Der 1. Korintherbrief - Kapitel 12

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Abschrift: Die Korintherbriefe Band I - IV (2007)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I, III und IV sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der 1. Korintherbrief - Kapitel 12

Die verschiedenen Geistesgaben
Die Einheit des Leibes
Mit einem Geist getränkt
Ein Körper - viele Glieder
Ankündigung größerer Gnadengaben

Die verschiedenen Geistesgaben

1Kor 12:1

"Was aber die geistlichen Gaben betrifft, meine Brüder, so will ich euch nicht in Unkenntnis darüber lassen."

Im letzten Kapitel erlebten wir die Berufung der Körpergemeinde in die Gemeinschaft des Blutes und des Körpers Christi, die junge Gemeinde in Korinth musste, wie wir sahen, viel lernen. Nun, in diesem neue Kapitel, soll die Gemeinschaft in der Vielfalt der geistlichen Gaben dargestellt werden, ein neuer Lehrstoff für die Korinther, Das Neue daran ist, dass die Gläubigen nicht nur Gemeinschaft mit Seinem Tod haben sollten, sondern auch mit Seinem Leben! Und das Leben des auferstandenen und erhöhten Herrn bezeuge sich in den vielfältigen Geisteswirkungen. Für uns ist es sehr wichtig, dass wir jetzt nicht wahllos alles auf uns beziehen, sondern uns klar werden, dass die Korinther "eine Gemeinde im Aufbau war! Im Gegensatz zu uns war noch nicht das vollständige Wort Gottes enthüllt, dies geschah erst Jahre später durch die Gefängnisbriefe des Paulus. Vieles, was bei der Niederschrift dieses Briefes noch verhüllt war, wurde mit der Vollkommenheit des Wortes enthüllt und manche Geistesgabe überflüssig. Paulus kündigt diese Vollkommenheit bereits in 1Kor 13:10 an, wobei er hier von "der Reife" des Wortes Gottes spricht.

Bleiben wir also nicht in den Anfängen, wie wir sie in Korinth sehen, stehen, sondern erfreuen wir un seinerseits, wie kraftvoll Gott Sein Wort hier enthüllt, andererseits lasst uns im Glauben hineinwachsen in das herrliche Evangelium des glückseligen Gottes, in den unausforschlichen Reichtum des Christus und lassen wir uns erleuchten, was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft (lies hierzu Eph 3:8-12).

Das herrliche Wort Gottes besteht nicht aus toten Buchstaben, sondern ist "lebendig, wirksam und schneidender als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Teilung von Seele und Geist..." (Hebr 4:12). Lassen wir uns also nicht vom "Seelischen" berauschen, sondern "vom Geist", der uns immer weiter führt, bis wir bei unserem geliebten Herrn sind!

1Kor 12:2

"Ihr wisst, dass ihr, als ihr noch unter den Nationen wart, zu den stummen Götzen weggeführt wurdet, wie immer ihr auch geführt wurdet."

Über die geistlichen Gaben sollen die Korinther nicht in Unkenntnis gelassen werden, weil ein geistliches Leben auch seine Tücken hat: Die Finsternismächte können es für ihre Zwecke missbrauchen, der Gläubige gerät in eine Art "Schwärmerei" und wird so in einem gesunden Glaubenswachstum behindert. Wer wie ich, der Verfasser dieser Zeilen, über ein Jahrzehnt in sogenannten "Pfingstkreisen", zum Teil sehr extrem, glaubensmäßig aufgewachsen ist, weiß wovon die Rede ist. Ich kann also. hier zur gegebenen Zeit auch Erlebnisse aus erster Hand einbringen.

Paulus erinnert zuerst einmal an das vorherige Leben unter den Nationen und ihren stummen Götzen. Wir dürfen dies Götzen und den damit verbundenen Götzendienst nicht als "Humbug" abtun, wir müssen vielmehr dahinter geistliche Mächte der Finsternis sehen. Erinnern wir uns an 1Kor 10:20, wo Paulus klar aussagt, dass die Empfänger der Götzenopfer "Dämonen" sind! "Stumm" deshalb, weil die aufgestellten Statuen auf die menschlichen Fragen keine Antwort haben und auch keine innere Freude und Gewissheit gaben, sondern nur "Gebundenheit"! Die Korinther wurden zu diesen Götzen hingeführt, weil es so im damaligen Volksleben verankert war, es war einfach eine Volkssitte, von der sich die meisten führen ließen.

Es bestand damals in Korinth aber auch schon eine jüdische Synagoge, wo der einzig lebendig Gott bezeugt wurde. Es gab dort eine klare Gotteserkenntnis und eine entsprechende Lebensordnung, welche so manchen Korinther schon früh aufmerksam und nachdenklich gemacht haben mag. Lassen wir uns heute daran erfreuen, dass wir keinem stimmen Götzenbild angehören, sondern einem Gott und Vater, der uns in Seinem Sohn Seine Liebe zu uns offenbart, eine Liebe, die wir kaum fassen können, die uns einhüllt und beglückt und die niemals hinfällig wird!

1Kor 12:3

"Darum mache ich euch bekannt, dass niemand, der in Gottes Geist spricht, sagen wird: In den Bann getan sei Jesus. Auch kann niemand sagen: Herr ist Jesus, außer im heiligen Geist".

Paulus macht den Korinthern als erstes klar, dass niemand im Geiste Gottes Jesus lästeern oder verfluchen kann. Das griechische Wort "anathema", welches in. unserer Übersetzung mit "in den Bann getan" wiedergegeben wird, bedeutet dies! Der Apostel mag dabei an jenes Ereignis gedacht haben, als er gemäß Apg 18:1-6 nach Korinth kam und den Juden in der Synagoge Jesus als den Christus bezeugte. Wir lesen hier, wie sich die Juden dieser Botschaft widersetzten und lästerten. Es mag der Ruf durch die Synagoge gehallt sein: "Fluch über diesen Jesus!" Das war für Paulus das sichere Zeichen, dass hier nicht der Geist Gottes wirkte, sondern die Mächte der Finsternis. Paulus machte den Korinther weiterklar, dass der Geist Gottes genau in das Gegenteil führt, nämlich in die Erkenntnis: "Herr ist Jesus!"

Schon Joh 16:13-14 hören wir ein ähnliches Zeugnis ganz persönlich aus dem Mund unseres Herrn: "Der Geist der Wahrheit wird Mich verherrlichen!"

