenüber gerechtfertigt sind; dem buchstäblichen Tod können wir noch nicht entgehen. Wer sich dennoch fragt: "Wie kann ich von der Sünde gerechtfertigt sein, obwohl ich dies noch täglich in mir entdecke?" , dem muss die Frage gestellt werden: "Warum ist denn Christus gestorben?" Befasst Sich Gott mit Seiner Sünde oder mit der in uns? Sünde ist nicht ausgerottet, sondern sie ist durch Gott in Christus verdammt worden. Jeder Glaubensblick auf Ihn bedeutet also für uns Freude und Friede im Herzen, weil wir uns erinnern dürfen, ein für alle Mal von der Sünde gerechtfertigt zu sein!

Röm 6:8

"Wenn wir ab er zusammen mit Christus starben, glauben wir, dass wir auch zusammen mit Ihm leben werden,"

Unsere am Anfang dieses Kapitels gestellte Frage: "Wir, die wir der Sünde starben, wie sollten wir noch in ihr leben?" ist in den zurückliegenden Versen wiederholt beantwortet worden. Es ist ein Glaubensakt, dass wir uns mit Ihm "für gestorben halten". So einfach dies klingt, so schwer ist es in der Praxis. Deshalb kommt Paulus in den kommenden Versen dieses Kapitels auch immer wieder auf dieses Thema zurück.

Unser heutiger Leitvers knüpft an Vers 5 an, denn auch dort war die Rede von Seinem und unserem Tod, von Seiner und unserer Auferstehung, wobei wir allerdings betonten, dass es sich von unserer Seite aus nicht um die buchstäbliche Auferstehung, sondern um die geistliche handelt, die unseren Wandel betrifft. Auch unser heutiger Leitvers handelt weniger von unserem buchstäblichen späteren Leben mit Christus in der Herrlichkeit (wiewohl diese Tatsache auch in diesen Worten eingeschlossen ist), sonder n mehr, unserem Textzusammenhang entsprechend, von einem heutigen Leben mit und in Ihm.

Ein neues Leben, egal in welcher Form, kann immer nur dort entstehen, wo zuvor das alte Leben erloschen ist. Tod ist also immer die Voraussetzung zu neuem Leben. Bei unserem buchstäblich neuen Leben ist es auch der buchstäbliche Tod (oder im Ausnahmefall die Entrückung), bei unserem geistlichen neuen Leben ist es der Glaubensakt, dass wir mit Christus starben. Wer also ein neues Leben mit Ihm führen möchte, mu ss sich zuvor unbedingt, dies ist eine Voraussetzung, im Glauben mit Ihm zusammen für gestorben halten.

Es hängt also viel davon ab, wie wir Gläubige mit dem oben Gesagten umgehen und was wir damit anfange. Quälen wir uns weiter damit ab, indem wir auf unseren alten Menschen schauen und über diesen immer wieder zutiefst erschrecken, oder führen wir in unserem Denksinn den Glaubensakt durch, dass dieser alte Mensch mit gekreuzigt wurde und wir demzufolge heute schon ein neues Leben führen dürfen, in dem Christus der Lebensspender ist und uns Sein Leben schon heute vermittelt.

Röm 6:9

"wissend, dass Christus, auferweckt aus den Toten, nicht mehr stirbt. Der Tod ist nicht mehr Herr über Ihn;"

"Wissend" ist hier ein Akt des Glaubens. Und der Glaube ist gemäß Hebr 11:1 "die zuversichtliche Annahme dessen, was man erwartet, ein Überführtsein Tatsachen, die man nicht erblickt". Der Glaube ist aber kein menschliches Werk, sondern eine Gabe Gottes an diejenigen, die als Glieder zur Körperschaft Christi berufen wurden. Es ist also der Geist Gottes, der den Glauben in den Berufenen zur Gewissheit werden lässt.

Auf dieser Glaubensgewissheit baut Paulus auf: Christus ist tatsächlich aus den Toten auferweckt worden und stirbt nicht mehr. Vor Seiner Erniedrigung war Christus in der Gestalt Gottes (Phil 2:6), Er war Geist und damit außerhalb der Sterblichkeit. Nach Seinem durch Menschwerdung möglichen Sterben am Kreuz hob Christus den Tod auf und brachte dafür Leben und Unvergänglichkeit ans Licht (2Tim 1:10). Dabei erfüllt sich das buchstäbliche Ende des Todes erst, wenn gem. 1Kor 15:24-26 jegliche Obrigkeit und Macht aufgehoben ist und alle Seine Feinde unter Seine Füße gelegt sind und "der letzte Feind, der Tod", abgetan wird. Hier haben wir die buchstäbliche Erfüllung der Aufhebung des Todes. Dies wird sich allerdings erst nach dem letzten Äon, in der Verwaltung der Vervollständigung, erfüllen.

Was bedeutet dieses Wissen für uns? Es bedeutet ein Zweifaches: Einmal, mit Blick auf unsere Stellung in Ihm, dass auch wir, wenn wir zusammen mit Ihm leben, nichtmehr sterben. Dies bezieht sich auf unsere buchstäbliche Auferweckung zu einem unvergänglichem Leben in der Herrlichkeit. Zum Zweiten dürfen wir diese Aussage auch auf unseren Wandel beziehen. Wir sind heute schon in eine neue Menschheit versetzt, die im Glauben nicht nur der Sünde gestorben ist, sondern, so hat es uns Paulus in seinem späteren Gefängnisbrief an die Epheser (Eph 2:6) enthüllt, sich auch zusammen mit allen Gliedern der Vervollständigung des Christus inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus niedergesetzt weiß. Wie unendlich reich sind wir doch, dass wir solch ein Wissen nicht nur in den heutigen Tag mit hineinnehmen, sondern diese Gewissheit ständig im Herzen bewegen dürfen.

"Der Tod ist nicht mehr Herr über Ihn;"

Da der Tod nicht mehr Herr über Jesus Christus ist, hatte dieser folglich zuvor die Herrschaft über Ihn bekommen. Aber wie konnte der Tod die Oberhand über Christus, den Lebensfürsten, gewinnen, da Er doch bei Seiner Zeugung durch Gottes Geist wie der Vater Leben in Sich Selbst hatte (Joh 5:26)? Wir wollen uns dem Thema heute widmen.

Christus war auch in Seiner Niedrigkeit der Fürst des Lebens, und konnte nur deshalb dem Tod die Herrschaft über Sich geben, weil der Vater Ihm einen (menschlichen) Körper angepasst hatte (Hebr 10:5); dies ist der eine Hintergrund. Wir lasen vom zweiten Hintergrund bereits in Röm 5:12. Der Tod ist durch die Sünde in die Menschheit eingedrungen und zur Herrschaft gelangt. Als Adam, der Stammvater der Menschheit, sündigte, wurde er ein zum Sterben Sterbender. Und wie beim ersten Adam, so herrschte der Tod dann auch über Christus als letztem Adam, nämlich durch die Sünde. Der Unterschied zwischen dem ersten und letzten Adam besteht darin: Beim ersten Adam fand der Tod Eintritt durch dessen eigene Sünde, demgegenüber hatte Christus, der zweite Adam keine Sünde. Der Tod konnte Ihn erst antasten, als Er die Sünde auf Sich nahm, bzw. als Gott Ihn für uns zur Sünde machte (gem 2Kor 5:21). In dem Moment, als die Sünde auf Ihn gelegt wurde, wurde dem Tod Vollmacht gewährt und ihm erlaubt, dem Herrn auf qualvolle Weise das Leben zu nehmen.

