Jesu Aussprüche am Kreuz

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Version vom 23. April 2024, 15:13 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge) (Jesu dritter Ausspruch)

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"Christi Schrei am Kreuz - Sein herrlichster Lobpreis"
von M. Jaegle (1976)

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

Inhaltsverzeichnis
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In Bearbeitung

Christi Schrei am Kreuz

5. Jesu Aussprüche am Kreuz

Ohne Zweifel ist jeder Gläubige davon überzeugt, dass die vom Herrn am Kreuz während der Ausführung Seines gewaltigen Werkes der Aussöhnung des Alls ausgesprochenen Worte von höchster Heilsbedeutung sind. Da nun Gott Seinem Sohn in Seinem Wort das erhabene Zeugnis ausstellt: Er war gehorsam bis. zum Tode des Kreuzes (Phil 2:8), müssen auch alle Seine am Kreuz ausgesprochenen Worte diesem Gehorsam entsprechen!

Wir wollen nun vorerst untersuchen, ob ein Not- und Verzweiflungsschrei mit Seinen anderen am Kreuz ausgesprochenen Worten in Einklang zu bringen ist.

Jesu erster Ausspruch

Das erste Wort, das der Herr am Kreuz aussprach, war "Vater" (Lk 23:34). Ein gesegneteres Wort hätte Er am Anfang Seiner Leiden am Kreuz nicht aussprechen können. Schon dies allein zeugt doch von der innigen Liebe des Sohnes zum Vater und von der ungetrübten Gemeinschaft, die zwischen Ihnen bestanden hatte. Damit hätte Er nicht stärker zum Ausdruck bringen können, dass der Vater nun weiter mit Ihm sei! Und dieses Einssein Beider strahlt uns am herrlichsten in der dem Apostel Paulus geoffenbarten Wahrheit in 2Kor 5:19 entgegen: "... Gott war in Christo, die Welt mit Sich Selber versöhnend..." Diese größte aller Heilstatsachen wird uns in Kol 1:19-20 nochmals offenbart. Wir lesen dort, dass "die gesamte Vervollständigung ihre Lust daran hat, in Ihm (Christus) zu wohnen und durch Ihn auszusöhnen das All mit sich (wörtlich: hinein in Ihn)!, indem Er Frieden macht durch das Blut Seines Kreuzes - durch Ihn, es sei das auf der Erde oder das in den Himmeln."

In diesem Ausspruch kommt das Wort "Vervollständigung" giechisch "pleroma", vor, d.h. Vervollkommnung einer Sache, der das noch Fehlende hinzugefügt wird und diese vollkommen macht. Und da Gott durch Christus nicht nur "das auf der Erde", sondern darüber hinaus auch "das in den Himmeln" restlos ausgesöhnt hat, ist damit Sein Liebesratschluss auf ein unüberbietbares Vollmaß gebracht, d.h. restlos vollendet worden. Denn nun ist der Grund gelegt für die endgültige Überwindung und Beseitigung jeglicher von Gott und Seinem Christus trennenden Feindschaft im ganzen All, auf dass Gott Seinen Geschöpfen "alles in allen werden kann", gemäß Seiner Verheißung in 1Kor 15:28.

Die Tatsache der bleibenden Innewohnung Gottes in Seinem Sohn, die auch die sechs Kreuzesstunden mit einschließt, wird noch durch die im Urtext gewählte unbestimmte Zeitform (Aorist) des Verbs "wohnen" in Kol 1:19 erhärtet - welches in der Konkordanten Wiedergabe mit einem kleinen erhöhten waagerechten strich gekennzeichnet ist. Alle Verben, die dieses Zeichen haben, drücken eine zeitlose Tatsache aus. Ds besagt, dass die mit solchen Verben bezeugten Wahrheit sowohl für die Vergangenheit wie für die Gegenwart und Zukunft ihre Gültigkeit haben. (Siehe KW Seite 334, wo die verschiedenen Zeitformen des Verbs erläutert sind.)

So schreibt ein Griechischkenner vom Aorist, also jenen Worten, die eine Tatsache ausdrücken: "Tatsachen - so wissen wir - sind unabänderliche Fakten, an denen wir, auch wenn wir wollten oder möchten, nichts ändern können. Wir werden auch nicht gefragt, ob sie uns gefallen oder nicht. Es sind objektive, unumstößliche Gegebenheiten, egal ob man sie akzeptiert oder nicht, sie sprechen für sich selbst!"