Dass Jesus "Herr" ist, ist im Grunde das Urbekenntnis des Christentums. Jeder, der dies bekennt, darf mit großer Freude und mit Dank wissen, dass er Gottes geist im Herzen wohnen und wirken hat. Dabei ist die herausgerufene Körpergemeinde heute, in der Verwaltung der Gnade, der Ort der Gegenwart des Geistes Gottes. Schon in 1Kor 3:16 lasen wir ja, dass wir der. Tempel Gottes sind und der Geist Gottes in uns wohnt. Ist das nicht eine wunderbare Tatsache für uns? Darf uns diese Gewissheit nicht auf das Tiefste jeden Tag beglücken? Und dieser Geist bezeugt gemäß Röm 8:16-17. unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind, ja mehr noch, dass wir auch Losteilinhaber sind, was beinhaltet, dass unsere Zukunft in der Herrlichkeit gesichert ist!

Die Einheit des Leibes

1Kor 12:4-6

"Es sind zwar Zuteilungen unterschiedlicher Gnadengaben, aber es ist derselbe Geist. Und es sind Zuteilungen verschiedenartiger Dienste, aber es ist derselbe Herr. Und es sind Zuteilungen unterschiedlicher Kraftwirkungen, aber es ist derselbe Gott, der alles in allen wirkt."

Wir müssen immer wieder hervorheben, dass es dem Apostel hier nicht um das Wohl des Einzelnen, sondern um das der Gemeinde geht. Kein Einzelner soll sich aufgrund seiner Gnadengaben hervortun, vielmehr sind hier die menschlichen Verdienste und jegliches Rühmen ausgeschlossen.

Paulus nennt nicht den Inhalt der Gnadengaben, sondern bezeugt nur ihre Unterschiedlichkeit. Und weil Unterschiede zu falschen Schlüssen und Fehlverhalten (z.B. gegenseitiges Ausspielen, Abwerten, Neid und Eifersucht führen können, betont er, dass gerade diese Unterschiede vom selben Geist gegeben werden.

Die Gnadengaben teil Paulus in "Dienste" und "Kraftwirkungen" ein. Die zeigt uns erneut, dass es um die Förderung der Gesamtgemeinde geht. Dabei ist der eine Geist der Vermittler der Gnadengaben, und er gibt sie, weil der eine Herr die Dienste verleiht. Die Kraftwirkungen der Gnadengaben in den Diensten gehen jedoch auf den einen Gott und Vater zurück, der ja gemäß Eph 1:11 grundsätzlich alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt.

Und was die Korinther damals noch nicht wussten, wissen wir heute, weil uns das Geheimnis Seines Willens bekannt gemacht wurde: Die Körpergemeinde in ihrer Ganzheit ist ein göttliches Werkzeug, um in Christus das All aufzuhaupten (lies Eph 1:9-10), was nichts anderes bedeutet, als dass wir mitwirken dürfen, das einmal jede Zunge huldige: "Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes des Vaters" (Phil 2:11). Es geht also letztendlich um das gesamte All - deshalb sind wir vorherbestimmt und haben eine frühere Erwartung! Was für ein gewaltiger Auftrag!

1Kor 12:7-8

"Jedem einzelnen aber wird die Offenbarung des Geistes gegeben, damit sie förderlich sei. So wird dem einen durch den Geist ein Wort der Weisheit gegeben, dem anderen ein Wort der Erkenntnis nach

demselben Geist"

Vielleicht darf es uns hier zuerst wichtig werden, wie wunderbar dieses Geisteswirken generell ist. Im zurückliegenden Vers 6 sahen wir das harmonische Zusammenwirken zwischen "Gott- Herrn- Geist"; die gleiche Harmonie soll jetzt auch unter den Empfängern der Gnadengaben sein. Aber - Gnadengaben werden nicht zum Selbstzweck, sondern zur Förderung der Gemeinde gegeben!!! Dies ist ein wichtiger Aspekt, auf den wi rin Kürze noch zurückgreifen werden. Gott ist Geist (Joh 4:24), und Er gibt dem Sohn Seinen Geist nicht nach (also ohne) Maß (Joh 3:34), die Söhne Gottes hingegen erhalten den Geist gemäß Zuteilung wie wir in Vers 11 noch sehen werden. Zusammen gesehen ist es ein wunderbarer Geistesstrom, der alle (uns eingeschlossen) miteinander verbindet.

Paulus zählt in den Versen 8-10 die einzelnen Gnadengaben auf (insgesamt 9), und hier müssen wir besonders aufmerksam sein!!! Zwar diente Paulus in Korinth bereits der herausgerufenen Körpergemeinde Christi Jesu, aber er diente auch noch den im Ausland lebenden Juden am Königreich, und dies so lange, bis die letzte jüdische Gemeinde sein Angebot abgelehnt hat. Wir nennen diese Dienstperiode des Paulus "die Verwaltung des Übergangs", und zwar des Übergangs von der Pfingstverwaltung zur Verwaltung des Geheimnisses. In dieser Zeit des Übergangs von der Pfingstverwaltung zur Verwaltung des Geheimnisses (wo die heutige Verwaltung der Gnade noch als Geheimnis verhüllt war) gab Gott den jungen Gemeinden Hilfestellung auch durch zeitlich begrenzte Gnadengaben. Ein Teil der in den Versen 8-10 aufgezählten Gnadengaben fällt unter diese zeitliche Frist. Bedenken wir hierzu, dass in den jüdischen Königreichsgemeinden, die ja gemäß Röm 11:25 bis zur Verstockung lebendig waren, zum Beispiel die Geistesgabe der Heilung oder der Zungen selbstverständlich waren. Die Verwaltung des Übergangs war ein Übergang vom "Schauen zum Glauben". Und wir heute ... möchten wir schauen oder glauben wir?

1Kor 12:8

"So wird dem einen durch den Geist ein Wort der Weisheit gegeben, den anderen ein Wort der Erkenntnis nach demselben Geist,"

Es ist hilfreich, wenn wir alle aufgezählten Gnadengaben zuerst ordnen, wozu wir bis Vers 10 voraus lesen und dann drei Gruppen bilden können. Die ersten beiden in unserem heutigen Leitvers aufgezählten Gnadengaben der Weisheit (1) und Erkenntnis (2) stellen die erste Gruppe dar den "Dienst des Wortes und der Rede".

Die zweite Gruppe, die Gabe des Glaubens (3), Heilens (4), Machttaten (5), Prophetenwort (6) und Unterscheidung der Geister (7) kann man mit "Erbauende Glaubenswirksamkeit" überschreiben.

Die letzten beiden Gaben, die des Zungenredens (8) und des Übersetzens der Zungenrede (9) sind die dritte Gruppe, überschreiben wir hier einfach einmal mit "Zungenreden".