Können wir uns vorstellen, welch Ausmaß von Kampf es für den Lebensfürsten bedeutete, bereit zu werden, dem Tod die Herrschaft über Sich zu geben, Röm 5:8-10 nimmt ja hierauf Bezug.

Und wie Christus diese Herrschaft des Todes über Sich erdulden musste, sagt uns Hebr 2:9: "... damit Er nach Gottes Gnade für jeden den Tod schmecke". Dies Wort will doch heißen, dass Er für uns die ganze Bitterkeit des Todes schmecken. und auskosten musste. Wie schwer Ihm dies fiel, mögen wir aus Seinem Kampf im Garten Gethsemane ersehen, wo Er Sich in völligem Gehorsam unter den Willen des Vaters beugte.

Röm 6:10

"denn was Er starb, das starb Er der Sünde ein für allemal, was Er aber lebt, das lebt Er für Gott."

Mit Christi Tod entstand eine ganz neue Lage: Indem sich der Tod auch an dem Sohn Gottes vergriff, hat der Tod damit selbst sein Ende herbeigeführt. In 2Tim 1:10 lesen wir: "...und aber durch das Erscheinen unseres Retters Christus Jesus offenbart wird, der den Tod aufhebt und dafür Leben und Unvergänglichkeit ans Licht bring". Und diese Zukunft wird auch 1Kor 15:25-26 bestätigt, wo gesagt ist: "Denn Er muss als König herrschen, bis Er alle Seine Feinde unter Seine Füße legen wird. Der letzte Feind, der abgetan wird, ist der Tod".

Noch darf der Tod de facto sein beklemmendes Werk an den Menschen ausüben, obwohl ihm sein Stachel am Kreuz auf Golgatha gezogen wurde und er damit de jure unwirksam gemacht ist. So mag derTod auch für uns Gläubige keine schöne Aussicht sein, doch, im Gegensatz zu den Ungläubigen, dürfen wir wissen, dass ihm ein Leben in Unvergänglichkeit folgt, was für uns Herrlichkeit bedeutet.

Wir dürfen uns hier auch des Unterschieds des Evangeliums an die Beschneidung und dem an uns bewusst werden. Im Ersten liegt der tägliche Opfergedanke der Hohenpriester für die eigenen Sünden und die des Volkes zugrunde (Hebr 7:27), bei Paulus lesen wir von einem einmaligen Mitsterben und damit dem Abbruch jeglicher Beziehung zur Sünde. Es geht also in diesem Kapitel nicht mehr um irgendeine Sünde, sondern vielmehr um die Befreiung von der Macht der Sünde in unserem Fleisch!

Und so wie Jesu Christi Erdenleben von dem Tod überschattet wurde, so ist Sein Dasein nach der Auferstehung ein strahlendes Leben für Gott. Christus kehrte nach Seiner Erniedrigung nicht mehr in denselben Zustand Seiens vormaligen Lebens zurück, sondern als "Mittler zwischen Gott und Menschen", als "der Mensch Christus Jesus (1Tim 2:5). Dies bedeutet, dass Er Seinem Vater als Haupt einer neuen Menschheit lebt, an dem wir als Erstlinge heute schon glaubensmäßig teilhaben dürfen.

Die Stellung der Gläubigen in Christus

Röm 6:11

"Also auch ihr! Rechnet damit, dass ihr selbst der Sünde gegenüber tot seid, aber lebend für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn!"

Der letzte Vers schloss mit der herrlichen Tatsache, dass wir, die wir in Christus mit eingeschlossen sind, gleich Ihm auch ein Leben für Gott leben sollen. Unser heutiges Wort beginnt mit einer direkten Aufforderung, selbst etwas zu tun; es ist die selbstverständliche Konsequenz aus unserem neuen Leben in Christus für Gott, wo die Sünde keine Macht mehr hat.

"Rechnet damit", hier sind keine Frommen angesprochen, sondern diejenigen, die berufene Glieder am Körper des Christus sind. Paulus macht in diesem schwierigen Thema eine Art Zwischenpause, um das bisher Gesagte in uns zu verankern (die PC-Geübten würden es als "Zwischenspeichern" bezeichnen). "Rechnen" hat soviel wie "Bilanz ziehen, zusammenzählen, eine Summe bilden", wobei es um Dinge geht, die wir schon haben, aber noch im Gesamtumfang erkennen und in dieser Erkenntnis leben sollen.

Unsere große und mit Sicherheit schwere Aufgabe ist es, von uns selber weg und dafür hin auf Christus zu schauen.Christus kämpfte aber am Kreuz nicht gegen die Sünde an, sondern starb ihr.Und genau dies ist auch unser Weg, der uns vom Herrn schon vorgelegt wurde, wir dürfen nur noch damit rechnen, dass es so war! Dabei müssen wir noch die weitere Schwierigkeit beachten, dass die Sünde in uns nicht buchstäblich ausgerottet ist und wir jetzt nicht sündlos sind. Wir haben aber mit unserem Gläubigwerden im Geist ein neues Leben in Christus erhalten, welches wir im Geist nicht nur festhalten, sondern fest mit diesem rechnen sollen!

Gal 2:20 bringt dieses Doppelleben sehr exakt zum Ausdruck: "Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt; ich lebe aber, doch nicht mehr ich, sondern in mir lebt Christus. Was ich aber von nun an im Fleisch leben, das lebe ich im Glauben, dem des Sohnes Gottes, der mich dahingegeben hat".

Röm 6:12

"Folglich soll die Sünde nicht in eurem sterblichen Körper herrschen, so dass ihr seinen Begierden gehorcht."

Nachdem mit Vers 11 eine Art Zwischenbilanz gezogen wurde und wir mit dem bisher Festgestellten auch rechnen sollen, erfolgt in den nächsten Versen die Beschreibung unseres neuen Lebens in Christus für Gott.

Als Erstes sagt unser Leitvers deutlich aus, dass die Sünde nicht aus uns verschwunden ist, sondern dass sie n ach wie vor in uns existent ist. Geändert hat sich aber unsere Haltung der Sünde und unserem Fleisch gegenüber. Nicht mehr die Sünde soll unseren Denksinn beherrschen, sondern Christus. Nicht mehr den Begierden des Fleisches sollen wir gehorchen, sondern unserem Herrn. Doch diese Aufforderung können wir n r ausführen, wenn wir die zurückliegenden Aussagen verstanden haben. Haben wir nichts verstanden, dann werden wir uns weiterhin mühen, die Begierden des Fleisches aus eigener Kraft auszumerzen oder zu unterdrücken, was uns mehr schlecht als recht gelingen wird. Da aber im Fleisch nichts Gutes wohnt (Röm 7:18), kann auch nichts Gutes aus ihm geholt werden. Etwas anderes muss sich änder: Unsere Blickrichtung!

Ein bekanntes Sprichwort sagt: Niemand kann zwei Herren zur gleichen Zeit dienen! Und genau dies trifft auch auf uns zu, wobei wir den Schwerpunkt auf die Worte "zur gleichen Zeit" legen wollen. Ein Beispiel kann uns dies verdeutlichen. Wir können nicht zur gleichen Zeit Bibelarbeit machen und uns dabei fleischlichen Gedanken hingeben. Hier merken wir deutlich, dass es zur gleichen Zeit nur ein "Entweder" - "Oder" gibt - entweder bin ich mit meinen Gedanken im Wort Gottes, oder fleischliche Dinge beschäftigen mich in Gedanken. Hier liegt unser großes Übungsfeld vor uns!

Unser Blickfeld ist also der entscheidende Faktor: Sind meine Herzensaugen auf Ihn gerichtet, sind in dieser Zeit praktisch alle anderen Gedanken ausgeschaltet? Die Begierden können zwar noch dasein, doch wir hören sie nicht, weil wir etwas anderes hören. Damit haben wir die Herrschaft der Sünde nicht. nur glaubensmäßig, sondern für den Zeitraum unseres Blickwechsels auch praktisch abgeschaltet!

