Abraham und Isaak

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Abschrift: Wer ist Satan?
Satans Ursprung, Werke und Ziel (Heft 4)
aus der Reihe „Mannigfaltige Weisheit Gottes“
von M. Jaegle 1977

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß
Als Schrift noch erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

3. Abraham und Isaak

Beginn der Heilsgeschichte der Menschheit

Isaaks Vorleiden

Als zweiten Träger der hohen Sohnesoffenbarung erkor sich Gott Isaak, den Sohn Abrahams, verbunden mit der überaus herrlichen Vateroffenbarung durch Abraham. Mit beiden stellt Gott den Tod Seines Sohnes auf eine ganz besondere Weise dar. Alle Vorbilder vom Leben und Sterben Christi in der Schrift haben das gemeinsame Kennzeichen der Leiden. Während Abel den mit Zorn und Hass gegen ihn erfüllten Bruder Kain ertragen musste (1Mo 4:5), wurde Isaak von seinem Halbbruder Ismael durch Spott lächerlich gemacht (1Mo 21:9). Das war jedoch nicht alles, denn in Gal 4:29 heißt es: "... der nach dem Fleische Gezeugte verfolgte den nach dem Geiste Gezeugten..." Das Wort Jesu an Seine Jünger (Joh 15:20): "Wenn sie Mich verfolgen, werden sie auch euch verfolgen", wurzelte also schon in der Vergangenheit; denn alle Frommen litten eh und je wie Jesus litt, wodurch auch sie die großen weissagenden Zeugen Seines Leidens wurden. Aus Hebr 11:26 lernen wir in Bezug auf Moses` Leiden, dass auch diese schon Schmach Christi waren.

Bei der Verfolgung Isaaks durch Ismael stand Sara im Vordergrund; denn sie, seine Mutter war es, die sich für ihren Sohn einsetzte (1Mo 21:9 ff). Als es aber um die Opferung Isaaks ging, erhielt allein der Vater diesen schweren Auftrag, und Sara wurde in keiner Weise damit in Beziehung gebracht. Da hier Gott, der Vater unseres Herrn Jesu Christi, eines der hehrsten Vorbilder von der Dahingabe Seines Sohnes zur Schau stellt, passte die Mutter nicht in dieses Geschehen und wurde ganz auf der Seite gelassen. Nur Vater und Sohn konnten das rechte Beispiel von der künftigen Wirklichkeit geben.

Abrahams Zubereitung

Bevor Gott von Abraham die Opferung Isaaks forderte, hatte Er ihn für diesen unsagbar schweren Gehorsamsschritt vorbereitet. Diese Zubereitung ist auch für uns glaubensstärkend, weil Gott an Abraham, unserem Glaubensvater, vorführt, wie Er aus den Niederungen menschlicher Schwäche und Versagens hinauf zu einer Ihn verherrlichenden Glaubenshöhe zu führen vermag. Was hatte doch Abraham vorher an Gott missfälligen Taten vollbracht! (1Mo 12:13; 1Mo 16:4). Aber Gott ließ ihn deshalb nicht liegen; denn Er war durchaus gewiss, dass Er, trotz allen Versagens und Zukurzkommens des Glaubensvaters, Sein Ziel mit ihm erreichen werde.

Das Mittel, welches Er dazu gebrauchte, waren Seine an ihn gerichteten Reden und Aussprüche. - Das ist auch für uns der Weg, auf dem der Herr mit uns vorwärts schreitet. In der heutigen Verwaltung geschieht das grundlegend nur auf die eine Art: Sein Wort oft lesen und hören, dass es nach Kol 3:16 reichlich in uns wohne!

In Seiner weisen Erziehung hat Gott nicht gleich das große Opfer von Abraham verlangt. Er ging schrittweise mit ihm vorwärts, indem Er zuerst weniger Schweres von ihm forderte. Das war besonders die Fortsendung des Ismael. Diesen Auftrag erhielt Abraham durch Sara. Da er nicht einwilligen wollte, wurde er von Gott gemahnt, auf die Stimme seiner Frau zu hören (1Mo 21:9-14). Wohl schweren Herzens hat er Ismael dann mit dessen Mutter hinweggesandt. Doch wird er sich über den Verlust dieses Sohnes damit getröstet haben, dass er ja Isaak, den ihm näher stehenden Sohn, behalten durfte. Er ahnte aber nicht, dass ihn Gott mit der Fortsendung des Ismael für die Dahingabe Seines so geliebten Isaak vorbereitete.