Unser Leitvers stellt die erste Gruppe dar, ein Wort der Weisheit und der Erkenntnis, was ja nichts anderes als für alle förderliche erbauliche Rede ist, also der Dienst am Wort. In 1Kor 2:6 lasen wir ja bereits, dass Weisheit" die tiefer führende Einsicht in Gottes Geheimnisse ist und nach [Phil 3:8] ist "Erkenntnis" das Hineinwachsen in Christus Jesus, unseren Herrn, Ihn zu gewinnen und in Ihm befunden zu werden. Und dazu ist erst einmal der Dienst am Wort also ein Wort der Weisheit und Erkenntnis notwendig.

Beide Gnadengaben haben bis heute ihre volle Gültigkeit, ja sie sind das tragende Gerüst innerhalb einer Gemeinde. Wie wunderbar ist es, wenn wir mit Weisheit in Gottes Ratschluss hineingeführt werden und wenn wir immer mehr die Erkenntnis gewinnen, dass wir tatsächlich heute schon mit jedem geistlichen Segen in mitten der Überhimmlischen gesegnet sind - und dies in Ihm in Christus, unserem Herrn" (lies Eph 1:3 ff).

1Kor 12:9

"einem anderen Glauben in demselben Geist, einem anderen Gnadengaben des Heilens in dem einen Geist,"

Wir sind heute bereits in der zweiten Gruppe angelangt, die wir mit "erbauende Glaubenswirksamkeit" überschrieben haben. Mit "der Gabe des Glaubens" ist hier natürlich nicht jener rettende Glaube an Jesus Christus gemeint, den ja jeder berufene Gläubig als Anfangsgeschenk bekommt, sondern vielmehr jener an Einzelne verliehene Glaube, der für die ganze Gemeinde als Vorbild dient. Solcherart gesegnet Brüder und Schwestern stärken durch ihren festen und unerschütterlichen Glauben den glauben der ganzen Gemeinde und helfen so zum Aufbau mit. Auch diese Gabe hat heute ihre volle Gültigkeit und ist eigentlich nur wünschenswert!

Bei der vierten Gnadengabe, der des Heilens, sehen wir eine "Mehrzahlform" es kann sie zum Beispiel durch Wort, Gebet oder Handauflegung geben - aber ist dabei immer in dem einen Geist! Hier müssen wir allerdings äußert vorsichtig sein, denn diese Gabe spielt in der Verwaltung der Gnade keine Rolle mehr, der Gläubige heute lebt nicht mehr in schaubaren Wundern und Zeichen, sondern allein im Glauben, was nach Hebr 11:1 ein Überführtsein von Tatsachen ist, die man nicht erblickt. Aber schauen wir doch in das Leben Paulis hinein, die Apostelgeschichte gibt uns hinreichend Auskunft. Am Anfang seines Dienstes war Paulus mit umfassenden Gnadengaben, ja ungewöhnlichen Machttaten (Apg 19:11.12) ausgerüstet, mit welchen er nicht nur heilen, sondern auch Tote auferwecken konnte. Doch je tiefer er in Gottes Geheimnisse geführt wurde, je mehr wurden ihm diese Kräfte genommen. Schon im zweiten Brief an die Korinther berichtet er, wie er dreimal umsonst zum Herrn um Heilung am eigenen Körper flehte. Anstatt Heilung kam die Antwort: "Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht" (2Kor 12:9). Wenn es heute überhaupt noch solche Art von Heilung gibt, dann beruht sie nicht auf einer an Menschen verliehen Gnadengabe, sondern liegt am "göttlichen Erbarmen" (lies Phil 2:27). Und an diesem Erbarmen ist unser Gott ja so reich (Eph 2:4)!

1Kor 12:10

"einem anderen Kraftwirkungen, um Machttaten zu vollbringen, einem anderen Prophetenwort, einem anderen die Unterscheidung der Geister,"

Wir haben vorgestern die zweite Gruppe der Gnadengaben mit "erbauender Glaubenswirksamkeit" überschrieben, weil die Gnadengabe des Glaubens diese Gruppe anführt. Allerdings sind in dieser Gruppe auch Gaben, die heute nicht mehr gültig sind, weil wir nicht mehr in der Verwaltung des Übergangs sind, sondern in der "der Gnade"! Und was wir gestern in Bezug auf das "Heilen" ausgesagt haben, gilt auch für die Kraftwirkung, um Machttaten zu vollbringen. Wir brauchen heute keine äußeren Zeichen und Wunder mehr, das große Wunder ist vielmehr, dass wir gerade in all unserer Schwachheit unseren Gott und Vater überaus verherrlichen können!

Für die Korinther waren Machttaten noch ein wirksames Zeugnis, es stärkte sie im jungen Glauben. Auch brauchten sie in ihrer Gemeinde das Prophetenwort, weil Gottes Wort noch nicht vollständig enthüllt war. Die Reife des Wortes kündigte Paulus den Korinther aber schon an (1Kor 13:10) und betont gleichzeitig, dass dann "das aus dem Bruchteil" abgetan wird. Heute bedarf es keine r Propheten mehr, was jene eine einst in Korinth voraussagen mussten, ist heute schwarz auf weiß im Wort der Wahrheit niedergeschrieben!

Und die Unterscheidung der Geister? Nun, es sollte ja in Korinth erst einmal geprüft werden, ob die Prophetenworte überhaupt aus Gott waren. In 1Thes 5:19-21 lesen wir ja ähnliches. Auch diese junge Gemeinde sollte das Prophetenwort nicht verschmähen (weil sie darauf angewiesen war), aber sie sollte auch alles prüfen u nd das Vortreffliche behalten - Unterscheidung der Geister musste also sein.

Wir stehen heute in. unserem Herrn, angezogen mit Seiner kompletten Waffenrüstung, mit der wir die falschen Geister nicht nur erkennen, sondern ihnen auch standhalten können (gem. Eph 6:10-18).

"einem anderen mancherlei Arten von Zungenreden, einem anderen die Übersetzung der Zungenreden."