Wir stellen also noch einmal ganz klar fest: Die Sünde mit all ihren fleischlichen Begierden ist nach wie vor in uns und v ersucht, uns zu beherrschen. Wer behauptet, er sei durch den Glauben sündlos geworden, der betrügt sich selbst. Die Herrschaft der Sünde endet erst mit dem buchstäblichen Tod unseres Fleisches! Und trotzdem gibt es einen Weg, auf dem die Sünde nicht in unserem sterblichen Körper herrschen darf, auf dem wir sie heute schon ganz praktisch abdrängen können: Indem wir geistlich damit rechnen, dass wir der Sünde gegenüber tot sind, und praktisch unseren Denksinn und unser Herz auf Ihn und Sein Wort ausrichten.

Wir möchten in diesem Zusammenhang wiederholt auf den Unterschied von der "Sünde" (Einzahl - Institution) und den "Sünden" (Mehrzahl - Früchte) hinweisen. Für unsere begangenen Sünden durften wir schon am Anfang unseres Glaubenslebens Freilösung durch das Blut Christi erfahren. Doch obwohl wir diese Freilösung im Glauben fassen konnten, bemerkten wir nach wie vor das Prinzip der Sünde in uns. Das eine, die Sünde, stellt die Wurzel in uns dar, das andere, die Sünden, sind die Früchte, welche dieser Wurzel entstammen. Nun haben viele Gläubige zwar die Freilösung von ihren Sünden erfahren und erfassen dürfen, doch von der Herrschaft der Sünde sind sie noch nicht abgekommen. Sie stehen in einem dauernden Kreislauf von Sündigen, Vergebung erhalten und wieder sündigen. In solchem Christenleben herrscht immer noch die Sünde, sie sitzt noch auf dem Thron. Wir sollen jetzt erkennen, dass wir die Sünde nicht ausmerzen können, dass wir sie aber von ihrem Thron absetzen und ihr ein Schattendasein verordnen können. So herrscht sie nicht mehr über uns! Bewerkstelligen können wir dies, indem wir uns mit unserem neuen Leben in Christus beschäftigen, indem wir täglich unsere Gedanken auf das ausrichten was droben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitz t (gem. Kol 3:1-2). Dabei sagt diese Schriftstelle ausdrücklich, dass wir nicht auf das auf Erden sinnen sollen, weil damit stets Begierden geweckt werden und die Sünde neuen Anreiz erhält. Kann es etwas Schöneres geben, als sich gedanklich mit dem zu beschäftigen, was droben ist?

Röm 6:13

"Stellt auch eure Glieder nicht als Werkzeuge der Ungerechtigkeit für die Sünde bereit, sondern stellt euch selbst für Gott bereit, als Lebende aus den Toten, und eure Glieder für Gott als Werkzeuge der Gerechtigkeit."

Zum Zeitpunkt unseres Gläubigwerdens war es ganz unwichtig, in welchem sittlichen und moralischen Sündenzustand wir uns befanden. Doch mit dem Innewohnen des Geistes Gottes begann für uns ein neues geistliches Leben, das sich im Laufe der Zeit auch auf unseren Wandel auswirken muss. Im letzten Vers forderte uns Paulus auf, die Sünde nicht in unseren sterblichen Körpern herrschen zu lassen. Unser Mitwirken besteht hierbei darin, dass wir damit rechnen, der Sünde gegenüber tot zu sein. Dies ist für uns ein Akt des Glaubens. Doch dabei soll es nicht bleiben. Mit unserem heutigen Leitvers greift Paulus auch in unser praktisches Alltagsleben ein, es geht um unsere Flieder, welche im Grunde ja unseren Körper ausmachen.

Jeder Gläubige merkt über kurz oder lang, dass er in einem Spannungsfeld steht, in welchem von zwei Seiten Kräfte auf ihn einwirken. Da ist zum Ersten das Fleisch, welches nach wie vor die weltlichen Begierden einfordert, und da ist zum Zweiten der Geist Gottes, der auf uns einwirkt und uns in unserem neuen Leben fördern möchte. Dieses Spannungsfeld wird zu unseren Lebzeiten nie aufgehoben, vielmehr muss jeder Gläubige ständig entscheiden, welcher Seite er seine Aufmerksamkeit schenken möchte. Wir haben es hiermit einem täglichen Kampf zu tun, der ständig unsere volle Aufmerksamkeit fordert!

Wir sagten vor einigen Tagen, dass niemand zwei Herren zur gleichen Zeit dienen kann. Wir können deshalb nicht im Wort Gottes lesen, und zur gleichen Zeit unsere Glieder der Sünde zur Verfügung stellen. Unser ständiger Kampf ist der, dass wir ständig zu wählen haben, womit wir uns beschäftigen. Dabei wollen wir hervorheben, dass nicht mehr unsere Rettung je infrage stellen könnte (auch nicht der schlechteste Wandel), dass aber trotzdem für die Zukunft einiges davon abhängt wie unser Wandel (unser Kampf) geführt wurde.

Über viele Kapitel hinweg hat Paulus die Stellung hervorgehoben, die wir ohne eigenes Mitwirken auf Grund der Gnade innehaben und die unsere Rettung beinhaltet. Niemand kann uns diese Rettung jemals wieder nehmen. Doch jetzt geht der Römerbrief zu unserem Wandel über, und da ist, das haben wir ja schon bemerkt, sehr wohl unsere Mitarbeit gefordert, und dies mit tiefen Ernst.

Eindrucksvoll bestätigt dies ein später niedergeschriebenen Wort in Phil 2:12: "Daher, meine Geliebten, so wie ihr allezeit gehorcht habt ... mit Furcht und Zittern wirket eure Rettung aus!"

Hier geht es nicht darum, dass wir fürchten und zittern müssen, unsere Rettung zu verlieren, sondern dass wir unsere unwiderruflich erhaltene Rettung auswirken, und dies ist nur in einem entsprechenden Wandel möglich. Dass von unserem Wandel in der überhimmlischen Herrlichkeit entscheidende Dinge abhängen, werden wir im weiteren Verlauf dieses Römerbriefes noch in einigen Versen feststellen z.B. Röm 8:17.

Wir kehren zu unserem Textwort zurück. "Stellt eure Glieder nicht bereit..." dies ist die Aufforderung an uns. Dies kann nicht heißen, dass wird unsere fleischlichen Glieder verbessern sollen. "Nicht bereitstellen" heißt, sie so wenig wie möglich zu beachten, uns gedanklich so oft wie möglich mit geistlichen Dingen zu beschäftigen. Wie oft gelingt uns dies am Tag? Oder anders gefragt : Wie viel Zeit nehmen wir uns täglich für geistliche Dinge? Dies ist die hier entscheidende Frage! Gehe ich weltlichen Dingen nach, dann wird unweigerlich die Sünde in Form von Ungerechtigkeit zum Vorschein kommen. Und da die Gesinnung des Fleisches Feindschaft gegen Gott ist (Röm 8:7), wir uns das Fleisch auch immer zur Ungerechtigkeit verführen. Lassen wir uns also darin zusprechen, unsere Glieder nicht als Werkzeuge der Ungerechtigkeit für die Sünde zur Verfügung zu stellen, vielmehr sollten wir unsere Augen. und Sinne mehr und mehr auf unseren Herrn ausrichten.