Aber wie staunenswert! Nachdem er beim leichteren Opfer unwillig gewesen war (1Mo 21:11), ging er jetzt ohne Widerrede sofort auf das nun folgende, viel schwerere Opfer ein und war bereit es zu bringen. Gott wusste im voraus, dass Er Abraham in Seiner Erziehung so weit gebracht hatte, die Darbringung seines so geliebten Isaak von ihm verlangen zu können, ohne enttäuscht zu werden. Wäre aber diese Forderung für Abraham wieder übel gewesen, wie ehedem (1Mo 21:11), so wäre im voraus das Vorbild williger Dahingabe Seines Sohnes zerstört worden.

Und das durfte nicht sein! Jetzt kam für Abraham die große Belastungsprobe.

Der schwere Auftrag

Das vorhergehende, prophetisch auf den Tod Christi hinweisende Gemälde wurde mit dem Mord Abels durch Kain zur Darstellung gebracht. Dort war Satan der eigentliche Mörder und Kain nur sein Werkzeug, während das nun folgende Vorbild mit Isaak von Gott allein in die Hand genommen wurde. Der Widerwirker muss hier ganz zurückstehen. Gewahrt unser Auge deshalb ein schöneres Bild? Im Gegenteil! Jetzt sehen wir einen Vater (Abraham), zu dem Gott sagt: "Nimm doch deinen Sohn, deinen Einzigen, den du liebst, Isaak, geh in das Land Morija und bring ihn dort dar, als Aufsteignahung auf einem der Berge, den Ich dir ansagen werde" (1Mo 22:2). Entsetzen ergreift uns bei dieser Aufforderung Gottes." Doch gottlob, so böse diese scheint, sie ist es nur, wenn sie zusammenhanglos allein von der menschlichen Seite aus betrachtet wird. Im Licht der Prophetie erstrahlt sie uns jedoch so ungetrübt entgegen, dass unsere Herzen darob danksagend aufjubeln! Gott zeigt uns hier in einem Vorbild, durch welche Tat Er uns Seine unergründliche Liebe schenkt. In diesem Geschehen wird uns die größte Sünde, die Ermordung des Sohnes Gottes, als ursächliche Tat Gottes enthüllt!

Was Gott Abraham befohlen, hatte Er ja vor, Selbst zu tun: Seinen geliebten und einzig gezeugten Sohn als Opfer darzubringen, und zwar unter unvergleichlich größeren Qualen, als Isaak sie hätte erleiden müssen. Es ist tief beeindruckend, wie genau der Auftrag an Abraham mit Gottes Vorsatz für Seinen Sohn übereinstimmte. Er hatte ihm nur befohlen, was in Seinem eigenen Herzen feststand, wie folgende Parallele aufzeigt (1Mo 22:2)

Der Auftrag an Abraham Gottes eigene Tat
"Nimm doch deinen Sohn, deinen Einzigen, den du liebst, Isaak und geh du in das Land Morija, und bring ihn dort dar als Aufsteignahung auf einem der Berge, den Ich dir zeigen werde." "Ich nehme Meinen Sohn, Meinen Einziggezeugten, Den Ich liebe. Ihn werde ich auf dem von Mir ausersehenen Hügel Golgatha als Aufsteignahung darbringen."


Abrahams Gehorsam

"Und früh am Morgen steht Abraham auf und sattelt seinen Esel und nimmt zwei seiner Knaben mit sich und Isaak, seinen Sohn, und spaltet Holz für die Aufsteignahung. Und er steht auf und geht und kommt zu dem Ort, von dem Alueim zu ihm gesagt, am dritten Tage" (1Mo 22:3).

Welch Gott erquickender Anblick mag es gewesen sein, als Abraham, ohne Frage und Widerrede, im Gehorsam an die Ausführung ging; denn es entsprach Alueims unwandelbarem Beschluss: "Er, der doch Seines eigenen Sohnes nicht verschont, sondern Ihn dahingibt..." (Röm 8:32). Wie bedeutsam ist es auch, dass Abraham selbst die Vorbereitung zum Verbrennen des Opfers, nämlich das Spalten des Holzes, ausführte!