Die letzte Gruppe u n dauch die letzten zwei Gaben betreffen die Zungenrede. Auch sie spielt heute, in der Verwaltung der Gnade, keinerlei Rolle mehr. Den Ursprung des Zungenredens finden wir in Apg 2:1 ff. Erfüllt mit heiligem Geist, fingen die Jünger an, in anderen Zungen zu reden. Und warum? Weil viele Fremde dem Ereignis beiwohnten und hörten die Jünger ihre Mundart spreche. Die Zungenrede war dort also kein inhaltsloses "Lallen", sondern diente den Fremden zum Verstehen! Wenn wir hiervon ausgehen, muss man sich nur wundern, wie gerade heute. in charismatischen Bewegungen (so genannten Pfingstgemeinden) das Zungenreden hochgespielt wird, ja es wird geradezu zum Grandmessser, ob ein Gemeindeglied überhaupt heiligen Geist hat! Unzählige Male erlebte ich selbst, der Verfasser dieser Zeilen, das Zungenreden in der Pfingstgemeinde, wo ich glaubensmäßig aufwuchs. Wenn überhaupt eine Übersetzung erfolgte, war der Inhalt der Rede zumeist unbedeutend, dafür stieg das Ansehen des in fremden Zungen Redenden in der Gemeinde! Um nicht zurückzustehen, wurde solchen, die noch nicht in Zungen gesprochen hatten, von Brüder "Kurse im Zungensprechen" angeboten! Es sollte so lange gelallt werden, bis eine vermeintlich fremde Sprache daraus wurde - ich habe dies Kurse sehr schnell abgebrochen, weil es mir unheimlich wurde.

Machen wir uns also nichts vor, liebe Geschwister! Hinter den Zungen verbergen sich heute zumeist Mächte der Finsternis. So wurden vermeintlich hoch gepriesene Zungenredner von Sprachforschern überführt - ihre fremde Spache enthielt schlimme Gotteslästerungen!

In Korinth war Zungenreden mit Übersetzung noch angebracht und gegeben, es war die Zeit des Übergangs. Heute brauchen wir das nicht mehr, weil Gott mittels Seines Geistes durch Sein Wort zu uns spricht, und Sein Wort liegt vollendet in unseren Händen.

1Kor 12:11

"Dies alles nun wirkt ein und derselbe Geist, der einem jeden die eigene Gnadengabe zuteilt, so wie es sein Beschluss ist."

Unser Leitvers schließt das Thema "Gnadengaben" vorläufig ab und wir wollen diesen Tag nutzen, um noch einmal auf die falsche Handhabung hinzuweisen. Wer keine Wortteilung kennt, wer also zwischen dem Auftrag Israels an die Menschen auf der Erde und dem Auftrag der Körpergemeide an den überhimmlischen Geschöpfen nicht unterscheidet, wird auch zwischen den verschiedenen Gnadengaben nicht unterscheiden können. Israels Auftrag lautet gemäß Mt 28:19, alle Nationen auf dieser Erde zu Jüngern zu machen, und dies während der tausendjährigen Königsherrschaft Christi auf der Erde. Das Pfingsterlebnis in Apg 2 mit all den sichtbaren Kraftwirkungen war ein Vorgeschmack auf dieses kommende irdische Königreich. Bedenken wir, dass die Menschen sichtbare Zeichen erwarten und Israels Auftrag diese sichtbaren Kraftwirkungen auch enthält.

Paulus diente zur Zeit der Korinther auch. noch den Juden in der Diaspora am Königreich, ja, die Juden hatten hier immer noch den absoluten Vorrang. Die Korinther waren also durchaus mit diesen sichtbaren Kraftwirkungen bekannt und vertraut. Wir befinden uns hier, wie schon wiederholt gesagt, in der Verwaltung des Übergangs, nämlich des Übergangs von der Königreichsbotschaft hin zur Enthüllung des Geheimnisses Gottes, das in Eph 3:1-13 dargelegt wird.

Die Körpergemeinde Christi Jesus hat keinen Auftrag an den Nationen, ihr Auftrag wird gemäß Eph 1:10 sein, "in Christus das All in den Himmeln aufzuhaupten"! Und die Bewohner der Himmel bedürfen keiner sichtbaren Wunder und Zeichen, vielmehr werden wir für sie "Schaugefäße Seiner Gnade" sein (lies Eph 2:7). Die Verwaltung des Übergangs enthält also ganz klar ein Abrücken von den sichtbaren pfingstlichen Zeichen und Wundern hin zu der alles umfassenden und überströmenden Gnade - dies ist die Lektion, die wir heute längst wissen sollten!

Mit einem Geist getränkt

1Kor 12:12

"Denn gleichwie der Körper nur einer ist und doch viele Glieder hat, aller Glieder des einen Körpers aber (wiewohl es viele sind) diesem einen Körper bilden, so ist es auch mit dem Christus."

Es liegt in Gottes Ratschluss, dass Er zwei Werkzeuggruppen bestimmt hat, die mithelfen dürfen das große Ziel zu erreichen, nämlich das ganze All in Christus aufzuhaupten. Die zwei Werkzeuge stellen zum einen "Israel für die Erde" dar und zum anderen "die Körpergemeinde für die Himmel" (Eph 1:10). Niemand kann sich seine Berufung selber aussuchen aber jeder kann erkennen, wo sein Platz ist - er muss sich nur die Mühe machen, das Wort Gottes im Zusammenhang zu lesen. Wer immer nur einzelne Verse herauspickt, entweder weil sie ihm gerade passen oder gar nach dem Zufallsprinzip, wird schwerlich den Heilsplan Gottes erkennen.

Paulus führt jetzt die Korinther tiefer in ihre Bestimmung und Berufung ein, si esind nämlich nicht zum Dienst am irdischen Königreich berufen, sondern bilden gemeinsam einen Körper, nämlich den Körper des Christus und haben damit eine überhimmlische Berufung!

Im Zusammenhang auch der zuruückliegenden Verse bedeutet dies: Es ist derselbe Geist, der einem jeden die ihm zugedachte Gnadengabe zuteilt und diese Zuteilung it eben unterschiedlich, so unterschiedlich, wie es die einzelnen Glieder an einem Körper sind! Und auf diesen Unterschied geht Paulus jetzt ein. Dabei beachten wir, dass er nicht das Verhältnis der einzelnen Glieder zu Christus behandelt, sondern das Verhältnis der Körperglieder unter- und zueinander. Wir haben uns deshalb immer wieder selbst zu fragen: Bin ich der Maßstab, an dem ich die anderen messe oder wehe ich die wunderbare Vielfalt? UNd dies Vielfalt kann sich durchaus auch in den Vielen Gemeinschaften ausdrücken, wo jede ihren eigenen Schwerpunkt hat. Und alle sind mit Christus, ihrem Haupt, als ein einheitlicher Organismus verbunden - das darf uns alle miteinander ganz nahebringen!

1Kor 12:13

"Denn in dem einen Geist sind wir alle in den einen Körper getauft, ob Juden oder Griechen, ob Sklaven oder Freie: wir sind alle mit dem einen Geist getränkt."

Der eine Geist, den wir in den zurückliegenden Versen als Geber der verschiedenen Gnadengaben sahen, erzeigt sich uns auch jetzt als der, in welchem wir alle in den einen Körper Christi getauft sind. Dabei handelt es sich hier leicht erkennbar nicht um eine Wassertaufe (das wird ja auch am Ende unseres Leitverses betont: "Wir sind alle mit dem einen Geist getränkt") Und diese Geistestaufe, an der kein Mensch mitwirken kann, vereint die vielen berufenen Gläubigen zu einer Körpergemeinde.