Gleicherweise wie Gott unaufhörlich und bleibend die Welt nach Joh 3:16 liebt (auch Zeitform des Aorist), also wohnt Er auch ohne Unterlass in Seinem Sohn, denn: "in Ihm (Christus) wohnt die gesamte Vervollständigung der Gottheit körperlich" (Kol 2:9). Diese Tatsache bestimmt denn auch uneingeschränkt das ganze Kreuzesgeschehen!

Wie sehr nun der Sohn vom Willen Seines Vaters erfüllt war, durch Sich das All auszusöhnen, und wie gewiss Er war, dass Er dieses hohe Ziel auch erreichen werde, bezeugt Er mit Seinem ersten Ausspruch, dem Bittgebet: "Vater, vergibt ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!" Dass der Herr nach Joh 8:28 nichts von Sich Selber tat, sondern nur das, was Er den Vater tun sah (Joh 5:19), brachte Er mit seiner Bitte zum Ausdruck, die Feinde mit Ihm (Gott) auszusöhnen. So hat der Herr mit Seinem ersten Ausspruch die Wahrheit bezeugt: Ich und der Vater sind. eins (Joh 10:30). Mit der Bitte um Vergebung bezeugte Er, dass auch Er Selbst Seinen Feinden vergeben hatte.

Auch bei Ihm stand es fest, dass der Vater durch die Dahingabe des Lebens Seines Sohnes und durch das am Kreuz von Ihm vergossene Blut noch Frieden machen und die Feindschaft im Himmel und auf eRden aufheben werde (Kol 1:20). Nach Röm 5:9 und Kol 1:22 stehen wir Gläubige schon heute in dieser Gnade und sind als von Gott auserwählte Erstlingsfrucht die Gewähr, dass Er dieses Ziel noch mit allen Menschen erreichen wird.

Da nun Christus gleich am Anfang Seiner unsäglich schmerzvollen Kreuzesstunden den unverrückbaren Glauben besaß, dass Gott mit Seiner Dahingabe die Aussöhnung des gesamten Alls auch erreichen werde, so verbürgte Er das mit Seinem Eintreten für Seine und Gottes größten Feinde; denn sie verübten ja mit der Ermordung des Sohnes Gottes die größte aller Sünden.

Für Seine feinde konnte der Sohn um Vergebung bitten, weil Er wusste, dass Er auch für sie, ja gerade für sie, den Sühnetod starb (Röm 5:9). Geradezu überwältigend für uns ist aber die Tatsache, dass der Sohn, während Ihn Seine Peiniger in Sein grausames Sterben hineinstießen, gleichzeitig aus Liebe zu ihnen auch diese ihre größte Sünde tilgte und sie mit Gott versöhnte. Es gibt keine größere Macht als diese im Sohn am Kreuz geoffenbarte Liebe Gottes. Kein Geschöpf kann diese Liebe auf die Dauer wirksam widerstehen. Alle werden noch von ihr überwunden.

Zu der Bitte um Vergebung tat der Herr aber noch mehr für Seine Feinde, die Ihn in blindem Hass zu Tode marterten. Er trat auch noch - menschlich gesprochen - als Entlastungszeuge für sie in die Schranke, indem Er Seine Bitte mit der Aussage begründete: "Sie wissen nicht, was sie tun." Damit hat Er Seine Feinde von dem Fluch des Gesetzes befreit. Wenn nämlich ein Israelite einen Volksgenossen aus Hass tötete, so musste der nächste Verwandte des Ermordeten die Blutrache vollziehen, d.h. das Amt des Gerichtsvollstreckers ausüben (4Mo 35:16:21). Hatte dagegen jemand seinen Nächsten unabsichtlich, ohne Wissen, d.h. ohne zu wollen erschlagen (5Mo 19:4-5), so wurden Zufluchtsstätte für den unfreiwilligen Totschläger bestimmt, wohin er sich vor dem Bluträcher in Sicherheit begeben konnte. Dort musste er von seinem Heim getrennt bis zum Tode des Priesterfürsten bleiben. Erst darauf durfte er straflos nach Hause zurückkehren (4Mo 35:25).

