Unser tägliches Brot

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Von Daniel Muhl

Nichts ist selbstverständlich

Das "Vaterunser" nach Mt 6:9-13 (ELB) 🖌️:

9b Unser Vater, der [du bist] in den Himmeln, geheiligt werde dein Name;
10 dein Reich komme; dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden!
11 Unser tägliches Brot gib uns heute;
12 und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben haben;
13 und führe uns nicht in Versuchung, sondern errette uns von dem Bösen!

Das "Vaterunser" nach Lk 11:2-4 (ELB):

2b Vater, geheiligt werde dein Name; dein Reich komme;
3 unser nötiges Brot gib uns täglich;
4 und vergib uns unsere Sünden, denn auch wir selbst vergeben jedem, der uns schuldig ist; und führe uns nicht in Versuchung.

Im Vaterunser gibt es einen sehr zentralen Satz, den wir schon so oft ganz selbstverständlich gebetet haben:

  • Unser tägliches Brot gib uns heute! (Mt 6:11)

Dieses Gebet zeigt uns zuerst einmal, dass Gott, der Vater, uns das tägliche Brot schenkt! Es ist Seine große Güte, für die wir nicht genug danken können! Der Vater ist der Geber aller guten Gaben (Jak 1:17). Er gab uns den Verstand, um zu säen! Er schenkt uns Wasser vom Himmel! Der Vater bewirkt das Wachstum (1Kor 3:7). Er gibt uns die Kraft zur Ernte und die Weisheit, um zu mahlen! Er hat uns die Idee gegeben, einen Teig zu machen und ihn zu backen! Alles kommt von ihm: Unser Körper, unsere Intelligenz, unsere Gaben, unsere Kraft! Es gibt nichts, was wir nicht von Ihm hätten! Wir sind in allem von Ihm abhängig! Ohne ihn können wir gar nichts tun (Joh 15:5)!

Auch hat Er uns die optimalen klimatischen Bedingungen gegeben, um Weizen ernten zu können. Nur schon ein Mega-Vulkanausbruch im Yellowstone-Nationalpark oder bei den Phlegräischen Feldern bei Neapel könnte so viel Asche in die Atmosphäre schleudern und die Sonneneinstrahlung über längere Zeit verdunkeln, dass wir wieder in eine "kleine Eiszeit" zurückfallen, und somit fallen auch viele Ernten aus!

Das natürliche Brot

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Mittlerweile bin ich bald 62 Jahre alt, und ich musste noch nie unfreiwillig hungern! Ich hatte immer ausreichend zu essen, und die Regale in der Schweiz waren praktisch immer "übervoll". Leider ist es für viele Menschen hier in Westeuropa zu einer absoluten Selbstverständlichkeit geworden, dass wir immer genügend Brot haben. Für meine Generation in Westeuropa klingt dieses Gebet wie ein Gebet aus einer anderen Zeit! Jedoch ist es für viele Menschen auf dieser Welt keine Selbstverständlichkeit, jeden Tag satt zu werden!

Seit dem Ukrainekrieg, bei dem es auch um Weizenlieferungen geht, erahnen wir eine mögliche Gefahr, dass es zu einer Weizenknappheit kommen könnte, und wir befürchten, dass das "tägliche Brot" in Zukunft knapp werden könnte. Noch gehören wir in Westeuropa zu den wohlhabenden Ländern, die sich auch teuren Weizen leisten können, aber wer weiß, wie lange das noch der Fall ist. Wenn die Wirtschaft in Europa zusammenbricht oder wenn sich der Ukraine- und Nahostkrieg plötzlich ausweitet, könnten auch wir "reichen Schweizer" plötzlich vor leeren Regalen stehen!