"Taufen" bedeutet ja wörtlich "reinigen und vereinigen". Die Reinigung geschieht dadruch, dass wir alle in den Tod Christi getauft sind und damit der Sünde starben, wunderbar beschreibt dies Röm 6:3 ff. Und die "Vereinigung" beschreibt ja unser heutiger Leitvers. Dabei ist weder die Reinigung noch die Vereinigung mit spektakulären Kraftwirkungen wie Zeichen. und Wundern verbunden; die Reinigung ist ein inneres Geschenk der Gnade, und die Vereinigung ist unser Zeugnis nach außen. Und unser Zeugnis signalisiert: In unserer Vereinigung gibt es keine nationalen oder sozialen Unterschiede - in Christus sind wir alle gleich, wiewohl wir unterschiedliche Aufgaben haben.

An Pfingsten war die Geistestaufe mit Kraft verbunden, sie galt den Jüngern Jesu zur Aufrichtung des irdischen Königreiches. In der Verwaltung der Gnade ist keine äußere Kraft notwendig! Wenn wir die Apostelgeschichte verfolgen, sehen wir wie die an Pfingsten vorhandenen Kraftzeichen in dem Maß abnahmen, wie die Erwartung auf das Königreich schwand. Am Ende blieb nur noch ein einsamer Häftling in einem römischen Kerker, bei dem alle Kraft, die er besaß in seiner Schwachheit lag; sein Zeugnis lautete: "Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich kraftvoll! (2Kor 12:10)! Gott braucht Gefäße der Schwachheit, und hierin dürfen wir uns vereint wissen, diese Erkenntnis ist heute mehr denn je nötig!

1Kor 12:14-17

"Denn auch der Körper besteht nicht nur aus einem Glied, sondern aus vielen. Wenn der Fuß sagte: Da ich keine Hand bin, gehöre ich nicht zum Körper, so gehört er deswegen dennoch zum Körper. Und wenn das Ohr sagte: Da ich kein Auge bin, gehöre ich nicht zu Körper, so gehört es deswegen dennoch zum Körper. Falls der ganze Körper Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Falls er ganz Gehör wäre, wo bliebe der Geruchssinn?"

Wir hoffen, dass recht viele unserer Leser den gestrigen Abschluss nicht als eine Abschweifung von unserem Thema gesehen haben - er gibt vielmehr den Schwerpunkt vor, auf den Paulus hinwirkt und der uns alle betreffen muss: "Unsere Schwachheit!" Würden wir nämlich alle unser Schwachheit nicht nur erkennen, sondern auch freudig akzeptieren, wie viel weniger Hader und Neid gäbe es unter uns.

Jeder berufene Gläubige muss lernen, dass die Gemeinde Christi Jesu zwar ein Körper ist, dass dieser Körper in sich aber eine wunderbare Vielfalt mit verschiedenen Aufgaben darstellt. Und jeder muss weiter lernen, dass er seine spezielle Aufgabe nur in "Schwachheit" ausüben kann, damit sich niemals unser Fleisch irgendwie rühmen kann! Wenn alos jeder seinen Dienst bewusst in Schwachheit ausübt, kann es auch kaum zu einem Neid auf den vermeintlich höheren Dienst des anderen kommen! Lassen wir uns doch noch einmal an den Anfang unseres Korintherbriefes erinnern: "SEht doch nur eure Berufung an, Brüder... (1Kor 1:26 ff); die Verse gipfeln dann in Vers 29: "... damit sich überhaupt kein Fleisch vor den Augen Gottes rühmen könne."

Die Körpergemeinde Christi Jesu, verglichen mit unserem menschlichen Körper, besteht in einer Vielzahl an Gliedern, die alle ihre verschiedenen Funktionen haben. Allein für sich gestellt wäre das einzelne Glied wertlos, nur in der Gemeinschaft funktioniert es. "Schwachheit" einerseits und "Gemeinschaftssinn" andererseits sind die hier tragenden Elemente - es lohnt sich, liebe Geschwister, darüber einmal intensiv nachzudenken.

Ein Körper - viele Glieder

1Kor 12:18

"Nun aber hat Gott die Glieder (jedes einzelne von ihnen) so in den Körper eingesetzt, wie Er wollte."

Die zwei Anfangsworte in unserem Leitvers "Nun aber" könnten im Grunde die ganze weitere Ausführung Pauli über das Thema "Körper" beenden, wenn dem nicht unsere menschliche Geltungssucht im Wege stehen würde. Da werden aus dieser Geltungssucht heraus andere Glaubensgeschwister mundtot gemacht, aus Kreisen ausgeschlossen, und dies, egal wie sehr die Betroffenen darunter leiden. Die Ursachen dafür sind nur zu oft andere Erkenntnis, andere Gaben, leitende Brüder fühlen sich in ihrer vordersten Position gefährdet. ... es wären noch viele Gründe anzuführen. Doch von dem Moment ab, wo erkannt wird, dass einzig und allein Gott jedes einzelne Glied dort einsetzt, wo Er es haben will, müsste eigentlich alles menschliche Gehabe zurücktreten, ja verschwinden - die Realität, machen wir uns nichts vor, sieht aber leider anders aus!

Immer noch, wie eh und je, werden die Schwachen zurückgedrängt und die Starken stehen vorne. Wir wollen hier, in unserem Andachtsbüchlein nicht die Starken noch mehr stärken, sondern jenen Schwachen zusprechen, die nur zu oft still und traurig sind, weil sie meinen, für den Herrn aufgrund vermeintlich mangelnder Fähigkeiten unbrauchbar z u sein! Das bist du aber nicht, lieber Bruder, liebe Schwester!!! Bedenke hier, dass unser wahrer Dienst ja erst in der Herrlichkeit beginnt und dass unser dienst auf Erden nur "Zubereitung" ist. Und was wissen wir denn hier unten auf der Erde, wo und wie uns Gott dereinst einsetzten wird?!

Führen wir uns doch einmal vor Augen, dass eine der schönsten zukünftigen Aufgaben für uns sein wird; "Schaugefäße Seiner Gnade zu sein" (lies Eph 2:6-8). Unser heutiger Zuspruch lautet demnach: Je elender wir sind, je untauglicher wir uns fühlen, je mehr wir uns auf die Gnade angewiesen fühlen, umso herrlicher wird unser Zeugnis in den kommenden Äonen sein: "Seht, was die Gnade gerade an mir bewirkt hat!"