Da nun jene Menschen den Herrn aus Hass (Lk 19:14) und aus Neid (Mt 27:18) absichtlich ans Kreuz brachten, so hätten sie n ach dem Gesetz unverzüglich mit dem Tod bestraft werden müssen. Der Herr jedoch enthob und befreite sie von dieser sofortigen Strafe mit dem sie entlastenden Ausspruch: Sie haben Mich ohne Wissen zu Tode gebracht. Und da Er als der große Priesterfürst starb, dürfen auch sie, gemäß dem Vorbild aus dem Gesetzeshaushalt, nach längerer Trennung durch Gericht wieder als einst verloren gewesene Söhne ins Vaterhaus Gottes zurückkehren. Denn es war Sein Tod, der ihnen - als unbewusst Handelnde - dieser Rückweg eröffnete.

Mit diesem Einstehen für Seine Feinde bringt der Herr Seinen felsenfesten Glauben zum Ausdruck, dass Er mit Seinem Kreuzestod ihre Sünde sühnt und sie für Gott erkauft. Somit ist des Herrn erster Ausspruch am Kreuz eine Erstlingsfrucht der uns mit Ihm erschienenen Gnade (Joh 1:17), welche weit über das Gesetz Moses hinausragt. Trotzdem möge man aber des Herrn Bitte ja nicht dahin verstehen, dass Gott nun die große Sünde Seiner Feinde einfach übersehen würde und ihnen ohne weiteres Vergebung schenken werde. Oh nein! Das Vorbild dieses Vorgangs finden wir im Leben Josephs.

Als er, der Vizekönig Ägyptens, seine feindlichen Brüder das erste Mal vor sich sah (1Mo 42:7), stand es schon gleich in seinem Herzen fest, ihnen zu vergeben und sich mit ihnen auszusöhnen. Er führte sie aber zuerst - wie es ihre an ihm begangene Untat von Rechts wegen forderte - durch ein Gericht, und zwar als Hilfsmittel zu ihrer Zurechtbringung. Diesen Weg gehen auch die Mörder des Sohnes Gotts. Erst vor dem großen weißen Thron, d.h. nach dem Gericht, wird des Herrn Bitte um Vergebung in Kraft treten und ihre Erfüllung finden. Der Herr Selbst hat ja Seinem Volk von Seinem Gebet um Vergebung mehrere Male Gericht angekündigt (Mt 21:41 und Lk 19:27).

Durch das Gebet des Herrn für seine Feinde wird uns zudem erneut ergreifend die selbstlose Gesinnung gezeigt, die Er schon auf dem Kreuzesgang zum Ausdruck brachte. Alle erlittenen Ungerechtigkeiten und Folterungen haben also nicht vermocht, Ihn in Seiner Selbstverleugnung zu schwächen, geschweige denn zu erschüttern und Seine Liebe zu Seinen Feinden zu ersticken.

Jesu zweiter Ausspruch

Nachdem der Herr Sein erstes Wort zugunsten all seiner Feinde ausgesprochen hatte, galt nun Sein zweites einem einzelnen Feind.

Dieser war der eine der zwei Verbrecher, die mit gekreuzigt wurden (Mt 27:38; Mk 15:27; Lk 23:32; Joh 19:18). Von beiden Mitgehängten berichtet Mk 15:32b: "Und die mit Ihm gekreuzigt waren, schmähten Ihn." Beide waren also ausgesprochene Feinde Christi. Diese gehörten aber schon lange zuvor zu Seinen Ihn kränkenden Feinden. Denn während der Herr in Seinem Dienst die Sünder zur Umsinnung rief, verübten sie ja todeswürdige Verbrechen. Ihre völlig verdorbene Gesinnung wurde dann während ihrer Hinrichtung offenbar, indem beide den Herrn schmähten.

Doch nun ging bei dem einen eine innere Wandlung vor. Nach Lk 23:39 lästerte nur noch einer de beiden den Herrn mit den Worten: "Bist Du nicht der Christus? Rette Dich Selbst und uns!" Er wusste also um Christus, den Messias Israels, Offenbar war er ein Jude. Doch ungläubig und aus Zweifel und Verzweiflung höhnte er den Herrn. Ihn herausfordernd verlangte er von Ihm als Beweis, Sich Selbst und sie beide zu retten. Die dann so erlangte Freiheit hätte er aber nur weiter für sein Leben in der Sünde benutzt, denn er hatte ja nicht umgesonnen.