"Und als er am dritten Tage des ihm von Alueim gezeigten Berges ansichtig wurde, da sagt Abraham zu seinen Knaben: 'Sitzet hier mit dem Esel, und ich und der Knabe werden gehen unterdes und anbeten und zurückkehren zu euch.' Und es nimmt Abraham das Holz für die Aufsteignahung und legt es auf Isaak, seinen Sohn. Und er nimmt in seine Hand das Feuer und das Messer. Und sie gehen, sie, die zwei, zusammen" (1Mo 22:4-6).

Dass Abraham nach dem Spalten des Holzes Feuer und Messer in seine Hand nimmt, ist ein deutlicher Hinweis auf Gottes Gerichtsfeuer, welches Er auf Seinen Sohn am Kreuz herab sandte, das wie ein Messer in Sein Inneres drang und Ihn in den Tod legte. Diese ergreifende Wahrheit hat schon Jeremia weissagend auf Christus gesprochen (Kla 1:13a): "Aus der Höhe hat Er ein Feuer in meine Gebeine gesandt, dass es sie überwältige..."

Aber noch in einer anderen Weise handelte Abraham vorbildlich für den Leidensweg Christi. Das Holz zum Brandopfer trägt nicht der Vater, sondern er bürdet es Isaak auf. So hat denn auch Christus das schwere Fluchholz zum Tragen auferlegt bekommen (Joh 19:17).

Die letzte Wegstrecke ziehen Vater und Sohn allein, um anzubeten!

Welch ein tiefer prophetischer Inhalt liegt doch in dem Satz: "Und sie gehen, sie, die zwei, zusammen" (V. 6 u. 8). Die Bedeutung dieser Aussage wird auch durch ihre Wiederholung unterstrichen. In dem Bild von den zwei einsamen Wanderern auf den Berg im Lande Morija hebt sich wesenhaft das andere vom himmlischen Vater und Seinem Sohn ab, die dann später, auch einsam, zusammen, den Leidens-, Kreuzes- und Sterbensweg gingen. Dass die beiden, der himmlische Vater und Sein Sohn, am Kreuz von Golgatha gemeinsam litten, liegt auch im göttlichen Ausspruch (2Kor 5:19): "Gott war in Christo, die Welt Sich Selber versöhnend."

Lückenlos führte Abraham die an ihn ergangene Weisung aus, doch bestand ein gewaltiger Unterschied zwischen dem Vorbild und der späteren Verwirklichung. Während Gott dem Herzen Abrahams den tiefsten Schmerz ersparte, trug Er diesen dann Selbst in unvorstellbarem Ausmaß, indem Er Seinen Einzigen in den Tod gab.

Dass Abraham mit seinem Gehorsam den Vorsatz Gottes mit Seinem Sohn zur Schau stellte, konnte Er ihm damals noch nicht offenbaren. Welch eine überströmende Freude wird aber Abrahams Herz erfüllen, wenn er nach seiner Auferstehung erkennen wird, zu welch hehrem Vorbild er von Gott zu Seiner Verherrlichung gebraucht wurde, und wieviel Gnade er erhielt zur Ausführung dieses schweren Auftrages.

Sehr bedeutsam ist auch, dass Abraham dem sie begleitenden Knaben erklärte, sie würden gehen um anzubeten (1Mo 22:5). Diese vorbildliche, mit Opfer verbundene Anbetung Abrahams und seines Sohnes dürfte ein Hinweis sein auf Jesu Gebet zu Seinem Vater in Joh 17:1.4.5. Dort redete der Herr von Seinem Tod, als von des Vaters und Seiner Verherrlichung, die Ihnen noch die Anbetung und Huldigung aller Geschöpfe einbringen wird (Phil 2:10-11.)

Abrahams Glaube

Nachdem Gott dem Abraham für seinen Gehorsam einen reichen Segen verheißen hat (1Mo 22:15-18), an dem noch alle Nationen teilhaben werden, wird ihm nochmals im Hebräerbrief (Hebr 11:17-19) ein gar köstliches Zeugnis ausgestellt: "Im Glauben hat Abraham den Isaak dargebracht, da er versucht ward, und darbrachte den Einziggezeugten, er, der die Verheißungen empfing, zu dem gesprochen war: 'In Isaak soll dir Same berufen werden', damit rechnend, dass auch aus den Toten aufzuerwecken Gott mächtig sei, von wo er ihn auch im Gleichnis wieder bekam."