Schauen wir heute wieder in die Korinthergemeinde hinein, und dies mit demselben Leitvers wie gestern. Da waren, wie wir. zurückblickend gesehen haben, die gravierenden sozialen Unterschiede zwischen Armen und Reichen. Und diese Unterschiede kamen sogar derart z um Ausdruck, dass die Reichen beim Herrenmahl schlemmten, während die Armen beschämt zusahen. Wie mögen sich "diese Armen" gefühlt haben? Was ging wohl in ihrem Inneren vor? Können wir uns in solch Zurückgesetzte und Beschämte hineinversetzen? Und die geschah ja mitten im Gemeindeleben!

Ja, hier musste Paulus wahrlich Schwerarbeit verrichten - deshalb auch der umfangreiche Raum, den er diesem Thema gibt. Nicht der Mensch weist die Plätze zu, sondern Gott! Es nützt also nichts, sich gegen seinen Platz auf Erden und in der Gemeinde aufzulehnen!

Ob die Reichen in Korinth die mahnenden Worte Paulis befolgt haben, ob sie ihr Verhalten geändert haben, wissen wir nicht. Aber die Schwachen, die Armen und die hinten Anstehenden werden Trost bekommen haben. Die scheinbar menschliche Ungerechtigkeit ist kein Zufall, sondern von Gott gewollt. Und jede scheinbare Ungerechtigkeit wird einmal mehr als herrlich ausgeglichen! In einen Körper eingepflanzt, dürfen auch die geringsten Glieder wissen, dass dies dem Willen Gottes entspricht und seid dürfen glauben, dass sie nicht weniger wert sind als die anderen Glieder.

Gott, der Vater unseres Herrn und in Ihm auch unser Vater, muss uns immer größer werden, Tag für Tag! Nichts geschieht ohne den Ratschluss Seines Willens, und sei es noch so unbedeutend. Und wir? Wir dürfen zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit sein, wie es uns Eph 1:12 bezeugt.

1Kor 12:19-22

"Falls aber alles nu r ein Glied wäre, wo bliebe da der Körper? Es sind nun zwar viele Glieder, aber nur der eine Körper. Das Auge kann doch nicht zur Hand sagen: Ich bedarf deiner nicht! Oder wiederum der Kopf zu den Füßen: Ich bedarf eurer nicht! Sondern vielmehr sind die Glieder des Körpers, welche zu den schwächeren zu gehören scheinen, ebenso notwendig;"

Da in Vers 21 vom "Kopf" die Rede ist (andere Übersetzungen schreiben "Haupt"), wollen wir hier gleich eventuellen Missverständnissen vorbeugen: "Christus ist zwar "das Haupt" der Körpergemeinde, doch in Bezug auf die von Paulus vorgenommene Körperbeschreibung ist der Kopf natürlich nicht der Christus! In diesem Zusammenhentist der Kopf oder das Haupt ein Glied des Körpers, wie alle anderen! Es wurden auch schon Ansichten vertreten, die Glieder am Kopf (z.B. Augen, Ohren, Mund usw.) wären höher gestellt als die übrigen Glieder, eben weil sie zum Haupt gehören! Solche Ansichten weisen wir entschieden zurück!!! Lob und Dank - es gibt bei unserem Got tund Vater keine Klassendynastie! Unser Apostel möchte uns vielmehr ins Gegenteil führen: Die Schwachen unter den Gliedern sind genauso wertvoll und notwendig wie die Starken!

Die kann man nur richtig begreifen, wenn wir uns bewusst sind, dass diese vielen Glieder nur in ihrer Gesamtheit einen vollständigen Körper bilden können und dass alles, was dieser Körper besitzt - und jetzt kommt das Wichtigste - aus ein und derselben Quelle stammt, aus Christus, unserem Herrn! Die meisten Gläubigen wissen das auch, aber im Umgang mit anderen geht dieses Wissen schnell unter, das Fleisch tritt in den Vordergrund! Darum: So einfach es sich anhört, so schwer ist die Praxis: "Ich spreche euch nun zu - ich der Gebundene im Herrn, würdig der Berufung zu wandeln, zu der ihr berufen wurdet, mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld einander in Liebe ertragend" (Eph 4:1-2).

1Kor 12:23-25

"und welche uns die weniger geehrten Glieder des Körpers zu sein scheinen, diesen legen wir weit mehr Ehre zu. So erhalten unsere unschicklichen Glieder weit mehr Wohlanständigkeit, derer unsere wohlanständigen Glieder ja nicht be dürfen. Gott aber hat den Körper so zusammengefügt, dass Er dem Glied, das im Nachteil ist, weit mehr Ehre gibt, damit keine Spaltung im Körper entstehe, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander haben."

Der menschliche Körper, so wie ihn Gott geschaffen hat, wird zum hautnahen Anschauungsobjekt für uns. Es gibt in der Tat an unserem Körper Glieder, die wir stets umhüllen, weil alles andere unschicklich wäre; Paulus sprich hier deutlich auf die Geschlechtlichkeit und den Verdauungstrakt an. Doch trotz ihren Unschicklichkeit haben die Geschlechtsorgane ja eine unentbehrliche Funktion für den Fortbestand der Menschen! Und was wäre das beste Essen ohne die Verdauungsorgane? Das Bild, das hier vor unseren Augen steht, symbolisiert uns, dass es nicht auf den sichtbaren Platz ankommt und dass nicht nur die freien Körperteile einen hohen Rang einnehmen. Man kann hier noch weiter nachdenken: Es gibt völlig unscheinbare und kleine Organe im Körper (z.B. die Bauchspeicheldrüse), deren Ausfall den Tod herbeiführen würde, während dem Mensch durchaus z.B. auch ohne Auge, Hand oder Fuß leben kann.

Die Korinther, und im selben Maß auch wir, sollen lernen, dass die unscheinbare alte Frau, die im Verborgenen ein stilles, aber intensives Gebetsleben führt, eine vollmächtige Beterin ist und in keinem Fall im Nachteil gegenüber jenen Geschwistern in der ersten. Rehe ist, im Gegenteil! Das Glied, das scheinbar im Nachteil ist, bekommt so vor Gott weit mehr Ehre - und auch sie sollten dies beachten und achten! Würden wir es tun, gäbe es weit weniger Spannungen. unter uns; die vermeintlich Starken würden mehr Demut üben, ja vermehrt Sorge füreinander haben! Ist das nur ein frommer Wunsch?

1Kor 12:26

"Und sei es, dass ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, oder dass ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit."

Wenn wir alle bisher gemachten Aussagen im Herzen bewegen, dann merken wir sehr schnell, wie diese zumeist schnell überlesenen Verse auch heut noch ihre gewichtigen Inhalte für uns haben. Auch der heutige Leitvers muss für uns ein absolutes "Schwergewicht" sein!