Gläubige sollen sich als "Lebende aus den Toten" bereitstellen. Dies ist unsere konsequente Haltung der Sünde gegenüber, die wir im Glauben täglich neu einnehmen sollen. Jeder, der sich darin übt, muss eingestehen, dass diese Bereitstellung für Gott auch täglich Kampf bedeutet, denn der alte Körper ist ja noch nicht buchstäblich tot, sondern wird von uns nur in den Tod bzw. ans Kreuz verwiesen. Dass wir bei diesem Kampf auch unterliegen können, sehen wir in der Person des Demas. In Kol 4:14 lässt er noch als Mitarbeiter des Apostels Paulus Grüße übermitteln, doch in 2Tim 4:10 muss Paulus beklagen, dass ihn Demas aus Liebe zum jetzigen Äon verließ und nach Thessalonich ging. "Liebe zum jetzigen Äon" bedeutet, dass das Fleisch stärker war als der Geist. Es ist nicht unsere Sache, hier zu urteilen, doch da Demas offensichtlich ein Berufener war, geht er auch seiner Rettung nicht verlustig, wohl aber wird sein weltlicher Wandel vor der Preisrichtbühne des Christus beurteilt, aber letztlich auch bereinigt werden.

"Bereitstellen" heißt für uns nicht, selbst auf allen möglichen Gebieten aktiv zu werden, sondern es bedeutet vielmehr dass wir anfangen, auf Gottes Wort zu hören. Dies ist mit Sicherheit zuerst einmal mit innerer Stille und Hingebung an Sein Wort verbunden. Gott spricht heute nicht durch irgendwelche Eingebungen direkt zu uns (dies ist ein sehr gefährliches Gebiet), sondern erst einmal durch Sein Wort. Wenn wir uns also üben, so viel wie möglich in Seinem Wort zu lesen, dann sind wir damit zum einen der Welt abgewandt, und zum anderen kann uns Gott so durch Seinen Geist innerlich ansprechen und uns dort gebrauchen, wo Er es will! Es werden zumeist keine spektakulären Dinge sein, die uns vor den Menschen wichtig erscheinen lassen, sondern zumeist unscheinbare Dinge, zu denen uns Gottes geist anregt. Aber war vor Menschen unscheinbar erscheint, kann vor Gott sehr kostbar sein. Wenn wir ganz im Stillen unsere Hände falten und im Gebet und in der Fürbitte vor Gott treten -welch herrlichen und segensreichen Dienst dürfen wir da verrichten! Auch hierin stellen wir unsere Glieder als Werkzeuge der Gerechtigkeit in den Dienst für Gott

Gesetz oder Gnade, wem dienen wir?

Röm 6:14

"Denn dann wird die Sünde nicht über euch herrschen; denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade."

Die Sünde ist in jedem Menschen die herrschende Macht, niemand kann sich ihr entziehen. Doch für die heute schon in Christus Gläubigen gibt es einen Weg, ihre Herrschaft zu brechen, wir haben dies in den zurückliegenden Versen immer wieder gesehen. Christus starb der Sünde und hat damit ihre Macht gebrochen. Und wenn Christus der Sünder starb, so sind wir, die wir in Ihm sind, ihr auch gestorben. Wir sind rechtlich dem Machtbereich der Sünde enthoben!

"Enthoben" bedeutet aber nicht, dass die Sünde aufgehoben ist. Wir müssen uns hier immer vergegenwärtigen, dass wir aus zwei Naturen bestehen, einer alten und einer neuen Menschheit. Die alte stand unter der Macht der Sünde, die neue hingegen steht unter der Gnade. Dies bedeutet ganz praktisch, dass wir zwar noch sündigen können, es aber nicht mehr müssen! In 2Kor 3:18 lesen wir. "Wir alle aber, mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn widerspiegelnd, werden in dasselbe Bild umgestaltet von Herrlichkeit zu Herrlichkeit wie von den Herrn lebendig machendem Geist." "Widerspiegeln" kann ich nur das, worauf mein Spiegel ausgerichtet ist, und. hier ist es die Herrlichkeit des Herrn. Wenn wir Ihn anschauen, dann werden wir Ihn auch widerspiegeln. Unser Wandel wird damit zu einem Schmuckstück, der die Lehre Gottes, unseres Retters, in allem schmückt (gem. Tit 2:10). Aber noch etwas Gewaltiges geschieht dabei mit uns: wir werden immer mehr in Sein Bild umgestaltet, und dies von Herrlichkeit zu Herrlichkeit!

Wie kann die Sünde noch über uns herrschen, wenn wir Sein Bild widerspiegeln, wenn wir unserem Herrn und Haupt immer ähnlicher werden und unsere Sehnsucht immer größer wird, auch buchstäblich mit Ihm vereint zu sein? Es ist heute unser großes Vorrecht, dass wir damit rechnen dürfen, nicht nur mit Ihm gestorben und auferweckt zu sein, sondern im Glauben auch mit Ihm zu wandeln, indem wir Ihn anschauen und dabei in Sein Bild umgestaltet werden. Hier finden wir eine köstliche Antwort auf die Frage, warum uns Paulus immer wieder zu einem entsprechenden Wandel anspornt.

IM zweiten Teil unseres Leitverses stehen sich zwei Gegensätze krass gegenüber: Gesetz und Gnade. Um die Herrschaft der Sünde abzuschütteln, bedarf es der eindeutigen Erkenntnis, dass wir nicht unter Gesetz stehen. Als Gläubige aus den Nationen haben wir im Grunde überhaupt nichts mit dem Gesetz zu tun, wie es eindeutig dem Volk Israel gegeben wurde. Doch wo keine klare Wortteilung erkannt wird, wo nicht zwischen dem Bibelteil, der Israel und jenem, der den Herausgerufenen der Körperschaft Christi gehört, getrennt wird, da stellen sich Gläubige leider freiwillig unter das jüdische Gesetz in der Annahme, sie müssten dieses halten. Doch die Forderungen dieses Gesetzes bringen diese Gläubigen in große Bedrängnis, ja in Verzweiflung, weil sie über kurz oder lang feststellen müssen, dass sie hoffnungslos überfordert sind. Ihr Mühen bringt ihnen weder Hilfe noch Rettung!

Ein solch tragisches Beispiel sind die Galater. In Gal 3:1-4 (bitte lesen) beklagt Paulus ihre Hinwendung zum Gesetz und hält ihnen darin Unvernunft vor. Die Galater geben mit ihrem V erhalten das Bild eines Strafgefangenen ab, der aus dem Gefängnis entlassen wird und in seiner neuen Freiheit nichts anderes zu tun weiß, als wieder ins Gefängnis zurückzukehren.

Gesetz und Gnade schließen einander aus, es gibt nur ein "entweder - oder", wobei unser Stand nur in der Gnade sein kann. Das Gesetz stellt uns unter die Herrschaft der Sünde, die Gnade stellt uns unter die Herrschaft unseres Herrn. Wem wollen wir dienen? Das Erstere bringt uns in Verzweiflung, das Letztere an das Herz des Vaters. In der heutigen Verwaltung der Gnade bittet Gott den Sünder, sich mit Ihm zu versöhnen. Und wo sich ein herausgerufener Sünder diesem Ruf der Gnade hingibt, wird er auch, vollkommen ausgesöhnt, durch Christus ans Vaterherz geführt.

Freuen wir uns heute mit den Worten Pauli an die Galater: "Für die Freiheit hat Christus uns freigemacht. Stehet nun fest in ihr und lasst euch nicht wieder im Joch der Sklaverei festlegen" (Röm 5:1)

Röm 6:15

"Was folgt daraus? Sollten wir etwas sündigen, weil wir nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade sind? Möge das nicht gefolgert werden!"