Daraus ist ersichtlich, dass während der drei Tage dauernden Wanderung Isaak für Abraham bereits geopfert und tot war. Deshalb hatte er ihn im Gleichnis "wie einen aus den Toten Auferweckten" wiederbekommen. So ließ Gott das ganze Geschehen mit Abraham und Isaak auch noch zu einem Vorbild für die Auferstehung Christi werden, die Gott ebenfalls am dritten Tage bewirkte. Drei Tage und drei Nächte war Er im Tode, wie Jesus Selbst es mit dem Gleichnis von Jona bezeugte (Mt 12:40). Aber für beide wurde der dritte Tag auch der Tag, an dem Gott Seinem Sohn, wie auch dessen Vorbild, Isaak, aus dem Tod ins Leben zurückrief.

Der biblische Bericht gewährt uns auch Einblick in die innere Verfassung, in der Abraham Isaak darbrachte. Es geschah im Glauben, der damit rechnete, dass Gott den geopferten Sohn wieder aus den Toten auferwecken werde. Deshalb wird Abraham`s Glaube auch uns zum Vorbild. Auch wir sollen Gott in Leiden und Prüfungen nicht blinden, sondern Ihm den mit Seiner Allmacht rechnenden Glaubensgehorsam entgegenbringen, wie er ferner in Röm 4:17 dem Abraham bezeugt wird.

Isaaks Sterbenswilligkeit

Würdig steht neben dem Gehorsam Abrahams auch derjenige seines Sohnes Isaak; denn er stellte den Gehorsam des Sohnes zum Vater zur Schau. Isaak war nicht nur ein Unschuldsopfer wie Christus; er brachte auch seinem Vater Abraham unbedingten Gehorsam entgegen als Vorbild auf Christi einzigartigen Gehorsam bis zum Tod am Kreuz.

Nur eine Frage bewegte das Herz des Sohnes, nachdem sein Vater ihm das Holz (Kreuz) für die Aufsteignahung aufgebürdet hatte. Es entlockte seinen Lippen: "Mein Vater" Und da sagte dieser: "Siehe mich, mein Sohn!" Und Isaak sagte weiter: "Siehe das Feuer und das Holz, wo aber ist das Lamm zur Aufsteignahung?" Darauf antwortete Abraham: "Alueim wird Sich ersehen das Lamm für das Brandopfer, mein Sohn. Und sie gehen, sie, die zwei, zusammen" (1Mo 22:7-8). Diese Antwort genügte Isaak vollauf. "Und wie ein Lamm zur Schlachtung ward Er geholt, und wie ein Mutterschaf vor seinen Scherern verstummt, also tat Er nicht auf Seinen Mund" (Jes 53:7).

Hierzu ist auch noch zu bedenken, dass Isaak damals ein junger Mann voll jugendlicher Kraft war. Er befand sich in dem Alter, in welchem sich das Leben gewaltig gegen den Tod wehrt. Dennoch ließ er sich willig, ohne Gegenrede, Murren, Bitten oder Klagen vom Vater binden und auf den Altar legen, in ergebungsvoller Erwartung des Todesstoßes. In wahrhaft übermenschlicher Größe steht hier Isaaks Gehorsam! Denn zur Aufnahme einer solchen Opfergabe reicht menschliche Kraft nicht mehr aus. Isaak war bereit, seine Seele auszuschütten in den Tod. Gott gab deshalb Abraham wie auch Isaak besondere Gnade. Beide empfingen sie nicht vergeblich, sondern wirkten mit ihr zusammen eines der herrlichsten Vorbilder von des himmlischen Vaters unergründlicher Liebe und von Christi vollkommenem Gehorsam bis zum Tod des Kreuzes.

Was sich auf Morija zutrug, ist im Namen dieses Berges enthalten. "Morija" bedeutet sowohl "zum Ziel gebracht" als auch "Bitterkeit". Wie unbeschreiblich bitter war doch für Abraham und Isaak der göttliche Auftrag, den sie dort auszuführen bereit waren. Wie überaus hoch war aber auch das Glaubensziel, das Gott auf jenem Berge mit Abraham und Isaak darreichte.