Beachten wir zuerst: Wir haben in unserem Leitvers kein "sollen" einzuschieben., wie wir es gerne tun, vielmehr müssen wir erkennen, dass es eine schlichte Tatsache ist, dass. zum Beispiel die Erkrankung eines Körpergliedes die Funktion des ganzen Körpers stören und das Wohlbefinden stark beeinträchtigen kann. Im umgekehrten Sinn kommt die Kraft eines gesunden Gliedes dem Gedeihen aller anderen Glieder zugute. Die in Korinth proklamierte Freiheit, die sich um den anderen nicht kümmert und den schwachen Bruder ruhig leide, ja sogar verzagen lässt, ist nicht nur ein Unrecht, sondern ein folgenschwerer Irrtum! Bedenken wir doch einmal: Wenn sich der Kopf nicht um die Blutvergiftung am kleinen Finger kümmert, wird er bald selber sterben müssen. Und umgekehrt: Die Schwachen und mit keinen öffentlichen Dienste beauftragten Geschwister freuen sich neidlos mit jenen, die entsprechende Gnadengaben bekommen haben; sie erhalten ja selber in einem gesunden Gemeindeleben Anteil daran!

Wir sehen, dass "Mitleiden" und "Mitfreuen" nicht nur geforderte Gefühle sind, sondern bedeutsame Tatsachen darstellen, die wir um der Funktionalität des Körpers willen ausüben müssen. Der Körper Christi ist eine bunte Mischung von großer Mannigfaltigkeit, aber er ist so aufgebaut, dass alle Glieder zueinander gehören, einander unentbehrlich sind und füreinander sorgen. Wie schön ist es, wenn wir Freude und Leid miteinander teilen und tragen können - aber wie wichtig ist es, dass wir erkennen, dass hiervon auch die Funktion des ganzen Körpers abhängt!

1Kor 12.27

"Ihr aber seid zusammen der Körper des Christus, und als Teil gesehen, Glieder daran,"

Bevor wir uns wieder auf das "Glatteis" der nächsten Verse begeben, erfreuen wir uns heute an der wunderbaren Aussage dass wir, also jeder Einzelne von uns, zusammen den Körper Christi sind und damit in einer ganz innigen Beziehung zu unserem Herrn und Haupt stehen. Auch hier steht nicht, wir "sollen" der Körper des Christus sein, sonder wir sind es! Das soll die Verantwortlichkeit der Korinther und weiter jedes einzelnen Gliedes zur Zusammengehörigkeit anregen.

Der Gesamtkörper mit allen Gliedern ist die "Vervollständigung dessen, der das All in allem vervollständigt" (Eph 1:23) - eine gewaltige Aussage! Wir, die kümmerlichsten Habenichtse sind Seine Vervollständigung ... kaum fassbar! Trotzdem müssen wir diese "Vervollständigung" in der richtigen Dimension sehen: Christus ist "das Abbild des. unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor einer jeden Schöpfung, in Ihm ist das All erschaffen, Er ist vor allem und das All besteht zusammen in Ihm" (gem. Kol 1:15-17); Er ist auch "das Haupt der Körperschaft", Er ist "ihr Anfang", Er ist der "Erstgeborene aus den Toten", Er ist "in allem der Erste" (lies Kol 1:18).

Und dieser unbeschreiblich herrliche Sohn Gottes entäußerte Sich Seiner Gottheit, kam auf unsere Erde und starb für uns den Kreuzestod, auf dass Er durch das Blut Seines Kreuzes F rieden macht, sei es auf der Erde oder in den Himmeln! Und jetzt dürfen wir erfahren, dass wir, nicht. nur in Im auserwählt und berufen sind, sondern auch n och Seine Vervollständigung darstellen - im Grunde fehlen uns hier die Worte, um das zu beschreiben!

"Ihr aber seid zusammen der Körper des Christus" ... möge uns diese Tatsache nicht nur untereinander immer enger zusammenschweißen, sondern uns auch täglich zutiefst beglücken!

1Kor 12:28

"wie Gott sie nämlich in der herausgerufenen Gemeinde einsetzte: erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer, sodann Machttaten, sodann diese Gnadengaben: Heilen, Unterstützung anderer, Leitung, dazu mancherlei Arten von Zungenreden."

Zusammen sind wir alle der Körper des Christus, als Teil gesehen sind wir einzelne Glieder an diesem Körper, und diese einzelnen Glieder werden von Gott ganz speziell eingesetzt. Das erste, was wir heute erneut sehen dürfen, ist die Tatsachen, dass Gott der allein Wirkende ist! Nicht der Mensch bestimmt, an welchem Platz er dienen möchte, sondern Gott Selbst!

Im Folgenden beginnt Paulus, den Platz und das Aufgabengebiet der von Gott bestimmten Glieder aufzuzählen, wobei uns die Art der Aufzählung erlaubt, Gruppierungen zu bilden. Mit erstens, zweitens und drittens" ist die erste Gruppe umfasst, die. Apostel, Propheten und Lehrer. Ihr Dienst richtet sich nach innen an das Glaubenswachstum der Gemeinde. Die zweite Gruppe stellet den Dienst am äußeren Menschen dar, es sind die Machttaten sowie die. Gnadengaben des Heilens, der Unterstützung anderer und die Leitung der Gemeinde. Als dritte Gruppe nennt Paulus "mancherlei Arten von Zungenreden."

Das "Glatteis", auf dem wir uns jetzt bewegen, könnte uns insofern zum Rutschen oder gar Fallen bringen, wenn wir jetzt nicht sehr sorgfältig unterscheiden, dass wir in Korinth keine Endzeitgemeinde, wie wir es sind, vor uns haben, sondern eine "Anfangsgemeinde", wo Paulus zudem immer noch seinem Volk Israel am Königreich diente - wir befinden uns in der Phase des "Übergangs" (von der Königreichsbotschaft hin zum Evangelium der Gnade). In dieser Zeit bedurfte es außer Aposteln und Lehrern auch Propheten, welche das noch nicht vervollständigte Wort Gottes vorhersehen konnten, es bedurfte zur Stärkung der jungen Gemeinde auch äußere Machttaten wie Zeichen und Wunder, wie sie in den Synagogen der Königreichsgemeinden gegeben waren - es war also auch ein Übergang vom "Schauen zum Glauben"!

1Kor 12:29-30

"Sind etwa alle Apostel? Sind etwa alle Propheten? Sind etwa alle Lehrer? Vollbringen etw a alle Machttaten? Haben etwa alle die Gnadengaben des Heilens? Sprechen etwas alle in Zungen? Können etwa alle übersetzen?"