Unser Leitvers erinnert uns an Vers 1 dieses Kapitels, wo eine ähnliche Frage gestellt wurde: "Was wollen wir nun vorbringen? Dass wir in der Sünde beharren sollten, damit die Gnade zunehme? Möge das nicht gefolgert werden!" Der Anlass zu dieser Frage ergab sich aus der Feststellung: "Wo die Sünde zunimmt, da strömt die Gnade über". Doch ergeben sich beide Fragen aus verschiedenen Zusammenhängen. Während die Frage aus Röm 6:1 die Gnade in Zusammenhang mit der Sünde behandelt, stehen sich in unserem Vers Gnade und Gesetz gegenüber.

Es ist kaum vorstellbar, dass ein Gläubiger, der sich seiner wunderbaren Berufung vollgewiss ist, der sich in Christus geborgen weiß, und in Ihm sogar Zugang zum Vater hat, überhaupt ernsthaft solch eine Frage wie in unserem Leitvers stellen kann. Solche heuchlerischen Fragen können eigentlich ernsthaft nur von denen gestellt werden, die zwar fromm sein wollen, daher keinerlei Berufung haben. Wenn uns Paulus trotzdem diese Frage stellt, dann kann sie nur im Zusammenhang mit den letzten Versen gesehen werden und hier ging es ja schwerpunktmäßig um unseren Wandel. "Stellt eure Glieder nicht als Werkzeuge der Ungerechtigkeit für die Sünde bereit", dies ist eine Aufforderung an uns, würdig gemäß unserer Berufung zu wandeln. Wir haben gesehen, dass unser Fleisch noch nicht buchstäblich tot ist, aber dass wir es in einem täglichen Kampf im Glauben als mit Christus gekreuzigt ansehen sollen. Doch der tägliche Kampf kann uns auch sehr schnell müde machen oder resignieren lassen, weil wir zu wenig Erfolg sehen. Trotz allem guten Willen taucht der alte Mensch, unsere alte fleischliche Natur, bei jeder Gelegenheit wieder auf. Unsere Kampfkraft nimmt ab, und es könnte dann auch bei uns jene Einstellung auftreten: "Was soll es, wir stehen ja unter der Gnade, und nicht mehr unter Gesetz". Und genau hier möchte Paulus mit seiner Frage ansetzen und uns aufmuntern und. zusprechen, nicht gleichgültig in unserem täglichen Kampf zu werden und in gar keinem Fall auch nur ansatzweise die Frage unseres Leitverses als Entschuldigung zu erwägen!

Röm 6:16

"Wisst ihr nicht: wem ihr euch als Sklaven zum Gehorsam bereitstellt, dessen Sklaven seid ihr, und dem gehorcht ihr, entweder als Sklaven der Sünde zum Tode oder des Gehorsams zur Gerechtigkeit?"

Paulus geht von der gestern gestellten Frage aus weiter mit einer weiteren Frage: Wisst ihr nicht...? Die gestrige Frage könnte von solchen gestellt werden, die nur fromme Heuchler sind, jene Gruppe lassen wir jetzt hinter uns; aber wir haben die Möglichkeit gesehen, dass auch zu uns diese Frage aus Gründen der Resignation oder Müdigkeit in unserem täglichen Glaubenskampf kommen kann, und hier brauchen wir Zuspruch.

Zu oben genannter Resignation im täglichen Glaubenskampf kann es kommen, wenn uns andere Gläubige einreden wollen, wie einfach dieser tägliche Kampf sei. Sie schaffen es anscheinend spielend, mit ihrer alten Natur fertig zu werden. Es wäre oft gar nicht so verkehrt, könnten wir auch eunmal einen Blick hinter die Kulissen werfen und feststellen, dass sich auch die vermeintlich so Feststehenden in engerem Kreis nur allzu oft sehr menschlich verhalten, d.h. dass auch ihre alte Natur immer wieder zum Vorschein kommt. Gewiss darf unser Wandel im Hinblick auf unsere Stellung in Christus völlig entspannt sein, doch im Hinblick auf unsere Zubereitung bedeutet er Schuldung, was für uns Mühe und Lernbereitschaft erfordert. Und hier ist es für uns alle hilfreich zu wissen, dass keiner von uns schon vollkommen ist, sondern dass jeder zu kämpfen hat, der eine auf diesem Gebiet, der andere auf jenem Gebiet, jeder aber gemäß seiner Veranlagung!

Unser Augenmerk soll darauf gerichtet sein, wer uns beherrscht und wem wir deshalb sklaven. Unser Fleisch fordert täglich von. uns das, was die Welt anbietet. Geben wir ihm. nach (Demas wäre hier das negative Vorbild), so sind wir auch sein Sklave, und zwar ein "Sklave der Sünde". Doch in unserem täglichen Kampf verweisen wir unser Fleisch täglich ans Kreuz und schauen auf unseren Herrn. Aus Sklaven der Sünde zum Tod werden wir somit zu Sklaven des Gehorsams zu Gerechtigkeit. Lassen wir uns also in diesem täglichen Kampf ermuntern und von unserem Herr täglich die Kraft dazu erbitten.

Wir werden entweder von unserem Fleisch beherrscht, was Sklaverei der Sünde und Tod bedeutet, oder wir lassen uns vom Geist Gottes beherrschen, womit wir zu Sklaven des Gehorsams zur Gerechtigkeit werden. Mit den Worten "Wisst ihr nicht" möchte Paulus unser "Wissen" festigen, aber darüber hinaus auch unseren Glauben stärken, denn "Wissen" ohne "Glauben" ist nichts wert!

Wir richten heute unser Augenmerk auf die Worte "Sklaven des Gehorsams zur Gerechtigkeit". Damit gehen wir vertieft auf das ein, was wir gestern schon angesprochen haben, nämlich unseren Wandel, der im Blick auf unsere Zubereitung durchaus Mühe, Entbehrung, ja sogar Leiden mit sich bringen kann. Wenn wir dabei in den Fußstapfen unseres Herrn wandeln wollen, dann werfen wir auch einen Blick auf Seine Zubereitung. Wir lesen in Hebr 5:8-9: "Obgleich Er der Sohn ist, lernte Er den Gehorsam durch das, was Er litt. Und so vollkommen gemacht ...". Es mag machen verständlicherweise innerlich berühren, dass unser Herr Gehorsam offensichtlich lernen musste, und zwar durch Leiden! Dabei ist für uns wichtig zu wissen, das Sich der Herr gem. Phil 2:6-8 Selbst Seiner Gottheit entäußerte und in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden war. Dabei wollen wir auch in Vers 8 beachten, dass dort steht: "... und wurde gehorsam bis zum Tode", d.h., auch hier ist Sein Gehorsam als ein "Werdevorgang" beschrieben.

Für uns, als in Ihm Wandelnde, ist es also notwendig, dass wir auch "Gehorsam" lernen müssen, und dass wieter dieser Lernprozess zum Gehorsam durchaus auch mit Leiden, Entbehrung und Entsagen verbunden sein kann. Die Frage stellt sich also, vorwegnehmend auf Röm 8:17: Sind wir bereit, auch mit Ihm zu leiden, um Sklaven des Gehorsams zur Gerechtigkeit zu werden?

Röm 6:17

"Gott aber sei Dank, dass ihr, die ihr einst Sklaven der Sünde wart, nun von Herzen dem Vorbild der Lehre gehorcht, an die ihr übergeben wurdet."