Tatsächlich gibt es in der Offenbarung eine Prophezeiung, die uns erschaudern lässt. So lesen wir in Offb 6:5-6 Folgendes:

  • "Und als es das dritte Siegel öffnete, hörte ich das dritte Lebewesen rufen: 'Komm!' Und ich sah hin, und sieh: ein schwarzes Pferd, und der auf ihm saß, hatte eine Waage in seiner Hand. Und ich hörte [etwas] wie eine Stimme inmitten der vier Lebewesen sagen: Ein Maß Weizen für einen Denar*! Und drei Maß Gerste für einen Denar! Doch das Öl und den Wein sollst du nicht schädigen!"
    * Das heißt: Eine Tagesration gibt es für einen Tageslohn zu kaufen (Mt 20:2). Dies zeigt die Höhe der Teuerung an. Gewöhnlich zahlte man für 12 Maß Weizen einen Denar (Wilhelm Bousset).

Das bedeutet zunächst einmal, dass zur Zeit Jesu eine tägliche Brotration 1/12 eines Tageslohnes kostete. Hier ist ein Vergleich zur heutigen Schweiz:
Das durchschnittliche Monatseinkommen beträgt knapp 6'900.- CHF.
Das Tageseinkommen läge somit bei etwa 225.- CHF.
Ein halbes Kilo Brot kostet 3.10 CHF (Stand: 18.10.2023)
Somit beträgt die Tagesration 1/72 des Tageslohns!

Wenn wir erneut die Teuerung in Offb 6 betrachten, könnte man es wie folgt interpretieren:

  1. Das Brot wird um das 12-fache teurer, also 37.20 CHF für 500 g Weizenbrot.
    oder
  2. 500 g Weizenbrot kostet 225.- CHF. Das Gerstenbrot wäre dann um das 3-fache günstiger, aber immer noch bei 75.- CHF pro Pfund.

Ich fürchte, dass die zweite Variante bereits in gewissen Regionen dieser Welt Realität ist oder in Zukunft Realität werden könnte.

Betrachten wir es niemals als Selbstverständlichkeit, dass wir noch Brot im Überfluss haben dürfen!

Das "tägliche Brot" ist auch ein Synonym für die tägliche Nahrung! In Asien dürfte es hauptsächlich Reis sein, in Afrika vielleicht eher Mais oder Hirse. In Teilen von Südamerika ist es manchmal auch die Kartoffel.

Zur Zeit Jesu hatte der Weizen im Vergleich zu heute nur etwa 4% vom heutigen Gluten-Anteil. Das ergaben Proben aus einem intakten Weizentopf, der unter dem Lavagestein von Pompeji gefunden wurde. Somit war der Weizen von damals wesentlich gesünder als heute!

Der Herstellungsprozess des Brotes

Das Brot und sein Herstellungsprozess sind wahrhaft ein Wunder:

Schritt Beschreibung Notizen
1. Aussäen des Weizens Beginn des Prozesses, bei dem Weizen in einem Feld ausgesät wird, um zu wachsen. Das Weizenkorn "muss sterben", damit es viel Frucht bringt (Joh 12:24).
2. Ernte Die reifen Weizenähren werden geerntet und die Körner werden von den Ähren getrennt. Die Trennung zwischen Spreu und Weizen.
3. Mahlen Die Weizenkörner werden gemahlen, um Mehl herzustellen. Ein Zerreibungsprozess, der ganz feines weißes Pulver entstehen lässt. Grundlage für die Vereinigung mit Wasser.
4. Mischen Mehl, Wasser, Salz und Hefe (oder Sauerteig) werden gemischt, um den Teig herzustellen. Diese Zutaten haben auch etwas mit den biblischen Lebensgrundlagen zu tun.
5. Kneten Der Teig wird ausgiebig geknetet, um die Bildung von Gluten zu fördern und den Teig elastisch zu machen. Elastisch machen.
6. Gehen lassen Der Teig ruht und gärt, um aufzugehen und an Volumen zu gewinnen. Wachstum durch Ruhe.
7. Formen Der aufgegangene Teig wird in die gewünschte Brotform gebracht. In die richtige Form bringen.
8. Zweites Gehen lassen Das geformte Brot wird erneut ruhen gelassen, um erneut aufzugehen. Ein weiteres Wachstum durch Ruhe.
9. Backen Das Brot wird in einem Ofen gebacken, bis es goldbraun und fest ist. Erst durch die Hitze und ...
10. Abkühlen Das frisch gebackene Brot wird abgekühlt, um seine Struktur zu stabilisieren. ... das Abkühlen wird das Brot genießbar.