Bei dem anderen Verbrecher ging aber eine innere, grundsätzliche Umstellung vor. Wir lesen davon in Lk 23:40-43: "Als Antwort aber schalt ihn der anderweitige und erklärte: 'Nicht einmal du fürchtest Gott, da du doch in demselben Urteil bist! Und wir zwar gerechterweise; denn was die Dinge verdienen, die wir verüben, erhalten wir wieder. Dieser aber verübt nichts Ungehöriges.' Und er sagte zu Jesus: 'Gedenke meiner, Herr, wenn Du kommst in Deinem Königreich.' Und Jesus sagte. zu ihm: 'Wahrlich, dir sage Ich heut: Mit Mir wirst du sein im Paradies.'" Nach diesen Worten kam dieser Verbrecher zur Erkenntnis seiner Sünden und unterstellte sich dem gerechten Gericht seiner Hinrichtung. Damit war bei ihm die Vorbedingung erfüllt, Jesus als den Messias zu erkennen, wie dies auch mit Vers 42 berichtet wird: "Gedenke meiner, wenn Du kommst in Deinem Königreich."

Wie zuvor der Herr schon wärhend der Gerichtsverhandlung von Pilatus und von dessen Frau unschuldig gesprochen worden war (Joh 19:4 und Mt 27:19), so sprach es nun auch der eine der Verbrecher vor aller Welt aus, dass Der in ihrer Mitte unschuldig hingerichtet wurde.

Welch tiefgreifende Umwandlung hatte also dieser Gehängte erfahren. Auch er muss ein Jude gewesen sein, der um die Aufrichtung des Paradieses auf Erden durch den Missas wusste. Für ihn war es keine Frage mehr, ob Der in ihrer Mitte Gehängte der Messias sei. Er hatte Ihn als Diesen erkannt. Wenn wir nach einer weiteren Ursache seiner Umwandlung suchen, so können wir diese aus des Herrn gebet für Seine Feinde ersehen. Dieser Verbrecher war also eine Ihm aus der Menschheit geschenkte Erstlingsfrucht Seiner zuvorigen Bitte um Vergebung. Als Jude kannte er das Gesetz. Sicher wusste er, dass in ihm ganz wenige Aussprüche empfahlen, Mitleid mit seinen feinden zu haben, wie dies 2Mo 23:4; Spr 24:17; Spr 25:21-22 bezeugen. Dies vergebende Gesinnung hatten aber nur ganz aufrichtig Fromme auszuleben vermocht Zu ihnen gehörte der König David, das große Vorbild auf Christus; denn so handelte er an Saul, seinem Feind (1Sam 24 und 26). Dies geschieht übrigens auch heute noch in der Welt, dass Peiniger durch das Gebet der Gequälten zu solcher Umsinnung geführt werden.

einen überaus tiefen Eindruck muss daher des Herrn gebet für Seine feinde auf den Mitgekreuzigten gemacht haben! Da musste doch sein erster Gedanke sein, dass Dieser nichts Schlechtes verübt hatte, sondern die vergebende Gesinnung Davids noch stärker zum Ausdruck brachte. Er muss darin eine so innige Verbindung mit Gott erkannt haben, dass sie ihm. zur Erkenntnis führte: Das ist ja der uns verheißene Messias, Der Sein Königreich auf Erden aufrichten wird. Nur Dieser konnte solche Liebe zu Seinen Feinden haben und in solcher Vollmacht zu Gott für sie beten! Er war dieses Glaubens voll gewiss geworden, so dass er Ihn bat, seiner zu gedenken, wenn Er in Seinem Königreich komme. Und ohne Zögern verhieß ihm der Herr (Lk 23:43), dass er dann mit Ihm im Paradies sein werde. Diese Verheißung gab Er ihm aber nur aufgrund seines eigenen Glaubens; denn am Kreuz verblieb Ihm nur der nackte Glaube, sonst war Ihm ja dort alles genommen. Im Glauben hielt Er demnach standhaft an seiner Gottessohnschaft und sEinem Messias-Auftrag an Israel fest. Der Herr unterstrich auch noch dem Schächer gegenüber Seine Glaubwürdigkeit mit den Worten: "Dir sagen Ich heute" (am Tage Meine Schmach und tiefsten Erniedrigung) usw., was bedeutet: Du hast recht, nicht von deinem Glauben an Mich zu lassen.