Paulus dankt seinem Gott, und dies darf auch unser stetes Anliegen sein. Dabei sind wir, die wir heute (im Gegensatz zu den damaligen Römern) im Besitz aller Paulusbriefe sind, durch den Epheserbrief (Eph 5:20) angehalten, unserem Gott und Vater für alles zu danken. Dieses "alles" schließt auch den Dank dafür ein, dass wir, rückblickend, Sklaven der Sünde waren. Wir dürfen wissen, dass wir gem. Eph 1:4 als "vor dem Niederwurf der Welt in Christus Auserwählte" seit unserem Lebensbeginn unter Gottes Führung standen, also auch in jener Zeit, als wir noch nichts von unserer Berufung wussten und somit Sklaven der Sünde waren. Dank sagen für "alles" schließt folglich auch jene frühere Zeit unseres Lebens ein.

Man könnte. nun fragen, warum wir Gott für eine Zeit danken sollen, in der wir noch Sklaven der Sünde waren? Gewöhnlich danken wir ja nur für die Dinge, die angenehm sind. Unser Dank für "alles" hängt mit unserem geistlichen Wachstum zusammen. Je mehr wir über Gott er fahren, umso breiter wird auch das Spektrum unseres Dankes. In anschaulicher Weise zeigt uns dies Johannes in seinem ersten Brief auf. Hier werden drei Gruppen angeschrieben, jene mit ihrem eigenen Erkenntnisstand: "Ich schreibe euch, ihr Kindlein, denn die Sünden sind euch um Seiners Namens willen erlassen" (1Jo 2:12). Das Kind symbolisiert den Anfang im Glaubensleben; hier ist das Wichtigste, dass die Erkenntnis über den Sündenerlass besteht. Dann folgt die nächste Stufe: "Ich schreibe euch, ihr Jünglinge, weil ihr den Bösen überwunden habt". Die Jünglinge stehen erkenntnismäßig deutlich höher als die Kindlein, sie haben den Kampf mit dem Bösen aufgenommen (im Hinblick auf unseren Römerbrief könnte man es mit dem Kampf gegen unsere alte Natur, das sündhafte Fleisch vergleichen). Als höchst Stufe folgen die der Väter, "weil ihr den erkannt hab, der von Anfang an ist". Nur auf dieser letzten Stufe können wir auch von Herzen Gott für alles danken, allerdings bedarf dies besonderer Fürbitte um geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst, um die Paulus in Eph 1:17 im Gebet für alle Heiligen fleht.

"Väter im Glauben", dies haben wir gestern gesehen, können ihrem Gott und Vater für alles danken, weil sie erkannt haben, dass Er alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, dass es also nichts im gesamten All gibt, was Er nicht erschaffen hat, steuert und ans Ziel führt!

Gemäß unserem Leitvers bedeutet dies, dass wir auch für die Zeit danken können, in der wir Sklaven der Sünde waren, denn ohne die bittere Erfahrung der Zwangsherrschaft der Sünde hätten wir nie die Herrlichkeit der Befreiung durch Christus Jesus, unseren Herrn erfahren, empfinden und schätzen lernen können.

Weiter dankt Paulus in unserem Leitvers, dass die Empfänger seines Briefes von Herzen dem Vorbild der Lehre gehorchen, an die sie übergeben sind. Paulus kann hier nur von seinem Evangelium sprechen, welches sich auf das Bundesvolk Israel beschränkt. Schon in den ersten sieben Versen unseres Römerbriefes sprach Paulus von sich als "berufener Apostel, abgesondert für das Evangelium Gottes", nämlich "zum Glaubensgehorsam unter allen Nationen", und dies zu den "Berufenen Jesu Christi, allen geliebten Gottes und berufenen Heiligen, die in Rom sind". Und in Vers 11 lesen wir von seinem Auftrag: "Euch etwas geistliche Gnadengabe mitzuteilen, um euch zu festigen". Und wie wunderbar haben wir bi szu unserem heutigen Leitvers diese Gnadengaben kennenlernen und annehmen dürfen!

Nur wer Pauli Auftrag und Lehre an die Nationen von jener der zwölf Apostel , die an Israel gerichtet ist, abgrenzt, wird Pauli Sonderauftrag auch verstehen können und das durch Paulus enthüllte Geheimnis erfassen: "Mir, dem bei weitem geringsten aller Heiligen, wurde diese Gnade gegeben, den Nationen den unausspürbaren Reichtum des Christus als Evangelium zu verkünden und alle darüber zu erleuchten, was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft" (Eph 3:8-9).

Röm 6:18

"Denn von der Herrschaft der Sünde befreit, seid ihr jetzt der Gerechtigkeit versklavt."

Unser Dank an den Vater enthält, dass wir aus der Sklaverei der Sünde befr eit wurden, aber auch, dass uns diese Zeit dazu dient, den Gegensatz, nämlich unsere Befreiung aus dieser Herrschaft der Sünde, schätzen zu lernen.

Befreiung aus der Sklaverei der Sünde bedeutet aber für uns Gläubige nicht unbegrenzte Freiheit, vielmehr spricht Paulus in unserem Leitvers, dass wir jetzt "der Gerechtigkeit" versklavt sind. Dies heißt, dass wir in unserem heutigen Stand nicht absolut frei, sondern nur unter unter eine andere Herrschaft gestellt sind.

Für manche klingt diese Aussage merkwürdig, zumal wir in Röm 8:21 von "der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes" lesen. Kann Freiheit gleichzeitig "Sklaventum" bedeuten?

Es ist tatsächlich so, dass es in Gottes gesamter Schöpfung nicht jene Freiheit gibt, von der uns gerade in unserer heutigen Zeit so viel vorgegaukelt wird. Noch nie hatten gerade junge Menschen solch scheinbar grenzenlose Freiheit und sind doch in dieser Scheinwelt so furchtbar wie noch nie gebunden, weil sei gar nicht mehr merken, dass sie beherrscht werden und wer sie regiert. Der Schritt eines Gotteskindes geschieht aber nicht unbewusst oder unbemerkt, sonder vollzieht sich in voller Klarheit, und zwar aus der unglücklichen Herrschaft der Sünde heraus und hinein unter die glückliche Herrschaft der Gerechtigkeit Gottes. Dies ist, so widersprüchlich es klingen mag, Freiheit in der Sklaverei (oder anders augedrückt: in der Gebundenheit). Doch welch gewaltiger Unterschied ist es, ob wir unter den Mächten der Finsternis stehen, die uns zu zerstören suchen, oder ob wir unter unserem Herrn und Haupt in Gerechtigkeit stehen, der uns Leben geschenkt hat, und dies in einem heute noch kaum vorstellbaren Maß und Umfang! Ja, von ganzem Herzen sagen wir: "Gott aber sei Dank!"

Röm 6:19

"Dies sage ich menschlich gesprochen, um der Schwachheit eures Fleisches willen. Denn ebenso wie ihr als Versklavte der Unreinheit und der Gesetzlosigkeit eure Glieder zur Gesetzlosigkeit bereitstelltet, so stellt nun als Versklavte der Gerechtigkeit eure Glieder zur Heiligung bereit."

Das Fleisch mit seinen irdischen Trieben ist nicht in der Lage, geistliche Dinge zu beurteilen. Wenn Paulus trotdem das Fleisch anspricht, muss er sich so ausdrücken, dass seine Aussagen auch verstanden werden. Und da wir wohl alle (mehr oder weniger) noch in einer Ecke unseres Lebens für das fleischliche Gedankengut offen sind, muss Paulus an gewissen Punkten seiner Ausführungen "menschlich" zu uns sprechen.