Um wieviel bitterer wurde jedoch für Gott Golgatha, der Hügel, auf dem Er Seinen Sohn auch wirklich in den Schmach- und Schmerzenstod gab. Während jedoch Abraham nur den einen, seinen Sohn Isaak wieder zum Leben erwartete, opferte Gott Seinen geliebten, einzigen Sohn zur Freilösung der gesamten Menschheit - ja des ganzen Alls - und zu deren Wiedergutmachung in Neuschaffung!

Die verhinderte Opferung

Auf dem Berge, am Ziel ihrer gemeinsamen Reise, sehen wir Abraham, wie er den Altar richtet und das Holz darauf ordnet. Doch nun steht dieser Vater vor dem Schwersten: Dem Binden seines Sohnes, dem Hinauflegen auf den Altar und dem Erfassen des Messers zur Abschlachtung Seines geliebten Sohnes. Tiefe Ergriffenheit erfasst unser Herz und im Geist senken wir unseren Blick, um nicht das Letzte, das Töten dieses menschlichen Opfers ansehen zu müssen!

Doch plötzlich - in diesem für Vater und Sohn so furchtbar schweren Moment - wird Abraham jäh vom Äußersten zurückgehalten. Das geschieht durch den unvermittelt aus den Himmeln erschallenden Ruf: "Abraham! Abraham!" Er konnte nur stammeln! "Siehe mich!" so fühlte er sich an Gottes Weisung gebunden. Aber jetzt wird ihm eine Botschaft ohnegleichen vom höchsten himmlischen Thron - von Gott selbst - gebracht: "Strecke nur nicht deine Hand aus gegen den Knaben und tu ihm nichts; denn du hast nicht vorenthalten deinen Sohn, deinen Einzigen, vor Mir" (1Mo 22:11-12).

Welch eine befreiende und erlösende Frohbotschaft muss doch das für Abraham gewesen sein; denn nun blieb ihm der grausame, tödliche Stoß ins Herz seines Geliebten erspart. Und erst für Isaak! Wie tief mögen ihn doch diese Worte, ihn, den Todgeweihten, bewegt haben?! Von dem Augenblick an, als ihn sein Vater fesselte und auf den Altar legte, hatte er keine Antwort auf seine Frage, wo denn das Opferlamm sei. Jetzt war ihm klar geworden, dass er das Lamm zur Aufsteignahung war. Von da an musste er so bestimmt mit dem Tode rechnen, als befände er sich schon darin. Als er aber gleich darauf die Kunde des himmlischen Boten vernahm, waren das für ihn Worte Gottes, die ihn wie aus dem Tode ins Leben zurückriefen. Dem Abraham aber stellt Gott darauf einen Widder zur Verfügung, den er, als Vorbild auf Christus, an Isaaks statt opferte (V. 13).

Nun war Isaak, als der bildlich aus dem Tode Auferstandene, in besonderer Weise der "Lachen-Macher" seines Vaters, wie sein Name verdolmetscht heißt. Und in wieviel tieferer und bleibender Weise ist es der wahrhaftig aus den Toten auferstandene Sohn Gottes für Seinen himmlischen Vater und dereinst noch für all Seine Geschöpfe!" Von Lachen und Rühmen wird einmal noch jeder Mund erfüllt sein - als Frucht von Christi glorreicher Auferstehung.

Reich gesegnet wurde auch Gott Selbst durch Abrahams Tat. Aus den Worten des himmlischen Boten klingt ein wahrer, göttlicher Jubel heraus ob Seines Gelingens mit Abraham. Er konnte ihn zu einem solch hohen Glaubensgehorsam führen, dass Ihm sein Anblick ein treues Bild Seiner künftigen Heilstat gewährte. Denn auf dem dunklen Hintergrund der Opferung Isaaks hebt sich in klaren Umrissen das weit ergreifendere wesenhafte Bild der Opferung Seines geliebten Sohnes am Kreuz von Golgatha ab.