Alle heutigen Fragen betreffen zuerst einmal die Gemeindeglieder in Korinth! Sie brauchten noch all dieses, weil eine Zeit des Übergangs eben "Zeit" braucht! Gott hat nicht von einem Augenblick zum anderen alles gewendet, sondern die Botschaft des Königreichs (das Volk Israel betreffend) langsam auslaufen lassen, indem sich immer mehr Juden gegen Paulus auflehnten, bis dann das Volk endgültig verstockt wurde. Röm 11:25 spricht davon, wobei zu berücksichtigen ist, dass ja auch ein Teil aus der Nation Israel, den die Verstockung nicht traf, zur Körpergemeinde auserwählt war (wie z.B. Paulus selbst).

Die Betrachtung unseres Leitverses kann also nicht derart sein, dass wir jetzt sehnsüchtig diesen oder jenen Dienst oder jene Gabe anstreben, sondern sie dort belassen, wo sie noch berechtigt und hilfreich waren. Was wir heute, am Ende dieser Gnadenverwaltung dringend brauchen, sind von Gott berufene (keine selbsternannten) Lehrer, die uns immer wieder in den unausforschlichen Reichtum des. Christus hineinführen, die uns auf die Zeichen und auch auf die Gefahren des nahen Endes hinweisen (gem. 2Thes 2) und die mutig genug sind auch. unbequeme Wahrheit laut und deutlich auszusprechen. Wenn wir heute erleben, wie gerade charismatische Bewegungen einen ungeheuren Zulauf haben, dann muss uns klar sein, dass hier die Sensationslust eine große Rolle spielt. Große Säle, herrlich und prunkvoll ausgestattet, dazu redegewandte Brüder ... ja, das zieht die Massen an! Doch Gottes Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht, nicht nur in der Schwachheit des menschlichen Körpers, sondern auch in anderem. Es braucht keinen Schmuck und Prunk, es braucht keine geschulte Rhetorik, es bedarf nur eines sehnsüchtig und mit hörendem Herzen auf den Herrn Wartenden, eines einfältigen, aber vom Geist geführten im Wort Gottes Lehrenden, einen einfachen Raum, wo der Lobpreis der Herrlichkeit Gottes emporsteigt...

Ankündigung größerer Gnadengaben

1Kor 12:31

"Daher eifert nun nach den größeren Gnadengaben! Und dazu zeige ich euch einen dies alles noch überragenden Weg:"

"Gnadengaben" sind "Geistesgaben", deshalb haben sie auch einen geistlichen Charakter! Der Weg der Körpergemeinde Christi Jesu darf nicht in der Unmündigkeit der Periode der Apostelgeschichte stehenbleiben, er muss weiter führen in die in 1Kor 13:10 angekündigte Reife, die un sdann in den Gefängnisbriefen, allen voran im Epheserbrief enthüllt wird. Der Dienst an den Körpergliedern muss dahin führen, alle Gläubigen in Christus Jesus gereift darzustellen (gem. Kol 1:28). Das Sinnen auf das Irdische (die Dinge des Fleisches) muss abnehmen und das Sinnen auf die Dinge des Geistes zunehmen (lies Röm 8:5); praktisch sieht das so aus, dass wir uns gedanklich immer mehr mit dem beschäftigen, was droben ist (Kol 3:1-2).

Es gibt aber auf disem Weg einen Störenfried: Den Widerwirker! Geschickt nützt er die Tatsache aus, dass es so wenig Belehrung über das Vollkommene gibt! Die noch unmündigen (unbelehrten) Gläubigen fallen schnell dem Irrtum anheim und streben nach sichtbaren Gaben, die meistes sowieso nur ein kümmerliches Abbild jener Machttaten des zukünftigen Königreichs sind. Hier ist ein Feld für dämonische Einwirkungen, welches interessanterweise ja schon die Pharisäer unserem Herrn auf Erden zuschreiben wollten (lies Mt 12:24). Zuvor, in Mt 7:21-23, sagt Jesus aber voraus, dass viele in Seinem Namen Machttaten begehen werden, Er aber kennt sie nicht! Wir wiederholen uns absichtlich: Während das Evangelium des Königreichs mit Machttaten unterstützt wird, wird das Evangelium der Verwaltung der Gnade von äußerlicher Schwachheit gekennzeichnet!

Wir, liebe Geschwister, befinden uns mit der Schwachheit unserer Körper in Gottes Hand, der uns, oft gegen allen Anschein, wunderbar durch alles hindurchführen wird. Glauben und vertrauen wir einfach!

Wir merken längst, liebe Geschwister, dass unser Auslegung nur zu oft ein nicht einfacher Spagat zwischen dem "damals" und "heute" ist, zwischen dem, was abgetan ist und dem, was heute gilt. Jetzt gehen wir aber wieder zurück zu den Korinthern und dem, wohin Paulus sie führen möchte. Gemäß. unserem Leitvers fordert er sie auf, nach den besonders wertvollen Gnadengaben zu streben und hätte dabei ohne weiteres an das Kapitel 13 anschließen können, worin er ja von Wert der Geistesgaben sprich - wir kommen och. zu der Auslegung der "größeren Gnadengaben". Doch der Apostel unterbricht diesen Übergang in 1Kor 13 mit der Einfügung: "Und dazu zeige ich euch einen dies alles noch überragenden Weg!"

Es war die große Aufgabe des Paulus, in den Anfangsgemeinden Mängel im Glaubensgut zu ergänzen, sie immer mehr in die Geheimnisse (die Körpergemeinde betreffend) einzuführen und sie gewissermaßen auf die Enthüllungen der später verfassten Gefängnisbriefe vorzubereiten. Dazu bedurfte es aber gewisser Grundlagen, wie sie z .B. im Römerbrief festgelegt sind. Die Gemeinde in Korinth lebte noch in Sichtweite der jüdischen Synagoge, wo die "das irdische Königreich" betreffende Botschaft verkündigt wurden. Der "alles überragende Weg" den Paulus anspricht, ist die Zurücklassung all jener pfingstlichen Geschehnisse und Wundergaben, die allesamt das Irdische betreffen, es ist also ein Abrücken von den sinnlich wahrnehmbaren Machttaten hin zu den geistlichen Segnungen inmitten der Überhimmlischen in Christus, wie sie später in Eph 1:3-14 aufgezählt sind - das ist der überragende Weg!

Deshalb muss heute unser Zuspruch lauten: "Wenn ihr nun zusammen mit Christus auferweckt wurdet, suchet das droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sit zend" (Kol 3:1)!

Lies weiter:
Der 1. Korintherbrief - Kapitel 13