Das "geistliche Brot"

Genauso wie unser Körper tägliche Nahrung benötigt, benötigt auch unser innerer geistlicher Mensch Nahrung. Jesus sagte, als es um das natürliche Brot ging, Folgendes:

  • Es steht geschrieben: »Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht.« (Mt 4:4)

Das Wort Gottes ist die geistliche Nahrung, die jeder Christ täglich benötigt. Jesus Christus ist das fleischgewordene Wort Gottes. So lesen wir im Prolog des Johannesevangeliums:

  • "Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns; und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit." (Joh 1:14)

Jesus Christus hielt in Joh 6 eine sogenannte 'Brotrede', in der Er unter anderem folgendes sagte:

  • "Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist. Wenn jemand von diesem Brot isst, wird er in Ewigkeit leben. Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch, das ich für das Leben der Welt geben werde." (Joh 6:51)

Mit dem 'Fleisch Jesu' ist vermutlich der Herrlichkeitsleib Jesu gemeint, den Er hatte, als Er bei Gott dem Vater war. Diesen Herrlichkeitsleib legte Er ab, bevor Er Mensch wurde, und diesen Herrlichkeitsleib stellt Er nun jedem zur Verfügung, der an Ihn glaubt! Durch das tägliche Aufnehmen des Wortes Gottes essen wir geistig Sein Fleisch, das heißt, Seinen Herrlichkeitsleib. Der himmlische Vater gibt uns das wahre Lebensbrot, das aus dem Himmel gekommen ist, und dadurch haben wir Anteil an Seiner Göttlichkeit!

Die Lehre des Wortes Gottes (der Bibel) wird auch als 'feste Speise' bezeichnet, wie sowohl Paulus als auch der Autor des Hebräerbriefes schreiben:

  • "Ich habe euch Milch zu trinken gegeben, nicht feste Speise; denn ihr konntet ⟨sie⟩ noch nicht ⟨vertragen⟩. Ihr könnt es aber auch jetzt noch nicht, ..." (1Kor 3:2)
  • "Eigentlich müsstet ihr längst in der Lage sein, andere zu unterrichten; stattdessen braucht ihr selbst wieder jemand, der euch die grundlegenden Wahrheiten der Botschaft Gottes lehrt. Ihr habt sozusagen wieder Milch nötig statt fester Nahrung." (Hebr 5:12 - NGÜ).

Nicht wenige Teenager leiden heutzutage unter Magersucht. Sie möchten noch schlanker werden und haben keinen Appetit mehr. Essen ist für sie eine 'Qual'!
Leider gibt es auch unter uns Christen eine weitverbreitete 'geistliche Magersucht'. Man findet keine Zeit mehr für geistliche Nahrung und somit für das Wort Gottes! In Spr 19:24 steht das seltsame Wort:

  • "Hat der Faule seine Hand in die Schüssel gesteckt, nicht einmal zu seinem Mund bringt er sie zurück."

So einen Faulen habe ich noch nie gesehen! Wenn ich aber an das geistliche Essen denke, dann gibt es nicht wenige, auf die das zutrifft!

Eigentlich sollten wir jeden Tag mindestens ein Kapitel aus dem AT und eines aus dem NT als geistliche Nahrung zu uns nehmen! Mehr wäre auf jeden Fall noch besser!

Wer das Wort Gottes betend liest und studiert, darf seinen geistlichen Hunger und Durst stillen! Nur Jesus Christus schenkt uns das wahre Lebensbrot und das lebendige Wasser! Durch die Bibel halten wir den größten Reichtum in Händen, und es ist sehr schade, wenn wir nicht aus dieser Fülle schöpfen!


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