Der Segen des Gehorsams

Nachdem Gott durch den Zuruf des himmlischen Boten die Opferung Isaaks abbrach, heißt es in Vers 15, dass der Bote Jewes Abraham ein zweites Mal rief. Diesmal verheißt Gott dem Abraham mit einem Schwur als Folge seines Gehorsams ihn selbst, seine Nachkommen und sogar alle Nationen in seinem Samen zu segnen (Verse 16-18). Im kommenden Königreich Christi auf dieser Erde und vollends im Paradies der neuen Erde wird sich dieser Segen herrlich auswirken.

In dieser Verheißung offenbart uns aber der Herr durch Paulus eine ganz besonders große Wahrheit. Wir lesen in Gal 3:16: "Dem Abraham aber waren die Verheißungen angesagt und seinem Samen. Nicht sagt Er: 'und den Samen', als von vielen, sondern als von Einem, 'und deinem Samen', welcher ist Christus." Hier vernehmen wir die für die gesamte Menschheit, ja das ganze Universum, wichtige Offenbarung, dass die dem Menschen Abraham von Gott gegebene Segensverheißung die Menschwerdung Jesu Christi, unseres Retters, beinhaltete. Darob frohlockte schon Abraham, da er Seinen Tag gewahrte (Joh 8:56). Das besagt aber, dass Israel nicht der eigentliche Segensspender der Nationen war. Die Quelle dieses Segens ist Christus, und Israel war der berufene Segenskanal. Für die Vorausdarstellung dieser herrlichen göttlichen Tatsache musste aber der Gehorsam Abrahams und seines Sohnes Isaak unantastbar erhaben dastehen, so hoch, dass Er Abraham schon von dem Segen verheißen konnte, den Er aufgrund des Gehorsams Christi für Israel und die Nationen bereit hielt. Mehr konnte Gott damals Abraham noch nicht verheißen.

Der Segen aber, der aus Christi Gehorsam fließt, reicht unendlich weit über die irdischen Grenzen und Sphären hinaus und umschließt auch die uferlosen Weiten der Himmelsräume. In der Vollendung werden ihn auch noch alle Geschöpfe im gesamten All als überströmendes Gnadengeschenk empfangen. Solch eine überragende, universale Auswirkung wird der Opfertod Christi haben!

Dieser göttliche Heilsratschluss ist schon mit dem Namen "Morija" verbürgt, der verdolmetscht heißt: Ziel wird sein! Und dieses Ziel von Gottes Vorsatz im Sohne Seiner Liebe, ward schon vorbildlich erreicht auf Morija mit Abraham und Isaak, als Grundlage für den Anfang der Heilsgeschichte. Es weist prophetisch hin auf die endgültige und vollkommene Erreichung des von Gott Sich vorgesetzten Zieles: "Alles in allen zu sein", und dies durch Golgatha im Lande "Morija" (= zum Ziel gebracht durch Bitterkeit).

Welch einen Reichtum von auf Christus, Seinen Sohn, hinweisenden Enthüllungen hat uns doch Gott bis hierher schon gezeigt! Doch genügen Ihm diese Vorbilder allein noch nicht zur vollkommenen Bildung und Darstellung des Beginns der Heilsgeschichte der Menschheit. Mit der Chronik Josephs - sein Name heißt: "Hinzufüger" - fügt Gott noch weitere vervollständigende Züge hinzu, und zwar vom leidenden und erhöhten Sohne Gottes als dem Retter der Welt.

Zuvor muss beiläufig bemerkt werden, dass auch Isaak und Rebekka einen Sohn, Jakob, verloren haben. Da aber diese Trennung eine Folge von Betrug war, steht dieser Fall außerhalb der Vorbilder. Er kann nicht die Dahingabe des unschuldigen Sohnes Gottes durch Seinen Vater abschatten. Wir glauben, dass der um seines Betruges willen von zu Hause fortgeschickte und zeitweilig verbannte in der Ferne weilende Jakob viel eher ein Typus auf das um seiner Abtrünnigkeit willen vertriebene und in der Fremde schmachtende Israel ist.

Das nächste Vater-Sohn-Verhältnis, zwischen Jakob und Joseph, ist dagegen das reichste Vorbild auf Christus in Seiner Niedrigkeit und Erhöhung.

Lies weiter:
4. Jakob - Joseph und seine Brüder