Somit haben wir im zum Glauben gekommenen Verbrecher und in der ihm von Herrn erteilten Verheißung eine kostbare Frucht des Einsseins des Vaters mit dem Sohn und Ihres gemeinsamen Zieles: der Aussöhnung.

Wenn auch der andere Verbrecher in seiner Feindschaft und Schmähung verharrte, steht aber auch dieser, nach dem Gericht, unter dem auf alle Gerichte folgenden künftigen Segen des Gebetes des Herrn für alle Seine Feinde.

Jesu dritter Ausspruch

Mit diesem Ausspruch gibt der Herr einen erneuten Beweis dafür, dass Ihn Seine Leiden nicht abhalten konnten, stets von Sich weg nur an andere zu denken. Damit, dass der Herr zuerst Seiner Feinde gedachte und erst nach diesen Seiner Mutter, ruft Er auch uns zur Nachahmung dieser Gesinnung auf. Viel verbreiteter ist aber leider die andere Einstellung, mehr auf die Zukunft der Nächststehenden bedacht zu sein. Fernstehende und vor allem eigene und besonders Feinde Gottes übergibt man dagegen ohne Gewissensnot einer nie endenden Qual im Feuersee. Dieser Christus fremden eigensüchtigen Gesinnung stellt Gott in Seinem Wort die selbstlose Fürbitte Seines Sohnes entgegen. In Seinem schmerzvollen Sterben am Kreuz stand ihm das künftige Los Seiner Feinde im Vordergrund! Erst nachdem Er Sich bei Gott für ihre Errettung im Glauben an die Erfüllung Seiner Bitte verwandt hatte, nahm Er Sich der Eigenen an! Wie traurig ist es deshalb, dass viele Gläubige meinen, Er habe als künftiger Richter grundsätzlich mit dieser Gesinnung gebrochen!

Wenn wir nun in Phil 2:5 lesen: "Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christo Jesu ist ..." , so hat uns doch der Herr am Kreuz. hierzu das hehrste Vorbild gegeben, mit dem Er nun auch unsere Gesinnung zu allen Menschen, welcher Art sie auch seien, prüft. Mögen wir Ihm doch auch hierin Seine Nachahmer werden! Nachdem Er also erst für seine Feinde gebetet und Sich des einen Verbrechers angenommen hatte, galt Seine Fürsorge Seiner Mutter. Als Er Seinen Jünger Johannes bei ihr stehen sah, nahm Er sogleich die Gelegenheit wahr, für ihre Zukunft zu sorgen. Dies tat Er in feiner, unaufdringlicher Weise mit wenigen Worten. Zu der Mutter gewandt sagte Er: "Weib, sieh! Dein Sohn", und zu Johannes: "Siehe! Deine Mutter" (Joh 19:27). Die Ruhe aber, mit der Er auch diese Worte aussprach, bezeugen - wie die zuvorigen Aussprüche - die traute Gemeinschaft des Sohnes mit dem Vater. Wie eindrucksvoll offenbarte Er doch mit Seinen ersten drei Aussprüchen das Herz Seines Vaters!

Als der Vater Seinen Sohn sandte, geschah es zur Aussöhnung der Ihm feindlich gesinnten Welt, zu der auch wir nach Röm 5:9 und Kol 1:21-22 gehörten. Diese Gesinnung lebte der Sohn während Seiner ganzen Erdenzeit aus und dies auch auf dem weg zum Kreuz und am Kreuz selbst. Wie strahlt doch gerade dort Seine tiefste Liebe darin auf, dass Er sie zuerst Seinen feinden zuwandte und diese geradezu auf sie überströmen ließ! Ja, der Herr lebte bis zum Tode am Kreuz so eindrücklich des Vaters Liebeswillen aus, dass auch in Seiner Gesinnung in höchster Todesnot das zu den Jüngern geredete Wort zur vollen Geltung kam: "Wer Mich sieht, der siehet den Vater: (Joh 14:9).

Diese hehre Offenbarung Gottes war aber dem Sohne nur möglich aufgrund innigster Gemeinschaft mit dem Vater. Aus ihr floss Ihm die Kraft. zum sieghaften Überwinden zu.

Jesus vierter Ausspruch