Das Wort "Sklave" oder "Sklaverei" mag uns unsympathisch sein, erweckt es doch in uns keine guten Erinnerungen, weil wir es ja mit der menschenunwürdigen Behandlung der schwarzafrikanischen Bevölkerung in den letzten Jahrhunderten verbinden. Doch so unwürdig und schmachvoll die Behandlung jener Sklaven war, so stellt sie doch einen Punkt deutlich vor unsere Augen: Die bedingungslose Zugehörigkeit zu dem jeweiligen Besitzer oder Herrn. Mit diesem (menschlichen) Bild möchte Paulus uns etwas näher bringen: Der Mensch ist immer jemandem versklavt (d.hl. in einem totalen Abhängigkeitsverhältnis), entweder der Unreinheit und der Gesetzlosigkeit, oder aber der Gerechtigkeit!

Der Vergleich der Sklaverei soll uns verdeutlichen, dass niemand zwei Herren gleichzeitig dienen kann, dass es auch keinerlei Kompromisse zwischen den beiden Herrschaftsgebieten geben kann, sondern dass jene, die Christus angehören, ihrem Herrn auch ganz und vollständig angehören müssen.

Schon in Vers 13 vernahmen wir den Aufruf: "Stellt auch eure Glieder nicht als Werkzeuge der Ungerechtigkeit für die Sünde bereit", dies wird nun mit dem totalen Machtanspruch von Seiten Gottes und unserer vollständigen Hingabe, verglichen am Bild eines Sklaven untermauert.

Bevor unsere Berufung erfolgte, waren wir der Unreinheit und Gesetzlosigkeit versklavt, doch "nun" hat sich unser Abhängigkeitsverhältnis bzw. die Herrschaft, der wir versklavt sind, geändert. Es ist sicherlich einfacher, in ein gegebenes Verhältnis hineingeboren zu werden, als dieses gewohnte Verhältnis zu wechseln, So sehr wir von der neuen Herrschaft unter der Gerechtigkeit auch überzeugt sind, so wird uns der Übergang nicht leicht gemacht.

Unser Leitvers legt den Schwerpunkt auf das Bild eines "Versklavten", und dies soll uns aufzeigen, dass Gottes Anspruch an uns kein "Teilanspruch" sondern ein "Totalanspruch" ist. Unser Bestreben soll es sein, diesem menschlichen Bild eines Sklavenverhältnisses, nämlich "als Versklavte der Gerechtigkeit" so nahe wie möglich zu kommen. Hinderlich und beschwerend wird uns bei diesem Bestreben unser Fleisch sein, weil sich dieses gegen den Totalanspruch Gottes sträubt. Doch hier liegt unser Kampffeld!

Aber es entspricht ja durchaus dem Ratschluss Gottes, dass wir auf Erden unseren Weg zusammen mit unserem schwachen und gottfeindlichen Fleisch gehen müssen. Dabei sollen wir lernen, mit den uns gegebenen geistlichen Gaben, wozu auch die komplette Waffenrüstung aus Eph 6:10-18 gehört, umzugehen und sie einzusetzen. Hierbei machen wir die Erfahrung, dass das, womit wir uns gedanklich beschäftigen, uns in seinen Bann zieht. Öffnen wir uns weltlichen Dingen, werden uns diese beherrschen, öffnen wir uns Gottes Wort, werden unsere Gedanken von Gottes Offenbarungen beherrscht.

Dass wir unserem Herrn als "Versklavte der Gerechtigkeit" gehören, wissen wir. Nun soll es unser Bestreben sein, Ihm auch zu dienen, so ganzheitlich wie nur möglich!

Röm 6:20

"Denn als ihr Sklaven der Sünde waret, das wart ihr Freie hinsichtlich der Gerechtigkeit."

In den Versen 20-23 wird unser alter. und neuer Stand hinsichtlich unserer Verklavung mit den jeweiligen Folgen dargelegt. Als Erstes legt Paulus inunserem Leitvers das wiederholte Prinzip fest, dass niemand zwei Herren zur gleichen Zeit dienen kann.

Unser aller Anfangsstand war der, dass wir Sklaven der Sünde waren. Niemand kann fromm geboren werden, auch wenn beide Elternteile noch so fromm sind, vielmehr wird jeder Mensch ab seiner Geburt erst einmal als Sklave der Sünde unterjocht. Dies ist die Folge der allgemeinen Sterblichkeit. Ob ihn dann Gott im Verlauf seines Lebensweges aus dieser Sklaverei der Sünde herausruft, liegt einzig und allein daran, ob er ein in Christus Auserwählter ist (gem. Eph 1:4) und somit vom Geist Gottes zum Glauben geführt und versiegelt wird (gem. Eph 1:13-14).

Als Versklavte der Sünde, und näher beschreiben wird dieser Zustand als Versklavte der Gesetzlosigkeit, waren wir Freie hinsichtlich der Gerechtigkeit. Dies bedeutet aber keine Befreiung von der Gesetzlosigkeit, sondern zeigt vielmehr auf, dass die Unterwerfung unter die Herrschaft der Sünde kompromisslos war; neben der Gesetzlosigkeit, was ja auch Gesetzwidrigkeit bedeutet, konnte es keine Gerechtigkeit geben, im höchsten Fall wurde diese durch eine innere Sehnsucht herbeigesehnt, wie wir es in Röm 2:7 bei den Guttätern sahen.

"Freie hinsichtlich der Gerechtigkeit" bedeutet die ganze Unterwerfung unter die Herrschaft der Sünde. Wie darf uns bei solchen Aussagen doch immer wieder unsere Auswahl und Berufung kostbar werden, und wie sehr darf uns dieses Wissen anspornen, unserer Berufung und damit unseres neuen Herrn würdig zu wandeln, indem wir den guten Kampf des Glaubens ausfechten, aufblickend zu unserem Herrn und Haupt!

Röm 6:21

"Folglich, was für Frucht hattet ihr damals? Solche, derer ihr euch nun schämt; denn deren Abschluss ist Tod."

Paulus schaut zurück auf jene Zeit, als wir noch ungläubig, also Sklaven der Sünde waren. Jeder Stand, ob es unser alter war oder unser neuer ist, hat seine eigenen Früchte. Welche Früchte brachte unser alter Stand als Sklaven der Sünde hervor? Wir lesen eine Aufzählung in Gal 5:19: "Ehebruch, Hurerei, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Grimm, Ränkesucht, Zwistigkeit, Sektenbildung, Neid, Mord, Rausch, Ausgelassenheit und dergleichen mehr". Auch wenn uns die eine oder andere Aufzählung nicht anspricht, so kann es wohl niemanden geben, der von sich behaupten könnte, nichts von alledem habe er sich zuschulden kommen lassen. Vielmehr müssen wir uns auch in unserem neuen Stand fragen lassen, wieviele der aufgezählten Punkte haften uns auch heute noch an? Sind wir wirklich frei von jeglicher Feindschaft, Hader, Grimm, Neid? Dabei ist es uns dienlich, wenn wir bei solchen Fragen nicht auf die anderen, sondern nur auf uns selbst schauen und uns diese Fragen auch aufrichtig stellen!

Sicherlich mag uns manche böse Frucht nicht mehr bewusst sein, doch Paulus will offensichtlich nicht, dass wir diese verdrängen, sondern vielmehr erkennen und uns derer schämen, was in jedem Fall heilsam ist.

Beschämung kann es für so manche Gläubige aber auch noch nach der Entrückung geben, denken wir nur an die Worte Pauli an Timotheus (2Tim 2:15), wo letzterer ermahnt wird, das Wort der Wahrheit richtig zu schneiden, um ein "unbeschämter Arbeiter" zu sein. Hier handelt es sich abrer nicht mehr um eine böse Frucht aus unserem alten Stand, sondern um Nachlässigkeit in unserem neuen Stand.

Alles, was wir hervorgebracht hab en. und noch bringen, sei es im alten oder im neuen Stand, hat einen Abschluss. Die Früchte aus der Zeit unserer Sklaverei der Sünde (in Gal 5:19 werden sie als Werke des Fleisches bezeichnet) finden ihren Abschluss durch den Tod. Näher gehen wir hierauf in Vers 23 ein.

Röm 6:22

"Doch nun, von der Herrschaft der Sünde befreit, aber Gott versklavt, habt ihr eure Frucht zur Heiligung und als Abschluss äonisches Leben."

Wenn wir uns einerseits über die Werke des Fleisches schämen müssen, so wollen wir uns andererseits auch über die Frucht zur Heiligung freuen, die Gal 5:22 als Früchte des Geistes benannt sind: "Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Gutheit, Treue, Sanftmut und Selbstzucht."

Nun sind wir Menschen ja von Gott sehr unterschiedlich geschaffen worden. Die einen schaffen es sehr schnell, ihr altes Leben zu vergessen und leben glücklich und zufrieden mit ihren neuen Früchten. Andere hingegen leiden noch lange unter ihrem alten Leben und sehen in ihrem neuen Leben vermeintlich nur sehr wenig Frucht, was sie wiederum bedrückt und entmutigt werden lässt. Letzteren wollen wir heute von ganzem Herzen zusprechen und Mut machen. Dabei dürfen wir an der Pflanzenwelt, die ja auch Gottes Walten abspiegelt, lernen: Eine Frucht, egal von welcher Pflanze, hängt nie von Anfang an reif am Zweig, sondern sieht erst einmal klein und unscheinbar aus und wird erst im Verlauf einer längeren Zeit ansehnlich und reif. Dabei spielt das Bescheinen durch die Sonne eine wichtige Rolle.

Auch wollen wir nicht übersehen, dass es einem von Natur aus stillen und friedfertigen Menschen leichter fällt, gute Früchte für jedermann sichtbar aufzuweisen, als einem von Natur aus freudlosen, ungeduldigen und leicht erregbaren Menschen. Bei letzterem mag schon ein kleiner Rückgang seiner leidvollen Veranlagungen vor Gott genauso viel bedeuten, wie die überströmende Liebe eines von Natur aus liebevollen Menschen.

Was jedoch ein unter dem Blätterstab versteckter Apfel nicht kann, können wir. Uns bewusst den für den Reifeprozess hilfreichen strahlen der Sonne aussetzen, wobei unser Herr und Haupt die Sonne darstellt. Sich mit Ihm geistlich beschäftigen bewusst täglich in Ihm leben - dies fördert die Reifung unserer Frucht zur Heiligung! (Der Nachsatz "und als Abschluss äonisches Leben" wird uns im nächsten Vers noch beschäftigen).

Röm 6:23

"Denn die Kostration der Sünde ist Tod; ab er die Gnadengabe Gottes ist äonisches Leben in Christus Jesus, unserem Herrn."

Unser heutiger Vers fasst zusammen, was in den letzten Versen ausgesagt wurde: Alle Früchte haben einen Abschluss: jener der Sünde heißt "Tod", der Abschluss der Frucht zur Heiligung ist "äonisches Leben".

Das Wort "Kostration" mag manchem von uns Schwierigkeiten bereiten, zumal viele noch die vertrauten, aber irreführenden Worte der Lutherbibel im Ohr haben: "Der Tod ist der Sünde Sold"; oder nach der Elberfelder Übersetzung: "Denn der Lohn der Sünde ist der Tod". Irreführend sind die Luther- und Elberfelder Übersetzungen deshalb, weil sie uns vermitteln, der Tod sei die Strafe (der Lohn) für unsere Sünde, was aber nicht sein kann, weil der Lohn bzw. die Strafe der Sünde bereits in Röm 2:5.6-8 in Form von Drangsalen beschrieben ist. Dazu kommt noch das Gericht vor dem großen weißen Thron. Wäre der Tod wirklich der Lohn bzw. der Sold der Sünde, wären Drangsale nicht mehr berechtigt, sie wären eine doppelte Strafe. Auch ein späteres Gericht wäre überflüssig, denn wozu sollte ein bereits mit dem Tod Bestrafter noch einmal gerichtet bzw. bestraft werden?

Um das Wort "Kostration" richtig zu verstehen, müssen wir uns in die Zeit Pauli hineinversetzen, in der die buchstäbliche Sklaverei noch existierte. Ein Sklave war "Eigentum seines Herrn" und bekam folglich weder Sold noch Lohn für seine Arbeit, sondern lediglich die tägliche Nahrung (Kost), um am Leben zu bleiben und die Arbeit für seinen Herrn verrichten zu können. Unser Leitwort vergleicht die Sünde mit einem Sklavenhalter, der dem Sklaven die spärliche tägliche Ration an Essen zuteilt: den Tod! Für den Sklaven der Sünde bedeutet diese Kostration "Tod" die Gottesferne. Die Früchte der Gottesferne sind jedoch immer dem Untergang geweiht, ihr Abschluss ist der reale Tod.

Bedenken wir: Paulus spricht hier nicht von den Sünden der Ungläubigen, diese sind bereits ab gehandelt, sondern von uns und unserem früheren Sklavendienst unter der Sünde, auf den wir zu rückschauen sollen.

Wir erinnern an die gestrige Aussage, dass unser Leitwort von uns, nicht von den Ungläubigen spricht. Der bisherige Verlauf des Römerbriefes beschäftigte sich mit der Sünde, dem Gericht und der Rechtfertigung, danach mit dem Thema der Aussöhnung. Jetzt halten wir Rückblick auf unsere Versklavung unter die Sünde in der Vergangenheit und unsere Befreiung heute, speziell aber mit den jeweiligen Früchten und ihren Abschlüssen. Unter der Sünde empfingen wir die Gottesferne, was zu der Frucht des Unterganges bzw. zum Tod führte. Jetzt aber sklaven wir Gott und unsere Frucht ist Leben, weil sie in Christus Jesus, unserem Herrn ist.

Als Sklaven Gottes sind wir wiederum Sein Eigentum, was bedeutet, dass wir auch in diesem neuen Stand weder Sold n och Lohn erhalten, sondern vielmehr ein Geschenk in Form einer "Gnadengabe", das äonisches Leben enthält. Wie sieht diese Gnadengabe aus?

Zuerst sei ganz klar gesagt, dass wir. heut noch nicht jene Lebensfülle haben, die uns in der Auferstehung und Vereinigung mit unserem Herrn zuteil wird. Dementsprechend lesen wir in Tit 3:7: "... Losteilinhaber ... gemäß der Erwartung äonischen Lebens" "Erwartung" ist aber n och nicht Gegenwart, sondern Zukunft. Und dennoch wird uns diese Erwartung heute schon zu einem großen Segen: Unser neues Leben wurde durch die Kraft des uns geschenkten Glaubens wesentlich bereichert. Wir leben nicht wie bisher so weiter, wie vor unserer Berufung, sondern unser Geist und in der Folge auch unsere Seele wurden von Gottes Wort derart berührt, dass wir bereits heute einen Vorgeschmack auf das kommende äonische Leben haben können. Ist es keine große Freude, wenn wir gewiss sein dürfen, eine herrliche Erwartung zu haben? So gesehen haben wir zum einen dieses äonische Leben auf das Zukünftige heute schon im Geist (siehe Eph 1:14), und zum andern genießen wir auch die Vorfreude auf die buchstäbliche Erfüllung. Das Gnadengeschenk Gottes, das uns in Christus Jesus gegeben ist, wird somit eine spürbare Kraftquelle auf unserem noch irdischen Lebensweg!

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Der Römerbrief - Kapitel 7